Universität Osnabrück, Graduiertenkolleg Mikrostruktur oxidischer
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GRADUIERTENKOLLEG MIKROSTRUKTUR OXIDISCHER KRISTALLE 47<br />
Durch Lumineszenz nachgewiesene magnetische Resonanz: Aufbau<br />
eines Spektrometers und Messungen an den Laserkristallen Al2O3:Cr<br />
und Al2O3:Ti<br />
Beginn des Projekts: 01.08.1994<br />
Beginn der Förderungsperiode: 01.07.1997<br />
Ende des Projekts: 31.07.1997<br />
Dipl. Phys. Egils Ruza<br />
Betreuer: Dr. H.-J. Reyher, Prof. Dr. O. F. Schirmer, apl. Prof. Dr. M. Wöhlecke<br />
Zusammenfassung<br />
Im Berichtzeitraum ist die ODMR-Messapparatur, deren Aufbau schon im vorherigen Teilbericht [1] geschildert<br />
wurde, weiter verbessert und intensiv verwendet worden. Mit der optisch detektierten magnetischen Resonanz<br />
(ODMR) in Lumineszenz ist eine Klärung der bisher kontrovers diskutierten Modelle der „blau-grünen“<br />
Lumineszenz in Ti-dotiertem Al2O3 gelungen. Die Daten aus den ODMR-Messungen des angeregten Zustandes<br />
erlaubten, die „blaue“ und die „grüne“ Lumineszenzbande jeweils einem Ti 3+ -O - -Defektzentrum zuzuordnen.<br />
Des weiteren lieferte die ODMR Informationen über die unterschiedliche mikroskopische Struktur der Defektzentren.<br />
ODMR-Messungen in Cr-dotiertem Al2O3 ermöglichten eine Kalibrierung des Messaufbaus.<br />
Stand der Forschung<br />
Von Ti-dotiertem Al2O3 ist vor allem die Emissionsbande im nahen IR bekannt, da die entsprechenden Übergänge<br />
beim Ti-Laser aktiv sind. Die Wechselwirkung des angeregten d-Elektrons von Ti 3+ mit dem Gitter führt<br />
zu einer dynamischen Verbreiterung der Emissionsbande, die die Basis für den breiten Abstimmbereich des Ti-<br />
Lasers bildet [2]. Neben der NIR-Emissionsbande ist auch seit langem eine Emission im blauen Wellenlängenbereich<br />
in vielen Ti-aktivierten Materialien bekannt [3,4]. In Al2O3:Ti wurde diese Lumineszenz bei Raumtemperatur<br />
erst 1985 beobachtet und mit Ti 4+ korreliert [5,6], da durch das Tempern des Kristalls ihre Intensität<br />
zugunsten der Ti 3+ -Emission abgenommen hat. Später wurde die „blaue“ Emission einem (4s→3d)-Übergang<br />
von Ti 3+ zugeordnet [7]. In Konkurrenz dazu steht das Modell, dass diese Lumineszenz nicht von einem Ti 3+ -<br />
Zentrum kommt, sondern eher von einem Aggregat-Zentrum stammt [8]. Dagegen haben Blasse et al. durch<br />
Temperexperimente diese Lumineszenzbande einem Ti 4+ -O 2- -Charge-Transfer-Übergang zugewiesen [9]. Weitere<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass die UV-angeregte Lumineszenz von Al2O3:Ti zwei verschiedene Komponenten<br />
mit unterschiedlichen Lebensdauern [10] und Maxima [11] besitzt, die „blaue“, langlebige Teilbande<br />
und die „grüne“, kurzlebige Teilbande (Lebensdauern 1.4 ms und 47 µs bei T=10 K). Diese Teilbanden weisen<br />
unterschiedliche Anregungsspektren auf. Die „blaue“ wird mit 255 nm und 272 nm, und die grüne mit 295 nm<br />
angeregt [12]. Zur Erklärung der kurzlebigen „grünen“ Teilbande wurde der (4s→3d)-Übergang von Ti 3+ vorgeschlagen,<br />
da sich dadurch die Abhängigkeit der Emissionseffizienz von der Anregungsintensität erklären<br />
ließ [11]. Im Gegensatz dazu schlug Yamaga für die grüne Teilbande ein modifiziertes Ti-Charge-Transfer-<br />
Modell vor, wobei das Ti 4+ -Zentrum von einer direkt benachbarten Al-Vakanz 1 gestört sein soll [12]. Durch<br />
Untersuchungen an Al2O3:Ti-Proben und kodotierten Al2O3:Ti,Mg-Proben wurde das Modell der lokal kompensierten<br />
Charge-Transfer-Zentren gestützt, da die Lebensdauern der „grünen“ Teilbande in beiden Proben unterschiedlich<br />
waren [13,14]. Aufgrund dessen, dass auch in undotierten synthetischen Al2O3-Kristallen eine blaue<br />
Lumineszenz vorhanden ist, wurde neuerdings das F + -Zentrum für die Lumineszenz im Sichtbaren verantwortlich<br />
gemacht [15]. Die F + -Zentren-Bildung soll nach Ref. [15] durch Ti-Dotierung gefördert werden.<br />
Das Ziel der vorliegenden Arbeit bestand darin, diese widersprüchlichen Modelle der Al2O3:Ti-Lumineszenz im<br />
Bereich von 400 nm bis 700 nm zu überprüfen.<br />
1<br />
Die Vakanzen sind negativ zum Gitter geladen und kompensieren somit den positiven Ladungsüberschuss, der<br />
durch den Einbau von Ti 4+ -Zentren entsteht.