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Universität Osnabrück, Graduiertenkolleg Mikrostruktur oxidischer

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32 UNIVERSITÄT OSNABRÜCK, FACHBEREICH PHYSIK<br />

Es ist damit zu rechnen, daß auch in anderen Materialien homogene pyroelektrische Felder einen großen Einfluß<br />

auf den lichtinduzierten Ladungstransport haben. Eine ganze Reihe von Gründen zeigt die Bedeutung dieser<br />

Erkenntnisse:<br />

• Es können große Brechungsindexänderungen und Beugungseffizienzen erzielt werden, ohne ein äußeres<br />

elektrisches Feld anzulegen.<br />

• Der Effekt ist bei der Entwicklung zukünftiger Anwendungen auf der Basis photorefraktiver und pyroelektrischer<br />

Kristalle zu berücksichtigen. Aber auch bekannte Techniken, wie das elektrische Fixieren oder<br />

die Frequenzverdopplung mit Hilfe von periodischen Domänenstrukturen, können durch pyroelektrische<br />

Felder beeinflußt werden.<br />

• Durch diesen Effekt erzeugte Strahlprofilinstabilitäten sind in der Lage, die Effizienz phasenkonjugierender<br />

Spiegel zu beeinflussen.<br />

• Ein tieferes Verständnis über den pyroelektrischen Effekt kann durch Anwendung optischer Techniken<br />

erreicht werden.<br />

• Zueinander inkohärente Strahlen können durch die Absorption von Lichtenergie miteinander wechselwirken.<br />

Hier ergibt sich ein Spielraum für neuartige Techniken des optischen Schaltens. Über die Wärmeleitfähigkeit<br />

des Materials ist selbst die gegenseitige Beeinflussung sich nicht überlappender Strahlen möglich.<br />

2.4 Piezoelektrisch induzierte Oberflächenreliefgitter<br />

In der überwältigenden Mehrheit der Arbeiten zum photorefraktiven Effekt in elektrooptischen Kristallen werden<br />

die Prozesse beim Aufbau eines Raumladungsfeldes in der Nähe der Kristalloberfläche und an der Oberfläche<br />

selbst nicht berücksichtigt. Falls das Volumen, in dem Wechselwirkung zwischen Licht und Materie stattfindet,<br />

ausreichend ist, so daß Oberflächeneffekte vernachlässigt werden können, ist dieses Vorgehen gerechtfertigt.<br />

Es gibt aber experimentelle Bedingungen, die das Einbeziehen der Oberfläche erfordern. Dazu gehört<br />

z.B. das holographische Schreiben in photorefraktiven Wellenleitern.<br />

Eine einfache Abschätzung zeigt, daß die Beugung an einem elektrooptisch induzierten Brechungsindexgitter<br />

an der Oberfläche (Amplitudengitter durch Modulation der Reflektivität) gegenüber der Beugung an einem<br />

piezoelektrisch induzierten Oberflächenreliefgitter (Phasengitter durch Reliefbildung) zu vernachlässigen ist,<br />

daß letzteres jedoch der experimentellen Beobachtung zugänglich sein müßte.<br />

In einem wiederum mit Phasenmodulationstechnik durchgeführten Experiment konnte erstmalig an einer<br />

eisendotierten Bi 12TiO 20-Probe (BTO) ein Oberflächenreliefgitter, hervorgerufen durch den piezoelektrischen<br />

Effekt, in der holographischen Standardkonfiguration eindeutig nachgewiesen werden. Die Abhängigkeiten der<br />

Beugungseffizienz von der Gitterperiode, dem externen elektrischen Feld und der Polarisation der beiden<br />

Schreibstrahlen schließen ein Gitter elektrooptischen Ursprungs aus. Die gemäß einem einfachen Modell berechnete<br />

Amplitude der Oberflächendeformationen weicht vom experimentellen Wert um den Faktor zehn ab,<br />

was jedoch in der Einfachheit erster Modellbetrachtungen liegt. Jüngste Resultate verfeinerter Rechnungen<br />

reduzieren die Diskrepanz schon auf den Faktor 1.5.<br />

2.5 Gitteroszillationen<br />

Üblicherweise wird in Experimenten unter Verwendung phasenmodulierter Signalstrahlen vorausgesetzt, daß<br />

die Vibrationsfrequenz des Interferenzmusters sehr viel größer ist als die inverse Maxwellzeit τ M. Die Raumladungsfelder<br />

können den Bewegungen des Lichtmusters nicht folgen. Dadurch wird gewährleistet, daß das Brechungsindexgitter<br />

bezüglich Amplitude und Phase in guter Näherung ungestört ist; das Meßobjekt Brechungsindexgitter<br />

wird nicht durch das Meßverfahren Oszillation des Lichtmusters beeinflußt.<br />

Im Frequenzbereich unterhalb der inversen Maxwellzeit bietet sich diese Technik dagegen auch zur direkten<br />

Beobachtung der Dynamik der Hologrammaufzeichnung an. Das genaue Studium der in diesem Frequenzintervall<br />

zu erwartenden, stark ausgeprägten Gitteroszillationen ermöglicht neben der Bestimmung der Maxwellzeit<br />

z. B. die Messung der Drift- und Diffusionslängen. Einen weiteren interessanten Aspekt stellt der Einfluß höherer<br />

Harmonischer der Raumfrequenz K auf die Oszillationen dar, ein Sachverhalt, der für nichtlineare Effekte<br />

verantwortlich ist. Zu diesem Zweck bieten sich Untersuchungen an dünnen Hologrammen an, so daß nicht nur<br />

r<br />

Bragg-Beugung am Gitter mit dem Vektor K auftreten kann (lineare Hologrammaufzeichung), sondern auch die<br />

r r<br />

sogenannte „Nicht-Bragg“-Beugung an Gittern mit Vielfachen 2K<br />

, 3K<br />

usw. zu beobachten ist (nichtlineare<br />

Hologrammaufzeichnung).<br />

Die durchgeführten Experimente an dünnen Hologrammen in einer BTO-Probe zeigten, daß ein direktes Studium<br />

der Amplituden der Gitteroszillationen in Abhängigkeit von Parametern wie der Frequenz der Phasenmodu-

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