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Universität Osnabrück, Graduiertenkolleg Mikrostruktur oxidischer

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GRADUIERTENKOLLEG MIKROSTRUKTUR OXIDISCHER KRISTALLE 31<br />

Abbildung 1: Modell für den lichtinduzierten Ladungstransport<br />

in SBN:Ce. Elektronen werden durch<br />

Absorption eines Photons vom Ce 3+ -Ion in das Leitungsband<br />

(LB) gehoben. Dort durchlaufen sie<br />

mehrmals den Zyklus bestehend aus Lokalisation in<br />

flachen Zentren und thermischer Anregung aus diesen,<br />

bis sie schließlich mit dem tiefen Zentrum Ce 4+<br />

rekombinieren. Mit „VB“ ist das Valenzband gekennzeichnet.<br />

Die Dunkelleitfähigkeit cerdotierter SBN-Kristalle mit Konzentrationen von 0.2 und mehr Gew.-% CeO 2 beträgt<br />

σ d = 3×10 -13 Ω -1 m -1 [1]. Die Konzentration der Leitungsbandelektronen im Dunklen ergibt sich damit zu N e =<br />

5×10 11 m -3 . In einem Kristallvolumen von 1 mm 3 befinden sich bei Dunkelheit nur 500 Elektronen im Leitungsband.<br />

Die zusätzliche Berücksichtigung der Ergebnisse der Pulslaserexperimente führt zu der Erkenntnis, daß<br />

die Leitungsbandelektronen im Mittel 33 mal durch flache Zentren, die im Bandmodell energetisch knapp unterhalb<br />

der Leitungsbandkante angesiedelt sind, eingefangen und thermisch wieder angeregt werden, bevor sie<br />

endgültig mit dem Fängerion Ce 4+ rekombinieren. Das Modell ist schematisch in Abbildung 1 wiedergegeben.<br />

Diese bisher einmaligen Einblicke in die mikroskopischen Prozesse erlauben es nun, die im Hinblick auf<br />

optimale photorefraktive Eigenschaften notwendige Cer-Konzentration von SBN zu berechnen. Weiterhin sind<br />

allgemeine Aussagen auch für andere photorefraktive Materialien möglich: Es zeigt sich zunächst, daß nur ein<br />

geringer Bruchteil der Photonen beim Passieren einer gefüllten tiefen Störstelle absorbiert wird. Das ist jedoch<br />

kein Problem, da die Konzentration der Elektronenspender durch Erhöhung der Dotierungskonzentration oder<br />

mittels reduzierender Behandlung gesteigert werden kann. Dagegen ist die schlechte Anregungseffizienz, nur<br />

6% der absorbierten Photonen regen ein Elektron an, von großem Nachteil, weil 94% des Lichts nutzlos verloren<br />

geht. Die besonders große Effizienz beim Einfang der freien Leitungsbandelektronen zeigt die langreichweitige<br />

Wirkung der Coulomb-Wechselwirkung. Sie reduziert die Leitfähigkeit und vergrößert die Antwortzeiten.<br />

Obwohl die Untersuchungen auf SBN konzentriert wurden, ist anzunehmen, daß diese allgemeinen Feststellungen<br />

für viele oxidische photorefraktive Kristalle gelten. Daher ist mit einer spürbaren Erhöhung der photorefraktiven<br />

Empfindlichkeit für neue Kristallzusammensetzungen kaum zu rechnen. Als Ausweg bleibt die Erhöhung<br />

der Lichtintensität durch Fokussierung von Laserstrahlen oder durch die Verwendung von Laserpulsen.<br />

2.3 Pyroelektrizität bei Dauerstrichintensitäten<br />

Bei der Betrachtung des lichtinduzierten Ladungstransports in elektrooptischen Kristallen werden im Bereich<br />

von Intensitäten, wie sie typischerweise von Dauerstrichlasern zur Verfügung gestellt werden, die Drift in externen<br />

elektrischen Feldern, die Diffusion und der volumenphotovoltaische Effekt als Antriebsmechanismen für<br />

die Ladungsumverteilung berücksichtigt. Der Einfluß des pyroelektrischen Effekts wurde bisher nur für gitterförmige<br />

Beleuchtung mit Pulslaserintensitäten als signifikant erachtet [4].<br />

In Experimenten mit Dauerstrichlasern ist jedoch zu bedenken, daß der Kristall durch Absorption der auftreffenden<br />

Beleuchtung homogen erwärmt wird. Die damit einhergehende Änderung der Spontanpolarisierung P s führt<br />

zur Ansammlung von Polarisationsladungen auf den beiden Flächen senkrecht zur Achse der Spontanpolarisierung.<br />

Ein homogenes pyroelektrisches Feld E pyro entsteht, welches im Kristallvolumen wie ein von außen angelegtes<br />

Feld wirkt und daher eine signifikante Rolle beim lichtinduzierten Ladungstransport übernehmen kann.<br />

Experimente bei Dauerstrichintensitäten unter Verwendung einer Phasenmodulationstechnik zeigen, daß durch<br />

homogene Erwärmung von SBN-Kristallen, realisiert durch elektrische Heizung oder durch Absorption bei<br />

intensiver Beleuchtung, Raumladungsfelder der Größenordnung 60 kV/m erzeugt werden konnten, welche einen<br />

Beugungswirkungsgrad von nahezu 100% ermöglichen. Für außerordentlich polarisiertes Licht ist die starke<br />

Wechselwirkung zwischen den Lichtstrahlen aufgrund thermischer und pyroelektrischer Einflüsse anhand transienter<br />

Strahlprofilinstabilitäten zu erkennen.

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