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Zwerge ganz groß - Pioneer

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Als Halbzwerge bezeichnet man Rapssorten<br />

mit einem geringeren Längenwachstum. Versuche<br />

zeigen, dass dieser Wuchstyp viele Vorteile<br />

hat – und das bei gleichem Ertrag im Vergleich<br />

zu normallangen Rapssorten.<br />

Als man die Ernte mit Sichel und Sense einbrachte,<br />

spielte die Druscheignung noch gar<br />

keine Rolle und das Getreide konnte auf der<br />

Tenne nachreifen. Als dann der Mähdrescher<br />

auf den Feldern Einzug hielt, verlagerte sich<br />

die Ausreife von der Garbe auf den Halm und<br />

der Erntetermin von der Gelb- zur Totreife. Die<br />

Druscheignung stand plötzlich in hoher Priorität<br />

und veränderte die Zuchtziele drastisch.<br />

Übermannshohe oder späte Sorten fielen aus<br />

dem Sortenkarussell. Sorten mit guter Standfestigkeit,<br />

kurzem Stroh und gleichmäßiger<br />

Abreife drängten dagegen in den Vordergrund.<br />

Was in der Getreidezüchtung mit kurzstrohigen<br />

Mähdruschsorten längst umgesetzt ist,<br />

begann in der Rapszüchtung sehr wiederstre-<br />

<strong>Zwerge</strong> <strong>ganz</strong> <strong>groß</strong><br />

Von Dr. Andrea FEIFFER, feiffer consult, Sondershausen (D)<br />

77 77<br />

bend. Lange Ertrag Zeit schien und Öl Kurzstrohigkeit sind beim Halbbeim<br />

Raps mit hohen zwerg Erträgen konkurrenzfähig.<br />

unvereinbar zu sein.<br />

Deshalb ging die bisherige Rapszüchtung mit<br />

stetig steigender Biomasse einher. Lagerprobleme<br />

und eine erschwerte Dreschbarkeit mit<br />

höheren Verlusten sind die Folge. Der neue<br />

Wuchstyp der Halbzwerge kombiniert Ertrag<br />

und Druscheignung sehr erfolgsversprechend.<br />

Etwa 30 cm kürzer<br />

Halbzwerge sind etwa 30 cm kürzer im Wuchs.<br />

Während das Schotenpaket bei Normalstrohsorten<br />

von einem langen Stängel getragen<br />

wird, ist dieser beim Halbzwerg eingespart.<br />

Die Verzweigung der schotentragenden Triebe<br />

beginnt direkt ab Erdboden. Das verleiht ihm<br />

eine standfeste Architektur mit vielen Ertragsund<br />

Druschvorteilen Halbzwerge überwachsen<br />

kaum und lassen sich gegebenenfalls leicht<br />

durch Triazole einkürzen. Deshalb ist ihr Aussaatfenster<br />

recht breit und reicht fast von


Platzhalter für Bildtext,<br />

Wuchshöhe<br />

Halbzwerg Vergleichshybrid<br />

Anfang bis Ende der Rapsbestellung. Halbzwerge<br />

sind demnach für Frühsaat und als<br />

Hybriden auch für Spätsaat geeignet.<br />

Geringe Durchfahrschäden<br />

Zur Blütenbehandlung ist der Halbzwerg deutlich<br />

kürzer als die Normalstrohhybriden.<br />

Kurzstrohige Sorten sind wegen ihrer Pflanzenarchitektur<br />

stärker durch Sklerotiniabefall<br />

gefährdet, weshalb sich bei den Halbzwergen<br />

immer eine fungizide Maßnahme in der Blüte<br />

empfiehlt. Sofern ein Warndienstaufruf nicht<br />

vorher erfolgt, kann man allerdings den kurzen<br />

Wuchs der Halbzwerghybriden nutzen und die<br />

Behandlungsmaßnahmen in der späten Blüte<br />

(bis EC 69) durchführen, um den weiteren<br />

Zuwachs und damit alle Schoten optimal zu<br />

schützen. Bei Normalstrohhybriden ist dieser<br />

späte Termin schwer möglich und man wird<br />

78<br />

eher frühe Termine wählen, weil<br />

jeder Tag Längenwachstum bringt<br />

und damit Durchfahrschäden.<br />

Der Anteil des Zwiewuchses ist in<br />

der Fahrgasse von Halbzwergen<br />

wesentlich geringer, so dass Ertrag<br />

und Druschleistung zur<br />

Ernte höher sind.<br />

An die Optik gewöhnen<br />

Bis zur Ernte muss man sich mit<br />

einer anderen Optik abfinden.<br />

Der Halbzwerg sieht, nach unserem<br />

gewohnten Bild, eher mickerig<br />

aus und man zweifelt bis zur<br />

Ernte seinen Ertrag an.<br />

Der Halbzwerg verzweigt sich<br />

jedoch intensiv und bringt nicht<br />

weniger schotentragende Triebe als Normalstrohhybriden.<br />

Er macht viele kleine Schoten,<br />

aber größere Körner. Der Ertrag kommt über<br />

die Körnerzahl mal TKG.<br />

Bei den Landessortenversuchen konnten die<br />

Halbzwerge gleichauf mit den führenden Sorten<br />

abschneiden und ihre guten Leistungen in<br />

den Wertprüfungen und im Bundessortenversuch<br />

bestätigen.<br />

Halbzwerge haben weniger grüne<br />

Stängelmasse.


Ebenso wichtig für Landwirte sind hohe Ölgehalte.<br />

Sie werden von der aufnehmenden Hand<br />

gut honoriert.<br />

Die ersten Generationen konnten nicht <strong>ganz</strong><br />

überzeugen. Mittlerweile sind jetzige Halbzwerggenerationen<br />

mit Vergleichshybriden<br />

ebenbürtig.<br />

Kurze Sorten dreschen leichter<br />

Halbzwerge weisen eine deutlich bessere Druscheignung<br />

auf, die sich in mehrjährigen Feld-<br />

Normalstrojh-Hybrid<br />

35 % weniger Diesel<br />

beim Drusch von<br />

Halbzwergen.<br />

Rapshalbzwergversuch 2007<br />

Mähdrescherleistung und Verlust<br />

Halbzwerg-Hybrid<br />

79 79<br />

versuchen mit etwa 18 % höherer Mähdrescherleistung<br />

sowie mit fast 1 l/t geringeren<br />

Kraftstoff ausgewirkt hat. Die bessere Druscheignung<br />

ergibt sich aus der Kombination von<br />

geringerer Biomasse und deren guter Abreife.<br />

Das vereinfacht den staufreien Einzug am<br />

Schneidwerk sowie den Ausdrusch und die<br />

Abscheidung auf Schüttler/Rotoren und Sieben.<br />

Gerade Mähdrescherfahrer wissen diese<br />

Vorzüge sehr zu schätzen, auch weil die<br />

Maschineneinstellung einfacher ist.<br />

Interessante Vorteile<br />

Für den Lohnunternehmer und Landwirt liegen<br />

die Vorteile des Halbzwergs in folgenden<br />

Bereichen:<br />

• leichteres, energieärmeres Schneiden<br />

• bessere Schneidwerksarbeit durch geringe<br />

Stängeldicke und kompaktes Schotenpaket<br />

• höhere Mähdrescherleistung durch bessere<br />

Abscheidung auf Schüttler/Rotoren und<br />

Sieben<br />

• geringere Gesamternteverluste um mind. 2 %<br />

• geringere Rücktrocknung<br />

• sicherer Erntetermin durch gleichmäßige<br />

Abreife<br />

• einfachere Mähdreschereinstellung<br />

• geringerer Kraftstoffverbrauch<br />

• bessere Häckslerarbeit und Strohverteilung<br />

• höhere Erntesicherheit<br />

• schnellere Folgearbeiten<br />

Der Fokus der Landwirte bei neuen Sorten<br />

wird sich zukünftig verstärkt auf die Ressourceneffizienz<br />

richten. Mit welcher Sorte lässt<br />

sich die höchste Nutzung der Sonnenenergie,<br />

der Mähdrescherleistung, der bestandesführenden<br />

Maßnahmen u.a.<br />

erzielen bei gleichzeitig hohen<br />

Erträgen. Solche Sorten werden<br />

vorzüglicher, die sich unkompliziert,<br />

leistungsstark und verlustarm<br />

in einem gewünschten<br />

Erntefenster dreschen lassen<br />

sowie im Produktionsmanagement<br />

sicher und einfach zu<br />

handhaben sind. Wenn der neue<br />

Wuchstyp der Raps-Halbzwerge<br />

sich auch in Zukunft als<br />

ertragsstabil erweist und sich<br />

die subjektiven Vorbehalte verringern,<br />

werden sich kürzere<br />

Sorten über ihre Vorteile durchsetzen.

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