PRISMA Fruehling 2018
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Prisma<br />
Informationszeitung der<br />
Der Kunst<br />
ihre Zeit.<br />
Frühjahr <strong>2018</strong>
DITORIAL<br />
Geschätzte Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürger, liebe Jugend!<br />
Der Sommer steht vor der Tür<br />
und damit auch der von vielen<br />
Schülern ersehnte Beginn der<br />
Sommerferien. Ausschlafen zu können,<br />
die Freizeit zu genießen, mit Freunden<br />
Zeit zu verbringen, für all diese Dinge<br />
sind die Ferien da. Für die Eltern, die<br />
im Berufsleben stehen, ist es jedoch<br />
oft schwierig, Kindern für diese neun<br />
Wochen ein Programm zu bieten oder<br />
schlicht weg sie zu beaufsichtigen.<br />
Bei der Ferienbetreuung für unsere<br />
Kindergarten- und Volksschulkinder<br />
übernimmt die Gemeinde eine wichtige<br />
Rolle zur Unterstützung der Eltern. Mit<br />
einem, wie jedes Jahr, unterhaltsamen<br />
Kinderferienprogramm wird zusätzlich<br />
für Abwechslung in der Ferienzeit gesorgt.<br />
An dieser Stelle möchte ich mich<br />
ganz herzlich bei all denen bedanken,<br />
die uns dabei unterstützen und helfen.<br />
Die Betreuung unserer Kinder ist<br />
nur eine von vielen Aufgaben, für die<br />
Gemeinden heute Verantwortung tragen.<br />
Es sind viele Tätigkeitsfelder im<br />
sozialen Bereich, die von der Kommune<br />
übernommen werden, wie zum Beispiel<br />
die Errichtung von Tagesbetreuungseinrichtungen<br />
für Kleinkinder.<br />
Ab September <strong>2018</strong> bieten auch wir<br />
die Möglichkeit Ein- bis Dreijährige<br />
zu betreuen, um Müttern die Chance<br />
zu geben Job und Familie zu verbinden.<br />
Der Ausbau von Kindergärten<br />
und Schulen, sowie die Errichtung von<br />
weiteren Infrastrukturmaßnahmen ist<br />
notwendig, weil sich unsere Gemeinde<br />
stetig weiterentwickelt. Die Unterstützung<br />
der Feuerwehren und Vereine,<br />
die Schaffung von Einrichtungen zur<br />
Betreuung unserer älteren Menschen<br />
und noch vieles mehr liegen uns am<br />
Herzen.<br />
Wir sind eine Zuzugsgemeinde, den<br />
Menschen gefällt es in Sitzenberg-<br />
Reidling und das ist gut so. Wir werden<br />
uns bemühen, unsere wachsende Gemeinde<br />
so zu gestalten, dass sie auch<br />
in Zukunft liebens- und lebenswert für<br />
unsere Bürgerinnen und Bürger ist.<br />
Unsere Landschaft und unsere dörfliche<br />
Struktur sind es, die Viele dazu<br />
bewegen, ihren Lebensmittelpunkt bei<br />
uns zu gründen und nach Sitzenberg-<br />
Reidling zu ziehen.<br />
Dies zu erhalten, zu pflegen und<br />
gleichzeitig den Fortschritt in der<br />
Entwicklung des ländlichen Raumes<br />
zu forcieren, wird eine der Herausforderungen<br />
für die kommenden Jahre<br />
sein. Als Beispiel möchte ich hier den<br />
Breitbandausbau nennen, denn die Digitalisierung<br />
wird vielen Menschen die<br />
Möglichkeit bieten, Arbeit und Freizeit<br />
zu kombinieren.<br />
Zu diesem <strong>PRISMA</strong>: Unter dem Motto<br />
„Der Kunst ihre Zeit.” haben wir in dieser<br />
Ausgabe einen Schwerpunkt den<br />
künstlerischen Aktivitäten in unserer<br />
Gemeinde gesetzt.<br />
Beginnend mit den Sommerspielen<br />
auf Schloss Sitzenberg, die heuer<br />
schon zum 15. Mal stattfinden, wird mit<br />
der Komödie „Figaro lässt sich scheiden“,<br />
von Ödön von Horvarth, heuer<br />
mit Adriana Zartl in der Titelrolle, für<br />
beste Unterhaltung gesorgt. Ebenso<br />
haben wir die Leistungen unseres<br />
Musikvereins beim Frühjahrskonzert<br />
am 28. April entsprechend präsentiert.<br />
Mit dem Musical „1000 Farben hat<br />
die Welt” haben alle Beteiligten unserer<br />
Volksschule am 24. & 25. 4. eine<br />
gervorragende Leistung geboten.<br />
Last but not least gastierte am 5. Mai,<br />
bereits zum vierten Mal das Lastkrafttheater<br />
in unserer Gemeinde. Alles in<br />
Allem viel künstlerisches Schaffen, auf<br />
das wir sehr stolz sind.<br />
Zwei Zeitzeugen widmen wir in dieser<br />
Ausgabe ebenfalls gebührend Raum.<br />
Dem Künstler Arik Brauer und Wilhelm<br />
Kiesl. Was haben diese beiden Männer<br />
gemeinsam? Nun ja, Arik Brauer wurde<br />
am 4. 1. 1929 und Wilhelm Kiesl am 2. 7.<br />
1929 geboren. Zwei Männer mit höchst<br />
unterschiedlichen Biografien, jedoch<br />
beide mit einer bewegten Geschichte.<br />
Abschließend möchte ich sie noch<br />
einladen, die Feste unserer Freiwilligen<br />
Feuerwehren und Vereine zu besuchen<br />
und natürlich auch die Sommerspiele<br />
auf Schloss Sitzenberg.<br />
Meine geschätzten Damen und Herren,<br />
liebe Jugend, ich möchte Ihnen<br />
allen einen schönen Sommer und<br />
schönen Urlaub wünschen, denen die<br />
zu Hause bleiben erholsame Tage in<br />
Sitzenberg Reidling, den Landwirten<br />
eine gute Ernte und uns allen wünsche<br />
ich, dass wir von Unwettern bestmöglich<br />
verschont bleiben.<br />
Ihr/Euer Bgm. Christoph Weber<br />
2 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
Adriana Zartl mit Anke Zisak<br />
und mit Toni Öllerer.<br />
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4 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
Figaro läßt sich scheiden<br />
ine zynische Komödie rund um Liebe, Eifersucht<br />
und einen Seitensprung darf erwartet<br />
werden, wenn die Sommerspiele Schloss<br />
Sitzenberg im Sommer <strong>2018</strong> „Figaro lässt<br />
sich scheiden“ präsentieren. EMit 1. Juni <strong>2018</strong> hat Intendant Martin Gesslbauer die<br />
Premiere punktgenau am 80. Todestag des Autors Ödön<br />
von Horváth angesetzt. Bis 24. Juni ist das hochkarätige<br />
Ensemble rund um Adriana Zartl, Stefan Rager, Anke<br />
Zisak und Johannes Terne im zauberhaften Arkadenhof<br />
von Schloss Sitzenberg zu erleben.<br />
Das Schicksal des Einzelmenschen, seine Anpassung<br />
an die Gesellschaft und die Warnung vor der Aufgabe<br />
menschlicher Werte – das sind die zentralen Themen,<br />
die Horváth so gekonnt in eine geistreiche Komödie zu<br />
verpacken verstand.<br />
In „Figaro lässt sich scheiden“ wird die Stoffvorlage von<br />
Beaumarchais und die bekannte Vertonung “Die Hochzeit<br />
des Figaro” von Mozart inhaltlich weiter gedacht:<br />
Nach der Hochzeit ist die Revolution ausgebrochen.<br />
Figaro hat dem Grafen und der Gräfin Almaviva zur<br />
Flucht über die Grenze verholfen und ist gemeinsam<br />
mit seiner Frau Susanne emigriert. Im Gegensatz zum<br />
Grafen, der mit sozialem Abstieg und finanziellem Ruin<br />
zu kämpfen hat, findet sich Figaro gut in den neuen<br />
Verhältnissen zurecht. Er eröffnet mit Susanne einen<br />
Friseursalon, mit dem er großen Erfolg hat. Dies hat<br />
jedoch vorrangig damit zu tun, dass er jegliche Ideale<br />
hintanstellt und stets das sagt, was die Kunden gerne<br />
hören wollen. Seine Frau Susanne nimmt ihn bald nur<br />
mehr als heuchlerischen Spießer wahr, der es jedem<br />
recht machen will. Jedem außer ihr! Denn er verweigert<br />
ihr das sehnlich gewünschte Kind, weil die Zukunft zu<br />
unsicher sei. Nach einem Seitensprung zerbricht die<br />
Ehe schließlich.<br />
Werden Figaro und<br />
➜<br />
Susanne wieder<br />
zueinander<br />
finden?<br />
INTENDANZ & REGIE<br />
Martin Gesslbauer<br />
ENSEMBLE<br />
Adriana Zartl, Stefan Rager, Johannes Terne, Anke Zisak, Michael Duregger,<br />
Michael Schefts, Felix Kurmayer und Anton Öllerer sowie den Kindern:<br />
Alma Dressler und Moritz Mörtl abwechselnd mit Noah Siebenhütter.<br />
PREMIERE<br />
Fr. 1. 6. <strong>2018</strong> 19:00 Uhr<br />
SPIELTERMINE<br />
Sa. 2.6.18 | So. 3.6.18<br />
Fr. 8.6.18 | Sa. 9.6.18 | So. 10.6.18<br />
Fr. 15.6.18 | Sa. 16.6.18 | So. 17.6.18<br />
Fr. 22.6.18 | Sa. 23.6.18 | So. 24.6.18<br />
BEGINN<br />
Fr. – Sa. 19:30 Uhr, So 17:30 Uhr<br />
Bei Schlechtwetter finden die Vorstellungen im Pfarrstadel statt!<br />
KARTEN & INFORMATIONEN<br />
E: karten@schloss-sitzenberg.at / W: www.schloss-sitzenberg.at<br />
Tel. Kartenverkauf: 0664 94 90 803 Di bis Sa 10-15 Uhr<br />
Martin Gesslbauer<br />
ist Schauspieler, Regisseur und Bühnenbildner<br />
(„DIE BUEHNENWERKSTATT“) und zeichnet seit<br />
2016 für die Gesamtleitung der Sommerspiele<br />
Schloss Sitzenberg verantwortlich.<br />
Als Künstlerischer Leiter war er 2012 für das<br />
Operetten-Fest-Schloss-Hof tätig. Er hat in<br />
unzähligen Inszenierungen im Sprech- und<br />
Musiktheater ein besonderes Gespür für das<br />
Publikum entwickelt.<br />
In Sitzenberg-Reidling ist Martin Gesslbauer bestens bekannt und beliebt,<br />
stand er doch vor seiner Tätigkeit als Intendant bereits als Max in „Anatols<br />
Hochzeitsmorgen“ und als Dr. Jura in „Das Konzert“ auf der Bühne.<br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong> 5
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6 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
Begleitendes Kulturporgramm<br />
Karneval der Tiere<br />
Eine interaktive Aufführung der „zoologischen Fantasie“<br />
von Camille Saint-Saëns für Kinder von 5 – 99 Jahren. Mit<br />
fröhlichem Tierstimmenraten stellen die Musiker vor dem<br />
Konzert ihre Instrumente vor. Wenn die Klarinette quietscht<br />
und die Flöte trillert, wonach klingt es dann? Nach Vogel,<br />
Maus oder Esel? In der Musik von Camille Saint-Saëns zeigt<br />
sich des Rätsels Lösung: Das „I-aah! I-aah!“ der Klarinette<br />
erkennen schon die Kleinsten sofort. Im Schildkrötentanz<br />
zeigt das Fagott, was es kann. Die Oboe gackert wie ein<br />
Huhn, näselt wie eine Ente oder kräht wie ein Hahn. Das<br />
Horn gibt dem Schwan Gestalt, und die Flöte zwitschert<br />
wie ein ganzer Vogelschwarm.<br />
Für den Karneval der Tiere gibt der Komponist nur den<br />
Rahmen vor – für einen kindgerechten, der das Erkennen<br />
von Melodien und tiercharakteristischen Details für die<br />
Kinder erleichtert.<br />
Die Sommerspiele Schloss Sitzenberg <strong>2018</strong> präsentieren<br />
Camille Saint-Saëns zeitlose Erzählung in der Bearbeitung<br />
für ein Bläserquintett unter der Leitung von Bernhard<br />
Pfaffelmaier. Dina Kabele und Michael Schefts führen die<br />
Kinder durch den zoologischen Garten.<br />
Josef Lang,<br />
k.u.k. Scharfrichter<br />
Josef Lang war der letzte Scharfrichter der österreichischen<br />
Monarchie. Er galt als Meister seines Faches: 45 Sekunden<br />
für eine Hinrichtung, das machte ihm so schnell keiner<br />
nach! Vor seiner Karriere als Henker war er Kaffeesieder in<br />
Simmering. Der „Herr Pepi“ war wegen seiner gemütlichen<br />
Wesensart und wegen seines persönlichen Einsatzes bei der<br />
Feuerwehr und im Athletenklub allgemein geschätzt und<br />
geachtet. 18 Jahre lang hat dieser typisch österreichische<br />
Gemütsmensch nach eigenem Verständnis im Dienste der<br />
Humanität und zum Wohle der Allgemeinheit im Auftrage<br />
des Staates Menschen „vom Leben zum Tode“ befördert.<br />
1918 wurde er mit der Ausrufung der Republik und der<br />
Abschaffung der Todesstrafe in den Ruhestand versetzt.<br />
Einem jungen Rechtsanwalt beginnt Josef Lang nun die<br />
Geschichte seines Lebens zu erzählen, er räsoniert über<br />
die Gegenwart und schwelgt in Erinnerungen an die Vergangenheit.<br />
Gerhard Dorfer – bekannt als „Hofrat Putner“ in über<br />
dreißig österreichischen „Tatort“-Folgen und Anton Zettel<br />
haben aus dieser außergewöhnlichen Lebensgeschichte ein<br />
satirisches Einpersonenstück gemacht, das inzwischen zu<br />
einem Klassiker des Volkstheaters geworden ist. Fritz Holzer,<br />
Georg Corten, Felix Dvorak und Helmuth Qualtinger haben<br />
diese Rolle auf der Bühne, im Fernsehen und im Rundfunk<br />
dargestellt.<br />
Eintrittspreise bei beiden Veranstaltungen: € 10,-<br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong> 7
Ödön v. Horváth<br />
Er wurde am 9. Dezember<br />
1901 in Fiume<br />
(Rijeka) als Edmund<br />
Josef von Horváth geboren;<br />
er starb am 1. Juni<br />
1938 in Paris.<br />
Der Vater stammt aus Slavonien, die<br />
Mutter kommt aus einer ungarischdeutschen<br />
k.u.k. Militärarztfamilie.<br />
1902 zieht die Familie nach Belgrad<br />
um, 1908 nach Budapest, wo Ödön<br />
von einem Hauslehrer in ungarischer<br />
Sprache unterrichtet wird. Als<br />
sein Vater 1909 nach München versetzt<br />
wird, bleibt Ödön in Budapest<br />
und besucht dort das erzbischöfliche<br />
Internat.<br />
1913 zieht er zu seinen Eltern und<br />
lernt erstmals die deutsche Sprache.<br />
Er siedelt dann mit der Familie nach<br />
Pressburg, später nach Budapest<br />
um und kommt schließlich nach<br />
Wien in die Obhut seines Onkels.<br />
Dort macht er 1919 an einem Privatgymnasium<br />
Abitur und schreibt<br />
sich noch im selben Jahr an der Universität<br />
München ein, wo er bis zum<br />
Wintersememster 1921/22 psychologische,<br />
literatur-, theater- und<br />
kunstwissenschaftliche Seminare<br />
besucht.<br />
Horváth beginnt 1920 zu schreiben.<br />
Ab 1923 lebt er vor allem in Berlin,<br />
Salzburg und bei seinen Eltern im<br />
oberbayrischen Murnau.<br />
Im März 1938 fährt Horváth nach<br />
Budapest und Fiume, bereist einige<br />
andere Städte und kommt Ende Mai<br />
nach Paris.<br />
Joseph Roth sagte über ihn: „Er<br />
war ein starker Mensch, leichtfertig<br />
scheinbar, kindlich und boshaft und<br />
mit der scharfen Beobachtungsgabe<br />
ausgestattet, die Kinder besitzen.“<br />
Was sie vielleicht noch nicht über<br />
Ödön von Horváth wußten<br />
Am Abend des 1. Juni 1938 tobte ein<br />
Gewitter über Paris. Der Schriftsteller<br />
Ödön von Horváth, 36, auf seiner<br />
Flucht aus dem „angeschlossenen”<br />
Österreich seit vier Tagen in Paris,<br />
ist auf dem Heimweg von einem<br />
Treffen mit dem Filmregisseur Robert<br />
Siodmak, der seinen Roman<br />
„Jugend ohne Gott” verfilmen will.<br />
Wegen der gewittrigen Atmosphäre<br />
bietet Frau Siodmak an, Horváth<br />
mit dem Auto zu seinem Hotel zurückzufahren.<br />
Horváth hat Angst<br />
vor einer Autofahrt, er gehe lieber<br />
zu Fuß. Auf der Avenue Marigny<br />
wird eine alte Kastanie vom Blitz<br />
getroffen, ein Ast bricht ab, trifft<br />
Horváth auf den Hinterkopf. Der<br />
Schwerverletzte wird noch in eine<br />
nahegelegene Klinik gebracht, wo er<br />
stirbt. In seiner Manteltasche findet<br />
man ein Paket Aktphotos und ein<br />
Gedicht, auf eine Zigarettenschachtel<br />
notiert:<br />
„Und die Leute werden sagen<br />
In fernen blauen Tagen<br />
Wird es einmal recht<br />
Was falsch ist und was echt<br />
Was falsch ist, wird verkommen<br />
Obwohl es heut regiert.<br />
Was echt ist, das soll kommen -<br />
Obwohl es heut krepiert.”<br />
Foto: Anonym 1919 - Dieter Hildebrandt: Ödön von Horváth. Reinbek: Rowohlt 1975. S. 25<br />
8 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
Musikverein<br />
nter dem Motto "Musik aus Film<br />
und Rock" lud der Musikverein Sitzenberg-Reidling<br />
am 28. April zum<br />
Frühjahrskonzert in den Reidlinger<br />
UPfarrstadel.<br />
Das Gebotene konnte sich im wahrsten Sinne des Wortes<br />
"hören lassen". Wagte sich das Ensemble unter der<br />
Leitung von Kapellmeister Karl Luger auf schwieriges<br />
Terrain. Filmmusik wurde ebenso einstudiert wie "Rockballaden",<br />
die mit der Unterstützung von S.O.N neue<br />
Klänge in den Pfarrstadel brachten. Für die Musikstücke<br />
aus den Filmen „Die Eiskönigin“, „Drachenzähmen leicht<br />
gemacht“ sowie „König<br />
der Löwen“ traten Maria<br />
Fahrngruber, Pauline Luger<br />
und Julia Raschbacher an´s<br />
Dirigentenpult. Am Beginn<br />
des Konzerts zeigten die<br />
"Frechen Noten" sowie<br />
"JuRei" und "PrimoRei" ihr<br />
Können.<br />
Foto: © Peter Bors, www.bors.at<br />
Andreas Rauscher und Werner Recla sind halt einfach<br />
tolle Lehrer, die das Potential der jungen Leute entsprechend<br />
fördern.<br />
Es war ein toller Abend, den Karl Pfiel entsprechend<br />
humorvoll moderierte. Das Publikum dankte es mit<br />
tosendem Applaus und dem Wunsch nach mehreren<br />
Zugaben. So viel Enthusiasmus ist jedenfalls ein großes<br />
Lob wert.<br />
Hanna Figl und Viktoria Gramer bei der Überreichung der Urkunde für das bronzene<br />
Leistungsabzeichen mit Maria Fahrngruber, Andreas Rauscher und Wilfried Kaiser.<br />
Foto: © Melanie Baumgartner Foto: © Gustav Dressler<br />
Foto: © Melanie Baumgartner<br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong> 9
ie Lehrkräfte und<br />
Kinder der Volksschule<br />
luden am 24.<br />
und 25. April zum<br />
Musical „1000 Farben<br />
hat die Welt” in den Turnsaal.<br />
DDie bösen Egalos wollen die ganze<br />
Welt eintönig und grau machen. Da<br />
haben die beiden Clowns Vario und<br />
Colorida gewaltig was dagegen. Sie<br />
machen sich auf die Suche nach den<br />
verloren gegangenen Farben und<br />
reisen dafür rund um den Globus.<br />
Nach Zwischenstopps in China,<br />
Australien, Ghana und Brasilien<br />
kommen Vario und Colorida mit<br />
den Farben rot, blau, grün und gelb<br />
zurück nach Österreich, wo sie noch<br />
schwarz und weiß bekommen. Die<br />
Farben sind gerettet.<br />
Die Schülerinnen und Schüler<br />
spielten in zwei Besetzungen und<br />
begeisterten das Publikum bei drei<br />
Vorstellungen mit ihrer sichtlichen<br />
Freude am Spielen und Singen.<br />
Als Abschluss des Stücks appellierten<br />
die Kinder an die Besucher:<br />
„Alles egal! Immer schön bunt bleiben”.<br />
Es war eine wirklich gelungene Produktion,<br />
zu der wir an dieser Stelle<br />
nochmals herzlich gratulieren.<br />
Foto: © Peter Bors, www.bors.at
Von Melanie Baumgartner<br />
Bürgermeister Christoph Weber, Christina Mayer, Elisabeth Häusler, Direktorin<br />
Verena Deißenberger und Pflichtschulinspektor Helmut Zehetner mit einigen "Stars"<br />
des Abends.<br />
Foto: © Melanie Baumgartner<br />
„1.000 Farben hat die Welt!”<br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong> 11
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Lastkrafttheater<br />
Bereits zum vierten Mal machte das Lastkrafttheater<br />
Station in Sitzenberg-Reidling. Am<br />
5. Mai, einem traumhaften Frühlingsabend,<br />
präsentierte das Ensemble mit „Davor/Danach<br />
- Lieben und Lachen in der guten alten<br />
Zeit” Theater ist Bestform.<br />
David Czifer und Max Mayerhofer, die Gründer des<br />
Lastkrafttheaters, hatten sich für die Saison <strong>2018</strong> wieder<br />
etwas Besonderes einfallen lassen. Mit zwei Einaktern<br />
von Arthur Schnitzler: „Halbzwei” und „Anatols Abschiedssouper”,<br />
brachten sie, wie schon in den Jahren<br />
zuvor, das Lachen zum Publikum. Eva-Christina Binder<br />
brillierte als Annie und Andrea Redl gab die Kellnerin<br />
im zweiten Stück. Max Mayerhofer sang, begleitet von<br />
Andrea an der Viola, bekannte „Schlager” von Hermann<br />
Leopodi. Vom „Stillen Zecher” über die „Barnabitengassen”<br />
bis zu „Schön is so a Ringelspiel” war Alles dabei.<br />
Das zahlreich erschienene Publikum, es waren fast 200<br />
Gäste am Leopold Figl Platz, war begeistert und dankte<br />
es dem Ensemble mit tosendem Applaus.<br />
Wir freuen uns jedenfalls dass mit dem Lastkrafttheater<br />
die Kultur in unserer Gemeinde noch bunter wird.<br />
Fotos: © Peter Bors, www.bors.at<br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong><br />
13
Wolfgang Sobotka mit Kanzler a.D. Gerhard<br />
Schröder im Parlament am 13. März <strong>2018</strong>.<br />
Fotocredit: © Dr. Gustav Dressler
„Wo man den<br />
Von Martin Fritzl<br />
Soberl hinstellt”<br />
Vom Machtpolitiker und<br />
Rambo zum Freund der<br />
Künstler und Intellektuellen:<br />
Wolfgang Sobotka<br />
inszeniert sich als Nationalratspräsident<br />
in einer neuen Rolle.<br />
Es war einer der großen Aufreger<br />
der vergangenen Woche: die heftige<br />
Schelte des Schriftstellers Michael<br />
Köhlmeier für FPÖ und ÖVP bei der<br />
NS-Gedenkveranstaltung im Parlament.<br />
Eingeladen hat Köhlmeier einer,<br />
der eigentlich als Paradebeispiel des<br />
ÖVP-Machtpolitikers gilt: Nationalratspräsident<br />
Wolfgang Sobotka. Das<br />
erstaunt auf den ersten Blick. Denn<br />
Sobotka musste wissen, dass eine<br />
Köhlmeier-Rede potenziellen Ärger<br />
bedeuten kann.<br />
Auf den zweiten Blick erstaunt das<br />
schon weniger. Wolfgang Sobotka<br />
ist gerade dabei, sich in seiner neuen<br />
Funktion neu zu erfinden. Wer den<br />
Politiker bisher als machtbewussten<br />
Finanzlandesrat und als Rambo im<br />
Innenministerium erlebt hat, hat noch<br />
nicht die ganze Persönlichkeit des<br />
Wolfgang Sobotka gesehen. Das ist<br />
er auch, zweifellos, aber es gibt auch<br />
den gebildeten, musischen, weltoffenen<br />
Sobotka. Sogar politische Gegner<br />
streuen Rosen: „Ich hätte ihn mir gut<br />
als Kulturminister vorstellen können“,<br />
sagt Wolfgang Zinggl von der Liste<br />
Pilz. Und der kommt nun tatsächlich<br />
vom anderen Ende des politischen<br />
Spektrums.<br />
Karrierewünsche nicht erfüllt<br />
„Wo man den Soberl hinstellt, dort<br />
räumt der Soberl auf “, sprach Sobotka<br />
kürzlich von sich in der dritten Person.<br />
Das „Hinstellen“ dürfte einen<br />
schmerzlichen Aspekt beinhalten:<br />
Schon zum zweiten Mal hat sich ein<br />
Karrierewunsch nicht erfüllt. Erwin<br />
Pröll wählte als seine Nachfolgerin<br />
als Landeshauptmann Johanna Mikl-<br />
Leitner aus. Und auch Sebastian Kurz<br />
hatte in der Regierung keine Verwendung<br />
mehr für ihn. Sobotka soll<br />
durchaus Lust gehabt haben, Minister<br />
zu bleiben.<br />
Nun also Nationalratspräsident.<br />
Wolfgang Sobotka legt die Rolle ganz<br />
bewusst anders an als seine letzten<br />
beiden Funktionen: Er sucht die Nähe<br />
von Intellektuellen und Wissenschaftlern.<br />
Und er inszeniert sich im Zuge<br />
der NS-Gedenkfeiern durchaus glaubwürdig<br />
als einer, der einen sensiblen<br />
Umgang mit der Geschichte pflegt<br />
und sich von den braunen Flecken<br />
der Gegenwart distanziert.<br />
Zugute kommt ihm dabei die eigene<br />
Vergangenheit: Geprägt von einem<br />
Großvater, der Nationalsozialist war,<br />
und einem Vater, der unter dem Krieg<br />
gelitten hat, hat er sich schon früh<br />
mit der Vergangenheit beschäftigt.<br />
Zwei Jahre lang hat er im Dokumentationsarchiv<br />
des Österreichischen<br />
Widerstands die NS-Zeit in seiner<br />
Heimatstadt Waidhofen an der Ybbs<br />
erforscht.<br />
Rüffel für den Bundeskanzler<br />
Die Rolle als Nationalratspräsident<br />
legt er – wenig überraschend – sehr<br />
selbstbewusst an. So hat er kürz-<br />
lich sogar seinen Parteichef und<br />
Bundeskanzler, Sebastian Kurz,<br />
öffentlich gerüffelt, als dieser eine parlamentarische<br />
Anfrage unzureichend<br />
beantwortet hatte. Auch zusätzliche<br />
Finanzmittel für das Parlament konnte<br />
er lukrieren. Das kommt zum Teil<br />
den Klubs zugute, deren Budgets<br />
aufgestockt wurden. Aber auch das<br />
Repräsentationsbudget des Präsidenten<br />
fällt nun deutlich üppiger aus.<br />
Dieser könne nun 7000 Euro täglich<br />
für Veranstaltungen ausgeben, hat die<br />
Opposition ausgerechnet.<br />
Die hält sich mit Kritik am Präsidenten<br />
aber spürbar zurück. Was auch<br />
daran liegt, dass er bisher der Versuchung<br />
widerstanden hat, Parteipolitik<br />
vom Präsidentenstuhl aus zu machen.<br />
Es habe aber auch noch keine echte<br />
Bewährungsprobe gegeben, sagt<br />
einer aus den Oppositionsreihen.<br />
Lediglich die Ablehnung des BVT-<br />
U-Ausschusses nimmt die SPÖ dem<br />
Präsidenten übel – wobei den Sozialdemokraten<br />
klar ist, dass sie selbst<br />
keinen optimalen Antrag für den<br />
Untersuchungsausschuss formuliert<br />
hatten.<br />
Wo die Reise des Wolfgang Sobotka<br />
hingeht? Beobachter sehen das<br />
neue Rollenverständnis schon als<br />
Vorbereitung für den nächsten Karriereschritt:<br />
2022 findet die nächste<br />
Bundespräsidentenwahl statt. Und<br />
Sobotka beginne jetzt schon, sich als<br />
ÖVP-Kandidat in Stellung zu bringen.<br />
Quelle: „Die Presse“, Print-Ausgabe, 11.05.<strong>2018</strong><br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong> 15
Hören wir doch endlich auf in<br />
der Vergangenheit zu wühlen.<br />
Marc Aurel, der römische Kaiser, der vielleicht in Sitzenberg Reidling gerastet hat,<br />
als er seine Befestigungen in Mautern, Tulln und Traismauer besichtigte, schrieb um<br />
ca 170 nach Christus: „Betrachte die Vergangenheit und die großen Veränderungen<br />
so vieler Länder und Reiche. Daraus kannst du auch die Zukunft vorhersehen. Denn<br />
sie wird durchaus gleichwertig sein dem, was gewesen ist.“<br />
Wir müssen also wissen, wie<br />
die Vergangenheit war,<br />
unsere Kinder und Enkel<br />
müssen es wissen, sie würden uns<br />
nie verzeihen, wenn wir ihnen nicht<br />
die Wahrheit sagen.<br />
Nun was ist die Wahrheit? Demoralisiert<br />
nach dem Morden des Ersten<br />
Weltkrieges, verhungert und verstümmelt,<br />
arbeitslos, waren Teile<br />
der Bevölkerung nur 20 Jahre nach<br />
1918 , nämlich 1938 wieder bereit, der<br />
nächsten Diktatur ihre Freiheit und<br />
ihr Leben zu opfern.<br />
Im Nachhinein betrachtet eine unglaublich<br />
absurde und traurige Massenhysterie,<br />
die mit Euphorie begrüßt,<br />
unsere Eltern und Großeltern in den<br />
Abgrund gezogen hat. Ein Zweiter<br />
Weltkrieg, beherrscht von den Massenmördern<br />
Hitler und Stalin, riss die<br />
ganze Welt in ein jahrelanges Schlachten<br />
und erfand neue Dimensionen des<br />
Völkermordes und der Vernichtungskraft<br />
der modernen Waffensysteme.<br />
Unsere Kinder müssen das wissen!<br />
Sie müssen erkennen dass Ähnliches<br />
- siehe Marc Aurel - passieren kann.<br />
Sie müssen sich vorbereiten können,<br />
sie müssen lesen, lernen, studieren.<br />
Sie müssen die Chance erhalten, die<br />
Verführung der Demagogen und Hassprediger<br />
zu erkennen. Sie müssen in<br />
die Lage versetzt werden zu verstehen,<br />
zu kämpfen oder zu flüchten.<br />
Ja und deshalb müssen sie auch Mauthausen<br />
und Ausschwitz kennen, wo<br />
Menschen – auch aus unserer Gemeinde<br />
– vergast, erschossen oder einfach<br />
erschlagen wurden.<br />
Ja, das ist unangenehm und vielleicht<br />
tut es sogar weh. Aber dieser Schmerz<br />
ist nichts im Vergleich zu jenem<br />
Schmerz, den Kinder auf der Flucht<br />
täglich erleben und nicht vergleichbar<br />
mit jenem Schmerz, den wir persönlich<br />
im Viehtransport oder gefoltert<br />
in Konzentrationslagern erleben<br />
könnten.<br />
Geniessen wir die Gegenwart, aber erst<br />
nachdem wir in der Vergangenheit<br />
gewühlt haben.<br />
Gustav Dressler<br />
Foto: © Dr. Gustav Dressler<br />
16 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
Quelle: obs/pro.media kommunikation gmbh/Peter Andreas Hassiepen<br />
Michael Köhlmeier➜
M. Köhlmeier<br />
Seine Rede beim Gedenkakt des Parlaments<br />
gegen Gewalt und Rassismus<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, Präsident Sobotka<br />
hat mir Mut gemacht, als er gesagt hat, man<br />
muss die Dinge beim Namen nennen. Und bitte<br />
erwarten Sie nicht von mir, dass ich mich dumm<br />
stelle. Nicht an so einem Tag und nicht bei so<br />
einer Zusammenkunft.<br />
Ich möchte nur eines: Den Ermordeten des NS-Regimes<br />
von deren Leben die jungen Damen und Herren vorhin<br />
so unglaublich eindringlich berichtet haben in die Augen<br />
sehen können. Und sei es auch nur mit Hilfe Ihrer und<br />
mit Hilfe meiner Einbildungskraft.<br />
Und diese Menschen höre ich fragen: Was wirst Du zu<br />
jenen sagen, die hier sitzen und einer Partei angehören,<br />
von deren Mitgliedern immer wieder einige nahezu im<br />
Wochenrhythmus naziverharmlosende oder antisemitische<br />
oder rassistische Meldungen abgeben. Entweder gleich in<br />
der krassen Öffentlichkeit oder klammversteckt in den<br />
Foren und Sozialen Medien. Was wirst du zu denen sagen?<br />
Willst du so tun, als wüsstest du das alles nicht. Als wüsstest<br />
du nicht, was gemeint ist, wenn sie ihre Codes austauschen.<br />
Einmal von gewissen ‚Kreisen in der Ostküste‘ sprechen.<br />
Dann mit der Zahl ’88‘ spielen. Oder wie eben erst den<br />
Namen ‚George Soros‘ als Klick verwenden zu Verschwörungstheorien<br />
in der unseligen Tradition der Protokolle<br />
der ‚Weisen von Zion‘. Der Begriff ’stichhaltige Gerüchte‘<br />
wird seinen Platz finden im Wörterbuch der Niedertracht<br />
und der Verleumdung.<br />
Gehörst du auch zu denen, höre ich fragen, die sich abstumpfen<br />
haben lassen. Die durch das gespenstische immer<br />
wieder dieser Einzelfälle nicht mehr alarmiert sind, sondern<br />
im Gegenteil, das häufige Auftreten solcher Fälle als<br />
Symptom der Landläufigkeit abtun, des Normalen, das<br />
kennen wir eh schon, des einschläfernden ‚ist nichts Neues‘.<br />
Zum großen Bösen kamen die Menschen nie mit einem<br />
Schritt. Nie. Sondern mit vielen kleinen, von denen jeder<br />
zu klein schien für eine große Empörung. Erst wird gesagt,<br />
dann wird getan.<br />
Willst du es dir – so höre ich fragen – des lieben Friedens<br />
willen widerspruchslos gefallen lassen, wenn ein Innenminister<br />
wieder davon spricht, dass Menschen konzentriert<br />
gehalten werden sollen.<br />
Willst du feige die Zähne zusammenbeißen, wo gar keine<br />
Veranlassung zur Feigheit besteht. Wer kann dir in deinem<br />
Land, in deiner Zeit schon etwas tun, wenn du die<br />
Wahrheit sagst.<br />
Quelle: Transkription von "neuwal.com"<br />
Wenn diese Partei, die ein Teil unserer Regierung ist, heute<br />
dazu aufruft, dass Juden in unserem Land vor dem<br />
Antisemitismus mancher Muslime, die zu uns kommen,<br />
geschützt werden müssen, so wäre das recht. Und richtig.<br />
Alleine – ich glaube – den Aufrufen nicht.<br />
Anti-Islamismus soll mit Philosemitismus begründet<br />
werden. Das ist genauso verlogen wie ehedem die neonkreuzfuchtelnde<br />
Liebe zum Christentum. Sündenböcke<br />
braucht das Land.<br />
Braucht unser Land wirklich Sündenböcke?<br />
Wer traut uns solche moralische Verkommenheit zu?<br />
Kann man in einer nahestehenden Gazette schreiben ‚die<br />
befreiten Häftlinge aus Mauthausen seien eine Landplage<br />
gewesen‘ und zugleich zu Verteidigern und Beschützern<br />
der Juden aufschwingen?<br />
Man kann. Ja man kann.<br />
Mich bestürzt das eine – das andere glaube ich nicht.<br />
Und wer das glaubt, ist entweder ein Idiot oder er tut so,<br />
als ob. Dann ist er ein Zyniker. Und beides möchte ich<br />
nicht sein.<br />
Meine Damen und Herren, Sie haben diese Geschichten<br />
gehört, die von den jungen Menschen gesammelt wurden.<br />
Und sicher haben Sie sich gedacht, hätten diese armen<br />
Menschen damals doch nur fliehen können. Aber Sie wissen<br />
doch, es hat auch damals schon Menschen gegeben, auf<br />
der ganzen Welt, die sich damit brüsteten, Fluchtrouten<br />
geschlossen zu haben. Ich habe lange darüber nachgedacht,<br />
was ich heute vor Ihnen sagen soll. Und mir wäre lieber<br />
gewesen, man hätte mich nicht gefragt, ob ich sprechen<br />
will. Aber man hat mich gefragt und ich empfinde es als<br />
meine staatsbürgerliche Pflicht es zu tun.<br />
Es wäre so leicht, all die Standards von ‚Nie wieder‘ und bis<br />
‚Nie vergessen‘, diese zu Phrasen geronnen Betroffenheiten<br />
aneinander zu reihen wie es für Schulaufsätze vielleicht<br />
empfohlen wird um eine gute Note zu bekommen.<br />
Aber dazu müsste man so tun als ob.<br />
Und das kann ich nicht und das will ich nicht.<br />
Schon gar nicht an diesem Tag, schon gar nicht bei dieser<br />
Zusammenkunft. Ich möchte den Opfern, die mit Hilfe der<br />
Recherchen und der Erzählungen dieser jungen Menschen<br />
und mit ihrer und mit meiner Einbildungskraft zu mir und<br />
zu Ihnen sprechen und mir zuhören. Ihnen möchte ich in<br />
die Augen sehen können. Und mir selbst auch.<br />
Und mehr habe ich nicht zu sagen. Danke.<br />
18 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
Willi Kiesl, fotografiert von Dr. Gustav Dressler
Willi Kiesl<br />
Zeitzeuge und "Urgestein" der FF Sitzenberg<br />
im Gespräch mit GGR Dr. Gustav Dressler.<br />
Was darf man jemanden<br />
fragen, der am 2. Juli<br />
1929 geboren und einen<br />
Bruder im 2.Weltkrieg<br />
verloren hat? Diese und<br />
ähnliche Gedanken hat sich der<br />
Schreiber dieser Zeilen gemacht.<br />
Wann überschreitet man eine Grenze,<br />
wo würde der Interviewpartner<br />
schweigen oder ärgerlich werden?<br />
Alle diese Überlegungen waren in<br />
wenigen Sekunden nach meinem<br />
Eintreffen verschwunden, eine köstliche<br />
Torte stand am Tisch, der Café<br />
duftete und auch die Hausfrau, traurig,<br />
dass sie infolge der schwächeren Augen<br />
nicht mehr wie früher 7 Kuchen<br />
für ein Feuerwehrfest backen konnte,<br />
führte den, an Zeitgeschichte unseres<br />
Ortes interessierten, zurück in die Zeit<br />
der späten 1930 iger Jahre.<br />
Es gab in unserem Ort keine asphaltierte<br />
Straße, keine Badezimmer,<br />
das Rohr, der in vielen Häusern<br />
aussenliegender Klos, endete im<br />
Misthaufen, wenige Zimmer geheizt<br />
und keine Zentralheizung, ein paar<br />
Kühe, Schweine und Hühner am Hof,<br />
mehrere Kinder in einem Zimmer,<br />
keinen Urlaub, Arbeit - sofern man<br />
sie hatte - auch am Samstag, am Hof<br />
natürlich auch Sonntags, höchsten<br />
drei Autos im Ort, keine Schi- wenn,<br />
dann aus Fasstauben, echte Schlittschuhe<br />
unerschwinglich, eine bereits<br />
von mehreren Cousinen gebrauchte<br />
Rodel und trotzdem scheint diese Zeit,<br />
vielleicht weil viele ähnlich lebten,<br />
lebenswert gewesen zu sein.<br />
chen, wobei an die 60 kg Schmalz<br />
pro Schwein anfiel. Bei der der Arbeit<br />
im kleinen Wald musste jeder<br />
gute Stamm verkauft werden und<br />
Wurzelstöcke wurden mit Schwarzpulver<br />
gesprengt, weil das wertvolles<br />
Brennholz ergab.<br />
Dann kam der Krieg. Man müsste<br />
lange und ausführlich darüber reden.<br />
Zur Stellung wurden die viel zu jungen<br />
Buben nach Tulln einberufen. Am<br />
11. Dezember 1944 - als der mörderische<br />
Krieg schon längst verloren war<br />
und Hitler, in Wahnideen verloren,<br />
seinen eigenen Untergang und den<br />
seines Volkes, dass sich als „unwürdig<br />
und zu schwach erwiesen hatte“ vorantrieb,<br />
erlebte der 15 jährige Willi<br />
bei einem Fliegeralarm 84 Tote durch<br />
einen Treffer. Er und seine Freunde<br />
waren in die andere Richtung gelaufen.<br />
Sitzenberg-Reidlinger die sich in<br />
einem Keller getroffen hatten um Widerstand<br />
zu leisten und dem Morden<br />
Gedenkstein beim Mausoleum zu Ehren der drei<br />
ermordeten Patrioten aus Reidling.<br />
ein Ende zu bereiten wurden an die<br />
Nazis verraten. Laut Eintrag wurden<br />
rund 40(!) von Ihnen, die alle aus der<br />
Gegend bis Moosbierbaum stammten,<br />
kurzerhand ohne Verfahren in St.<br />
Pölten und Mauthausen umgebracht.<br />
Nur der Pfarrer überlebte mit Glück,<br />
durch die Ankunft der Amerikaner,<br />
Manchesmal ist man früh an Krankheiten<br />
gestorben,weil es keine Antibiotika<br />
gab oder einfach kein Geld<br />
fürs Spital da war, der „Bärenschneider“<br />
kam vorbei, um die Eber zu<br />
kastrieren, die dann weiter gemästet<br />
wurden so bis zu 250 Kilo. Über den<br />
Winter kam man mit 3 Mal abstedie<br />
Exekution. „Er hat uns Volksschüler<br />
nach dem Krieg nach Mauthausen<br />
gebracht und davon gesprochen, dass<br />
er immer noch den Leichengeruch<br />
der Verbrennungsöfen riechen könne“<br />
berichtet Katharina.<br />
Willi musste zum Schluss noch zum<br />
Volkssturm wo in der Nähe von Neulengbach<br />
die Buben endlich nach<br />
Hause geschickt wurden. In der Nähe<br />
der Kellergasse wurden sie einmal<br />
vom Wetterkirchlein aus beschossen,<br />
vom Schloss flüchteten dort stationierte<br />
Uniformierte der HJ Schule, östlich<br />
des Teiches schossen die ersten russischen<br />
Truppen Stalinorgeln ab,<br />
französische und englische Kriegsgefangene,<br />
die in der Landwirtschaft<br />
arbeiteten, wohnten in der Waschküche<br />
des Schlosses (später war dort das<br />
Kino) und im Forsthaus, Ukrainische<br />
Soldaten hatten versucht vor der russischen<br />
Armee zu flüchten, die Russen<br />
benutzten den Festsaal des Schlosses<br />
als Kuhstall und es gab viele Vergewaltigungen.<br />
Nun rächten sich die<br />
begangenen entsetzlichen Verbrechen<br />
der Wehrmacht in Russland bitterlich.<br />
Auf die Frage, ob diese Geschehnisse<br />
im Ort nach dem Krieg viel diskutiert<br />
worden wäre, kam die Antwort, dass<br />
nach dem Krieg alle versucht haben<br />
wieder ein neues Leben aufzubauen.<br />
Natürlich wußte man, dass es Familien<br />
gab die drei Söhne verloren hatten<br />
und der Blutzoll kann an den Kriegerdenkmälern<br />
abgelesen werden.<br />
„Bei uns im Ort wurde kaum gehungert,<br />
aber die Städter seien in Kolonnen<br />
aus Wien gekommen um durch<br />
Tausch die dringend benötigten Nahrungsmittel<br />
zu besorgen.“<br />
Bis 23 Jahre blieb Willi am elterlichen<br />
Hof, den dann sein Bruder bekam. Er<br />
musste also weichen, ein Los das 100<br />
tausende andere junge Menschen traf,<br />
die ebenfalls nicht den Hof überneh-<br />
20 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
men durften. Zu dieser Zeit besaß<br />
die Familie ein Fohlen, welches Willi<br />
am Sonntag von der Neustift nach<br />
Thallern spazieren führte.<br />
Er war einer der wenigen, der immer<br />
dann, wenn er bei den Schwestern<br />
Lang und seiner zukünftigen Katharina<br />
vorbei kam, freundlich den Hut<br />
zog, was dieser imponierte. Er gefiel<br />
ihr anfangs nicht besonders aber man<br />
konnte gut mit ihm reden.<br />
In einer Zeit, wo man oft nur einen<br />
Schilling am Tag verdiente, aber ein<br />
Paar guter Schuhe 30 Schilling kostete<br />
und keine Hofübergabe erwartet werden<br />
konnte, war Liebe ein schwieriges<br />
Unterfangen.<br />
Aber das Fräulein Lang hatte „Ihn“<br />
sich eingebildet und so geschah es.<br />
Inzwischen hatte Willi Wein angeboten<br />
und der Interviewer war durch<br />
die freundliche und liebenswerte<br />
Aufnahme und den Alkohol mutig<br />
geworden und fragte frech, „und Ihr<br />
habt Euch doch in einem katholischen<br />
Ort wie Sitzenberg sicher erst nach<br />
der Hochzeit geliebt?“<br />
Es folgte eine winzige Pause, der Interviewer<br />
hatte große Angst, eine falsche<br />
Frage gestellt zu haben aber es folgte<br />
ein übermütiges, schallendes Gelächter<br />
der Beiden. „Es gab doch die Natur,<br />
die Felder, den Wald und einen Pfarrer<br />
der die Menschen im Ort gut kannte<br />
und bei der Beichte nur sichergehen<br />
➜<br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong> 21
wollte, dass er nur den EINEN gab!“<br />
1954 wurde geheiratet und nach sechs<br />
Monaten kam ein Baby.<br />
Die weitere Geschichte ist bekannt.<br />
Es folgten 3 weitere Geschwister und<br />
50 Jahre später, die goldene Hochzeit.<br />
Aber nun ging es um Arbeit. Beide<br />
konnten hart zugreifen, durchliefen<br />
die verschiedensten Stationen,<br />
machten Kurse und arbeiteten ununterbrochen.<br />
Daneben Freiwillige Feuerwehr,<br />
Teichwirtschaft, Kinder bei der Hochzeit<br />
unterstützen, unendlich viele<br />
Kuchen backen, Haus bauen und so<br />
manche herbe Schicksalschläge.<br />
Die Frage ob beide in frühen, kargen<br />
und dunklen Zeiten damit gerechnet<br />
hatten, dass es Ihnen einmal so gut<br />
gehen würde, verneinen sie.<br />
Man spürt, dass sie stolz sind, ihren<br />
Kindern mehr geboten zu haben als<br />
sie selber bekommen konnten.<br />
Der Schreiber dieser Zeilen hat irgendwann<br />
aufgehört mitzuschreiben,<br />
soviel gäbe es noch zu erzählen. Aber<br />
Details schienen nicht mehr wichtig,<br />
er durfte zwei Stunden an einem<br />
schweren, reichen Leben teilhaben.<br />
Er aß noch ein Stück Torte und ging<br />
beglückt und nachdenklich nach<br />
Hause.<br />
Danke euch beiden,<br />
Willi und Katharina!<br />
22 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
Fotocredit: © Bundeskanzleramt, Andy Wenzel<br />
Arik Brauer beim Festakt am 8. Mai <strong>2018</strong> im Bundeskanzleramt<br />
zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die<br />
Beendigung des Zweiten Weltkrieges in Europa.
Arik Brauer<br />
Als Festredner beim Gedenkakt der Bundesregierung zum 8. Mai,<br />
warnte der Künstler vor der Diktatur: "Da kommt das Böse und<br />
das Widerwärtige, das in uns lebt, an die Oberfläche."<br />
Die Bundesregierung hat in einem Festakt<br />
im Bundeskanzleramt der Befreiung vom<br />
Nationalsozialismus am 8. Mai 1945 gedacht.<br />
Festredner Arik Brauer plädierte dafür, die<br />
"zarte Pflanze" Demokratie zu pflegen.<br />
Kanzler Sebastian Kurz sprach von einem Tag der Freude,<br />
Vizekanzler Heinz-Christian Strache erinnerte an Leid<br />
nach der Befreiung. Beide warnten jedoch vor neuem<br />
Antisemitismus. "Es ist ein Tag der Freude. Es ist aber<br />
auch ein Tag, an dem wir uns unserer Verantwortung<br />
stellen müssen", sagte Kurz.<br />
Österreich habe lange gebraucht, um sich mit seiner<br />
Vergangenheit kritisch auseinanderzusetzen. "Über<br />
100.000 Österreicherinnen und Österreicher wurden<br />
vertrieben, nachdem man sie zuvor beraubt, gedemütigt<br />
und in unserem Land misshandelt hatte", sagte er. Nur<br />
ganz wenige seien zurückgeholt worden, "denn beraubt,<br />
gedemütigt und misshandelt waren sie in unserem Land<br />
nicht mehr willkommen".<br />
Strache sprach über "Besatzungszeit" durch Alliierte<br />
Auch Strache betonte, dass man das Ende der nationalsozialistischen<br />
Schreckensherrschaft als Fest der Freude<br />
feiere und zurecht stolz auf Österreich sein könne: "Auf<br />
der anderen Seite hat es natürlich auch zwei Gesichter<br />
dieser Befreiung gegeben, weil es natürlich auch danach<br />
noch viel Leid gegeben hat."<br />
Er sprach von materieller Not und Zerstörung, lobte<br />
die Trümmerfrauen und sah eine zehnjährige Besatzungszeit<br />
durch die Alliierten, in der Hunger und Angst<br />
tägliche Begleiter gewesen seien und es Plünderungen,<br />
Vergewaltigungen und Verschleppungen gegeben habe.<br />
Strache sah eine Verantwortung gegenüber den Opfern<br />
des Dritten Reichs, "dass so etwas nie wieder in unserer<br />
Geschichte Platz greifen kann und der Antisemitismus<br />
ein Ungeist ist, der nicht nur in unserer Bevölkerung<br />
da oder dort vorhanden ist, sondern leider Gottes auch<br />
in den letzten Jahren importiert wurde, und da haben<br />
wir alle Verantwortung zu tragen", sagte er.<br />
Ähnlich sah das Kurz. Der Kanzler hob in seiner Ansprache<br />
auch hervor, dass Festredner Brauer trotz seiner<br />
dramatischen Erfahrungen nach 1945 in Österreich<br />
geblieben sei, eine beeindruckende Karriere als Künstler<br />
gemacht habe und zu einem "kritischen Gewissen in<br />
unserem Land geworden ist, wenn es darum geht, den<br />
noch immer vorhandenen, aber auch den importierten<br />
Antisemitismus nicht nur anzusprechen, sondern auch zu<br />
bekämpfen".<br />
Arik Brauer selbst berichtete in seiner frei gehaltenen<br />
Rede von seiner Verzückung angesichts des von ihm<br />
erlebten Einmarschs der russischen Truppen. "Für mich<br />
war es selbstverständlich eine Befreiung, für mich war es<br />
selbstverständlich ein Sieg. Nicht so für die Bevölkerung."<br />
Zerstörte Wohnungen, gefallene Kinder und Ehemänner,<br />
vergewaltigte Töchter seien die Realität gewesen.<br />
"Eine auserwählte Rasse"<br />
"Bin ich erlöst? Bin ich befreit? Natürlich nicht", sagte der<br />
Holocaust-Überlebende. Es sei den meisten Menschen<br />
schier unmöglich gewesen, die Situation so einzuschätzen:<br />
"Die Menschen hatten das Gefühl, wir haben den<br />
Krieg verloren, so, jetzt haben wir den Scherm auf."<br />
Brauer erinnerte aber auch an den "hysterischen Jubel"<br />
1938 in Österreich angesichts des "Anschlusses" an<br />
Nazideutschland und das "euphorische Gefühl, einer<br />
auserwählten Rasse anzugehören, die das Recht hat und<br />
vielleicht auch die Pflicht hat, alle anderen zu besiegen,<br />
zu unterdrücken, zu versklaven und wenns passt auch<br />
auszurotten".<br />
Er glaube nicht an Kollektivschuld, doch irgendjemand<br />
müsse ja schuldig sein: "Die Macher, die Konstrukteure<br />
dieser Tragödie, die haben sich natürlich schuldig<br />
gemacht", und zwar vor den Völkern Europas, den<br />
massakrierten Minderheiten, hunderttausenden abgeschlachteten<br />
Kindern, auch der eigenen Bevölkerung<br />
und "vor der menschlichen Zivilisation, der sie einen<br />
Einbruch verursacht haben von noch nie da gewesener<br />
Tragik".<br />
24 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
Brauer mahnt Regierung zur Kritikfähigkeit<br />
Er sei sich "sicher, dass heute in Österreich die überwältigende<br />
Mehrheit der Menschen durchaus imstande ist, die<br />
Situation und die Wahrheit von der Zeit des Zweiten<br />
Weltkriegs richtig einzuschätzen". Gesiegt habe damals<br />
"das allgemeine menschliche Bedürfnis, in Frieden und<br />
möglichst großer Freiheit zu leben".<br />
Gewonnen habe letzten Endes auch die Demokratie<br />
über die Diktatur. "Die Demokratie<br />
ist eine zarte Pflanze, das wissen wir,<br />
und man muss sie ununterbrochen<br />
pflegen und gießen."<br />
Unterschiedliche Interessen, Denkweisen<br />
und Gefühle der Bevölkerung<br />
machten all das sehr kompliziert,<br />
gehe vielen auf die Nerven und<br />
lasse teils auch den Wunsch nach<br />
einer starken Hand laut werden.<br />
"Die Demokratie ist eine<br />
zarte Pflanze, das wissen<br />
wir, und man muss sie<br />
ununterbrochen pflegen<br />
und gießen."<br />
Jedoch: "Diktatur kann man nicht ein bisserl kriegen",<br />
und das Leben unter ihr sei fürchterlich, denn "denn<br />
da kommt das Böse und das Widerwärtige, das in uns<br />
lebt, an die Oberfläche".<br />
Brauer sprach von einem glücklichen Europa, in dem<br />
ein Land - wenn auch oft aus egoistischen Interessen<br />
- dem anderen auf die Finger schaue, damit es nur ja<br />
seine Demokratie pflege. "Und glücklich die Bevölkerung,<br />
die eine Regierung hat, wo<br />
Menschen sind, hoffentlich, die<br />
imstande sind, mit Geduld und mit<br />
Freude die Kritik und Kontrolle der<br />
Öffentlichkeit zu ertragen", sagte er<br />
unter viel Applaus: "Je mehr davon,<br />
umso besser." Damit nahm er kurz,<br />
also indirekt, Stellung zur Debatte<br />
über die FPÖ-kritische Rede von<br />
Michael Köhlmeier im Parlament.<br />
Quelle des Textes: "Die Presse" online. (APA)<br />
Fotocredit: © BKA/Andy Wenzel<br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong> 25
Wirtschaft<br />
Martin Hüfner: Werden wir wieder von steigender<br />
Inflation überrascht?<br />
Der Assenagon-Chefvolkswirt<br />
analysiert die<br />
Inflationsentwicklungen<br />
der Vergangenheit<br />
und versucht darauf aufbauend<br />
eine Prognose für zukünftige<br />
Preissteigerungen abzuleiten. Falls<br />
das Inflationsgespenst wirklich<br />
zurückkehrt, brechen für bereits<br />
jetzt engagierte Renteninvestoren<br />
schwere Zeiten an.<br />
Vor Kurzem hat der Chefstratege<br />
der Deutschen Bank, Dr. Ulrich Stephan,<br />
eine interessante Begebenheit<br />
aus der jüngeren amerikanischen<br />
Wirtschaftsgeschichte ausgegraben.<br />
In den 60er Jahren des vorigen<br />
Jahrhunderts, so sagte er, blieb die<br />
Inflation trotz hohen Wachstums<br />
und niedriger Arbeitslosigkeit lange<br />
Zeit sehr niedrig (unter 2 %).<br />
Keiner hatte dafür eine so richtige<br />
Erklärung. 1965 wurden dann die<br />
Gesundheitsprogramme Medicare<br />
und Medicaid eingeführt. Dadurch<br />
stiegen die Gesundheitskosten stark<br />
an. Die Inflation bekam Beine. Sie<br />
erhöhte sich von 1,9 Prozent im Januar<br />
1966 auf 6,1 Prozent (!) Anfang<br />
1970. Die Anleiherenditen sprangen<br />
von 4,7 Prozent auf 7,7 Prozent.<br />
Anleger in festverzinslichen Bonds<br />
machten Verluste.<br />
Geschichte wiederholt sich nicht.<br />
Man kann aus ihr jedoch Lehren<br />
ziehen. Eine ist, dass die Inflation<br />
sich nicht immer langsam und stetig<br />
entwickelt. Sie macht vielmehr<br />
– wie andere ökonomische Variablen<br />
auch – oft unerwartete Sprünge.<br />
„Ich kann mir nicht vorstellen,<br />
dass die EZB bei<br />
stärkerer Preissteigerung<br />
ihren Kurs nennenswert<br />
verändern würde. Dazu hat<br />
sie sich zu sehr festgelegt.“<br />
Das haben wir schon häufiger und<br />
nicht nur in den USA erlebt. Ein<br />
besonders krasses Beispiel waren<br />
die Inflationsschübe nach den großen<br />
Ölpreissteigerungen in den 70er<br />
Jahren des vorigen Jahrhunderts.<br />
Eine andere Lehre ist, dass die Inflation,<br />
wenn sie denn einmal in<br />
Bewegung geraten ist, sich selbst<br />
beschleunigt. Verbraucher, die in<br />
den Geschäften mehr zahlen müssen,<br />
verlangen dann auch höhere<br />
Löhne. Unternehmer heben ihre<br />
Preise stärker an, wenn sie sehen,<br />
dass das auch andere tun. So ein sich<br />
selbst beschleunigender Prozess ist<br />
schwer einzufangen. Für Notenbanken<br />
ist er ein Albtraum.<br />
Daher das Bestreben, inflationäre<br />
Prozesse genau zu analysieren und<br />
sie schon in der Anfangsphase zu<br />
Foto: ©Assenagon<br />
Textquelle:<br />
"institutional-money.com"<br />
bekämpfen. Das hat nichts mit übertriebener<br />
Sensibilität zu tun, wie das<br />
der Bundesbank häufig vorgeworfen<br />
wurde.<br />
Nun hat Dr. Ulrich Stephan die<br />
Geschichte natürlich nicht zufällig<br />
erzählt. Er vermutet vielmehr Ähnlichkeiten<br />
der damaligen mit der<br />
heutigen Situation. Auch jetzt fährt<br />
die Konjunktur auf hohen Touren.<br />
Den Unternehmen fehlt es vorne<br />
und hinten an Facharbeitern. Bei<br />
der Inflation tut sich aber nichts. In<br />
Europa liegen die Preise zur Zeit gerade<br />
mal um 1,2 Prozent über dem<br />
Vorjahr.<br />
Könnte es sein, dass wir wie damals<br />
auch jetzt wieder von einer steigenden<br />
Inflation überrascht werden?<br />
Viele Indizien dafür gibt es nicht.<br />
Ganz abwegig ist es aber auch nicht.<br />
In der Grafik habe ich die Jahre nach<br />
2003 mit der Zeit nach 2013 verglichen.<br />
Die Kurven weisen einige<br />
Ähnlichkeiten auf. Über vier Jahre<br />
blieb die Inflation konstant beziehungsweise<br />
ging sogar zurück.<br />
Dann plötzlich veränderte sich<br />
im Zyklus 2003 alles. Die Ölpreise<br />
schossen nach oben. In der Folge<br />
erhöhten sich die Lohnsteigerungen.<br />
Die Inflation zog kräftig an, von 1,8<br />
auf 4,1 Prozent Mitte 2008. Das alles<br />
vollzog sich in einem Umfeld, in<br />
dem schon die ersten Symptome<br />
der Finanzkrise erkennbar wurden.<br />
Wenn es heute so liefe wie damals,<br />
müsste die Geldentwertung jetzt<br />
auch nach oben gehen. Wahrscheinlich<br />
ist das nicht, wohl aber<br />
26 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
vorstellbar. Immerhin steigen die Krankenhauskosten in<br />
den USA nach den Angriffen von Trump auf Obamacare.<br />
In den USA mehren sich prominente Stimmen, die vor<br />
einer höheren Inflation warnen. Die Federal Reserve<br />
hat ihren Kurs leicht verschärft.<br />
In Europa spüren wir vor allem, dass der Ölpreis in<br />
Bewegung gekommen ist. Seit Jahresanfang ist er von<br />
66 auf 80 US-Dollar pro Barrel (Brent) gestiegen.<br />
Das sind mehr als 20 Prozent. Superbenzin ist kräftig<br />
teurer geworden. Die Preise für Energie, die immerhin<br />
einen Anteil von elf Prozent am Warenkorb des Verbraucherpreisindex<br />
haben, haben sich spürbar erhöht.<br />
Manche sagen, dass die Ölpreise ein Sonderfaktor sind,<br />
der mit Inflation nichts zu tun hat. Sie schauen nur auf<br />
die „Kerninflation“ (ohne Preise für Energie, saisonabhängige<br />
Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak).<br />
Ich halte das für eine Milchmädchenrechnung. Zum<br />
einen muss der Verbraucher auch ölinduzierte Preissteigerungen<br />
bezahlen. Seine Kaufkraft (und die<br />
Fähigkeit zu sparen und zu konsumieren) verringert sich.<br />
Quelle: EZB<br />
Zum anderen beeinflussen Ölpreise auch das inflationäre<br />
Klima. Arbeitnehmer fordern höhere Löhne. Die<br />
ölverarbeitende Industrie hat größere Kosten.<br />
Was heißt es für die Finanzmärkte, wenn die Geldentwertung<br />
wie im letzten Zyklus steigen würde? Damals<br />
erhöhte die EZB die Leitzinsen von 2,5 auf 3 Prozent.<br />
Die Anleiherenditen gingen um gut einen halben Prozentpunkt<br />
nach oben. Beides war verglichen mit dem<br />
Inflationsanstieg von über zwei Prozentpunkten relativ<br />
wenig. Das hing aber damit zusammen, dass die Welt<br />
damals schon unter dem Eindruck der beginnenden<br />
großen Finanzkrise stand und die Märkte sehr risikoavers<br />
waren.<br />
Heute sähe das wohl anders aus. Zwar kann ich mir nicht<br />
vorstellen, dass die EZB bei stärkerer Preissteigerung<br />
ihren Kurs nennenswert verändern würde. Dazu hat sie<br />
sich zu sehr festgelegt. Die zehnjährigen Bundrenditen<br />
würden jedoch deutlich anziehen. Sie gingen schnell<br />
über 1,0 Prozent, im weiteren Verlauf aber vermutlich<br />
auch auf 1,5 Prozent. Das wäre immer noch niedrig,<br />
aber deutlich höher als heute.<br />
Für den Anleger<br />
Wenn die Zinsen steigen, fallen die Kurse der Anleihen<br />
und der Investor macht Verluste. Schon seit einiger Zeit<br />
rate ich, beim Kauf von Bonds vorsichtig zu sein.<br />
Andererseits: Je höher die Zinsen, umso interessanter<br />
werden die Kupons, wenn man die Papiere über die<br />
ganze Laufzeit hält. Vor allem bei Anleihen von Unternehmen<br />
und Emerging Markets kann man inzwischen<br />
ordentliche Renditen erzielen. Allerdings sind solche<br />
Papiere mit Emittenten- und eventuell auch mit Währungsrisiken<br />
verbunden.“<br />
Ringana ist der größte Natur- und Frischekosmetik Hersteller Östereichs.<br />
Das Unternehmen produziert pflanzliche Nahrungsergänzung ohne<br />
synthetische Zusatzstoffe. Vor 20 Jahren in der Steiermark gegründet,<br />
wurde Ringana 2015 in der Kategorie Betriebe<br />
vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt<br />
der Österreichische<br />
Klimaschutzpreis<br />
verliehen.<br />
Ulli Priller-Dressler, 0676/618 94 26, www.dressler-ringana.com<br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong> 27
Natur & Umwelt<br />
„Goldener Igel“ für Sitzenberg Reidling<br />
Mit dem „Goldenen Igel“ werden jährlich jene Gemeinden ausgezeichnet, die während eines Jahres die Kriterien<br />
von „Natur im Garten“ zu 100% erfüllen, ihre Leistungen dokumentieren und sich einer Begutachtung unterziehen.<br />
„75% der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher wünschen sich naturnah gepflegte öffentliche Grünraume.<br />
Öffentliche Grünflächen sind für Bewohnerinnen und Bewohner wichtige Orte, die zum Verweilen und<br />
Kommunizieren einladen. Es freut uns sehr, dass die Kernkriterien der Aktion ,Natur im Garten‘ von immer mehr<br />
Gemeinden aktiv umgesetzt werden und diese damit eine intakte Umwelt fördern. Damit zeigen die Kommunen<br />
vor, wie einfach die naturnahe Pflege von Gärten und Grünräumen ist“, so Landesrat Martin Eichtinger.<br />
Die Gemeinde Sitzenberg Reidling<br />
ist seit 2015 Natur im Garten Gemeinde.<br />
Das heißt, alle öffentlichen<br />
Grünräume werden nach Natur im<br />
Garten Kriterien gepflegt. Wir verwenden<br />
daher keinen Torf, keine<br />
Pestizide und verzichten auch auf<br />
chemisch-synthetischen Dünger.<br />
Der „goldene Igel“ wird immer nach<br />
Abschluss eines Jahres vergeben. Es<br />
müssen die Kriterien für Natur im<br />
Garten eingehalten und auch neu<br />
umgesetzte Projekte dokumentiert<br />
werden. Von Seiten Natur im Garten<br />
erfolgt dann eine Begutachtung. Wir<br />
haben den „golden Igel“ für das Jahr<br />
2016 bekommen und jetzt eben auch<br />
für 2017. Es freut mich sehr, dass unsere<br />
Bemühungen anerkannt werden.<br />
Seit wir Natur im Garten Gemeinde<br />
sind versuchen wir auch mehr Vielfalt<br />
in den öffentlichen Grünbereich<br />
zu bringen. Die Naschzeile war unser<br />
erstes größeres Projekt und erfreut<br />
sich großer Beliebtheit. Im Bereich<br />
des Teiches wurde das Nordufer statt<br />
mit Cotoniaster mit verschiedenen<br />
Blütenstauden bepflanzt. An der<br />
Meierhofstraße wurden auf ca 40 m<br />
Länge ebenfalls Blütenstauden<br />
und Sträucher gepflanzt. Vor der<br />
Volksschule sind neue Sträucher<br />
und Blütenstauden gesetzt worden.<br />
Auf Wunsch der Bevölkerung und<br />
mit deren Mitwirkung wurden die<br />
Pflanzen am Spielplatz in Hasendorf<br />
teilweise ersetzt und ergänzt.<br />
Auch in Ahrenberg war es der<br />
Wunsch der Bevölkerung, die Rosen<br />
teilweise durch andere Blütenstauden<br />
zu ersetzen.<br />
Im heurigen Frühjahr haben wir am<br />
Radweg von Sitzenberg nach Ahrenberg<br />
Wiesenblumen angebaut.<br />
Es wurde eine sehr kräuterbetonte<br />
Mischung zusammengestellt, die<br />
nur die notwendigsten Strukturgräser<br />
wie zum Beispiel die Aufrechte<br />
Trespe enthält. Dadurch müsste die<br />
Fläche auch bei einer einmaligen<br />
Mahd immer attraktiv aussehen.<br />
Es handelt sich um rund 70 verschiedene<br />
Pflanzenarten, die<br />
Leitarten sind Skabiosen-Flockenblume,<br />
Wiesen- und Quirl-Salbei,<br />
Dost, Karthäuser-Nelke, Knäuel-<br />
Glockenblume, Echtes Labkraut,<br />
Österreichische Königskerze und<br />
Johanniskraut.Wir hoffen, dass diese<br />
Pflanzen gut aufgehen. Da viele davon<br />
zweijährig sind, benötigt es aber<br />
sicher 2-3 Jahre, bis die Blumenwiese<br />
auch gut entwickelt ist. Siehe dazu<br />
auch die Bilder auf S. 29 oben.<br />
Herzlichen Dank an alle, die mich<br />
bei diesen Bemühungen tatkräftig<br />
unterstützen. Das sind einerseits unsere<br />
Bauhofmitarbeiter, aber auch<br />
die vielen ehrenamtlichen Helfer im<br />
gesamten Gemeindegebiet.<br />
Deine/Ihre Umweltgemeinderätin<br />
Ricarda Öllerer<br />
Foto: © NLK Reinberger<br />
28 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
Dorfgemeinschaft<br />
Ahrenberg setzt Weinstöcke<br />
An der Abzweigung Ahrenberger Ortsstraße zur Ahrenberger<br />
Kellergasse wurden von der Dorfgemeinschaft<br />
Ahrenberg 7 Weinstöcke gesetzt. Es sind 7 verschiedene<br />
resistente Weinstöcke für die 7 Dörfer in Sitzenberg Reidling.<br />
Das Rankgerüst wurde von Markus Hut aufgestellt.<br />
Herzlichen Dank an die Ahrenberger Dorfgemeinschaft,<br />
insbesondere an Alfred Winter, der sich auch bereit<br />
erklärt hat, die Weinstöcke in Zukunft zu pflegen.<br />
Foto: Ricarda Öllerer<br />
Natur im Garten Botschafter<br />
Im heurigen Jahr wurden erstmals „ehrenamtliche”<br />
Natur im Garten Botschafter ernannt. GGR Ricarda<br />
Öllerer ist mit dieser Ernennung eine der ersten. Eine<br />
der Aufgaben ist dabei, Ansprechpartner für Fragen der<br />
Bevölkerung zu Natur im Garten zu sein.<br />
„Als Umweltgemeinderätin arbeite ich sehr intensiv mit<br />
Natur im Garten zusammen. Eine der ersten Aktivitäten<br />
als Natur im Garten Botschafterin wird die Vernetzung<br />
der Garteninteressierten in unserer Gemeinde sein. Gerade<br />
bei der Arbeit im Garten ist ein Austausch mit<br />
Gleichgesinnten sehr hilfreich. Deshalb wird es noch im<br />
Juni einen Austausch Nachmittag – Abend geben, zu dem<br />
alle Natur im Garten Plakettenbesitzer aus der Gemeinde<br />
herzlich eingeladen sind. Die Einladung erfolgt per<br />
Post. Wer keine Plakette besitzt und gerne eingeladen<br />
werden möchte, kann sich gerne bei mir melden“ sagt<br />
Ricarda Öllerer.<br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong> 29
...und dann war doch noch Winter!<br />
Sitzenberger Schlossteich<br />
im Februar <strong>2018</strong>.<br />
Fotos: © Dr. Gustav Dressler<br />
Wir sind gerne länger für Sie da<br />
Mo–Do: 6–18.30, Fr: 6:30–18.30, Sa: 7–17 Uhr<br />
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Reidling, Leopold-Figl-Platz 8, T: 02276-2216, F: DW-4<br />
30 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
GertiLinsbauer<br />
Studio Sitzenberg<br />
Wir arbeiten ausschließlich<br />
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und freuen uns schon jetzt auf Ihren Besuch.<br />
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Dienstag bis Freitag : 14 – 19 Uhr (bitte um tel. Anmeldung unter 02276-21107),<br />
Montag und Samstag Ruhetag. 3454 Sitzenberg-Reidling, Neustiftgasse 13,<br />
e-mail: gertrude.linsbauer@gmail.com, www.studio-sitzenberg.at.
Foto: © Peter Bors, www.bors.at
Eggendorf<br />
Sehr geehrte Damen und<br />
Herren!<br />
Vor geraumer Zeit musste<br />
festgestellt werden, dass<br />
unsere Kapelle in Eggendorf, vor<br />
allem im Bereich des Daches und<br />
des Glockenturms, beträchtliche<br />
Schäden aufzuweisen hatte.<br />
Die Errichtung der Kapelle dürfte<br />
im Jahr 1868 stattgefunden haben<br />
bzw. in den Jahren nach der Revolution<br />
nach 1848.<br />
1980 wurde die Kapelle nachweislich<br />
saniert, im Frühjahr 2017 wurde mit<br />
den aktuellen Sanierungsarbeiten<br />
begonnen.<br />
Nach entsprechender fachlicher Begutachtung<br />
wurde vom Gemeinderat<br />
unserer Gemeinde in der Sitzung am<br />
22. Juni 2017 ein Rahmenbeschluss<br />
in der Höhe von € 20.000,00 für<br />
die Reparaturarbeiten beschlossen.<br />
Mehrere Besprechungen mit Herrn<br />
Pfarrer Clemens bezüglich des<br />
Vorhabens wurden abgehalten, die<br />
Organisation der Arbeiten wurde<br />
im besten Einvernehmen zwischen<br />
Pfarre und Gemeinde umgesetzt.<br />
Schlussendlich kam es zu einer<br />
Sanierung des Daches, des Glockenturms<br />
und des Mauerwerks.<br />
Spenglermeister Andreas Zarrer<br />
wurde mit der Deckung und den<br />
Holzarbeiten beauftragt. Das nunmehr<br />
sichtbare Kreuz wurde von<br />
Andreas Zarrer selbst entworfen,<br />
angefertigt und vor der Montage<br />
in der Pfarrkirche gesegnet.<br />
Im Kreuz selbst wurde ein Dokument<br />
der Gemeinde sowie Münzen<br />
aus der Gegenwart eingebaut<br />
(Informationen für kommende Generationen).<br />
Nach Abschluss der Arbeiten kann<br />
mitgeteilt werden, dass sich die<br />
Kosten der Renovierung auf rund<br />
€ 25.000,00 belaufen, wobei die<br />
Maurer- und Malerarbeiten aus<br />
Spenden zum Erhalt der Kapelle<br />
finanziert wurden.<br />
Am Sonntag den 8. Mai <strong>2018</strong> konnte<br />
nun die Kapelle wieder eingeweiht<br />
werden. Im Rahmen einer Marienandacht<br />
weihte Pfarre Clemens<br />
Maier das kleine Haus Gottes.<br />
Herzlichen Dank möchten wir an<br />
alle fleißigen Damen und Herren<br />
aussprechen, die mitgeholfen haben,<br />
die Sanierung der Kapelle in Eggendorf<br />
zu ermöglichen.<br />
Einen schönen und erholsamen<br />
Sommer wünscht Ihnen<br />
Ihr /Euer Franz Rauscher, GR<br />
Foto: © Stefan Öllerer, www.oe-news.at<br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong> 33
Einer von uns.<br />
Foto: © Peter Bors, www.bors.at<br />
Sehr geehrte Damen und Herren!<br />
Liebe Freunde!<br />
Breitbandausbau endlich<br />
„Auf Schiene“<br />
Berichte zum Thema „Breitbandausbau“<br />
sind seit einigen<br />
Jahren ständig in den Medien zu<br />
finden. Von unseren Bürgerinnen<br />
und Bürgern wurden daher die<br />
Gemeinden immer wieder ersucht,<br />
Antworten zu geben, welche wir<br />
selbst weder vom Land NÖ noch<br />
von den Netzbetreibern erhalten<br />
haben.<br />
Der größte Anbieter als Partner,<br />
A1-Telekom, hat sich bei der Mitverlegung<br />
von Telekomleitungen<br />
extrem geziert – da wurden Termine<br />
zu Baubesprechungen nicht einmal<br />
wahrgenommen. Das Land Niederösterreich<br />
hat, um entsprechend<br />
den Infrastrukturausbau zu beleben,<br />
die NÖ Glasfaserinfrastrukturges.m.b.H.<br />
– NÖGIG - ins Leben<br />
gerufen. Für die Verantwortlichen<br />
in den Gemeinden war nicht mehr<br />
klar, wer jetzt eigentlich zuständig<br />
ist. Vorausgesetzt die schon lange<br />
in Aussicht gestellte Breitbandmilliarde<br />
des Bundes würde endlich<br />
frei gegeben werden, was nunmehr<br />
endlich der Fall ist.<br />
Aus diesem Grund wurden wir<br />
sowohl von NÖGIG als auch<br />
von A1-Telekom mit dem Breitbandausbau<br />
in Sitzenberg-Reidling<br />
konfrontiert.<br />
l Die NÖGIG würde ab dem Jahr<br />
2020 mit dem Glasfaserausbau in<br />
Sitzenberg-Reidling beginnen. Es<br />
müssten alle Straßenzüge der Gemeinde<br />
aufgegraben werden um die<br />
Glasfaserleitungen zu verlegen.<br />
Danach hätte man Netzbetreiber gesucht<br />
und die Leitungsinfrastruktur<br />
diesen zur Verfügung gestellt. Vorher<br />
müsste eine Bedarfserhebung<br />
durchgeführt werden, ob Sie, sehr<br />
geehrte Damen und Herren, die leistungsfähige<br />
Anbindung auch kaufen.<br />
Bauliche Umbaumaßnahmen in jeden<br />
Haus wären erforderlich, höhere<br />
monatliche Kosten aufgrund der<br />
besseren Leistung würden anfallen.<br />
l A1-Telekom hat uns mitgeteilt,<br />
dass auf Grund der Breitbandmilliarde<br />
in unserem Gemeindegebiet<br />
der Glasfaserausbau bis Ende 2019<br />
abgeschlossen werden könnte.<br />
Die Katastralgemeinde Hasendorf<br />
wird vorrangig ausgebaut, die Handyinfrastruktur<br />
wird im Zuge dieses<br />
Ausbaus verbessert. Auf Grund der<br />
vorhandenen Infrastruktur gehen<br />
die Techniker von A1-Telekom<br />
davon aus, dass in unserem Gemeindegebiet<br />
nur punktuell aufgegraben<br />
werden muss.<br />
2 Sendemasten – davon einer in Hasendorf<br />
- werden neu gebaut, damit<br />
wird auch das Handy-Netz qualita-<br />
34 Prisma Frühjahr <strong>2018</strong>
Hasendorf am 23. Mai <strong>2018</strong>, Foto: © Peter Bors<br />
tiv verbessert. Kupferanschlüsse der<br />
Haushalte sollen qualitativ verbessert<br />
werden, dadurch kommt man<br />
grabungslos in jedes Haus.<br />
Sitzenberg-Reidling soll bis Ende<br />
2019 zu 80% mit einer Bandbreite<br />
von 100 Mbit/s ausgebaut sein.<br />
Der Gemeinde Sitzenberg-Reidling<br />
entstehen keine Kosten, die Tarife<br />
(bei gleicher Bandbreite) bleiben<br />
für die Bürger gleich, wer mehr<br />
Leistung braucht, kann diese dazukaufen.<br />
Seit Jahren versuchen wir<br />
eine Verbesserung der Telefon- und<br />
Internetqualität in Sitzenberg-Reidling<br />
und vor allem auch in der KG<br />
Hasendorf zu erreichen.<br />
Unzählige Interventionsschreiben<br />
und Gespräche von Bürgermeister<br />
Christoph Weber, seinem Team und<br />
vormals Franz Redl fruchten endlich<br />
in herzeigbare Ergebnisse.<br />
Wir haben uns entschieden, den<br />
Ausbau von A1-Telekom durchführen<br />
zu lassen. Dieser ist bei weitem<br />
kostengünstiger, da wesentlich weniger<br />
Aufgrabungsarbeiten und daher<br />
Wiederherstellungsmaßnahmen notwendig<br />
sind.<br />
Der Ausbau selbst wird laut den<br />
Verantwortlichen von A1-Telekom<br />
zu 100 Prozent übernommen. Für<br />
Sie, meine sehr geehrten Damen und<br />
Herren, stellt sich diese Variante als<br />
die kundenfreundlichste dar.<br />
Einen schönen Sommer<br />
wünscht Ihnen/euch<br />
Ihr/euer Gerhard Hartweger<br />
Unter Organisation der „Gesunden<br />
Gemeinde” und „Wir Niederösterreicherinnen<br />
selbst. bewusst.<br />
frau.” starteten am 5. April <strong>2018</strong><br />
zwei Gruppen von je 11 Personen<br />
den ersten Schritt in ein gesünderes,<br />
aktiveres Leben. Ziel ist es, die<br />
Lebensgewohnheiten langfristig<br />
und positiv zu verändern.<br />
Unter Betreuung und Begleitung<br />
von Experten aus den drei Bereichen<br />
Bewegung, Ernährung und Mentale<br />
Gesundheit läuft dieser Kurs<br />
- jeweils einmal wöchentlich - bis<br />
Dezember <strong>2018</strong>.<br />
Der Kurs vermittelt einen gesunden Lebensstil und praktische Schritte der Umsetzung. Die ersten<br />
Stunden fanden bereits statt und wurden von allen und wurden von allen Teilnehmer/innen mit großer<br />
Vorfreude auf die nächste Kurseinheit angenommen. Weitere Infos bei Ricarda unter 0664/1816085.<br />
Eigentümer, Herausgeber und Verleger: VP Sitzenberg-Reidling,<br />
c/o Am Ahrenhof 5, 3454 Sitzenberg-Reidling.<br />
Erscheinungsweise: 4x im Jahr. Für den Inhalt verantwortlich: Bgm. Christoph Weber und<br />
GGR Dr. Gustav Dressler, Druck: Druckerei Robitschek, Schloßgasse 10-12, 1050 Wien.<br />
www.robitschek.at<br />
Prisma Frühjahr <strong>2018</strong> 35
Wie viel Bio<br />
für Österreich gut ist.<br />
B<br />
io und Österreich: Das<br />
passt zusammen wie die<br />
Butter aufs Brot, würden<br />
manche sagen. Tatsächlich<br />
ist Österreich in Sachen Biolandwirtschaft<br />
EU-weit Spitzenreiter.<br />
Fast ein Viertel der landwirtschaftlichen<br />
Fläche wird hierzulande<br />
biologisch bewirtschaftet, mehr<br />
als 23.000 Biobetriebe gibt es. Damit<br />
ist Bio längst aus der einstigen<br />
Nische herausgewachsen.<br />
Und trotzdem geht einigen die<br />
Entwicklung nicht weit genug:<br />
Österreich könnte sich sogar zu<br />
hundert Prozent mit heimischen,<br />
biologischen Produkten versorgen,<br />
heißt es in einer aktuellen Studie der<br />
Universität für Bodenkultur (Boku)<br />
in Wien. Aber was bedeutet das<br />
eigentlich, Bio, und welche Konsequenzen<br />
hätte die Umstellung für<br />
die Landwirtschaft und die Preise<br />
im Supermarkt?<br />
Textquelle: Jakob Pallinger<br />
"Der Standard" 24. 5. <strong>2018</strong><br />
Bio und konventionelle Landwirtschaft:<br />
Zwischen beiden liegen<br />
immer noch Gräben. Bio-Verfechter<br />
kritisieren den hohen Einsatz<br />
von Düngemitteln und Pestiziden<br />
in der herkömmlichen Landwirtschaft,<br />
die das Grundwasser<br />
belasten und zu einem Insektensterben<br />
führen. Zudem werden die<br />
Massentierhaltung und der Einsatz<br />
von Antibiotika kritisiert. Die biologische<br />
Landwirtschaft soll im<br />
Gegensatz dazu mehr Ressourcen<br />
schonen, den Boden fruchtbarer<br />
machen, etwa indem Kompost gesammelt<br />
und ausgebracht wird, und<br />
Tiere "artgerechter" halten.<br />
Mehr Fläche, weniger Ertrag<br />
Von der konventionellen Landwirtschaft<br />
wiederum heißt es, Bio<br />
brauche mehr Fläche und produ-<br />
Fotos: © Peter Bors, www.bors.at<br />
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ziere weniger. Auch die Preise der<br />
Produkte seien höher, nicht jeder<br />
könne sich einen biologischen Lebensstil<br />
leisten.<br />
"Werden Flächen auf mehr Bio umgestellt,<br />
sind auch mehr Flächen<br />
für die Landwirtschaft notwendig",<br />
bestätigt Dagmar Wöbken, Mikrobiologin<br />
an der Universität Wien.<br />
Ökologisch gesehen gelte die Biolandwirtschaft<br />
dadurch als weniger<br />
nachhaltig, weil der CO2-Ausstoß<br />
auf weniger Produkte aufgeteilt<br />
werden muss, meint Studienleiter<br />
und Boku-Forscher Thomas Lindenthal.<br />
Allerdings sei die reine<br />
CO2-Rechnung verfälscht, weil sie<br />
viele andere Nachhaltigkeitskriterien<br />
wie die Bodenfruchtbarkeit,<br />
den Schutz der Gewässer und der<br />
Artenvielfalt nicht einrechne. Insgesamt<br />
sei die Bioproduktion aus<br />
ökologischer und gesundheitlicher<br />
Sicht eindeutig vorzuziehen.<br />
Zu hoher Fleischkonsum<br />
Statt auf die Massenproduktion zu<br />
setzen, würde der Fokus bei der<br />
Biolandwirtschaft laut Studien-Co-<br />
Autor Martin Schlatzer verstärkt auf<br />
der Qualität der Produkte liegen.<br />
Um den Konsumbedarf zu decken,<br />
müssten allerdings die vermeidbaren<br />
Lebensmittelabfälle und der<br />
Fleischkonsum reduziert werden.<br />
Denn immer noch werden in Österreich<br />
alleine in den Haushalten mehr<br />
als 200.000 Tonnen pro Jahr an Lebensmitteln<br />
weggeschmissen, was<br />
„Die Nachfrage nach Bioprodukten<br />
ist in Österreich<br />
kontinuierlich gestiegen.<br />
Rund acht Prozent beträgt<br />
der Bioanteil in den Supermärkten<br />
derzeit.“<br />
bei richtiger Planung und Lagerung<br />
hätte vermieden werden können.<br />
Auch der Fleischkonsum sei mit 65<br />
Kilogramm pro Kopf und Jahr dreimal<br />
höher als empfohlen, was auch<br />
zu vermehrten gesundheitlichen<br />
Problemen führe. Zudem werden<br />
mehr als eine halbe Million Tonnen<br />
Soja jedes Jahr als Futtermittel<br />
importiert, mehr als die Hälfte der<br />
Ackerflächen dienen hierzulande<br />
der Produktion von Futtermitteln<br />
wie Mais und Soja.<br />
"Möglicherweise würde ein höherer<br />
Preis bei den Lebensmitteln zu<br />
mehr Wertschätzung und weniger<br />
Lebensmittelabfällen beitragen",<br />
meint Andreas Steinwidder, Leiter<br />
des Instituts für biologische Landwirtschaft<br />
Raumberg-Gumpenstein.<br />
Allerdings stelle sich die Frage, ob<br />
die Konsumenten überhaupt bereit<br />
wären, mehr Geld für Lebensmittel<br />
auszugeben.<br />
Ähnliche Argumente kommen<br />
von der Landwirtschaftskammer.<br />
"Wenn jetzt propagiert wird, 100<br />
Prozent der Landwirtschaft auf<br />
Bio umzustellen, stellt sich sofort<br />
die Frage, wer nun das bezahlen<br />
wird", sagt Kammerpräsident Josef<br />
Moosbrugger. Am Ende würden<br />
die Konsumenten mit ihrem Kaufverhalten<br />
bestimmen, wie viel Bio<br />
erzeugt wird.<br />
Die Inlandsnachfrage hinke derzeit<br />
laut Umweltministerium noch<br />
der Produktion hinterher. Denn<br />
Österreich exportiere viele seiner<br />
Biolebensmittel ins Ausland. Einer<br />
der größten Abnehmer: Deutschland.<br />
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Fotos: © Peter Bors, www.bors.at
Honigverfälschungen<br />
Der Import von verfälschtem Honig aus China (der Begriff „Honig“ ist<br />
eigentlich unzutreffend), der bisweilen auf dem Umweg über Drittländer läuft,<br />
wird zunehmend als Problem erkannt.<br />
I<br />
n einem Bericht des Joint Research<br />
Centre aus dem Jahr<br />
2016 wurde bereits darauf<br />
hingewiesen, dass ein hoher<br />
Prozentsatz an importiertem Honig<br />
Fremdzucker enthält.<br />
Wie Norberto Garcia, Präsident<br />
der Internationalen Organisation<br />
der Honigexporteure bei der<br />
diesjährigen Fachtagung des Österreichischen<br />
Erwerbsimkerbundes<br />
sehr anschaulich dargestellt hat, gelangen<br />
vor allem aus China große<br />
Mengen an billigem prozessiertem<br />
Zuckersirup, unreif geerntetem und<br />
technisch verarbeitetem Honig sowie<br />
auf anderen Wegen erzeugte<br />
Analog-Produkte direkt oder über<br />
Drittländer (Im konkreten Verdacht<br />
stehen die Ukraine, Vietnam und<br />
andere Staaten) in die EU. So finden<br />
sie, als „Mischung von Honig aus<br />
Nicht-EU-Ländern“ oder als „Mischung<br />
von Honig aus EU-Ländern<br />
und Nicht-EU-Ländern“ deklariert,<br />
ihren Weg in die Europäischen Honiggläser.<br />
Weitere Informationen:<br />
Als Maßnahmen gegen diese Vorgangsweise,<br />
die zusätzlich zum<br />
Betrug an den Konsumenten auch<br />
die europäischen Honigproduzenten<br />
durch den Preisdruck und den<br />
Vertrauensverlust in enorme wirtschaftliche<br />
Schwierigkeiten bringt,<br />
werden nun verbesserte Analysemethoden<br />
und Verschärfungen bei der<br />
Herkunftskennzeichnung diskutiert.<br />
Am 1. März <strong>2018</strong> forderte der EU-<br />
Abgeordnete Othmar Karas in einer<br />
Presseaussendung eine Verschärfung<br />
der EU-Honigrichtlinie. Karas<br />
meint. „Heute werden oft Honigimporte<br />
aus China und sonst woher<br />
mit nur geringen Mengen EU-Honig<br />
vermengt und dann als ,EU-Honigmischung‘<br />
verkauft. Das verzerrt<br />
den Wettbewerb zu Lasten unserer<br />
Imker und ist eine Täuschung<br />
der Konsumenten. Das Europaparlament<br />
fordert, dass nur doch<br />
EU-Honig draufstehen darf, wo<br />
mindestens 50 Prozent EU-Honig<br />
drinnen sind. Die Anteile von Honig<br />
von außerhalb der EU müssen<br />
in Prozent und mit Herkunftsland<br />
ausgewiesen werden“.<br />
n Europäische Kommission - Kontrollplan Honig<br />
n Kurier 3. 3. <strong>2018</strong> - Gepanscht und verfälscht: Der große Honigschwindel<br />
Quelle des Textes: www.biene-oesterreich.at, Autor: Michael Rubinigg<br />
Sie liefern den ECHTEN HONIG: Fleißige<br />
Bienen in Sitzenberg-Reidling.<br />
Von Seiten der Arbeitsgruppe Honig<br />
in der COPA-COGECA, die Europäische<br />
Interessensvertretung der<br />
landwirtschaftlichen Betriebe und<br />
Genossenschaften, in der auch Biene<br />
Österreich vertreten ist, wird insbesondere<br />
durch den stellvertretenden<br />
Vorsitzenden Francesco Panella<br />
(CONAPI) seit längerem angestrebt,<br />
die gesetzliche Lage dahingehend<br />
zu verändern, dass anstatt der allgemeinen<br />
Herkunftsbezeichnung<br />
künftig alle Herkunftsstaaten auf<br />
dem Etikett angegeben werden müssen.<br />
Nach Auskunft von Othmar<br />
Karas ist mit einer solchen gesetzlichen<br />
Änderung in der laufenden<br />
Legislaturperiode nicht mehr zu<br />
rechnen. Er hoffe aber, dass dies im<br />
Herbst 2019 der Fall sein wird. Da<br />
betrügerische Praktiken im Spiel<br />
sind, wird diese Maßnahme allerdings<br />
nicht ausreichen und es wird<br />
daher auch eine Verbesserung der<br />
(derzeit unzureichenden) Analysemethoden<br />
angestrebt, mit denen<br />
Honig auf seine Herkunft untersucht<br />
wird. Biene Österreich unterstützt<br />
diese Initiativen.<br />
In Zukunft wird es notwendig sein,<br />
von Seiten unserer Imkereiverbände<br />
den hohen Standard heimischer Bienenprodukte<br />
klarer und deutlicher<br />
als bisher zu kommunizieren und<br />
dafür Sorge zu tragen, dass dieser<br />
auch weiterhin gewährleistet wird.<br />
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