Neue medalp sport- und rehaclinic imst
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Entscheidung in Extremsituationen:<br />
Kraft, Zeit <strong>und</strong> Konzentration<br />
A<br />
ngela Eiter, 154 cm groß <strong>und</strong> 46 kg leicht, ist<br />
mehrfache Weltmeisterin <strong>und</strong> Weltcupsiegerin<br />
im Lead Climbing. Die zierliche, aber<br />
nichtsdestotrotz hochenergetische Kletterin stammt<br />
aus dem Pitztal.<br />
Aktuellster Erfolg: Ihr dritter Weltmeistertitel in<br />
Arco, Juli 2011 – mit einem spektakulären Finale:<br />
Die Damen-Lead-Route beherbergte einen besonders<br />
heiklen Zug, bei welchem sieben der acht Finalistinnen<br />
abtropften (aus der Kletterwand fallen).<br />
Angy konzentrierte sich <strong>und</strong> traf die richtige Entscheidung<br />
in einer Extremsituation: Sie schwang<br />
ihre Füße auf den weit entfernten Griff, legte einen<br />
Heelhook (Einsatz des Fußes als Hangelhilfe), zog<br />
mit der Hand nach <strong>und</strong> ließ sich hinüberfallen, in<br />
Hook <strong>und</strong> Arm hinein. Nach einem kurzen Innehalten<br />
vollendete die 25-Jährige als Einzige die Route<br />
– <strong>und</strong> verdiente sich damit den Weltmeistertitel.<br />
MED12 traf Angy zum Interview.<br />
Sie sagen, Kletterrouten sind wie Bücher,<br />
die man „zwischen den Zügen lesen können<br />
muss“. Haben Sie bei der WM in Arco auch<br />
zwischen den Zügen gelesen?<br />
AE: Ja, ich habe die Absicht des Routensetzers schon<br />
erkannt, musste aber tatsächlich versuchen, hier<br />
zwischen den Zügen zu lesen, den Klettergang anders<br />
zu interpretieren <strong>und</strong> nach neuen Lösungen zu<br />
suchen. Als ich die Stelle dann erreichte, war mir<br />
gleich klar: Der Sprung ist mir zu riskant, ich brauche<br />
eine andere Lösung. In der Stresssituation – wir<br />
haben ein Maximum an Kletterzeit von 8 Minuten<br />
– habe ich überlegt, wie ich dieses Hindernis bewältige.<br />
Nach einem ersten missglückten Versuch habe<br />
ich mich noch einmal total konzentriert, denn so –<br />
mit dem Fuß rüberschwingen, auch wenn es Zeit<br />
<strong>und</strong> Kraft kostet – musste es klappen. Dass ich die<br />
Einzige war, die diese Stelle dann schlussendlich geschafft<br />
hat, war für mich selbst eine Überraschung.<br />
Sie sind mehrfache Weltmeisterin <strong>und</strong> Weltcupsiegerin.<br />
Was macht Ihren Erfolg aus?<br />
AE: Klettern ist mein Leben. Kraft, also der Körper,<br />
UND der Geist kommen gemeinsam zum Einsatz.<br />
Es ist eine der abwechslungsreichsten Sportarten,<br />
man verliert die Motivation nicht so schnell, weil<br />
man ständig mit dem Kopf gefordert ist, wie beim<br />
Rätselraten. Auch jemand, der nicht so kräftig oder<br />
so <strong>sport</strong>lich ist, kann mental sehr viel zum Erfolg<br />
beim Klettern beitragen. Ich bin sehr motiviert. Die<br />
Motivation liegt in mir. Der entsprechende Wille ist<br />
ebenfalls da, <strong>und</strong> vor allem kann ich mich für Klettern<br />
begeistern! Ich lebe dafür, ich mache das total<br />
gerne. Notwendig ist auch das Vertrauen in mich<br />
selbst – das An-sich-Glauben. Wenn man zweifelt,<br />
wird’s schwierig mit dem Erfolg. Natürlich gehören<br />
auch Konsequenz <strong>und</strong> Disziplin dazu, <strong>und</strong> für den<br />
Wettkampf eine Portion Ehrgeiz.<br />
2009 mussten Sie aufgr<strong>und</strong> eines Schulterproblems<br />
das Klettern für eine Weile aufgeben.<br />
Hat sich Ihre Einstellung zum Klettern<br />
seither verändert?<br />
AE: Vor der Schulterverletzung habe ich nur eine<br />
einzige Richtung eingeschlagen. Nach der Verletzung<br />
aber ist mir klar geworden, dass es auch noch<br />
andere Dinge im Leben gibt, wie etwa die Ausbildung,<br />
meine Familie oder mein Fre<strong>und</strong>, selbst wenn<br />
Klettern immer die wesentliche Priorität behält.<br />
Besonders wichtig ist mir aber die Erkenntnis, dass<br />
ich auf meinen Körper höre, wenn er mir was sagen<br />
möchte. Ich darf meinen Körper nicht ausnützen.<br />
Wie sieht Ihre Zukunft aus? Welche „Route“<br />
werden Sie einschlagen?<br />
AE: Die Begeisterung <strong>und</strong> Leidenschaft von Klettern<br />
ist in mir. Diese Leidenschaft möchte ich auch<br />
gerne in anderen entfachen. Deshalb habe ich mich<br />
zur Trainerin ausbilden lassen. Ich bin schon so viele<br />
Jahre im Wettkampf<strong>sport</strong> tätig, dass ich mir sicher<br />
bin, dem Nachwuchs beim Weiterkommen helfen zu<br />
können. Ich kann mir gut vorstellen, Individualcoaching<br />
zu machen <strong>und</strong> meine Erfahrung zur Verfügung<br />
zu stellen. Schließlich wollen wir auch weiterhin<br />
gute Kletterer zum Wettkampf schicken!<br />
✚<br />
med 12<br />
3<br />
Angela Eiter,<br />
Weltmeisterin in der<br />
Königsdisziplin<br />
Klettern<br />
2005 hat sie sich den<br />
ersten Weltmeistertitel<br />
geholt, war letztes<br />
Jahr Europameisterin<br />
<strong>und</strong> erzielte ab 2004<br />
drei Jahre in Folge den<br />
Weltcupgesamtsieg. Sie<br />
ist mehrmalige Siegerin<br />
beim Rock Master <strong>und</strong><br />
den World Games 2005.<br />
Wir danken für das Interview!