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WUSHU<br />

Aufgrund des hohen Alters<br />

seines Meisters war es Klaus<br />

Jeske nur dadurch noch möglich,<br />

dass Wing-Chun-System<br />

komplett von Wang Kiu zu<br />

lernen, da er bereits über einen<br />

Zeitraum von mehr als 20 Jahren<br />

Techniken und Abläufe des<br />

Wing Chun aus verschiedenen<br />

Linien trainierte und studierte.<br />

Zum Training hinzu kamen<br />

Tage und Nächte, in denen der<br />

Meister seinem Schüler über<br />

Bedeutungen von Bewegungen,<br />

Geschichte des Wing Chun,<br />

Übersetzungen aus dem Chinesischen<br />

sowie Trainingsweisen<br />

unter Yip Man erzählte. Auch<br />

die chinesische Philosophie<br />

nahm hier einen nicht unwesentlichen<br />

Platz ein.<br />

Noch auf dem Seminar<br />

wies GM Wang Kiu darauf hin,<br />

dass er Klaus Jeske nicht nur<br />

als fleißigen Schüler, sondern<br />

auch als guten Freund schätzt,<br />

der mit maximaler Genauigkeit<br />

unverfälscht das System lehrt.<br />

„Ich bin überglücklich, immer<br />

wieder nach Aachen kommen<br />

zu können, um meine deutsche<br />

Kung-Fu-Familie zu besuchen.<br />

Nicht in vielen Schulen gibt es<br />

einen so hohen Standard“, so<br />

der Meister. „Hinzu kommt,<br />

dass die Seminare in Aachen<br />

nicht öffentlich sind und so<br />

eine sehr familiäre Atmosphäre<br />

entsteht“. Auch liegt der Fokus<br />

in Aachen bei der German<br />

Wing Chun Association nicht<br />

auf den finanziellen Dingen.<br />

Trotz der hohen Qualifikation<br />

unterrichtet Sifu Klaus Jeske<br />

sein Wing Chun im Rahmen<br />

von Vereinsarbeit, um es auch<br />

denen zu ermöglichen, die keine<br />

großen finanziellen Spielräume<br />

haben. Hinzu kommt, dass nach<br />

der chinesischen Methode unterrichtet<br />

wird. Prüfungen gibt<br />

es nicht. „Ich weiß doch, was<br />

meine Schüler gelernt haben,<br />

schließlich unterrichte ich sie<br />

und sehe sie mehrmals in der<br />

Woche im Training“, so Klaus<br />

Jeske.<br />

Das Seminar begann mit<br />

einer Formenvorführung der<br />

Kindergruppe, der eine Vorführung<br />

folgte, in der erwachsene<br />

Aachener Schüler die drei<br />

Handformen zeigten. Danach<br />

begann das eigentliche Seminar,<br />

welches den ganzen Tag dauerte<br />

und in dem alle Schüler je nach<br />

Level verschiedene Bewegungsabläufe<br />

aus den 108 Bewegungen<br />

des Wooden Dummy<br />

trainierten. Zwischendurch hatte<br />

jeder Schüler die Möglichkeit,<br />

GM Wang Kiu Fragen aller Art<br />

zu stellen, die der Meister gerne<br />

beantwortete.<br />

Wang Kiu begann 1952<br />

unter Yip Man, Wing Chun<br />

zu lernen, nachdem er bereits<br />

Erfahrungen im nördlichen<br />

Mantis-Stil gesammelt hatte.<br />

Der Bruder seines leider viel zu<br />

früh verstorbenen damals besten<br />

Freundes Wong Shun Leung<br />

brachte ihn einst zu Yip Man.<br />

Zusammen mit Wong Shun<br />

Leung focht Wang Kiu in den<br />

50-er-Jahren die weltbekannten<br />

Roof-Fights aus, die zu der<br />

Bekanntheit des Wing Chun<br />

geführt haben. Wang Kiu war<br />

bei diesen Kämpfen nicht nur<br />

als Austragender, sondern auch<br />

als Schiedsrichter tätig. Unter<br />

anderem war er Referee in dem<br />

Kampf, der Wong Shun Leung<br />

dazu veranlasste, die Erste<br />

Form des Wing Chun „Siu Lim<br />

Tao - Kleine Idee“ zu ändern,<br />

in dem eine Bewegung ergänzt<br />

wurde.<br />

GM Wang Kiu ist die<br />

anerkannte Kompetenz auf dem<br />

Gebiet des Wing Chun. Er hat<br />

diese Kampfkunst als einer<br />

von ganz Wenigen unverändert<br />

bewahrt und nur wenigen Schülern<br />

umfassend weitervermittelt.<br />

Im letzten Jahr wurde Wang<br />

Kiu in Aachen für sein Lebenswerk<br />

mit dem internationalen<br />

Award „Großmeister des Jahres<br />

der WVTAA“ ausgezeichnet.<br />

Einst brachte er in seinem<br />

Privathaus dem noch sehr<br />

jungen Bruce Lee die ersten<br />

30 Bewegungen am Wooden<br />

Dummy bei. Damals gab es in<br />

der Schule von Yip Man noch<br />

keinen hölzernen Mann. GM<br />

Wang Kiu war einer der ersten<br />

Schüler, die in den 50-er-Jahren<br />

einen Wooden Dummy besaßen.<br />

Yip Man lehrte Wang Kiu<br />

einst die Holzpuppenform noch<br />

ohne Dummy am Mann. Diese<br />

kaum bekannte Art und Weise,<br />

die 108 Bewegungen des Wooden<br />

Dummy in einer Partnerversion<br />

zu lehren, wird bis heute<br />

auch in der Aachener Schule<br />

durch Sifu Klaus Jeske zusätzlich<br />

praktiziert und gelehrt,<br />

um dem Schüler ein besseres<br />

Verständnis für die Anwendungen<br />

zu geben. Auf dem<br />

Seminar gab Klaus Jeske unter<br />

den Augen seines Vaterlehrers<br />

eine Vorführung der „Living<br />

Dummy“ Version, wie sie GM<br />

Wang Kiu einst von seinem<br />

Meister ,Yip Man, erlernte. Im<br />

direkten Anschluss führte Sifu<br />

Klaus Jeske die Version direkt<br />

am „Hölzernen Mann“ vor. Die<br />

Seminarteilnehmer hatten so die<br />

Möglichkeit, die Praktikabilität<br />

der Bewegungen im „Living<br />

Dummy“ sofort auch in der<br />

Holzpuppenform wieder zu<br />

finden.<br />

Unter den Teilnehmern des<br />

Seminars war noch ein weiterer<br />

Schüler des Meisters. Renardo<br />

Reed, der Leiter der American<br />

Wing Chun Association und<br />

jüngere Kung Fu Bruder von<br />

Klaus Jeske. Renardo Reed,<br />

ehemaliger Soldat der US-<br />

Streitkräfte, unterrichtet das<br />

Wing Chun bei der US-Army in<br />

Wiesbaden.<br />

Alle Teilnehmer des Seminars<br />

waren hoch zufrieden mit<br />

der Veranstaltung. GM Wang<br />

Kiu wies zum Ende noch mal<br />

darauf hin, dass Wing Chun<br />

logisch, einfach, unspektakulär<br />

und für jeden zu erlernen ist,<br />

insofern man die Prinzipien des<br />

Systems befolgt und Bereitschaft<br />

zeigt, fleißig zu trainieren.<br />

Abgeschlossen und<br />

abgerundet wurde der Tag<br />

dadurch, dass im Anschluss<br />

an das Seminar die von Klaus<br />

Jeske ausgebildeten Lehrer des<br />

Vereins Großmeister Wang Kiu<br />

ihre Handformen vorführten.<br />

GM Wang Kiu konnte sich so<br />

selbst davon überzeugen, dass<br />

die Zukunft und Verbreitung<br />

des traditionellen Wing Chun<br />

Kung Fu auch durch weitere<br />

jüngere Lehrer sichergestellt ist.<br />

74 4/2009 der budoka

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