Similar
Similar
Similar
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4/2007 Verband Österreichischer Förster<br />
Seite 7<br />
Slowenien: Flexibler Waldbau mit großen Erfolgen<br />
Bericht von der Pro Silva-Exkursion Anfang September / Konsequente Umstellung<br />
auf naturnahe Waldwirtschaft<br />
Standorts- und Bestandeserfassung, sowie<br />
ausreichende Erschließung mit LKW- und<br />
Rückewegen sind Voraussetzung für eine<br />
naturnahe Waldwirtschaft. Der Weg führt über<br />
genau definierte Ziele, natürliche Verjüngung<br />
und Ausrichtung der Pflege auf den Einzelbaum<br />
zu standortangepassten, ertragreichen<br />
und stabilen Wäldern. Eine Pro Silva-Exkursion<br />
führte Anfang September nach Slowenien,<br />
wo am konsequentesten von Europa auf<br />
naturnahe Waldwirtschaft mit Einzelstammnutzung<br />
umgestellt wurde.<br />
Slowenien ist mit 57 % Waldanteil eines der waldreichsten<br />
Länder in Europa. Der Wald hat einen<br />
hohen Stellenwert, seit 1949 ist der Kahlschlag verboten,<br />
der Forstdienst zeigt jeden zu fällenden Baum<br />
im Wald aus. Die Erfolge können sich sehen lassen.<br />
Die Waldfläche hat um 26 % zugenommen, der Vorrat<br />
hat sich um 109 % erhöht und der Zuwachs ist<br />
um 126 % gestiegen. Nach der Verstaatlichung lag<br />
der Staatswaldanteil bei 35 %, durch die Rückstellung<br />
wird er auf 20 % sinken.<br />
Vor der Verstaatlichung, vor allem in den ersten<br />
Nachkriegsjahren, wurde der Wald übernutzt.<br />
Danach wurde die Waldwirtschaft umgestellt, die<br />
Ziele festgeschrieben und die Waldweide eingestellt.<br />
1952 wurde mit der Waldzustandserfassung für den<br />
gesamten Wald begonnen. Diese generelle Erfassung<br />
wurde periodisch revidiert und wird heute mit<br />
einem Netz von Stichproben erneuert. Mit den<br />
Beständen wurden auch die Standorte erhoben und<br />
kartiert – eine Voraussetzung für eine naturnahe<br />
Waldwirtschaft. Eine weitere Voraussetzung für die<br />
den Boden ständig bedeckende Plenterwirtschaft ist<br />
eine ausreichende Erschließung. Die anfangs nur mit<br />
wenigen Laufmetern pro Hektar erschlossenen Wälder<br />
in Slowenien sind jetzt mit 20 Lfm LKW-Wegen je<br />
Hektar aufgeschlossen, dazu kommt die doppelte bis<br />
dreifache Länge an Rückewegen.<br />
Die überwiegenden Kalk- und Dolomitstandorte<br />
waren ursprünglich hauptsächlich mit Laubholz,<br />
Buche und Eiche bestockt. Diese Bestände wurden<br />
für die Kohle-Holzgewinnung und für die Glasindustrie<br />
genutzt, die größeren Waldbesitzer haben<br />
danach vielfach Fichte und Kiefer aufgeforstet. Diese<br />
Bestände sind anfällig und werden vom Borkenkäfer<br />
befallen und vom Schnee gebrochen. Sie werden<br />
mittels natürlicher Verjüngung langfristig in standortsgemäße<br />
Mischwälder überführt. Der Blick ist nicht<br />
auf die Bestände sondern auf den Einzelbaum, auf<br />
seine Qualität, gerichtet. Trotz beachtlicher Vorräte<br />
wird noch immer beim Einschlag gespart, erst jetzt<br />
werden die Hiebssätze angehoben. Die Slowenen<br />
haben viele starke Bäume, aber die Holzverarbeitung<br />
in Slowenien ist klein strukturiert und auf das starke<br />
Holz eingestellt. Die gut entwickelte Holzindustrie hat<br />
vor allem Möbel produziert und im übrigen Jugoslawien<br />
abgesetzt. Nach der staatlichen Trennung musste<br />
sich der Absatz nach dem Westen ausrichten und<br />
hatte mit starker Konkurrenz zu kämpfen. Der Holzindustrie<br />
fehlte fast 15 Jahre das Geld für Investitionen.<br />
Immer mehr unbearbeitetes Holz wurde nach Italien<br />
und Österreich exportiert. Jetzt hat es den Anschein,<br />
dass sich kleineren und mittleren Betriebe erholen.<br />
Viele Schutzgebiete<br />
Die steile Lage vieler Wälder in Slowenien und die<br />
schwere Zugänglichkeit der Karstwälder hat in<br />
großen Waldgebieten die Ursprünglichkeit bewahrt.<br />
Manche schwer zugängliche Lagen sind von der Nutzung<br />
überhaupt verschont geblieben, allein in der<br />
Gottschee gibt es sechs Urwälder mit einer Gesamtfläche<br />
von 218 Hektar. In den großen zusammenhängenden<br />
Waldgebieten Gottschee (34.000 ha) und<br />
Gorski Kotar in Kroatien (90.000 ha) leben Bär, Wolf<br />
und Luchs - letzterer wieder eingebürgert. Daneben<br />
gibt es zahlreiche im übrigen Europa vom Aussterben<br />
bedrohte Tierarten, Vögel und Pflanzen. Es ist daher<br />
nicht verwunderlich das 32 % der Landesfläche in<br />
Slowenien Natura- 2000-Gebiete und 23 % Vogelschutzgebiete<br />
sind. Besonders hoch ist der Anteil<br />
dieser Schutzgebiete in den Buchen- und Mischwäldern<br />
der Gottschee. Teilweise wird in den Waldwirtschaftsplänen<br />
und bei der Nutzung schon auf den<br />
Naturschutz Rücksicht genommen – Schonung von<br />
Brutplätzen, Ernte außerhalb der Brutzeit etc.<br />
Die Jagd untersteht in Slowenien dem Ministerium<br />
für Land-, Forstwirtschaft und Ernährung, die Jagdgebiete<br />
haben ein Ausmaß von rund 3.000 ha und ca.<br />
50 bis 60 Jäger üben in diesen die Jagd aus. Die<br />
Abschusspläne macht der Forstdienst, jedoch in vielen<br />
Gebieten ist den Forstleuten der Wildstand zu<br />
hoch, die Tanne kommt zu wenig auf, es ist ein gewisser<br />
Druck auf die Abschüsse und ihre Erfüllung notwendig.<br />
Die Population der Bären ist so groß, dass<br />
jedes Jahr ungefähr 100 Stück zum Abschuss freigegeben<br />
werden.<br />
Gottschee früher aus Oberkärnten besiedelt<br />
Das große Waldgebiet in den Dinarischen Alpen an<br />
der kroatischen Grenze wurde im 14. Jahrhundert<br />
von den Ortenburgern aus Oberkärnten mit Leuten<br />
aus Tirol und Thüringen besiedelt. 1641 erwarb Graf<br />
Auersperg 25.000 ha und behielt diese bis zur Agrarreform<br />
1931, bei der sein Besitz auf 2.500 ha ver-