Klassifikation von Hangbewegungen - Universität Bonn
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Kriechen durch Quellung und Schrumpfung ist ebenfalls an Expansions- und Kontraktions-<br />
zyklen gebunden. Allerdings wird diese durch abwechselnde Durchfeuchtung und Aus-<br />
trocknung des Bodens hervorgerufen. Dies geschieht meist bei quellfähigen Böden mit ei-<br />
nem hohen Tongehalt. Bei Durchfeuchtung dehnt sich der Boden aus und zieht sich bei<br />
Austrocknung wieder zusammen. Der Betrag der resultierenden Bodenbewegung ist aller-<br />
dings niedriger als beim Frostwechsel (AHNERT, 2003).<br />
Die Wirkung <strong>von</strong> Kammeis hingegen bezieht sich nur auf oberflächennahe Bodenpartikel.<br />
Kammeis entsteht aus der Sublimation <strong>von</strong> Wasser in den oberen Bodenschichten. Meist<br />
bildet sich auf unbewachsenen Flächen in den obersten Poren Wasserdampf, der durch<br />
starke Abkühlung kristallisiert. Es entstehen Eisnadeln, die nah aneinander stehen, in de-<br />
nen Bodenpartikel enthalten sind. Beim Auftauen kippen die Eisnadeln der Schwerkraft fol-<br />
gend hangabwärts und verlagernd die oberste Krümelschicht des Bodens (STRAHLER /<br />
Abbildung 18: Kriechen.<br />
STRAHLER, 2005).<br />
Die letzte Form des Bodenkriechens ist das Splash-<br />
Kriechen. Durch den Aufschlag <strong>von</strong> Starkniederschlag<br />
wird dabei feines Bodenmaterial verlagert (AHNERT,<br />
2003). Auf ebenen Flächen werden die Bodenpartikel<br />
in beide Richtungen verlagert, während bei geneigten<br />
Flächen die hangabwärtsgerichtete Komponente grö-<br />
ßer ist.<br />
Nachweis <strong>von</strong> Kriechvorgängen<br />
Kriechvorgänge vollziehen sich meist weitestgehend unbeobachtet, da die Geschwindig-<br />
keit sehr gering ist. Ein Indikator für das Bodenkriechen ist die knieförmige Krümmung im<br />
untersten Stammabschnitt bei Bäumen. Sie entsteht dadurch, dass der Baum in den ers-<br />
ten Jahren seiner Entwicklung hangabwärts gedrückt wurde (AHNERT, 2003). Wenn der<br />
Baum größer wird und fest verankert im Boden steht, wächst er anschließend wieder gera-<br />
de nach oben. Allerdings kann Säbelwuchs auch in vielen Fällen ein Indikator für Material-<br />
verlagerungen durch Fließvorgänge sein (ZEPP, 2008).<br />
4.3.3 Solifluktion/Bodenfließen<br />
Der Begriff Solifluktion wird für alle hangabwärts gerichteten Fließbewegungen <strong>von</strong> was-<br />
sergesättigtem Bodenmaterial verwandt (AHNERT, 2003). Meistens bezieht sich der Be-<br />
griff der Solifluktion heute auf Fließbewegungen im Periglazialbereich. Um die Bedeutung<br />
im Periglazialbereich hervorzuheben, nennt man die Variante des Bodenfließens im peri-