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Uni&Job DEFGH | Wissen, wie man weiterkommt | 18. Oktober 2008 Volle Kraft voraus Unheimliche Anpassung Sag mir, was du studierst. Ich sag dir, wie du wirst Heimliche Helden Acht gute Gründe, zum Arbeiten aufs Land zu gehen Treue Seele Eine Nesthockerin will partout nicht auf eigenen Füßen stehen Netter Versuch Wie man den Sinn des Lebens in einen Merksatz quetscht Dehnbarer Charakter Welche Eigenschaften ein Sieger mitbringen muss

Uni&<strong>Job</strong><br />

DEFGH | Wissen, wie man weiterkommt | 18. Oktober 2008<br />

Volle Kraft voraus<br />

Unheimliche Anpassung Sag mir, was du studierst. Ich sag dir, wie du wirst<br />

Heimliche Hel<strong>de</strong>n Acht gute Grün<strong>de</strong>, zum Arbeiten aufs Land zu gehen<br />

Treue Seele Eine Nesthockerin will partout nicht auf eigenen Füßen stehen<br />

Netter Versuch Wie man <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Lebens in einen Merksatz quetscht<br />

Dehnbarer Charakter Welche Eigenschaften ein Sieger mitbringen muss


Wollen Sie nur von A nach B?<br />

O<strong>de</strong>r das ganze<br />

Alphabet kennen lernen?<br />

Haben Sie schon einmal festgestellt, dass die Lebensläufe vieler Führungspersönlichkeiten<br />

alles an<strong>de</strong>re als geradlinig verlaufen sind? Bei Deloitte kommt das auch öfter vor.<br />

Beispielsweise kann bei uns aus einem Wirtschaftsprüfer durchaus ein erfolgreicher<br />

Consultant wer<strong>de</strong>n. Denn in <strong>de</strong>n interdisziplinären Teams, die wir für unsere Kun<strong>de</strong>n<br />

bil<strong>de</strong>n, haben alle immer wie<strong>de</strong>r die Möglichkeit, einen Blick über <strong>de</strong>n Tellerrand zu<br />

werfen. Das hat viele Pluspunkte: Je<strong>de</strong>r lernt von je<strong>de</strong>m und einige fin<strong>de</strong>n dabei sogar<br />

in einem ganz an<strong>de</strong>ren Metier ihre wirkliche Passion. Und das Beste daran: Man kann<br />

dann auch in diesen Bereich wechseln und dort Karriere machen.<br />

Denn als eine <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Prüfungs- und Beratungsgesellschaften lassen wir<br />

unseren Mitarbeitern gerne alle Türen offen. Davon profitieren auch unsere Kun<strong>de</strong>n.<br />

Von Mitarbeitern, die gera<strong>de</strong>aus <strong>de</strong>nken können. Aber auch um die Ecke.<br />

Wenn Sie mehr über uns und Ihre Karrieremöglichkeiten bei Deloitte wissen möchten,<br />

fin<strong>de</strong>n Sie die wichtigsten Infos auf unserer Website: www.<strong>de</strong>loitte.com/careers<br />

Und wann kommen Sie auf <strong>de</strong>n Punkt?<br />

Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu, einen Verein schweizerischen Rechts, und/o<strong>de</strong>r sein Netzwerk von<br />

Mitgliedsunternehmen. Je<strong>de</strong>s dieser Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig. Eine <strong>de</strong>taillierte<br />

Beschreibung <strong>de</strong>r rechtlichen Struktur von Deloitte Touche Tohmatsu und seiner Mitgliedsunternehmen fin<strong>de</strong>n Sie auf<br />

www.<strong>de</strong>loitte.com/<strong>de</strong>/UeberUns. © 2008 Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft


Uni&<strong>Job</strong> fin<strong>de</strong>n 3<br />

träumen<br />

4<br />

reisen<br />

28<br />

Als sie klein war, hat sie<br />

sich mit Winnetou durch<br />

die Prärie reiten sehen.<br />

Heute erforscht Anna Meiser<br />

das Leben <strong>de</strong>r Indios<br />

Im Zentrum <strong>de</strong>r Macht.<br />

Stu<strong>de</strong>nten aus Chemnitz<br />

vertreten eine Woche lang die<br />

Vereinigten Arabischen Emirate<br />

bei <strong>de</strong>n UN in New York<br />

Impressum<br />

Editorial<br />

<strong>de</strong>nken<br />

6<br />

30<br />

32<br />

Verantwortlich<br />

Werner Schmidt<br />

Redaktion<br />

Dr. Jutta Göricke<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Christine Demmer, Anja Dilk, Georg Etscheit, Philipp Grüll,<br />

Susanne Günther, Meredith Haaf, Chris Helten, Gerhard Matzig,<br />

Jutta Pilgram, Maja Roe<strong>de</strong>nbeck, Berit Schmie<strong>de</strong>ndorf, Nadja<br />

Scholz, Dr. Tanjev Schultz, Peter Seiffert, Barbara Sommerhoff,<br />

Alexandra Straush, Birgit Taffertshofer, Christina Wächter<br />

Titelfoto<br />

David Ausserhofer<br />

Layout<br />

Julia Kienscherf<br />

Anzeigen<br />

Jürgen Maukner<br />

Schon mit <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s<br />

Studienfachs legt man fest,<br />

ob man seine Zukunft im<br />

Zweireiher o<strong>de</strong>r im Fleece-<br />

Pullover verbringen wird.<br />

bewerben<br />

Sieger sind schön, männlich<br />

und aus gutem Hause<br />

Wie man sein Ziel im Leben in<br />

einem Satz zusammenfasst<br />

studieren leben<br />

10<br />

16<br />

arbeiten<br />

38<br />

40<br />

Inserentenverzeichnis<br />

47 Aldi GmbH & Co. KG<br />

24 ALSTOM Power Systems GmbH<br />

34 AOK Bayern<br />

35 Bayerische Lan<strong>de</strong>sbank<br />

40 Bernd Blindow Schulen<br />

13 Booz Allen Hamilton GmbH<br />

35 Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit<br />

9 Capgemini Deutschland GmbH<br />

40 Carl Duisberg Centren<br />

41 Daimler Protics GmbH<br />

40 DekaBank<br />

24 Dell GmbH<br />

2 Deloitte & Touche GmbH<br />

7 Deutsche Post AG<br />

12 DFS Deutsche Flugsicherung GmbH<br />

40 EBCM - Branch of European University<br />

17 ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG<br />

Ausgepresst. Immer mehr<br />

Stu<strong>de</strong>nten sind überfor<strong>de</strong>rt<br />

Designermöbel. Wie unsere<br />

Gebühren angelegt wer<strong>de</strong>n<br />

Im Herzen <strong>de</strong>r Suchmaschine:<br />

bei Google in Hamburg<br />

Der Dirigent Gabriel Feltz<br />

spricht über Mitarbeiterführung<br />

26<br />

staunen<br />

46<br />

Vierjährige wissen genau, was sie später mal wer<strong>de</strong>n wollen, in <strong>de</strong>r Regel Feuerwehrmann o<strong>de</strong>r Astronautin. Mit zwanzig<br />

sind die meisten dann nicht mehr so entschie<strong>de</strong>n. Bei manchen entwickelt sich die Frage <strong>de</strong>r Berufswahl gar zu einem<br />

Monumentalproblem. Meredith Haaf hat ein Seminar besucht, das in solchen Fällen helfen soll. (Seite 32) Aber es gibt<br />

auch Menschen wie Anna Meiser. Sie wollte schon immer mit Indianern zu tun haben und ist dieser I<strong>de</strong>e treu geblieben.<br />

Gera<strong>de</strong> ist sie von einer Forschungsreise zu <strong>de</strong>n Achuar in Ecuador zurückgekommen und erzählt von ihrem Traumberuf:<br />

Ethnologin. (Seite 4) Wer sich allzu sehr von seinem <strong>Job</strong> einnehmen lässt, läuft Gefahr, sein geschäftliches Ich ins Privatleben<br />

zu übertragen. Davor warnt Gerhard Matzig und stellt die Frage, ob es das überhaupt noch gibt: Privatleben. (Seite 6)<br />

Warum eine Nesthockerin aus<br />

Berlin partout nicht aus ihrem<br />

Kin<strong>de</strong>rzimmer ausziehen will<br />

und auch nicht bereit ist, sich<br />

dafür zu schämen<br />

Es gibt Dinge, mit <strong>de</strong>nen<br />

man vor En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Studiums<br />

unbedingt abgeschlossen<br />

haben sollte, zum Beispiel<br />

erniedrigen<strong>de</strong> Nebenjobs<br />

15 Ernst & Young AG<br />

34 ETH Eidgenössische Technische Hochschule Zürich<br />

34 Eurocentres<br />

45 FOM Fachhochschule für Oekonomie & Management<br />

29 Freie Universität Bozen<br />

33 Hannover Leasing GmbH & Co. KG<br />

45 HFH Hamburger Fern-Hochschule<br />

21 Lan<strong>de</strong>sbank Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

43 Management Center Innsbruck Internationale FH GmbH<br />

25 McKinsey & Company, Inc.<br />

37 Peek & Cloppenburg KG<br />

19 PricewaterhouseCoopers AG<br />

48 The Boston Consulting Group GmbH<br />

23 Tognum AG<br />

33 Unilever Deutschland GmbH<br />

40 Wenatex Das Schlafsystem GmbH<br />

45 W.L.Gore & Associates GmbH


4 träumen Uni&<strong>Job</strong><br />

Fe<strong>de</strong>rschmuck vom Amazonas:<br />

Die Ethnologin Anna Meiser,<br />

gera<strong>de</strong> aus Ecuador zurückgekehrt,<br />

besucht das Münchner<br />

Völkerkun<strong>de</strong>museum.<br />

Foto: Peter Hinschläger


Uni&<strong>Job</strong> träumen 5<br />

Abenteuer am Amazonas<br />

Als Kind wollte sie Winnetou sein und das Böse besiegen. Heute erforscht die Münchner Ethnologie-Doktorandin<br />

Anna Meiser die religiösen Praktiken <strong>de</strong>r Achuar-Indianer in Ecuador – auf <strong>de</strong>n Spuren <strong>de</strong>r großen Ent<strong>de</strong>ckungsreisen<strong>de</strong>n<br />

Von Anna Meiser<br />

Als Kind wollte ich immer Winnetou sein: <strong>de</strong>r edle<br />

Apachen-Häuptling, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schwachen hilft, das Böse<br />

besiegt und durch wun<strong>de</strong>rschöne, einsame Landschaften<br />

reitet. Und <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m weißen Old Shatterhand,<br />

<strong>de</strong>r erst gegen die Indianer gekämpft hat, einen<br />

Freund fin<strong>de</strong>t. Das Ethnologie-Studium war sicher<br />

nicht einfach die Fortführung meiner Kindheitsträume<br />

auf höherem Niveau, aber ein klein wenig von Winnetous<br />

Abenteuerlust und meine Sympathie für die Indianer<br />

sind natürlich geblieben.<br />

Es ist halb vier morgens und stockdunkel. Trotz<strong>de</strong>m<br />

herrscht in <strong>de</strong>r großen Laubhütte meiner indianischen<br />

Gastgeber eifriges Treiben. Ich wühle mich unter meinem<br />

Moskitonetz hervor und nehme erleichtert die kühle<br />

Brise wahr, die mich umweht. Gestern Abend habe<br />

ich lange überlegt, was das kleinere Übel wäre: die gestaute<br />

Hitze unter meinem Moskitonetz o<strong>de</strong>r die herumschwirren<strong>de</strong>n<br />

Mücken, für die mein frisches Gringoblut<br />

eine ganz beson<strong>de</strong>re Delikatesse zu sein scheint.<br />

Letztlich habe ich mich für die Hitze entschie<strong>de</strong>n – in<br />

<strong>de</strong>r Hoffnung, damit einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Beitrag zu<br />

meiner Malaria-Prophylaxe zu leisten. Ich bin ein halbes<br />

Jahr bei <strong>de</strong>n Achuar-Indianern <strong>de</strong>s Rio Pastaza,<br />

um Material für meine Doktorarbeit zu sammeln. Feldforschung<br />

nennen wir Ethnologen das.<br />

Die einzige Verbindung zur Außenwelt<br />

ist eine Lan<strong>de</strong>piste, auf <strong>de</strong>r zweimal<br />

pro Woche eine Cessna lan<strong>de</strong>t<br />

Zwei Feuer brennen in <strong>de</strong>m etwa zwölf Meter langen<br />

und fünf Meter breiten Rundhaus, das von einem hohen,<br />

geflochtenen Blätterdach geschützt wird. Die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

meiner Gastfamilie haben sich um die Feuer<br />

versammelt und reichen einan<strong>de</strong>r in einer kürbisartigen<br />

Fruchtschale ein kaffeefarbenes Getränk. Wayusa<br />

– so lautet <strong>de</strong>r Name dieses Tees, <strong>de</strong>r zugleich auch diese<br />

allmorgendliche, etwa zweistündige Zeremonie bezeichnet.<br />

Es ist dies die Gelegenheit, <strong>de</strong>n Tagesplan<br />

und Familieninterna zu besprechen, <strong>de</strong>n Rat <strong>de</strong>r Eltern<br />

einzuholen o<strong>de</strong>r Streit zu schlichten – die Wayusa ist also<br />

eine wichtige soziale Institution, die das alltägliche<br />

Leben von Familie und Dorfgemeinschaft regelt.<br />

Man reicht mir ein Gefäß mit Wayusa und be<strong>de</strong>utet<br />

mir, mich auf einen traditionell geschnitzten Holzschemel<br />

zu setzen. Ich fühle mich integriert hier in<br />

Wampuik, einem 500-Seelen-Dorf. Es liegt tief im ecuadorianischen<br />

Regenwald, im Amazonasgebiet unweit<br />

<strong>de</strong>r peruanischen Grenze. Wampuik hat eine Grundschule,<br />

ein Gymnasium und einen Gesundheitsposten.<br />

Es gibt einen Schamanen, eine katholische und eine<br />

evangelikale Kirche, einen Fußballplatz und eine Flug-<br />

i<br />

Anna Meiser, 26,<br />

war ein halbes Jahr<br />

im Amazonasgebiet<br />

unterwegs, um Material<br />

für ihre Dissertation über die<br />

I<strong>de</strong>ntität christlicher Achuar-und<br />

Shuar-Indianer zu sammeln. Seit<br />

September ist die Forscherin<br />

wie<strong>de</strong>r zurück in <strong>de</strong>r Heimat und<br />

arbeitet nun als Lehrbeauftragte<br />

am Institut für Ethnologie und<br />

Afrikanistik <strong>de</strong>r Ludwig-Maximilians-Universität<br />

in München.<br />

Ethnologen erforschen die Völker<br />

<strong>de</strong>r Welt und ihre Kulturen.<br />

Christoph Kolumbus ent<strong>de</strong>ckte<br />

1498 auf seiner Suche nach<br />

<strong>de</strong>m indischen Kontinent Südamerika.<br />

In <strong>de</strong>r Folge versklavten<br />

die Spanier die fälschlicherweise<br />

so benannte indianische<br />

Bevölkerung und ließen sie<br />

zwangsmissionieren. Obwohl<br />

auch Kolumbus sich als Evangelisator<br />

verstand, ist es zweifelhaft,<br />

ob er selbst für Gräueltaten<br />

verantwortlich war. Aus seinen<br />

Logbüchern und Briefen geht<br />

hervor, dass er vorrangig auf<br />

Gold und Silber aus war.<br />

zeugpiste, die einzige Verbindung zur Außenwelt, auf<br />

<strong>de</strong>r etwa zweimal pro Woche eine Cessna lan<strong>de</strong>t.<br />

Auch ich wäre gerne hierher geflogen. Statt <strong>de</strong>ssen<br />

bin ich von <strong>de</strong>r Missionsstation Wasakentsa acht Stun<strong>de</strong>n<br />

zu Fuß marschiert – auf meist engen, schlammigen<br />

Trampelpfa<strong>de</strong>n, durch unzählige Bäche und mit etwa<br />

18 Kilo Gepäck auf <strong>de</strong>m Buckel. Man hatte mich ermahnt,<br />

genau auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n zu schauen und nicht<br />

blindlings an Zweigen Halt zu suchen: Allzu schnell<br />

könnte man in Dornen greifen o<strong>de</strong>r vielleicht aus Verse-<br />

Die Ureinwohner begegnen Weißen<br />

mit Vorsicht. Auch Ethnologen haben<br />

sich nicht immer mit Ruhm bekleckert<br />

hen eine Schlange stören, die es sich auf einem Baum<br />

bequem gemacht hat.<br />

Ich bin nach Wampuik gekommen, um mehr über<br />

die sogenannte katholisch-autochthone Achuar-Kirche<br />

zu erfahren. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie<br />

sich zwar einerseits als katholische Kirche sieht und<br />

mit Rom verbun<strong>de</strong>n weiß, aber an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>r christlichen<br />

Theologie und <strong>de</strong>r katholischen Liturgie ein eigenes,<br />

sprich: indianisches, Profil geben will. Auf diese<br />

Weise soll das ursprünglich Frem<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Eigenen angepasst<br />

wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Praxis sieht das Ganze so aus: Für<br />

die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kirche sind <strong>de</strong>r Gott ihrer Ahnen,<br />

Arutam, und <strong>de</strong>r Gott <strong>de</strong>r Bibel <strong>de</strong>rselbe, und die Achuar-Mythen<br />

bil<strong>de</strong>n für sie das Alte Testament – weshalb<br />

sie auch regelmäßig im Gottesdienst gelesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sindico, <strong>de</strong>r Bürgermeister <strong>de</strong>s Dorfes,<br />

auf mich reagieren? Er hat von meinem Kommen<br />

gewusst und meinen Aufenthalt auch autorisiert. Trotz<strong>de</strong>m:<br />

Die Erfahrung hat die Indianer gelehrt, Weißen<br />

zunächst einmal mit Vorsicht gegenüberzutreten. Zu<br />

oft haben sich anfängliche Freun<strong>de</strong> als Mitarbeiter von<br />

Erdölfirmen herausgestellt mit Interessen, die mit <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>r Indianer kollidieren. Und auch Ethnologen haben<br />

sich nicht eben mit Ruhm bekleckert. Im allerbesten<br />

Fall zitieren die Indianer Textpassagen eines ethnologischen<br />

Klassikers, mit <strong>de</strong>nen sie nicht einverstan<strong>de</strong>n<br />

sind, und bitten mich, die Fehler in meiner Dissertation<br />

richtigzustellen.<br />

An<strong>de</strong>re verstehen mich als Sprachrohr, das auf ihre<br />

Probleme aufmerksam machen soll – die schlechte Gesundheitsversorgung,<br />

die ungenügen<strong>de</strong>n Bildungsmöglichkeiten,<br />

die drohen<strong>de</strong> Umweltverschmutzung und<br />

die Vertreibung durch Erdölfirmen. Vom Druck <strong>de</strong>r<br />

westlichen Öffentlichkeit versprechen sich die Indianer<br />

in Ecuador viel. Und sie glauben, dass jemand, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n weiten Weg von Europa bis in <strong>de</strong>n Regenwald gemacht<br />

hat, über unerschöpfliche Geldquellen verfügen<br />

muss. Ein paar kleinere Spen<strong>de</strong>n für das Dorf im Allgemeinen<br />

o<strong>de</strong>r für die Schule und die Krankenstation im<br />

Beson<strong>de</strong>ren sind da schon angebracht.<br />

Achuar. Bis heute sind die<br />

Achuar stolz auf ihre Wi<strong>de</strong>rstandshistorie:<br />

Sie wehrten sich<br />

äußerst erfolgreich erst gegen<br />

die Inka, dann gegen die Konquistadoren.<br />

Am bekanntesten<br />

ist <strong>de</strong>r Aufstand von Logroño im<br />

Jahr 1599. Etwa 20 000 Indianer<br />

überfielen <strong>de</strong>n Ort. Dem Gouverneur<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r gefor<strong>de</strong>rte Tribut,<br />

Gold, in flüssiger Form in<br />

die Kehle gegossen. Erst 300<br />

Jahre später gelang es Zuwan<strong>de</strong>rern<br />

aus <strong>de</strong>m Hochland, sich in<br />

<strong>de</strong>r Region anzusie<strong>de</strong>ln.<br />

Der Sindico hat mich willkommen geheißen. Zur Begrüßung<br />

gab es Chicha, das leicht säuerliche Maniokbier,<br />

das unter sämtlichen Indianergruppen <strong>de</strong>s Amazonas<br />

verbreitet ist. Und es entspann sich ein ungezwungenes<br />

Gespräch über Wampuik, seine Geschichte, seine<br />

Bewohner, die Versäumnisse <strong>de</strong>r ecuadorianischen<br />

Regierung, <strong>de</strong>n Klimawan<strong>de</strong>l und <strong>de</strong>n Winter in<br />

Deutschland. Die erste Hür<strong>de</strong> war geschafft!<br />

Seither besuche ich immer wie<strong>de</strong>r Gottesdienste, mache<br />

Fotos, Vi<strong>de</strong>os und je<strong>de</strong> Menge Interviews. Ich frage<br />

die Achuar, wovon sie leben, warum sie Christen gewor<strong>de</strong>n<br />

sind, welche Rolle die alten Mythen für sie spielen<br />

und ob sie <strong>de</strong>n Schamanen besuchen. So verbringe ich<br />

meine Zeit damit zu beobachten, Fragen zu stellen<br />

o<strong>de</strong>r einfach am Alltag teilzunehmen. Dazu gehören<br />

auch Unkraut jäten auf <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>piste und Erdnüsse<br />

auf <strong>de</strong>r familieneigenen Plantage ernten.<br />

Mittlerweile beginnt es zu dämmern. Mein Gastvater,<br />

als Ayurkartin <strong>de</strong>r hiesigen Gemein<strong>de</strong> für die Leitung<br />

<strong>de</strong>r Gottesdienstfeiern zuständig, erhebt sich und<br />

geht in die Kirche, um alles für die Messe vorzubereiten.<br />

Bald schon erklingt <strong>de</strong>r dumpfe Ton <strong>de</strong>s Tuntui,<br />

eine riesige, langförmige Holztrommel, die <strong>de</strong>n Beginn<br />

<strong>de</strong>r Ayahuasca-Zeremonie ankündigt. Die Ayahuasca-<br />

Liane, die zu Tee verarbeitet und dann getrunken wird,<br />

erzeugt Visionen, in <strong>de</strong>nen die Indianer Rat und Kraft<br />

bei Arutam suchen.<br />

Rat und Kraft kann ich auch gut brauchen, wenn ich<br />

mir <strong>de</strong>n Wust an Material anschaue, <strong>de</strong>r sich inzwischen<br />

angesammelt hat. Vor <strong>de</strong>r Feldforschung erschien<br />

mir manches klarer und ein<strong>de</strong>utiger, als es jetzt<br />

ist. Nun heißt es, alle Aufzeichnungen zu ordnen, auszuson<strong>de</strong>rn,<br />

zu systematisieren und schließlich zu interpretieren.<br />

Was soll <strong>de</strong>r rote Fa<strong>de</strong>n meiner Dissertation<br />

sein? Welches ist die grundlegen<strong>de</strong> Fragestellung: <strong>de</strong>r<br />

Einfluss <strong>de</strong>r Mission im Amazonas, die Konstruktion<br />

von I<strong>de</strong>ntität und Tradition, Religion und ihre i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong>n<br />

Funktionen? Im Herbst 2010 möchte ich<br />

Zu träumen be<strong>de</strong>utet für die Achuar<br />

zu sehen: Wer bin ich, und wohin<br />

will ich in meinem Leben?<br />

fertig sein mit <strong>de</strong>r Arbeit – und danach zurückkehren<br />

an <strong>de</strong>n Amazonas.<br />

Zu träumen be<strong>de</strong>utet für die Achuar zu „sehen“ –<br />

sehen im Sinne von Selbsterkenntnis: Wer bin ich, und<br />

wohin will ich in meinem Leben? Als Ethnologin möchte<br />

ich mitverfolgen, wie die Indianer die stetige Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

annehmen, mit einer sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Umwelt<br />

umzugehen. Diesen Prozess möchte ich beobachten<br />

und reflektieren. Und ich will die Achuar auf ihrem<br />

Weg unterstützen und von ihnen lernen – als Wissenschaftlerin<br />

o<strong>de</strong>r in einer <strong>de</strong>r NGOs, die in Südamerika<br />

aktiv sind.<br />

Alexan<strong>de</strong>r von Humboldt, als<br />

Forschungsreisen<strong>de</strong>r ein Vorgänger<br />

von Anna Meiser, brach<br />

1799 nach Südamerika auf, um<br />

zu beweisen, dass Amazonas<br />

und Orinoko miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n<br />

sind. In seinem Tagebuch<br />

beschrieb er als erster die Alltagskultur<br />

<strong>de</strong>r Indianer. Dabei<br />

kritisierte er die Unterdrückung<br />

durch die Spanier. Und erlaubte<br />

sich Seitenhiebe: „Die Hütten<br />

<strong>de</strong>r Eingeborenen waren von<br />

einer Reinlichkeit, wie man sie<br />

bei Missionaren selten fin<strong>de</strong>t.“<br />

Foto: www.bridgemanart.com


6 <strong>de</strong>nken Uni&<strong>Job</strong><br />

Ein Leben im schwarzen Anzug o<strong>de</strong>r im weißen Kittel? Man sollte sich gut überlegen, was man studiert. Denn mit <strong>de</strong>r Wahl eines Faches legt man sich auch auf ein<br />

bestimmtes gesellschaftliches Umfeld fest mit sämtlichen Co<strong>de</strong>s, die dort herrschen. Foto: David Ausserhofer/Intro<br />

Unheimliche Anpassung<br />

Je<strong>de</strong>r Berufstätige muss sich nahtlos in <strong>de</strong>n globalistischen Betrieb einfügen. Wer <strong>de</strong>nkt, er sei<br />

außerhalb <strong>de</strong>r Arbeitszeit ein freier Mensch, irrt: Die Trennung zwischen Arbeit und Privatleben ist passé<br />

Von Gerhard Matzig<br />

Nehmen wir einen Architekten. Zum<br />

Beispiel H. aus München, Mitte 40, erfolgreicher<br />

Architekt und Hochschullehrer.<br />

Und: Vater von sechs Kin<strong>de</strong>rn. Hier<br />

wird es interessant. Denn H. ließe sich<br />

aufgrund <strong>de</strong>r so ungewöhnlichen wie<br />

fröhlichen und naturgemäß absolut katastrophisch,<br />

ja antigestalterisch wirksamen<br />

Kin<strong>de</strong>rschar als Gegenthese zum<br />

um sich greifen<strong>de</strong>n Phänomen <strong>de</strong>r beruflichen<br />

Deformation begreifen.<br />

Der H. nämlich besitzt ein Architekturbüro,<br />

etwa 140 Quadratmeter groß, in<br />

einem alten Haus. Darüber aber besitzt<br />

er die gleichen 140 Quadratmeter als<br />

Wohnraum für seine Familie. Unten also<br />

wer<strong>de</strong>n schöne und kluge Formen erdacht,<br />

präzise Grundrisse, Schnitte und<br />

Ansichten, die auch schon mal eine An-<br />

i<br />

Missbildung. „Déformationprofessionnelle“<br />

heißt auf <strong>de</strong>utsch<br />

„berufliche Entstellung“.<br />

Damit ist nicht so sehr<br />

gemeint, dass man Schreiner<br />

daran erkennt, dass ihnen oftmals<br />

zwei bis drei Finger fehlen.<br />

Vielmehr han<strong>de</strong>lt es sich ganz<br />

allgemein um eine Art Betriebsblindheit,<br />

gepaart mit branchentypischen<br />

Verhaltensweisen,<br />

über die sich Außenstehen<strong>de</strong><br />

lustig machen können: das Monologisieren<br />

von Lehrern etwa.<br />

leitung zum besseren Leben in besseren<br />

Architekturen darstellen. Und oben<br />

wird gelebt. Das Experiment aber bestün<strong>de</strong><br />

nun darin, Gestaltanspruch und<br />

Lebenswirklichkeit zur Deckung zu<br />

bringen. Man könnte in dieser beson<strong>de</strong>ren<br />

räumlichen Konstellation <strong>de</strong>r Frage<br />

nachgehen, ob ein, zwei, drei, vier, fünf<br />

o<strong>de</strong>r sechs Kin<strong>de</strong>r notwendig sind, um<br />

das ästhetische Credo <strong>de</strong>r Profession im<br />

Privatleben gegen null tendieren zu lassen.<br />

Dann wüsste man zumin<strong>de</strong>st schon<br />

mal, dass die gera<strong>de</strong> unter Ästheten anzutreffen<strong>de</strong><br />

sogenannte Déformation<br />

professionnelle, also die beruflich bedingte<br />

Missbildung, auch ein Antidot<br />

kennt: Kin<strong>de</strong>r. Immerhin.<br />

Architekten nämlich wissen von Berufs<br />

wegen ganz genau, wie die Welt sein<br />

soll. Einer Sentenz <strong>de</strong>s im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

in Frankreich leben<strong>de</strong>n Architekten<br />

Clau<strong>de</strong>-Nicolas Ledoux gemäß dür-<br />

Einbildung. Wer eine Naturwissenschaft<br />

studiert, tut das in<br />

erster Linie aus fachlichem Interesse.<br />

Bei Medizinern spielt sowohl<br />

<strong>de</strong>r Spaß am Rumdoktern<br />

als auch <strong>de</strong>r Status eine Rolle.<br />

Juristen und Ökonomen legen<br />

aufs Fachliche kaum Wert. Sie<br />

freuen sich nur auf <strong>de</strong>n hohen<br />

Status, <strong>de</strong>n sie später einmal<br />

genießen wer<strong>de</strong>n. Das hat <strong>de</strong>r<br />

Soziologe Rüdiger Preißer für<br />

das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung<br />

in Bonn herausgefun<strong>de</strong>n.<br />

www.die-bonn.<strong>de</strong><br />

Entzündung. Eine Berufskrankheit<br />

ist eine Krankheit, die durch<br />

die berufliche – versicherte –<br />

Tätigkeit verursacht wur<strong>de</strong> und<br />

auch formal als solche anerkannt<br />

ist. Eine Untersuchung<br />

<strong>de</strong>s Statistischen Amts <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Gemeinschaften (Eurostat)<br />

ergab, dass innerhalb <strong>de</strong>r<br />

EG-Mitgliedstaaten Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündungen<br />

<strong>de</strong>r<br />

Hand und <strong>de</strong>s Handgelenks<br />

sowie die Epicondylitis – <strong>de</strong>r<br />

Tennisarm – zu <strong>de</strong>n häufigsten<br />

Berufskrankheiten gehören.<br />

fen sie sich ja sogar als „Titanen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>“,<br />

wahlweise aber auch als „Konkurrenten<br />

<strong>de</strong>s Schöpfers“ verstehen.<br />

Und wenn man sich beim Zahnarzt<br />

durch die Schöner-Wohnen-Gazetten<br />

blättert, dann bekommt man das anschaulich<br />

bestätigt. Dort wer<strong>de</strong>n gern<br />

„Die I<strong>de</strong>e, dass es neben<br />

<strong>de</strong>r Arbeit ein richtiges<br />

Leben gibt, ist eine Illusion“<br />

die Architekten-Häuser vorgestellt. Oft<br />

ist dann ein Obstkorb zu sehen, malerisch<br />

auf <strong>de</strong>m Si<strong>de</strong>board drapiert (welches<br />

aus mehrfach ungeölten kanadischen<br />

Eichenhölzern besteht, die nur bei<br />

Vollmond geschlagen wur<strong>de</strong>n). Und in<br />

diesem Obstkorb liegen fünf Äpfel. Vier<br />

grüne und – darauf kommt es an – ein, ha-<br />

Überlastung. Eine Fünf-Tage-<br />

Woche mit festen Arbeitszeiten<br />

ist heute für <strong>de</strong>utsche Arbeitnehmer<br />

die Ausnahme. Nur knapp<br />

13 Prozent <strong>de</strong>r Beschäftigten<br />

arbeiten zwischen 35 und 42<br />

Wochenstun<strong>de</strong>n von Montag<br />

bis Freitag, ergab eine Studie<br />

<strong>de</strong>s Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen<br />

Instituts <strong>de</strong>r<br />

Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf.<br />

Damit habe sich zwischen<br />

1989 und 2003 die Quote <strong>de</strong>rjenigen<br />

halbiert, die klassisch von<br />

„nine to five“ tätig sind.<br />

ha, roter. In solchen Fällen ist die Gestaltkunst<br />

eines Architekten nicht vom<br />

Gestaltfuror zu unterschei<strong>de</strong>n. Mies van<br />

<strong>de</strong>r Rohe soll sogar die Stühle am Bo<strong>de</strong>n<br />

festgeschraubt haben, damit sie nicht irgen<strong>de</strong>in<br />

Ignorant in <strong>de</strong>n falschen Winkel<br />

zum Tisch rücken kann . . .<br />

Was also passiert über <strong>de</strong>m Büro <strong>de</strong>s<br />

H.? Haben die sechs Kin<strong>de</strong>r Respekt vor<br />

<strong>de</strong>r Apfelanordnung? Entspricht die<br />

Win<strong>de</strong>l-Anmutung <strong>de</strong>n ästhetischen Ansprüchen?<br />

Wie geht <strong>de</strong>r Architekt mit<br />

<strong>de</strong>r Tatsache um, dass Schönheit und ein<br />

mit altem Spinat und Resten von Fischstäbchen<br />

grundierter, höhenverstellbarer,<br />

an <strong>de</strong>n Ecken kindgerecht gerun<strong>de</strong>ter<br />

Knubbelkin<strong>de</strong>rstuhl sich kategorisch<br />

ausschließen? Wie hat H. das gelöst?<br />

Antwort: gar nicht. Seine Heimstatt<br />

ist ein architekturfreier Raum.<br />

Hier regiert nicht die Architektur, son<strong>de</strong>rn<br />

das Leben. Zu Recht.<br />

Verhandlung. Die Gewerkschaft<br />

für <strong>de</strong>n Öffentlichen<br />

Dienst in Kanada for<strong>de</strong>rt, dass<br />

Angestellte mit einem Blackberry<br />

mehr Geld verdienen sollen.<br />

Das Multimedia-Handy, das vor<br />

allem für <strong>de</strong>n E-Mail-Verkehr<br />

genutzt wird, führe zu dauerhaftem<br />

Bereitschaftsdienst. „Wenn<br />

Sie einen Blackberry haben,<br />

sind Sie praktisch rund um die<br />

Uhr erreichbar“, sagte Gewerkschaftsvertreter<br />

Ed Cashman.<br />

Die Regierung habe Verhandlungsbereitschaft<br />

signalisiert.


Uni&<strong>Job</strong> <strong>de</strong>nken 7<br />

Denn mit sechs Kin<strong>de</strong>rn darf man die<br />

Tollheit irgendwelcher Designer-Mätzchen<br />

gar nicht erst um sich greifen lassen,<br />

wenn man überleben will. H. ist also<br />

– und das ist sehr sympathisch – einer<br />

<strong>de</strong>r wenigen Architekten Deutschlands,<br />

die frei sind von beruflich bedingten<br />

Missbildungen. Obwohl Arbeits- und<br />

Lebensraum unmittelbar benachbarte<br />

Sphären für ihn sind, weiß er sie zu trennen.<br />

Und das macht ihn zu einer Ausnahmeerscheinung.<br />

An<strong>de</strong>rswo boomt die meist französelnd<br />

daherkommen<strong>de</strong> Déformation professionnelle<br />

gera<strong>de</strong>zu. Der amerikanische<br />

Soziologe Richard Sennett etwa<br />

glaubt, dass sich <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Arbeit an<br />

<strong>de</strong>r Lebenszeit in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen arbeitsteiligen<br />

Gesellschaft immer weiter vergrößert<br />

habe – während das eigentliche<br />

Leben außerhalb beruflicher Bedingtheiten<br />

immer flüchtiger gewor<strong>de</strong>n sei.<br />

Gera<strong>de</strong> die New Economy habe „das Privatleben<br />

ihrer Angestellten längst erobert“.<br />

Und weiter: „Die I<strong>de</strong>e, dass es<br />

jenseits <strong>de</strong>r Arbeit ein richtiges Leben<br />

gibt, ist eine Illusion.“ Bei Leuten um die<br />

30 sei das noch wesentlich stärker ausgeprägt<br />

als in früheren Generationen.<br />

Wenn das stimmt, und die Statistiken<br />

geben Sennett Recht, dann stellt sich die<br />

Frage, ob die beruflich bedingte Miss-<br />

Ob Architekten o<strong>de</strong>r Bäcker:<br />

Alle leben in einer Matrix, in <strong>de</strong>r<br />

Individualität beargwöhnt wird<br />

bildung, also das Privatisieren von beruflichen<br />

Verhaltensmustern, nicht fast so<br />

etwas wie eine allseits akzeptierte öffentliche<br />

Norm darstellt. Was früher eine singuläre<br />

Erscheinung gewesen sein mag,<br />

wäre <strong>de</strong>mnach heute als Bestandteil unserer<br />

Kultur – o<strong>de</strong>r eben ihres Gegenteils:<br />

<strong>de</strong>r Unkultur – zu werten. Die Déformation<br />

professionnelle entspricht<br />

<strong>de</strong>mnach nicht <strong>de</strong>r Deformation, son<strong>de</strong>rn<br />

im Gegenteil <strong>de</strong>r Formation: <strong>de</strong>r<br />

Form, die einer ganz bestimmten Funktion<br />

folgt, nämlich <strong>de</strong>m reibungslosen Betrieb<br />

<strong>de</strong>r globalistisch-dynamischen Gesellschaft,<br />

die ihre Arbeitsteiligkeit und<br />

ihr Spezialistentum schon längst auf das<br />

Innenleben ihrer Protagonisten ausge<strong>de</strong>hnt<br />

hat. Wer <strong>de</strong>nkt, er sei außerhalb<br />

seiner Arbeitszeit ein freier Mensch, <strong>de</strong>r<br />

sich je<strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>n Konventionen wi<strong>de</strong>rsetzen<br />

könne, irrt sich. Umso gründlicher<br />

ist die Berufswahl zu treffen.<br />

Schließlich erwählt man sich angesichts<br />

<strong>de</strong>r zum Standard gewor<strong>de</strong>nen Berufsmissbildungen,<br />

die nun auch das Privatleben<br />

regieren, nicht mehr allein<br />

einen Beruf – son<strong>de</strong>rn auch sämtliche<br />

Co<strong>de</strong>s und das gesamte gesellschaftliche<br />

Umfeld, die diesen Beruf <strong>de</strong>finieren.<br />

Wer also Manager wer<strong>de</strong>n möchte,<br />

sollte sich darauf einstellen, dass die anzugfreien<br />

Zeiten <strong>de</strong>finitiv vorbei sind.<br />

Und mehr als das: Wer in seiner vermutlich<br />

spärlichen Freizeit nicht die wich-<br />

i<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />

Im Begriff „Netzwerken“<br />

steckt nicht von ungefähr<br />

das Wort „Werk“.<br />

Denn auch wenn man seine Freizeit<br />

dafür verwen<strong>de</strong>t, Kontakte zu<br />

Personen, die mal beruflich für<br />

einen wichtig wer<strong>de</strong>n könnten,<br />

herzustellen und zu pflegen, ist es<br />

eben doch Arbeit, die man leistet.<br />

Selbst wenn es an<strong>de</strong>rs aussieht,<br />

weil man dabei einen Golfschläger<br />

o<strong>de</strong>r ein Gläschen Prosecco in<br />

<strong>de</strong>r Hand hält: Netzwerken ist eine<br />

Tätigkeit neben <strong>de</strong>r Tätigkeit.<br />

tigsten Kunstmessen, Designer-Parties<br />

und dazu Bayreuth und Salzburg abklappert,<br />

wird nicht weit kommen. Denn<br />

dort trifft man weniger die Kulturinteressierten,<br />

son<strong>de</strong>rn „Entschei<strong>de</strong>r“.<br />

Da es das gute alte „Working nine to<br />

five“ in <strong>de</strong>r postindustriellen Kommunikationsgesellschaft<br />

nicht mehr gibt und<br />

da immer mehr Netzwerkpflicht auch abseits<br />

<strong>de</strong>r beruflichen Sphären besteht,<br />

legt man mit <strong>de</strong>r Wahl seines Berufes<br />

auch die Zukunft <strong>de</strong>r je spezifischen Mo<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>r sportlichen Ambitionen, <strong>de</strong>r kulinarischen<br />

Vorlieben und an<strong>de</strong>res fest.<br />

www.dhl-discoverlogistics.com<br />

Architekten, Journalisten, Bäcker,<br />

Manager o<strong>de</strong>r Pfarrer: Sie alle leben<br />

mehr und mehr in einer Matrix, in <strong>de</strong>r Individualität<br />

beargwöhnt wird. Zugunsten<br />

<strong>de</strong>r Norm. Eigentlich bleibt nur noch<br />

<strong>de</strong>r Ausstieg – und auch <strong>de</strong>r ist inzwischen<br />

normiert. Die sogenannten Downshifter,<br />

also jene Leute, die das Lebensglück<br />

vor die Karriere und ein erfülltes<br />

Leben vor einen überfüllten Terminkalen<strong>de</strong>r<br />

stellen, sind inzwischen auch<br />

schon eine Klasse für sich, in <strong>de</strong>r bestimmte<br />

Haltungen und Stile wie gut erkennbare<br />

Labels gepflegt wer<strong>de</strong>n.<br />

POWER<br />

MADE BY DHL.<br />

Mit einer starken Leistung hat Daniel Wood <strong>de</strong>n weltgrößten Ölför<strong>de</strong>rer als Kun<strong>de</strong>n für DHL Middle East<br />

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Gerhard Matzig,<br />

45, hat Politische<br />

Wissenschaften<br />

und Architektur<br />

studiert. Er arbeitet<br />

als Journalist.<br />

Eine Déformation<br />

professionnelle,<br />

wie auch immer<br />

geartet, kann er<br />

sich lei<strong>de</strong>r nicht<br />

leisten – dafür<br />

sorgen schon<br />

seine drei Kin<strong>de</strong>r.


8 studieren Uni&<strong>Job</strong><br />

Passen<strong>de</strong>r Plun<strong>de</strong>r<br />

Sweatshirts o<strong>de</strong>r Sektkübel – Das Geschäft mit<br />

universitären Merchandising-Artikeln blüht<br />

Foto: Uni-Shop <strong>de</strong>r TU Dres<strong>de</strong>n<br />

I<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong>r Kapuzenpulli<br />

Wenn es ums Marketing geht, sind die<br />

Amerikaner unschlagbar. In <strong>de</strong>n USA<br />

sind die meisten Unis längst als Marke<br />

etabliert, und die Stu<strong>de</strong>nten laufen bereitwillig<br />

mit Kapuzenshirts durch die<br />

Gegend, auf <strong>de</strong>nen das Emblem ihrer<br />

Hochschule prangt. Auch hierzulan<strong>de</strong><br />

ist es schick, mit Klamotten herumzulaufen,<br />

auf <strong>de</strong>nen man „Columbia University“<br />

lesen kann. Mit „Ludwig-Maximilians-Universität-München“-<br />

o<strong>de</strong>r „Ruprecht-Karls-Universität-Hei<strong>de</strong>lberg“-<br />

Sweatshirts hätte man sich noch vor ein<br />

paar Jahren eher nicht blicken lassen.<br />

Viel zu piefig!<br />

Doch die Zeiten än<strong>de</strong>rn sich. Seit sich<br />

auch <strong>de</strong>utsche Unis am internationalen<br />

Wettlauf <strong>de</strong>r besten Hochschulen beteiligen,<br />

manche sich sogar schon Elite-Universitäten<br />

nennen dürfen, ist das Geschäft<br />

mit Merchandising auch bei uns<br />

in Gang gekommen. Keine größere Uni<br />

kann es sich mittlerweile mehr leisten,<br />

ohne eigenen Shop dazustehen. „Wir<br />

wollen mit unserem Shop für die Mitarbeiter<br />

im Haus I<strong>de</strong>ntität stiften und<br />

Nervös rutscht <strong>de</strong>r Zeuge auf seinem<br />

Stuhl hin und her, die Angeklagte ruft<br />

immer wie<strong>de</strong>r dazwischen, und auf <strong>de</strong>n<br />

Zuschauerbänken herrscht allgemeine<br />

Unruhe. Richter Florian Kirsch hat alle<br />

Hän<strong>de</strong> voll zu tun und versucht Ruhe<br />

und Ordnung in seine Verhandlung zu<br />

bringen. Doch nicht er been<strong>de</strong>t die Sitzung,<br />

son<strong>de</strong>rn Professor Carsten Momsen:<br />

„Vielen Dank, das soll erst einmal<br />

reichen.“<br />

Kirsch ist sichtlich erleichtert, auch<br />

wenn er seine Sache aus Sicht <strong>de</strong>s Dozenten<br />

gut gemacht hat. „Das war schon<br />

ganz ausgezeichnet“, bescheinigt Momsen<br />

ihm und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Stu<strong>de</strong>nten. Die<br />

sitzen in Wahrheit nicht im Gerichtssaal,<br />

son<strong>de</strong>rn in einem Seminarraum <strong>de</strong>r<br />

Universität Saarbrücken, und sie sind<br />

we<strong>de</strong>r Richter noch Zeugen o<strong>de</strong>r Ange-<br />

nach außen als Marke erkennbar wer<strong>de</strong>n“,<br />

sagt Luise Dirscherl, Sprecherin<br />

<strong>de</strong>r Münchner Ludwig- Maximilians-Universität<br />

(LMU).<br />

Die LMU hat die Lizenz für<br />

Uni-Produkte an einen aufs<br />

Merchandising spezialisierten<br />

Dienstleister vergeben.<br />

Der bietet via Internet nun<br />

ebenso schöne wie nützliche<br />

Dinge an: neben einschlägig<br />

<strong>de</strong>korierten Klamotten,<br />

etwa <strong>de</strong>r Kopfbe<strong>de</strong>ckung<br />

„Legionär“ mit<br />

Uni-Emblem, gibt es als<br />

„tolle Geschenki<strong>de</strong>e“ sechs<br />

Untersetzer mit „schönen<br />

LMU-Motiven“ wie <strong>de</strong>m<br />

Speerträger in <strong>de</strong>r Säulenhalle<br />

<strong>de</strong>s Hauptgebäu<strong>de</strong>s sowie eine<br />

Bildschokola<strong>de</strong>-Edition mit<br />

„Druckbild aus Lebensmittelfarben“.<br />

Das Geschäft wur<strong>de</strong> 2007 gestartet<br />

und trägt sich bereits.<br />

An <strong>de</strong>r Berliner Humboldt-Universität<br />

läuft das Geschäft mit <strong>de</strong>m<br />

Uni-Plun<strong>de</strong>r ebenfalls prächtig.<br />

Mehr als hun<strong>de</strong>rt Produkte gibt es im<br />

Shop in bester Lauflage im Hauptgebäu<strong>de</strong><br />

am Boulevard Unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n. Renner<br />

ist das T-Shirt mit <strong>de</strong>r Aufschrift<br />

„Wilhelm&Alexan<strong>de</strong>r&Ich“, das auf ein<br />

Vorbild mit <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>r Beatles<br />

verweist. Auf <strong>de</strong>r Rückseite steht das<br />

Siegel <strong>de</strong>r Uni mit <strong>de</strong>n Porträts <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Humboldt-Brü<strong>de</strong>r Wilhelm und<br />

Alexan<strong>de</strong>r.<br />

Auch Touristen, beson<strong>de</strong>rs vom amerikanischen<br />

Kontinent, greifen gerne zu<br />

diesem An<strong>de</strong>nken. In <strong>de</strong>n Staaten stehen<br />

die Humboldt-Brothers noch hoch im<br />

Kurs. „Das ist doch besser als ein blö<strong>de</strong>s<br />

Ampelmännchen“, sagt Uni-Merchandising-Manager<br />

Roman Kandler. Touristen<br />

machen immerhin etwa die Hälfte<br />

<strong>de</strong>r Kundschaft aus. Die an<strong>de</strong>re Hälfte<br />

sind Studieren<strong>de</strong> und Hochschulmitarbeiter.<br />

Für sie gibt es sogar einen Sektkübel<br />

mit Uni-Emblem – für die stilgerechte<br />

Feier <strong>de</strong>s bestan<strong>de</strong>nen Examens. Alternativ<br />

lässt sich damit auch <strong>de</strong>r Kummer<br />

über eine versemmelte Prüfung stilgerecht<br />

ertränken. Georg Etscheit<br />

Im Zweifel für die Selbsterfahrung<br />

In Saarbrücken trainieren Jurastu<strong>de</strong>nten ihr Auftreten vor Gericht: als Richter, Staatsanwalt, Zeuge und Angeklagter<br />

klagte. Es geht auch nicht wirklich um<br />

<strong>de</strong>n tragischen Tod eines kleinen Kin<strong>de</strong>s,<br />

son<strong>de</strong>rn um die realitätsnahe Ausbildung<br />

angehen<strong>de</strong>r Juristen.<br />

Die Stu<strong>de</strong>nten nutzen dafür ein Angebot<br />

ihres Fachbereichs. Der Kurs mit<br />

<strong>de</strong>m Titel „Schlüsselkompetenzen für Juristen“<br />

dauert fünf Semester und umfasst<br />

verschie<strong>de</strong>ne Fortbildungsveranstaltungen.<br />

Hinter <strong>de</strong>m eher unspektakulären<br />

Namen verbirgt sich ein Projekt,<br />

das nach Angaben <strong>de</strong>r Uni Saarbrücken<br />

in dieser Form bun<strong>de</strong>sweit einmalig ist.<br />

„Die Stu<strong>de</strong>nten erhalten einen frühen<br />

Einblick in die Praxis, und sie gewinnen<br />

dadurch an Erfahrung und Selbstsicherheit“,<br />

erklärt Momsen. Es wer<strong>de</strong>n nicht<br />

nur Verhandlungen nachgestellt, auch<br />

Vernehmungen, <strong>de</strong>r Umgang mit Opfern,<br />

Zeugen o<strong>de</strong>r Tatverdächtigen ste-<br />

Foto: privat<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schonzeit<br />

Ein Programm soll bun<strong>de</strong>sweit nach Plagiaten fahn<strong>de</strong>n<br />

Plagiatfreie Hochschulen binnen<br />

drei Jahren – das will BWL-Professor<br />

Uwe Kamenz erreichen. Er und seine<br />

Mitarbeiter am Münsteraner Institut<br />

für Internet-Marketing Profnet haben<br />

ein neues Testsystem entwickelt,<br />

das Betrüger enttarnen soll. Für tausend<br />

Euro im Jahr können Hochschulen<br />

beliebig viele Haus- und Abschlussarbeiten<br />

überprüfen lassen.<br />

Herr Kamenz,<br />

wird viel getrickst<br />

an <strong>de</strong>utschen<br />

Unis?<br />

Mittlerweile spielen<br />

wohl 50 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten<br />

mit <strong>de</strong>m Gedanken<br />

zu mo-<br />

Uwe Kamenz geln. Denn durch<br />

die Bachelor-Studiengänge<br />

hat <strong>de</strong>r Leistungsdruck<br />

stark zugenommen. Bei <strong>de</strong>n Hausarbeiten<br />

ist es <strong>de</strong>r Normalfall, dass<br />

plagiiert wird. Hinzu kommt, dass<br />

es Hochschulen und Professoren<br />

<strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten sehr leicht machen:<br />

Erstens lassen sie bei weniger als<br />

zehn Prozent <strong>de</strong>r Arbeiten analysieren,<br />

ob es sich um ein Plagiat han<strong>de</strong>lt.<br />

Und zweitens ist es bei <strong>de</strong>n<br />

meisten Prüfungsordnungen kein<br />

großes Risiko, erwischt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Das zählt dann nur als einmal<br />

durchgefallen.<br />

hen auf <strong>de</strong>m Programm. Dazu kommt<br />

viel Theorie über Rhetorik, Körpersprache<br />

und Psychologie.<br />

In <strong>de</strong>m gespielten Fall ist die 23 Jahre<br />

alte Lydia Moor „angeklagt“. Sie fin<strong>de</strong>t<br />

die Selbsterfahrung gut. „Wer schon<br />

Das Rollenspiel hilft, die<br />

Gefühlslage von Opfern und<br />

Delinquenten zu verstehen<br />

mal in die Rolle <strong>de</strong>s Angeklagten o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Zeugen geschlüpft ist, bekommt ein<br />

Gefühl dafür, wie sich so jemand fühlt“,<br />

sagt Momsen. Und es ist so auch leichter,<br />

die theoretischen Fragen rund um das<br />

Mandantengespräch o<strong>de</strong>r die Leitung<br />

einer Sitzung zu besprechen.<br />

Sehen die Professoren <strong>de</strong>nn einfach<br />

weg?<br />

Man kann spekulieren, ob es an<br />

Überlastung o<strong>de</strong>r an Bequemlichkeit<br />

liegt, dass so wenig kontrolliert<br />

wird. Tatsache ist, dass die <strong>de</strong>rzeit<br />

erhältlichen Analyseprogramme<br />

eher für EDV-Freaks als für<br />

Hochschullehrer geschrieben sind.<br />

Welche Metho<strong>de</strong>n benutzen die Stu<strong>de</strong>nten,<br />

und wie wollen Sie ihnen<br />

beikommen?<br />

Am verbreitetsten ist die Patchwork-Metho<strong>de</strong>.<br />

Der Studieren<strong>de</strong><br />

klaut sich dabei seine Arbeit aus<br />

verschie<strong>de</strong>nen Quellen zusammen.<br />

Unsere Software gibt Textbausteine<br />

bei Google ein und gleicht die Ergebnisse<br />

mit <strong>de</strong>r eingereichten Datei<br />

ab. Außer<strong>de</strong>m möchten wir<br />

Haus- und Abschlussarbeiten sammeln,<br />

um erkennen zu können, ob<br />

einer vom an<strong>de</strong>ren abschreibt.<br />

Weitaus schwerer sind Übersetzungsplagiate<br />

zu ent<strong>de</strong>cken. Um zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn, dass jemand eine<br />

fremdsprachige Arbeit klaut, entwickeln<br />

wir statistische Verfahren,<br />

die Texte auf ihre Struktur abzuklopfen.<br />

Damit wer<strong>de</strong>n wir bald herausfin<strong>de</strong>n<br />

können, ob sich jemand<br />

bei englischen, russischen o<strong>de</strong>r türkischen<br />

Originalen bedient hat.<br />

Interview: Philipp Grüll<br />

Manche Hausarbeiten gleichen einan<strong>de</strong>r wie ein Klonschaf <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren.<br />

Dagegen will BWL-Professor Uwe Kamenz vorgehen. Foto: Kulka<br />

„Früher war das Studium viel theoretischer“,<br />

sagt <strong>de</strong>r 22 Jahre alte Florian<br />

Kirsch. Die praktischen Übungen seien<br />

eine gute Ergänzung zum Lernalltag:<br />

„Das hilft <strong>de</strong>r eigenen Persönlichkeit,<br />

und wenn man ins Referendariat<br />

kommt, wird man nicht ins ganz kalte<br />

Wasser geworfen.“ Florian will später<br />

tatsächlich Richter wer<strong>de</strong>n.<br />

„Es sind elementare Fragen <strong>de</strong>s<br />

menschlichen Zusammenlebens, die<br />

hier eine Rolle spielen“, sagt Kirsch. Bei<br />

allem Spaß am Rollenspiel nehmen die<br />

Juristen die Veranstaltung ernst, und je<br />

länger es dauert, <strong>de</strong>sto mehr gehen sie in<br />

ihren Rollen auf. Doch in einem sind<br />

sich alle sicher: Mit <strong>de</strong>n Gerichtsserien<br />

im Fernsehen hat we<strong>de</strong>r ihr Spiel noch<br />

die Wirklichkeit in <strong>de</strong>utschen Gerichten<br />

etwas zu tun. Sebastian Raabe/dpa


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in Prozess- und IT-Beratung, Software-Entwicklung sowie Systemintegration auf<br />

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<strong>de</strong>nken Sie jetzt nicht, wir seien ein Alleskönner, <strong>de</strong>r alles an<strong>de</strong>re überragt. Sind<br />

wir nämlich nicht. Wir verbessern uns auch stetig dort, wo wir ohnehin schon gut<br />

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beherrschen. Wenn Sie das sind, dann spricht alles dafür, dass wir uns unterhalten<br />

sollten. Dabei wer<strong>de</strong>n Sie schnell merken, was für einen herzlichen Umgang wir<br />

hier pflegen und wie einfach es ist, sich darauf einzustellen. Was nicht heißt, wir<br />

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10 studieren Uni&<strong>Job</strong><br />

i<br />

Krank. Elf Prozent<br />

<strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten lei<strong>de</strong>n<br />

unter psychischen<br />

Erkrankungen. Wie<br />

aus <strong>de</strong>r jüngsten Sozialerhebung<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Stu<strong>de</strong>ntenwerks<br />

hervorgeht, sind bei mehr<br />

als 90 Prozent <strong>de</strong>r Betroffenen<br />

die Beschwer<strong>de</strong>n so stark, dass<br />

davon das Studium beeinträchtigt<br />

wird. Wenn Stress mit <strong>de</strong>r<br />

Psyche auftritt, kann man sich<br />

als Hochschüler an das Stu<strong>de</strong>ntenwerk<br />

wen<strong>de</strong>n. Es bietet eine<br />

spezielle Beratung an.<br />

Ausgelutscht und ausgepresst<br />

Klausuren, Referate, Praktika: Immer mehr Stu<strong>de</strong>nten fühlen sich<br />

von ihrem Lernpensum überfor<strong>de</strong>rt. Die Folge: psychosomatische<br />

Erkrankungen. Auf Stippvisite im Tinnituszentrum <strong>de</strong>r Berliner Charité<br />

Von Nadja Scholz<br />

Zuerst ist es ein leises Rauschen. Denise Baumgardt<br />

(Name geän<strong>de</strong>rt) hört das Geräusch zum ersten Mal, als<br />

sie im Januar dieses Jahres zu ihren Eltern aufs Land<br />

fährt. Dort ist es stiller als in Berlin. „Warum rauscht das<br />

jetzt?“, fragt sich die Informatikstu<strong>de</strong>ntin. Die Antwort<br />

ahnt sie schon damals: Tinnitus. Aber sie kann sich nicht<br />

die Zeit nehmen, sich darum kümmern. Der Vater ist todkrank.<br />

Ihr Leben ist im Ausnahmezustand.<br />

Ein halbes Jahr später muss sie sich darum kümmern.<br />

Das Geräusch im Ohr ist immer aufdringlicher gewor<strong>de</strong>n.<br />

Ein hohes Rauschen, vermischt mit einem Pfeifen.<br />

Auf bei<strong>de</strong>n Ohren, rechts ein bisschen lauter. Denise<br />

liegt mit geschlossenen Augen auf einer grünen Gymnas-<br />

Ausgepowert. Viele Stu<strong>de</strong>nten<br />

mit psychischen Beschwer<strong>de</strong>n<br />

fühlen sich antriebslos und<br />

überfor<strong>de</strong>rt. Sie lei<strong>de</strong>n am<br />

Burn-out-Syndrom. Wie die<br />

Psychosomatische Klinik Bad<br />

Arolsen mitteilt, sind dafür Menschen<br />

anfällig, die ein großes<br />

Bedürfnis nach Anerkennung<br />

haben. Wer zu<strong>de</strong>m wenig auf<br />

seine psychischen und körperlichen<br />

Grenzen achte und nicht<br />

mit Stress umgehen könne, sei<br />

beson<strong>de</strong>rs gefähr<strong>de</strong>t, am Burnout-Syndrom<br />

zu erkranken.<br />

Lebensmü<strong>de</strong>. Je<strong>de</strong>r sechste<br />

US-Stu<strong>de</strong>nt hat schon einmal<br />

darüber nachgedacht, sich umzubringen.<br />

Dies hat eine Untersuchung<br />

<strong>de</strong>r Universität von Texas<br />

ergeben, für die Forscher circa<br />

26 000 Studieren<strong>de</strong> befragten.<br />

Fünf Prozent <strong>de</strong>r Teilnehmer<br />

gaben an, sie hätten bereits<br />

einen Selbstmordversuch<br />

hinter sich. Als Grün<strong>de</strong> nannten<br />

die Befragten seelische und<br />

körperliche Schmerzen, Liebeskummer,<br />

Studienprobleme und<br />

allgemeinen Lebensüberdruss.<br />

tikmatte in einem hellen Altbau-Zimmer <strong>de</strong>s Tinnituszentrums<br />

<strong>de</strong>r Charité in Berlin-Mitte. Es sind noch an<strong>de</strong>re<br />

Patienten im Raum, fünf Männer und zwei Frauen. Denise<br />

ist mit 25 Jahren die Jüngste. „Progressive Relaxation<br />

nach Jacobson“ heißt die Entspannungsmetho<strong>de</strong>, die<br />

sie gera<strong>de</strong> erlernt. Es ist 9.30 Uhr und für Denise <strong>de</strong>r vorletzte<br />

Tag einer einwöchigen ambulanten Therapie in<br />

<strong>de</strong>r Klinik. Aus <strong>de</strong>r Stereoanlage schwappt leises Meeresrauschen,<br />

während Therapeutin Claudia Sey<strong>de</strong>l Anweisungen<br />

gibt: „Wir ballen bei<strong>de</strong> Fäuste. Spüren die<br />

Anspannung. Und lassen los.“ Entspannen ist mühsam.<br />

Denise hat es lange nicht gekonnt. Seit 2002 studiert<br />

sie Informatik. Von Beginn an arbeitet sie neben <strong>de</strong>m<br />

Studium als Werkstu<strong>de</strong>ntin bei Siemens, bis sie sich vor<br />

einem halben Jahr selbständig macht. Sie nimmt ihr Studium<br />

ernst und ihre Arbeit auch. „Es macht mir Spaß zu<br />

Verschärft. Die Umstellung auf<br />

Bachelor- und Master-Studiengänge<br />

ist laut Andrea Hoops<br />

vom Deutschen Stu<strong>de</strong>ntenwerk<br />

mitverantwortlich für die psychischen<br />

Probleme vieler Stu<strong>de</strong>nten.<br />

„Schon früher war es<br />

nicht einfach, Studium, Prüfungen<br />

und einen Nebenjob unter<br />

einen Hut zu bekommen“, sagt<br />

Hoops. „Der Bachelor verstärkt<br />

das Problem.“ Das neue System<br />

biete weniger Freiheiten und<br />

verlange <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n ein<br />

höheres Lernpensum ab.<br />

Foto: die bildstelle/Rex Features<br />

Gestresst. Stu<strong>de</strong>nten greifen<br />

<strong>de</strong>utlich häufiger zu Anti<strong>de</strong>pressiva<br />

als Berufstätige. Dies ergab<br />

eine Studie <strong>de</strong>r Techniker-Krankenkasse<br />

auf Basis <strong>de</strong>r Daten<br />

von circa 130 000 Hochschülern.<br />

Demnach bekommen<br />

Stu<strong>de</strong>nten im Schnitt für fünf<br />

Tage pro Jahr Psychopharmaka<br />

verschrieben, Berufstätige nur<br />

für dreieinhalb Tage. Fast zehn<br />

Prozent <strong>de</strong>r Medikamente, die<br />

Hochschülern verordnet wer<strong>de</strong>n,<br />

seien Psychopharmaka,<br />

so die Krankenkasse.


Uni&<strong>Job</strong> studieren 11<br />

arbeiten“, sagt sie und lächelt. Sie wirkt<br />

zuverlässig und zielstrebig. Genau das,<br />

was Chefs lieben. Genau das, was sie<br />

krank gemacht hat. Immer will sie es<br />

allen recht machen. Ihren Betreuern im<br />

Studium, wo sie mit guten Ergebnissen<br />

glänzt, und ihren Kun<strong>de</strong>n und Mitarbeitern<br />

bei <strong>de</strong>r Arbeit als Informatikerin.<br />

Wenn jemand mit einem Projekt an sie<br />

herantritt, sagt sie nicht nein. „Abgrenzungsschwierigkeiten“<br />

nennt das<br />

die Psychologin Claudia Sey<strong>de</strong>l. Die Patientin<br />

spricht von einem „Hang zum Perfektionismus.“<br />

Bei<strong>de</strong>s hat sie dazu gebracht, ihre Ressourcen<br />

zu überschätzen: „Im vergangenen<br />

Jahr habe ich manchmal zwanzig<br />

Stun<strong>de</strong>n gearbeitet, vier Stun<strong>de</strong>n geschlafen<br />

und bin dann wie<strong>de</strong>r aufgestan<strong>de</strong>n,<br />

um weiterzuarbeiten. Das war dann<br />

wirklich zu viel.“ Sie hat es erkannt,<br />

doch wusste sie nicht, wie sie die Situation<br />

än<strong>de</strong>rn sollte.<br />

„Es ist keine Seltenheit, dass Stu<strong>de</strong>nten<br />

und junge Berufstätige in unsere Klinik<br />

kommen“, sagt Sey<strong>de</strong>l. Leistungsdruck<br />

und Wettbewerb im Studium haben<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren erheblich zugenommen.<br />

Die Studieren<strong>de</strong>n müssen in immer<br />

weniger Zeit immer mehr Stoff bewältigen.<br />

Wegen <strong>de</strong>r Studiengebühren<br />

haben viele, wie Denise Baumgardt,<br />

einen Nebenjob. Wenn aber <strong>de</strong>r Druck zu<br />

groß wird, rebelliert <strong>de</strong>r Körper. Tinnitus<br />

ist nur eines von vielen psychosomatischen<br />

Symptomen.<br />

Das Deutsche Stu<strong>de</strong>ntenwerk beobachtet<br />

seit einiger Zeit, dass immer mehr<br />

Stu<strong>de</strong>nten unter Versagensängsten o<strong>de</strong>r<br />

Überlastungssymptomen wie Depressionen,<br />

Angstattacken und Schlafstörungen<br />

lei<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>r Siebte habe <strong>de</strong>shalb Beratungsbedarf.<br />

Doch viele Stu<strong>de</strong>nten ver-<br />

Abends im Bett, wenn sie<br />

einschlafen will, rauscht<br />

und fiept es im Ohr<br />

heimlichen <strong>de</strong>n Kommilitonen ihre Beschwer<strong>de</strong>n<br />

aus Angst, als Versager zu gelten.<br />

Als Denise Baumgardt merkt, dass<br />

ihr Körper zu streiken beginnt, vertraut<br />

sie sich Freun<strong>de</strong>n an. Erst da erfährt sie,<br />

dass sie nicht allein ist: „Ein Bekannter<br />

von mir eröffnete mir plötzlich, dass er<br />

auch solche Probleme hat“, sagt sie. Ein<br />

kleiner Trost.<br />

Um 10.20 Uhr treffen sich die acht Patienten<br />

mit Psychologin Claudia Sey<strong>de</strong>l<br />

zur Gruppentherapie. Ein Mann berichtet,<br />

dass er das Geräusch als Warnsignal<br />

wahrnimmt: „Immer wenn ich ein Gespräch<br />

führe, in <strong>de</strong>m Konflikte auftreten,<br />

wird das Rauschen lauter.“ Ein an<strong>de</strong>rer<br />

sagt: „Bei mir kommt das Geräusch<br />

abends, wenn ich einen Gang runterschalte.“<br />

Die Psychologin rät, sich auf<br />

diese Situationen vorzubereiten: „Wenn<br />

Sie damit rechnen, dass <strong>de</strong>r Tinnitus stärker<br />

wird, nimmt das <strong>de</strong>r Situation ihre<br />

Bedrohlichkeit.“<br />

i<br />

Enttarnt. Da vor Prüfungen<br />

immer mehr<br />

Stu<strong>de</strong>nten Aufputschmittel<br />

nehmen, könnten<br />

Unis bald Dopingtests einführen.<br />

Urinproben vor Klausuren<br />

seien <strong>de</strong>nkbar, sagt Isabella<br />

Heuser von <strong>de</strong>r Berliner Charité.<br />

Die Medizinerin warnt: Wer<br />

mehrere Nächte durchlerne,<br />

setze seine Gesundheit aufs<br />

Spiel. Schlafmangel könne zu<br />

erhöhtem Blutdruck, Halluzinationen<br />

und schweren Erschöpfungszustän<strong>de</strong>n<br />

führen.<br />

Denise haben die Therapiesitzungen<br />

<strong>de</strong>r letzten Tage schon ein wenig geholfen.<br />

Sie erzählt <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren, dass sie besser<br />

einschlafen kann. Vorher war das <strong>de</strong>r<br />

schlimmste Moment <strong>de</strong>s Tages. Während<br />

<strong>de</strong>r Arbeit konnte sie das stören<strong>de</strong> Ohrgeräusch<br />

noch übertönen, in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>n<br />

Als sie beim Klettern<br />

einen Freund sichern will,<br />

wird ihr plötzlich schwindlig<br />

Fernseher o<strong>de</strong>r Musik einschaltete. Aber<br />

abends, wenn sie im Bett lag und alles ruhig<br />

war, rauschte und fiepte es immer lauter.<br />

„Ich habe es dann auch zum Einschlafen<br />

mit Fernsehen versucht“, erzählt sie.<br />

„Das hat aber nicht funktioniert, weil<br />

ich <strong>de</strong>n Fernseher so laut stellen musste,<br />

dass er mich am Einschlafen gehin<strong>de</strong>rt<br />

hat.“ Manchmal hat sie sich stun<strong>de</strong>nlang<br />

hin- und hergewälzt, bis sie Schlaf fin<strong>de</strong>n<br />

konnte.<br />

Einige <strong>de</strong>r Therapieteilnehmer nicken<br />

wissend. Die Psychologin fragt, ob die<br />

Patienten die Krankheit auch als Chance<br />

sehen können. Ein junger Mann schüttelt<br />

entschie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Kopf, ein an<strong>de</strong>rer sagt:<br />

„Wenn ich keinen Tinnitus bekommen<br />

hätte, wür<strong>de</strong> ich heute immer noch<br />

durchs Leben hetzen. Und dann bekäme<br />

ich bestimmt etwas Schlimmeres, einen<br />

Herzinfarkt o<strong>de</strong>r so.“<br />

Der Tinnitus ist bei Denise Baumgardt<br />

so etwas wie eine Notbremse, obwohl <strong>de</strong>r<br />

Zug schon entgleist ist. Er kam nicht ohne<br />

Vorwarnung. Zuerst hatte sie<br />

Angstzustän<strong>de</strong>. Als sie im vergangenen<br />

Jahr beim Sportklettern<br />

einen Freund sichern will,<br />

wird ihr plötzlich schwindlig.<br />

„Ich will jetzt nicht sagen,<br />

dass es ein Blackout<br />

war, aber ich konnte<br />

ihn einfach nicht<br />

mehr sichern“, sagt<br />

sie. Ihre Angst wird<br />

so groß, dass sie mit<br />

<strong>de</strong>m Klettern aufhört.<br />

Aber die Panikattacken<br />

gehen<br />

nicht weg. „Ich<br />

saß zum Beispiel<br />

in <strong>de</strong>r Bahn und<br />

bekam Angst. Ich<br />

wusste nicht, wo-<br />

Ausgequetscht.<br />

Elf Prozent <strong>de</strong>r<br />

Stu<strong>de</strong>nten in<br />

Deutschland<br />

lei<strong>de</strong>n unter<br />

psychischen<br />

Erkrankungen.<br />

Gedopt. Der Zukunftsforscher<br />

Sven Gábor Jánszky hält Hirndoping<br />

für einen <strong>de</strong>r großen kommen<strong>de</strong>n<br />

Trends. Er glaubt, es<br />

wer<strong>de</strong> bald zum Alltag gehören,<br />

dass Stu<strong>de</strong>nten ihre Intelligenz<br />

durch Medikamente erhöhten.<br />

Jánszky kann sich auch Produkte<br />

vorstellen, die keine Pillenform<br />

besitzen – Margarine<br />

etwa, die klüger macht. Der<br />

Forscher fin<strong>de</strong>t Hirndoping gut,<br />

weil damit weniger intelligente<br />

Menschen ihre angeborene Gehirnleistung<br />

steigern können.<br />

Entspannt. Als einfaches und<br />

natürliches Mittel gegen Prüfungsstress<br />

empfehlen schottische<br />

Forscher Sex. An <strong>de</strong>r Universität<br />

in Paisley ließen Wissenschaftler<br />

60 Männer und Frauen<br />

eine Re<strong>de</strong> halten und kopfrechnen.<br />

Hatten die Testpersonen<br />

zuvor Geschlechtsverkehr, bewältigten<br />

sie die Prüfungssituationen<br />

lockerer. Sie zeigten<br />

kaum Stress-Symptome und<br />

hatten im Vergleich zu <strong>de</strong>n enthaltsamen<br />

Proban<strong>de</strong>n einen<br />

unauffälligen Blutdruck.<br />

vor, aber ich hatte Angst. Herzrasen,<br />

Schwin<strong>de</strong>lgefühl.“ Ein<strong>de</strong>utige Warnzeichen<br />

für eine Überlastungsstörung.<br />

Aber die ehrgeizige junge Frau macht<br />

weiter. Sie schreibt eine Studienarbeit,<br />

in <strong>de</strong>r es um die Analyse von Software<br />

geht. Dabei muss sie viele Hür<strong>de</strong>n überwin<strong>de</strong>n.<br />

Mehrmals wird sie zurückgeworfen,<br />

weil neue Ergebnisse die Arbeit<br />

in eine an<strong>de</strong>re Richtung als geplant<br />

führen. „Das war Frust pur“, sagt sie<br />

rückblickend.<br />

Beson<strong>de</strong>rs schlimm wer<strong>de</strong>n die Angstzustän<strong>de</strong><br />

im Dezember. Denise traut sich<br />

eine Woche lang nicht mehr vor die Tür.<br />

Freun<strong>de</strong> besuchen sie abwechselnd zu<br />

Hause und passen auf sie auf. Außer<strong>de</strong>m<br />

bekommt sie Ohrenschmerzen. Je<strong>de</strong>n<br />

Tag spürt sie einen stechen<strong>de</strong>n Schmerz,<br />

<strong>de</strong>r etwa eine Minute lang andauert.<br />

Warnsignale, die sie endlich ernstnimmt.<br />

Sie plant, eine Auszeit zu nehmen und<br />

sich in psychologische Behandlung zu<br />

begeben.<br />

Doch daraus wird nichts. Im Januar erkrankt<br />

ihr Vater an einem bösartigen<br />

Hirntumor. Bei je<strong>de</strong>r neuen Zwischendiagnose,<br />

die ihm gestellt wird, merkt<br />

Denise, wie sie sich innerlich anspannt.<br />

Der Tinnitus setzt ein. „Je schlechter es<br />

meinem Vater ging, <strong>de</strong>sto lauter wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Tinnitus“, sagt sie. Der Vater stirbt.<br />

Das Rauschen in ihren Ohren wird unerträglich.<br />

Verlangsamt. Die erste Cannabis-Universität<br />

hat vor kurzem<br />

im kalifornischen Oakland <strong>de</strong>n<br />

Betrieb aufgenommen. Auf <strong>de</strong>m<br />

Lehrplan <strong>de</strong>r Oaksterdam University<br />

stehen Fächer wie Drogenrecht,<br />

Knospenpflege und Erntetechniken.<br />

Bislang haben sich<br />

etwa 500 Stu<strong>de</strong>nten eingeschrieben.<br />

Für die Stifter <strong>de</strong>r Hochschule<br />

steht nach eigenen Angaben<br />

<strong>de</strong>r medizinische Nutzen<br />

von Cannabis im Vor<strong>de</strong>rgrund,<br />

nicht die Benebelung <strong>de</strong>r Sinne.<br />

www.oaksterdamuniversity.com<br />

Denise sucht verschie<strong>de</strong>ne Ärzte auf,<br />

bekommt Nackenmassagen und Spritzen.<br />

Ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt sagt<br />

ihr, Tinnitus in ihrem Alter sei ausgeschlossen<br />

und schickt sie nach Hause.<br />

Außer<strong>de</strong>m könne man nichts dagegen<br />

tun. Das stimmt nicht. „Nach drei Monaten<br />

gilt Tinnitus zwar als chronisch und<br />

die Heilungschancen sind gering“, sagt<br />

Birgit Mazurek, Leiterin <strong>de</strong>s Tinnituszentrums<br />

<strong>de</strong>r Charité. „Aber es lässt sich<br />

erreichen, dass die Patienten das<br />

Ohrgeräusch nicht mehr als störend<br />

wahrnehmen.“<br />

Es hört sich an, als<br />

wür<strong>de</strong>n zehn Graffitisprayer<br />

ihre Farbdosen aufmischen<br />

Deshalb steht auf <strong>de</strong>m Therapieplan<br />

auch das Hörtraining. Es ist halb eins,<br />

und die acht Patienten sitzen in Zweiergruppen<br />

um einen großen Tisch herum.<br />

Es hört sich so an, als wür<strong>de</strong>n zehn<br />

Graffitisprayer ihre Sprühdosen aufmischen.<br />

In Wirklichkeit haben die Patienten<br />

kleine, schwarze Filmdosen in<br />

<strong>de</strong>r Hand, die sie ans Ohr halten, schütteln,<br />

wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Tisch stellen, um<br />

dann eine an<strong>de</strong>re Dose aufzunehmen. Sie<br />

sollen heraushören, was sich in <strong>de</strong>n Dosen<br />

befin<strong>de</strong>n könnte. In einer Übung >><br />

Foto: Ulrich Nusko<br />

Beruhigt. Tipps gegen Arbeitsstörungen,<br />

Prüfungsangst und<br />

Schreibblocka<strong>de</strong>n hat die<br />

Studienberatung <strong>de</strong>r Freien Universität<br />

Berlin zusammengestellt.<br />

Auf <strong>de</strong>r Seite www.fu-berlin.<strong>de</strong>/studienberatung<br />

fin<strong>de</strong>n<br />

gestresste Stu<strong>de</strong>nten unter <strong>de</strong>m<br />

Punkt „Psychologische Beratung“<br />

Texte mit zahlreichen Hilfestellungen.<br />

Fachleute <strong>de</strong>r Uni<br />

weisen darauf hin, dass es normal<br />

sei, Angst vor Prüfungen zu<br />

haben. Die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage<br />

sei, wie man damit umgehe.


12 studieren Uni&<strong>Job</strong><br />

>> geht es darum, allein aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Akustik Filmdosen mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

Gewürzen zu unterschei<strong>de</strong>n. Kümmel<br />

o<strong>de</strong>r Pfefferkörner? Denise berät sich<br />

mit ihrem Nachbarn und macht dann ein<br />

Zeichen beim Kümmel. Als die Kursleiterin<br />

Jasmin Winzer am Schluss die richtigen<br />

Lösungen verkün<strong>de</strong>t, sagt ein Patient:<br />

„Ich habe <strong>de</strong>n Tinnitus eben gar<br />

nicht mehr gehört.“ Das war ein Ziel <strong>de</strong>r<br />

Übung. Sie trainiert <strong>de</strong>n sogenannten<br />

Hörfilter, einen Mechanismus, durch<br />

<strong>de</strong>n unwichtige Geräusche ausgeblen<strong>de</strong>t<br />

„Wir hören uns ja auch<br />

nicht schlucken o<strong>de</strong>r atmen<br />

– das filtern wir weg“<br />

wer<strong>de</strong>n. „Wir hören uns ja auch nicht<br />

schlucken o<strong>de</strong>r atmen. Das filtern wir<br />

weg, weil es nebensächlich ist“, erklärt<br />

Winzer. So soll es am En<strong>de</strong> auch mit <strong>de</strong>m<br />

Tinnitus geschehen.<br />

Die Stresswahrnehmung, ein Thema,<br />

das sich durch alle Elemente <strong>de</strong>r Therapie<br />

zieht, wird nach <strong>de</strong>r Übung ebenfalls<br />

diskutiert: „Wenn ich vorher gesagt hätte,<br />

<strong>de</strong>r Sieger bekommt hun<strong>de</strong>rt Euro,<br />

und <strong>de</strong>r Verlierer muss hun<strong>de</strong>rt Euro<br />

Strafe zahlen, was wäre dann gewesen?“,<br />

fragt Winzer. Denise Baumgardt sagt:<br />

„Wir hätten uns gestresst gefühlt und<br />

mehr Fehler gemacht. Ich wäre unsicher<br />

in <strong>de</strong>r Entscheidung gewor<strong>de</strong>n.“<br />

Obwohl Denise erst 25 Jahre ist, kann<br />

sie zum Thema Stress so viel sagen wie<br />

viele ältere Patienten. Noch nicht einmal<br />

Ausgebrannt.<br />

Wer wenig auf<br />

seine Grenzen<br />

achtet, ist beson<strong>de</strong>rs<br />

gefähr<strong>de</strong>t, am Burn-out-<br />

Syndrom zu erkranken.<br />

Foto: Dagmar Schwelle<br />

Lust auf<br />

Luftfahrt?<br />

Urlaub hat sie im vergangenen Jahr gemacht.<br />

Zwar ist sie losgefahren, wollte<br />

nach Frankfurt und Tübingen, um dort<br />

Freun<strong>de</strong> zu besuchen. Aber als sie in Thüringen<br />

auf <strong>de</strong>r Autobahn ist, bekommt<br />

sie aus heiterem Himmel eine Panikattacke.<br />

„Auf einmal wur<strong>de</strong> mir schwindlig,<br />

es war ein Kribbeln von <strong>de</strong>n Füßen bis<br />

nach oben“, erinnert sie sich. Sie kann<br />

nicht weiterfahren, nimmt sich ein Hotel<br />

und geht zu einer Ärztin. Die verschreibt<br />

ihr Beruhigungstabletten. Später reist<br />

Denise mit Hilfe eines Freun<strong>de</strong>s zurück<br />

nach Berlin. Also kein Urlaub.<br />

Sie solle weniger arbeiten, haben ihr<br />

Ärzte und Freun<strong>de</strong> immer wie<strong>de</strong>r gera-<br />

Fluglotse wer<strong>de</strong>n!<br />

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ten. Das klingt so einfach, doch es fällt<br />

Denise nicht leicht, sich vom Leistungsdruck<br />

und <strong>de</strong>n Erwartungen, die sie<br />

selbst an sich richtet, zu befreien.<br />

Schon vor ihrem Klinikbesuch hat sie<br />

es versucht. „Ich mache jetzt immer<br />

nur ein bisschen von <strong>de</strong>m, was ich<br />

früher geschafft habe“, sagt sie.<br />

„Aber das nervt. Ich habe Probleme<br />

damit, weil ich nur<br />

schleppend vorankomme und<br />

sich die Projekte immer so<br />

weit hinauszögern.“<br />

Diese Probleme will sie nun<br />

angehen, daher wird sie nach<br />

<strong>de</strong>r Woche im Tinnitus-Zentrum<br />

eine Verhaltenstherapie<br />

beginnen. „Sie wird sich fragen<br />

müssen, woher <strong>de</strong>r Perfektionismus<br />

kommt“, sagt Psychologin<br />

Sey<strong>de</strong>l. Erklären kann sich<br />

das Denise Baumgardt bis jetzt<br />

noch nicht. Sie sucht erste Anzeichen<br />

dafür in ihrer Schulzeit. „In <strong>de</strong>n<br />

ersten Jahren am Gymnasium war ich<br />

faul. Als die Noten schlechter wur<strong>de</strong>n,<br />

habe ich beschlossen, etwas zu tun. Und<br />

als dann die Erfolge kamen, hat es mir<br />

richtig Spaß gemacht.“<br />

Denise schweigt einen Augenblick.<br />

Dann betont sie wie<strong>de</strong>r: „Das ist eben<br />

das Problem, dass mir die Arbeit so viel<br />

Spaß macht.“ Jetzt aber will sie sich<br />

nicht mehr davon aufzehren lassen. Sie<br />

will mehr Sport machen, joggen, Yoga<br />

lernen. Anfang Oktober hat sie begonnen,<br />

ihre Diplomarbeit zu schreiben.<br />

Wenn es sein muss, wird sie das auch in<br />

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14 studieren Uni&<strong>Job</strong><br />

Durch die Hörsäle muss ein Ruck gehen<br />

Schnarchige Vorlesungen sollen <strong>de</strong>r Vergangenheit angehören. Der Wissenschaftsrat will die Qualität <strong>de</strong>r<br />

Lehre verbessern und setzt in seinen Empfehlungen bei <strong>de</strong>r didaktischen Qualifizierung <strong>de</strong>r Professoren an<br />

Von Tanjev Schultz<br />

Im Hörsaal wirkte <strong>de</strong>r Starprofessor<br />

oft nicht sehr vital, geschweige <strong>de</strong>nn<br />

freundlich. Seine Stu<strong>de</strong>nten mussten<br />

sich auf etwas gefasst machen: „Immerfort<br />

sprechend, blättert und sucht er in<br />

<strong>de</strong>n langen Folioheften vorwärts und<br />

rückwärts, das stete Räuspern und Husten<br />

stört allen Fluss <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>.“ So schil<strong>de</strong>rte<br />

ein Schüler Hegels <strong>de</strong>n Kathe<strong>de</strong>rvortrag<br />

<strong>de</strong>s großen Philosophen. Es ist<br />

eine Beschreibung, die noch heute auf so<br />

manchen Professor passt. Lahme Monologe<br />

über die Köpfe <strong>de</strong>s Publikums hinweg<br />

– welcher Stu<strong>de</strong>nt kennt sie nicht?<br />

Im Falle Hegels konnten sich die Stu<strong>de</strong>nten<br />

zumin<strong>de</strong>st daran erbauen, einer<br />

Berühmtheit zu lauschen. Hegel muss es<br />

außer<strong>de</strong>m verstan<strong>de</strong>n haben, seine Stimme<br />

plötzlich zu erheben und das Auditorium<br />

zu bannen, in<strong>de</strong>m er mit „nie mangeln<strong>de</strong>n<br />

Worten durch alle Höhen und<br />

Tiefen <strong>de</strong>r Seele griff“.<br />

Diese Gabe möchte man auch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit<br />

37 000 <strong>de</strong>utschen Professoren wünschen.<br />

Sich nur auf das natürliche Lehrtalent<br />

zu verlassen, ist jedoch riskant.<br />

Bisher sind die meisten Professoren in<br />

<strong>de</strong>r Lehre Autodidakten, moniert <strong>de</strong>r<br />

Wissenschaftsrat. In seinen „Empfehlungen<br />

zur Qualitätsverbesserung in<br />

Lehre und Studium“, die <strong>de</strong>r Rat im Juli<br />

beschlossen hat, drängt er auf einen<br />

Mentalitätswan<strong>de</strong>l an <strong>de</strong>n Hochschulen.<br />

Die Lehre solle aufgewertet und die<br />

Professoren müssten besser auf ihre<br />

Lehrtätigkeit vorbereitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Um Fortbildungszentren einzurichten<br />

und mehr Professoren und Tutoren<br />

einstellen zu können, die die Stu<strong>de</strong>nten<br />

intensiver betreuen, verlangt <strong>de</strong>r Rat<br />

jährlich 1,1 Milliar<strong>de</strong>n Euro zusätzlich<br />

für die <strong>de</strong>utschen Hochschulen. Vorgeschlagen<br />

wird außer<strong>de</strong>m ein nationaler<br />

Lehrpreis, <strong>de</strong>r herausragen<strong>de</strong> Leistungen<br />

in <strong>de</strong>r Lehre würdigen soll.<br />

In <strong>de</strong>n vergangenen Jahren hat die Politik<br />

einiges getan, um die Forschung zu<br />

stärken: Für die „Exzellenzinitiative“<br />

stellten Bund und Län<strong>de</strong>r fast zwei Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro bereit. Die Lehre spielte dabei<br />

keine Rolle. Nun aber will <strong>de</strong>r Wissenschaftsrat<br />

einen Aufbruch in <strong>de</strong>n<br />

Hörsälen organisieren. Gute Lehrleistungen<br />

müssten bei Berufungen eine größere<br />

Rolle spielen. Bisher zähle vor allem<br />

die Reputation in <strong>de</strong>r Forschung.<br />

Der Wissenschaftsrat berät Bund und<br />

Län<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Hochschulpolitik, ihm gehören<br />

nicht nur Professoren, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die Fachminister an. Sein Wort hat<br />

Gewicht, seine Empfehlungen sind für<br />

i<br />

Ungenügend. Nur<br />

Bildung kann <strong>de</strong>n<br />

Standort Deutschland<br />

im globalen Wettbewerb<br />

retten. Doch das Land <strong>de</strong>r<br />

Dichter und Denker hinkt laut<br />

Statistischem Bun<strong>de</strong>samt<br />

hinterher: Zwar sei zwischen<br />

2000 und 2006 die Zahl <strong>de</strong>r<br />

Hochschulabsolventen pro<br />

Jahrgang von 18 auf 21 Prozent<br />

gestiegen. Die Durchschnittsquote<br />

<strong>de</strong>r OECD-Län<strong>de</strong>r aber<br />

wuchs <strong>de</strong>n Angaben zufolge<br />

von 28 auf 37 Prozent.<br />

„Anonymität und Unverbindlichkeit“ kennzeichneten oft das Verhältnis zwischen<br />

Studieren<strong>de</strong>n und Hochschullehrern, so <strong>de</strong>r Wissenschaftsrat. Studienabbrecher<br />

kosten <strong>de</strong>n Staat jährlich zwei Milliar<strong>de</strong>n Euro. Foto: Visum<br />

die Politik allerdings nicht bin<strong>de</strong>nd. Bisher<br />

haben die 16 Län<strong>de</strong>rminister lediglich<br />

beschlossen, gemeinsam mit <strong>de</strong>m<br />

Stifterverband einen „Wettbewerb für<br />

eine exzellente Lehre“ zu starten. Die<br />

Hochschulen sollen Konzepte einreichen,<br />

wie sie die Qualität ihrer Lehre<br />

sichern und steigern wollen. Der Stifterverband<br />

stellt fünf Millionen Euro für<br />

<strong>de</strong>n Wettbewerb bereit.<br />

Mangelhaft. Mehr forschen,<br />

weniger verwalten – das wollen<br />

die Professoren in Deutschland.<br />

Einer Umfrage <strong>de</strong>s Hochschulverban<strong>de</strong>s<br />

DHV zufolge klagen<br />

Wissenschaftler über zu viele<br />

Prüfungen und Sitzungen. Ihre<br />

hohe Gesamtarbeitszeit stört sie<br />

nicht: Fast je<strong>de</strong>r zweite <strong>de</strong>r 3000<br />

Befragten arbeitet nach eigenen<br />

Angaben 51 bis 60 Stun<strong>de</strong>n<br />

wöchentlich, nahezu je<strong>de</strong>r dritte<br />

61 bis 70 Stun<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>r siebte<br />

Hochschullehrer kommt auf<br />

mehr als 70 Wochenstun<strong>de</strong>n.<br />

Unbefriedigend. In internationalen<br />

Rankings zählen <strong>de</strong>utsche<br />

Hochschulen nach wie vor nicht<br />

zur Weltspitze. In <strong>de</strong>r jüngsten<br />

Rangliste <strong>de</strong>r Uni Schanghai<br />

schnei<strong>de</strong>n die Münchner Universitäten<br />

noch am besten ab: Die<br />

LMU belegt Platz 55, die TU<br />

Rang 57. Vier weitere <strong>de</strong>utsche<br />

Hochschulen kamen unter die<br />

besten 100. Kritiker <strong>de</strong>s Rankings<br />

bemängeln, dass sozialwissenschaftliche<br />

Forschung kaum<br />

in die Wertung einfließt, geisteswissenschaftliche<br />

gar nicht.<br />

Nun müssen die Finanzminister überzeugt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass sich weitere Investitionen<br />

in die Hochschulen lohnen. Wenn<br />

man be<strong>de</strong>nke, dass <strong>de</strong>r tausendfache<br />

Studienabbruch <strong>de</strong>n Staat jährlich<br />

mehr als zwei Milliar<strong>de</strong>n Euro koste, wäre<br />

das Geld vernünftig eingesetzt, argumentiert<br />

Sachsen-Anhalts Kultusminister<br />

Jan-Hendrik Olbertz (parteilos), <strong>de</strong>r<br />

die Verwaltungskommission <strong>de</strong>s Wissen-<br />

Gut. Die Stu<strong>de</strong>nten an <strong>de</strong>utschen<br />

Hochschulen sind immer<br />

zufrie<strong>de</strong>ner mit <strong>de</strong>r Qualität<br />

ihres Studiums. Dies geht aus<br />

einer Untersuchung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sbildungministeriums<br />

hervor, für<br />

die Forscher <strong>de</strong>r Uni Konstanz<br />

etwa 8400 Stu<strong>de</strong>nten befragten.<br />

Beson<strong>de</strong>rs Inhalte und Struktur<br />

ihres Studiums beurteilten die<br />

Teilnehmer <strong>de</strong>r Untersuchung<br />

positiv. Die größten Defizite<br />

sehen sie bei <strong>de</strong>r Betreuung.<br />

Außer<strong>de</strong>m wünschen sich die<br />

Studieren<strong>de</strong>n mehr Praxisbezug.<br />

schaftsrats leitet. Derzeit brechen 21<br />

Prozent <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten ihre Hochschulausbildung<br />

ohne Abschluss ab.<br />

Wer die Qualität <strong>de</strong>r Lehre steigern<br />

will, muss auch über Quantitäten sprechen.<br />

Auf je<strong>de</strong>n Uni-Professor kommen<br />

<strong>de</strong>rzeit im Durchschnitt mehr als 60 Stu<strong>de</strong>nten,<br />

in Fächern wie BWL und Germanistik<br />

mehr als 100, an manchen Hochschulen<br />

sogar mehr als 200. Seit Beginn<br />

<strong>de</strong>r siebziger Jahre stieg die Zahl <strong>de</strong>r<br />

Stu<strong>de</strong>nten auf fast das Dreifache, die<br />

Zahl <strong>de</strong>r Professoren aber nur auf das<br />

1,8-fache. „Anonymität und Unverbindlichkeit“<br />

kennzeichneten vielerorts das<br />

Verhältnis zwischen Studieren<strong>de</strong>n und<br />

Hochschullehrern, beklagt <strong>de</strong>r Wissenschaftsrat.<br />

In <strong>de</strong>n Geistes- und Sozialsowie<br />

in <strong>de</strong>n Wirtschafts- und Rechtswissenschaften<br />

müsse die Zahl <strong>de</strong>r Pro-<br />

Nur wenige Profs sind solche<br />

Geistesgrößen, dass man<br />

ihnen Langatmigkeit verzeiht<br />

fessoren um 33 Prozent steigen, in an<strong>de</strong>ren<br />

Fachgebieten um zehn Prozent.<br />

Der Rat empfiehlt, verstärkt sogenannte<br />

Lehrprofessuren einzurichten,<br />

<strong>de</strong>ren Arbeitsschwerpunkt eine hochwertige<br />

Lehre ist. Die Tätigkeit eines<br />

Lehrprofessors soll nur zu etwa einem<br />

Drittel <strong>de</strong>r Forschung und zu zwei Dritteln<br />

<strong>de</strong>r Lehre gewidmet sein. Der Deutsche<br />

Hochschulverband, eine Interessenorganisation<br />

<strong>de</strong>r Universitätsprofessoren,<br />

lehnt dies jedoch ab. Er sieht darin<br />

einen Bruch mit <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Einheit<br />

von Forschung und Lehre. In mehreren<br />

Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n bereits Lehrprofessoren<br />

berufen, viele Unis stellen außer<strong>de</strong>m<br />

verstärkt wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

ein, die unterhalb einer Professur<br />

vorwiegend mit Lehraufgaben betraut<br />

sind.<br />

Die Kultusminister rechnen mit<br />

einem Anstieg <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenzahl von<br />

<strong>de</strong>rzeit zwei Millionen auf bis zu 2,7 Millionen<br />

in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren. Dadurch,<br />

so befürchten viele Rektoren und<br />

Wissenschaftler, könnte zusätzliches<br />

Geld für die Hochschulen sofort wie<strong>de</strong>r<br />

im Massenbetrieb versickern.<br />

Doch nicht alles, was die Qualität <strong>de</strong>r<br />

Lehre steigert, kostet Geld. So empfiehlt<br />

<strong>de</strong>r Wissenschaftsrat <strong>de</strong>n Hochschullehrern,<br />

sich gegenseitig in Lehrveranstaltungen<br />

zu besuchen und mehr voneinan<strong>de</strong>r<br />

zu lernen. Nur die wenigsten wer<strong>de</strong>n<br />

sich darauf berufen können, eine solche<br />

Geistesgröße wie Hegel zu sein, <strong>de</strong>r man<br />

noch <strong>de</strong>n sperrigsten Vortrag verzeiht.<br />

Sehr gut. Sachsen-Anhalts<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Wolfgang<br />

Böhmer (CDU) will Stu<strong>de</strong>nten<br />

an ost<strong>de</strong>utsche Hochschulen<br />

locken. „Im Osten gibt es durchweg<br />

gute Studienbedingungen,<br />

vielfach sogar bessere als in <strong>de</strong>n<br />

oftmals überfüllten west<strong>de</strong>utschen<br />

Unis“, sagte Böhmer vor<br />

kurzem. Er wies auf die gute<br />

Betreuung im Osten hin. Außer<strong>de</strong>m<br />

seien dort Wirtschaft und<br />

Hochschulen enger verzahnt,<br />

weshalb vielen Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r<br />

Berufseinstieg leicht gelinge.


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16 studieren Uni&<strong>Job</strong><br />

Neureich und ratlos<br />

Mittlerweile sind 70 Prozent <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten in Deutschland Gebührenzahler. Es versteht sich von<br />

selbst, dass sie wissen wollen, wo ihr Geld bleibt. In vielen Fällen ist es fragwürdig angelegt<br />

Von Birgit Taffertshofer<br />

Am liebsten wäre Franz Bozsak, die<br />

Studiengebühren wür<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r abgeschafft<br />

– <strong>de</strong>utschlandweit. Doch <strong>de</strong>r 24<br />

Jahre alte Luft- und Raumfahrttechnikstu<strong>de</strong>nt<br />

aus Stuttgart ist Pragmatiker<br />

und weiß, dass das <strong>de</strong>rzeit unrealistisch<br />

ist. Deshalb will er sich zumin<strong>de</strong>st<br />

dagegen wehren, dass das Geld <strong>de</strong>r<br />

Stu<strong>de</strong>nten für unnütze Anschaffungen<br />

verbraten wird. Zusammen<br />

mit 20 Mitstreitern hat<br />

Bozsak in Anlehnung an<br />

<strong>de</strong>n Bund <strong>de</strong>r Steuerzahler<br />

kürzlich <strong>de</strong>n „Bund<br />

<strong>de</strong>r Studiengebührenzahler“<br />

gegrün<strong>de</strong>t. Wie<br />

das prominente Vorbild<br />

plant Bozsak ein<br />

Schwarzbuch, in <strong>de</strong>m die<br />

Verschwendung <strong>de</strong>r Studiengebühren<br />

exakt aufgelistet –<br />

und notfalls auch angeprangert<br />

wird. Dass diese Notwendigkeit<br />

durchaus bestehen könnte, glaubt<br />

nicht nur Bozsak. Die Mehrzahl <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n<br />

ist äußerst unzufrie<strong>de</strong>n, wie<br />

die Unis bisher ihre Gebühren verwen<strong>de</strong>t<br />

haben.<br />

Derzeit müssen in <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Union<br />

regierten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn Bayern, Ba<strong>de</strong>n-Württemberg,<br />

Hamburg, Nie<strong>de</strong>rsachsen,<br />

Nordrhein-Westfalen und <strong>de</strong>m<br />

Saarland die Studieren<strong>de</strong>n Gebühren bezahlen.<br />

Sukzessive seit Herbst 2006 verlangen<br />

die Hochschulen bis zu 500 Euro<br />

pro Semester. Der Osten und die Län<strong>de</strong>r,<br />

in <strong>de</strong>nen die SPD an <strong>de</strong>r Regierung<br />

beteiligt ist, sind gebührenfreie Zone.<br />

Trotz<strong>de</strong>m sind fast 70 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Stu<strong>de</strong>nten Gebührenzahler. Mehr<br />

als 160 Universitäten und Fachhoch-<br />

Was tun mit einer Milliar<strong>de</strong><br />

mehr – Designer-Papierkörbe<br />

kaufen? O<strong>de</strong>r Sportgeräte?<br />

schulen bekommen einen zusätzlichen<br />

Geldsegen von fast einer Milliar<strong>de</strong> Euro.<br />

Die einzige Vorgabe ist, dass das Geld<br />

nur für die Verbesserung von Lehre und<br />

Studium zu verwen<strong>de</strong>n ist. Doch viele<br />

Unis machen mit <strong>de</strong>m Geld <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten<br />

offenbar, was ihnen gera<strong>de</strong> einfällt.<br />

„Die Unzufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten<br />

mit <strong>de</strong>n Gebühren und ihrer Verwendung<br />

ist riesig“, sagt Markus Voeth, Studienleiter<br />

einer Untersuchung <strong>de</strong>r Uni<br />

Hohenheim. Seine Mitarbeiter hatten<br />

mehr als 6100 Stu<strong>de</strong>nten an 54 Universi-<br />

i<br />

Abgewan<strong>de</strong>rt. Abiturienten<br />

ziehen Hochschulen<br />

vor, die keine<br />

Gebühren verlangen.<br />

Schon 2007 entschie<strong>de</strong>n sich<br />

viele fürs Studieren in einem<br />

gebührenfreien Land. Eine<br />

Untersuchung <strong>de</strong>s Statistischen<br />

Lan<strong>de</strong>samtes Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

– wo Stu<strong>de</strong>nten zahlen<br />

müssen – bestätigte, dass sich<br />

im vergangenen Wintersemester<br />

weniger Jungaka<strong>de</strong>miker als im<br />

Vorjahr eingeschrieben hatten –<br />

zum ersten Mal seit acht Jahren.<br />

Viele Stu<strong>de</strong>nten for<strong>de</strong>rn:<br />

Geld zurück!<br />

Foto: Vario Images<br />

täten in ganz Deutschland befragt. Zwar<br />

erfüllt die Umfrage nicht die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an eine repräsentative Studie,<br />

doch laut <strong>de</strong>m Marketing-Professor sei<br />

das zentrale Ergebnis nicht wegzudiskutieren:<br />

Fast drei Viertel <strong>de</strong>r Befragten<br />

sahen bei <strong>de</strong>r „Gebührenkompass-<br />

Studie“ keine Verbesserung <strong>de</strong>r Situation<br />

an <strong>de</strong>n Hochschulen seit Einführung<br />

<strong>de</strong>s Bezahlstudiums. Die Verwendung ihres<br />

Gel<strong>de</strong>s beurteilten sie auf einer Notenskala<br />

von eins bis sechs im Schnitt<br />

mit einer 4,55 und damit <strong>de</strong>utlich<br />

schlechter als im Vorjahr.<br />

Die Wissenschaftsminister stellen<br />

sich selbst freilich sehr viel bessere Zeugnisse<br />

aus – o<strong>de</strong>r sie besorgen sie sich bei<br />

<strong>de</strong>n Hochschulrektoren. Bisher floss das<br />

Geld <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten vor allem in zusätzliches<br />

Lehrpersonal und Tutorien, um ein<br />

Lernen in kleineren Gruppen zu ermöglichen.<br />

Die Hochschulen erweiterten<br />

ihr Bibliotheksangebot sowie die Studienberatung,<br />

heißt es offiziell. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong>n vielerorts die IT-Infrastruktur,<br />

die Hörsaalausstattung und das Angebot<br />

an Fachsprachkursen ausgebaut.<br />

Für die Verwaltung wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>n Berichten<br />

zwischen drei und sechs Prozent<br />

<strong>de</strong>r Gesamteinnahmen verwen<strong>de</strong>t. Die<br />

Abgefragt. Relativ zufrie<strong>de</strong>n<br />

zeigten sich Stu<strong>de</strong>nten in Bayreuth<br />

mit <strong>de</strong>r Verwendung ihrer<br />

Gebühren – allerdings bewerten<br />

sie <strong>de</strong>n Einsatz durchschnittlich<br />

auch nur mit <strong>de</strong>r Schulnote 3,75.<br />

Beson<strong>de</strong>rs zornig zeigten sich<br />

bei <strong>de</strong>r Befragung durch die Uni<br />

Hohenheim die Aka<strong>de</strong>miker in<br />

Wuppertal (5,37) und Duisburg-<br />

Essen (5,34). Min<strong>de</strong>stens 100<br />

Stu<strong>de</strong>nten wur<strong>de</strong>n an je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

54 Universitäten nach ihrer Meinung<br />

gefragt – insgesamt mehr<br />

als 6100. Note im Schnitt: 4,55.<br />

Zeugnis für Universitäten<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit von 1 bis 6 (Schulnoten)<br />

1 Bayreuth<br />

3,75<br />

2 Clausthal Zellerfeld 3,81<br />

3 Konstanz<br />

3,89<br />

4 RWTH Aachen<br />

3,93<br />

Bamberg<br />

3,93<br />

6 München (TU)<br />

4,07<br />

7 Regensburg<br />

4,16<br />

8 Passau<br />

4,17<br />

9 Würzburg<br />

4,19<br />

Ulm<br />

4,19<br />

unterfinanzierten Hochschulen bräuchten<br />

die Campus-Maut dringend, beteuern<br />

Politiker und Rektoren.<br />

Doch inzwischen mehren sich Meldungen<br />

über kuriose Investitionen und gehortetes<br />

Geld. So häuften sich an manchen<br />

Universitäten gleich mehrere Millionen<br />

auf <strong>de</strong>n Konten <strong>de</strong>r Fachbereiche.<br />

In <strong>de</strong>n Kapitalstock kam oft erst Bewegung,<br />

wenn die Universitätsleitung mit<br />

<strong>de</strong>m Rückruf <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s drohte. Zuletzt<br />

legte an <strong>de</strong>r Uni Saarbrücken ein Hochschullehrer<br />

gemeinsam mit Stu<strong>de</strong>ntenvertretern<br />

ein Veto ein: Da ihnen nichts<br />

einfällt, wofür sie das Geld sinnvoll ausgeben<br />

könnten, reichten sie einen Antrag<br />

ein, <strong>de</strong>n Überschuss wie<strong>de</strong>r zurückzuzahlen.<br />

Immerhin brächte die Geld-<br />

Zurück-Initiative je<strong>de</strong>m Stu<strong>de</strong>nten dieses<br />

Fachbereichs 100 Euro.<br />

Solche Nachrichten zwingen auch die<br />

Politik zu Reaktionen. Nach Berichten<br />

über angehäufte Einnahmen an <strong>de</strong>r Uni<br />

Köln mahnte <strong>de</strong>r nordrhein-westfälische<br />

Wissenschaftsminister Andreas<br />

Pinkwart (FDP), die Hochschulen sollten<br />

die Gebühren notfalls senken. Dem<br />

kommen einige mittlerweile nach: Mitte<br />

Juli reduzierte <strong>de</strong>r Senat <strong>de</strong>r Bochumer<br />

Ruhr-Universität die Gebühren von 500<br />

SZ-Graphik; Quelle: Universität Hohenheim<br />

Abgesichert. Der Geldsegen<br />

soll eigentlich für die Verbesserung<br />

von Lehre und Studium<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Es geht aber<br />

auch an<strong>de</strong>rs. So hielt es die<br />

Universität <strong>de</strong>s Saarlands für<br />

eine gute I<strong>de</strong>e, je<strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten<br />

mit einem USB-Stick auszustatten,<br />

Kosten pro Stück: 15 Euro.<br />

Machte laut Uni circa 120 000<br />

Euro für ein Utensil, das Stu<strong>de</strong>nten<br />

günstig selber kaufen können<br />

o<strong>de</strong>r schon besitzen. Dafür<br />

prangt auf je<strong>de</strong>m Stick das Logo<br />

<strong>de</strong>r Saarlän<strong>de</strong>r: eine Eule.<br />

auf 480 Euro. Das „Aktionsbündnis gegen<br />

Studiengebühren“ feiert dies bereits<br />

als Teilerfolg auf <strong>de</strong>m Weg zurück zur<br />

Gebührenfreiheit. Nicht zuletzt befeuern<br />

auch die Entwicklungen<br />

in Hessen die Diskussion<br />

neu. Dort schaffte die neue linke<br />

Landtagsmehrheit kürzlich<br />

die Gebühren wie<strong>de</strong>r komplett ab.<br />

Dass <strong>de</strong>m Beispiel an<strong>de</strong>re Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />

folgen, daran glauben aber<br />

nur wenige. Viele Stu<strong>de</strong>nten setzen<br />

sich statt<strong>de</strong>ssen, wie Franz<br />

Bozsak, für <strong>de</strong>n sinnvollen Einsatz<br />

ihres Gel<strong>de</strong>s ein. Als sinnvoll<br />

gilt <strong>de</strong>n meisten all das,<br />

was <strong>de</strong>n Hochschulalltag erleichtert:<br />

vom Beamer im Hörsaal<br />

bis zur besseren Betreuung,<br />

von zusätzlichen Veranstaltungen<br />

bis zu längeren Öffnungszeiten in<br />

<strong>de</strong>n Bibliotheken. Zweifel kommen allerdings<br />

auf, wenn Unis mit <strong>de</strong>m Geld<br />

<strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten Imagebroschüren erstellen,<br />

Designer-Papierkörbe kaufen o<strong>de</strong>r<br />

Sportgeräte anschaffen.<br />

Mittlerweile müssen die meisten<br />

Hochschulen zwar Rechenschaft über<br />

ihre Ausgaben ablegen, aber das<br />

been<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Streit keineswegs. Stu<strong>de</strong>ntenvertreter<br />

klagen über un<strong>de</strong>taillierte<br />

Angaben und zu wenig Transparenz,<br />

auch wenn es inzwischen viele<br />

Hochschulen gibt, die sich um Offenheit<br />

bemühen. Ernsthaft mitbestimmen,<br />

wohin das Geld fließt, dürfen Stu<strong>de</strong>nten<br />

aber fast nirgendwo. Zwar sitzen an <strong>de</strong>n<br />

meisten Universitäten bereits heute<br />

Experten verlangen mehr<br />

Einfluss <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten auf<br />

die Verwendung <strong>de</strong>r Gebühren<br />

Studieren<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Kommissionen, die<br />

über die Verwendung <strong>de</strong>r Gebühren<br />

entschei<strong>de</strong>n, doch sind sie dort oft in <strong>de</strong>r<br />

Min<strong>de</strong>rheit.<br />

Gebührenexperten wie Ulrich Müller<br />

vom wirtschaftsliberalen Centrum für<br />

Hochschulentwicklung (CHE), das sich<br />

für die Einführung von Gebühren eingesetzt<br />

hat, empfehlen, dass <strong>de</strong>r Einfluss<br />

<strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n auf die Verwendung<br />

ihrer Gebühren stärker wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Nur so könne man mehr Akzeptanz und<br />

Vertrauen unter <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten schaffen.<br />

Die Hochschulen müssten erst noch<br />

ein Gesamtkonzept für die Verwendung<br />

<strong>de</strong>r Studiengebühren entwickeln. Bis<br />

dahin wer<strong>de</strong>n Franz Bozsak und seine<br />

Mitstreiter aber wohl noch viel Arbeit<br />

haben.<br />

Abgezweigt. Ein Teil <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s<br />

fließt in die Verwaltung.<br />

O<strong>de</strong>r in Baumaßnahmen: Die Uni<br />

Gießen ließ einen Parkettbo<strong>de</strong>n<br />

einziehen, die Unis in Ulm und<br />

Freiburg wollten gestiegene<br />

Heizkosten durch Studiengebühren<br />

<strong>de</strong>cken, die RWTH Aachen<br />

führte Elektroarbeiten durch.<br />

Und in Wuppertal mietete die<br />

Uni ein Kino an, weil die Hörsäle<br />

überfüllt waren – Shuttle-Service<br />

für die Stu<strong>de</strong>nten inklusive.<br />

Außer<strong>de</strong>m gab’s zu Testzwecken<br />

eine bessere Beleuchtung.


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18 studieren Uni&<strong>Job</strong><br />

Sich regen bringt Segen<br />

Für alle, die es nötig haben: Kleines Wohlfühlprogramm für die Wirbelsäule<br />

Illustrationen: dieKLEINERT/Thomas Escher<br />

1<br />

3<br />

Was ist ein Essay? Wie schaffe ich <strong>de</strong>n<br />

Schritt vom Lesen zum Schreiben? Wie<br />

bringe ich meine Abschlussarbeit strukturiert<br />

und effizient zu Papier? Solchen<br />

Fragen stellen sich je<strong>de</strong>s Semester Tausen<strong>de</strong><br />

von Stu<strong>de</strong>nten. Manche verzweifeln<br />

an ihnen. An <strong>de</strong>r Universität Bielefeld<br />

gibt es seit 15 Jahren eine Anlaufstelle<br />

für <strong>de</strong>rartige Schwierigkeiten:<br />

Das Schreiblabor unterstützt Studieren<strong>de</strong><br />

mit Beratung und Workshops beim<br />

Texten.<br />

„Schreiben ist Denken, nicht einfach<br />

nur Aufschreiben“, sagt Andrea Frank,<br />

Grün<strong>de</strong>rin <strong>de</strong>s Schreiblabors. Die Stu<strong>de</strong>nten<br />

müssten zunächst lernen, dass<br />

Schreiben ein Prozess sei, kein letzter<br />

Schritt. In Deutschland gebe es zu wenig<br />

Material zum Thema Schreiben. „Es<br />

fehlt die Tradition, über das Schreiben<br />

zu sprechen, auch unter <strong>de</strong>n Lehren<strong>de</strong>n“,<br />

sagt Stefanie Haacke, Mitarbeiterin<br />

<strong>de</strong>s Schreiblabors. Nur eine Handvoll<br />

Hochschulen biete Unterstützung<br />

beim Schreiben, obwohl Schreiben eine<br />

wichtige Schlüsselqualifikation nicht<br />

nur für das Studium sei.<br />

Im Sitzen<br />

Mit leicht gespreizten Beinen auf<br />

einen Stuhl setzen. Vorsichtig<br />

aus <strong>de</strong>r Taille nach vorne beugen,<br />

die Hän<strong>de</strong> berühren dabei <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n.<br />

Diese Position circa fünf Sekun<strong>de</strong>n halten.<br />

Auf diese Weise kommt <strong>de</strong>r Körper aus <strong>de</strong>r<br />

Hohlkreuzposition, die – biomechanisch betrachtet<br />

– Gift für die Bandscheiben ist. Die<br />

Übung stärkt die Muskelgruppen, die <strong>de</strong>m<br />

giftigen Hohlkreuz entgegenwirken.<br />

Im Stehen<br />

Hervorragend geeignet für kurze<br />

Schreibpausen: Mit leicht<br />

gespreizten Beinen gera<strong>de</strong> hinstellen,<br />

Hän<strong>de</strong> in die Hüften stemmen.<br />

Oberkörper langsam zurückbiegen und<br />

drei Sekun<strong>de</strong>n halten. Wirkt gegen das<br />

Hohlkreuz – und lässt sich auch im Hörsaal,<br />

in <strong>de</strong>r Bibliothek o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Mensa relativ<br />

unauffällig durchführen, sodass<br />

nicht gleich alle neugierig hingucken.<br />

Gabriela Ruhmann hat vor zehn Jahren<br />

das Konzept <strong>de</strong>r Schreibberatung<br />

von <strong>de</strong>r Bielefel<strong>de</strong>r Hochschule an die<br />

Universität Bochum gebracht. „Wir wollen<br />

die Schreibberatung aus <strong>de</strong>r pathologischen<br />

Ecke rausholen und in <strong>de</strong>n regulären<br />

Lehrveranstaltungen unterbrin-<br />

gen“, sagt sie. Das Schreibzentrum in Bochum<br />

nehme sich insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Naturwissenschaftler<br />

und Techniker an.<br />

Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Disziplinen<br />

sieht Ruhmann nicht nur in <strong>de</strong>r Art<br />

<strong>de</strong>r Texte: „Naturwissenschaftler und<br />

Techniker haben klarere Arbeitsaufträge<br />

und gehen pragmatisch an das Schreiben<br />

heran“, sagt sie. Veranstaltungen<br />

auf Englisch wie „Getting Published in<br />

Science“ sollen Forschern das Schreiben<br />

für internationale Fachzeitschriften<br />

erleichtern.<br />

Auf <strong>de</strong>n Bauch legen und mit angewinkelten<br />

Ellbogen auf die Hän<strong>de</strong><br />

stützen. Kopf nach vorn recken,<br />

Beine und Becken entspannen, langsam<br />

hochdrücken. Auch diese Position fünf Sekun<strong>de</strong>n<br />

lang halten. Diese Übung stärkt die Rückenmuskulatur.<br />

Aber Vorsicht:<br />

Auf gar keinen Fall an die<br />

Schmerzgrenze gehen!<br />

Hat eine ganz ähnliche Wirkung wie<br />

Übung eins. Diesmal legt man sich<br />

auf <strong>de</strong>n Rücken, die Arme sind parallel<br />

zum Körper. Dann begibt man sich in die Ausgangsposition<br />

mit angewinkelten Knien und <strong>de</strong>n<br />

Füßen auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n. Die Knie möglichst nah<br />

an <strong>de</strong>n Brustkorb ziehen, und die Position fünf<br />

Sekun<strong>de</strong>n lang halten. Alle Übungen circa 30<br />

Mal wie<strong>de</strong>rholen. Insgesamt sollte man das<br />

Programm viermal am Tag absolvieren.<br />

Sowohl in Bielefeld als auch in Bochum<br />

haben die Bachelor- und Master-<br />

Studiengänge die Schreibanfor<strong>de</strong>rungen<br />

verän<strong>de</strong>rt. „Das größte Problem <strong>de</strong>r<br />

Bachelor-Stu<strong>de</strong>nten ist die Zeitnot“,<br />

sagt Frank. Sie hätten früher viel mehr<br />

Zeit gehabt, sich einem Thema ausführlich<br />

zu widmen. „Dabei bestand dann<br />

eher die Gefahr, sich zu verzetteln“, sagt<br />

sie. Heute müssten die Stu<strong>de</strong>nten das<br />

Schreiben nebenbei erledigen.<br />

In <strong>de</strong>r Beratung wer<strong>de</strong>n grundsätzliche<br />

Fragen wie Aufgabenstellung, Themeneingrenzung<br />

und Zeitmanagement<br />

geklärt. Die Workshops bieten Hilfestellungen,<br />

um das Gedachte zu Papier zu<br />

bringen und <strong>de</strong>n wissenschaftlichen<br />

Kontext zu berücksichtigen.<br />

Die Schreibzentren bemühen sich<br />

auch um Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Lehren<strong>de</strong>n.<br />

Deutliche und hilfreiche Rückmeldung<br />

zu geben, ist eine Aufgabe, die<br />

Dozenten erfüllen müssen. Das an<strong>de</strong>re<br />

ist die Formulierung von klaren Aufgaben<br />

und Prüfungsanfor<strong>de</strong>rungen, wie<br />

zum Beispiel die Antwort auf die Frage:<br />

Was ist ein Essay?<br />

Wer viel am Schreibtisch<br />

hockt, kann Rückenprobleme<br />

bekommen. Matthias Schrö<strong>de</strong>r,<br />

Facharzt für Neurochirurgie<br />

in München, kennt sich aus<br />

mit Kreuzschmerzen und weiß,<br />

was man dagegen tun kann.<br />

Haben Stu<strong>de</strong>ntenbeson<strong>de</strong>rshäufigRückenschmerzen?<br />

Etwa zehn<br />

bis 20 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten<br />

sind<br />

betroffen.<br />

Was tun?<br />

Oft reicht es aus, ein Schmerzmittel<br />

zu nehmen o<strong>de</strong>r Krankengymnastik<br />

zu machen.<br />

Wer oft Rückenprobleme hat,<br />

sollte aber regelmäßig Sport<br />

treiben. I<strong>de</strong>al ist Ra<strong>de</strong>ln. Laufen<br />

o<strong>de</strong>r Schwimmen helfen<br />

auch. Vorsicht ist aber bei Extremsportarten<br />

geboten. Und<br />

eine gesun<strong>de</strong> Ernährung ist<br />

wichtig. Nach neuesten Erkenntnissen<br />

kann auch Rauchen<br />

zu einer schlechten<br />

Nährstoffversorgung <strong>de</strong>r Wirbelsäule<br />

führen.<br />

Lange Stun<strong>de</strong>n am Schreibtisch<br />

lassen sich nun mal<br />

nicht vermei<strong>de</strong>n.<br />

Dann sollte man aufrecht<br />

sitzen. Wenn Probleme auftreten,<br />

hilft es, die Len<strong>de</strong>ngegend<br />

mit einem Kissen zu<br />

unterstützen. Und es ist ratsam,<br />

zwischendurch immer<br />

mal wie<strong>de</strong>r aufzustehen. Und<br />

alle an<strong>de</strong>rthalb Stun<strong>de</strong>n fünf<br />

Minuten spazieren zu gehen.<br />

Interview: Peter Seiffert<br />

Verfertigen <strong>de</strong>r Gedanken beim Schreiben<br />

Gute Texte zu verfassen, ist nicht je<strong>de</strong>m gegeben. Deshalb lassen einige Unis das Formulieren üben<br />

Auch Dozenten sollten eine<br />

klare Sprache sprechen und<br />

<strong>de</strong>utliche Rückmeldung geben<br />

2<br />

4<br />

Auf <strong>de</strong>m Bauch<br />

Auf <strong>de</strong>m Rücken<br />

Foto: privat<br />

Ra<strong>de</strong>ln hilft bei<br />

Rückenschmerz<br />

M. Schrö<strong>de</strong>r<br />

Für Mareike Gronich, inzwischen<br />

Master-Stu<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Literaturwissenschaften,<br />

war das Schreiblabor die Rettung<br />

für ihre Bachelor-Arbeit: „Ich habe<br />

selber nicht mehr verstan<strong>de</strong>n, was ich da<br />

geschrieben hatte“, sagt sie. Im Schreiblabor<br />

habe man ihr geraten, ihre Arbeit<br />

abschnittsweise zu überarbeiten und zusammenzufügen<br />

und nichts Neues mehr<br />

zu schreiben. „Das klingt so simpel, und<br />

ist es ja auch, aber in <strong>de</strong>m Moment war<br />

die Sicht von außen einfach enorm hilfreich“,<br />

sagt die 32-Jährige.<br />

Am schwersten falle es Studieren<strong>de</strong>n,<br />

sich von einmal Geschriebenem wie<strong>de</strong>r<br />

zu trennen und fertige Textteile zu streichen.<br />

„Dabei kann man sich fast darauf<br />

verlassen, dass man durch das Schreiben<br />

neue Gedanken bekommt“, sagt<br />

Frank. Ein Ziel <strong>de</strong>s Schreiblabors sei es,<br />

mit <strong>de</strong>r Mystifizierung <strong>de</strong>s Schreibens<br />

aufzuräumen: „Die Krankheit Schreibblocka<strong>de</strong><br />

gibt es nicht“, betont Haacke.<br />

„Schreiben ist ein Handwerk, wenn<br />

auch ein schwieriges. Man muss nur wissen,<br />

was man tut. Dann wird man auch<br />

Erfolg haben.“ Frauke Böger/dpa


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© Oktober 2008. PricewaterhouseCoopers bezeichnet die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die an<strong>de</strong>ren selbstständigen und rechtlich unabhängigen Mitgliedsfirmen <strong>de</strong>r PricewaterhouseCoopers<br />

International Limited.


20 studieren Uni&<strong>Job</strong><br />

Ausgezeichnet<br />

Die Universität Mannheim reagiert mit leistungsorientierten Stipendien auf die Einführung von<br />

Studiengebühren in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg. Die Wirtschaft will <strong>de</strong>n Nachwuchs bin<strong>de</strong>n und steht Pate<br />

Von Anja Dilk<br />

„Herzlichen Glückwunsch zum<br />

Stipendium. Sie bekommen 1000 Euro<br />

für das nächste Studienjahr.“ Als die Politikstu<strong>de</strong>ntin<br />

Sandra Bohnert im Dezember<br />

vorigen Jahres <strong>de</strong>n Brief ihrer<br />

Uni las, fiel sie aus allen Wolken. „Ich habe<br />

mich natürlich riesig gefreut.“ Frisch<br />

von einem Australienaufenthalt zurückgekehrt,<br />

mit einem Master in <strong>de</strong>r Tasche,<br />

bereitete sich die 24-Jährige gera<strong>de</strong> auf<br />

<strong>de</strong>n Magister-Abschluss vor. Von <strong>de</strong>m<br />

neuen Stipendienprogramm ihrer Universität<br />

hatte sie nichts gewusst. „Das<br />

Geld hat mir die Abschlusszeit ganz<br />

schön erleichtert. Einen meiner bei<strong>de</strong>n<br />

<strong>Job</strong>s konnte ich aufgeben“, sagt Bohnert.<br />

Noch mehr aber freut sie etwas an<strong>de</strong>res:<br />

„Endlich einmal Anerkennung<br />

für meine guten Studienleistungen zu bekommen.“<br />

Sandra Bohnert ist eine von 124 Studieren<strong>de</strong>n<br />

an <strong>de</strong>r Universität Mannheim,<br />

die ein Gebührenstipendium bekommen<br />

haben. 2007, kurz nach Einführung<br />

<strong>de</strong>r Studiengebühren in Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg, hatte Rektor Hans-Wolfgang<br />

Arndt das neue Stipendiensystem<br />

aus <strong>de</strong>r Taufe gehoben. „Gera<strong>de</strong> als<br />

Anhänger von Studiengebühren wollte<br />

Befreit. Stipendien<br />

machen das Stu<strong>de</strong>ntenleben<br />

leichter. Im<br />

Internet-Wiki <strong>de</strong>s Karriere-Portals<br />

www.e-fellows.net<br />

fin<strong>de</strong>t man unter <strong>de</strong>m Stichwort<br />

„Studiengebührenbefreiung“<br />

eine Liste von Hochschulen, die<br />

ihren Stu<strong>de</strong>nten die Semestermaut<br />

erlassen – sofern sie bereits<br />

Stipendiaten eines Begabtenför<strong>de</strong>rungswerks<br />

sind. Außer<strong>de</strong>m<br />

gibt es eine Datenbank<br />

mit gut 600 Stipendien-Gebern<br />

für Bedürftige o<strong>de</strong>r Begabte.<br />

ich zeigen: Wer hervorragen<strong>de</strong> Leistungen<br />

bringt, wird belohnt.“<br />

Die Stipendien <strong>de</strong>cken genau die Studiengebühren<br />

ab. Bewerben kann man<br />

sich nicht. Der Zuschlag geht automatisch<br />

an die Besten <strong>de</strong>s jeweiligen Fachbereichs,<br />

die jährlich von <strong>de</strong>r Uni ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n – Studieren<strong>de</strong> wie Sandra<br />

Bohnert mit einem Notendurchschnitt<br />

von 1,4 in <strong>de</strong>r Zwischenprüfung. Die<br />

1000 Euro für die Top-Stu<strong>de</strong>nten kommen<br />

nicht aus <strong>de</strong>r Hochschulkasse, son<strong>de</strong>rn<br />

von Unternehmen, Verbän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

Absolventen. „Wir konnten an unsere engen<br />

Beziehungen zur Wirtschaft anknüpfen“,<br />

sagt Arndt, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Leistungsstipendien<br />

<strong>de</strong>n besten Nachwuchs an seine<br />

Universität locken will. „Das ist für<br />

eine Hochschule heute das Wichtigste.“<br />

Wer im zweiten o<strong>de</strong>r dritten Bachelor-Jahr<br />

steckt o<strong>de</strong>r im sechsten bis achten<br />

Semester auf Diplom, Lehramt o<strong>de</strong>r<br />

Magister studiert und min<strong>de</strong>stens in Regelstudienzeit<br />

Spitzennoten hinlegt, hat<br />

Chancen, so angenehm überrascht zu<br />

wer<strong>de</strong>n wie Sandra. Die Stipendien wer<strong>de</strong>n<br />

proportional auf die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Fachbereiche verteilt und laufen über<br />

ein Jahr. „Danach geht es zurück auf<br />

Los, und man muss sich wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Konkurrenz<br />

stellen“, sagt Hochschulsprecher<br />

Achim Fischer. Maximal zwei För-<br />

Begabt. Frohe Botschaft für<br />

alle, die ein Stipendium wollen:<br />

Nach <strong>de</strong>r Studienstiftung senken<br />

nun auch die an<strong>de</strong>ren Begabtenför<strong>de</strong>rungswerke<br />

die Hür<strong>de</strong>n für<br />

Bewerber. Man muss nicht mehr<br />

von seinem Prof vorgeschlagen<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn kann sich oft<br />

selbst bewerben. Grund: Die<br />

För<strong>de</strong>rungswerke haben so viel<br />

Geld wie nie, weil Bun<strong>de</strong>sbildungsministerin<br />

Annette Schavan<br />

ihnen 33 Millionen Euro<br />

mehr spendiert hat als noch<br />

2005 die rot-grüne Regierung.<br />

Bereit. Immer mehr Firmen<br />

übernehmen die Studiengebühren<br />

für alle, die ihre Lehre im<br />

Betrieb mit einer Hochschulausbildung<br />

kombinieren. Seit diesem<br />

Semester zahlt beispielsweise<br />

<strong>de</strong>r Autobauer Volkswagen<br />

etwa 500 Stu<strong>de</strong>nten, die im Unternehmen<br />

parallel ihre Ausbildung<br />

absolvieren, die Gebühren<br />

in Höhe von 500 Euro. Auch <strong>de</strong>r<br />

Ol<strong>de</strong>nburger Energieversorger<br />

EWE o<strong>de</strong>r die Medizintechnikfirma<br />

B. Braun Melsungen tragen<br />

die Kosten für ihre Azubis.<br />

<strong>de</strong>rungen sind drin. Wofür die Stipendiaten<br />

das Geld ausgeben, bleibt ihnen überlassen.<br />

Fischer: „Sie können sich Bücher<br />

kaufen, in Urlaub fahren o<strong>de</strong>r ihre Gebühren<br />

davon bezahlen – das kontrollieren<br />

wir nicht.“<br />

Ohnehin geht es nicht ums Geld allein.<br />

Wer die Stipendienurkun<strong>de</strong> vorweisen<br />

kann, macht Punkte bei einer Bewerbung.<br />

„Es ist klar, dass er o<strong>de</strong>r sie zur Elite<br />

gehört“, sagt Ursula Volk, Personalleiterin<br />

<strong>de</strong>r Wild GmbH in Hei<strong>de</strong>lberg. Der<br />

Caprisonne-Produzent und Aromenher-<br />

Die Jahrgangsbesten können mit einer monatlichen Finanzspritze von 1000 Euro rechnen. Foto: Universität Mannheim<br />

i<br />

steller pflegt seit Jahren Beziehungen zu<br />

Hochschulen <strong>de</strong>r Region, um frühzeitig<br />

mit geeignetem Führungsnachwuchs in<br />

Kontakt zu kommen. „Wir haben gute<br />

Erfahrungen mit Praktikanten und Stu<strong>de</strong>nten<br />

gesammelt, die ihre Diplomarbeit,<br />

ihre Bachelor- o<strong>de</strong>r Masterthesis<br />

bei uns machen“, so Volk. Firmenchef<br />

Hans-Peter Wild hat <strong>de</strong>shalb gleich zugesagt,<br />

als die Uni Mannheim nach Sponsoren<br />

suchte, und 20 Stipendien übernommen.<br />

Wie alle Sponsoren konnte<br />

Wild Wünsche bei Fach o<strong>de</strong>r Herkunftsland<br />

angeben, <strong>de</strong>n Rest legt die Uni fest.<br />

Bei <strong>de</strong>r feierlichen Stipendienvergabe<br />

im Frühjahr 2007 haben Personalchefin<br />

Volk und ihre Kollegen ihre Studieren<strong>de</strong>n<br />

persönlich kennengelernt und sie<br />

gleich ins Werk eingela<strong>de</strong>n. Mittagessen<br />

Bedingt. Viele Firmen knüpfen<br />

ihre Unterstützung allerdings an<br />

eine Bedingung: Die Stu<strong>de</strong>nten<br />

müssen nach <strong>de</strong>m Abschluss<br />

ins Unternehmen zurückkehren<br />

und ihm einige Jahre treu bleiben<br />

– sonst haben sie das Geld<br />

ganz o<strong>de</strong>r anteilig zurückzuzahlen.<br />

So versuchen die Firmen,<br />

Talente frühzeitig an sich zu<br />

bin<strong>de</strong>n. Das gilt zum Beispiel für<br />

die Leverkusener Pharmafirma<br />

Bayer AG, <strong>de</strong>n Essener Thyssen-<br />

Krupp-Konzern o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kasseler<br />

Düngemittelhersteller K+S.<br />

mit <strong>de</strong>n Geschäftsführern, Spaziergang<br />

durch die Produktionsanlage von Caprisonne,<br />

Vorstellung <strong>de</strong>s Traineeprogramms.<br />

„Gera<strong>de</strong> hat sich schon <strong>de</strong>r erste<br />

Stipendiat um eine feste Stelle beworben.“<br />

Volk ist zufrie<strong>de</strong>n, das personalstrategische<br />

Kalkül scheint aufzugehen.<br />

„Wir können uns vorstellen, die För<strong>de</strong>rung<br />

noch auszuweiten.“<br />

So ein enger Kontakt ist freilich nicht<br />

die Regel. „Nach <strong>de</strong>r netten Übergabe<br />

von einer Dame <strong>de</strong>r Personalabteilung<br />

gab es lei<strong>de</strong>r nur Standar<strong>de</strong>inladungen<br />

zu Veranstaltungen“, sagt Sandra Bohnert,<br />

die ihr Stipendium von <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Bank bekommt. „Der Kontakt<br />

könnte etwas persönlicher sein.“<br />

Das Stipendienprogramm wird noch<br />

ausgeweitet. Bislang bekommen etwa<br />

vier Prozent <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten diese För<strong>de</strong>rung.<br />

Für das jetzige Studienjahr gibt es<br />

120 Stipendienzusagen. McKinsey ist dabei<br />

und das Großkraftwerk Mannheim,<br />

Kunststoffhersteller Renolit, die Deut-<br />

Wer will, kann das Geld an<br />

einen weniger Betuchten<br />

abgeben. Die Ehre bleibt ihm<br />

sche Bank und Stiftungen wie die<br />

Liesel-Weiler-Stiftung. „Die Zahl <strong>de</strong>r<br />

Zusagen spricht dafür, dass unser<br />

Konzept überzeugt“, meint Rektor<br />

Arndt. Dass soziale Kriterien wie die finanzielle<br />

Situation <strong>de</strong>s Studieren<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r das Einkommen <strong>de</strong>r Eltern keine<br />

Rolle spielen, ist für <strong>de</strong>n Uni-Chef kein<br />

Problem. „Soziale Elemente gibt es in<br />

<strong>de</strong>r Universitätslandschaft durch För<strong>de</strong>rungen<br />

wie Bafög meiner Meinung<br />

nach genug.“<br />

Um <strong>de</strong>n sozialen Gedanken <strong>de</strong>nnoch<br />

in das Programm zu integrieren, hat die<br />

Universität einen Ehrenko<strong>de</strong>x entwickelt.<br />

Wer meint, die För<strong>de</strong>rung nicht<br />

dringend zu benötigen, kann das Geld<br />

an einen weniger betuchten Kommilitonen<br />

weitergeben – freiwillig. Aus <strong>de</strong>r<br />

Bestenliste sucht die Unileitung dann<br />

einen geeigneten Kandidaten heraus.<br />

Auszeichnung und Kontakt zum Stipendiengeber<br />

bleiben <strong>de</strong>m ursprünglichen<br />

Stipendiaten erhalten.<br />

Für Hannes Gurzki war das eine klare<br />

Sache. Der angehen<strong>de</strong> Betriebswirt, <strong>de</strong>r<br />

zurzeit an <strong>de</strong>r Business School ESSEC<br />

in Paris studiert, gibt sein Stipendium<br />

an die Nächstplatzierte ab. Für sie ist<br />

die Unterstützung existentiell. Um das<br />

Geld für die Rückmeldung verdienen zu<br />

können, hatte sie ihre Diplomarbeit<br />

verschieben wollen.<br />

Begrenzt. Weniger spendabel<br />

ist das Bankengewerbe. Dort<br />

zahlen Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, die parallel<br />

studieren, ihre Gebühren<br />

bisher überwiegend aus eigener<br />

Tasche: Die Deutsche Bank<br />

gewährt lediglich Zuschüsse<br />

zu Miete und Fahrtkosten. Die<br />

Commerzbank will erst noch<br />

darüber nach<strong>de</strong>nken, ob man im<br />

Ausnahmefall das Studium finanziell<br />

för<strong>de</strong>rn soll. Auch <strong>de</strong>r Versicherungskonzern<br />

Allianz übernimmt<br />

die Gebühren für Werkstu<strong>de</strong>nten<br />

„in <strong>de</strong>r Regel nicht“.


Warum klein anfangen, wenn<br />

man auch groß starten kann?<br />

Die Trainee-Programme einer <strong>de</strong>r großen Banken Deutschlands bieten<br />

Ihnen einen fundierten Einstieg ins Berufsleben. Individuelle Trainee-<br />

Pläne ebnen <strong>de</strong>n Weg zu einem schnellen Aufstieg auf <strong>de</strong>r Karriereleiter<br />

einer großen Universalbank. Mehr Informationen unter www.LBBW.<strong>de</strong><br />

Lan<strong>de</strong>sbank Ba<strong>de</strong>n-Württemberg. Eine Bank, die weiter<strong>de</strong>nkt.<br />

Lan<strong>de</strong>sbank Ba<strong>de</strong>n-Württemberg


22 studieren Uni&<strong>Job</strong><br />

Bombiger Versuch<br />

Wer seiner Examensklausur aus <strong>de</strong>m Weg gehen will, kann Kernseife essen, wegen<br />

allgemeiner Unpässlichkeit vor Gericht ziehen o<strong>de</strong>r das Prüfungsgebäu<strong>de</strong> evakuieren lassen<br />

Vier Tage vor seinem zweiten Staatsexamen<br />

steht Marco gehörig unter<br />

Druck. Der Jurastu<strong>de</strong>nt weiß, dass er<br />

nicht genügend gelernt hat, um zu bestehen.<br />

Der einzige Ausweg, glaubt er,<br />

ist ein Attest vom Amtsarzt. Deshalb<br />

holt er sich in einem Mediziner-Forum<br />

im Internet Rat: „Ich bin echt so verzweifelt,<br />

dass ich mir schon überlegt<br />

habe, irgen<strong>de</strong>twas an meiner Schreibhand<br />

zu manipulieren. Aber wie bricht<br />

man sich einen Finger o<strong>de</strong>r fügt sich<br />

selbst eine schwere Schnittwun<strong>de</strong> zu, sodass<br />

man die nächsten Tage nicht schreiben<br />

kann? O<strong>de</strong>r wie wäre es mit kochen<strong>de</strong>m<br />

Wasser? Kapselverletzung?“ Auch<br />

einen alten „Knasttrick“ stellt <strong>de</strong>r Jurist<br />

zur Diskussion: „Einen Esslöffel echte<br />

Kernseife zu essen, erzeugt eine ziemlich<br />

hohe Körpertemperatur, schlechtes Aussehen<br />

sowieso. Das sieht dann fast aus<br />

wie eine Lebensmittelvergiftung.<br />

Aber man erholt sich doch recht<br />

schnell wie<strong>de</strong>r.“<br />

Die Angst zu versagen beflügelt<br />

die Phantasie. Immer wie<strong>de</strong>r gehen<br />

Stu<strong>de</strong>nten vor Prüfungen die<br />

Nerven durch. Schuldgefühle, zu<br />

wenig getan zu haben, plagen sie,<br />

o<strong>de</strong>r generelle Prüfungsangst lässt<br />

sie zittern. Die Sozialerhebung <strong>de</strong>s<br />

Deutschen Stu<strong>de</strong>ntenwerks ergab,<br />

dass je<strong>de</strong>r siebte Studieren<strong>de</strong> Beratungsbedarf<br />

zu Arbeits- und Konzentrationsschwierigkeiten<br />

hat. Immer<br />

mehr geben an, dass sie sich zu Prüfungsängsten<br />

beraten lassen wollen.<br />

An<strong>de</strong>re versuchen, auf <strong>de</strong>m Rechtsweg<br />

zum Ziel zu kommen. So argumen-<br />

Neun Jahre ist es her, dass an <strong>de</strong>utschen<br />

Hochschulen die ersten Bachelorund<br />

Master-Studiengänge eingeführt<br />

wur<strong>de</strong>n. Aber immer noch kann es passieren,<br />

dass ein Personaler einen Bachelor<br />

of Arts (B.A.) im Vorstellungsgespräch<br />

fragt, an welcher Berufsaka<strong>de</strong>mie (BA)<br />

er seinen Abschluss gemacht hat. Für<br />

Stu<strong>de</strong>nten und Arbeitgeber wird es Zeit,<br />

sich an die neuen angelsächsischen Titel<br />

und ihre Abkürzungen zu gewöhnen.<br />

Das ist allerdings gar nicht so einfach,<br />

wie es auf <strong>de</strong>n ersten Blick aussieht.<br />

Was verbirgt sich zum Beispiel hinter<br />

<strong>de</strong>m DBA, <strong>de</strong>n die International Business<br />

School in Lippstadt in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r britischen University of<br />

Surrey verleiht? Es han<strong>de</strong>lt sich um <strong>de</strong>n<br />

Doctor of Business Administration, <strong>de</strong>r<br />

im Vergleich zum bekannteren MBA,<br />

<strong>de</strong>m Master of Business Administration,<br />

vier zusätzliche Semester erfor<strong>de</strong>rt.<br />

Der <strong>de</strong>utsche Stu<strong>de</strong>nt schweigt still<br />

und wun<strong>de</strong>rt sich, hat er doch gera<strong>de</strong><br />

erst gelernt, dass <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Doktor<br />

im anglo-amerikanischen System <strong>de</strong>r<br />

PhD entspricht. Nicht immer, muss er<br />

nun erfahren. International ist es weit<br />

verbreitet, zwischen Studiengängen mit<br />

anwendungs- und forschungsorientiertem<br />

Profil zu unterschei<strong>de</strong>n. Ein Doktor<br />

tierte eine Medizinstu<strong>de</strong>ntin aus Nordrhein-Westfalen<br />

vor Gericht, dass sie an<br />

einer „Examenspsychose“ lei<strong>de</strong>. Sie war<br />

<strong>de</strong>shalb über vier Jahre hinweg zu mehreren<br />

Terminen nicht angetreten. Vor <strong>de</strong>n<br />

Prüfungen wur<strong>de</strong> sie jeweils von Erbrechen<br />

und Durchfall geplagt und ließ sich<br />

dies ärztlich bestätigen. Das Oberverwal-<br />

<strong>de</strong>r Medizin o<strong>de</strong>r ein DBA ist somit ein<br />

„Doctor“.<br />

Ein solches Verwirrspiel wollte die<br />

Kultusministerkonferenz eigentlich vermei<strong>de</strong>n.<br />

In ihren Strukturvorgaben aus<br />

<strong>de</strong>m Jahr 2003 stellte sie fest, dass es für<br />

die „Akzeptanz auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt<br />

und die internationale Zusammenarbeit“<br />

auf „Transparenz und Übersichtlichkeit“<br />

<strong>de</strong>r Titel ankomme. Man einigte<br />

sich auf die übersichtliche Anzahl von<br />

acht, <strong>de</strong>n Bachelor o<strong>de</strong>r Master of Arts<br />

(B.A./M.A.), of Science (B.Sc./M.Sc.), of<br />

Engineering (B.Eng./M.Eng.) und <strong>de</strong>n<br />

Bachelor o<strong>de</strong>r Master of Law (LL.B./<br />

LL.M.). Nachgelegt wur<strong>de</strong>n dann im<br />

Jahr 2005 noch die Titel für die künstlerischen<br />

Studiengänge (Bachelor o<strong>de</strong>r Master<br />

of Fine Arts/of Music) und für die Erziehungswissenschaftler<br />

(Bachelor o<strong>de</strong>r<br />

Master of Education).<br />

Die Regulierung gilt allerdings nur<br />

für sogenannte konsekutive Studiengänge,<br />

in <strong>de</strong>nen Bachelor und Master aufei-<br />

tungsgericht Münster entschied, dass ihr<br />

kein neuer Prüfungsversuch zusteht.<br />

Auch mit ärztlichem Attest sei Prüfungsangst<br />

keine ausreichen<strong>de</strong> Entschuldigung,<br />

einem Examen fernzubleiben. Solange<br />

die Angst nicht auf einer psychischen<br />

Erkrankung beruhe, gehöre sie<br />

zum „allgemeinen Lebensrisiko“.<br />

In ihrer Panik geht einigen Examenskandidaten<br />

aber offenbar das Gefühl für<br />

Verhältnismäßigkeit verloren: Ausgerechnet<br />

am 11. September 2007, <strong>de</strong>m Jahrestag<br />

<strong>de</strong>r Anschläge auf das World Tra<strong>de</strong><br />

Center und das Pentagon, inszenierte<br />

eine Stu<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Zahnmedizin aus Hei-<br />

<strong>de</strong>lberg eine Bombendrohung. Statt zum<br />

Examen zu erscheinen, rief die 31-Jährige<br />

zweimal in <strong>de</strong>r Universitätsklinik an.<br />

Ihr fremdländischer Akzent und die Ankündigung<br />

einer Explosion rief die Polizei<br />

auf <strong>de</strong>n Plan, das Hochschulgebäu<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong> evakuiert.<br />

Ihr Ziel hat die verängstigte Stu<strong>de</strong>ntin<br />

erreicht: Die Klausur wur<strong>de</strong> verschoben.<br />

Allerdings war <strong>de</strong>r Erfolg eher kurzfristig.<br />

Denn die Fahn<strong>de</strong>r kamen <strong>de</strong>m<br />

Bluff und seiner Urheberin schnell auf<br />

die Spur. Die Stu<strong>de</strong>ntin wur<strong>de</strong> vor Gericht<br />

zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten<br />

auf Bewährung verurteilt und<br />

musste für <strong>de</strong>n Polizeieinsatz 10 000<br />

Euro zahlen. Alexandra Straush<br />

Wildwuchs statt Transparenz<br />

B.A. o<strong>de</strong>r BA? PhD o<strong>de</strong>r DBA? Die neuen Abschlüsse produzieren eine Vielzahl ebenso<br />

beeindrucken<strong>de</strong>r wie unverständlicher Titel – wo doch eigentlich alles einfacher wer<strong>de</strong>n sollte<br />

In Auckland kann man<br />

ein MOR wer<strong>de</strong>n,<br />

in Bochum ein MoM<br />

Foto:<br />

Freelens Pool/Redmann<br />

Prüfung verschoben, Ziel<br />

erreicht. Kollateralscha<strong>de</strong>n:<br />

18 Monate auf Bewährung<br />

nan<strong>de</strong>r aufbauen. In <strong>de</strong>r Weiterbildung<br />

sind <strong>de</strong>m Titelwildwuchs keine Grenzen<br />

gesetzt. Das gleiche gilt für Studiengänge,<br />

die in Zusammenarbeit mit ausländischen<br />

Unis nach <strong>de</strong>m dortigen Hochschulrecht<br />

angeboten wer<strong>de</strong>n. So gibt es<br />

neben <strong>de</strong>m MBA auch <strong>de</strong>n MBI (Master<br />

of Business Informatics) an <strong>de</strong>r Europa-<br />

Universität Viadrina in Frankfurt an <strong>de</strong>r<br />

O<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n MBE (Master of Business and<br />

Engineering) am Stuttgarter Institute of<br />

Management and Technology o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

MBM (Master of Business Marketing) an<br />

<strong>de</strong>r Freien Universität Berlin.<br />

Wem das unübersichtlich erscheint,<br />

<strong>de</strong>r braucht nur einen Blick auf ausländische<br />

Universitäten zu werfen. Im neuseeländischen<br />

Auckland zum Beispiel<br />

wird <strong>de</strong>r Titel MEngSt (Master of Engineering<br />

Studies) verliehen, <strong>de</strong>r nicht mit<br />

<strong>de</strong>m MEMgst, <strong>de</strong>m Master of Engineering<br />

Management, zu verwechseln ist.<br />

Für Verwirrung sorgen auch <strong>de</strong>r MOR<br />

(Master of Operations Research) und <strong>de</strong>r<br />

MoM (Master of Organizational Management).<br />

Im I<strong>de</strong>alfall kommen sich die Absolventen<br />

bei<strong>de</strong>r Studiengänge aber<br />

nicht ins Gehege. Der letztere Titel wird<br />

nämlich auf <strong>de</strong>r hiesigen Hälfte <strong>de</strong>r Erdkugel<br />

verliehen, an <strong>de</strong>r Ruhr-Universität<br />

Bochum. Alexandra Straush<br />

Foto: privat<br />

Zweifelhafte<br />

Überflieger<br />

Mit Schnell-Lese-Metho<strong>de</strong>n<br />

soll man viel Lernstoff in kürzester<br />

Zeit bewältigen können.<br />

Martin Krieg, Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut für<br />

Lese- und Medienforschung in<br />

Mainz, bezweifelt das.<br />

Die Weltmeisterin<br />

im Turbo-Lesen<br />

soll<br />

<strong>de</strong>n letzten<br />

Harry-Potter-Band<br />

in<br />

Martin Krieg<br />

nur 47 Minuten<br />

gelesen haben.<br />

Wie ist<br />

das möglich?<br />

Das ist eine ganz spezielle<br />

Form <strong>de</strong>s Schnell-Lesens, das<br />

Speedreading. Dabei wird<br />

durch Entspannungstechniken<br />

die Wachsamkeit gesteigert.<br />

Und dann wird nicht<br />

mehr Wort für Wort gelesen,<br />

son<strong>de</strong>rn nur noch flächenmäßig<br />

über <strong>de</strong>n Text geschaut.<br />

Kann <strong>de</strong>r Leser dabei überhaupt<br />

<strong>de</strong>n Inhalt aufnehmen?<br />

Gute Frage. Es ist ein Überfliegen<br />

<strong>de</strong>r Seiten, bei <strong>de</strong>m bestimmte<br />

„Trigger-Wörter“<br />

aus <strong>de</strong>m Text herausgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Mir ist schleierhaft,<br />

wie das funktionieren soll.<br />

An<strong>de</strong>re Techniken leuchten<br />

Ihnen eher ein?<br />

Prinzipiell schon. Bei <strong>de</strong>n<br />

meisten Techniken wird das<br />

Lesen mit einer Lesehilfe propagiert,<br />

einem Bleistift o<strong>de</strong>r<br />

einer Strickna<strong>de</strong>l, damit das<br />

Auge über die Zeile geführt<br />

wird. Das soll verhin<strong>de</strong>rn,<br />

dass <strong>de</strong>r Blick im gelesenen<br />

Text zurückspringt, <strong>de</strong>nn das<br />

kostet Zeit. Auch die Vokalisation,<br />

also das leise Mitsprechen<br />

während <strong>de</strong>s Lesens, soll<br />

abtrainiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Für <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r viel lesen muss<br />

und wenig Zeit hat, klingt<br />

Turbo-Lesen wie eine Offenbarung.<br />

Klar. Man darf aber nicht<br />

unterschätzen, dass man<br />

beim Erlernen dieser Metho<strong>de</strong>n<br />

Gefahr läuft, ganz bestimmte<br />

Dinge wie<strong>de</strong>r zu verlernen,<br />

das normale Wortfür-Wort-Lesen<br />

zum Beispiel.<br />

Es kann sogar dazu<br />

kommen, dass man nachher<br />

schlechter liest als vorher.<br />

Wer Schnell-Lesen lernen<br />

will, sollte das auf je<strong>de</strong>n Fall<br />

unter Anleitung tun.<br />

Also sollte man besser die Finger<br />

davon lassen?<br />

Ich will nieman<strong>de</strong>n daran<br />

hin<strong>de</strong>rn, solche Techniken<br />

auszuprobieren. Ich wür<strong>de</strong> ja<br />

auch gerne schneller lesen<br />

können. Wenn mir jemand<br />

wissenschaftlich beweisen<br />

könnte, dass eine dieser Metho<strong>de</strong>n<br />

funktioniert, ohne<br />

dass ich Gefahr laufe, nachher<br />

schlechter o<strong>de</strong>r langsamer<br />

zu lesen als vorher, wür<strong>de</strong><br />

ich das sofort machen.<br />

Interview: Nadja Scholz


Bei welchem Motorsport-Event 2008 am<br />

Hockenheimring war Tognum ein Hauptsponsor?<br />

a) DTM-Finale<br />

c) Dragster NitrOlympx d) Formel 1<br />

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b) Formula Stu<strong>de</strong>nt


24 studieren Uni&<strong>Job</strong><br />

Stu<strong>de</strong>ntenfutter und an<strong>de</strong>re Wohltaten<br />

Seit fast 60 Jahren sorgt sich das Deutsche Stu<strong>de</strong>ntenwerk um die Grundversorgung <strong>de</strong>r Kommilitonen<br />

Von Berit Schmie<strong>de</strong>ndorf<br />

Nennen wir sie Julia: Julia, 21, ist im<br />

zweiten Semester Betriebswirtschaftslehre<br />

in Hamburg eingeschrieben und<br />

zahlt 500 Euro Studiengebühren. Julia<br />

jobbt neun Stun<strong>de</strong>n die Woche für neun<br />

Euro Stun<strong>de</strong>nlohn. Julia bewohnt ein<br />

16 Quadratmeter großes Zimmer in einer<br />

Wohngemeinschaft. Julia geht dreimal<br />

die Woche zum Essen in die Mensa.<br />

Das alles finanziert sie von 770 Euro im<br />

Monat, die ihr zur Verfügung stehen.<br />

Julia gibt es nicht wirklich. Doch die<br />

Zahlen, Daten und Fakten, die stimmen<br />

für <strong>de</strong>n Durchschnittsstu<strong>de</strong>nten. Erhoben<br />

hat sie das Deutsche Stu<strong>de</strong>ntenwerk,<br />

kurz DSW, das für seine jüngste<br />

Sozialerhebung 17 000 Stu<strong>de</strong>nten befragt<br />

hat. Es ist bereits <strong>de</strong>r 18. Bericht,<br />

<strong>de</strong>n das DSW vorgestellt hat, und wenn<br />

man berücksichtigt, dass die Sozialerhebung<br />

nur alle drei Jahre publiziert wird,<br />

ahnt man, dass es das Stu<strong>de</strong>ntenwerk<br />

schon ziemlich lange geben muss. Tatsächlich<br />

geht das DSW auf die „Wirtschaftshilfe<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Stu<strong>de</strong>ntenschaft“<br />

zurück, eine Selbsthilfeorganisation,<br />

die 1921 in Erlangen gegrün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong> und bereits ein Jahr später Stu<strong>de</strong>ntendarlehen<br />

vergab.<br />

© Photos Alstom - Alstom 2007<br />

Mit <strong>de</strong>r Entwicklung zukunftsfähiger Transportlösungen<br />

sowie sauberer Energieerzeugung stellen sich<br />

die 65’000 Mitarbeiten<strong>de</strong>n von Alstom in mehr als 70<br />

Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n wichtigsten Herausfor<strong>de</strong>rungen unseres<br />

Planeten. Welches Unternehmen bietet Ihnen die Gelegenheit,<br />

an Projekten von so be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r wirtschaftlicher,<br />

sozialer und umwelttechnischer Tragweite mit zuwirken? Als<br />

globaler Entwickler von Energie- und Transportinfrastrukturen<br />

bieten wir Ihnen die Gelegenheit, die Gegenwart zu gestalten<br />

und dabei die Zukunft, Ihre Zukunft, nicht aus <strong>de</strong>n<br />

Augen zu verlieren. Thank<br />

Das tun die einzelnen Stu<strong>de</strong>ntenwerke,<br />

die sich freiwillig im DSW zusammengeschlossen<br />

haben, heute noch.<br />

Doch die Darlehensvergabe ist längst<br />

nicht alles. „Die Hochschule ist für Lehre<br />

und Forschung zuständig. Wir tragen<br />

dazu bei, dass Studieren gelingt“, sagt<br />

Achim Meyer auf <strong>de</strong>r Hey<strong>de</strong>. Und dann<br />

zählt <strong>de</strong>r Generalsekretär <strong>de</strong>s DSW auf,<br />

was die 58 Stu<strong>de</strong>ntenwerke heute an<br />

350 Hochschulstandorten so alles bie-<br />

Preiswert wohnen: Bun<strong>de</strong>sweit betreuen die 58 Ableger <strong>de</strong>s Stu<strong>de</strong>ntenwerks<br />

etwa 180 000 Wohnheimplätze. Foto: Freelens Pool/Eis<br />

Heute die Zukunft<br />

gestalten?<br />

Die ALSTOM Power Systems GmbH, Nie<strong>de</strong>rlassung Stuttgart, ist Teil <strong>de</strong>s international tätigen ALSTOM Konzerns<br />

und hat sich auf die Bereiche Dampferzeuger-/ Feuerungstechnologie und Umweltschutz spezialisiert. Aufgrund<br />

unserer hervorragen<strong>de</strong>n Positionierung im Kraftwerksmarkt suchen wir zur Unterstützung unseres international<br />

erfolgreichen Teams engagierte und motivierte Mitarbeiter/innen für folgen<strong>de</strong> Positionen und Aufgabenstellungen:<br />

Schweißfachingenieure (m/w)<br />

Ihre Aufgaben: Diese Aufgabenstellung beinhaltet das komplette Fertigungs- und Quality-Engineering in <strong>de</strong>n Bereichen<br />

Schweißtechnik, Umformungen und mechanische Bearbeitung von warmfesten metallischen Werkstoffen.<br />

Ihr Profil: Abgeschlossenes Studium im Studiengang Maschinenbau, i<strong>de</strong>alerweise in <strong>de</strong>r Fachrichtung Fertigungstechnik,<br />

sowie erste Berufserfahrung im Anlagenbau, Behälter- o<strong>de</strong>r Rohrleitungsbau. ZfP-Kenntnisse<br />

über Druckteilregelwerke (TRD, DGRL etc.). Weiterbildung zum Schweißfachingenieur sowie gute<br />

Englischkenntnisse.<br />

Konstrukteure (m/w)<br />

Ihre Aufgaben: Zuständig für die Planung, Konstruktion und Auftragsabwicklung von einzelnen Systemen (Feuerungs-,<br />

Verbrennungsluft-, Rauchgas-, Feststoffsysteme) für fossil gefeuerte Großkraftwerke. Sie gegleiten das<br />

Projekt vom Angebot bis zur Übergabe an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n.<br />

Ihr Profil: Abgeschlossenes Ingenieurstudium (BA, FH, TH) sowie Berufserfahrung möglichst im Anlagenbau. Fundierte<br />

Kenntnisse in 3D-CAD-Systemen. Für diese Positionen geben wir auch Absolventen die Chance<br />

nach umfangreicher Einarbeitung die Projektaufgaben zu übernehmen.<br />

Oberbauleiter (m/w)<br />

Ihre Aufgaben: Verantwortlich für alle Baustellenaktivitäten von <strong>de</strong>r Personalführung, Projekt- und Kostenkontrolle bis<br />

zu Verhandlungen mit Subunternehmern. Terminverfolgung und Überwachung <strong>de</strong>r Baustellenaktivitäten<br />

einschließlich <strong>de</strong>s finanziellen Budgets. Einführung von EHS- und Management Systemen auf <strong>de</strong>r Baustelle,<br />

zur Sicherstellung und Einhaltung sämtlicher Vorgaben und Vorschriften.<br />

Ihr Profil: Erfolgreich abgeschlossenes Ingenieurstudium o<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> praktische Erfahrung. Einschlägige<br />

mehrjährige Erfahrung im Kraftwerks-/ Anlagenbau und Bauleitungserfahrung. Gute Kommunikationsfähigkeiten<br />

und ausgeprägte Soziale Kompetenz. Gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift.<br />

Facheinkäufer (m/w)<br />

Ihre Aufgaben: Beschaffung von Materialien, Aggregaten, Systemen und Dienstleistungen entsprechend <strong>de</strong>r Bedarfsanfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Erstellung von Anfragen und Einholung von Angeboten sowie selbständige Bearbeitung<br />

bis zur Bestellung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>finierter Qualitäts-, Zeit- und Kostenziele. Absicherung strategischer<br />

Ziele und verantwortlich für <strong>de</strong>n Abschluss von Rahmenverträgen mit verschie<strong>de</strong>nen Lieferanten.<br />

Ihr Profil: Abgeschlossene aka<strong>de</strong>mische Ausbildung o<strong>de</strong>r vergleichbare Ausbildung bzw. Erfahrungen. Fundierte<br />

Erfahrungen im Aufgabengebiet <strong>de</strong>s Einkaufes, vorzugsweise im Anlagenbau. Gute Kommunikationsfähigkeiten<br />

und eine hohe Sozial Kompetenz setzen wir voraus. Gute Deutsch- und Englischkenntnisse<br />

in Wort und Schrift. Einschlägige Kenntnisse SAP R3 und in MS Office.<br />

Wir bieten Ihnen interessante und verantwortungsvolle Aufgabenstellungen in einem internationalen Umfeld mit viel Freiraum<br />

für fachliche und persönliche Ausgestaltung. Ein leistungsgerechtes Einkommen, gute Entwicklungschancen, ein gutes<br />

Betriebsklima und kurze Informationswege sind für uns selbstverständlich. Gute betriebliche Sozialleistungen sowie unterstützen<strong>de</strong><br />

Maßnahmen (Wohnungssuche, Umzug etc.) run<strong>de</strong>n unser Angebot an Sie ab.<br />

Sollten diese interessanten und abwechslungsreichen Aufgaben Ihr Interesse wecken, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung, die<br />

Sie bitte an nachstehen<strong>de</strong> Anschrift sen<strong>de</strong>n:<br />

ALSTOM Power Systems GmbH, Augsburger Str. 712, 70329 Stuttgart,<br />

Tel.: 0711/917 1264, Fax: 0711/917 1067, E-Mail: jobs.stuttgart@power.alstom.com<br />

www.careers.alstom.com<br />

ten: vergünstigtes Essen, preiswertes<br />

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Unterstützung.<br />

Leerer Bauch studiert nicht gern: Die<br />

größte Nachfrage verzeichnen die Stu<strong>de</strong>ntenwerke<br />

bei ihren gastronomischen<br />

Angeboten: 83 Prozent aller Stu<strong>de</strong>nten<br />

sind Mensa-Esser, so viele speisen min<strong>de</strong>stens<br />

einmal in <strong>de</strong>r Woche dort. Kein<br />

Wun<strong>de</strong>r: Alle Mensen befin<strong>de</strong>n sich in<br />

unmittelbarer Uni-Nähe, und <strong>de</strong>r Preis<br />

für die warmen Mahlzeiten ist extrem<br />

günstig, da subventioniert.<br />

Der Möhreneintopf in <strong>de</strong>r Kölner<br />

Uni-Mensa beispielsweise kostet sensationelle<br />

1,65 Euro. Tellergerichte mit<br />

Beilagen bekommt man für 2,25 Euro,<br />

und nur die gebratene Entenbrust mit<br />

Gemüse aus <strong>de</strong>m Wok – frisch und vor<br />

<strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten beim sogenannten<br />

Front Cooking zubereitet –<br />

überschreitet die drei Euro. „Wenn es<br />

nicht subventioniert wür<strong>de</strong>, müsste ein<br />

Mensa-Essen zwischen fünf und sechs<br />

Euro kosten“, sagt Frank Leppi, Abteilungsleiter<br />

<strong>de</strong>r Hochschulgastronomie<br />

beim Kölner Stu<strong>de</strong>ntenwerk. „Das Budget<br />

<strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten ist durch die Studienbeiträge<br />

knapper gewor<strong>de</strong>n“, hat Leppi<br />

festgestellt. „Und für 1,60 o<strong>de</strong>r 2,30<br />

Euro kann man auch als Stu<strong>de</strong>nt nicht<br />

zu Hause kochen.“ Die annähernd 300<br />

Mitarbeiter in <strong>de</strong>n insgesamt 15 Verpfle-


Uni&<strong>Job</strong> studieren 25<br />

gungsbetrieben <strong>de</strong>s Kölner Stu<strong>de</strong>ntenwerks<br />

bereiten werktäglich mehr als<br />

15 000 Essen zu. Ein voller Erfolg ist die<br />

Campus-Lounge im Erdgeschoss <strong>de</strong>r<br />

Mensa: Kaffee, Wein und Prosecco kann<br />

man hier nicht nur erstaunlich stilvoll<br />

auf rotle<strong>de</strong>rnen Polsterbänken schlürfen,<br />

die Getränke wer<strong>de</strong>n sogar serviert.<br />

„In <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n die Professoren in<br />

<strong>de</strong>n Mensen bedient, hier bedienen wir<br />

die Stu<strong>de</strong>nten“, sagt Leppi. Er freut sich<br />

über seine erfolgreiche I<strong>de</strong>e. Und weil<br />

viele seiner Neuerungen so gut ankommen,<br />

lässt <strong>de</strong>r Mensen-Chef auch samstags<br />

kochen – das gab es in Köln das letzte<br />

Mal in <strong>de</strong>n sechziger Jahren.<br />

Überhaupt muss man neidlos eingestehen,<br />

dass so ziemlich alles, was die Stu<strong>de</strong>ntenwerke<br />

anbieten, gna<strong>de</strong>nlos nachgefragt<br />

wird: Die 5520 Plätze in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen<br />

sind belegt, ebenso<br />

die bun<strong>de</strong>sweit mehr als 180 000<br />

Wohnheimplätze.<br />

Doch damit nicht genug. „Wir überlegen,<br />

ob es Handlungsfel<strong>de</strong>r gibt, die wir<br />

weiterentwickeln können“, sagt Generalsekretär<br />

Meyer auf <strong>de</strong>r Hey<strong>de</strong>. Career<br />

Services seien <strong>de</strong>nkbar o<strong>de</strong>r Handy-Tarife<br />

für Stu<strong>de</strong>nten. Auch Kooperationen<br />

mit <strong>de</strong>n zunehmend autonomer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Hochschulen kann er sich vorstellen<br />

– etwa bei <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>reinigung o<strong>de</strong>r<br />

im Event-Management. Befürchtungen,<br />

dass die Hochschulen die klassischen<br />

Stu<strong>de</strong>ntenwerksaufgaben irgendwann<br />

selbst übernehmen, hat er nicht – dafür<br />

seien sie schlicht zu <strong>de</strong>utlich „unterfi-<br />

nanziert“. Dabei sind auch die Stu<strong>de</strong>ntenwerke,<br />

die ja einen öffentlichen Auftrag<br />

erfüllen, auf Zuschüsse angewie-<br />

sen: 12,9 Prozent ihres Budgets erhalten<br />

die Anstalten <strong>de</strong>s öffentlichen Rechts<br />

aus <strong>de</strong>r Staatskasse. Den größten Batzen,<br />

mehr als 65 Prozent, müssen die<br />

Stu<strong>de</strong>ntenwerke selbst erwirtschaften,<br />

Günstig essen: Ein Tellergericht mit Beilagen bekommt man in<br />

<strong>de</strong>r Kölner Mensa für 2,25 Euro. Foto: Visum/Bernd Arnold<br />

weitere 13 Prozent fließen ihnen automatisch<br />

als Sozialbeiträge <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten<br />

in die Kassen. Der Rest stammt aus<br />

Kein Witz.<br />

einer Aufwandserstattung für die För<strong>de</strong>rungsverwaltung<br />

(sechs Prozent) sowie<br />

sonstigen Zuschüssen in Höhe von<br />

zweieinhalb Prozent.<br />

Der Stifterverband für die Deutsche<br />

Wissenschaft for<strong>de</strong>rt das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Monopols<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Stu<strong>de</strong>ntenwerks.<br />

Zwar müssten die Hochschulen nicht<br />

gleich selbst Wohnheime und Mensen bewirtschaften,<br />

doch sollten sie darüber<br />

bestimmen können, mit welchem Partner<br />

sie zusammenarbeiten wollen.<br />

Natürlich könnten konventionelle<br />

Caterer die Mensaverpflegung übernehmen,<br />

auch für die Wohnheime ließen<br />

sich locker Immobiliengesellschaften<br />

fin<strong>de</strong>n. Doch wo bleibt da <strong>de</strong>r politische<br />

Auftrag? Das Deutsche Stu<strong>de</strong>ntenwerk<br />

kocht und baut ja nicht nur, son<strong>de</strong>rn<br />

versteht sich in erster Linie als sozialpolitische<br />

Interessenvertretung <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten:<br />

Es überprüft die Verwendung<br />

<strong>de</strong>r Studienbeiträge, es for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n weiteren<br />

Ausbau <strong>de</strong>r Studienfinanzierung,<br />

und es setzt sich für massive Investitionen<br />

in die soziale und wirtschaftliche<br />

Infrastruktur ein.<br />

„Unser Service und unsere Beratungsleistungen<br />

sind konstitutiv“, sagt <strong>de</strong>r Generalsekretär,<br />

„die Hochschulen und<br />

private Dienstleister könnten das nicht<br />

erbringen.“<br />

karriere.mckinsey.<strong>de</strong><br />

Building Global Lea<strong>de</strong>rs


26 leben Uni&<strong>Job</strong><br />

Das Essen steht auf <strong>de</strong>m Tisch, das Bett ist eingelegen,<br />

die Ba<strong>de</strong>zimmerordnung seit langen Jahren erprobt.<br />

Warum sollte ein junger Mensch also ausziehen?<br />

Foto: Plainpicture/Deepol


Uni&<strong>Job</strong> leben 27<br />

Die Nesthockerin<br />

Es gibt viele Leute, die ihre schmutzige Wäsche zu Hause abliefern und immer dann bei Muttern auflaufen,<br />

wenn es selbstgemachten Reibekuchen gibt. Cäcilia Schäfer spart sich <strong>de</strong>n Weg. Sie bleibt gleich ganz daheim<br />

Von Maja Roe<strong>de</strong>nbeck<br />

Es hätte Cäcilia Schäfer nicht gewun<strong>de</strong>rt,<br />

wenn sie von ihren Kommilitonen<br />

belächelt wor<strong>de</strong>n wäre, als sie ihnen erzählte,<br />

dass sie noch bei ihren Eltern<br />

wohnt. „Aber das ist nie passiert“, versichert<br />

die 25-Jährige. „So was überrascht<br />

heute keinen mehr.“ Dabei sind<br />

ein paar Dinge in diesem Zusammenhang<br />

bemerkenswert: dass Cäcilia Schäfer<br />

weiblich, liiert und gebürtige Berlinerin<br />

ist und damit nicht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r typische<br />

Nesthocker. Den beschreibt die<br />

Ludwigshafener Entwicklungspsychologin<br />

Christiane Papastefanou nämlich als<br />

männliches, partnerloses Lan<strong>de</strong>i. Und<br />

eine Studie <strong>de</strong>s Berliner Max-Planck-Instituts<br />

für Bildungsforschung bestätigt:<br />

Etwa 90 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Mittzwanzigerinnen<br />

sind schon von zu Hause<br />

ausgezogen.<br />

Damit ist es offiziell: Cäcilia Schäfer<br />

gehört zu einer Min<strong>de</strong>rheit. Nicht dass<br />

sie das zur Rebellin machen o<strong>de</strong>r für sie<br />

überhaupt irgen<strong>de</strong>ine Rolle spielen wür<strong>de</strong>.<br />

Es stört we<strong>de</strong>r sie selbst noch sonst jeman<strong>de</strong>n,<br />

dass sie bei <strong>de</strong>n Eltern wohnt.<br />

Die Multioptionsgesellschaft hat einfach<br />

schon so viel gesehen, dass sie nicht<br />

nur je<strong>de</strong> Art von Selbstverwirklichung,<br />

son<strong>de</strong>rn auch je<strong>de</strong> Art von Wohnsituation<br />

gelassen hinnimmt.<br />

Cäcilias Grün<strong>de</strong> sind aber auch einleuchtend:<br />

Von ihrem Zehlendorfer Elternhaus<br />

bis zur Freien Universität in<br />

Dahlem ist es ein Katzensprung. Warum<br />

freiwillig morgens früher aufstehen, um<br />

es aus <strong>de</strong>m Stu<strong>de</strong>ntenapartment in einem<br />

weniger noblen Bezirk rechtzeitig<br />

zur Vorlesung zu schaffen? „Die Entscheidung<br />

für o<strong>de</strong>r gegen einen Auszug<br />

ist ein komplexer, vielschichtiger Prozess,<br />

<strong>de</strong>r oft auf <strong>de</strong>r Basis von Kosten-<br />

Nutzen-Überlegungen getroffen wird“,<br />

beobachtet Entwicklungspsychologin<br />

Papastefanou. „Solange die Vorteile <strong>de</strong>s<br />

Zusammenlebens überwiegen, besteht<br />

i<br />

Leben. Im Osten<br />

wohnen Stu<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>utlich günstiger als<br />

im Westen. Während<br />

in Frankfurt, Hamburg und München<br />

mehr als 300 Euro für eine<br />

durchschnittliche Monatsmiete<br />

mit Nebenkosten fällig sind,<br />

zahlen Studieren<strong>de</strong> in Städten<br />

wie Leipzig o<strong>de</strong>r Mag<strong>de</strong>burg<br />

nur etwa 200 Euro. Die günstigste<br />

Stadt liegt in Thüringen: Wer<br />

in Ilmenau studiert, muss monatlich<br />

im Schnitt nur 181 Euro für<br />

seine Unterkunft aufbringen.<br />

für die jungen Erwachsenen kein<br />

Grund, ihre Situation zu verän<strong>de</strong>rn.“<br />

Und solange sich keine verlocken<strong>de</strong><br />

Alternative auftut, auch nicht: Das mit<br />

<strong>de</strong>r Freundinnen-WG, von <strong>de</strong>r Cäcilia<br />

als Teeny träumte, wird wohl nichts<br />

mehr wer<strong>de</strong>n, weil die Mä<strong>de</strong>ls ihre Karrieren<br />

einfach zu unterschiedlich getimt<br />

und geplant haben. Und die Option, mit<br />

ihrem Freund zusammenzuziehen, fällt<br />

auch aus, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r ist für einen guten<br />

<strong>Job</strong> ins Ausland gegangen. Also bleibt<br />

Cäcilia eben zu Hause und ist das, was<br />

man Mitte <strong>de</strong>r neunziger Jahre in <strong>de</strong>r Po-<br />

„Na gut, vielleicht bin ich ein<br />

bisschen faul. So ein Umzug<br />

ist ja auch ’ne Menge Arbeit“<br />

pulärwissenschaft erstmals zu jungen<br />

Leuten sagte, die spät bei Mama und Papa<br />

ausziehen: eine Nesthockerin.<br />

„Na gut, vielleicht bin ich ein bisschen<br />

faul. So ein Umzug ist ja auch ’ne<br />

Menge Arbeit“, gibt die BWL-Stu<strong>de</strong>ntin<br />

im siebten Semester zu und schämt sich<br />

auch nicht ihrer Angst vor <strong>de</strong>m Alleinsein<br />

in <strong>de</strong>r eigenen Wohnung: „Da<br />

kommt eine Lebensphase auf mich zu,<br />

die ich erst mal bewältigen muss!“ Nur<br />

Vorwürfe lässt sie sich nicht machen.<br />

Von wegen: Nesthocker lassen sich<br />

schön bedienen. Cäcilia macht die Wäsche,<br />

putzt das Bad, isst in <strong>de</strong>r Mensa<br />

und genießt es wie je<strong>de</strong> alleinleben<strong>de</strong><br />

Stu<strong>de</strong>ntin auch nur gelegentlich, aber<br />

dann beson<strong>de</strong>rs, dass Mama sie mal wie<strong>de</strong>r<br />

mit ihrem Lieblingsessen verwöhnt.<br />

Die von Nesthocker-Expertin Papastefanou<br />

ausgerufene Gefahr, dass die<br />

Familie in typischen, symbiotischen Eltern-Kind-Mustern<br />

verhaftet bleiben<br />

könnte, die ab einem bestimmten Alter<br />

nicht mehr angemessen seien, greift bei<br />

Schäfers nicht: Vater und Mutter reisen<br />

viel, engagieren sich in <strong>de</strong>r Kirchengemein<strong>de</strong>,<br />

pflegen viele Bekanntschaften,<br />

Die teuersten Städte<br />

Ausgaben für Miete (inkl. NK)<br />

im Durchschnitt, in Euro pro Monat<br />

Frankfurt<br />

Hamburg<br />

München<br />

Darmstadt<br />

Köln<br />

Mainz<br />

Düsseldorf<br />

Bremen<br />

Hei<strong>de</strong>lberg<br />

Berlin<br />

325<br />

305<br />

301<br />

297<br />

297<br />

287<br />

281<br />

280<br />

275<br />

272<br />

SZ-Graphik; Quelle: iw, DSW; Stand: 2003<br />

Renovieren. Wenn die Farbe<br />

angemischt ist, kann’s losgehen<br />

mit <strong>de</strong>m Anstreichen. Wer klug<br />

ist, pinselt im Zickzackmuster.<br />

Das beugt unerwünschten Streifen<br />

vor. Begonnen wird am besten<br />

in einer Ecke in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r<br />

Decke. Dann arbeitet man sich<br />

abschnittweise nach unten vor,<br />

rät das Paint Quality Institute in<br />

Frankfurt. Wichtig sei, dass sich<br />

an <strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Farbrollers<br />

nicht die Farbe ansammelt –<br />

ein Abstreifgitter hilft bei <strong>de</strong>r<br />

gleichmäßigen Verteilung.<br />

leben ihr eigenes Leben. Das klingt so<br />

gar nicht nach <strong>de</strong>m Szenario, das Papastefanou<br />

entwirft: „Die Eltern reagieren<br />

auf Dauer genervt, die Stimmung sinkt,<br />

die Spannung wächst. Das Zusammenleben<br />

wächst sich zum Dauerstress für bei<strong>de</strong><br />

Seiten aus. Wie ein normaler Erwachsener<br />

kann man so nicht leben.“<br />

Das kann Cäcilia nicht fin<strong>de</strong>n. Dass es<br />

Vorteile hat, bei <strong>de</strong>n Eltern zu wohnen,<br />

gera<strong>de</strong> bei ihren, streitet sie nicht ab,<br />

aber da ist dann <strong>de</strong>r Punkt, „jeman<strong>de</strong>n<br />

zum Quatschen zu haben, wenn mir danach<br />

ist“, weitaus wichtiger als das Familienauto<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Liegestuhl im eigenen<br />

Garten. „Wenn mir jemand vorwerfen<br />

wür<strong>de</strong>: ,Du machst es dir doch nur bequem!‘,<br />

dann wür<strong>de</strong> ich <strong>de</strong>m sagen: ,Du<br />

hast recht, es ist bequem.‘ Na und? Das<br />

muss man mir doch gönnen!“<br />

Sogar die Psychologie räumt ein, dass<br />

es heutzutage gar nicht so selten ist, dass<br />

ein junger Mensch gar keinen Drang verspürt,<br />

sich emotional von Vater und Mutter<br />

zu lösen. Zwar müsse die Balance zwischen<br />

Autonomie und Verbun<strong>de</strong>nheit in<br />

<strong>de</strong>r Eltern-Kind-Beziehung lebenslang<br />

thematisiert wer<strong>de</strong>n, aber: „Als Erwachsene<br />

können bei<strong>de</strong> Seiten Vertrauenspersonen<br />

füreinan<strong>de</strong>r sein und sich gegenseitig<br />

unterstützen“, sagt Papastefanou.<br />

Für Cäcilia Schäfer ist das selbstverständlich.<br />

Von einer außergewöhnlichen<br />

Lebensweise will sie nichts wissen. In ihrem<br />

Handy fin<strong>de</strong>t sie spontan drei Telefonnummern<br />

von Kommilitonen, die wie<br />

sie selbst noch in ihren Kin<strong>de</strong>rzimmern<br />

wohnen: „Ein echter Nesthocker ist<br />

nach meiner Definition jemand, <strong>de</strong>r mit<br />

45 noch nicht ausgezogen ist, und so jemand<br />

bin ich nicht.“<br />

Wer will da schon klare Grenzen ziehen?<br />

Es gibt Frauen und Männer, die rücken<br />

wie<strong>de</strong>r bei Mama und Papa ein,<br />

wenn sie arbeitslos wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sich<br />

schei<strong>de</strong>n lassen. Es gibt junge Erwachsene,<br />

die sind zwar schon längst ausgezogen,<br />

bringen aber die Wäsche immer<br />

noch zum Waschen nach Hause, lassen<br />

Bügeln. Selbst wenn man nur<br />

eine kurze Pause beim Hem<strong>de</strong>nbügeln<br />

einlegt: Man sollte auf<br />

je<strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>n Stecker <strong>de</strong>s<br />

Bügeleisens ziehen. Das rät<br />

<strong>de</strong>r TÜV Rheinland in Köln. Es<br />

reiche nicht aus, nur <strong>de</strong>n Thermostat<br />

herunterzudrehen. Denn<br />

bei einem elektrischen Defekt<br />

könne das Gerät leicht in Brand<br />

geraten. Auch die Stand-by-<br />

Funktion, bei <strong>de</strong>r sich das Bügeleisen<br />

abschaltet, wenn es<br />

länger nicht bewegt wird, biete<br />

keinen absoluten Schutz.<br />

sich die Steuererklärung vom Papa machen<br />

und rufen die Mama dreimal am<br />

Tag an. Wo fängt die Unabhängigkeit<br />

von <strong>de</strong>n Eltern an?<br />

„Dass <strong>de</strong>r eine früher, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re später<br />

keine Lust mehr aufs Elternhaus hat,<br />

ist doch normal“, fin<strong>de</strong>t Cäcilia. Schließlich<br />

ist es nicht so, dass sie nicht <strong>de</strong>n<br />

Wunsch nach einer eigenen Wohnung<br />

hätte. Die Berlinerin träumt, genauso<br />

wie sie von einer beruflichen Zukunft im<br />

Marketing o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Produktionswirtschaft<br />

träumt, von einer zentrumsnahen<br />

Wohnung in <strong>de</strong>r Nähe ihrer Freundinnen<br />

in Wilmersdorf o<strong>de</strong>r Steglitz. Ihr<br />

fehlt das Gefühl, auf eigenen Beinen zu<br />

stehen, und sie bewun<strong>de</strong>rt die Kommilitonen,<br />

die es tun. Sie will dieses Gefühl<br />

unbedingt noch erleben, bevor sie endgültig<br />

mit einem Mann zusammenzieht.<br />

Auch darin unterschei<strong>de</strong>t sie sich vom<br />

typischen Nesthocker, <strong>de</strong>r laut Papaste-<br />

Das ist am einfachsten:<br />

vom Kin<strong>de</strong>rzimmer aus<br />

direkt beim Freund einziehen<br />

fanou oft direkt aus <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>rzimmer<br />

heraus beim Lebenspartner einzieht.<br />

Und sie beweist, dass <strong>de</strong>r Trend zum späten<br />

Auszug aus <strong>de</strong>m Elternhaus, <strong>de</strong>r laut<br />

Online-Familienhandbuch seit <strong>de</strong>n achtziger<br />

Jahren beobachtet wird, im Einzelfall<br />

zu vielfältig gestaltet ist, um als Klischee<br />

zu taugen.<br />

Eine kleine Feuerprobe steht für Cäcilia<br />

übrigens <strong>de</strong>mnächst an: Sie macht<br />

ein sechswöchiges Praktikum in Salzburg,<br />

wo ihr Freund arbeitet, und wird<br />

während<strong>de</strong>ssen bei ihm wohnen. „Wenn<br />

ich dann in mein Kin<strong>de</strong>rzimmer zurückkomme,<br />

merke ich vielleicht selbst, dass<br />

ich nun doch ausziehen will. Je<strong>de</strong>nfalls<br />

hat dieser Schritt für mich nichts mit<br />

<strong>de</strong>r Volljährigkeit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Studiums zu tun, son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m Gefühl,<br />

dass es an <strong>de</strong>r Zeit ist.“<br />

Putzen. Wer einen gut duften<strong>de</strong>n<br />

Badreiniger benutzt, putzt<br />

langsamer. Bei einem Experiment<br />

<strong>de</strong>r Fachhochschule Harz<br />

mussten Proban<strong>de</strong>n eine Fläche<br />

reinigen. Die einen durften angenehm<br />

duften<strong>de</strong>s, die an<strong>de</strong>ren<br />

mussten stinken<strong>de</strong>s Putzmittel<br />

verwen<strong>de</strong>n. Die erste Gruppe<br />

benötigte im Schnitt 91 Sekun<strong>de</strong>n,<br />

die zweite 65. Allerdings<br />

merkten die Proban<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m<br />

angenehmen Duft nicht, dass<br />

sie länger brauchten: Ihre gefühlte<br />

Putzzeit lag bei einer Minute.


28 reisen Uni&<strong>Job</strong><br />

Susanne Günther, ganz rechts unten im Bild, flog im März mit zwölf Stu<strong>de</strong>nten nach New York, um an <strong>de</strong>r weltgrößten UN-Simulation teilzunehmen. Natürlich hat<br />

sie sich auch das Empire State Building, Chinatown und <strong>de</strong>n Central Park nicht entgehen lassen. Fotos: Photothek (1), Günther (9), Blickwinkel (1), ddp (1)<br />

Diplomatie aus Germany<br />

Wir spielen Vereinte Nationen: Wie 13 Chemnitzer eine Woche lang versuchten, als Vertreter <strong>de</strong>r<br />

Vereinigten Arabischen Emirate die Welt zu retten. Ein Tagebuch aus New York<br />

Von Susanne Günther<br />

17. März. Mehr als 4000 Stu<strong>de</strong>nten sind<br />

nach New York gekommen, um Vereinte<br />

Nationen (UN) zu spielen. Und wir sind<br />

dabei! Nun muss ich mich in meiner Rolle<br />

als Faculty Advisor, also als aka<strong>de</strong>mische<br />

Leiterin, bewähren. Mit 27, als Doktorandin,<br />

bin ich zwar kaum älter als die<br />

meisten <strong>de</strong>r zwölf teilnehmen<strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten<br />

aus Chemnitz, aber ich muss <strong>de</strong>n<br />

Überblick behalten, und das stresst.<br />

Unsere Gruppe wird die Vereinigten<br />

Arabischen Emirate (VAE) in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Komitees repräsentieren in dieser<br />

weltgrößten UN-Simulation, die je<strong>de</strong>s<br />

Jahr stattfin<strong>de</strong>t. Dabei wer<strong>de</strong>n wir über<br />

Themen diskutieren, die auch auf <strong>de</strong>r<br />

Agenda <strong>de</strong>r echten UN stehen. Zum Beispiel<br />

die För<strong>de</strong>rung alternativer Energien,<br />

die Rolle von privaten Sicherheitsfirmen<br />

in Konflikten o<strong>de</strong>r das Verhin<strong>de</strong>rn<br />

von Gewalt gegen Mädchen. Und<br />

wir nehmen die Positionen ein, die „unser“<br />

Land offiziell vertritt. Das be<strong>de</strong>u-<br />

i<br />

Gute Adresse. Das<br />

National Mo<strong>de</strong>l United<br />

Nations ist die weltweit<br />

größte Simulation<br />

für Stu<strong>de</strong>nten, bei <strong>de</strong>r mehr als<br />

4000 Teilnehmer aus Amerika,<br />

Asien und Europa die Arbeit <strong>de</strong>r<br />

Vereinten Nationen nachstellen.<br />

Die nächste Konferenz fin<strong>de</strong>t im<br />

kommen<strong>de</strong>n April in New York<br />

statt – die Opening Ceremony<br />

und die Voting Procedures im<br />

UN-Hauptquartier. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

beteiligten Universitäten gibt es<br />

unter www.mo<strong>de</strong>l-un.<strong>de</strong><br />

tet, dass wir uns intensiv vorbereiten<br />

müssen. Es geht darum, sich so tief in die<br />

Verhältnisse eines frem<strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>s einzuarbeiten<br />

und einzufühlen, dass man es<br />

realistisch vertreten kann. Zugleich müssen<br />

wir auch versuchen, die diplomatischen<br />

Gepflogenheiten so genau wie<br />

möglich nachzustellen.<br />

18. März. Erster Konferenztag. Wir sind<br />

alle etwas nervös, aber auch bereit, nun<br />

endlich in die Rolle von Diplomaten zu<br />

schlüpfen. Am Morgen sind wir in <strong>de</strong>r<br />

Botschaft <strong>de</strong>r Vereinigten Arabischen<br />

Emirate verabre<strong>de</strong>t, um uns letztmalig<br />

briefen zu lassen. Mit großer Herzlichkeit<br />

wer<strong>de</strong>n wir empfangen und zunächst<br />

mit quietschsüßen Leckereien<br />

versorgt. Ich staune über das Alter <strong>de</strong>r<br />

Botschaftsangestellten. Alle sind um die<br />

30 und vertreten ihr Land bereits seit<br />

mehreren Jahren. Sie erklären, dass die<br />

VAE ein junges Land sind und erst seit<br />

1971 als unabhängiger Staat existieren.<br />

Die politischen Geschicke <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

wur<strong>de</strong>n viele Jahre von regionalen Füh-<br />

Erste Wahl. Global gesehen<br />

gehen die meisten Gaststu<strong>de</strong>nten<br />

in die USA. Ein OECD-Vergleich<br />

<strong>de</strong>r wichtigsten Industriestaaten<br />

ergab, dass mehr als ein<br />

Viertel aller Stu<strong>de</strong>nten, die es in<br />

die Ferne zieht, eine Uni in <strong>de</strong>n<br />

USA wählt. Erst mit weitem Abstand<br />

folgen Großbritannien,<br />

Deutschland und Frankreich.<br />

Deutschland ist bei je<strong>de</strong>m achten<br />

das Zielland. Während in<br />

<strong>de</strong>n USA beson<strong>de</strong>rs viele Asiaten<br />

studieren, sind es in Deutschland<br />

vor allem Osteuropäer.<br />

Ausländische Studieren<strong>de</strong> in<br />

OECD-Staaten in Tausend<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

USA<br />

Großbritannien<br />

Deutschland<br />

Frankreich<br />

Australien<br />

Japan<br />

Russland<br />

Kanada<br />

Neuseeland<br />

Spanien<br />

rern <strong>de</strong>r einzelnen Emirate gelenkt. Seit<br />

einigen Jahren jedoch wird eine politische<br />

Elite ausgebil<strong>de</strong>t, die <strong>de</strong>m Staat vor<br />

allem international ein stärkeres Profil<br />

verleihen soll.<br />

Wir haben viele Fragen an unsere<br />

Gastgeber, die sie geduldig beantworten.<br />

Auch die Problematik <strong>de</strong>s Umgangs<br />

Es herrscht ehrfurchtsvolle<br />

Stille: UN-Generalsekretär<br />

Ban Ki Moon begrüßt uns<br />

mit Gastarbeitern, die maßgeblichen Anteil<br />

an <strong>de</strong>r prosperieren<strong>de</strong>n Wirtschaft<br />

haben, sprechen wir an. Wir erhalten<br />

zwar nur diplomatische An<strong>de</strong>utungen<br />

darüber, dass Verbesserungen <strong>de</strong>s Lebensstandards<br />

vorgesehen seien, trotz<strong>de</strong>m<br />

sind wir vom Auftreten <strong>de</strong>r Bediensteten<br />

begeistert. Nach fast drei Stun<strong>de</strong>n<br />

verlassen wir die Botschaft und fühlen<br />

uns für unsere Rolle als Emirati auf Zeit<br />

bestens gerüstet.<br />

260<br />

237<br />

177<br />

126<br />

90<br />

75<br />

69<br />

46<br />

590<br />

318<br />

SZ-Grafik<br />

Quelle: OECD, Stand: 2005<br />

Beliebter Nachbar. Immer<br />

mehr <strong>de</strong>utsche Stu<strong>de</strong>nten zieht<br />

es ins Ausland. Zwischen 1996<br />

und 2006 hat sich ihre Zahl fast<br />

verdoppelt. Inzwischen nutzt<br />

knapp je<strong>de</strong>r Sechste die Möglichkeit,<br />

für ein Gastsemester<br />

o<strong>de</strong>r Praktikum ins Ausland zu<br />

gehen. Die beliebtesten Län<strong>de</strong>r<br />

waren 2006 die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> (17<br />

Prozent), Großbritannien (15<br />

Prozent) und Österreich (14 Prozent).<br />

Es folgten die Schweiz (elf<br />

Prozent), die USA (zehn Prozent)<br />

und Frankreich (acht Prozent).<br />

Es geht direkt weiter zum Hauptquartier<br />

<strong>de</strong>r Vereinten Nationen. Als wir endlich<br />

im Plenarsaal stehen, haben wir<br />

Gänsehaut. Alles ist viel kleiner als gedacht<br />

und strahlt einen gewissen Siebziger-Jahre-Charme<br />

aus. Ein kanadischer<br />

Kommilitone bemerkt, dass <strong>de</strong>r bauliche<br />

Zustand <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s wohl ein symbolisches<br />

Indiz für die Reformbedürftigkeit<br />

<strong>de</strong>r UN sei. Wir machen trotz<strong>de</strong>m<br />

aufgeregt Fotos und fühlen uns <strong>de</strong>m<br />

weltpolitischen Geschehen sehr nahe.<br />

Nach stun<strong>de</strong>nlangem Warten geht es<br />

endlich los, und uns erwartet eine große<br />

Überraschung: UN-Generalsekretär<br />

Ban Ki Moon begrüßt uns persönlich! Im<br />

Plenarsaal ist es ganz still, als er erklärt,<br />

dass das Planspiel uns mit <strong>de</strong>n Fähigkeiten<br />

ausstatten wer<strong>de</strong>, die wir benötigten,<br />

um später erfolgreich und friedlich<br />

Weltpolitik zu gestalten. Tosen<strong>de</strong>r Beifall<br />

bricht los, und das National Mo<strong>de</strong>l<br />

United Nations 2008 kann beginnen.<br />

19. März. Während die Delegierten in ihren<br />

Komitees über Blutdiamanten o<strong>de</strong>r<br />

Reiche Eltern. Wer Eltern mit<br />

Geld und Hochschulabschluss<br />

hat, geht doppelt so oft ins Ausland<br />

wie sein Kommilitone aus<br />

einer ärmeren, hochschulfernen<br />

Familie. Das geht aus <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rbericht<br />

„Internationalisierung<br />

<strong>de</strong>s Studiums“ <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Stu<strong>de</strong>ntenwerks hervor. Das<br />

dürfte auch an <strong>de</strong>r Finanzierung<br />

liegen: 78 Prozent <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten<br />

wer<strong>de</strong>n im Ausland finanziell<br />

von ihren Eltern unterstützt.<br />

Erst an zweiter Stelle folgen<br />

Stipendien mit 62 Prozent.


Uni&<strong>Job</strong> reisen 29<br />

die Zukunft <strong>de</strong>s Atomwaffensperrvertrags<br />

diskutieren, treffe ich mich mit<br />

<strong>de</strong>n Faculty Advisors <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Universitäten. Ich komme<br />

sehr schnell mit zwei Promoven<strong>de</strong>n aus<br />

Italien ins Gespräch, die ebenfalls ein<br />

Team betreuen. Wir sprechen über das<br />

Verhalten einiger Teilnehmer, die durch<br />

sehr lautes und unangemessenes Auftreten<br />

auffallen. Wenn Delegierte wichtiger<br />

Län<strong>de</strong>r nicht auftauchen, kann man<br />

nicht mehr realitätsgetreu simulieren.<br />

Unsere Chemnitzer Delegierten vermissen<br />

China in ihren Komitees noch immer.<br />

Dabei wäre die Anwesenheit eines<br />

ständigen Mitglieds im Sicherheitsrat<br />

wünschenswert!<br />

Márta Varga, 20 Jahre alt, Stu<strong>de</strong>ntin<br />

<strong>de</strong>r europäischen Geschichte und eine<br />

unserer Delegierten, vertritt die VAE in<br />

<strong>de</strong>r Organisation <strong>de</strong>r Islamischen Konferenz.<br />

Sie setzt sich für die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Gleichstellung von Frauen ein. In <strong>de</strong>n<br />

Emiraten sind 77 Prozent aller Frauen in<br />

höheren aka<strong>de</strong>mischen Programmen eingeschrieben<br />

(dazu gehört alles, was nach<br />

<strong>de</strong>r achten Klasse kommt). Das ist die<br />

höchste Rate <strong>de</strong>r Welt. Emiratische Geschäftsfrauen<br />

sind in ihrem Land allgemein<br />

anerkannt und haben einen beträchtlichen<br />

Anteil am Wirtschaftswachstum.<br />

Márta for<strong>de</strong>rt in ihrer Re<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>n weltweiten Zugang zu Bildung, ins-<br />

Die Abstimmung dauert<br />

Stun<strong>de</strong>n. Der Delegierte<br />

neben mir gähnt ausgiebig<br />

beson<strong>de</strong>re für Frauen, und sagt im Namen<br />

<strong>de</strong>r VAE großzügige finanzielle Hilfe<br />

für die UN-Programme zu. Obwohl<br />

das Komitee eher klein ist – 57 Län<strong>de</strong>r<br />

mit ungefähr 100 Delegierten –, ist Márta<br />

sehr aufgeregt. Aber sie spricht mitreißend<br />

und überzeugt zahlreiche Län<strong>de</strong>r.<br />

20. März. Heute ist „Melt Down Thursday“.<br />

Die Delegierten <strong>de</strong>r insgesamt 179<br />

simulierten Staaten, die von 168 internationalen<br />

Unis kommen, wer<strong>de</strong>n bis spät<br />

in <strong>de</strong>r Nacht ihre Positionen festlegen<br />

und an ihren Resolutionen schreiben. Arbeitssprache<br />

ist, wie im richtigen Leben,<br />

Englisch. Dolmetscher gibt es hier nicht.<br />

Und wer bei Verhandlungen in seiner<br />

Muttersprache erwischt wird, kriegt<br />

eine Verwarnung. Mártas For<strong>de</strong>rung<br />

nach stärkerer finanzieller Hilfe für Bildungsprogramme<br />

wird ohne Gegenstimme<br />

angenommen und fließt in eine Resolution<br />

ein. Am Nachmittag gönnt man<br />

uns eine kurze Verschnaufpause. Und<br />

wir bekommen Besuch von verschie<strong>de</strong>nen<br />

UN-Diplomaten, die aus ihrem Alltag<br />

berichten.<br />

21. März. Der Tag <strong>de</strong>r Abstimmungen<br />

ist gekommen. Alle sehen etwas mü<strong>de</strong><br />

und abgekämpft aus. Es war ein langer<br />

Donnerstag. Wir sind gespannt, wie die<br />

Abstimmungen verlaufen wer<strong>de</strong>n, die je<br />

i<br />

Doppeltes Diplom. Wer<br />

sich nicht selbst um einen<br />

Auslandsaufenthalt und<br />

ein Stipendium kümmern<br />

will, kann gleich einen internationalen<br />

Studiengang belegen. Dabei<br />

kooperieren zwei o<strong>de</strong>r mehrere<br />

Hochschulen und schreiben eine<br />

bestimmte Semesteranzahl an <strong>de</strong>r<br />

ausländischen Partner-Uni im<br />

Lehrplan fest. Die Absolventen erhalten<br />

in <strong>de</strong>r Regel ein Doppeldiplom.<br />

Einen Überblick über 520 Angebote<br />

gibt es unter www.studieren.<strong>de</strong>,<br />

Stichwort: Internationales Studium<br />

nach Größe <strong>de</strong>s Komitees und Zahl <strong>de</strong>r<br />

eingereichten Vorschläge Stun<strong>de</strong>n dauern<br />

können. Dabei ist das Proze<strong>de</strong>re<br />

strikt: Einmal im Abstimmungsmodus,<br />

darf kein Delegierter mehr das Komitee<br />

verlassen. Wir halten uns streng an die<br />

Modalitäten, die auch in <strong>de</strong>r echten Uno<br />

Anwendung fin<strong>de</strong>n. Verlangt ein Delegierter<br />

etwa, dass je<strong>de</strong>s Land seine Entscheidung<br />

einzeln verlautbart, dann dauert<br />

das bei 179 Län<strong>de</strong>rn eben eine Weile.<br />

Und wenn das sechs o<strong>de</strong>r sieben Mal hintereinan<strong>de</strong>r<br />

passiert, ist schnell jeglicher<br />

diplomatischer Anstand vergessen. Ich<br />

sitze im General Assembly Plenary,<br />

einem <strong>de</strong>r größten Komitees. Der Delegierte<br />

neben mir gähnt ausgiebig, hinter<br />

mir wird getuschelt.<br />

Nach drei Stun<strong>de</strong>n verlasse ich das Komitee<br />

und gehe zum letzten Treffen <strong>de</strong>r<br />

Faculty Advisors. Ich kann es nicht fassen!<br />

Wir haben eine Auszeichnung für<br />

unsere gute Konferenzvorbereitung bekommen.<br />

Alle sind total zappelig.<br />

22. März. Der letzte Tag <strong>de</strong>r Konferenz.<br />

Über alle Resolutionen wird nun ein<br />

zweites Mal in <strong>de</strong>n Plenarsälen im UN-<br />

* In nur 3 Minuten kommt man zu Fuß von <strong>de</strong>r Uni Bozen<br />

zum Obstmarkt. 3 ist auch die Zahl <strong>de</strong>r Unterrichtssprachen:<br />

Deutsch, Italienisch und Englisch. Und nach 3 Jahren gibt’s<br />

einen Uni-Abschluss in Wirtschaft, Informatik, Design, Bildungswissenschaften,<br />

Agrar, Tourismus- o<strong>de</strong>r Sportmanagement,<br />

Kommunikation o<strong>de</strong>r als Logistikingenieur.<br />

Freie Universität Bozen<br />

T +39-0471-012100 | www.unibz.it<br />

3*<br />

Gebäu<strong>de</strong> abgestimmt, damit die Delegierten<br />

nochmal die Gelegenheit haben,<br />

das Proze<strong>de</strong>re mitzuerleben. (Das gibt es<br />

in <strong>de</strong>r Realität natürlich nicht. Das ist<br />

nur für uns, zum Üben.)<br />

Am Nachmittag geht es zur Abschlusszeremonie,<br />

die wir mit etwas Wehmut<br />

verfolgen. Aber wir sahnen noch einen<br />

zweiten Award ab! Wir sind ein tolles<br />

Team und haben viel zusammen gearbeitet.<br />

Wesentlich wichtiger als je<strong>de</strong><br />

Auszeichnung ist aber, dass wir Freun<strong>de</strong><br />

gewor<strong>de</strong>n sind und als solche nach<br />

Hause reisen.


30 bewerben Uni&<strong>Job</strong><br />

So sehen<br />

Sieger<br />

aus<br />

Gute Noten? Souveränes<br />

Auftreten? Erfolgreiche<br />

Eltern? Was ein Bewerber<br />

wirklich mitbringen muss,<br />

hat Jutta Göricke<br />

herausgefun<strong>de</strong>n.<br />

Und dabei festgestellt,<br />

dass man nicht<br />

immer selbst in<br />

<strong>de</strong>r Hand hat,<br />

ob es klappt mit <strong>de</strong>r<br />

Karriere. Leistung<br />

allein reicht je<strong>de</strong>nfalls<br />

nicht immer, um es<br />

zu etwas zu bringen<br />

Illustrationen: Natascha Römer<br />

Stallgeruch. Ein wertvolles<br />

Familienerbstück am Handgelenk,<br />

und die Sache ist geritzt.<br />

Wer aus einer wohlhaben<strong>de</strong>n<br />

Familie kommt, hat einer Studie<br />

<strong>de</strong>s DGB zufolge die größten<br />

Chancen, selbst reich zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Intelligenz, Ehrgeiz<br />

und Einsatz seien zwar wichtig,<br />

„be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r aber ist die<br />

soziale Herkunft“, sagt Dierk<br />

Hirschel, Chefökonom beim<br />

DGB. Der „typische Reiche“ –<br />

mit einem Einkommen ab 6000<br />

Euro brutto – lebt verheiratet<br />

mit Frau und Kind in Süd<strong>de</strong>utschland,<br />

ist Aka<strong>de</strong>miker<br />

und arbeitet in einem Konzern,<br />

einer Bank o<strong>de</strong>r Versicherung.<br />

Frauensache. Frau zu sein, be<strong>de</strong>utet nach<br />

wie vor, gehandicapt ins Berufsleben zu starten:<br />

„In Deutschland liegt <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>nlohn<br />

von Frauen um etwa 22 Prozent unter <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>r Männer. Damit gehört Deutschland zu<br />

<strong>de</strong>n Staaten mit <strong>de</strong>r größten Ungleichheit bei<br />

<strong>de</strong>r Bezahlung“, beklagt EU-Sozialkommissar<br />

Vladimir Spidla. Dabei verdienen weibliche<br />

Führungskräfte zu Beginn genauso gut wie<br />

ihre Kollegen. Der Knick kommt mit <strong>de</strong>r Babypause:<br />

Danach ergattern Frauen laut <strong>de</strong>m<br />

Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung<br />

in Berlin selten eine leiten<strong>de</strong> Funktion.<br />

Lächelfalle. Wie man es macht, macht man<br />

es verkehrt: Angeblich so hochgeschätzte<br />

weibliche Qualifikationen wie Organisationstalent,<br />

emotionale Intelligenz, Kooperationsfähigkeit<br />

und Multitasking können nach hinten<br />

losgehen. Wer zu verständnisvoll auf die Kollegen<br />

eingeht, wird schnell nicht mehr ernstgenommen.<br />

Die Münchner Kommunikationswissenschaftlerin<br />

Romy Fröhlich warnt eindringlich<br />

davor, sich allzu weiblich zu verhalten.<br />

„So genannte weibliche Qualifikationen<br />

wer<strong>de</strong>n im <strong>Job</strong> stets umcodiert: Aus Konsensorientierung<br />

und Einfühlung wird leicht ein<br />

schwach ausgebil<strong>de</strong>tes Führungsvermögen.“<br />

Bauchansatz. Die gute Nachricht zuerst:<br />

Wer zum Vorstellungsgespräch eingela<strong>de</strong>n<br />

wird, gehört schon zu <strong>de</strong>n Gewinnern. Und<br />

nun die schlechte: Er kann dabei immer<br />

noch alles versemmeln. „Das Bauchgefühl<br />

ist das A und O“, sagt <strong>de</strong>r Berliner Karriereberater<br />

Jürgen Hesse. „Zu 60 bis 80 Prozent<br />

entschei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Persönlichkeitsfaktor.“ Darauf<br />

könne man sich vorbereiten. Oft kommen<br />

Fragen wie „Haben Sie ein Lebensmotto?“<br />

Viele Bewerber seien dann ratlos. „Dabei<br />

kommt es nur darauf an, wie intelligent<br />

man mit <strong>de</strong>r Frage umgeht“, sagt Hesse.<br />

Hosenrolle. Was für die inneren Werte gilt,<br />

äußert sich auch phänotypisch: Frauen, die<br />

streng wirken, haben bessere Chancen auf<br />

eine Chefposition als feminine Typen. Woran<br />

das liegt? „Dass Frauen weiblich aussehen“,<br />

hat die Mannheimer Sozialpsychologin Anke<br />

von Rennenkampff nachgewiesen. Sie empfiehlt,<br />

auf Lippenstift zu verzichten und sich<br />

eine strenge Frisur zuzulegen. Doch Vorsicht:<br />

Wer zu sehr auf Mann macht, wirkt womöglich<br />

nicht authentisch und daher unglaubwürdig.<br />

Wie man’s macht, macht man’s verkehrt.<br />

Pen<strong>de</strong>lverkehr. Wer was wer<strong>de</strong>n will, sollte<br />

unbedingt einen schicken Rollkoffer und<br />

Hummeln im Hintern haben. „Berufliche Mobilitätsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

nehmen immer weiter zu“,<br />

sagt <strong>de</strong>r Mainzer Soziologe Norbert Schnei<strong>de</strong>r,<br />

Leiter einer Studie über „Berufsmobilität<br />

und Lebensform“. Kurzfristige Versetzungen<br />

sind keine Seltenheit. Das ist schlecht für die<br />

Partnerschaft und <strong>de</strong>n Freun<strong>de</strong>skreis, sofern<br />

Partner und Freun<strong>de</strong> bo<strong>de</strong>nständige Naturen<br />

und nicht selbst dauernd auf Achse sind. Etwa<br />

je<strong>de</strong>r sechste Bun<strong>de</strong>sbürger (16 Prozent) im<br />

erwerbsfähigen Alter lebt aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n<br />

in einer Fern- o<strong>de</strong>r Wochenendbeziehung.


Uni&<strong>Job</strong> bewerben 31<br />

Männersache. Trotz Elterngeld und<br />

Elternzeit: Sobald Kin<strong>de</strong>r kommen, hängen<br />

die Männer die weibliche Konkurrenz<br />

ab. Mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r Mütter haben<br />

eine Teilzeitstelle, dagegen arbeiten 97<br />

Prozent <strong>de</strong>r Väter in Vollzeit. Reduzierte<br />

Arbeitszeiten zugunsten <strong>de</strong>r Familie sind<br />

für Männer immer noch die absolute Ausnahme.<br />

Das hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche<br />

Institut <strong>de</strong>r Hans-<br />

Böckler-Stiftung in einer Studie nachgewiesen.<br />

Neue Männer braucht das Land.<br />

Stimmgewalt. Studien zufolge tragen<br />

das Gesagte und die Körpersprache<br />

zusammen nur zu etwa 60 Prozent zur<br />

Kommunikation bei. Den Rest erledigt<br />

die Stimme. „Mit <strong>de</strong>m Ausdruck unser<br />

Stimme erzählen wir Dinge, die wir gar<br />

nicht vermitteln wollen, Unruhe zum<br />

Beispiel“, sagt Maria Brinkhaus-Lukschy<br />

vom Deutschen Bun<strong>de</strong>sverband für Logopädie<br />

in Frechen. Oft reiche die Stimme<br />

nicht, um „Kompetenz rüberzubringen“.<br />

Abhilfe schafft ein Stimmtrainer.<br />

Schönheitskönig. Attraktive Menschen<br />

fin<strong>de</strong>n schneller einen <strong>Job</strong>, zumin<strong>de</strong>st in<br />

<strong>de</strong>n USA und in Großbritannien. Das <strong>de</strong>nken<br />

einer Untersuchung <strong>de</strong>r New Yorker<br />

Syracuse University zufolge mehr als<br />

93 Prozent <strong>de</strong>r Personalchefs <strong>de</strong>r größten<br />

Unternehmen in diesen Län<strong>de</strong>rn. Und <strong>de</strong>r<br />

Ökonom Daniel Hamermesh von <strong>de</strong>r Universität<br />

Texas hat herausgefun<strong>de</strong>n, dass<br />

Schönlinge bei gleicher Qualifikation bis<br />

zu fünf Prozent mehr verdienen als ihre<br />

weniger attraktiven Kollegen. Niemand<br />

hat behauptet, dass das Leben fair sei.<br />

Körperlänge. Die Geschichte kennt<br />

viele kleine Männer, die groß Karriere<br />

gemacht haben. Eine Untersuchung <strong>de</strong>r<br />

Guildhall Universität in London aber zeigt,<br />

dass Prince, Sarkozy und ihr Erfolg doch<br />

eher die Ausnahme bil<strong>de</strong>n. Denn Männer,<br />

die größer als 1,82 Meter sind, verdienen<br />

etwa sechs Prozent mehr als ihre durchschnittlich<br />

lang geratenen Kollegen. Vorsicht,<br />

kleiner Mann: Hohe Absätze, die<br />

fehlen<strong>de</strong> Körperlänge kompensieren sollen,<br />

steigern zugleich das Peinlichkeitspotential.<br />

Setze lieber auf innere Größe!<br />

Tempomacher. Ob <strong>de</strong>r Sprung in die<br />

Chefetage gelingt, klärt sich in <strong>de</strong>n ersten<br />

Berufsjahren. Ein schnelles Studium und<br />

gute Noten sind dagegen weniger wichtig,<br />

sagt <strong>de</strong>r Wiener Wirtschaftsprofessor<br />

Wolfgang Mayrhofer. Die beste Basis, um<br />

es an die Konzernspitze zu schaffen, liefert<br />

ein BWL-Studium. 39 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Top-Manager sind Ökonomen, gefolgt<br />

von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern<br />

mit 34 Prozent. Die Zahl <strong>de</strong>r Juristen<br />

im Chefsessel ist dagegen in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren von 32 auf elf Prozent gesunken.<br />

Haartracht. Glatzköpfe haben es<br />

schwer bei <strong>de</strong>r <strong>Job</strong>suche. Der Saarbrücker<br />

Psychologe Ronald Henss hat nachgewiesen,<br />

dass Kandidaten mit schütterem<br />

Haupthaar <strong>de</strong>utlich seltener zu Vorstellungsgesprächen<br />

eingela<strong>de</strong>n und als<br />

weniger zielstrebig angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

Menschen mit viel Haar sollten auf eine<br />

freie Stirn achten. Ein dichter Pony wirkt<br />

im günstigsten Fall verschlossen, im<br />

schlechtesten ein bisschen dumm.<br />

Högschtens Jogi Löw darf Pony tragen.<br />

Herzlos. Der „Wille zur<br />

Macht“ ist nach Führungskräfte-Coach<br />

Hans-Michael Klein<br />

aus Essen Voraussetzung für<br />

Erfolg. „Man braucht einen<br />

ausgeprägten Narzissmus,<br />

man muss in gewisser Weise<br />

auch skrupellos sein, wenn<br />

man weit kommen will.“ Der<br />

amerikanische Wirtschaftspsychologe<br />

Paul Babiak hat<br />

herausgefun<strong>de</strong>n, dass die<br />

Chefetagen in <strong>de</strong>n USA von<br />

Psychopathen bevölkert sind<br />

– skrupellose, dissoziale Gestalten,<br />

die gern Menschen<br />

verletzen. Muss man es wirklich<br />

so weit treiben?<br />

Krawattenzwang. Streifen, Punkte,<br />

kleine Elefanten. Krawatten wer<strong>de</strong>n<br />

gern als Ausdruck <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />

gebraucht und manchmal auch missbraucht.<br />

Ob <strong>de</strong>r künftige Arbeitgeber<br />

kleine Elefanten angemessen fin<strong>de</strong>t<br />

und wie er insgesamt zum Thema<br />

Dressco<strong>de</strong> steht, fin<strong>de</strong>t man am besten<br />

durch einen Besuch <strong>de</strong>r Firmen-<br />

Foto-Galerie im Internet heraus o<strong>de</strong>r<br />

durch die Lektüre von Unternehmensbroschüren.<br />

Allgemein gilt: Legere<br />

Kleidung ist auf <strong>de</strong>m Vormarsch.<br />

Reisefieber. Platz fürs Rasierzeug<br />

ist in <strong>de</strong>r kleinsten Aktentasche.<br />

Personalchefs raten,<br />

einen Teil <strong>de</strong>r Karriere im Ausland<br />

zu verbringen. Laut einer<br />

Studie im Auftrag <strong>de</strong>s Personaldienstleisters<br />

Robert Half<br />

messen 65 Prozent <strong>de</strong>r Personaler<br />

<strong>de</strong>r Auslandserfahrung<br />

eine wachsen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />

bei. Unternehmen profitierten<br />

davon ebenso wie Mitarbeiter.<br />

Die Mitarbeiter selbst nannten<br />

als Hauptgrün<strong>de</strong> für einen<br />

Län<strong>de</strong>rwechsel die Hoffnung<br />

auf einen Karrieresprung, bessere<br />

Sprachkenntnisse und<br />

mehr Gehalt. Auf geht’s!


32 bewerben Uni&<strong>Job</strong><br />

Was tun, wenn <strong>de</strong>r Diplom<strong>de</strong>signer merkt, dass er sich in schicken Agenturen unwohl fühlt, o<strong>de</strong>r die Medizinstu<strong>de</strong>ntin beim Gedanken an 18-Stun<strong>de</strong>n-Schichten im<br />

Krankenhaus Beklemmungen bekommt? Dann ist er da, <strong>de</strong>r Zeitpunkt für Überlegungen grundsätzlicher Art. Fotos: Bil<strong>de</strong>rlounge/F1online, Buchcover.com<br />

Ein Leitstern fürs Leben<br />

Immer, wenn wichtige Entscheidungen anstehen, taucht <strong>de</strong>r Monumentalzweifel auf. Da trifft es sich gut, dass man in einem<br />

Seminar lernen kann, seine Ziele und Vorstellungen in ein Motto zu packen, nach <strong>de</strong>m man sich für alle Zeit richten wird<br />

Von Meredith Haaf<br />

Im besten Fall ähnelt das Leben<br />

einem halbwegs sicheren, warmen Haus.<br />

Der Mensch baut es aus Entscheidungen,<br />

Interessen, Beziehungen und <strong>de</strong>m<br />

ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Zufall. Doch in je<strong>de</strong>s<br />

Haus dringt auch mal ein Störenfried<br />

ein, und manchmal beginnt er zu raunen:<br />

„Gestatten, mein Name ist Monumentalzweifel.<br />

Weißt du überhaupt, wie<br />

du in fünf Jahren leben willst? Ich wer<strong>de</strong><br />

dich die nächsten Wochen und Monate<br />

begleiten, und alles in Frage stellen, was<br />

dir wichtig ist. Und wenn du nichts gegen<br />

mich unternimmst, wer<strong>de</strong> ich dich<br />

früher o<strong>de</strong>r später dazu bringen, dich<br />

sehr <strong>de</strong>struktiv, min<strong>de</strong>stens aber dämlich<br />

zu verhalten.“<br />

Beson<strong>de</strong>rs dann, wenn Entscheidungen<br />

anstehen, das Leben eine bestimmte<br />

Richtung einzunehmen beginnt, kann<br />

<strong>de</strong>r Monumentalzweifel eine ausgesprochen<br />

lähmen<strong>de</strong> Kraft entfalten. Eine solche<br />

Phase ist die berufliche Orientierung:<br />

Einerseits lockt ein Angebot am<br />

an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Republik, an<strong>de</strong>rerseits<br />

wohnen dort nur Unbekannte. Irgendwie<br />

ist die Stelle jetzt doch nicht so<br />

toll. Und eigentlich war es doch mal ein<br />

Traum, in die Selbständigkeit zu gehen.<br />

Unser Beruf soll ja nicht nur unsere<br />

Miete, ein paar Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong><br />

und Urlaube bezahlen. Er soll uns auch<br />

irgendwie existentiell ausfüllen. Und so<br />

i<br />

Zielstrebigkeit. Der<br />

Workshop „Mission<br />

Statement“ soll Stu<strong>de</strong>nten<br />

und Berufstätigen<br />

helfen, ihr persönliches<br />

Leitbild zu fin<strong>de</strong>n und möglichst<br />

präzise in Worte zu fassen. Das<br />

zweitägige Seminar kostet ungefähr<br />

300 Euro (für Berufstätige<br />

doppelt so viel) und fin<strong>de</strong>t im<br />

Kloster Plankstetten in <strong>de</strong>r Oberpfalz<br />

statt. Die nächsten Termine:<br />

22./23. November, 13./14.<br />

Dezember, 7./8. Februar 2009.<br />

www.mission-statement.<strong>de</strong><br />

geschieht es, dass <strong>de</strong>r Diplom<strong>de</strong>signer<br />

plötzlich merkt, dass er sich in schicken<br />

Agenturen unwohl fühlt o<strong>de</strong>r die Medizinstu<strong>de</strong>ntin<br />

bei <strong>de</strong>m Gedanken an<br />

18-Stun<strong>de</strong>n-Krankenhausschichten immer<br />

häufiger Beklemmungen bekommt.<br />

Früher, so erzählt man es sich zumin<strong>de</strong>st,<br />

übernahm <strong>de</strong>r Sohn die Arbeit <strong>de</strong>s<br />

Vaters und die Tochter die <strong>de</strong>r Mutter.<br />

Zweifel gab es damals sicher auch, doch<br />

einen Spielraum hatten sie nicht. Heute,<br />

in einer Gesellschaft, wo die Maxime<br />

„Du bist, was du arbeitest“ gilt, muss<br />

man sich erst mal selbst fin<strong>de</strong>n, um<br />

Will ich die Kin<strong>de</strong>r Afrikas<br />

satt machen o<strong>de</strong>r nächstes<br />

Jahr ein großes Auto kaufen?<br />

glücklich in seinem Berufsleben zu bleiben.<br />

Doch wer weiß schon mit Anfang,<br />

Mitte zwanzig so genau, wer er ist?<br />

Selbst die Glücklichen, <strong>de</strong>nen einen<br />

klarer Berufswunsch gegeben ist, wer<strong>de</strong>n<br />

– zumal in <strong>de</strong>n ersten Jahren <strong>de</strong>r Praxis<br />

– hin und wie<strong>de</strong>r mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r<br />

massive Zweifel befallen, ob das, was sie<br />

tun, wirklich das ist, was sie können<br />

o<strong>de</strong>r wollen.<br />

Manche Menschen machen in so einer<br />

Situation eine Weltreise, manche gehen<br />

eine Woche zum Meditieren, an<strong>de</strong>re lenken<br />

sich mit noch mehr Arbeit ab. Und<br />

manche Menschen gehen zu Dr. Christi-<br />

Sicherheit. Ob mit o<strong>de</strong>r ohne<br />

Leitbild – fünf Jahre nach <strong>de</strong>m<br />

Abschluss sind fast alle Aka<strong>de</strong>miker<br />

in Lohn und Brot. Laut<br />

Bun<strong>de</strong>sbildungsministerium<br />

hatten 86 Prozent <strong>de</strong>r 5400 Befragen<br />

eine reguläre Stelle, Honorartätigkeiten<br />

o<strong>de</strong>r Übergangsjobs<br />

spielten mit zwei Prozent<br />

fast keine Rolle mehr. Nur drei<br />

Prozent <strong>de</strong>r Uni- und zwei Prozent<br />

<strong>de</strong>r Fachhochschulabgänger<br />

waren arbeitslos. Studieren<br />

bleibt also die beste Versicherung<br />

gegen Arbeitslosigkeit.<br />

Verantwortung. Gesellschaftsbezogene<br />

Ziele wie etwa „sich<br />

für an<strong>de</strong>re Menschen einsetzen“<br />

interessieren weniger Stu<strong>de</strong>nten<br />

als noch vor sechs Jahren. Während<br />

sich damals 63 Prozent<br />

dieses Ziel gesetzt hatten, sind<br />

es heute nur noch 56 Prozent,<br />

so eine repräsentative Hisbus-<br />

Befragung. Politisches Engagement<br />

strebte 2002 knapp ein<br />

Viertel an, 2008 beträgt dieser<br />

Anteil nur noch 14 Prozent. 62<br />

Prozent möchten sich überhaupt<br />

nicht mehr politisch einsetzen.<br />

an Richter und suchen unter seiner Anleitung<br />

ihr Mission Statement. Seit mehr<br />

als zehn Jahren veranstaltet Richter regelmäßig<br />

Mission-Statement-Seminare.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Veranstaltungen ist es, Menschen<br />

in beruflichen Sinnkrisen zu helfen.<br />

Dabei erarbeiten sie zunächst, was<br />

ihnen wichtig ist, und daraufhin einen<br />

Leitsatz, <strong>de</strong>r genau das zusammenfasst<br />

und sie durch <strong>de</strong>n Rest ihres Lebens bringen<br />

soll. „Ich bin so was wie die Hebamme“,<br />

sagt er, „ich hole die Mission aus<br />

<strong>de</strong>n Menschen heraus.“<br />

An einem Samstagvormittag im Spätsommer<br />

sitzen neun solche Missionsschwangere<br />

in einem Seminarraum <strong>de</strong>s<br />

Klosters Plankstetten, das sehr idyllisch<br />

und etwas abseits im Altmühltal liegt.<br />

Zwei Tage soll die Prozedur dauern.<br />

„Die Erlösung gibt es aber erst morgen“,<br />

sagt Richter und verteilt Arbeitsblätter.<br />

Angekündigt war eigentlich eine Veranstaltung<br />

für Berufseinsteiger, doch von<br />

<strong>de</strong>n Teilnehmern stehen nur drei wirklich<br />

vor o<strong>de</strong>r am Anfang ihrer Karriere.<br />

Dabei sind unter an<strong>de</strong>rem eine PR-Beraterin,<br />

ein Ingenieur, ein ehemaliger Kulturmanager<br />

und ein Physik-Doktorand.<br />

Die Altersspanne reicht von 25 bis 50.<br />

Erste Erkenntnis: Orientierungslosigkeit<br />

ist nichts, was das Alter löst.<br />

Christian Richter hat das selbst erfahren.<br />

Der promovierte Betriebswirtschaftler<br />

hatte jahrelang im mittleren Management<br />

einer großen <strong>de</strong>utschen Bank gearbeitet,<br />

als er zunehmend, erzählt er, mit<br />

Diese Ziele sind Stu<strong>de</strong>nten wichtig<br />

in Prozent (Zahlen von 2002)<br />

Das Leben genießen<br />

Anerkennung im Beruf erwerben<br />

SZ-Grafik: Mockeviciute Quelle: Hisbus, Juli 2008<br />

80 (82)<br />

78 (85)<br />

Mich <strong>de</strong>r Familie/Partnerschaft widmen<br />

72 (67)<br />

In fachl. Hinsicht Überdurchschnittliches leisten<br />

57 (67)<br />

Mich für an<strong>de</strong>re Menschen einsetzen<br />

56 (63)<br />

Eine leiten<strong>de</strong> Funktion übernehmen<br />

47 (57)<br />

nicht ganz lauteren Praktiken seiner Vorgesetzten<br />

konfrontiert wor<strong>de</strong>n sei. „Ich<br />

konnte das nicht nachvollziehen“, sagt<br />

er, und dass er in eine tiefe Krise stürzte,<br />

von <strong>de</strong>r er sich „erst nach ein paar sehr<br />

schwierigen Jahren“ erholte. Nebenprodukt<br />

von Richters Selbstfindungsprozess<br />

war die Theorie, mit <strong>de</strong>r er jetzt an<strong>de</strong>re<br />

davor bewahren will, in eine ähnliche<br />

Situation zu geraten.<br />

Unter Mission Statement versteht<br />

man generell einen einfachen Satz, <strong>de</strong>r<br />

die Absicht eines Unternehmens ausdrückt.<br />

Er ist vor allem in <strong>de</strong>r anglo-amerikanischen<br />

Wirtschaftswelt verbreitet,<br />

griffig formuliert und soll potentiellen<br />

Kun<strong>de</strong>n, Investoren o<strong>de</strong>r Mitarbeitern<br />

sofort klar machen, worum es geht. Richter<br />

wen<strong>de</strong>t dieses Prinzip auf Personen<br />

an, sagt er. „Das Mission Statement darf<br />

nicht zu groß sein“ – im Sinne von: Ich<br />

will alle Kin<strong>de</strong>r Afrikas satt machen –<br />

„aber auch nicht zu klein“ – im Sinne<br />

von: Ich will mir nächstes Jahr ein Auto<br />

kaufen können. „Es ist <strong>de</strong>r Leitstern, an<br />

<strong>de</strong>m man sich orientieren kann.“ Und es<br />

ist etwas, das je<strong>de</strong>r nur für sich selbst herausfin<strong>de</strong>n<br />

kann, aufgrund seiner eigenen<br />

Selbsteinschätzung. Richter mahnt:<br />

„Niemand darf an eurem Mission Statement<br />

herummachen außer euch. Das ist<br />

schon so eine heilige Sache.“<br />

Schon Immanuel Kant fragte, was <strong>de</strong>r<br />

Mensch tun solle und was er hoffen dürfe,<br />

doch die Antworten, die er darauf<br />

fand, sind vielleicht für die mo<strong>de</strong>rne<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit. Trotz Unsicherheit,<br />

Existenzangst und Stress –<br />

Stu<strong>de</strong>nten sind eine Spur zufrie<strong>de</strong>ner<br />

als <strong>de</strong>r durchschnittliche<br />

Deutsche: Während sie laut<br />

Hisbus-Studie einen Zufrie<strong>de</strong>nheitswert<br />

von 7 erreichen, liegt<br />

er in <strong>de</strong>r Gesamtbevölkerung<br />

bei 6,7. In <strong>de</strong>n Wirtschaftswissenschaften<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Medizin<br />

fin<strong>de</strong>n sich übrigens mit 87 und<br />

86 Prozent ten<strong>de</strong>nziell mehr<br />

zufrie<strong>de</strong>ne Stu<strong>de</strong>nten als in <strong>de</strong>n<br />

Kulturwissenschaften – dort sind<br />

es aber immerhin 80 Prozent.


Uni&<strong>Job</strong> bewerben 33<br />

Wirtschaftsgesellschaft und ihre Zwänge<br />

nicht effizient genug. Richter geht die<br />

Sache an, in<strong>de</strong>m er je<strong>de</strong> Menge Übungen<br />

mit <strong>de</strong>r Gruppe durchspielt: „Alle haben<br />

die Kernfrage: Was ist mir wichtig?“<br />

Zunächst erzählt je<strong>de</strong>r, warum er hier<br />

ist. Dann geht es los: Die Teilnehmer<br />

sollen sich einem Element zuordnen – in<br />

unserer Gruppe gibt es viel Feuer, viel<br />

Er<strong>de</strong>, ein bisschen Wasser und keinen<br />

Wind. „Beim Bewerbungsgespräch ist es<br />

ganz wichtig herauszufin<strong>de</strong>n, ob die Elementekonstellation<br />

zum Unternehmen<br />

passt“, betont Richter. Die junge, skeptische<br />

PR-Beraterin spricht das aus, was<br />

in <strong>de</strong>m Moment wohl alle <strong>de</strong>nken: „Sie<br />

meinen, wir sollen <strong>de</strong>n Personaler nach<br />

<strong>de</strong>m Element seiner Firma fragen?“<br />

So wörtlich meint Richter das dann<br />

doch nicht. Lieber doziert er anekdotisierend<br />

über Konfliktpsychologie und lässt<br />

die Gruppe darüber nach<strong>de</strong>nken, welche<br />

Nachmittags bemalen<br />

alle große Blätter Papier.<br />

Geständnisfieber bricht aus<br />

Rollen sie im Streit einnehmen und welche<br />

Verhaltensmuster sie bei sich selbst<br />

und in ihrer Umgebung erkennen.<br />

Nachmittags überlegen die Teilnehmer,<br />

was ihre wichtigsten Talente sind<br />

und malen sie auf große Blätter Papier.<br />

Spätestens jetzt bricht das Geständnisfieber<br />

im Seminarraum aus. Fast je<strong>de</strong>r<br />

hat eine Geschichte zu <strong>de</strong>m Thema zu<br />

erzählen, was schließlich beim Abend-<br />

Unsere Arbeit ist in aller Mun<strong>de</strong>.<br />

Ihre bald auch?<br />

Unilever-Produkte machen das Leben schöner. Und das fast auf<br />

<strong>de</strong>r ganzen Welt. Sie machen aber auch die Arbeit spannen<strong>de</strong>r.<br />

Denn damit das Eis sicher am Stiel lan<strong>de</strong>t, wird entworfen,<br />

geplant, konstruiert und installiert. Ohne unsere technischen<br />

Manager geht nichts. Nur durch ihre kreativen Lösungen, durch<br />

ihre eigenverantwortliche Koordination und Entwicklungen<br />

sind immer wie<strong>de</strong>r neue, innovative und erfolgreiche Produkte<br />

möglich. Könnten Sie einer von ihnen sein? Informieren Sie sich<br />

unter www.unilever.<strong>de</strong><br />

essen in allgemeine Überlegungen zur<br />

eigenen Person mün<strong>de</strong>t. So sitzt man<br />

neben frem<strong>de</strong>n Menschen, erzählt ihnen<br />

von <strong>de</strong>r eigenen permanenten Überfor<strong>de</strong>rung<br />

o<strong>de</strong>r auch: „Bei mir ist das ja oft<br />

das Problem, dass ich in die Opferrolle<br />

gehe, das kommt wahrscheinlich auch<br />

aus <strong>de</strong>r Familienkonstellation.“ Man bietet<br />

sich gegenseitig Selbsteinschätzungen<br />

an, die vom Zuhörer<br />

eigentlich nur mit einem verständigen<br />

Nicken angenommen<br />

wer<strong>de</strong>n können,<br />

statt<strong>de</strong>ssen aber ein „Kenne<br />

ich, bei mir ist das ja<br />

so. . .“ herausfor<strong>de</strong>rn.<br />

Die zweite Erkenntnis:<br />

Selbsterkenntnis ist keinesfalls<br />

<strong>de</strong>r kürzeste Weg zur<br />

Besserung. „Wir müssen unsere<br />

eigenen Vorurteile gegenüber uns selbst<br />

abbauen“, sagt Richter und trifft damit<br />

wohl bei vielen einen wichtigen Punkt.<br />

Zum Erwachsenwer<strong>de</strong>n gehört schließlich<br />

auch <strong>de</strong>r Meinungsbildungsprozess<br />

über die eigene Person. Doch wenn das<br />

Selbstbild zu starr wird, gerät manches<br />

in Vergessenheit – was einem wirklich<br />

Freu<strong>de</strong> bereitet und was die eigentlichen<br />

Ziele im Leben einmal waren.<br />

Wer zurück<strong>de</strong>nkt an die Zeit, als sich<br />

allmählich die Ansprüche ans eigene Leben<br />

herausbil<strong>de</strong>ten, wird vermutlich<br />

feststellen, dass er <strong>de</strong>n Jugendlichen, <strong>de</strong>r<br />

er mal war, ziemlich im Stich gelassen<br />

hat. Dass man seit Jahren nicht mehr<br />

ausführlich Zukunftspläne geschmie<strong>de</strong>t<br />

hat, weil es schon so viel Kraft und Phantasie<br />

erfor<strong>de</strong>rt, sich von Gegenwart zu<br />

Gegenwart zu hangeln. Richter versucht<br />

<strong>de</strong>m entgegenzuwirken, in<strong>de</strong>m er<br />

die Teilnehmer dazu auffor<strong>de</strong>rt, an ihre<br />

Kindheit zu <strong>de</strong>nken und an das, was sie<br />

früher gerne gemacht haben. „Wir versetzen<br />

uns bitte auf das intellektuelle Niveau<br />

eines Zwölfjährigen“, for<strong>de</strong>rt er immer<br />

wie<strong>de</strong>r, „alles muss intuitiv verlaufen.“<br />

Er lässt sie ihren „Kernwert“<br />

– Beziehungen, Freiheit, Freu<strong>de</strong>,<br />

Wahrheit – herausarbeiten<br />

und aus einer langen Liste<br />

von Verben sechs auswählen,<br />

die ihnen am meisten<br />

liegen. Und das sind<br />

dann die Bausteine für die<br />

Erlösung.<br />

Jetzt, wo alle wissen, was<br />

ihre Talente sind und welche<br />

Begriffe ihnen gefallen, sollten sie<br />

in <strong>de</strong>r Lage sein, einen kurzen, prägnanten<br />

Satz zu formulieren. O<strong>de</strong>r auch eine<br />

„Wortgruppe, nichts Kompliziertes“,<br />

wie Richter <strong>de</strong>n Teilnehmern einschärft.<br />

So beugen sich zehn Köpfe über ihre<br />

Blätter, und je<strong>de</strong>r versucht drei Verben<br />

und ein Substantiv in einen Hauptsatz<br />

zu quetschen. Richter schreitet durch<br />

<strong>de</strong>n Raum, sieht sich die Versuche an,<br />

schüttelt <strong>de</strong>n Kopf. „Ich habe mir natürlich<br />

in <strong>de</strong>n letzten zwei Tagen von je<strong>de</strong>m<br />

von euch ein Bild gemacht und da auch<br />

Sätze im Kopf, die gut passen“, sagt er.<br />

Die Hebamme fängt nun also doch an<br />

zu doktern, korrigiert Verbformen und<br />

Betonungen. Wer zu kompliziert formuliert,<br />

muss noch mal von vorne anfangen,<br />

<strong>de</strong>nn auf einmal ist das Mission<br />

Statement nicht nur eine heilige Selbst-<br />

verwirklichungsformel, son<strong>de</strong>rn auch<br />

eine Botschaft an die Personaler: „Ihr<br />

schreibt das in eure Bewerbungen rein,<br />

damit die sofort sehen, um was es euch<br />

geht“, sagt Richter jetzt und spielt nun<br />

nicht mehr <strong>de</strong>n Elemente-Esoteriker,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Bewerbungscoach. Der Physik-Doktorand<br />

ist <strong>de</strong>r erste, <strong>de</strong>r fertig<br />

ist. Richters Vorzeigeteilnehmer stellt<br />

sich vor die Gruppe und präsentiert<br />

Der größte Schrecken ist die<br />

Vorstellung, dass die Seele<br />

ein Unternehmen sein soll<br />

stolz: „Aus Freu<strong>de</strong> gestalten helfen“.<br />

Später wird er glücklich erzählen, dass<br />

er seine Mission gefun<strong>de</strong>n hat: Er will in<br />

die Wirtschaft gehen und eine eigene<br />

Firma grün<strong>de</strong>n, Chef sein statt Forscher.<br />

Eine an<strong>de</strong>re Teilnehmerin meint: „Diese<br />

Sprüche erinnern mich alle an einen Werbeslogan.<br />

Wie soll man <strong>de</strong>nn ein ganzes<br />

Leben in einen Satz packen?“<br />

Vielleicht kann man das, wenn man<br />

bereit ist, sein Leben mit einem beruflichen<br />

Ziel fusionieren zu lassen. Der<br />

französische Philosoph Gilles Deleuze<br />

hat in einem Aufsatz über die „Kontrollgesellschaft“<br />

einmal geschrieben: „Man<br />

bringt uns bei, dass die Unternehmen<br />

eine Seele haben, was wirklich die größte<br />

Schreckensmeldung <strong>de</strong>r Welt ist.“<br />

Letzte Erkenntnis: Der größte Schrecken<br />

ist möglicherweise, wenn uns beigebracht<br />

wird, dass die Seele ein Unternehmen<br />

sein soll.


34 bewerben Uni&<strong>Job</strong><br />

Wo Fuchs und Hase Party machen<br />

Es müssen nicht immer die ganz Großen sein: Acht Vorurteile gegenüber Mittelständlern, die sich leicht wi<strong>de</strong>rlegen lassen<br />

Von Jutta Göricke<br />

Es ist zum Gähnen. Wer steht mal wie<strong>de</strong>r<br />

an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r obligaten Rankings<br />

<strong>de</strong>r beliebtesten Arbeitgeber? Richtig,<br />

die großen Namen, Audi, Siemens, Google,<br />

Boston Consulting. Bei <strong>de</strong>r Befragung,<br />

die etwa das Berliner Tren<strong>de</strong>nce-<br />

Institut regelmäßig unter angehen<strong>de</strong>n Ingenieuren,<br />

Wirtschaftswissenschaftlern<br />

und IT-Spezialisten durchführt, überrascht<br />

bestenfalls mal ein Platztausch<br />

unter <strong>de</strong>n Top-Ten-Abonnenten. Dieses<br />

Jahr zum Beispiel hat Porsche <strong>de</strong>m<br />

BMW-Konzern bei <strong>de</strong>n Ökonomen Platz<br />

eins abgenommen.<br />

Mittelständische, familiengeführte<br />

Unternehmen haben es schwer, neben<br />

<strong>de</strong>n ganz Großen zu bestehen. Porsche<br />

ist da eine Ausnahme. Dabei sind einer<br />

Studie <strong>de</strong>s Instituts <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirtschaft<br />

in Köln zufolge 94 Prozent <strong>de</strong>r Firmen<br />

hierzulan<strong>de</strong> Familienunternehmen.<br />

Sie stellen 57 Prozent <strong>de</strong>r Arbeitsplätze,<br />

erwirtschaften 42 Prozent <strong>de</strong>r Umsätze<br />

und bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n größten Teil <strong>de</strong>r Hid<strong>de</strong>n<br />

Champions. Das sind kleine o<strong>de</strong>r mittelständische<br />

Unternehmen, die mit unauffälligen<br />

Produkten <strong>de</strong>n Weltmarkt beherrschen.<br />

Dazu gehört zum Beispiel die<br />

Firma Tetra, die 60 Prozent <strong>de</strong>s weltweit<br />

verkauften Fischfutters produziert.<br />

Schon mal von Tetra gehört?<br />

Die versteckten Hel<strong>de</strong>n halten <strong>de</strong>n Motor<br />

am Laufen, <strong>de</strong>r Deutschland nach<br />

wie vor zum Exportweltmeister macht.<br />

Ihr Nachteil: Kaum einer fin<strong>de</strong>t sie in ihrem<br />

Versteck. Und weil sie so unbekannt<br />

sind, haben sie auch keine Chance, bei<br />

Befragungen als beliebter Arbeitgeber<br />

genannt zu wer<strong>de</strong>n. Dabei wür<strong>de</strong> es sich<br />

lohnen, sie ins Visier zu nehmen.<br />

Denn gera<strong>de</strong> sie müssen sich beson<strong>de</strong>rs<br />

anstrengen, Berufseinsteiger<br />

anzulocken<br />

und zu halten. Viele von<br />

ihnen tun es, in<strong>de</strong>m sie<br />

<strong>de</strong>n Absolventen verantwortungsvollePositionen<br />

und sichere Perspektiven<br />

bieten. O<strong>de</strong>r<br />

in<strong>de</strong>m sie familienfreundlicheArbeitsplätze<br />

schaffen. Lei<strong>de</strong>r<br />

glauben die meisten<br />

immer noch an die acht<br />

hartnäckigsten Vorurteile über<br />

Mittelständler:<br />

1<br />

Ausbildungsbeginn:<br />

01.09.2009, Studienbeginn<br />

(einschl. Vorpraktikum): 01.08.2011<br />

AOK Bayern – Direktion München<br />

Ausbildung 2009 „Uni & <strong>Job</strong>“<br />

Herrn Sascha Lischewski<br />

Landsberger Straße 150-152, 80339 München<br />

o<strong>de</strong>r online: m-ausbildung@by.aok.<strong>de</strong><br />

Fragen? Telefon: 089 5444-2887<br />

Mittelständler sind uncool.<br />

Keine Frage, es ist weniger<br />

sexy, Fischfutter zu verkaufen<br />

als schnittige Sportwagen.<br />

Die AOK ist Marktführer im Bereich Krankenversicherung.<br />

Über 4 Mio. Kun<strong>de</strong>n in Bayern schätzen unsere Fachkompetenz sowie unseren Service.<br />

Die Alternative zur Uni AOK-Betriebswirt/in<br />

Sie... wollen sich nach Ihrem Abitur/Fachabitur in einem Ausbildungsberuf<br />

qualifizieren sowie einen internen Studiengang absolvieren?<br />

Sie... möchten gleichzeitig gutes Geld verdienen?<br />

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Wir... sind ein großes Unternehmen mit vielfältigen Betätigungs- und<br />

Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Wir... vertrauen Ihnen unsere Kun<strong>de</strong>n und Partner an.<br />

Wir... for<strong>de</strong>rn Sie heraus und wollen mit Ihnen unsere Zukunft gestalten.<br />

Aber wer bei BMW arbeitet, ist selbst<br />

noch lange kein BMW. In <strong>de</strong>r Regel können<br />

sich nur die Besten Chancen ausrechnen,<br />

bei einem Weltkonzern unterzukommen.<br />

Was nicht heißt, dass Mittelständler<br />

keine High Potentials suchen.<br />

Verlängern Sie <strong>de</strong>n Sommer und lernen Sie Englisch!<br />

2<br />

Wer im Mittelstand arbeitet,<br />

muss nach Pusemuckel ziehen<br />

und bleibt dort auch für immer<br />

kleben. Entgegen aller<br />

Vorurteile haben Mittelständler kein<br />

großes Problem damit, Mitarbeiter an<br />

einen Standort zu locken, wo Fuchs und<br />

Hase sich Gute Nacht sagen. Die größten<br />

Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Personalgewinnung<br />

haben sie im Ballungsraum einer<br />

Großstadt. Das geht aus einer Umfrage<br />

<strong>de</strong>r Agentur Compamedia aus Überlingen<br />

am Bo<strong>de</strong>nsee hervor, Ausrichter <strong>de</strong>s<br />

Wettbewerbs „Top <strong>Job</strong> – Die 100 besten<br />

Arbeitgeber im Mittelstand“. Mehr als<br />

die Hälfte <strong>de</strong>r befragten Unternehmen,<br />

die keine Rekrutierungsprobleme haben,<br />

sitzen <strong>de</strong>mnach in einer Kleinstadt<br />

o<strong>de</strong>r im ländlichen Raum (53 Prozent).<br />

Aber keine Angst. Für die, die weit hinauswollen:<br />

Tetra zum Beispiel hat seinen<br />

Stammsitz im nie<strong>de</strong>rsächsischen<br />

Melle – und Standorte in Paris, Tokio<br />

und Singapur. Auch für einen Mittelständler<br />

ist es absolut üblich, global zu<br />

agieren. Schließlich will er sein Produkt<br />

weltweit an <strong>de</strong>n Mann bringen.<br />

3<br />

Wenn Sie bis am 31. Oktober 2008 einen Sprachaufenthalt bei<br />

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In familiengeführten Unternehmen<br />

gibt es einen Dominator<br />

und daher ein schlechtes<br />

Klima. Wer viel arbeitet, will<br />

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Uni&<strong>Job</strong> bewerben 35<br />

sich vor allem wohlfühlen. Das hat eine<br />

Befragung von Absolventen verschie<strong>de</strong>ner<br />

Fachrichtungen durch die Gummersbacher<br />

Kienbaum-Berater gezeigt. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

für die umworbenen Ingenieure<br />

ist das Betriebsklima ausschlaggebend.<br />

2006 war ihnen noch das Einkommen<br />

am wichtigsten. Das besagt eine Studie<br />

<strong>de</strong>r Düsseldorfer Marketing-Agentur<br />

Ires für die VDI Nachrichten.<br />

Mittelständische Unternehmen sind<br />

sich laut <strong>de</strong>r Compamedia-Befragung<br />

darüber im Klaren, was für Berufseinsteiger<br />

zählt. Und viele von ihnen installieren<br />

Strukturen, die ein angenehmes<br />

Arbeiten begünstigen. Das reicht von<br />

einer guten Feedback-Kultur bis zum<br />

firmeneigenen Fitness-Studio.<br />

4<br />

Provinzielle Mittelständler haben<br />

noch nie von Work-Life-<br />

Balance gehört. Das Hochschul-Informations-System<br />

in<br />

Hannover hat herausgefun<strong>de</strong>n, dass es<br />

Studieren<strong>de</strong>n mittlerweile weniger wichtig<br />

ist, ehrgeizige berufliche Ziele zu erreichen<br />

als für Familie und Partner da<br />

zu sein. Es gibt Mittelständler, die sich<br />

<strong>de</strong>zidiert dafür einsetzen, dass ihre<br />

Mitarbeiter die richtige Balance zwischen<br />

Arbeit und Privatleben fin<strong>de</strong>n. So<br />

wer<strong>de</strong>n etwa die Kosten für Kin<strong>de</strong>rbetreuung<br />

übernommen. Wird <strong>de</strong>r Partner<br />

krank, ist eine vorübergehen<strong>de</strong> Arbeit<br />

im Home-Office möglich.<br />

5<br />

Die Großen zahlen viel besser.<br />

Auch wenn man offiziell kaum<br />

an brauchbare Zahlen kommt,<br />

muss man wohl davon ausge-<br />

hen, dass das stimmt. Nach einer Studie<br />

<strong>de</strong>s Beratungsunternehmens Accenture,<br />

an <strong>de</strong>r 300 Studieren<strong>de</strong> teilgenommen<br />

haben, ist für 92 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />

ein gutes Gehalt ein wichtiges Entscheidungskriterium<br />

bei <strong>de</strong>r <strong>Job</strong>suche.<br />

Aber wie gesagt, Betriebsklima und<br />

Work-Life-Balance spielen für die<br />

meisten Berufseinsteiger eine min<strong>de</strong>stens<br />

gleich große Rolle. Beim Geld<br />

hört für sie <strong>de</strong>r Spaß noch lange nicht<br />

auf. Außer<strong>de</strong>m: Wer auf <strong>de</strong>m Land<br />

lebt (siehe Punkt 2), kann sich für<br />

wenig Geld ein schickes Haus<br />

zulegen und je<strong>de</strong>n Abend essen<br />

gehen.<br />

6<br />

Nur die Großen<br />

bieten krisensichere<br />

Arbeitsplätze. Auch<br />

das Thema Arbeitsplatzsicherheit<br />

spielt für Berufseinsteiger<br />

eine große Rolle. Aber:<br />

„Gera<strong>de</strong> die Großen haben<br />

in <strong>de</strong>n vergange-<br />

nen Jahren sehr viele Mitarbeiter entlassen.<br />

Und das wird noch weitergehen”,<br />

sagt Karl Bosshard, Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />

bei Kienbaum. Man sollte<br />

daher nicht glauben, dass man sein Berufsleben<br />

heute in einem einzigen Unternehmen<br />

verbringen kann: „Wir haben ja<br />

gesehen, wie vormals scheinbar unangreifbar<br />

soli<strong>de</strong> Unternehmen verkauft<br />

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o<strong>de</strong>r zerschlagen wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r in Konkurs<br />

gegangen sind.” Spricht man mit<br />

Personalchefs von mittelständischen Firmen,<br />

wird immer wie<strong>de</strong>r betont, dass <strong>de</strong>r<br />

Erhalt von Arbeitsplätzen auch in <strong>de</strong>r<br />

Krise oberste Priorität habe.<br />

7<br />

Fotos: Junior<br />

Nur die Großen können sich<br />

Loyalität leisten. Die meisten<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

sind eigentümergeführt,<br />

im Gegensatz zu Kapitalgesellschaften.<br />

Das ist alles an<strong>de</strong>re als ein rein formaler<br />

Unterschied, son<strong>de</strong>rn wirkt sich in <strong>de</strong>r<br />

Regel auf die Unternehmenskultur aus:<br />

Dort gibt es keinen Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

auf Road Show, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m operativen<br />

Geschäft nichts mehr zu tun hat; keine<br />

kurzsichtigen Entscheidungen, die<br />

sich an Dreijahresverträgen von Topmanagern<br />

orientieren. Und im I<strong>de</strong>alfall keine<br />

Personaler, die „Human Resources”<br />

wie Material verschieben. Statt<strong>de</strong>ssen regiert<br />

i<strong>de</strong>alerweise ein Firmenlenker mit<br />

Visionen, <strong>de</strong>r sich gegenüber seinen Angestellten<br />

verpflichtet fühlt. (Natürlich<br />

soll es auch Fälle von selbstherrlichem<br />

Despotismus geben, wo das Familien-Imperium<br />

nach Gutsherrenmanier geführt<br />

wird. Aber das spricht sich schnell herum.)<br />

Diejenigen, die ein wenig Nestwärme<br />

im Berufsleben suchen, sollten auf<br />

Nils Mütze hören. Er ist Personalleiter<br />

von Fendt Agco, einem Hid<strong>de</strong>n Champion<br />

<strong>de</strong>r Traktorproduktion, und er versichert:<br />

„Wir sind aus einem Familienunternehmen<br />

hervorgegangen. Daraus resultiert<br />

ein traditionell starkes Verantwortungsbewusstsein<br />

für unsere Mitarbeiter.“<br />

8<br />

Das Trainee-Programm <strong>de</strong>r BayernLB<br />

In einem kleinen Betrieb ist<br />

man wegen intervenieren<strong>de</strong>r<br />

Überväter zur Unselbständigkeit<br />

verdammt. Auf Eigenverantwortung<br />

legen Einsteiger laut Kienbaum-Studie<br />

viel Wert. Da sind sie gera<strong>de</strong><br />

beim Mittelstand gut aufgehoben:<br />

„Flache Hierarchien, hohe Durchlässigkeit<br />

und viel Verantwortung schon nach<br />

kurzer Zeit zeichnen mittelständische<br />

Unternehmen aus“, sagt Erik Bethkenhagen,<br />

Mitglied <strong>de</strong>r Kienbaum-Geschäftsleitung.<br />

Na, dann mal raus aufs Land.<br />

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36 bewerben Uni&<strong>Job</strong><br />

Anreise auf<br />

eigene Kosten<br />

Wer übernimmt die Fahrtkosten<br />

bei einem Vorstellungsgespräch<br />

in einer an<strong>de</strong>ren<br />

Stadt? In vielen Fällen haben<br />

die Bewerber ein Recht<br />

auf eine Kostenerstattung.<br />

Laut Paragraph 670 BGB<br />

muss ein Unternehmen, das einen<br />

Bewerber einlädt, notwendige<br />

Ausgaben ersetzen,<br />

die im Zusammenhang mit einem<br />

Vorstellungsgespräch anfallen.<br />

Diese Verpflichtung<br />

gilt unabhängig davon, ob<br />

sich <strong>de</strong>r Kandidat auf eine<br />

Stellenanzeige o<strong>de</strong>r initiativ<br />

beworben hat und ob am En<strong>de</strong><br />

tatsächlich ein Arbeitsverhältnis<br />

zustan<strong>de</strong>kommt. „Es<br />

spielt auch keine Rolle, ob die<br />

Einladung zum Gespräch<br />

schriftlich o<strong>de</strong>r telefonisch erfolgt<br />

ist“, sagt Pia Alexa Becker,<br />

Fachanwältin für Arbeitsrecht<br />

in München.<br />

Doch die Regelung lässt ein<br />

Hintertürchen offen: Das Unternehmen<br />

kann eine Kostenübernahme<br />

bereits im Vorfeld<br />

ausschließen. Diese Ausnahme<br />

nutzen immer mehr<br />

Firmen: „Vor allem auf Hochschulabsolventen<br />

wer<strong>de</strong>n die<br />

Anfahrtskosten oft<br />

abgewälzt“,<br />

Foto: TV-Yesterday<br />

warnt<br />

Thomas Rübel,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>s Berliner<br />

Büros für Berufsstrategie.<br />

Wie aber verhält man sich,<br />

wenn man seine Anreise in<br />

Rechnung stellt? In keinem<br />

Fall sollten Bewerber zu kleinlich<br />

sein und etwa je<strong>de</strong>s Salamibrötchen<br />

aufführen, warnt<br />

Rübels Kollege Jürgen Hesse.<br />

Damit wer<strong>de</strong> ein möglicher<br />

guter Eindruck wie<strong>de</strong>r zerstört.<br />

Allerdings ist es laut Anwältin<br />

Becker häufig durchaus<br />

nötig, an die Bezahlung<br />

zu erinnern. Wenn das Unternehmen<br />

später einen Rückzieher<br />

machen und die Kosten<br />

trotz Ankündigung nach <strong>de</strong>m<br />

Gespräch nicht übernehmen<br />

will, bestehe Anspruch auf Regress.<br />

Die Zusage, oft mündlich<br />

gegeben, müsse man in<br />

diesem Fall aber beweisen.<br />

Läuft alles glatt, wird in<br />

<strong>de</strong>r Regel eine Bahnfahrt<br />

zweiter Klasse ersetzt o<strong>de</strong>r<br />

bei Anreise mit <strong>de</strong>m Pkw die<br />

Entfernungspauschale von 30<br />

Cent pro Kilometer. Prinzipiell<br />

wer<strong>de</strong>n auch Flüge bezahlt,<br />

wenn eine Zugfahrt zu<br />

lang und zu umständlich wäre.<br />

Wer fliegen möchte, sollte<br />

das allerdings vorher mit <strong>de</strong>m<br />

Personalverantwortlichen besprechen.<br />

SZ<br />

Personaler in Großbetrieben halten sich häufig an Standardverträge, die sie nur ungern modifizieren. Foto: Image Source<br />

Verhandlungssache<br />

Bewerber haben weniger Einfluss auf <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag, als sie vielleicht <strong>de</strong>nken<br />

Die Erkenntnis ist ernüchternd. Ganz<br />

gleich, wie gut sich ein Bewerber auf<br />

das Vorstellungsgespräch vorbereitet<br />

o<strong>de</strong>r wie geschickt er argumentiert,<br />

um ein bisschen mehr Geld<br />

o<strong>de</strong>r Freiheit herauszuholen – am<br />

En<strong>de</strong> muss er sich meistens doch<br />

mit <strong>de</strong>m Angebot zufrie<strong>de</strong>ngeben,<br />

das ihm vorgesetzt wird. „In<br />

<strong>de</strong>r Regel sind Bewerber gezwungen,<br />

die im Vertrag vorgelegten Arbeitsbedingungen<br />

zu akzeptieren“,<br />

sagt Professor Hei<strong>de</strong> Pfarr, Direktorin<br />

<strong>de</strong>s Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen<br />

Instituts (WSI) <strong>de</strong>r gewerkschaftsnahen<br />

Hans-Böckler-Stiftung.<br />

Das Institut hat mehr als tausend Personalverantwortliche<br />

aller Wirtschaftszweige<br />

und Betriebsgrößen danach befragt,<br />

wie sehr sie auf Än<strong>de</strong>rungswün-<br />

sche von Bewerbern eingehen. Das Ergebnis:<br />

Nicht-Aka<strong>de</strong>miker schaffen es<br />

nur selten, ihre Wünsche durchzusetzen.<br />

Immerhin konnten Bewerber mit Fachhochschul-<br />

o<strong>de</strong>r Universitäts-Abschluss<br />

in 43 Prozent <strong>de</strong>r Betriebe erfolgreich<br />

über ihre Anstellungsbedingungen verhan<strong>de</strong>ln.<br />

Doch auch hier zeigte sich ein<br />

gutes Drittel <strong>de</strong>r Personalchefs kompromisslos<br />

und stimmte kein einziges Mal<br />

einer Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Vertrages zu. „Die<br />

These, dass sich im Einstellungsgespräch<br />

zwei gleichwertige Verhandlungspartner<br />

gegenübersitzen, ist damit<br />

wi<strong>de</strong>rlegt“, sagt Pfarr.<br />

Ganz oben bei <strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungswünschen<br />

steht laut Studie das Gehalt. Danach<br />

kämen alle an<strong>de</strong>ren Fragen von <strong>de</strong>r<br />

Arbeitszeit bis hin zum Dienstwagen.<br />

Erstaunlicherweise haben Bewerber in<br />

Kleinbetrieben mehr Chancen auf einen<br />

Verhandlungserfolg als in einem Großunternehmen.<br />

Aka<strong>de</strong>miker haben in 73<br />

Prozent <strong>de</strong>r befragten Großbetriebe verschwin<strong>de</strong>nd<br />

geringe Aussichten, dass<br />

auf ihre Vorstellungen eingegangen<br />

wird. Der Grund: Großbetriebe halten<br />

sich nach Einschätzung <strong>de</strong>s WSI häufig<br />

an Standardverträge, die nur ungern aufgeschnürt<br />

wür<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m seien sie<br />

in <strong>de</strong>r Regel tarifgebun<strong>de</strong>n.<br />

Von <strong>de</strong>m Vorschlag, arbeitsrechtliche<br />

Vorschriften wie <strong>de</strong>n Kündigungsschutz<br />

zugunsten von „freiwilligen Vereinbarungen“<br />

zu schwächen, hält die Arbeitsrechtlerin<br />

Pfarr wenig. Sie gingen offensichtlich<br />

von unrealistischen Voraussetzungen<br />

aus. „Die meisten Beschäftigten<br />

dürften wenig Chancen haben, sich frei<br />

zu entschei<strong>de</strong>n.“ SZ<br />

Darf es ein Dienstwagen sein?<br />

Kandidaten sollten im Vorstellungsgespräch sagen können, wie viel sie verdienen möchten<br />

Wer sich irgendwo bewirbt, weiß<br />

meist ziemlich genau, was er drauf hat.<br />

Aber was er dafür verlangen kann, weiß<br />

er in <strong>de</strong>r Regel nicht. Dabei sollten Kandidaten<br />

unbedingt eine Gehaltsvorstellung<br />

haben. Es sei hilfreich, sich vorher<br />

zwei Zahlen zu überlegen, empfiehlt<br />

Christine Öttl, Karriereberaterin aus<br />

München: die unterste Grenze, die man<br />

als Verdienst zum Bestreiten <strong>de</strong>s Lebensunterhalts<br />

min<strong>de</strong>stens haben muss, und<br />

eine höhere Summe als Wunschgehalt.<br />

Im Gespräch sei es durchaus erlaubt,<br />

ein bisschen zu pokern. „Man muss dabei<br />

aber immer eine Antwort auf die Frage<br />

haben: Warum sind Sie dieses Geld<br />

wert?“, sagt Öttl. Wer <strong>de</strong>m Personalchef<br />

nicht plausibel machen kann, was er als<br />

Gegenleistung dafür mitbringe, habe<br />

schlechte Karten. Auch eine gewisse Flexibilität<br />

könne nicht scha<strong>de</strong>n. Wenn <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgeber etwa statt <strong>de</strong>s höheren<br />

Wunschgehalts eine niedrigere Summe<br />

plus einen Dienstwagen anbietet, sei das<br />

möglicherweise eine Alternative.<br />

Wer partout nicht weiß, in welchem<br />

Gehaltsrahmen er sich ansie<strong>de</strong>ln soll,<br />

sollte sich trauen, das zuzugeben, sagt<br />

Öttl. Es sei besser zu sagen „Ich weiß es<br />

Wenn sonst alles passt,<br />

be<strong>de</strong>utet eine etwas zu hohe<br />

For<strong>de</strong>rung nicht das Aus<br />

nicht. Sagen Sie mir, was ich verlangen<br />

kann“, als irgendwelche Phantasie-Zahlen<br />

zu nennen. Gera<strong>de</strong> Berufseinsteigern<br />

wer<strong>de</strong> das nicht als Nachteil ausgelegt.<br />

Ähnliches gilt <strong>de</strong>r Trainerin zufolge<br />

für das Bewerbungsschreiben. Wenn<br />

man um die Angabe seiner Gehaltsvorstellungen<br />

gebeten wird, müsse man in<br />

<strong>de</strong>r Bewerbung etwas dazu schreiben.<br />

„Weglassen wäre unhöflich“, sagt Christine<br />

Öttl. Berufseinsteigern helfe auch<br />

hier <strong>de</strong>r Trick, das eigene Unwissen zuzugeben<br />

und darum zu bitten, diesen<br />

Punkt gerne im persönlichen Gespräch<br />

besprechen zu wollen. Wer dagegen<br />

klare Gehaltsvorstellungen hat, sollte<br />

diese auch nennen, damit <strong>de</strong>r Personalchef<br />

einen nicht unter falschen Annahmen<br />

einlädt.<br />

Eines sollten sich alle Bewerber klarmachen,<br />

sagt Öttl: Personaler wollten<br />

Bewerber beim Gehalt nicht über <strong>de</strong>n<br />

Tisch ziehen. Sie hätten vor allem das Interesse,<br />

gutes Personal einzustellen. Dafür<br />

seien sie auch bereit, ein angemessenes<br />

Preis zu zahlen. Wer mit seinem Gehaltswunsch<br />

etwas über <strong>de</strong>n Vorstellungen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens liegt, wer<strong>de</strong> daher<br />

trotz<strong>de</strong>m zum Gespräch gela<strong>de</strong>n,<br />

wenn sonst alles passt. dpa/tmn


Uni&<strong>Job</strong> bewerben 37<br />

Goldfischteich o<strong>de</strong>r Haifischbecken?<br />

Kreativ soll er sein, aber bitte trotz<strong>de</strong>m im Rahmen bleiben: Was Personalchefs vom Nachwuchs erwarten<br />

Prädikatsexamen, Auslandsaufenthalte,<br />

Praktika – das gehört zum Standardprofil<br />

heutiger Hochschulabsolventen.<br />

Sie wissen, was sie wollen. Und dass sie<br />

von <strong>de</strong>r Wirtschaft heftig umworben wer<strong>de</strong>n.<br />

Denn <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographische Wan<strong>de</strong>l<br />

schlägt auch in <strong>de</strong>n Unternehmen zu:<br />

Kandidaten, die das Zeug zum Top-Manager<br />

haben, wer<strong>de</strong>n knapp.<br />

Trotz<strong>de</strong>m halte sie nichts davon, je<strong>de</strong>n<br />

Bewerber mit einigermaßen passen<strong>de</strong>n<br />

Qualifikationen zu nehmen, sagt Katharina<br />

Heuer. Die Leiterin Managementund<br />

Mitarbeiterqualifizierung <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Bahn spricht damit für viele Kollegen<br />

auch aus an<strong>de</strong>ren Branchen. Ob Logistikkonzern<br />

o<strong>de</strong>r Verlag, ob Markenartikler<br />

o<strong>de</strong>r Finanzdienstleister: Alle<br />

suchen nach Wegen, um erfolgreich im<br />

Goldfischteich zu fischen. „Dabei geht<br />

es uns weniger um High als um Right<br />

Potentials“, sagt Talent-Managerin Nikolina<br />

Kopping von Unilever.<br />

Bis zu 5000 Bewerbungen pro Jahr<br />

sichtet das Unternehmen allein im<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Raum. Die meisten<br />

kämen online und seien erfrischend kreativ,<br />

so Kopping. Sie habe schon Adaptionen<br />

von Werbekampagnen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

auf <strong>de</strong>n Bildschirm bekommen.<br />

Für sie und ihr Team ein erstes Zeichen,<br />

dass <strong>de</strong>r Bewerber passen könnte.<br />

Foto: Bil<strong>de</strong>rBox.com<br />

Kreativ gern, aber vor allem handhabbar<br />

– lautet das Credo <strong>de</strong>r meisten Personaler.<br />

Für <strong>de</strong>n ersten Eindruck reicht die<br />

schlichte Papierform. Doch Papier ist geduldig.<br />

Da kann manches aufgeschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n, was eher Wunsch als wirkliche<br />

Qualifikation <strong>de</strong>s Bewerbers darstellt.<br />

„Erschrecken<strong>de</strong>rweise stimmt vieles<br />

nicht, was in <strong>de</strong>n Lebensläufen<br />

steht“, sagt Mario Vaupel vom Versicherungskonzern<br />

Ergo. Auslandsaufenthalte<br />

entpuppen sich als verlängerte Urlaube,<br />

das angeblich fließen<strong>de</strong> Spanisch beschränkt<br />

sich auf Begrüßungsfloskeln.<br />

„Deshalb führen wir intensive Interviews,<br />

auch in <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Bewerbern angegebenen<br />

Sprachen“, so Vaupel. Immerhin<br />

han<strong>de</strong>le es sich bei unrichtigen Angaben<br />

in <strong>de</strong>r Vita um eine Art Fälschung.<br />

„Keine Empfehlung für Leute, die bei<br />

einem Versicherer arbeiten wollen.“<br />

Gleichwohl sieht er die Not <strong>de</strong>r Bewerber,<br />

in <strong>de</strong>r Fülle <strong>de</strong>r Konkurrenten positiv<br />

aufzufallen. Denn auch wenn die<br />

Zahl <strong>de</strong>r potentiellen Nachwuchsführungskräfte<br />

zurückgeht: Der Wettbewerb<br />

um Spitzenpositionen wird härter.<br />

Mit Bestnoten im Examen allein kann<br />

heute keiner mehr punkten. Auch nicht<br />

mit Auslandsaufenthalten. „Natürlich<br />

sind Auslandsaufenthalte in unserer<br />

globalisierten Welt sehr wichtig. Da die<br />

aber in die meisten Studiengängen integriert<br />

sind, stellen sie kein Alleinstellungsmerkmal<br />

mehr dar“, sagt Heuer.<br />

Die Persönlichkeit <strong>de</strong>s Kandidaten ist<br />

min<strong>de</strong>stens so wichtig wie Noten, Fächer<br />

und formale Qualifikationen. Kann <strong>de</strong>r<br />

Kandidat <strong>de</strong>n eigenen Standpunkt reflektieren?<br />

Weist sein bisheriger Lebensweg<br />

darauf hin, dass er zielorientiert vorgeht?<br />

Ist er weltgewandt, netzwerkorientiert,<br />

risikobereit? Vor allem: Hat er Dinge<br />

in und neben seinem Studium aus<br />

Überzeugung getan o<strong>de</strong>r nur, weil sie opportun<br />

schienen? Authentisch solle <strong>de</strong>r<br />

Kandidat sein, sagt Heuer und meint damit<br />

das Gegenteil von stromlinienförmig<br />

und angepasst.<br />

Umgekehrt prüfen die Kandidaten,<br />

leistungsbereit und im Bewusstsein <strong>de</strong>r<br />

Willkommen auf <strong>de</strong>m Weg nach oben.<br />

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eigenen Qualifikation, ob ein Unternehmen<br />

ihnen die notwendigen Voraussetzungen<br />

für ihre Karriere bietet. „Können<br />

wir das nicht, ziehen sie weiter“, so Vaupel.<br />

Es sei eben ein Nachfrage-Markt,<br />

sagt Heuer. Durchaus auch zum Nutzen<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen. Barbara Sommerhoff<br />

GENERAL<br />

MANAGEMENT<br />

PROGRAMM


38 arbeiten Uni&<strong>Job</strong><br />

Am Empfang stehen Smarties bereit, auf <strong>de</strong>n Schreibtischen blubbern Lavalampen.<br />

Wem danach ist, kann sich am Schlagzeug austoben o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Sofa<br />

kuscheln. Die Hamburger Google-Zentrale sieht aus wie ein Jugendzentrum im<br />

Luxusformat. Gearbeitet wird hier aber auch. Fotos: David Ausserhofer


Uni&<strong>Job</strong> arbeiten 39<br />

Im Pyjama unter Palmen<br />

In <strong>de</strong>r Hamburger Google-Zentrale ist alles schön bunt. Das kann nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass hier knallhart Umsätze gemacht wer<strong>de</strong>n – in diesem Jahr voraussichtlich 1,3 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

Von Christian Helten<br />

Im Prozess <strong>de</strong>s Erwachsenwer<strong>de</strong>ns<br />

machen die meisten von uns eine Phase<br />

durch, in <strong>de</strong>r sie sich von <strong>de</strong>n Relikten<br />

<strong>de</strong>s Teenager-Daseins verabschie<strong>de</strong>n.<br />

Die Poster und das bunte Plüschsofa dürfen<br />

nicht mit in die neue Stu<strong>de</strong>ntenbu<strong>de</strong>.<br />

So flippige Deko, vormals Ausdruck jugendlichen<br />

Lebensgefühls, erscheint<br />

überflüssig, weil unreif, und weicht<br />

einem schlichteren Stil mit kahlen Wän<strong>de</strong>n<br />

und zurückhalten<strong>de</strong>n Farben. In<br />

Deutschland gibt es eine Handvoll Büros,<br />

in <strong>de</strong>nen sich dieser Prozess umgekehrt<br />

zu haben scheint – und diese Büros<br />

gehören zu einem Unternehmen, das in<br />

diesem Jahr voraussichtlich einen Umsatz<br />

von 22 Milliar<strong>de</strong>n Dollar erzielen<br />

wird, ein Betrag so hoch wie das gesamte<br />

Bruttoinlandsprodukt von Uruguay.<br />

Google Deutschland hat seinen Hauptsitz<br />

in Hamburg am Gänsemarkt, nicht<br />

Wer vom Kickern genug hat,<br />

kann Schlagzeug spielen<br />

o<strong>de</strong>r sich massieren lassen<br />

weit von Binnenalster, Jungfernstieg<br />

und Rathaus entfernt – da also, wo Hamburg<br />

geschäftig, schick und teuer ist.<br />

Das, was man hinter Googles Glastüren<br />

antrifft, steht aber im krassen Gegensatz<br />

zu <strong>de</strong>n Na<strong>de</strong>lstreifen, <strong>de</strong>n Aktentaschen<br />

und Business-Kostümen, die draußen<br />

durchs Viertel laufen. Auf <strong>de</strong>n drei Etagen<br />

<strong>de</strong>r Internetfirma geht es bunt zu wie<br />

bei <strong>de</strong>n Farben <strong>de</strong>s Firmenlogos. Am<br />

Empfang stehen Smarties und blubbern<strong>de</strong><br />

Lavalampen. Die zahlreichen Sitzecken,<br />

in die sich die Googlianer zu Besprechungen<br />

o<strong>de</strong>r einfach nur auf eine<br />

Saftpause zurückziehen können, locken<br />

i<br />

Die Grün<strong>de</strong>r. Mit<br />

gera<strong>de</strong> mal 25 Jahren<br />

mel<strong>de</strong>ten die bei<strong>de</strong>n<br />

Stanford-Informatikstu<strong>de</strong>nten<br />

Larry Page und Sergej<br />

Brin ihre Firma Google an.<br />

Ein paar Semester hatten sie an<br />

ihrer I<strong>de</strong>e gefeilt und dann eine<br />

Anschubfinanzierung von mehr<br />

als einer Million Dollar bekommen.<br />

„Von solchen Startbedingungen<br />

können Stu<strong>de</strong>nten hierzulan<strong>de</strong><br />

nur träumen“, sagt August-Wilhelm<br />

Scheer, Chef <strong>de</strong>s<br />

IT-Branchenverbands Bitkom.<br />

mit überdimensionalen Kissen, natürlich<br />

bunt gemischt wie auch <strong>de</strong>r Inhalt<br />

<strong>de</strong>r Kühlschränke, die nahezu an je<strong>de</strong>r<br />

Ecke stehen. Sogar die Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Konferenzräume<br />

erstrahlen in grellem Gelb,<br />

Grün, Rot o<strong>de</strong>r Blau.<br />

Vieles erinnert eher an ein Freizeit-<br />

Zentrum als an eine Konzernzentrale.<br />

Im Games Room spielen zwei Damen aus<br />

<strong>de</strong>m Marketing eine Partie Tennis auf<br />

<strong>de</strong>r Wii-Konsole, daneben stehen ein<br />

elektrisches Schlagzeug, ein Kickertisch<br />

und eine Tischtennisplatte bereit. Im<br />

Massageraum ein Stockwerk tiefer wer<strong>de</strong>n<br />

die Verspannungen, die Bürostuhl<br />

und Wii-Sport hinterlassen, professionell<br />

beseitigt. Hin und wie<strong>de</strong>r gibt es<br />

auch eine größere Überraschung: Dann<br />

wird zum Beispiel <strong>de</strong>r „Global Pyjama<br />

Day“ ausgerufen, an <strong>de</strong>m die gesamte Belegschaft<br />

im Schlafanzug zur Arbeit erscheint;<br />

o<strong>de</strong>r eine Umweltaktion, bei <strong>de</strong>r<br />

die Autos in <strong>de</strong>r Garage bleiben und man<br />

ökologisch ins Büro kommen muss – zum<br />

Beispiel mit <strong>de</strong>m nagelneuen Mountainbike,<br />

mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Arbeitgeber seine Mitarbeiter<br />

beschenkt hat.<br />

Kein Wun<strong>de</strong>r, dass die <strong>Job</strong>s bei Google<br />

so begehrt sind. „Weltweit bekommen<br />

wir 1,7 Millionen Bewerbungen im<br />

Jahr“, sagt Rekruiterin Pia Baumeister.<br />

Gesucht sind vor allem Vertriebler und<br />

Marketing-Leute sowie Software-Entwickler<br />

und -Ingenieure. Chancen haben<br />

aber auch Interessenten für die Bereiche<br />

Human Resources, Marketing, Product<br />

Management o<strong>de</strong>r Public Policy. Außer<br />

mit perfektem Englisch und einem exzellenten<br />

Hochschulabschluss müssen die<br />

Kandidaten vor allem mit ihrer Art überzeugen.<br />

Sie müssen etwas mitbringen,<br />

das Baumeister schlicht „Googleness“<br />

nennt, wohl weil sich dieses gewisse<br />

Etwas schwer in einen Begriff pressen<br />

lässt: „Wir suchen Leute, die etwas bewegen<br />

wollen. Es muss einfach eine Lei<strong>de</strong>n-<br />

Der Markt. Allein in Deutschland<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit fast 80 Prozent<br />

aller Suchanfragen über<br />

Google gestellt. Weltweit betrachtet<br />

steht Google mit einem<br />

Anteil von mehr als 60 Prozent<br />

ebenfalls Platz eins, gefolgt von<br />

Yahoo (elf Prozent). Konkurrenz<br />

kommt neuerdings aus<br />

China: Die Suchmaschine Baidu<br />

hat in <strong>de</strong>n vergangenen Monaten<br />

an Marktanteilen gewonnen<br />

und rangiert mit einem Anteil<br />

von mehr als neun Prozent auf<br />

<strong>de</strong>m dritten Platz weltweit.<br />

Die Bewerber. Je<strong>de</strong>r fünfte<br />

<strong>de</strong>utsche Informatikstu<strong>de</strong>nt<br />

träumt davon, für Google zu<br />

arbeiten. Software-Gigant SAP<br />

rangiert auf Platz zwei <strong>de</strong>r Liste<br />

<strong>de</strong>r Wunscharbeitgeber, weit<br />

vor Microsoft, ergab eine Studie<br />

<strong>de</strong>s Tren<strong>de</strong>nce-Instituts in Berlin.<br />

Informatiker geben sich beim<br />

<strong>Job</strong>start selbstbewusst. Laut<br />

Studie erwarten sie 2008 im<br />

Vergleich zum Vorjahr eine niedrigere<br />

Wochenarbeitszeit von<br />

43,4 Stun<strong>de</strong>n, aber mehr Gehalt:<br />

43 300 statt 42 600 Euro.<br />

schaft spürbar sein – wofür genau, ist<br />

Nebensache.“ So kommt es, dass im Hamburger<br />

Büro ein Tiermediziner <strong>de</strong>n<br />

technischen Support macht und ein ehemaliger<br />

Eiskunstlauf-Europameister<br />

Manager ist.<br />

Damit bei aller Machermentalität<br />

auch die Chemie untereinan<strong>de</strong>r stimmt,<br />

enthält <strong>de</strong>r Bewerbungsprozess eine<br />

Komponente, die aus <strong>de</strong>r Zeit zu stammen<br />

scheint, als die Google-Grün<strong>de</strong>r Larry<br />

Page und Sergej Brin, heute Multimilliardäre<br />

in Jeans und Sneakers, zusammen<br />

in einem Stu<strong>de</strong>ntenwohnheim in<br />

Stanford lebten. Wie bei einem Casting<br />

für einen neuen WG-Mitbewohner stellt<br />

Reemda ist promovierte<br />

Historikerin und verkauft<br />

geschickt formulierte Anzeigen<br />

sich <strong>de</strong>r Bewerber allen zukünftigen Kollegen<br />

vor, nicht nur einem Manager und<br />

einem Personaler. Einem eventuellen Veto<br />

muss sich auch <strong>de</strong>r Chef beugen.<br />

Weltweit zählt <strong>de</strong>r Konzern etwa<br />

20 000 Mitarbeiter. Etwa 200 Googler<br />

sind in Deutschland tätig. Die Gehälter<br />

sind „marktüblich“. Was das genau be<strong>de</strong>utet,<br />

darüber schweigt Recruiting Managerin<br />

Baumeister sich aus.<br />

Das Hamburger Büro verkauft die Anzeigen,<br />

die das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll Google<br />

so erfolgreich machen. Denn was vor<br />

zehn Jahren als puristische Suchmaschine<br />

ins Netz ging, hat sich längst zum ausgeklügelten<br />

und effektiven Programm<br />

zur Schaltung von Werbeanzeigen entwickelt.<br />

Der Erfolg beruht auf <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e,<br />

<strong>de</strong>m Nutzer nur die Werbung zu präsentieren,<br />

die inhaltlich zu seiner<br />

Suchanfrage passt. Gibt jemand <strong>de</strong>n Begriff<br />

„Bauchschmerzen“ ein, erscheinen<br />

rechts neben <strong>de</strong>n Suchergebnissen Anzei-<br />

Beliebteste Arbeitgeber <strong>de</strong>r<br />

Informatiker in Prozent<br />

Rang<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Google<br />

SAP<br />

IBM<br />

Siemens<br />

Fraunhofer-<br />

Institut<br />

BMW<br />

Microsoft<br />

Apple<br />

Porsche<br />

Electronic Arts<br />

8,0<br />

7,4<br />

7,1<br />

6,9<br />

6,3<br />

SZ-Grafik: Mockeviciute; Quelle: Tren<strong>de</strong>nce-Institut GmbH 2008<br />

gen von Heilpraktikern und Gesundheitsratgebern<br />

– keine aufwendig gestalteten<br />

Werbebanner, son<strong>de</strong>rn schnörkellose<br />

Dreizeiler, die per Klick zur Homepage<br />

<strong>de</strong>s Anzeigenkun<strong>de</strong>n führen. Google hat<br />

damit ein kleines Wirtschaftswun<strong>de</strong>r geschaffen.<br />

Nach einer Schätzung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />

Digitale Wirtschaft wer<strong>de</strong>n<br />

sich die Umsätze im Jahr 2008 allein in<br />

Deutschland auf knapp 1,3 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro belaufen<br />

Reemda Tieben, 35 Jahre, akquiriert<br />

und berät Anzeigenkun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Telekommunikationsbranche.<br />

Sie arbeitet,<br />

<strong>de</strong>n Blick auf <strong>de</strong>n Bildschirm gerichtet,<br />

zwischen einer Ansammlung von Telefonen,<br />

Handys und Computertastaturen.<br />

Die Gerätschaften liegen und stehen auf<br />

ihrem Schreibtisch, manche baumeln<br />

sogar von <strong>de</strong>r Decke. Die Sales-Sparte<br />

ist in zwölf solcher Teams unterteilt,<br />

nach <strong>de</strong>n Branchen, die sie bedienen.<br />

Entsprechend sind auch die Arbeitsplätze<br />

geschmückt: Das Travel-Team ist von<br />

aufblasbaren Gummipalmen umgeben,<br />

das Team Automotive hat Rückspiegel<br />

am Bildschirm. Und Reemdas Technik-<br />

Arsenal passt eben prima zu ihrer Abteilung,<br />

<strong>de</strong>m Branchenteam „Technology<br />

Vertical“.<br />

„Man muss analytisch <strong>de</strong>nken können“,<br />

sagt Reemda, eigentlich promovierte<br />

Historikerin. Sie weiß, welche Suchbegriffe<br />

zum Anzeigenkun<strong>de</strong>n passen könnten<br />

und fügt die hinzu, die gera<strong>de</strong> hoch<br />

im Kurs liegen. Denn was die Internetnutzer<br />

in Googles Suchschlitz tippen, unterliegt<br />

Schwankungen. Seit einigen Monaten<br />

wirbt die <strong>de</strong>utsche Telekom mit<br />

Paul Potts, <strong>de</strong>m Star-Tenor <strong>de</strong>r britischen<br />

Casting Show „Britain’s Got Talent“.<br />

Neben <strong>de</strong>n drei Millionen Suchergebnissen<br />

für seinen Namen steht <strong>de</strong>shalb<br />

jetzt rechts oben auch eine Telekom-Anzeige,<br />

die sie dazu passend<br />

verkauft hat. >><br />

19,5<br />

16,0<br />

13,9<br />

10,8<br />

8,8<br />

Die Marke. Coca-Cola ist auch<br />

im achten Jahr in Folge die wertvollste<br />

Marke <strong>de</strong>r Welt. Der Markenwert<br />

stieg 2008 auf knapp<br />

67 Milliar<strong>de</strong>n Dollar. Auf <strong>de</strong>n<br />

Plätzen zwei und drei folgen<br />

IBM und Microsoft, wobei die<br />

bei<strong>de</strong>n US-Riesen im Vergleich<br />

zum Vorjahr die Ränge tauschten.<br />

Zu <strong>de</strong>n Aufsteigern zählen<br />

vor allem Google, Apple, Amazon,<br />

Zara und Nintendo. Allein<br />

Google konnte um zehn Plätze<br />

vorrücken und ist mittlerweile<br />

die zehntteuerste globale Marke.


40 arbeiten Uni&<strong>Job</strong><br />

>> Zu Reemdas <strong>Job</strong> gehört auch die<br />

Gestaltung <strong>de</strong>r Werbetexte. Schon ein<br />

einzelnes verän<strong>de</strong>rtes Wort o<strong>de</strong>r Satzzeichen<br />

kann maßgeblich dazu beitragen,<br />

dass ein Text „gut klickt“. Und das allein<br />

zählt: Google verdient sein Geld nicht<br />

pro Anzeige; bezahlt wird ausschließlich<br />

für die Internetnutzer, die <strong>de</strong>m Link tatsächlich<br />

folgen. Mit ihren Analyse-Tools<br />

kann Reemda sogar nachvollziehen, ob<br />

<strong>de</strong>r Besucher auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n etwas<br />

gekauft o<strong>de</strong>r einen Katalog<br />

angefor<strong>de</strong>rt hat – die sogenannte Conversion<br />

Rate.<br />

Patrick Singer sitzt in Turnschuhen,<br />

Jeans und verwaschenem T-Shirt in <strong>de</strong>r<br />

Kantine und löffelt sein Dessert. Er sieht<br />

aus wie ein Schüler vor <strong>de</strong>m Nachmittagsunterricht<br />

– bis er zu re<strong>de</strong>n beginnt,<br />

SIE sind auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />

einem <strong>Job</strong>?<br />

WIR sind auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />

Call Center Agent´s (m/w)<br />

Für nähere Auskünfte<br />

rufen Sie uns an:<br />

Für Augsburg: 0821 999811-0<br />

Für Nürnberg: 0911 2555-100<br />

und es klar wird, dass er in Wirklichkeit<br />

eine Art Lehrer ist. „Agency Product<br />

Consultant“ steht auf seiner Visitenkarte,<br />

und sein <strong>Job</strong> ist es, an<strong>de</strong>ren zu erklären,<br />

was sich zum Beispiel hinter solch<br />

verschwurbelter Begrifflichkeit verbirgt.<br />

Nicht alle Google-Anzeigen wer<strong>de</strong>n<br />

direkt über Berater wie Reemda geschaltet,<br />

ein beträchtlicher Teil läuft<br />

über Media-Agenturen. Damit die wissen,<br />

welche Produkte für ihre Kun<strong>de</strong>n<br />

sinnvoll sind, zeigt Patrick ihnen, was<br />

Google alles kann.<br />

Google besitzt mehr als 2000 Patente<br />

und schaltet laufend neue Dienste und<br />

Beta-Versionen frei, von Mars-Satellitenbil<strong>de</strong>rn<br />

bis zu Google Health, einer Art<br />

virtuelle Krankenakte. Weltweit werkeln<br />

rund 10 000 Ingenieure an Neuent-<br />

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Berufliches Gymnasium<br />

Neu: Beruf einschl. Abitur<br />

BERND-BLINDOW-SCHULE<br />

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wicklungen und <strong>de</strong>r Verbesserung bestehen<strong>de</strong>r<br />

Anwendungen, ein Teil davon<br />

auch in München und Zürich, wo zum<br />

Beispiel Google Maps das Licht <strong>de</strong>s<br />

Webs erblickte. „Unsere Ingenieure arbeiten<br />

in recht kleinen Projektteams von<br />

Weltweites Firmenritual:<br />

Je<strong>de</strong>n Freitag um vier ist<br />

Chill-out in <strong>de</strong>r Kantine<br />

fünf bis maximal zehn Leuten“, erklärt<br />

Sprecher Keuchel. Google hat immer wie<strong>de</strong>r<br />

neue Projekte in <strong>de</strong>r Pipeline. Sich<br />

mit diesen Innovationen auseinan<strong>de</strong>rzusetzen,<br />

darin sieht Patrick <strong>de</strong>n Reiz seiner<br />

Arbeit: „Ich wer<strong>de</strong> dafür bezahlt,<br />

Sprachreisen & Praktika<br />

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Leben, arbeiten und<br />

lernen im Ausland<br />

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Studieren<strong>de</strong> aufgepasst – Talente gesucht!<br />

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Möchten Sie nach <strong>de</strong>n ersten erfolgreich absolvierten Semestern<br />

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Bereichen einer Bank- und Investmentgesellschaft über 30<br />

verschie<strong>de</strong>ne Praktika an. Unabhängig davon, ob Sie 6 Wochen<br />

o<strong>de</strong>r 6 Monate bei uns im Haus sind: Wir begleiten Sie bei Ihren<br />

ersten Schritten in <strong>de</strong>r Arbeitswelt und übertragen Ihnen während<br />

<strong>de</strong>s Praktikums verantwortungsvolle Aufgaben, an <strong>de</strong>nen Sie<br />

wachsen können.<br />

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Glückwunsch – die Theorie haben Sie geschafft. Was jetzt noch<br />

fehlt, ist <strong>de</strong>r individuelle Start in die Praxis! Wir sind genau so<br />

flexibel wie Sie und bieten Ihnen die Möglichkeit, aus vielen<br />

verschie<strong>de</strong>nen Traineeprogrammen zu wählen – dabei orientieren<br />

wir uns ganz nach Ihren persönlichen Stärken und beruflichen<br />

Vorstellungen! Ob Wirtschafts- bzw. Naturwissenschaftler/in o<strong>de</strong>r<br />

Absolvent/in mit Immobilienhintergrund – gemeinsam realisieren<br />

wir einen viel versprechen<strong>de</strong>n Einstieg und eine gezielt auf Sie<br />

zugeschnittene Weiterentwicklung in einem dynamischen Umfeld.<br />

Ein mo<strong>de</strong>rner Arbeitsplatz mit leistungsorientierter Vergütung und<br />

Gewinner <strong>de</strong>s 1. Platzes „Deutscher Personalwirtschaftspreis 2007“.<br />

Die Berater helfen Anzeigenkun<strong>de</strong>n,<br />

passen<strong>de</strong> Schlüsselbegriffe für die<br />

Suchmaschine zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Fotos: David Ausserhofer<br />

neue Sachen auszuprobieren und sie an<strong>de</strong>ren<br />

verständlich zu machen.“ Mitunter<br />

ein schwieriges Unterfangen, „vor<br />

allem, wenn du mehrere Leute im gleichen<br />

Raum hast, die ein total unterschiedliches<br />

Vorwissen mitbringen.“<br />

Langsam füllt sich die Kantine, obwohl<br />

die Mittagszeit längst vorbei ist.<br />

„TGIF“ nennen die Googlianer das, was<br />

jetzt kommt. Die Abkürzung steht für<br />

„Thank God It’s Friday“ und bezeichnet<br />

ein weiteres weltweites Unternehmensritual.<br />

Je<strong>de</strong>n Freitag um 16 Uhr versammelt<br />

man sich, erzählt sich die Neuigkeiten<br />

<strong>de</strong>r vergangenen Tage und driftet gemeinsam<br />

ins Wochenen<strong>de</strong>. Nach ein<br />

o<strong>de</strong>r zwei Bier verlässt man dann die farbenfrohe<br />

Google-Zentrale – und kehrt<br />

zurück in die graue Außenwelt.<br />

zahlreichen Nebenleistungen versteht sich für uns von selbst.<br />

Was wir dafür von Ihnen erwarten? Einen sehr guten Studienabschluss,<br />

Praktika, die Ihr finanz- bzw. immobilienwirtschaftliches<br />

Interesse unterstreichen sowie Teamgeist und Kommunikationsstärke.<br />

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Dann bewerben Sie sich bitte möglichst online unter<br />

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– wir freuen uns auf Sie!


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42 arbeiten Uni&<strong>Job</strong><br />

Willkommen in <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />

Viele Absolventen, die sich mit Elan in ihren ersten richtigen <strong>Job</strong> stürzen, erleben herbe<br />

Enttäuschungen. Ihr Enthusiasmus wird ausgebremst, frische I<strong>de</strong>en wer<strong>de</strong>n als Träumerei belächelt<br />

Von Maja Roe<strong>de</strong>nbeck<br />

Als sie sich nach <strong>de</strong>m Hochschulabschluss<br />

in ihren ersten <strong>Job</strong> stürzten, waren<br />

sie bis in die Haarspitzen mit I<strong>de</strong>alismus<br />

aufgela<strong>de</strong>n. Sie waren überzeugt,<br />

sie könnten schon gleich von ihrem ersten<br />

Schreibtisch aus Großes bewirken.<br />

Zwei, drei o<strong>de</strong>r auch fünf Jahre später<br />

stehen sie nun vor <strong>de</strong>r Berliner Karriereberaterin<br />

Jessica Krüger und müssen zugeben,<br />

dass sie mit ihren I<strong>de</strong>en nicht<br />

weit gekommen sind. Dass sie als naive<br />

Träumer belächelt wer<strong>de</strong>n.<br />

„Viele dieser ehemals enthusiastischen<br />

Berufseinsteiger begegnen mir<br />

frustriert, <strong>de</strong>primiert und fühlen sich<br />

wie in ein Loch gefallen“, beschreibt<br />

Krüger. „Sie fragen sich, ob sie eine falsche<br />

Entscheidung getroffen haben, und<br />

haben Angst vor <strong>de</strong>m nächsten Schritt.“<br />

Es gibt gute Grün<strong>de</strong>, nach <strong>de</strong>n ersten<br />

paar Jahren im Berufsleben ernüchtert<br />

zu sein. „Überstun<strong>de</strong>n ohne En<strong>de</strong>, anspruchslose<br />

Inhalte, Vorgesetzte, die bei<br />

<strong>de</strong>r Frage nach Feedback nur die Schultern<br />

zucken und sagen: Ist doch alles in<br />

Ordnung! Erste Führungsaufgaben, die<br />

mit Elan angepackt wer<strong>de</strong>n, aber im Getriebe<br />

<strong>de</strong>r innerbetrieblichen Unlust-<br />

Er sitzt im gol<strong>de</strong>nen Käfig und<br />

wartet vergeblich darauf, dass<br />

Versprechen eingelöst wer<strong>de</strong>n<br />

Kultur versan<strong>de</strong>n“, zählt die Frankfurter<br />

Karriereberaterin Wiebke Sponagel<br />

auf. In dieser Situation wird <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>alismus<br />

nur bedingt zum fliegen<strong>de</strong>n Teppich,<br />

auf <strong>de</strong>m man <strong>de</strong>m irdischen Frust<br />

entschwebt. Im Gegenteil. Der i<strong>de</strong>alistisch<br />

getriebene Frischling will sich<br />

nicht ablenken, son<strong>de</strong>rn Erfolge sehen.<br />

Lehramtsreferendarin Scotty75, <strong>de</strong>ren<br />

Erfahrungsbericht auf ciao.<strong>de</strong> zu<br />

lesen ist, ist eine jener Ungeduldigen:<br />

„Ich habe <strong>de</strong>n Anspruch, besseren Unterricht<br />

zu geben als meine Lehrer früher,<br />

aber das ist schwer. Ich bin bereit zu lernen,<br />

aber ich möchte auch das Recht haben,<br />

Dinge an<strong>de</strong>rs zu machen, als es mir<br />

im Seminar nahegelegt wird, wenn ich<br />

es begrün<strong>de</strong>n kann. Statt<strong>de</strong>ssen muss<br />

ich Elemente in meine Unterrichtsplanung<br />

hineinnehmen, von <strong>de</strong>nen ich nicht<br />

überzeugt bin, o<strong>de</strong>r auf an<strong>de</strong>re verzichten,<br />

weil ich weiß, dass <strong>de</strong>r Seminarleiter<br />

sie kritisch beäugen wür<strong>de</strong>.“ Scotty75<br />

möchte ein Stück Welt verän<strong>de</strong>rn,<br />

sie möchte einen Beitrag leisten und<br />

wird doch ausgebremst.<br />

i<br />

Andocken. Beim<br />

Business-Netzwerk<br />

Xing können neuerdings<br />

auch schon<br />

Stu<strong>de</strong>nten Mitglied wer<strong>de</strong>n. Der<br />

Uni-Standort gilt dabei als reguläre<br />

Geschäftsadresse, über<br />

die man von potentiellen Arbeitgebern<br />

gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und<br />

mit Kommilitonen und Alumnis<br />

in Kontakt treten kann. Wer die<br />

Spielregeln <strong>de</strong>r Berufswelt frühzeitig<br />

kennenlernt, erspart sich<br />

möglicherweise böse Überraschungen<br />

beim Start in <strong>de</strong>n <strong>Job</strong>.<br />

Der engagierte Berufseinsteiger will nicht für <strong>de</strong>n Papierkorb arbeiten.<br />

Er will Erfolg sehen: jetzt und viel. Foto: plainpicture/Hasengold<br />

Karriereberaterin Sponagel berichtet<br />

von einem Lei<strong>de</strong>nsgenossen Scottys,<br />

Anfang dreißig und Mitarbeiter eines<br />

großen Finanzdienstleisters, <strong>de</strong>r seit<br />

seinem Arbeitsantritt vor acht Jahren<br />

darauf wartet, dass er endlich loslegen<br />

darf. „Er sitzt im gol<strong>de</strong>nen Käfig und ist<br />

dauerangefrustet“, beschreibt Sponagel<br />

seine Situation. „Ihm wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>s Jahr<br />

wie<strong>de</strong>r Versprechungen gemacht und<br />

dann doch nicht umgesetzt. Das Unternehmen<br />

verschleißt in Umstrukturierungen<br />

einen Chef nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren,<br />

sodass Zusagen nichts mehr wert sind.<br />

Wenn Nachwuchs-Potentiale auf diese<br />

Ausheulen. Mehr als die Hälfte<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Nutzer von Business-Netzwerken<br />

halten Berufliches<br />

und Persönliches nicht<br />

streng auseinan<strong>de</strong>r. Das ergab<br />

eine Umfrage <strong>de</strong>r Plattform Linkedin<br />

unter mehr als 1500 Geschäftsleuten.<br />

Das Vermischen<br />

von <strong>Job</strong> und Privatleben könne<br />

sich letztlich negativ auf <strong>de</strong>n <strong>Job</strong><br />

auswirken, warnen die Autoren<br />

<strong>de</strong>r Studie. Bevor man also die<br />

Internet-Kontakte allzu ungeniert<br />

zum Ausheulen nutzt, besser<br />

einen Freund anrufen!<br />

Anschieben. Nicht jammern,<br />

son<strong>de</strong>rn selber machen: Wenn<br />

<strong>de</strong>r <strong>Job</strong> nervt und die Firma von<br />

Betonköpfen regiert wird, bleibt<br />

immer noch die Selbständigkeit.<br />

Fast zwei Drittel aller <strong>de</strong>utschen<br />

Stu<strong>de</strong>nten kann sich <strong>de</strong>rzeit eine<br />

Existenzgründung vorstellen,<br />

ergab eine Online-Umfrage <strong>de</strong>s<br />

Instituts für Mittelstandsökonomie<br />

an <strong>de</strong>r Universität Trier.<br />

Dabei ist <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Frauen,<br />

die mit <strong>de</strong>r Selbständigkeit<br />

liebäugeln, erstmals fast so<br />

hoch wie <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Männer.<br />

Weise versan<strong>de</strong>n, ist das sehr scha<strong>de</strong>.“<br />

Heute, wo <strong>de</strong>n Absolventen die Selbstverwirklichung<br />

fast genauso wichtig ist<br />

wie das Geldverdienen, haben viele Berufseinsteiger<br />

ähnliche Schwierigkeiten<br />

wie Scotty75 und <strong>de</strong>r Sponagelsche<br />

Klient mit ihren I<strong>de</strong>alen, <strong>de</strong>r Realität<br />

und <strong>de</strong>n Kompromissen. Wie etwa <strong>de</strong>r<br />

Nachwuchs-Unternehmensberater, <strong>de</strong>r<br />

überzeugt ist, dass eine Gewinnoptimierung<br />

immer mitarbeiterfreundlich zu erreichen<br />

sein muss – ein weiterer Fall aus<br />

Sponagels Praxis. Man müsse eben be<strong>de</strong>nken,<br />

dass viele I<strong>de</strong>en in <strong>de</strong>r Theorie<br />

vielversprechend klingen, sich aber<br />

Absichern. Die meisten Geisteswissenschaftler<br />

haben ein ungutes<br />

Gefühl, was die Sicherheit<br />

ihres Arbeitsplatzes angeht. Nur<br />

28 Prozent sind mit ihrer Situation<br />

in dieser Hinsicht hochzufrie<strong>de</strong>n,<br />

ergab eine Studie <strong>de</strong>s Hochschul-Informations-Systems<br />

in<br />

Hannover. Das sind 21 Prozent<br />

weniger als <strong>de</strong>r Durchschnitt<br />

aller Uni-Absolventen. Die eher<br />

skeptische Einschätzung hänge<br />

auch damit zusammen, dass<br />

Geisteswissenschaftler seltener<br />

unbefristete Vollzeitjobs fin<strong>de</strong>n.<br />

nicht umsetzen lassen, sagt Karrierecoach<br />

Krüger. O<strong>de</strong>r dass sie längst ausprobiert<br />

wur<strong>de</strong>n, nur lei<strong>de</strong>r ohne Erfolg.<br />

„Lieber erst mal die Situation beobachten<br />

und die Kollegen fragen: Was habt<br />

ihr hier eigentlich schon versucht?“,<br />

schlägt Krüger vor. „Wenn man zu<br />

einem späteren Zeitpunkt mit Feingefühl<br />

seine fundierten Verbesserungsvorschläge<br />

bringt, sind die Vorgesetzten<br />

häufig auch offen dafür. Dann merken<br />

sie, da hat sich <strong>de</strong>r Neuling wirklich Gedanken<br />

gemacht.“<br />

Es wäre sehr zu wünschen, dass auf<br />

diese Weise die große Enttäuschung aus-<br />

Man muss lernen, wie man<br />

I<strong>de</strong>en vermittelt, aber mancher<br />

Neuling agiert nassforsch<br />

bleiben wür<strong>de</strong>. Denn mit seinen I<strong>de</strong>en,<br />

die oft echte Herzensangelegenheiten<br />

sind, nicht auf <strong>de</strong>n erhofften Applaus zu<br />

stoßen, verkraftet sich nicht so leicht.<br />

Der Nachwuchs bleibt, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Vorgesetzte mü<strong>de</strong> abgewinkt hat, frustriert<br />

zurück. Null Vision, null Motivation,<br />

null Selbstvertrauen. „Es gibt da<br />

wirklich manchen Betonkopf, <strong>de</strong>r das<br />

Verständnis dafür verloren hat, wie man<br />

sich am Anfang seiner Karriere fühlt“,<br />

beanstan<strong>de</strong>t Beraterin Sponagel. „An<strong>de</strong>rerseits<br />

agieren die Neuen auch oft<br />

etwas nassforsch. Sie bringen ihre Vorschläge<br />

ohne Rücksicht auf die Perspektive<br />

<strong>de</strong>s Vorgesetzten vor, und <strong>de</strong>r<br />

versteht sie als persönliche Kritik. Die<br />

Einsteiger müssen lernen, wie man I<strong>de</strong>en<br />

vermittelt.“<br />

Bei diesem Missverständnis helfen all<br />

die schönen Angebote, die es heute für<br />

Karrierestarter gibt, nicht weiter: Rhetorikkurs,<br />

Bewerbungstraining, Stressund<br />

Zeitmanagement-Schulung. Auf<br />

<strong>de</strong>n Vorwurf, ein realitätsfrem<strong>de</strong>r, besserwisserischer<br />

Frischling zu sein, bereitet<br />

einen niemand vor. Und von Kompromissen<br />

zwischen <strong>de</strong>n eigenen Vorstellungen<br />

und <strong>de</strong>r unerschütterlichen Praxis<br />

in <strong>de</strong>r Arbeitswelt ist auch keine Re<strong>de</strong>.<br />

Aber: Sich auf die ersten Dämpfer im<br />

neuen <strong>Job</strong> einzustellen, heißt nicht<br />

gleich, dass Begeisterung und I<strong>de</strong>alismus<br />

im Keim erstickt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

„Ich fin<strong>de</strong> es nicht falsch, enthusiastisch<br />

zu sein und neue I<strong>de</strong>en zu haben. Man<br />

kann auch als Neuling schon eine Nische<br />

für sich fin<strong>de</strong>n und dort etwas stemmen“,<br />

meint Sponagel. Allerdings müsse<br />

die Begeisterung an <strong>de</strong>r richtigen Stelle<br />

eingebracht wer<strong>de</strong>n. Und, äh, wie ging<br />

das nochmal?<br />

Abwarten. Nur Geduld, alles<br />

wird besser: Haben Aka<strong>de</strong>miker<br />

erst mal fünf Jahre im <strong>Job</strong> hinter<br />

sich, sind sie meist sehr zufrie<strong>de</strong>n.<br />

80 Prozent <strong>de</strong>r Fachhochschul-<br />

und sogar 90 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Uni-Absolventen <strong>de</strong>s Prüfungsjahrgangs<br />

2001 beurteilen ihre<br />

Arbeit im Großen und Ganzen<br />

als adäquat, ergab eine Studie<br />

<strong>de</strong>s Hochschul-Informations-<br />

Systems. Weniger zufrie<strong>de</strong>n<br />

sind sie mit <strong>de</strong>m Einkommen<br />

und <strong>de</strong>n Arbeitszeiten, die sie<br />

als familienfeindlich empfin<strong>de</strong>n.


DIE UNTERNEHMERISCHE HOCHSCHULE ®<br />

MCI MANAGEMENT CENTER INNSBRUCK<br />

BACHELORSTUDIUM ABSCHLUSS SEM. SPRACHE VZ BB<br />

Management, Communication & IT BA 6 D & E<br />

Management & Recht BA 6 D & E<br />

Mechatronik / Schwerpunkt Maschinenbau BSc 6 D & E<br />

Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement BA 6 D & E<br />

Soziale Arbeit BA 6 D&E<br />

Tourismus- & Freizeitwirtschaft BA 6 D & E<br />

Umwelt-, Verfahrens- & Biotechnologie BSc 6 D & E<br />

Umwelt-, Verfahrens- & Regelungstechnik BSc 6 D & E<br />

DIPLOMSTUDIUM ABSCHLUSS SEM. SPRACHE VZ BB<br />

Wirtschaft & Management Diplom 8 D & E<br />

MASTERSTUDIUM ABSCHLUSS SEM. SPRACHE VZ BB<br />

Entrepreneurship & Tourismus MA 4 D & E<br />

International Business & Law (ab 2010) MA 4 E<br />

International Health Care Management MA 4 E<br />

Management, Communication & IT (ab 2010) MA 4 E<br />

Maschinenbau & Mechatronik (geplant 2011) MSc 4 D & E<br />

Soziale Arbeit, Sozialpolitik & -management (ab 2010) MA 4 D & E<br />

Umwelt-, Verfahrens- & Biotechnologie MSc 4 D & E<br />

Wirtschaftsingenieurwesen (ab 2010) MSc 4 D & E<br />

EXECUTIVE MASTERSTUDIUM ABSCHLUSS SEM. SPRACHE VZ BB<br />

General Management Executive MBA MBA 4 D & E<br />

Master of Science in Management MSc MSc 4 D (E)<br />

LL.M. Internationales Wirtschafts- & Steuerrecht LL.M. 4 D (E)<br />

MANAGEMENT-LEHRGÄNGE SEM. ANRECHENBAR AUF<br />

Banking & Finance 2 MBA, MSc<br />

Controlling 2 MBA, MSc<br />

General Management 2 MBA, MSc<br />

Innovations- & Prozessmanagement 2 MBA, MSc<br />

International Management 1 MBA, MSc<br />

Management, Psychologie & Lea<strong>de</strong>rship 1 MSc<br />

MANAGEMENT-SEMINARE<br />

Impulse für Management, Führung & Kommunikation<br />

DIE UNTERNEHMERISCHE HOCHSCHULE ®<br />

MCI MANAGEMENT CENTER INNSBRUCK<br />

6020 Innsbruck / Austria, Universitätsstraße 15,<br />

+43 512 2070 0, office@mci.edu<br />

MANAGEMENT-LEHRGÄNGE SEM. ANRECHENBAR AUF<br />

Marketing 2 MBA, MSc<br />

Patent- & Lizenzmanagement 1 MBA, MSc<br />

Personalmanagement 2 MBA, MSc<br />

Tourismus- & Freizeitmanagement 2 MBA, MSc<br />

Unternehmenskommunikation 2 MBA, MSc<br />

Wirtschafts- & Unternehmensrecht 2 MBA, MSc, LL.M.<br />

MASSGESCHNEIDERTE FIRMENTRAININGS<br />

Innovative Programme für Firmen & Verwaltung<br />

* Gesamtauswertung aller gerankten Studiengänge basierend auf Umfragen unter Personalentschei<strong>de</strong>rn/-innen, Industriemagazin 04/2007 und 02/2008.<br />

Sprache: E = Englisch, D & E = Deutsch mit nennenswertem Englischanteil, D (E) = Deutsch mit punktuellem Englischanteil | Zeitmo<strong>de</strong>ll: VZ = Vollzeit, BB = Berufsbegleitend<br />

| Anmerkung: Das gesamte Studienangebot im Bereich Executive Education (Executive Masterstudium, Management-Lehrgänge, -Seminare und<br />

Firmentrainings) wird in berufsbegleiten<strong>de</strong>r Form durchgeführt. | Bild: © Stubaier Gletscher<br />

SA 31.01.2009<br />

SA 28.03.2009<br />

JEWEILS 9 – 14 UHR


44 arbeiten Uni&<strong>Job</strong><br />

Vorbild für künftige Führungskräfte aller Branchen: Gabriel Feltz bei <strong>de</strong>r Arbeit Foto: Stuttgarter Philharmoniker<br />

Warum zerhackt <strong>de</strong>r die Luft?<br />

Der Dirigent Gabriel Feltz war erst 32 Jahre alt, als er zum Generalmusikdirektor <strong>de</strong>r Stuttgarter<br />

Philharmoniker ernannt wur<strong>de</strong>. Wie fühlt man sich, wenn man als Anfänger ein Orchester aus<br />

ebenso sensiblen wie gestan<strong>de</strong>nen Instrumentalisten zu einem Klangkörper formen soll?<br />

Von Christine Demmer<br />

Wenn ein Beruf hohe Führungsqualität<br />

verlangt, dann <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Dirigenten. Wie<br />

war das, als Sie zum ersten Mal mit <strong>de</strong>m<br />

Taktstock in <strong>de</strong>r Hand vor einem Orchester<br />

stan<strong>de</strong>n?<br />

Das war noch zu meiner Stu<strong>de</strong>ntenzeit,<br />

und natürlich war das furchtbar. Vor<br />

allem für die armen Musiker, die mein<br />

Gefuchtel ertragen mussten. Auch für<br />

die Musik, die sicher nicht so geklungen<br />

hat, wie wir uns das vorgestellt haben.<br />

Anspruch und Wirklichkeit lagen sehr<br />

weit auseinan<strong>de</strong>r.<br />

Warum hat es nicht so funktioniert, wie<br />

Sie das wollten? Konnten Sie das Orchester<br />

nicht motivieren?<br />

Bei einer Studienprobe für die Hochschule<br />

spielt das Orchester ein Stück<br />

nun mal nicht, um es später aufzuführen,<br />

son<strong>de</strong>rn nur, um <strong>de</strong>m Lernen<strong>de</strong>n<br />

eine Gelegenheit zum Üben zu geben.<br />

Das heißt, die Musiker nehmen die Probe<br />

ganz an<strong>de</strong>rs wahr, als wenn sie wissen:<br />

Heute ist Mittwoch, und am Freitagabend<br />

geben wir ein Konzert vor einem<br />

richtigen Publikum.<br />

Die Musiker hatten also einfach keine<br />

Lust auf einen Azubi am Pult.<br />

Sicher war <strong>de</strong>ren Motivation nicht berauschend,<br />

was man ihnen in dieser Situation<br />

nicht ernsthaft vorwerfen kann.<br />

Aber das wür<strong>de</strong> ich erst an zweiter Stelle<br />

nennen. Nein, <strong>de</strong>r wirkliche Grund<br />

war ein an<strong>de</strong>rer. Als ungeübter Dirigent<br />

ist man viel zu ungelenk. Es klafft eine<br />

„Man merkt nicht, dass die<br />

Bratsche zu laut ist und das<br />

Fagott gar nicht gespielt hat“<br />

riesige Lücke zwischen <strong>de</strong>m, was man<br />

erwartet und wie das Stück dann tatsächlich<br />

klingt.<br />

Hatten Sie das Stück <strong>de</strong>nn vorher nicht<br />

or<strong>de</strong>ntlich studiert?<br />

Rauf und runter. Doch als Anfänger ist<br />

man viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.<br />

Die Arbeit eines Dirigenten ist sehr<br />

komplex. Ich habe einmal gelesen, dass<br />

das menschliche Gehirn ungefähr 16 Informationen<br />

in <strong>de</strong>r Sekun<strong>de</strong> verarbeiten<br />

kann. Am Dirigentenpult hat man es<br />

streckenweise mit wesentlich mehr zu<br />

tun. Wenn ein Dirigent nicht darauf trainiert<br />

ist, kann er nicht sondieren. Man<br />

bewegt seine Arme, man atmet, man versucht,<br />

<strong>de</strong>n Körper durchlässig zu machen,<br />

damit Klang entstehen kann, konzentriert<br />

sich auf das Werk und soll <strong>de</strong>n<br />

Klangkörper leiten und korrigieren.<br />

Je<strong>de</strong>r wird verstehen, wie sehr so eine<br />

Situation verunsichern kann.<br />

Das Orchester o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Dirigenten?<br />

Bei <strong>de</strong>r Arbeit mit Studieren<strong>de</strong>n sind die<br />

Musiker daran gewöhnt. Unsicher ist<br />

<strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r zum ersten Mal auf <strong>de</strong>m<br />

Pult steht. Da ist <strong>de</strong>r Arm zu fest, <strong>de</strong>r<br />

Atem zu kurz, <strong>de</strong>r Auftakt ist nicht richtig,<br />

das Tempo ist zu schnell o<strong>de</strong>r zu langsam,<br />

das Orchester eilt o<strong>de</strong>r schleppt,<br />

und die Person am Pult kann es nicht beeinflussen,<br />

es wird zu groß o<strong>de</strong>r zu klein<br />

dirigiert – alles ist möglich. Eine extreme<br />

Stresssituation, weil <strong>de</strong>r Dirigent<br />

merkt: Ich bin für alles verantwortlich.<br />

Etwa so, als wenn ein ungeübter Redner<br />

auf einmal auf eine Bühne geschoben<br />

wird, die Scheinwerfer gehen an, und er<br />

soll jetzt vor Hun<strong>de</strong>rten von Menschen<br />

sprechen. In <strong>de</strong>m Moment ist man nur<br />

mit sich selbst beschäftigt. Man merkt<br />

nicht, dass die Bratsche zu laut ist o<strong>de</strong>r<br />

das zweite Fagott nicht gespielt hat. Das<br />

kriegt man am Anfang gar nicht mit, das<br />

kommt erst mit <strong>de</strong>r Zeit und mit <strong>de</strong>r Erfahrung.<br />

Irgendwann weiß man: Jetzt<br />

kannst du ein Orchester steuern.<br />

Waren Sie von Ihrem ersten Mal enttäuscht?<br />

Überhaupt nicht. Es war ein tolles Erlebnis,<br />

und ich habe es genossen. Man darf<br />

nicht zu selbstkritisch sein, son<strong>de</strong>rn<br />

muss sich sagen: Okay, das war jetzt so,<br />

irgendwann kann ich’s besser. Das ist<br />

bei je<strong>de</strong>m <strong>Job</strong> so: Es ist viel besser, die<br />

positiven Momente herauszuziehen. Also<br />

nicht zu sagen, das und das war<br />

schlecht, son<strong>de</strong>rn das war gut, und das<br />

kannst du besser.<br />

Wird man als Musikstu<strong>de</strong>nt auf dieses<br />

Schlüsselerlebnis und auf diese Erkenntnis<br />

vorbereitet?<br />

In gewisser Weise schon. Als Studieren<strong>de</strong>r<br />

steht man ja immer unter <strong>de</strong>m<br />

Schutz eines Professors, <strong>de</strong>r seine Erfahrung<br />

vermittelt. Nur kann keine Hochschule<br />

<strong>de</strong>n Umgang mit inneren Konflikten<br />

lehren. Und irgendwann muss man<br />

allein da oben stehen. Dann ist das ein<br />

ganz an<strong>de</strong>res Spiel.


Uni&<strong>Job</strong> arbeiten 45<br />

Wie motiviert man, gera<strong>de</strong> als Anfänger,<br />

ein Orchester aus 90, 100 o<strong>de</strong>r noch<br />

mehr Profi-Musikern dazu, so zu spielen,<br />

wie man es hören will?<br />

Das Wichtigste ist, dass man vorne steht<br />

und lenkt. Also sich ganz klar zu sagen:<br />

Ich will lenken, ich will leiten, und ich<br />

habe diese und jene genaue Vorstellung,<br />

was ich erreichen will. Als Dirigent<br />

kommt man da mit technischen Erklärungen<br />

nicht sehr weit. Man muss auch<br />

zum Ausdruck bringen, welche Empfin-<br />

„Ein junger Dirigent ist ständig<br />

bemüht, <strong>de</strong>m Orchester zu<br />

zeigen: Ich beherrsche das“<br />

dungen man mit <strong>de</strong>m Stück verbin<strong>de</strong>t.<br />

Man muss eine Saite in <strong>de</strong>n Musikern<br />

zum Klingen bringen, und das macht es<br />

nötig, ständig mit ihnen zu kommunizieren.<br />

Der Kopf leistet eine große Vorarbeit.<br />

Aber wenn das Wissen präsent ist,<br />

dann passiert am Abend <strong>de</strong>s Konzertes<br />

sehr viel über <strong>de</strong>n Bauch.<br />

Und wenn sich das Orchester weigert,<br />

<strong>de</strong>n Anweisungen <strong>de</strong>s jungen Dirigenten<br />

zu folgen?<br />

Dann frage ich die Kollegen: Warum wollen<br />

Sie es so nicht spielen? Es mag ja gute<br />

Grün<strong>de</strong> dafür geben. Ich habe doch<br />

nicht <strong>de</strong>n Stein <strong>de</strong>r Weisen gefun<strong>de</strong>n<br />

und kann behaupten, dass meine Ansicht<br />

die einzig richtige ist. In solchen Situationen<br />

kann ich nur sagen: Ich habe<br />

mich mit <strong>de</strong>m Stück beschäftigt, meine<br />

Master-Studium<br />

neben <strong>de</strong>m Beruf<br />

Graduate<br />

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Interpretation ist diese o<strong>de</strong>r jene, ich<br />

weiß, es gibt an<strong>de</strong>re, aber das ist mein Ergebnis.<br />

Ich kann es nicht an<strong>de</strong>rs. Damit<br />

bin ich bis jetzt immer durchgekommen.<br />

Ein Manager o<strong>de</strong>r ein Naturwissenschaftler<br />

wür<strong>de</strong> damit bei seinen Kollegen<br />

und Mitarbeitern Protest ernten. Haben<br />

Künstler einen größeren Gestaltungsfreiraum?<br />

Kann sein. Es ist ja gera<strong>de</strong> die Individualität,<br />

die diesen Beruf so spannend<br />

macht. Je<strong>de</strong>r Dirigent hat seine eigenen<br />

Ansichten, Empfindungen und Vorstellungen.<br />

Und wir hören <strong>de</strong>n Unterschied.<br />

Gibt es Situationen, in <strong>de</strong>nen sich <strong>de</strong>r<br />

Dirigent <strong>de</strong>n Wünschen <strong>de</strong>s Orchesters<br />

fügen sollte?<br />

Ja, aber das zu erkennen, fällt Anfängern<br />

schwer. Weil sie noch nicht das Vertrauen<br />

<strong>de</strong>s Klangkörpers haben, und<br />

weil sie <strong>de</strong>m Orchester noch nicht vertrauen.<br />

Ein junger Dirigent ist ständig<br />

bemüht, <strong>de</strong>m Orchester die technischen<br />

Informationen zu vermitteln und damit<br />

zu zeigen: Ich beherrsche das. Er steht<br />

und fühlt sich ständig auf <strong>de</strong>m Prüfstand.<br />

Erfahrene Musiker schütteln<br />

dann nur <strong>de</strong>n Kopf: Was regt <strong>de</strong>r sich so<br />

auf? Warum zerhackt <strong>de</strong>r die Luft? Der<br />

kann auch <strong>de</strong>n halben Aufwand betreiben<br />

– wir spielen genauso gut, wir machen<br />

das schon. Dieses Vertrauen fehlt<br />

eben noch. Es baut sich erst allmählich<br />

auf. Wenn man länger mit einem Orchester<br />

zusammenarbeitet, reifer gewor<strong>de</strong>n<br />

ist, Lebenserfahrung und moralische<br />

Standpunkte gewonnen hat. Man muss<br />

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als ganzer Mensch vor einem Orchester<br />

stehen.<br />

Es kann also auch zu Konflikten zwischen<br />

<strong>de</strong>m Dirigenten und <strong>de</strong>m Orchester<br />

kommen?<br />

Ja, dafür gibt es viele mögliche Ursachen.<br />

Je<strong>de</strong>r sollte akzeptieren, dass Orchestermusiker<br />

an einem Paradoxon lei<strong>de</strong>n.<br />

Ebenso wie <strong>de</strong>r Dirigent haben sie<br />

ihrem Instrument von früh auf Opfer<br />

gebracht. Statt Fußball zu spielen o<strong>de</strong>r<br />

sich mit Freun<strong>de</strong>n zu treffen, müssen sie<br />

unglaublich viel üben. Doch sie studieren<br />

weiter, kämpfen und verzichten auf<br />

vieles, was für an<strong>de</strong>re ganz selbstverständlich<br />

ist. Wenn sie es dann geschafft<br />

„Bei Problemen zwischen<br />

Musikern muss ich han<strong>de</strong>ln,<br />

schnell und unbedingt“<br />

haben und in ein Orchester kommen, mit<br />

21 o<strong>de</strong>r 22 Jahren etwa, sind sie unendlich<br />

stolz. Und dann steht für mehr als<br />

40 Jahre einer vor ihnen und sagt, wie es<br />

gemacht wird. Ein Dirigent muss verstehen,<br />

wie frustrierend das sein kann.<br />

Was tun Sie, wenn es zwischen zwei<br />

Orchestermusikern donnert und blitzt?<br />

Dann muss ich mo<strong>de</strong>rieren, schnell und<br />

unbedingt. Entwe<strong>de</strong>r löse ich die Situation<br />

aus <strong>de</strong>r Probe heraus und spreche sofort<br />

mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r ich fahre erst<br />

einmal fort und bitte sie in <strong>de</strong>r Pause in<br />

mein Büro.<br />

SMALL IS<br />

BEAUTIFUL<br />

Und schreiten dort zur Exekution?<br />

Ach was. Davon hat man gar nichts. Ich<br />

sage etwa Folgen<strong>de</strong>s: Ich schätze Sie bei<strong>de</strong><br />

als Musiker. Warum ist das jetzt nötig?<br />

Dann habe ich schon fast gewonnen.<br />

Kann man ein guter Dirigent sein, ohne<br />

auf die menschlichen Zwischentöne in<br />

seinem Orchester zu hören?<br />

Nein. Allerdings gibt es auch bei <strong>de</strong>n<br />

Dirigenten Inkompetenz.<br />

Wie wird man als Dirigent von <strong>de</strong>r Musikhochschule<br />

darauf vorbereitet, solche<br />

Führungsaufgaben zu lösen?<br />

Gar nicht. Ich habe dort viel gelernt und<br />

das musikalische Rüstzeug mitbekommen,<br />

aber ansonsten musste ich meine<br />

Erfahrungen selber machen. Beim Dirigentenberuf<br />

ist das Learning by doing<br />

einer <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Faktoren.<br />

i<br />

GORE-TEX ® , GORE ® und Bildzeichen sind eingetragene Marken <strong>de</strong>r W. L. GORE & Associates<br />

Gabriel Feltz, 37, gilt als<br />

Shooting Star unter <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Dirigenten.<br />

Schon als Siebenjähriger<br />

saß <strong>de</strong>r gebürtige Berliner am Klavier<br />

und begeisterte sich für Richard<br />

Wagner. Preisgekrönt schloss er<br />

sein Dirigentenstudium ab und wur<strong>de</strong><br />

mit 24 Jahren in Lübeck als Korrepetitor<br />

mit Dirigierverpflichtung<br />

engagiert. Nach Stationen in Bremen<br />

und Altenburg-Gera wur<strong>de</strong><br />

Feltz im Jahr 2003 zum Generalmusikdirektor<br />

und Chefdirigenten <strong>de</strong>r<br />

Stuttgarter Philharmoniker ernannt.<br />

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46 staunen Uni&<strong>Job</strong><br />

Als mir fast <strong>de</strong>r Daumen brach<br />

Es gibt Dinge, mit <strong>de</strong>nen man vor <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Studiums unbedingt abgeschlossen haben sollte,<br />

zum Beispiel Nebenjobs. Sie sind ten<strong>de</strong>nziell erniedrigend, und man sitzt ständig zwischen zwei Stühlen<br />

Von Christina Wächter<br />

In meiner Karriere als Nebenjobberin habe ich unter<br />

an<strong>de</strong>rem schon als Sekretärin, Kellnerin, Buchhalterin,<br />

Hun<strong>de</strong>ausführerin und Babysitterin gearbeitet.<br />

Lauter Tätigkeiten, die mich hervorragend auf ein Leben<br />

als Hausfrau und Mutter hätten vorbereiten können,<br />

statt<strong>de</strong>ssen trage ich nun, da ich angefangen habe,<br />

auch hauptsächlich zu arbeiten, immer noch in Kneipen<br />

das schmutzige Geschirr an die Theke, räume mit<br />

stillem Vergnügen die Schreibtische meiner Kollegen<br />

auf, während meiner unter Papier-Stapeln zu versinken<br />

droht und pfriemle <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn meiner Freun<strong>de</strong><br />

größere Gegenstän<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Mund.<br />

Die Demütigungen, die ich in diesen <strong>Job</strong>s erlebt habe,<br />

sind reichlich und, wenn auch für sonst nichts gut,<br />

immerhin geeignet, rammdösige Kneipen-Run<strong>de</strong>n zu<br />

erheitern. Da gab es <strong>de</strong>n Kneipengast, <strong>de</strong>r mir, als ich<br />

ihm die Rechnung über acht Weißbiere präsentierte,<br />

Betrug vorwarf und das Etablissement mit <strong>de</strong>n Worten<br />

verließ, er wer<strong>de</strong> nie wie<strong>de</strong>r kommen, allerhöchstens in<br />

Begleitung <strong>de</strong>r Kriminalpolizei (drei Wochen später<br />

saß er wie<strong>de</strong>r da, die Staatsaffäre war vergessen). Während<br />

meiner Aushilfstätigkeit als Sekretärin in einem<br />

staubtrockenen Unternehmen, das Büromaterial vertrieb,<br />

lan<strong>de</strong>te ich an meinem allerersten Tag auf <strong>de</strong>r<br />

Website eines Porno-Anbieters und kam eine geschlagene<br />

Viertelstun<strong>de</strong> nicht mehr herunter, bis ich – knietief<br />

im Angstschweiß – <strong>de</strong>n Aus-Knopf so heftig drück-<br />

i<br />

<strong>Job</strong>ben. Einer Umfrage<br />

<strong>de</strong>s Darmstädter<br />

Unternehmens Univativ<br />

zufolge jobben 54<br />

Prozent <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten zwischen<br />

fünf und 20 Stun<strong>de</strong>n pro Woche.<br />

Dabei zähle für 73 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Befragten aber nicht nur die<br />

finanzielle Notwendigkeit, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die Arbeitserfahrung.<br />

Für die Studienkosten kämen zu<br />

46 Prozent die Eltern auf, 34<br />

Prozent wür<strong>de</strong>n über <strong>Job</strong>s abge<strong>de</strong>ckt,<br />

<strong>de</strong>r Rest verteile sich auf<br />

Bafög, Kredite und Stipendien.<br />

Leihen. Wer jobbt, braucht<br />

länger. Oft geraten aber gera<strong>de</strong><br />

Langzeitstu<strong>de</strong>nten in finanzielle<br />

Schwierigkeiten. Denn die Eltern<br />

drehen in <strong>de</strong>r Regel nach En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s zehnten Fachsemesters <strong>de</strong>n<br />

Geldhahn zu, sagt Achim Meyer<br />

auf <strong>de</strong>r Hey<strong>de</strong> vom Deutschen<br />

Stu<strong>de</strong>ntenwerk (DSW) in<br />

Berlin. Abhilfe könne ein Kredit<br />

für die Prüfungsphase schaffen.<br />

Spezielle Studienabschlussdarlehen<br />

seien oft zinslos und daher<br />

eine günstige Alternative zu herkömmlichen<br />

Studienkrediten.<br />

te, dass mir fast <strong>de</strong>r Daumen brach. Selbstverständlich<br />

wur<strong>de</strong> ich in fast allen <strong>Job</strong>s verwarnt, ausgeschimpft,<br />

gerügt und für ein bisschen beschränkt gehalten.<br />

Nebenjobs – nicht zu verwechseln mit Praktika –<br />

macht man, um Geld zu verdienen, das man wie<strong>de</strong>rum<br />

zu oft für überflüssigen Plun<strong>de</strong>r und Getränke ausgibt,<br />

anstatt sich or<strong>de</strong>ntlich auf sein Studium zu konzentrieren<br />

und die Ausgaben zu reduzieren. Weil es primär<br />

ums Geldverdienen geht, sind Nebenjobs meist sehr<br />

Wenigstens einmal kurz am<br />

an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Nahrungskette<br />

vorbeizuschauen, kann nicht scha<strong>de</strong>n<br />

weit von <strong>de</strong>m Berufsfeld entfernt, in <strong>de</strong>m man gerne<br />

einmal lan<strong>de</strong>n möchte. Das be<strong>de</strong>utet natürlich auch,<br />

dass man Fähigkeiten erlernt, mit <strong>de</strong>nen man nicht unbedingt<br />

im Lebenslauf brillieren kann. Aber es gibt ja<br />

auch kaum etwas Traurigeres als Menschen, die schon<br />

im Kin<strong>de</strong>rgarten Chinesisch-Kurse belegen, weil sie<br />

Angst haben, spätestens in <strong>de</strong>r Grundschule von <strong>de</strong>r<br />

Konkurrenz abgehängt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Nicht nur ist diesen Menschen eine gewisse Verbissenheit<br />

zueigen, die sie zu unentspannten Zeitgenossen<br />

macht. Sie wer<strong>de</strong>n auch erst sehr viel später die grundlegen<strong>de</strong><br />

Erkenntnis gewinnen, dass die Welt nicht nur<br />

aus Ihresgleichen besteht, son<strong>de</strong>rn viel bunter ist, als<br />

sie womöglich <strong>de</strong>nken. Wer schon als Kind wusste,<br />

Frem<strong>de</strong>ln. Vorteilhaft sind Tätigkeiten,<br />

die gutes Geld einbringen<br />

und die außer<strong>de</strong>m Erfahrungen<br />

für <strong>de</strong>n späteren Beruf liefern.<br />

Der Klassiker ist <strong>de</strong>r Hiwi-<br />

<strong>Job</strong>, <strong>de</strong>r nahe am Fach und am<br />

Professor ist. För<strong>de</strong>rlich ist auch<br />

eine Tätigkeit in einer studienrelevanten<br />

Branche. Das spart<br />

das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Praktikum.<br />

Laut einer Studie <strong>de</strong>s DSW verdienen<br />

allerdings nur 13 Prozent<br />

<strong>de</strong>r studieren<strong>de</strong>n <strong>Job</strong>ber ihr<br />

Geld mit einer Tätigkeit, die zum<br />

angestrebten Abschluss passt.<br />

dass er Atomphysiker wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, hat noch lange<br />

keine Ahnung davon, was im Leben wichtig ist. Es<br />

kann nie scha<strong>de</strong>n, wenigstens einmal kurz am an<strong>de</strong>ren<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Nahrungskette vorbeizuschauen. Erst wenn<br />

man weiß, welche verschie<strong>de</strong>nen Arten es gibt, das Leben<br />

zu leben, kann man herausfin<strong>de</strong>n, welches dieser<br />

Leben man führen will. Und damit sollte man möglichst<br />

bald anfangen. Wenn man nämlich erst einmal<br />

einen festen <strong>Job</strong> hat, bewegt man sich fast nur noch in<br />

<strong>de</strong>r eigenen Branche, und es fällt immer schwerer, da<br />

wie<strong>de</strong>r rauszukommen. Gefährlich daran ist, dass man<br />

irgendwann glaubt, die Menschheit bestün<strong>de</strong> aus genau<br />

dieser Clique. Dann wird <strong>de</strong>r Horizont eng.<br />

Die wichtigste Erfahrung, die ich in einem meiner<br />

Nebenjobs gemacht habe, war Silvester 2004. Seit<strong>de</strong>m<br />

kann ich hervorragend mit Stresssituationen umgehen<br />

– aus <strong>de</strong>m einfachen Grund, weil ich weiß, dass es nie<br />

wie<strong>de</strong>r so stressig wer<strong>de</strong>n wird wie an diesem Abend,<br />

als 500 Gäste von zwei Barkeepern sehr viele Getränke<br />

wollten, die Spülmaschine ausgefallen war und <strong>de</strong>r<br />

Chef ein kleines Nickerchen machte, weil ihm alles „irgendwie<br />

zu viel“ gewor<strong>de</strong>n war.<br />

Und noch etwas Gutes haben all diese vermeintlich<br />

unnützen Erfahrungen: Wann immer ich Angst vor <strong>de</strong>r<br />

Zukunft bekomme, schaue ich in <strong>de</strong>n Stellenanzeigen<br />

unter „Sonstiges“ nach und wer<strong>de</strong> ganz schnell ganz<br />

ruhig. Weil ich dann wie<strong>de</strong>r weiß, dass ich immer irgendwie<br />

genug Geld verdienen kann, um mich über<br />

Wasser zu halten. Und sei es als Kin<strong>de</strong>rmädchen für<br />

verzogene Gören im Vorort.<br />

Klagen. Nur Stu<strong>de</strong>nten können<br />

„stu<strong>de</strong>ntische Hilfskraft“ sein.<br />

Die Exmatrikulation rechtfertigt<br />

daher ihre Entlassung, hat das<br />

Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht in Erfurt<br />

geurteilt. (Az: 2 AZR 976/06) Der<br />

43-jährige Kläger arbeitete seit<br />

1995 als Hiwi. 2003 ließ er sich<br />

ohne Hochschulabschluss exmatrikulieren<br />

und erhielt daraufhin<br />

die Kündigung. Zu Recht: Es<br />

gebe ein „berechtigtes Interesse“,<br />

als stu<strong>de</strong>ntische Hilfskräfte<br />

tatsächlich auch nur Stu<strong>de</strong>nten<br />

zu beschäftigen, so das Gericht.<br />

Illustration: Sylvia Neuner<br />

Werben. Immer wie<strong>de</strong>r beliebt:<br />

ein Promotionjob. Da läuft man<br />

dann als Karotte verklei<strong>de</strong>t<br />

durch die Fußgängerzone und<br />

verteilt kleine Kaufanregungen.<br />

Wem das zu schnö<strong>de</strong> ist, kann<br />

sich auch als Mitgliedswerber<br />

für karitative Organisationen<br />

o<strong>de</strong>r Umweltschutzverbän<strong>de</strong><br />

versuchen. Da läuft man zwar<br />

auch samstags durch die Fußgängerzone,<br />

aber für einen besseren<br />

Zweck. Und je nach Leistung<br />

wird das Ganze auch gut<br />

bezahlt. www.wesser.<strong>de</strong>


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