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60. Ritter des Ordens - AKV

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Ausgabe 5<br />

3. Jahrgang · Session 2009/2010<br />

Stets zu Diensten –<br />

150 Jahre Ehrenhüte<br />

im <strong>AKV</strong><br />

Der <strong>AKV</strong>-Senat –<br />

Ein Brückenschlag<br />

zwischen den<br />

Generationen<br />

100 Jahre berittene<br />

Leibgarde Sr. Tollität –<br />

Interview mit Komman-<br />

dant Markus Bongers<br />

Journal<br />

2010<br />

60 Jahre <strong>Ordens</strong>verleihung<br />

„<br />

WIDER DEN TIERISCHEN ERNST“<br />

Jubiläumsritter Dr. Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen


2 Journal 5 | 2010<br />

Unser Elferrat.<br />

Wir gratulieren dem Aachener Karnevalsverein zur<br />

<strong>60.</strong> Verleihung <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong> „Wider den tierischen Ernst“.<br />

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Meine sehr verehrten<br />

Damen und Herren,<br />

liebe Freunde, Förderer und Gönner<br />

<strong>des</strong> Aachener Karnevalsvereins,<br />

ein aus unserer Sicht gelungenes und<br />

von der Öffentlichkeit stark beachtetes<br />

Jubiläumsjahr <strong>des</strong> Aachener Karnevalsvereins<br />

neigt sich dem Ende<br />

zu. „222 Herren der besseren Stände“<br />

hatten sich vor 150 Jahren, an jenem 9.<br />

Dezember 1859, zum Neuen A achener<br />

Carnevalsverein zusammengeschlossen.<br />

Sie zeichneten sich nicht nur<br />

durch Frohsinn, Lebensfreude und<br />

Fantasie aus, sondern ebenso durch<br />

künstlerische Ambitionen, Esprit, Redegewandtheit<br />

und Mut zur Wahrheit<br />

in der Bütt.<br />

Unsere Aktivitäten zum Jubiläumsjahr<br />

begannen wir mit einer viel besuchten<br />

Fotoausstellung in der Kundenhalle<br />

der Sparkasse Aachen am<br />

Friedrich-Wilhelm-Platz. Eindrucksvoll<br />

widerspiegelten die Fotografien, Dokumente<br />

und Exponate eben jenes<br />

dominante Motto unseres Vereins:<br />

„Mit närrischem Frohsinn wider den<br />

tierischen Ernst“. Im Hinblick auf das<br />

hohe Alter <strong>des</strong> <strong>AKV</strong> stellte ich in der<br />

Eröffnungsrede symbolisch den Vergleich<br />

mit dem „harten Panzer einer<br />

Riesenschildkröte“ an. Im Auftrag <strong>des</strong><br />

<strong>AKV</strong>s wurde zeitgleich zur Ausstellung<br />

mit gleichlautendem Titel eine Chronik<br />

zur 150-jährigen Vereinsgeschichte<br />

herausgegeben. Eingebunden in<br />

die Geschichte unserer Stadt gehört<br />

dieses Buch: „Mit närrischem Frohsinn<br />

WIDER DEN TIERISCHEN ERNST“<br />

min<strong>des</strong>tens in jeden Aachener Bücherschrank.<br />

In dem Grandseigneur <strong>des</strong> deutschen<br />

Films, Mario Adorf, konnten wir als<br />

59. <strong>Ritter</strong> <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong> WIDER DEN TIE-<br />

RISCHEN ERNST nicht nur eine Persönlichkeit<br />

von höchstem gesellschaftlichem<br />

Rang auszeichnen, sondern<br />

ebenso einen Künstler mit feinsinnigem<br />

Humor und schlagfertigem<br />

Witz, „der ganz viel menschelt“. Veni,<br />

vidi, vici – er kam, sah und siegte bei<br />

der <strong>Ordens</strong>verleihung am 7. Februar<br />

2009 vor 1300 Gästen im Aachener<br />

Eurogress. Mario Adorf brillierte als<br />

großer Mime, stimmgewaltiger Sänger,<br />

sowie gewitzter Büttenredner mit<br />

roter Papp’nas än Höttche. Jubelnd<br />

feierte ihn das Publikum. Eine Öcher<br />

Frohnatur bestieg im Januar 2009<br />

mit Thomas I. Ebert als Tollität den<br />

Narrenthron, der als „Prinz Strahlemann“<br />

in die Geschichte der Aachener<br />

Narren herrscher eingehen wird.<br />

Anlässlich <strong>des</strong> 150-jährigen <strong>AKV</strong>-Jubiläums<br />

veranstalteten der Aachener<br />

Karnevalsverein und das TOP-Magazin<br />

Aachen im Januar 2009 im Pullman-<br />

Hotel „Quellenhof“ einen Gala-Abend<br />

zugunsten unserer stadthistorischen<br />

Sammlung Crous. 500 Gäste nahmen<br />

an der TOP-Lounge teil. Zu einem<br />

Highlight <strong>des</strong> Abendprogramms gestaltete<br />

sich der Besuch <strong>des</strong> Kölner<br />

Dreigestirns in Begleitung der Kölner<br />

Prinzengarde und der Ehrengarde<br />

der Stadt Köln. Als Reinerlös der Gala<br />

konnten wir später einen Scheck über<br />

9000 Euro an die Sammlung Crous<br />

übergeben.<br />

Am 9. Mai 2009 kamen zu Füßen <strong>des</strong><br />

Eäzekomp auf dem Markt Oldtimer-<br />

Fans auf ihre Kosten. Bei einem<br />

spektakulären Start gingen hier 88<br />

„Schätzchen“ mit blitzendem Chrom<br />

und poliertem Lack zur 1. <strong>AKV</strong> Oldtimer<br />

Rallye „The Race 2009“ on Tour.<br />

Am 29. Mai 2010 folgt die 2. <strong>AKV</strong> Oldtimer<br />

Rallye.<br />

Für den 9. Mai hatten wir auch annähernd<br />

300 Gäste zu einer festlichen<br />

Jubiläumsgala in den geschichtsträchtigen<br />

Krönungssaal de s Rathauses geladen.<br />

Historisches Flair verliehen die<br />

Aachener Stadtreiter hoch zu Ross an<br />

den Stufen der Rathaustreppe und<br />

das Spalier der Rathausgarde Öcher<br />

Duemjroe fe mit ihren Hellebarden.<br />

Zu einem Höhepunkt der Gala wurde<br />

bei Standing Ovations der Festgesellschaft<br />

die erstmalige Verleihung<br />

eines goldenen Ehrenringes <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s<br />

an Dr. Jürgen Linden, heute Aachener<br />

Oberbürgermeister a.D. Zu den Ehrengästen<br />

der Gala gehörte auch der Ministerpräsident<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-<br />

Westfalen, Dr. Jürgen Rüttgers. Noch<br />

ahnte keiner der Anwesenden, dass er<br />

bei unserer Festsitzung am 30. Januar<br />

2010 den <strong>60.</strong> Orden WIDER DEN TIE-<br />

RISCHEN ERNST erhalten wird. Allein<br />

schon eins seine r Bonmots an diesem<br />

Abend prä<strong>des</strong>tinierte ihn dafür: „Der<br />

<strong>AKV</strong> hat viele Spuren hinterlassen. Sogar<br />

in meinem Kleiderschrank. Dort<br />

liegt meine <strong>AKV</strong>-Mütze. Die habe ich<br />

erhalten, nachdem ich hier einmal mit<br />

einer Kölner Karnevalsmütze an einer<br />

Festsitzung teilgenommen hatte.“<br />

Der Aachener Prinz Karne val Dirk IV.<br />

Trampen besteigt am 8. Januar 2010<br />

den Narrenthron und regiert unter<br />

dem Motto: „Hundert Jahre Prinz und<br />

Garde wie heut‘ und anno dazumal. In<br />

guten und in schlechten Zeiten feiert<br />

Aachen Karneval“. Ich wünsche ihm<br />

und uns allen eine fröhliche Session<br />

und eine Bitte an Petrus: Viel Sonnenschein<br />

am Rosenmontag.<br />

Herzlichst<br />

Ihr<br />

Horst Wollgarten<br />

Präsident <strong>des</strong> <strong>AKV</strong><br />

Editorial<br />

Journal 5 | 2010<br />

3


4 Journal 5 | 2010<br />

Grußwort<br />

JECK AUF STEIN !<br />

IHR STARKER PARTNER<br />

FÜR HAUS UND GARTEN<br />

Grußwort von Oberbürgermeister Marcel Philipp<br />

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Er ist Kommandeur der Ehrenlegion<br />

und Träger <strong>des</strong> Verdienstordens „Pro<br />

Merito Melitensi“ <strong>des</strong> souveränen<br />

Malteser <strong>Ritter</strong>ordens. Er kennt sich<br />

also mit (<strong>Ritter</strong>-) Orden bereits bestens<br />

aus. Der Orden, den er aber nun<br />

vom <strong>AKV</strong> erhält, ist insofern von ganz<br />

besonderer Qualität, als er beweist,<br />

dass Dr. Jürgen Rüttgers neben vielen<br />

anderen guten Eigenschaften<br />

auch über unerschütterlichen Humor<br />

und große Schlagfertigkeit verfügt.<br />

Letzteres hat schon so mancher politische<br />

Kontrahent zähneknirschend<br />

zur Kenntnis nehmen müssen.<br />

Egal auf welchem Terrain er sich bewegt,<br />

unser Ministerpräsident macht<br />

stets eine gute Figur: Zum Beispiel<br />

als Grünkohl-König oder aber bei Sitzungen<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s, bei denen er gänzlich<br />

ungeniert mit Kölner Narrenkappe<br />

erscheint. Wer so viel Humor hat,<br />

der wird ganz gewiss auch im Narrenkäfig<br />

die richtigen Worte finden<br />

und mit einem Feuerwerk an Pointen<br />

die Lachmuskeln der Anwesenden auf<br />

das Höchste strapazieren.<br />

Freuen wir uns auf eine grandiose <strong>Ordens</strong>verleihung<br />

und auf einen <strong>Ritter</strong><br />

der rhetorischen Extraklasse in Spitzenform.<br />

Vööl Pläsier än<br />

drejmoel kräftig Oche Alaaf!<br />

Oberbürgermeister Marcel Philipp<br />

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bis 11. Juni 2010<br />

für alle Freunde<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>!


Seite<br />

Editorial Horst Wollgarten, <strong>AKV</strong>-Präsident 3<br />

Grußwort von Oberbürgermeister Marcel Philipp 4<br />

Impressum 5<br />

Der Ministerpräsident <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen<br />

Dr. Jürgen Rüttgers wird der <strong>60.</strong> <strong>Ordens</strong>ritter 6<br />

Seit 60 Jahren verleiht der <strong>AKV</strong><br />

einen Nobelpreis für Humor:<br />

Der Orden WIDER DEN TIERISCHEN ERNST wird 60 12<br />

150 Jahre Ehrenhüte 16<br />

Der <strong>AKV</strong>-Senat –<br />

ein Brückenschlag zwischen den Generationen 21<br />

14. Carnevale goes Reeperbahn 24<br />

100 Jahre Berittene Leibgarde Sr. Tollität<br />

Interview mit Kommandant Markus Bongers 27<br />

Der unvergessene Jacques Königstein –<br />

vor 50 Jahren zum Ehrenpräsidenten erhoben 32<br />

<strong>Ritter</strong> kurz gefragt: Mario Adorf im Gespräch 35<br />

Die Kaffeevisite 36<br />

18. Zentis-Kinderkarnevalspreis<br />

geht an das St. Ursula Gymnasium 38<br />

2. <strong>AKV</strong>-Oldtimer-Rallye „The Race“ 40<br />

Veranstaltungskalender und Termine 42<br />

Achim Floegel –<br />

der Theatermacher am Veilchendienstag 44<br />

Der Orden WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />

und seine <strong>Ritter</strong> 46<br />

Die <strong>AKV</strong>-Sessionsorden 2010 50<br />

Unser Dank gilt den Sponsoren 50<br />

Inhalt | Impressum<br />

Journal 5 | 2010<br />

Inhalt Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>AKV</strong> gegr. 1859 e.V.<br />

Kurhausstraße 2c<br />

52062 Aachen<br />

Telefon 0241/47 03 11 -0<br />

Fax 0241/47 03 11 -19<br />

info@akv.de<br />

www.akv.de<br />

Präsident Horst Wollgarten<br />

Redaktion und Koordination<br />

Patrik Hoesch<br />

Anzeigen<br />

Alexander Krott<br />

Rolf Lejeune<br />

Text<br />

Jutta Katsaitis-Schmitz<br />

Patrik Hoesch<br />

Fotos<br />

Helmut Koch<br />

Patrik Hoesch<br />

Andreas Steindl<br />

Jutta Katsaitis-Schmitz<br />

<strong>AKV</strong>-Archiv<br />

Grafik<br />

mäx it Werbeagentur GmbH<br />

Monika Korbanek<br />

Druck<br />

Silberdruck, Kassel<br />

Auflage<br />

8.000 Stück<br />

5


6 Journal 5 | 2010<br />

Dr. Jürgen Rüttgers: <strong>60.</strong> <strong>Ritter</strong> <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong> WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />

Dr. Jürgen Rüttgers – <strong>60.</strong> <strong>Ritter</strong> <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong><br />

„Karneval ist<br />

kritisch es Bürgertum<br />

und bedeutet<br />

Aufklärung im<br />

besten Sinne. Im<br />

Kar neval<br />

wird Klartext<br />

ge sprochen, das<br />

heißt, ich erfahre,<br />

was die Menschen<br />

wirklich von<br />

mir denken.“


wIDer Den tIerIscHen ernst<br />

Dr. Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen wird<br />

<strong>AKV</strong>-<strong>Ritter</strong> WIDER DEN TIERISCHEN<br />

ERNST 2010!<br />

Wenn Dr. Jürgen Rüttgers lacht, ist es<br />

ein ehrliches Lachen und kein aufgesetztes<br />

für die Kameras. Doch nicht<br />

nur sein Mund lächelt dann, sondern<br />

auch die Augen lachen bei humorvollem<br />

Funkeln mit. Der Lan<strong>des</strong>vater<br />

von Nordrhein-Westfalen besitzt ein<br />

Charisma, das Harmonie und Geborgenheit<br />

ausstrahlt, und <strong>des</strong>sen prägnante<br />

Wortwahl keine hohlen Phrasen<br />

kennt. „Erst denke ich, dann rede<br />

ich“, sagt er über sich selbst und wird<br />

im Narrenkäfig mit einer <strong>Ritter</strong>rede<br />

par excellence aufhorchen lassen. Allein<br />

diese Tugenden würden ihn bei<br />

seinen Lan<strong>des</strong>kindern beliebt sein lassen.<br />

Doch es ist weitaus mehr, was<br />

ihm die Zuneigung der Menschen einbringt.<br />

Regelmäßig bereist er die Regionen<br />

von Nordrhein-Westfalen, um<br />

nahe bei den Menschen zu sein und<br />

sich vor Ort ein Bild zu machen, wo<br />

der Schuh drückt.<br />

Als einen „Anwalt <strong>des</strong> kleinen<br />

Mannes“, bezeichnet <strong>AKV</strong>-Präsident<br />

Horst Wollgarten den <strong>des</strong>ignierten<br />

<strong>Ritter</strong> <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong> WIDER DEN TIE-<br />

RISCHEN ERNST. Für den Politiker Rüttgers<br />

ist die soziale Frage <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts<br />

die Bildung. Er tritt für ein<br />

Zusammendenken von ökonomischer<br />

Vernunft und sozialer Verantwortung<br />

ein und fordert <strong>des</strong>halb eine marktwirtschaftliche<br />

Ordnungspolitik durch<br />

eine soziale zu ergänzen. Mit 24 Jahren<br />

war der junge Jurist Jürgen Rüttgers<br />

1975 in Pulheim Kommunalpolitiker<br />

geworden und lernte dort kennen,<br />

was eine wertegebundene Politik ist:<br />

Verantwortung zu übernehmen und<br />

sich einzusetzen für andere – in der<br />

Familie, in der Gemeinde, in der Kommune<br />

und in der Politik. Heute wird er<br />

als gütiger, verständnisvoller und ausgleichender<br />

Lan<strong>des</strong>vater geachtet, der<br />

sein Land so liebt, wie ein Vater seine<br />

Familie.<br />

„ Erst denke ich,<br />

dann rede ich.“<br />

Journal 5 | 2010<br />

7


8 Journal 5 | 2010 Dr. Jürgen Rüttgers: <strong>60.</strong> <strong>Ritter</strong> <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong> WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />

Dr. Jürgen Rüttgers – <strong>60.</strong> <strong>Ritter</strong> <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong><br />

„In Deutschland geht<br />

mehr Arbeitszeit durch<br />

Festreden verlo ren, als<br />

durch Streiks.“<br />

Doch es ist nicht nur sein freundliches<br />

Lächeln, das ihn zu einem <strong>Ritter</strong><br />

WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />

prä<strong>des</strong>tiniert. Es sind vielmehr seine<br />

Schlagfertigkeit, sein Esprit, seine<br />

verblüffende Logik, vor allem aber<br />

sein urwüchsiger Humor auch Kuriosa<br />

der Politik in Bonmots satirisch zu beschreiben.<br />

„In Deutschland geht mehr<br />

Arbeitszeit durch Festreden verlo ren,<br />

als durch Streiks“, zum Beispiel. Diplomatisch<br />

heiter beantwortete Dr. Rüttgers<br />

auch 2006 bei seiner Promotion<br />

zum Doctor humoris causa der Dülkener<br />

Narrenakademie die Frage, welche<br />

besonderen Fähigkeiten ein aus<br />

dem Rheinland stammender Ministerpräsident<br />

mitbringen muss, um<br />

aus der 1946 geschlossenen Zwangsehe<br />

der beiden preußischen Provinzen<br />

– Rheinland und Westfalen – ein Liebesverhältnis<br />

werden zu lassen. Zumal<br />

böse Zungen ja behaupten: „Die<br />

Westfalen halten, was die Rheinländer<br />

versprechen“. Seine Antwort lautete:<br />

„Aus der nicht ganz freiwilligen Maßnahme,<br />

die die Briten mit „Operation<br />

marriage“ überschrieben haben, ist<br />

längst eine Liebesbeziehung geworden.<br />

Rheinländer und Westfalen haben<br />

bewiesen, dass Liebe die Fortsetzung<br />

der Ehe mit anderen Mitteln ist.<br />

Ich stehe Westfalen wie Rheinländern<br />

mit ‚Rat und Rat‘ zur Seite. Ein solcher<br />

Rat lautet: Die Liebe geht durch den<br />

Magen. Deshalb also sollten sie ab und<br />

wann einmal gemeinsam chic essen<br />

gehen. Das ist weitgehend risikolos.<br />

Wenn der Rheinländer zu Hömmel än<br />

Eäd nach Grevenbroich einlädt, weiß<br />

der Westfale zwar nicht, was er be-<br />

kommt. Muss er aber auch nicht, denn<br />

bei den Westfalen wird gegessen, was<br />

auf den Tisch kommt. Ich könnte mir<br />

nun vorstellen, zum Gelingen solcher<br />

Abende beizutragen, indem ich den<br />

Abwasch mache.“ Damit gab Dr. Rüttgers<br />

einen leisen Wink auf seine Rolle<br />

im Fernsehen, die er für eine Sendung<br />

einmal drei Tage lang freiwillig bei einer<br />

fremden Familie übernommen<br />

hatte – auch in der Küche, wie auch zu<br />

Haus manchmal.<br />

Wer ist Dr. Jürgen Rüttgers im Privatleben,<br />

und wer hat ihm all’ diese sympathischen<br />

Charaktereigenschaften mit<br />

in die Wiege gelegt? 1951 wurde er in<br />

Köln als Sohn eines Elektromeisters geboren<br />

und erbte vom Vater handwerkliche<br />

Talente, sodass er noch heute<br />

Entspannung beim Besuch eines Baumarktes<br />

findet. Als kleiner Junge las er<br />

gern noch heimlich unter der Bettdecke<br />

Karl May. Seine Mutter erzog ihn<br />

zur Bescheidenheit. So bekam er zur<br />

Einschulung nur eine kleine Schultüte,<br />

damit die Schulanfänger aus dem örtlichen<br />

Kinderheim nicht neidisch werden<br />

sollten. Damit war seine Schultüte<br />

dann aber auch die kleinste! Nach<br />

dem Abitur studierte er Geschichte<br />

und Rechtswissenschaften und promovierte<br />

1979 als Dr. jur. Ein Jahr später<br />

begann seine politische Laufbahn<br />

in der CDU als Lan<strong>des</strong>vorsitzender der<br />

Jungen Union. Seit 2000 ist Dr. Jürgen<br />

Rüttgers stellvertretender Bun<strong>des</strong>vorsitzender<br />

der CDU und im Jahr 2005<br />

wurde er Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.<br />

Seit 28 Jahren ist er<br />

mit Gattin Angelika verheiratet, mit<br />

der er drei Söhne hat: Marcus, Lucas<br />

und Thomas. Sein Arbeitstag umfasst<br />

14 Stunden, doch als Familienmensch<br />

mit Leib und Seele lässt er sich das<br />

tägliche, gemeinsame Frühstück nicht<br />

nehmen. „Meine Frau Angelika ist eine<br />

echte Familienmanagerin und unsere<br />

ganze Familie ein gutes Team“, erklärt<br />

der Lan<strong>des</strong>vater voller Stolz. Auch Gattin<br />

Angelika wurde in Köln geboren<br />

und ist eine rheinische Frohnatur. Die<br />

frühere Kindergartenleiterin ist heute<br />

Schirmherrin der Aktion „Lichtblicke“,<br />

die bedürftigen Kindern und Familien<br />

in Nordrhein-Westfalen hilft.


wIDer Den tIerIscHen ernst<br />

Eine Frage noch, Herr Ministerpräsident …<br />

Interview <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s mit Dr. Rüttgers,<br />

Ministerpräsident von Nordrhein-<br />

Westfalen.<br />

Sie wurden in Köln geboren, Herr<br />

Ministerpräsident und sind, wie wahrscheinlich<br />

nicht all Ihren Lan<strong>des</strong>kindern<br />

bekannt, dem Karneval zugetan. Wie<br />

war Ihr Einstieg in die Zeit närrischen<br />

Treibens und welche Aktivitäten entwickelten<br />

Sie später im Karneval?<br />

1978 habe ich den Verein der „Brauweiler<br />

Karnevalsfreunde“ mitgegründet.<br />

Als Schüler habe ich an Schulsitzungen<br />

in Brauweiler teilgenommen.<br />

Als Rheinländer kommt man gar nicht<br />

umhin, den Karneval zu mögen. Denn<br />

der Karneval gibt einem die Gelegenheit,<br />

das Leben zu feiern. Außerdem<br />

ist er eine Liebesbekundung an die<br />

Heimat. Wussten Sie, dass eine Million<br />

Menschen sich in mehr als 1800 Karnevalsgesellschaften<br />

allein in Nordrhein-Westfalen<br />

engagieren? Und<br />

sie tun das ehrenamtlich. Das beeindruckt<br />

mich sehr. Deswegen war ich<br />

richtig froh, dass wir 2009 im Landtag<br />

beschlossen haben, Karnevalisten für<br />

herausragende ehrenamtliche Leistun<br />

gen zu würdigen.<br />

Wenn Sie jetzt vom Aachener<br />

Karnevalsverein zum <strong>Ritter</strong> „WIDER<br />

DEN TIERIScHEN ERNST“ geschlagen<br />

werden, ist es bestimmt nicht die erste<br />

Würdigung Ihrer karnevalistischen<br />

Aufgeschlossenheit?<br />

Ich bin Mitglied in mehreren Vereinen<br />

und war schon auf unzähligen<br />

Sitzungen. Karneval ohne Orden und<br />

Auszeichnungen, das gibt es nicht.<br />

Aber der „Orden WIDER DEN TIE-<br />

RISCHEN ERNST“ ist natürlich etwas<br />

ganz Großes.<br />

Ihre Gattin Angelika ist eine rheinische<br />

Frohnatur. Hat Sie das Schicksal<br />

vielleicht gerade in einer fünften Jahreszeit<br />

zusammengeführt, und verfügen<br />

auch Ihre drei Söhne Marcus, Lucas<br />

und Thomas über karnevalistische Ambitionen?<br />

Meine Frau hat mich zum ersten Mal<br />

bei einer politischen Rede gesehen.<br />

Kennengelernt haben wir uns bei<br />

Freunden. Was meine Kinder betrifft:<br />

Sie feiern mit und sind auch schon im<br />

Schulkarneval aufgetreten.<br />

Womit waren Sie gerade beschäftigt,<br />

als Sie die Nachricht ereilte,<br />

dass Sie in Aachen zum <strong>Ritter</strong> gekürt<br />

werden, und wie war Ihre erste Reaktion?<br />

Meine ersten Gedanken waren: Das<br />

glaubt mir kein Mensch. Aber ich war<br />

mir sicher: Die Aachener wissen, was<br />

sie tun. Da jetzt alle die Nachricht verdaut<br />

haben, kann ich mich in Ruhe geehrt<br />

fühlen, freue mich auf die Verleihung,<br />

auch wenn ich sagen muss, dass<br />

ich großen Respekt davor habe.<br />

Gab es bereits seit längerem<br />

Kontakte zum Aachener Karnevalsverein,<br />

und wodurch entstanden sie?<br />

Die Verleihung <strong>des</strong> „<strong>Ordens</strong> WIDER<br />

DEN TIERISCHEN ERNST“ gehört immer<br />

zu den Höhepunkten der fünften<br />

Jahreszeit. Ich war tatsächlich immer<br />

einer der vielen Millionen Stammzuschauer,<br />

und so ist die Festsitzung für<br />

mich zu einem geistreichen Stück Tradition<br />

geworden. Richtig angefreundet<br />

habe ich mich mit den Aachenern<br />

allerdings durch ein Versehen meinerseits.<br />

Ich habe mal auf einer Aachener<br />

Sitzung eine Kölner Mütze getrage n.<br />

Die Aachener waren so großmütig,<br />

mir erstens zu verzeihen und mir<br />

zweitens eine echte <strong>AKV</strong>-Kappe zu<br />

schenken.<br />

Die Aachener Karnevalisten bezeichnen<br />

den Orden „WIDER DEN TIE­<br />

RIScHEN ERNST“ gern als „den Nobel<br />

preis <strong>des</strong> Humors“ und Jacques<br />

Kö nigstein ist es zu verdanken, dass mit<br />

diesem Orden der stilvolle Humor und<br />

nicht ein brüllender Lacheffekt seine<br />

Anerkennung findet. Wie bewerten Sie<br />

unter diesem Aspekt die Festsitzungen<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s und ihre Rolle im kulturellen<br />

Leben <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein­Westfalen?<br />

Ich denke, der „Orden WIDER DEN TIE-<br />

RISCHEN ERNST“ verleiht unserem<br />

Land ein originelles Image. Der <strong>AKV</strong><br />

ist eine kulturelle Marke. Die Idee, Politik<br />

durch Humor zu vermenschlichen,<br />

finde ich großartig. Vor allem,<br />

weil ich weiß, wie schwer das ist.<br />

Konrad Adenauer hat einmal gesagt:<br />

„Man muss sich unbeliebt machen,<br />

will man ernst genommen werden.“<br />

Der <strong>AKV</strong> stemmt sich mit Witz, Stil<br />

und Ausdauer dagegen. Ich hoffe, ich<br />

werde mich der Auszeichnung würdig<br />

erweisen.<br />

Journal 5 | 2010<br />

9


10 Journal 5 | 2010<br />

Dr. Jürgen Rüttgers: <strong>60.</strong> <strong>Ritter</strong> <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong> WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />

Dr. jur. Jürgen Rüttgers – <strong>60.</strong> <strong>Ritter</strong> <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong><br />

wIDer Den tIerIscHen ernst<br />

Sie selbst gelten als ein Meister<br />

<strong>des</strong> doppelten Humors und <strong>des</strong> treffenden<br />

Spotts. Welche Bedeutung messen<br />

Sie Humor und Lachen im Leben<br />

der Menschen bei, und worin sehen Sie<br />

die Rolle <strong>des</strong> Narren und den Wert einer<br />

Büttenrede, wenn sie denn über Stil<br />

verfügt?<br />

Da halte ich es mit Ringelnatz: „Humor<br />

ist der Knopf, der verhindert, dass<br />

uns der Kragen platzt.“ Es gibt natürlich<br />

verschiedene Knöpfe. Wir haben<br />

da die Albernheiten, die sehr befreiend<br />

sind. Wir haben aber auch die<br />

Hirnschmeichler, auf die Sie anspielen.<br />

Bei denen muss man erst überlegen,<br />

bevor man sich amüsieren kann. Aber<br />

die se leistungsorientierten Lacher<br />

können sehr erhebend sein. Wussten<br />

Sie, dass die berühmten Aha-Effekte<br />

tatsächlich Glückshormone freisetzen?<br />

Wie wir wissen, wirken diese lebensverlängernd.<br />

Insofern kann die<br />

Rolle eines stilvollen Narren gar nicht<br />

hoch genug eingeschätzt werden.<br />

Wie beurteilen Sie die Tradition,<br />

am Vormittag <strong>des</strong> Tages der <strong>Ordens</strong>verleihung<br />

„WIDER DEN TIERIScHEN<br />

ERNST“ bei einer Open­Air­Sitzung<br />

hautnah den Aachenern zu begegnen?<br />

Sie macht mir keine Angst, falls Sie<br />

das glauben. Eine solche unmittelbare<br />

Begegnung hat immer etwas von einer<br />

öffentlichen Reinigung. Karneval<br />

ist kritisches Bürgertum und bedeutet<br />

Aufklärung im besten Sinne. Im<br />

Karneval wird Klartext gesprochen,<br />

das heißt, ich erfahre, was die Menschen<br />

wirklich von mir denken. Und<br />

am Schluss schunkeln sie trotzdem<br />

mit mir.<br />

Was schätzen Sie besonders an<br />

Mario Adorf, der für Sie bei der <strong>Ordens</strong>verleihung<br />

die Laudatio halten wird?<br />

Mario Adorf ist ein großartiger Schauspieler.<br />

Ich mag seine handfeste und<br />

schlitzohrige Art – und wenn er auch<br />

viele andere Rollen hervorragend gespielt<br />

hat, mag ich am liebsten seine<br />

tiefgründigen Figuren. Die Mafiosi,<br />

Bösewichte und Bellheims. Dass<br />

er mein Laudator ist, finde ich sehr<br />

schmeichelhaft.<br />

Haben Sie bereits – trotz der Koalitionsverhandlungen<br />

in Berlin – mit<br />

der Ausarbeitung Ihrer <strong>Ritter</strong>rede begonnen,<br />

oder werden Sie bis zum letzten<br />

Moment daran schleifen?<br />

Sie haben selbst gesagt: Dies ist der<br />

„Nobelpreis <strong>des</strong> Humors“ und der<br />

flößt mir schon Respekt ein. Spontaner<br />

Humor ist gut. Aber ich bin gerne<br />

gut vorbereitet.<br />

Ursprünglich wollten Sie Journalist<br />

werden. Was reizte Sie an diesem<br />

Beruf? Für welches Studium entschlossen<br />

Sie sich dann aber, und wann begann<br />

Ihr Einstieg in die Politik?<br />

Ich wollte Journalist werden, weil ich<br />

neugierig auf Menschen bin. Zum anderen<br />

wollte ich etwas für sie und für<br />

das Gemeinwesen tun. Eigentlich hat<br />

sich das nie geändert. Ich habe Geschichte<br />

und Jura studiert und hätte<br />

damit auch Journalist werden können.<br />

Aber irgendwie bin ich Politiker<br />

geworden und werde die Seiten auch<br />

wahrscheinlich nicht mehr wechseln.<br />

„Und am Schluss schunkeln sie trotzdem mit mir.“<br />

Sie sind ein Lan<strong>des</strong>vater, der die<br />

Nähe der Bürger – vom Arbeiter bis zum<br />

Großindustriellen, vom Bäcker bis zum<br />

Wissenschaftler oder Künstler – sucht.<br />

Was prägt Sie zu dieser Haltung, die Ihnen<br />

bei den Menschen so viele Sympathien<br />

einbringt?<br />

Das hat sicher wieder etwas mit meiner<br />

Neugier zu tun, mit dem Wunsch,<br />

Menschen kennenzulernen und zu<br />

verstehen, was sie bewegt. Das ist<br />

auch für mich eine Bereicherung.<br />

Ohne ehrliche Anteilnahme ist gute<br />

Politik nicht möglich.<br />

Für Ihre Verdienste um den Malteser­Orden<br />

wurden Sie mit dem Großkreuz<br />

<strong>des</strong> Verdienstordens „Pro Merito<br />

Melitensi“ geehrt. Worin zeigt sich Ihr<br />

soziales Engagement sowohl für den<br />

Malteser­Orden, als auch für andere<br />

karitative Einrichtungen?<br />

Malteser sind aus unserer Gemeinschaft<br />

nicht wegzudenken. Unsere<br />

Gesellschaft ist auf bürgerschaftliches<br />

Engagement angewiesen, sonst<br />

ist sie kalt und traurig. Als Ministerpräsident<br />

unterstütze ich ehrenamtliche<br />

Helfer so gut es geht. Ich sage<br />

auch oft und gerne Danke. Das gerät<br />

häufig zu kurz.<br />

Haben Sie ein Lebensmotto?<br />

Träume nicht dein Leben.<br />

Lebe deinen Traum.<br />

Welchen persönlichen Interesse n<br />

gehen Sie am liebsten in Ihrer knapp<br />

bemessenen Freizeit nach?<br />

Ich verbringe meine Freizeit am liebsten<br />

ohne Telefon, Fax oder Handy. Dafür<br />

mit meiner Familie – einem guten<br />

Buch und einer Tafel Nussschokolade,<br />

oder einem Bier und einer Frikadelle.


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12 Journal 5 | 2010<br />

60 Jahre Orden WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />

Seit 60 Jahren verleiht der <strong>AKV</strong><br />

einen nobelpreis für Humor<br />

Der Orden<br />

WIDER DEN<br />

TIERIScHEN<br />

ERNST<br />

wird 60<br />

60 Jahre sind seit der legendären Verleihung<br />

eines <strong>Ordens</strong> für Humor und<br />

Menschlichkeit im Amt ins Land gegangen,<br />

mit dem jener britische Militärstaatsanwalt<br />

Mr. James A. Dugdale<br />

als Erster vom <strong>AKV</strong> geehrt wurde. Dieser<br />

närrische Staatsakt erfolgte noch<br />

wenig spektakulär in den eigenen vier<br />

Wänden <strong>des</strong> Staatsanwalts in der Colynshofstraße<br />

43. Der Grund für diese<br />

Auszeichnung mit einem Karnevalsorden<br />

war die Einfühlsamkeit <strong>des</strong><br />

Engländers in rheinischen Frohsinn. Er<br />

hatte 1950 veranlasst, dass ein wegen<br />

„Belästigung eines belgischen Sergeanten“<br />

zu zwei Monaten Haft verurteilter<br />

Stolberger (29) bereits vorzeitig<br />

entlassen wurde. Trotz teilweise<br />

bereits gewährter Haftverschonung<br />

hätte der Mann zumin<strong>des</strong>t zwei Wochen<br />

lang bis zum 20. Februar seine<br />

Strafe verbüßen müssen. Mr. Dugdale<br />

aber beantragte nach der Urteilsverkündigung<br />

ihn bereits zwei Tage früher,<br />

vom Karnevalssamstag an, freizulassen.<br />

Karneval sei im Rheinland<br />

schließlich ein hohes Fest, und der<br />

Verurteilte habe als Spätheimkehrer<br />

bereits elf Jahre lang auf Karneval<br />

verzichten müssen, argumentierte er<br />

damal s.<br />

Über den Prozessverlauf hatte der<br />

A achener Journalist und <strong>AKV</strong>-Archivar<br />

Helmut A. Crous am 7. Februar 1950 in<br />

der Stolberger Volkszeitung berichtet.<br />

Bereits vier Tage später hatte der<br />

von dieser Entscheidung beeindruckte<br />

<strong>AKV</strong>-Präsident Jacques Königstein<br />

einen Brief an die Privatanschrift <strong>des</strong><br />

Mr. Dugdale gesandt und um einen<br />

Besuchstermin für den 15. Februar gebeten.<br />

Feierlich hieß es in diesem Brief:<br />

„In Anerkennung <strong>des</strong> von Ihnen bewiesenen<br />

Verständnisses für den Aachener<br />

Karneval erlaubt sich der Elferrat<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s, Ihnen den diesjährigen<br />

Orden zu verleihen. Sr. Tollität Prinz<br />

Hans II. hat auf unsere Anregung hin<br />

geruht, Ihnen seinen Hausorden überreichen<br />

zu lassen.“<br />

Der zweite Orden zur Würdigung<br />

von Humor und Menschlichkeit, den<br />

1952 der Regierungsrat der Lan<strong>des</strong>regierung<br />

Kiel, Jules von Jouanne, erhielt,<br />

wurde diesem sogar nur per<br />

Post zugeschickt, war aber bereits mit


e iner Silberplatte unterlegt. In dieser<br />

Ausfertigung wurde er auch 1953<br />

an Oberstaatsanwalt Hans Sachs verliehen.<br />

Dessen Rede auf der <strong>AKV</strong>-Sitzung<br />

wurde erstmals vom Nordwestdeutschen<br />

Rundfunk übertragen. Im<br />

gleichen Jahr gründeten der Satiriker<br />

Werner Finck und der Karikaturist Mirko<br />

Szewczuk die Carl-Friedrich-Flögel-<br />

Gesellschaft. Sie erinnerten damit an<br />

den Philosophen Flögel, der Ende <strong>des</strong><br />

18. Jahrhunderts die „Geschichte <strong>des</strong><br />

Grotesk-Komischen“ geschrieben hatte.<br />

„Kampf dem tierischen Ernst, der<br />

heute so oft im Alltag der Behörden<br />

zu finden ist“, schrieb sich die neue<br />

Gesellschaft auf die Fahne.<br />

Aber das gerade war ja das Anliegen<br />

Königsteins, Griesgram und Muckertum<br />

sowie einer seelenlosen Bürokratie<br />

den Kampf anzusagen und<br />

durch <strong>Ordens</strong>verleihungen zu bestärken.<br />

Wobei es Königstein nicht um<br />

einen „brüllenden Lacheffekt“ ging.<br />

Er unterschied vielmehr zwei grundverschiedene<br />

Arten <strong>des</strong> Lachens: die<br />

eine Art sei ein Reflex, eine fast unbewusste<br />

Reaktion auf etwas Komisches.<br />

Die andere aber, das zweite Lachen,<br />

sei humorvoll, drücke ein Urteil aus<br />

und entspringe einem Denkvorgang.<br />

Der Name war also gefunden. Es war<br />

der US-Chefrichter Leo M. Goodman,<br />

der 1954 zum ersten Mal einen „Orden<br />

WIDER DEN TIERISCHEN ERNST“ erhielt,<br />

der nun auch namentlich im Protokollbuch<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s auftauchte. Doch<br />

erst im folgenden Jahr wurde die passende<br />

Gestaltung für den Orden gefunden,<br />

so wie wir sie heute kennen.<br />

Den Entwurf dazu hatte der Grafiker<br />

Manö Paulßen geliefert. Angefertigt<br />

wurde er vom Juwelier Heinrich<br />

Jaspers. Erster <strong>Ordens</strong>träger in dieser<br />

Form wurde 1955 der Bun<strong>des</strong>tagsabgeordnete<br />

Dr. August Dresbach.<br />

„ Kampf dem tierischen<br />

Ernst, der<br />

heute so oft im<br />

Alltag der Behörden<br />

zu finden ist“<br />

Die ersten <strong>Ordens</strong>träger:<br />

James<br />

Arthur Dugdale,<br />

Jules von Jouanne,<br />

Hans Sachs und<br />

Leo M. Goodman<br />

Journal 5 | 2010<br />

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13


14 Journal 5 | 2010<br />

60 Jahre Orden WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />

Seit 60 Jahren verleiht der <strong>AKV</strong><br />

einen nobelpreis für Humor<br />

Nun erhält am Samstag, 30. Januar<br />

2010, der Ministerpräsident <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> Nord rhein-Westfalen, Dr. Jürgen<br />

Rüttgers, diesen gestalterisch aussagekräftigen<br />

Orden: im Vogelkäfig<br />

gefangen ein Paragraphen wälzender<br />

Tschako, in Freiheit darauf thronend<br />

ein zwitschernder Vogel mit der Narrenkappe.<br />

5 x 11 Jahre ist es auch her,<br />

dass im Bericht über die Fremdensitzung<br />

vom 6. Februar 1955 erstmals der<br />

Vermerk „<strong>Ritter</strong> <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong>“ im <strong>AKV</strong>-<br />

Protokollbuch zu finden ist. Immer<br />

waren es sowohl Bonmots als auch Zivilcourage,<br />

durch die sich die <strong>Ordens</strong>ritter,<br />

darunter auch fünf <strong>Ritter</strong>innen,<br />

ausgezeichnet hatten und mit diesem<br />

Nobelpreis für Humor ihre Anerkennung<br />

fanden.<br />

Seit 1958 werden die Festsitzungen<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s mit der Verleihung <strong>des</strong> offiziell<br />

vom Bun<strong>des</strong>ministerium <strong>des</strong> Inneren<br />

als Kulturpreis anerkannten <strong>Ordens</strong><br />

WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />

im Fernsehen übertragen. Damit<br />

rückte der Aachener Karnevalsverein<br />

als Botschafter der Stadt Aachen ins<br />

Rampenlicht. Längst beschränkt sich<br />

die <strong>Ritter</strong>wahl nicht mehr nur auf Vertreter<br />

der Politik und der Juristerei,<br />

sondern kürt Persönlichkeiten aus allen<br />

Bereichen <strong>des</strong> gesellschaftlichen<br />

Lebens. Die gute Mischung macht’s,<br />

dass die Öffentlichkeit alljährlich mit<br />

knisternder Spannung und Neugier<br />

auf die Bekanntgabe eines neuen <strong>Ordens</strong>ritters<br />

wartet.<br />

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Journal 5 | 2010<br />

15


16 Journal 5 | 2010<br />

150 Jahre Ehrenhüte <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s<br />

Einst übermütige Ballordner,<br />

heute galante Macher<br />

… Jahr für Jahr sind<br />

binnen einer<br />

halben Stunde die<br />

Karten im<br />

Vorverkauf<br />

vergriffen…<br />

Das Non plus ultra einer jeden Session<br />

ist für junge – durchaus aber auch<br />

für junggebliebene Fastelovvendsjecke,<br />

der Florresei Palast powered by<br />

Stawag am Karnevalssamstag im Alten<br />

Kurhaus. Jahr für Jahr sind binnen<br />

einer halben Stunde die Karten im<br />

Vorverkauf vergriffen. In dieser Session<br />

steht nun auch noch der Stern<br />

der Glückszahl 13 über der Superparty.<br />

Denn es ist die 13. Veranstaltung<br />

dieser Art, die dazu noch an einem 13.<br />

<strong>des</strong> Monats Februar 2010 stattfindet.<br />

Wie immer sind es die derzeit 13 charmanten<br />

Ehrenhüte <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s, die dazu<br />

einladen und als Pagen närrischen<br />

Frohsinns ihren Gäs ten im barocken<br />

Ballsaal zu Diensten stehen …<br />

„Der Florresei Palast ist unser Baby“,<br />

erklärt stolz dazu „Noch“-Oberehrenhut<br />

Christian Lücker (30), für den<br />

als „Alterspräsident“ am Aschermittwoch<br />

danach in diesem Amt „alles<br />

vorbei“ sein wird, wenn er die Verantwortung<br />

an den <strong>des</strong>ignierten Oberehrenhut<br />

Christian Schwartz (25) weitergegeben<br />

hat.<br />

Die Ehrenhüte <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s blicken 2010<br />

auf eine 150-jährige Tradition zurück<br />

und sind in der Ausrichtung von Bällen<br />

bestens versiert. Nach der Gründung<br />

<strong>des</strong> Neuen Aachener Carnevalsvereins<br />

am 9. Dezember 1859 veranstaltete<br />

der Verein zum Abschluss seiner ersten<br />

Session am Fastnachtsdienstag<br />

<strong>des</strong> Jahres 1860 einen großen Maskenball.<br />

Eintausend Gäste nahmen<br />

in den Räumen der „Erholung“ daran<br />

teil. Für dieses gesellschaftliche Er-


eignis wurden junge Männer zu Ballordnern,<br />

den sogenannten „chapeaux<br />

d’honneur“, ernannt, die fortan das<br />

Festkomitee bei der Saal- und Ballordnung<br />

unterstützten. Ihr Einsatz garantierte<br />

seitdem Festlichkeiten ohne<br />

jegliche Misshelligkeiten. Heute setzen<br />

die Ehrenhüte mit wesentlich erweitertem<br />

Aufgabengebiet dies e<br />

Tradition fort. Nicht verschwiegen<br />

werden darf aber, dass die Ehrenhüte<br />

auf eine noch längere Geschichte verweisen<br />

können. Denn es war die 1829<br />

gegründete Muttergesellschaft <strong>des</strong><br />

<strong>AKV</strong>s, die „Florresei“, die zehn Jahre<br />

später in ihren geänderten Statuten<br />

erstmals festlegte, dass „die Ernennung<br />

der Ball­ und Zug­commissarien,<br />

der chapeaux d’honneur, bei Damenversammlungen<br />

… ausschließlich<br />

zur competenz <strong>des</strong> Präses gehört“. 170<br />

Jahre also sind seitdem junge Vereinsmitglieder<br />

als Tanz- und Saalordner<br />

die Hüter harmonischer Festlichkeiten<br />

<strong>des</strong> Aachener Karnevalsvereins.<br />

Wie beeindruckend und begehrenswert<br />

es selbst für Nicht-Aachener<br />

schon damals war, den Ehrenhüten<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s anzugehören, geht aus dem<br />

(hier stark gekürzten) Brief eines Studenten<br />

der damals renommierten<br />

Web schule in Aachen hervor. Otto<br />

Wilhelm Augus t Hoffmann, späterer<br />

Tuchfabrikant und Handelsgerichtsrat<br />

in Görlitz, schrieb am 2. Januar<br />

1899 an seine Eltern über die Eindrücke<br />

vom ersten <strong>AKV</strong>-Maskenball, den<br />

er als Ehrenhut miterlebte:<br />

„Also, Sonnabend um sieben Uhr in<br />

den prächtigen Räumen der ‚Erholung‘<br />

... Ich mit Krüger pünktlich da, wie vorgeschrieben<br />

im Frack, auf dem mit gewichstem<br />

Schnurrbart geziertem Schädel<br />

das Zeichen, das jetzt alle gleich<br />

macht, die ewig bimmelnde Narrenkappe<br />

(dasselbe Ding, mit dem man Till<br />

Eulenspiegel ausstaffiert findet) … Alex<br />

Weber, Direktor unserer Webschule, ist<br />

Präsident <strong>des</strong> Karnevalsvereins und so<br />

… gewissermaßen der General der Narrenscharen.<br />

Wir 14 Ehrenhüter, sind seine<br />

persönlichen Adjutanten. … Also,<br />

auf meine Anmeldung hin war ich vom<br />

Ehrenhüterkorps ausballotiert worden<br />

und wurde nun (ebenso Krüger) in feierlicher<br />

Weise aufgenommen.<br />

Der Oberehrenhut … verpflichtete uns<br />

auf das Statut, das vor allen Dingen<br />

e inen durchaus moralischen Lebenswandel<br />

während unseres Amtes fordert.<br />

Sodann mussten wir einen Becher<br />

Wein auf das Wohl caroli magni<br />

leeren, erhielten unsere Abzeichen: die<br />

bunten, von der linken Schulter herabfallenden<br />

Bänder und den Stern und<br />

waren nun Ehrenhüter. … Jeder von<br />

uns 14 hat am Abend mit einem zweiten<br />

zusammen eine Stunde Amt …, hat<br />

Gäste auf Wunsch vorzustellen, hat die<br />

Verantwortung, dass Unberufene keinen<br />

Zutritt erhalten, was doch unter<br />

dem Schutz der Maske leicht geschehen<br />

kann. … Außerdem ziehen wir bei<br />

den feierlichen Aufzügen <strong>des</strong> Narrenpräsidiums<br />

nach bestimmtem Zeremoniell<br />

mit auf. Der große Vorzug unserer<br />

Stellung besteht außer der Ehre<br />

und dem bekannt werden mit netten,<br />

jungen Leuten der besten Gesellschaft<br />

darin, dass wir uns jeder Dame selbst<br />

vorstellen können und dazu in der Karnevalszeit<br />

in den meisten Lokalen, die<br />

sonst drei Mark Eintritt erheben, freien<br />

Eintritt haben …“!<br />

Der große Vorzug<br />

unserer Stellung<br />

besteht außer der<br />

Ehre … darin, dass<br />

wir uns jeder Dame<br />

selbst vorstellen<br />

können und dazu<br />

in der Karnevalszeit<br />

in den meisten<br />

Lokalen … freien<br />

Eintritt haben …“!<br />

Journal 5 | 2010<br />

17


18 Journal 5 | 2010<br />

Einst übermütige Ballordner,<br />

heute galante Macher<br />

Noch nie<br />

ist ein<br />

<strong>Ritter</strong> zu<br />

spät in den<br />

Käfig gekommen!<br />

150 Jahre Ehrenhüte <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s<br />

Und heute? „Wir 13 sind gute Freunde<br />

und Demokratie ist unser Markenzeichen“,<br />

sagt Christian Schwartz. Alles<br />

wird miteinander abgestimmt, doch<br />

hat das Wort der Älteren mit mehr Erfahrung<br />

auch mehr Gewicht. Vom 18.<br />

Lebensjahr an können fastelovvendbegeisterte,<br />

junge Männer Ehrenhutanwärter<br />

werden. Nach einjährigem,<br />

erfolgreichem Einsatz folgt die endgültige<br />

Aufnahme für die Dauer von<br />

elf Jahren. Es sei denn, ein Ehrenhut<br />

schließt mit seiner Auserwählten<br />

den Bund für’s Leben. Dann heißt es:<br />

Der Hochzeitstag wird Rauswurftag!<br />

Im Team herrscht Aufgabenteilung.<br />

Alex ander Hammer zum Beispiel ist<br />

bei Prinzenproklamationen und Festsitzungen<br />

WIDER DEN TIERISCHEN<br />

ERNST der Bühnenchef und damit der<br />

verlängerte Arm <strong>des</strong> Regisseurs. Hinter<br />

der Bühne laufen bei den Ehrenhüten<br />

die Fäden der akribischen Bereitstellung<br />

von Mikros, Requisiten und<br />

Blumen zusammen. Darüber hinaus<br />

sind sie für die pünktlichen Auftritte<br />

der Mitwirkenden verantwortlich.<br />

Noch nie ist ein <strong>Ritter</strong> zu spät in den<br />

Käfig gekommen! Darauf sind sie besonders<br />

stolz. „Unser Credo lautet dabei:<br />

wir treten nicht in den Vordergrund“, so<br />

der <strong>des</strong>ignierte Oberehrenhut.<br />

Beim Florresei Palast wiederum trägt<br />

jeder Ehrenhut Verantwortung für eine<br />

spezielle Aufgabe, seien es Catering,<br />

Sponsoring, Technik, Programm, Presse,<br />

Security, Dekoration, Kartenverkauf<br />

– voller Einsatz ist also von Christian<br />

Lücker, Christian Schwartz, Alexander<br />

Hammer, Martin Schlemmer, Christoph<br />

Grauert, Raffaele Parise, Max Lang, Oskar<br />

Kaluza, Simon Adenauer, Eric Kohnen,<br />

Chris Warias, Torbjörn Rehberg<br />

und Abi El Bourakkabi gefragt. Dass<br />

sozia les Engagement dazu gehört, ist<br />

eine Binsenweisheit und hat <strong>AKV</strong>-Tradition,<br />

denn: „Durch Frohsinn zur Wohltätigkeit!“<br />

lautet das traditionelle Motto.<br />

„Bei jeder Florresei treten de Jonge vajjen<br />

Beverau bei uns auf“, bringt Christian<br />

Lücker ins Gespräch. Durch deren<br />

Gage, die in den Hilfsfonds <strong>des</strong> Vereins<br />

Nele und Hanns Bittmann fließt,<br />

könne Kindern in Not wieder ein bisschen<br />

mehr geholfen werden. Die Florresei<br />

ist weder Fete noch Mottoshow,<br />

sondern traditioneller Karneval. Da<br />

heißt es auch, selbst etwas auf die Beine<br />

zu stellen. Bestes Beispiel dafür boten<br />

die Ehrenhüte 2009 als umjubelte<br />

Tänzer bei den grazilen Schönen der<br />

Showtanzgruppe Aix-Dance-Temptation.<br />

Die smarten Pagenkostüme tragen<br />

die Nachwuchs-<strong>AKV</strong>er erst seit<br />

zwei Jahren, zeigten sich davor stürmisch<br />

im Piratenlook, tragen aber bis<br />

in die Gegenwart am Fettdonnerstag<br />

beim Zug durch die Säle noch immer<br />

die praktischen Köllepööetzer-Kos tüme<br />

aus den 60er Jahren. Das offizielle Outfit<br />

jedoch ist der Smoking mit den Bändern<br />

in den <strong>AKV</strong>-Farben an der linken<br />

Schulter, dazu die Ehrenhutnadel und<br />

seit zwei Jahren auch die Ehrenhutkappe.<br />

Neben gemeinsamen sportlichen<br />

und kulturellen Unternehmungen gibt<br />

es also Pflichten in Hülle und Fülle. Nur<br />

einmal in jeder Session sind die Ehrenhüte<br />

Gäste. Und das bei der Theatervorstellung<br />

am Veilchendienstag.


Da hatten es die Alt-Ehrenhüte aus<br />

den 60er Jahren noch etwas weniger<br />

anstrengend und kamen dafür<br />

stärker beim Amüsement auf ihre<br />

Kosten. Was nicht heißt, dass nicht<br />

auch sie Verantwortung trugen. „Unsere<br />

Pflichten bestanden hauptsächlich<br />

im Türdienst“, berichtet Günter<br />

Offergeld (62), Ehrenhut von 1965 bis<br />

er 1971 „geheiratet wurde“. In den ersten<br />

Jahren mussten die Ehrenhüte die<br />

Gäs te noch in ihrem Frack mit den<br />

bunten Bändern an der Schulter sowie<br />

auch einer Nadel mit weißen Hermelinschwänzchen<br />

vor der Tür empfangen.<br />

„Es war für die Besucher ein<br />

toller Anblick, so begrüßt zu werden“,<br />

erzählt der Alt-Ehrenhut. Erst nach<br />

zwei „kalten Jahren“ durften die jungen<br />

Herren die Einlasskontrolle dann<br />

im Inneren durchführen, um dann<br />

auch die Gäste als Platzanweiser in<br />

den Saal zu führen. Hinter der Bühne<br />

hatten nur der alte Diener Fritz Drießen<br />

im roten Frack und sein Sohn das<br />

Sagen. Die Ehrenhüte brachten nur ab<br />

und wann Notizen zu den Elferräten<br />

oder, bei den im Fernsehen übertragenen<br />

Festsitzungen, die Geschenke<br />

auf die Bühne. „Elf Ehrenhüte sollten<br />

wir eigentlich sein, aber mehr als acht<br />

waren wir nie. Das lag auch am Geld.<br />

Alleine ein Frack mit drei Hemden und<br />

zwei Westen kostete damals 250 DM.<br />

Mein Vater hatte für mich und meinen<br />

Bruder je einen Frack und ein Paar<br />

Lackschuhe vom Oberkellner der ‚Vier<br />

Jahreszeiten‘, einem noblen Restaurant<br />

am Elisenbrunnen, gekauft“, lässt<br />

Offergeld wissen.<br />

Ausgelassen und närrisch-jeck waren<br />

damals die Ehrenhüte, mussten sogar<br />

von Jacques Königstein ab und wann<br />

zur Raison gebracht werden. „Manchmal<br />

kamen wir nach den Auftritten<br />

<strong>des</strong> Prinzen und der Prinzengarde erst<br />

am Montagmorgen in unserem Frack<br />

aus der „Bols“, wo uns die Senatoren<br />

und Gönner freigehalten hatten“, erzählt<br />

Offergeld. Denn zu jener Zeit waren<br />

die Ehrenhüte bei fast jedem Auftritt<br />

<strong>des</strong> Prinzen als Abordnung dabei,<br />

egal, ob im Finanzamt, auf dem Tivoli<br />

oder in Altenheimen. Zweimal wurde<br />

die Prinzengarde Opfer der Attacken<br />

dieser munteren „Narrenschar“.<br />

So sti bitzten sie vier Säbel, zogen da-<br />

mit lärmend in die Küche <strong>des</strong> „Quellenhofs“<br />

ein und angelten sich mit<br />

den Säbeln die brutzelnden Schnitzel<br />

aus den Pfannen heraus! Nie verziehen<br />

hat ihnen aber die Prinzengarde,<br />

dass sie ihr auch einmal die Fahne<br />

entwendet hatten. „Zwar rückten<br />

wir sie gegen Zahlung flüssiger Gerste<br />

wieder heraus, aber die Diskussionen<br />

waren höchst unangenehm“,<br />

gesteht Günter Offergeld. Ihr größter<br />

Erfolg war es, als sie 1965 als „<strong>AKV</strong>-<br />

Babys“ mit einem eige nen Wagen am<br />

Rosenmontagszug teilnehmen konnten.<br />

500 Mark hatte ihnen der Elferrat<br />

zum Bau <strong>des</strong> Wagens gestiftet, den sie<br />

in Eigenregie herstellten.<br />

Wenn heute beim Florresei Palast<br />

unsere Ehrenhüte zu Samba-Klängen<br />

mit den Schönen von Aix-Dance-<br />

Temptation eine gute Figur machen,<br />

so waren ihre Ehrenhut-Vorfahren<br />

anno 1966 nicht weniger erfolgreich.<br />

Bei der Prinzenproklamation von<br />

Herbert III. Olbrich wirbelten nicht<br />

nur die Ballerinen <strong>des</strong> Balletts bei<br />

einem Cancan über die Bühne, sondern<br />

mit ihnen auch zwei Ehrenhüte<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s. „Köstlich, köstlich meine<br />

Herren …“, schrieb damals begeistert<br />

die A achener Press e.<br />

Als „<strong>AKV</strong>­Babys“ fuhren die<br />

Ehren hüte 1965 erstmals auf eigenem<br />

Rosenmontagswagen<br />

1967 vor dem Neuen Kurhaus: die Ehrenhüte<br />

Georg­Günther Schwartz,<br />

Axel Offergeld, Richard Raaf, claus­<br />

Peter Marzodko, Friedhelm Hugot und<br />

D iethelm Petutschnigk (v.l.)<br />

unten links : Ehrenhüte ziehen 1966<br />

in das Neue Kurhaus ein, angeführt<br />

von Hellebardier und Oberehrenhut<br />

Richard Raaf.<br />

Journal 5 | 2010<br />

19


20 Journal 5 | 2010


Journal 5 | 2010<br />

Der <strong>AKV</strong>-Senat –<br />

ein Brückenschlag zwischen den Generationen<br />

Sie sind die „grauen Eminenzen“ <strong>des</strong><br />

<strong>AKV</strong>s im Hintergrund, haben vor Jahrzehnten<br />

als Ehrenhüte ihre <strong>AKV</strong>-Laufbahn<br />

eingeschlagen und viele von<br />

ihnen gehörten später auch dem Elferrat<br />

an, um letztlich heute als Senatoren<br />

den Aachener Karnevalsverein<br />

zu stüt zen. Nicht allein durch wohlwollen<strong>des</strong><br />

Sponsoring, sondern ebenso<br />

in beratender Funktion. Dass es gerade<br />

23 gestandene, honorige Herren<br />

sind, mag karnevalistisch gewollt<br />

oder auch ein glücklicher Zufall sein.<br />

Darüber hinaus ist der Brückenschlag<br />

zwischen Alt und Jung ein besonderes<br />

Anliegen der Senatoren. Dabei sehen<br />

sie in den Ehrenhüten den karnevalistischen<br />

Nachwuchs <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s, den es<br />

zu fördern gilt.<br />

Die Geburtsstunde <strong>des</strong> Senats hatte<br />

am 16. Dezember 1937 geschlagen, als<br />

17 betuchte <strong>AKV</strong>-Mitglieder mit animierender<br />

Unterstützung <strong>des</strong> damaligen<br />

<strong>AKV</strong>-Präsidenten Jacques König<br />

stein sich zusammenschlossen,<br />

u m dem Verein aus seinem finanziellen<br />

Defizit herauszuhelfen. 14 die-<br />

ser noblen Herren hatten bereits zwei<br />

Jahre zuvor einem Festausschuss angehört,<br />

der gewährleistete, dass die<br />

Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s würdig begangen werden<br />

konnten. Dieses Jubiläum wäre<br />

eigentlich bereits 1934 fällig gewesen,<br />

war jedoch aus finanziellen Gründen<br />

um ein Jahr zurückgestellt worden.<br />

Knappe Kassen hatte es, bedingt<br />

durch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse im Lande,<br />

immer wieder einmal beim Aachener<br />

Karnevalsverein gegeben. So auch in<br />

Folge der Weltwirtschaftskrise Ende<br />

der 20er Jahre <strong>des</strong> vergangenen Jahrhunderts.<br />

Das Engagement <strong>des</strong> neu<br />

geschaffenen Senats mit seinem ersten<br />

Präsidenten Otto Henrich erlaubte<br />

es dann 1935, dass allein am Rosenmontagszug<br />

zwölf Wagen <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s<br />

teilnehmen konnten, darunter auch<br />

zum ersten Mal ein Wagen der „Grauen<br />

Mäuse“. Sie waren ehemalige Ehrenhüte,<br />

die diesen Namen durch die<br />

grauen Jäckchen erhielten, die sie trugen.<br />

Der <strong>AKV</strong>-Senat<br />

Heute ist Freddy Berndsen Senatspräsident,<br />

ein Amt das er 1994 übernommen<br />

hat. Er ist ein gestandener <strong>AKV</strong>er,<br />

wurde 1956 Ehrenhut, gehörte sieben<br />

Mal einem Hofstaat der Prinzen an –<br />

darunter mehrmals als Hofnarr – und<br />

war von 1980 bis 1990 Zeremonienmeister<br />

<strong>des</strong> Elferrats. Rudolf Görres<br />

war 1993 das Amt <strong>des</strong> Schatzmeisters<br />

übertragen worden. Beide bilden zusammen<br />

mit Ricardo de Bernardi, der<br />

2005 zum Generalsekretär gewählt<br />

wurde, den amtierenden Vorstand, der<br />

die Strategie <strong>des</strong> Senats für die jeweilige<br />

Session festlegt. Hans Axmacher,<br />

Dr. Hans Bertram, Dieter Bischoff, Wilhelm<br />

Bours, Bernd Carl, Jürgen Eidens,<br />

Manfred Hauswirth, Dr. Wilhelm Hogrebe,<br />

Peter Jordan, Dr. Winand Kranz,<br />

Rolf Lücker, Heiner Nobis, Peter Offermanns,<br />

Klaus Peters, Jürgen Schmitter,<br />

Johannes Schumacher, Karl Schumacher,<br />

Mathias Steinmetz und Karl-Rudolf<br />

Woytschaetzky gehören derzeit<br />

ebenso dem Senat an. Last but not least<br />

aber auch der als „Urgestein“ hoch geschätzte<br />

Karl-Heinz Schönberg (81), der<br />

bereits seit 1980 Senator ist und von<br />

1988 bis 1994 Senatspräsident war.<br />

21<br />

Sie sind<br />

die grauen<br />

Eminenzen<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s …<br />

(hinten, von links)<br />

Dieter Bischoff<br />

Karl­Rudolf<br />

Woytschaetzky<br />

Jürgen Schmitter<br />

Dr. Winand Kranz<br />

Dr. Hans Bertram<br />

Mitte, von links)<br />

Manfred Hauswirth<br />

Karl­Heinz Schönberg<br />

Peter Jordan<br />

Heiner Nobis<br />

Johannes Schumacher<br />

(unten, von links)<br />

Bernd carl<br />

Ricardo de Bernardi<br />

Freddy Berndsen<br />

Rudolf Görres<br />

Karl Schumacher<br />

Rolf Lücker


22 Journal 5 | 2010 Der <strong>AKV</strong>-Senat<br />

Der <strong>AKV</strong>-Senat –<br />

ein Brückenschlag zwischen den Generationen<br />

Die Herren Senatoren<br />

beim Wiverfastelovvend<br />

vor dem Jonastor<br />

2009<br />

Das Senatspräsidium<br />

Ricardo de<br />

Bernardi, Freddy<br />

Berndsen und Rudolf<br />

Görres (v.l.)<br />

„Wir sind ein Herrenclub, und unsere<br />

Senatoren fühlen sich verpflichtet, etwas<br />

mehr für den <strong>AKV</strong> zu tun, als nur<br />

Mitglied zu sein“, sagt der Senior und<br />

erinnert sich, dass es in den 80er Jahren<br />

immer eine nette Runde von zehn<br />

bis zwölf Herren war, die sich, wie<br />

auch heute noch, zu Sessionsbeginn<br />

in der ersten Etage <strong>des</strong> „Goldenen<br />

Schwans“ traf. Zu den Senatoren gehörte<br />

damals auch Franz Nobis als ältestes<br />

<strong>AKV</strong>-Mitglied. Um Senator zu<br />

werden, brauchte man in jenen Jahren<br />

einen Bürgen. Die Damen waren<br />

nur bei geselligen Anlässen präsent.<br />

„Doch nichts ist konstanter, als<br />

die Veränderung“, fügt Karl-Heinz<br />

Schönberg hinzu. So gab es im Laufe<br />

der Jahre bald nicht nur den Stammtisch<br />

für Herren, sondern auch einen<br />

gemeinsamen im „Gut Entenpfuhl“<br />

mit den Damen. „Und längst sind<br />

auch die jährlichen, kleinen Senatsreisen<br />

zusammen mit den Damen zu<br />

einer Selbstverständlich keit geworden“,<br />

lässt Freddy Bernd sen nicht unerwähnt.<br />

Wie aber wird man heute Senator<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s? Bewerben kann man sich<br />

nicht. Mitglied kann nur der werden,<br />

der vom Senat <strong>des</strong>halb angesprochen<br />

wird und bereit ist, sich sowohl zeitlich,<br />

als auch finanziell für den eingeschlagenen<br />

Kurs <strong>des</strong> Senats einzubringen.<br />

In der <strong>AKV</strong>-Satzung heißt es dazu:<br />

„Der Senat ist ein Zusammenschluss<br />

bewährter Mitglieder, die sich die besondere<br />

Unterstützung <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s zur<br />

Aufgabe gemacht haben. Er schlägt<br />

dem Elferrat neue Senatoren vor und<br />

wählt in seiner Vollversammlung den<br />

Senatspräsidenten, der der Bestätigung<br />

durch den Elferrat bedarf“. Den<br />

Elferrat zu unterstützen, das ist die<br />

Hauptaufgabe der Senatoren. „Jules<br />

von Jouanne, <strong>Ordens</strong>ritter WIDER DEN<br />

TIERISCHEN ERNST 1952, war einer unserer<br />

bekanntesten <strong>AKV</strong>-Senatoren“,<br />

so Ricardo de Bernardi.<br />

„Wir schlagen aber auch die Brücke<br />

zwischen den Generationen“, bringt<br />

Karl-Heinz Schönberg ins Gespräch.<br />

Das natürlich wiederum durch bereitwillige,<br />

finanzielle Rückendeckung. So<br />

nehmen die Ehrenhüte seit einigen<br />

Jahren mit einem eigenen Wagen am<br />

Rosenmontagszug teil und können die<br />

Jecke am Straßenrand auch großzügig<br />

mit Wurfmaterial erfreuen. Dass<br />

die Nachwuchs-<strong>AKV</strong>er aus ihrem Piratenlook<br />

schlüpften und seit der Session<br />

2008 als schmucke Pagen Mädchenherzen<br />

höher schlagen lassen,<br />

wäre ohne die verständnisvolle Gunst<br />

der Senatoren nicht möglich gewesen.<br />

Die se öffnen auch ihr Portemonnaie,<br />

damit die Ehrenhüte am Elften<br />

im Elften an der beliebten „Gans janz<br />

anders“-Party teilnehmen können.<br />

In diesem Jahr verzichten die Ehrenhüte<br />

allerdings auf diese Einladung<br />

zuguns ten der Anschaffung neuer<br />

Kostüme für den Rosenmontagszug.<br />

Das Finanzielle ist die eine Seite. Andererseits<br />

fühlen sich die Herren <strong>des</strong><br />

Senats aber auch zur Vorbildfunktion<br />

verpflichtet und sind jederzeit bereit,<br />

aufgrund eigener Ehrenhut-Erfahrungen<br />

beratend zur Seite zu stehen.<br />

Was aber wäre ein Prinz Karneval<br />

ohne die Insignien närrischer Macht?<br />

Seit es 1950 nach dem Ende <strong>des</strong> zweiten<br />

Weltkrieges mit Hans III. Achil-<br />

les wieder eine Aachener Tollität gab,<br />

sind es die Senatoren, die alljährlich<br />

das Prinzenzepter als eine der Insignien<br />

stiften, das bei der Proklamationsfeier<br />

vom Senatspräsidenten<br />

überreicht wird. Die Kontaktpflege zu<br />

befreundeten Karnevalsvereinen ist<br />

eine weitere Aufgabe, die der Senat<br />

für den <strong>AKV</strong> übernommen hat. Präsident<br />

Freddy Berndsen ist der Kontaktmann<br />

zur Dülkener Narrenakademie.<br />

Senator Karl Schumacher pflegt seit<br />

vielen Jahren den Kontakt zum Trierer<br />

Heuschreck, zur Ettlinger Narrengilde<br />

und zur 1. Großen Stolberger Karnevalsgesellschaft.<br />

„Nicht unerwähnt<br />

sei, dass der Senat in diesem Jahr dem<br />

<strong>AKV</strong> anlässlich seines 150jährigen Jubiläums<br />

eine neue Standarte gestiftet<br />

hat“, ergänzt Generalsekretär Ricardo<br />

de Bernardi. Eine besondere Ehre war<br />

es für die Senatoren, als ihnen <strong>AKV</strong>-<br />

Präsident Horst Wollgarten beim diesjährigen<br />

<strong>Ordens</strong>fest das Jölde Hazz va<br />

Oche als Auszeichnung verliehen hat.<br />

Soll auch ein Ameröllchen nicht verschwiegen<br />

werden. Anerkennung und<br />

Dank werden den noblen Herren Senatoren<br />

durchaus zuteil. Aber Federn<br />

an ihrer Senatorenmütze fehlen ihnen<br />

noch immer! Vielleicht ein wenig<br />

selbst verschuldet, denn als sie<br />

die Bitte gegenüber dem <strong>AKV</strong> vortrugen,<br />

schränkten sie sofort ein: „Alles,<br />

aber keine Hühnerfedern!“. Mit einem<br />

klaren „Nein“ wischte der <strong>AKV</strong> die Sache<br />

vom Tisch. Auch beim zweiten<br />

Versuch der Senatoren. Da lebte aber<br />

noch Helmut Strack als Geschäftsführer<br />

und „versüßte“ ihnen dieses zweite<br />

Nein, indem er Freddy Berndsen als Senatspräsident<br />

zum Trost einen indianischen<br />

Federschmuck überreichte.<br />

Eine besondere Ehre: <strong>AKV</strong>­Präsident<br />

Horst Wollgarten verlieh den Senatoren<br />

beim diesjährigen <strong>Ordens</strong>fest<br />

das „Jölde Hazz va Oche“


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23


24 Journal 5 | 2010 Carnevale goes Reeperbahn<br />

14. Carnevale<br />

goes reeperbahn<br />

Die Würfel sind gefallen. Am Freitag,<br />

5. Februar 2010, startet die nun 14.<br />

Carnevale, die Megaparty <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>.<br />

Diesmal geht es wieder „back to the<br />

roots“ in die Albert-Vahle-Halle an<br />

der Hubert-Wienen-Straße auf dem<br />

CHIO-Gelände. Grund für diese gemeinsame<br />

Entscheidung von <strong>AKV</strong>-<br />

Elferrat und Carnevale-Team waren<br />

die wetterbedingten Begleitumstände<br />

<strong>des</strong> vergangenen Jahres in den<br />

Markthallen. „Drei Jahre lang hatten<br />

wir dort Glück. Doch dann, bei minus<br />

20 Grad und Unwetterwarnung<br />

am Abend selbst, bibberten hier unsere<br />

jungen Närrinnen und Narren“, erklärt<br />

Niki Küch, Carnevale-Teamchef.<br />

Bei der 14. Carnevale wird es jedoch<br />

wie gewohnt heiß hergehen, hat sich<br />

das Team um Niki Küch doch wieder<br />

das Erfolgscredo auf die Fahne geschrieben:<br />

„Jevvt Jas, wenn Ühr fiere<br />

wellt!“ Und wo lässt es sich wohl<br />

animierender, vergnüglicher und lustvoller<br />

feiern, als auf der Hamburger<br />

Reeperbahn. Dort wirft das Öcher Narrenschiff<br />

seine Anker. Leichtmatrosen<br />

und Kapitäne zur See stürmen hinaus<br />

zum Kiez und suchen das große Abenteuer<br />

im schillernden Szenenviertel<br />

rund um die Davidwache. Wer hat dabei<br />

nicht sofort die alte Hans-Albers-<br />

Melodie im Ohr: „Auf der Reeperbahn<br />

nachts um halb eins, ob du’n Mädel<br />

hast oder hast keins, amüsierst du<br />

dich, denn wer kennt dich nicht, mein<br />

St. Pauli, St. Pauli bei Nacht“. Nicht zuletzt<br />

wussten auch die Beatles um die<br />

Chancen, die die Reeperbahn mit ihren<br />

unzähligen Bars jungen, aufstrebenden<br />

Künstlern bietet und starteten<br />

hier ihre Karriere.<br />

Heiß hergehen wird es in der Moderation<br />

von Niki Küch und Jens Aretz also<br />

tatsächlich für die wieder zu erwartenden<br />

3000 Besucher, spielt doch<br />

auch ein Touch von Moulin Rouge mit<br />

hinein. Die 18 Macher <strong>des</strong> Teams haben<br />

zwar hinter den Kulissen die große<br />

Show bereits fest im Griff, wollen sich<br />

aber die Überraschungseffek te nicht<br />

stehlen lassen. So, wie der Bräutigam<br />

die Braut in ihrem Staat nicht vor der<br />

Hochzeit sehen soll! Sie sind schon<br />

ein bisschen abergläubisch, haben die<br />

verflixte, eigentlich 13. Carnevale einfach<br />

zur 14. gemacht.<br />

1998 hatte die erste Megaparty dieser<br />

Art stattgefunden. „Dirk II. Courté,<br />

Ex-Prinz <strong>des</strong> Jahres 1997, und sein Hofstaat<br />

boten damals als Kontrastprogramm<br />

zu den althergebrachten Sitzungen<br />

eine neue Form der ‚Stehung‘<br />

wie bei Rock- und Popkonzerten“, erinnert<br />

Niki Küch. Direkt neben der Tanzfläche<br />

befand sich auch damals die<br />

Bühne, auf der ein rasant gespicktes<br />

Programm für junge und junggebliebene<br />

Fastelovvendfans ablief. Das war<br />

das Erfolgsrezept.<br />

Soviel sei dennoch verraten: Auch Sr.<br />

Tollität Prinz Karneval Dirk IV. Trampen<br />

lässt sich mit seinem Hofstaat<br />

diesen Abstecher zum Hamburger<br />

Kiez nicht entgehen und mischt sich<br />

in das jecke Treiben der 14. Carnevale.<br />

Aber auch die smarten Boys aus der<br />

Öcher Bronx – bewundert und geliebt<br />

als die „4 Amigos“ – sind als Powerasse<br />

mit dabei, wie auch Deutschlands<br />

Top-DJ Michael Mind. Beim Carnevale-<br />

Casting by BMW-Kohl gelang es dem<br />

TSC Gold mit seinem gigantischen<br />

Showtanz in die Gewinnerliste aufzusteigen.<br />

„Eine absolute Neuheit<br />

unserer Carnevale ist eine VIP-Lounge<br />

sponsored by Arei“, lässt sich Niki<br />

Küch noch stillschweigend in die Karten<br />

gucken.<br />

„Jevvt Jas, wenn Ühr fiere wellt!“<br />

Der Kartenvorverkauf hat in der Geschäftsstelle<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s, Kurhausstraße<br />

2c, begonnen. Telefon: 02 41/470 311-0,<br />

sowie im <strong>AKV</strong> Internet-Ticket-Shop<br />

unter: www.akv.de, oder per E-Mail:<br />

vorverkauf@carnevale.de<br />

Weitere Vorverkaufsstellen bei den<br />

Ticket shops <strong>des</strong> Zeitungsverlages Aache n<br />

oder im WOF. Kartenpreis: 19 Euro (Vorverkauf),<br />

24 Euro (Abendkasse).


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Journal 5 | 2010<br />

25


26 Journal 5 | 2010<br />

Er kennt fünf Jahreszeiten.<br />

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Aachen<br />

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<strong>AKV</strong>-Interview mit Garde-<br />

Kommandant Markus Bongers<br />

2010 feiert die Prinzengarde der<br />

Stadt Aachen ihr 100jähriges Jubiläum.<br />

Wie hat sich die Garde darauf vorbereitet?<br />

Die Garde ist im Laufe der Zeit routiniert<br />

geworden und sieht dem 100Jährigen<br />

sehr relaxed entgegen. Der einzige,<br />

der da schon mal schneller die<br />

Nerven verliert, ist der Kommandant!<br />

Da die Garde bislang versäumt hatte,<br />

ein Archiv zu führen, saßen meine<br />

Lebensgefährtin und ich schon monatelang<br />

zusammen und schrieben<br />

diese Chronik. Wir führten viele Gespräche<br />

mit Zeitzeugen, studierten<br />

alte Zeitungsartikel und suchten uns<br />

im Internet die Augen wund. Dabei<br />

konnten wir uns auch auf einige Daten<br />

und Fakten stützen, die mein Vater<br />

Peter Bongers bereits zusammengetragen<br />

hatte. Jetzt besitzt die Garde<br />

eine Chronik, und da ich immer bemüht<br />

bin, aus Erfahrungen zu lernen,<br />

habe ich Walter Bosten zum Archivar<br />

ernannt. Parallel liefen natürlich die<br />

Vorbereitungen zu unserer Jubiläumsgala,<br />

die am 28. November 2009 im<br />

Stadttheater Aachen stattfand. Das<br />

Bühnenprogramm war einzig und alleine<br />

auf die Garde zugeschnitten.<br />

Viele bekannte Größen <strong>des</strong> Aachener<br />

Karnevals traten auf, doch unterschieden<br />

sich die Darbietungen von ihren<br />

sonstigen Auftritten, denn ich wollte<br />

keine Karnevalssitzung im Theater abhalten.<br />

Es war für uns eine große Ehre,<br />

dass <strong>AKV</strong>-Präsident Horst Wollgarten<br />

der Garde ein Duplikat der Königsteinkette<br />

zum ständigen Verbleib verlieh.<br />

Wird es im Jubiläumsjahr weitere<br />

Fes tivitäten geben?<br />

Die Karnevalssession wird für die Garde<br />

so ablaufen, wie wir es immer gewohnt<br />

sind. Deshalb haben wir die<br />

Festveranstaltung auch vor den offiziellen<br />

Start der Session gesetzt. Wir<br />

möchten den Prinzen Karneval wie eh<br />

und je bei seinen Auftritten begleiten,<br />

eine eigene Sitzung abhalten und<br />

uns lediglich zum Jubiläum gratulieren<br />

lassen. Nach der Session werden<br />

100 Jahre Berittene Leibgarde | Interview mit Kommandant Markus Bongers<br />

Journal 5 | 2010<br />

100 Jahre Prinzengarde der Stadt Aachen –<br />

Berittene Leibgarde sr. tollität Prinz Karneval<br />

wir ein etwas anderes Sommerfest<br />

als sonst haben. In Verbindung mit<br />

der Casino-Gastronomie findet es im<br />

Stadtgarten statt. Auch wenn unsere<br />

Garde turnusmäßig noch nicht an der<br />

Reihe ist, sind wir 2010 Ausrichter <strong>des</strong><br />

Vier-Städte-Turniers, an dem traditionell<br />

die Prinzengarden Köln und Düsseldorf,<br />

sowie die Bonner Stadtsoldaten<br />

teilnehmen. Ausgefallen wird<br />

unsere Fuchsjagd im Oktober sein.<br />

Wir planen, die Jagd mit einer Hundemeute<br />

durchzuführen. Last but not<br />

least ist ein Event geplant, an dem jeder<br />

Bürger Aachens teilnehmen kann:<br />

wir lassen dazu in der Aachener Innenstadt<br />

vom Heeresmusikkorps den<br />

Großen Zapfenstreich spielen.<br />

70 Karnevalsprinzen hat die<br />

Garde seit 1910 zur Seite gestanden.<br />

Nun ist mit Dirk Trampen ein Prinzengardist<br />

und zugleich Vizekommandant<br />

die nächs te Tollität. Weckt das Emotionen?<br />

Wird etwas anders sein?<br />

Die Garde hat sich auf die Fahne geschrieben,<br />

dass jeder Prinz für uns<br />

gleichbedeutend ist, gleich unterstützt<br />

und begleitet wird. Da werden<br />

keine Unterschiede gemacht. Das gab<br />

es nicht bei Ex-Prinz Boris I. Bongers,<br />

obwohl er mein Cousin ist, das gab es<br />

auch nicht bei den Ex-Prinzen Horst I.<br />

Hermanns und Hubert III. Pauquet,<br />

und das wird es auch künftig nicht geben.<br />

Für die Garde ist jeder Prinz einer<br />

laufenden Session der beste Prinz.<br />

Nichts wird also anders sein als sonst.<br />

Aber Emotionen werden natürlich geweckt.<br />

Ich kenne Dirk seit über 20 Jahren,<br />

ich weiß, wie er zur Garde steht,<br />

und was er für sie tut. Dirk und ich<br />

waren uns einig, dass im Jahr 2010 ein<br />

Gardist Prinz werden muss. Was wir<br />

allerdings beide nicht wussten, war,<br />

dass Dirk es wird. Wir kennen ihn und<br />

auch viele aus seinem Hofstaat schon<br />

lange. Prinz, Hofstaat und Garde wollen<br />

zusammen „DIE GARDE“ feiern<br />

und es richtig krachen lassen.<br />

„<br />

Prinz, Hofstaat und<br />

Garde wollen zusammen<br />

„DIE GARDE“<br />

feiern und es richtig<br />

krachen lassen.“<br />

27


28 Journal 5 | 2010<br />

100 Jahre Berittene Leibgarde | Interview mit Kommandant Markus Bongers<br />

100 Jahre Prinzengarde der Stadt Aachen –<br />

Berittene Leibgarde sr. tollität Prinz Karneval<br />

Was unterscheidet die Garde<br />

von anderen Aachener Karnevalsvereinen?<br />

Jeder Verein hat seine Ziele in den Statuten<br />

formuliert. Bei der Garde ist es<br />

zum einen die Förderung <strong>des</strong> Reitens<br />

und der Umgang mit dem Pferd, zum<br />

anderen die Begleitung <strong>des</strong> Prinzen<br />

Karneval. Deshalb nennen wir uns<br />

auch nicht ‚Karnevalsverein‘, wenn<br />

auch die meisten unserer Aktivitäten<br />

gerade in der Karnevalszeit stattfinden.<br />

1910 gegründet, sind wir Aachens<br />

ältester Reitverein. Für uns hat die<br />

Reiterei einen hohen Stellenwert, der<br />

nicht verloren gehen darf. In der Karnevalszeit<br />

unterscheiden wir uns von<br />

den anderen Karnevalsvereinen lediglich<br />

durch die Prinzenbegleitung. Dabei<br />

haben wir ca. 150 Auftritte und lernen<br />

alle anderen Vereine durch unsere<br />

Besuche kennen. Diese Möglichkeit<br />

haben die anderen Karnevalsgesellschaften<br />

natürlich nicht. Wir haben<br />

aber alle das gleiche Ziel: die Förderung<br />

unseres Brauchtums Karneval<br />

und das mit viel Spaß an der Freud‘.<br />

„1910 gegründet, sind wir<br />

Aachens ältester Reitverein.“<br />

Wie werden heute die reitsportlichen<br />

Verpflichtungen wahrgenommen?<br />

So, wie es immer schon der Fall war.<br />

Wir haben einmal pro Woche Reitunterricht<br />

in unserem Reitdomizil, richten<br />

immer am dritten Samstag im<br />

Oktober eine Fuchsjagd aus, führen<br />

Ausritte durch und nehmen einmal im<br />

Jahr am Vier-Städte-Turnier teil.<br />

Wie viel aktive Gardisten, Reiter<br />

und Mitglieder habt Ihr derzeit, und<br />

welche Eigenschaften muss ein Aktiver<br />

mitbringen, um zu bestehen?<br />

Derzeit haben wir ca. 300 Mitglieder.<br />

Davon zählen wir etwa 40 zu den Aktiven<br />

und ca. 20 zu den Senatoren. Die<br />

restlichen Mitglieder sind Reserveoffiziere<br />

und inaktive Mitglieder. Wer<br />

in der Garde Mitglied werden will,<br />

muss männlich sein und das 18. Lebensjahr<br />

vollendet haben. Ein Aktiver<br />

muss zudem seinen reiterlichen<br />

Verpflichtunge n nachkommen. Das<br />

heißt, er muss reiten können oder es<br />

lernen und regel mäßig an den Reitstunden<br />

der Garde teilnehmen. Das<br />

sind Grundvoraussetzungen. Schließlich<br />

muss er natürlich zu unserem<br />

Haufen passen …<br />

Markus, Du bist der zehnte<br />

Kommandant in der Geschichte der<br />

Prinzengarde. Welche Gardistengene<br />

brachtest Du mit, und wie verlief Dein<br />

Werdegang in der Garde?<br />

Mein Vater war ein echter Öcher<br />

Ober jeck. Er hatte das ganze Jahr Karneval<br />

und war mit viel Humor gesegnet.<br />

Durch ihn habe ich zunächst den<br />

Straßenkarneval kennen gelernt. 1981<br />

wurde er aktives Gardemitglied. Ein<br />

Jahr später hatte die Garde einen Auftritt<br />

in Düsseldorf, wo wir „viel Volk“<br />

mimen wollten. Also befahl der damalige<br />

Kommandant Peter Offermanns<br />

meinem Vater, dass seine beiden Söhne<br />

in Uniform gesteckt werden und<br />

mit auftreten sollten. Ich war gerade<br />

15 Jahre alt. Peter Offermanns machte<br />

meinen Bruder und mich zu Hospitanten<br />

und erlaubte uns, auch künftig<br />

mit der Garde mitzuziehen. Als ich<br />

17 Jahre alt war, wurde ein Tanzoffizier<br />

gesucht, und weil unsere Familie<br />

zu Dritt vertreten war, „musste“ einer<br />

von uns tanzen. So wurde ich für vier<br />

Sessionen Tanzoffizier. Im Jahr 2000<br />

ernannte Bruno Käfer mich zum Adjutanten<br />

und seit Mai 2004 stehe ich<br />

als Kommandant der Prinzengarde<br />

vor, nachdem Bruno Käfer zurückgetreten<br />

war.<br />

Jeder Kommandant hat der<br />

Garde einen eigenen Stempel aufgedrückt.<br />

Waren einige von ihnen besonders<br />

prägend?<br />

Diese Frage kann man nicht eindeutig<br />

oder gar in einer Rangfolge beantworten.<br />

Man muss das im Zusammenhang<br />

mit der jeweiligen Epoche<br />

sehen. Ferdi Franchi hat der Garde mit<br />

Sicherheit einen Stempel aufgesetzt,<br />

der ihn zu einem herausragenden<br />

Kommandanten gemacht hat. Aber in<br />

der heutigen Zeit hätte Ferdi Franchi<br />

keine Überlebenschance. Heute lässt<br />

sich keiner mehr in irgendeiner Form<br />

„herumkommandieren“. Wir stehen<br />

alle mit beiden Beinen im Leben, mi-


litärische Umgangsformen sind out.<br />

Damals war eine Sitzung etwas besonderes,<br />

wenn viele große Garden<br />

aufmarschierten. Heute würde das<br />

die Stimmung in den Sälen kaputt<br />

machen. Um 1960 war es spektakulär,<br />

wenn eine Tanzmarie ein Rad schlug.<br />

Heute übertreffen sich die Tänzerinnen<br />

und Tänzer an Akrobatik. Heute<br />

ist die Garde durch die Prinzenbegleitung<br />

ausgebucht. Wir könnten höchstens<br />

an einem Montag oder Dienstag<br />

zu einem Gastauftritt in eine andere<br />

Stadt fahren. Das auch nur zu Beginn<br />

einer Session, weil gegen Ende viele<br />

Auftritte in Aachen auch an Werktagen<br />

stattfinden. Ich kann nur sagen,<br />

dass alle Kommandanten der Garde<br />

mit ihrem Engagement besonders<br />

prägend waren. Und jeder hat das neben<br />

seinem eigenen Job unentgeltlich<br />

gemacht.<br />

Worin liegen heute die Schwerpunkte<br />

für Dich als Kommandant in<br />

der Führungstätigkeit, um die Garde<br />

der Moderne anzupassen?<br />

Augen und Ohren offen zu halten, um<br />

zu erfahren, was Jung und Alt verbindet.<br />

Ich möchte ein gemischtes Publikum<br />

haben, wo sich alle Generationen<br />

angesprochen fühlen. Viele Gespräche<br />

müssen dazu geführt werden, um<br />

aus den Erfahrungen anderer zu lernen.<br />

Dies gilt es dann mit der Mannschaft<br />

umzusetzen. Eine One-man-<br />

Show kann da nicht überleben. Da ist<br />

gesunder Teamgeist gefragt. Der Vorstand<br />

besteht aus elf Männern, die<br />

alle gefordert sind. Nur, wenn alle mit<br />

anpacken, kann man etwas erreichen.<br />

www.fmh-aachen.de • E-Mail: kontakt@fmh-aachen.de<br />

Die Sterne am karnevalistischen<br />

Himmel sind für alle Vereine und<br />

Faste lovvendsfrönnde die Aachener<br />

Tanzmariechen. Und gerade dabei<br />

zeichnet Ihr Euch durch Einzigartigkeiten<br />

aus:<br />

­ Karin Symonds, geb. Kurth als erste<br />

weibliche Tanzmarie in Aachen<br />

­ Resi Goffart, geb. Radermacher als<br />

einziges weibliches Ehrenmitglied<br />

­ Marianne Jerusalem und Karljosef<br />

Leisten 1955 als Siegertanzpaar<br />

beim 1. Ball der Mariechen<br />

­ heute: Jennifer Deerberg zum<br />

100­jährigen mit Elmar Bosold<br />

wieder als Tanzpaar.<br />

Wir hatten seit jeher ein Tanzpaar in<br />

unseren Reihen. Eine Einzelmarie auf<br />

der Bühne mit der Prinzengarde war<br />

und sollte auch zukünftig eine Ausnahmeerscheinung<br />

sein. In der Presse<br />

wird immer mehr auf den weiblichen<br />

Journal 5 | 2010<br />

29


30 Journal 5 | 2010<br />

100 Jahre Berittene Leibgarde | Interview mit Kommandant Markus Bongers<br />

100 Jahre Prinzengarde der Stadt Aachen –<br />

Berittene Leibgarde sr. tollität Prinz Karneval<br />

Part <strong>des</strong> Paares eingegangen, und so<br />

sind die Namen Kurth, Radermacher,<br />

Jerusalem und Deerberg mit Sicherheit<br />

auch bekannter, als die ihrer Partner.<br />

Aber nichts <strong>des</strong>to trotz gelten sie<br />

als Einheit. Mit Jennifer haben wir eine<br />

ganz besondere Marie gefunden, die<br />

aus der Garde auch nicht mehr wegzudenken<br />

ist. Viel hat sie schon mitgemacht<br />

und einige Partner „verschlissen“,<br />

aber sie bleibt uns weiter treu<br />

und bringt auf der Bühne hervorragende<br />

Leistungen. Für fast jede Tanzmarie<br />

ist es ein Traum, einmal Mariechen<br />

der Prinzengarde zu sein. Das<br />

hat uns bis dato immer sehr geholfen.<br />

Aber wir gehen auch stets besonders<br />

pfleglich mit ihnen um. Sie werden<br />

von ihren Tanzoffizieren und den<br />

restlichen Gardisten auf Händen getragen<br />

und aufmerksam „bewacht“.<br />

Wie eng fühlt Ihr Euch dem <strong>AKV</strong><br />

verbunden? Welche Gemeinsamkeiten<br />

gibt es?<br />

Die Garde hat dem <strong>AKV</strong> sehr viel zu<br />

verdanken. Jacques Königstein wurde<br />

nicht umsonst Ehrenmitglied der<br />

Prinzengarde. Er hat uns protegiert<br />

und quasi das Laufen gelehrt. Dadurch,<br />

dass der <strong>AKV</strong> die Prinzen stellt,<br />

und die Garde sie begleitet, kreuzen<br />

sich unsere Wege natürlich immer<br />

wieder. Es hat in der Vergangenheit<br />

auch eine Zeit gegeben, in der<br />

sich Garde und <strong>AKV</strong> nicht so gut verstanden<br />

haben. Das war, als Bestrebungen<br />

liefen, die Garde an den <strong>AKV</strong><br />

zu koppeln. Doch letztendlich sind<br />

wir immer eigenständig geblieben.<br />

Die Verbindung zwischen Garde und<br />

<strong>AKV</strong> wurde seinerzeit durch Helmut<br />

Strack immer enger. Georg Helg und<br />

Dirk von Pezold waren und sind auch<br />

heute noch der Garde sehr zugetan. In<br />

der Garde gibt es viele <strong>AKV</strong>-Mitglieder<br />

und im <strong>AKV</strong> gibt es sehr viele Gardemitglieder.<br />

Im jetzigen Elferrat gibt es<br />

sogar Senatoren der Garde. Einer von<br />

ihnen ist der derzeitige Präsident. Damit<br />

kann man sich vorstellen, welche<br />

Bestrebungen es derzeit in der Garde<br />

gibt – man wird den Scherz verstehen.<br />

Die Verbundenheit zwischen <strong>AKV</strong> und<br />

Garde ist jedenfalls sehr eng, und es<br />

gibt viele Gespräche und Absprachen.<br />

Gibt es unvergessliche Erlebnisse<br />

der Prinzengarde, die in die Geschichte<br />

eingegangen sind?<br />

Gerade jetzt, wo die Chronik geschrieben<br />

ist, können wir da auf reichlich<br />

Material zurückgreifen. Zu erwähnen<br />

ist mit Sicherheit der Auftritt der<br />

Garde mit anderen Aachener Vereinen<br />

(insgesamt 500 Uniformierte) vor<br />

18.000 Zuschauern in der Dortmunder<br />

Westfalenhalle 1955. Aber auch<br />

die Öffnung der Vaalser Grenze in den<br />

schwierigen Zeiten <strong>des</strong> selben Jahres.<br />

Damals wurde mit Prinz Helmut I.<br />

Schultz der Schlagbaum geöffnet und<br />

die Grenzgänger durften für 11 Minuten<br />

zollfrei mit ihren Einkäufen passieren.<br />

Zuletzt möchte ich noch den Einritt<br />

der Garde 2006 ins ALRV-Springstadion<br />

zu den Weltreiterspielen erwähnen,<br />

als wir von ca. 50.000 Zuschauern<br />

frenetisch begrüßt wurden. Doch<br />

es gibt noch weitaus mehr unvergessliche<br />

Erlebnisse. Die sind alle in unserer<br />

Chronik erwähnt und sind es<br />

wert, gelesen zu werden.<br />

„<br />

Die Verbundenheit<br />

zwischen<br />

<strong>AKV</strong> und Garde<br />

ist jedenfalls<br />

sehr eng.“


Karnevals<br />

Jeck<br />

Journal 5 | 2010<br />

Wir lieben Öcher Karneval<br />

Jeder Jeck ist anders. Wir fördern Individualität.<br />

Damit der Aachener Karneval facettenreich bleibt.<br />

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31


32 Journal 5 | 2010<br />

Jacques Königstein<br />

Der unvergessene Jacques Königstein –<br />

vor 50 Jahren zum ehrenpräsidenten erhoben<br />

„Wer etwas erleben will, der braucht<br />

nur auf die Welt zu kommen“, sagen<br />

die Berliner. Und auf wen trifft<br />

diese Volksweisheit mehr zu, als auf<br />

Jacque s Königstein. Er war ein kreati<br />

ver Tausendsassa, der vor immer<br />

neuen, künstlerischen Ideen nur so<br />

sprühte. Und auf welchem Terrain<br />

konnte er seine Begabungen als Texter,<br />

Autor, Kabarettist und Conferencier<br />

besser einbringen, als im Karneval.<br />

Immerhin schrieb er bereits im<br />

zarten Alter von 15 Jahren sein erstes<br />

Kölsches Karnevalslied. Doch das Licht<br />

der Welt hatte er als Burtscheider am<br />

6. Mai 1897 in der Warmweiherstraße<br />

erblickt.<br />

Als der Aachener Karnevalsverein 1959<br />

sein 100-jähriges Bestehen feierte,<br />

war Jacques Königstein schon seit 29<br />

Jahren Präsident <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>. Obwohl er<br />

keinesfalls an Rücktritt dachte, wurde<br />

er bereits zum Ehrenpräsidenten ernannt,<br />

der dann weitere acht Jahre die<br />

Geschicke <strong>des</strong> Vereins leitete. Zu diesem<br />

Zeitpunkt war das Allroundtalent<br />

Königstein bereits verdient aus dem<br />

Füllhorn karnevalistischer Orden und<br />

Ernennungen mit Ehren überschüttet<br />

worden. 30 an der Zahl waren es insgesamt.<br />

Sogar Ehrengondoliere der<br />

Gondolieri Laguna von Venedig durfte<br />

er sich nennen.<br />

„ Wer etwas erleben<br />

will, der braucht<br />

nur auf die Welt zu<br />

kommen …“


Georg Helg, einer seiner Nachfolger<br />

als <strong>AKV</strong>-Präsident und -Ehrenpräsident,<br />

erlebte ihn noch elf Jahre in diesen<br />

Ämtern. Er schildert den leidenschaftlichen<br />

Karnevalisten wie folgt:<br />

„Königstein war das, was die Franzosen<br />

einen ‚Homme <strong>des</strong> lettres‘<br />

nenne n. Er war ein nobler Mann, hoch<br />

gebildet und belesen und ein ungebundener<br />

Liberaler, ein freier Geist im<br />

besten Sinne <strong>des</strong> Wortes“. Unleugbar<br />

sei er auch ziemlich eitel und ebenso<br />

konservativ gewesen. So wies er den<br />

Frauen im „Herrenclub <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s“ nur<br />

eine dekorative Rolle zu. Er musst e es<br />

zum Glück nicht mehr erleben, dass<br />

1988 mit Professor Gertrud Höhler<br />

eine Frau sogar in die Sphären der <strong>Ritter</strong>schar<br />

seines <strong>Ordens</strong> WIDE R DEN<br />

TIERISCHEN ERNST vordrang und damit<br />

bisher weiteren vier <strong>Ritter</strong>innen<br />

den Weg ebnete. So lange ihn eine<br />

Gesellschaft interessierte und nicht<br />

langweilte, sei Königstein als ein ungemein<br />

geistreicher und immer hoch<br />

interessanter Gesellschafter geschätz t<br />

worden.<br />

Nach 2 x 11 Jahren Aufenthalt in Köln<br />

war Jacques Königstein 1921 in seine<br />

Heimatstadt Aachen zurückgekehrt,<br />

wurde noch im selben Jahr Mitglied<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s, machte ein Jahr später Furore<br />

mit seiner Jungfernrede beim<br />

<strong>AKV</strong>-Herrenabend, wurde als pointenreicher<br />

Bowlenredner <strong>des</strong> Aachen-<br />

Laurensberger Rennvereins geschätzt,<br />

war 1927 als Saalprinz Aachener Tollität,<br />

wurde wiederum ein Jahr später<br />

Vizepräsident <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s und 1930 Präsident.<br />

Fünf Jahre danach war er spiritus<br />

rector <strong>des</strong> Ausschusses Aachener<br />

Karneval, rief 1937 den Kinderkarneval<br />

ins Leben, der seit 1951 auch einen<br />

Märchenprinzen hat. Mit dem Namen<br />

Königsteins verbunden bleiben für<br />

immer der Karnevalsschlager „Oh, sag<br />

mir das noch einmal“ – für Aachens<br />

erste, weibliche Tanzmarie Karin<br />

Kurth, verehelichte Symonds getextet<br />

– sowie sein Bonmot: „Es gibt außer<br />

Grabreden keine Prosa, die nicht<br />

durch Humor gewänne“. 1953 erfand<br />

er das bleibende Sessionsmotto: „Närrische<br />

Kur in Bad Aachen“.<br />

Hauptamtlich war der Vollblutkarnevalist<br />

Geschäftsführer <strong>des</strong> Verkehrsvereins<br />

Bad Aachen. Er wusste um die<br />

Bedeutung <strong>des</strong> Karnevals als Wirtschaftsfaktor<br />

für die Stadt. 1937 begann<br />

durch seine enge Zusammenarbeit<br />

mit Rundfunk und Fernsehen die<br />

überregionale Bedeutung <strong>des</strong> A achener<br />

Karnevals. In jenem Jahr hatten<br />

der WDR und der <strong>AKV</strong> am 24. Januar,<br />

bei der ersten Rundfunkübertragung<br />

einer <strong>AKV</strong>-Sitzung, vor dem Thron <strong>des</strong><br />

Präsidenten per Handschlag und <strong>Ordens</strong>verleihung<br />

ihre „Ehe“ besiegelt.<br />

Drei Initiativen Königsteins überdauerten<br />

die Jahrzehnte besonders eindrucksvoll:<br />

der 1950 erstmals verliehene<br />

Orden WIDER DEN TIERISCHEN<br />

ERNST, die 1954 anlässlich seines<br />

25-jäh rigen Präsidentenjubiläums ins<br />

Leben gerufene Jacques-Königstein-<br />

Stiftung für bedürftige Aachener Senioren<br />

und die ein Jahr später erstmals<br />

verliehene Königstein-Kette als<br />

Wanderpreis für verdiente Karnevalisten.<br />

Jacques Königstein starb am 17.<br />

Dezember 1971 an einer verschleppten<br />

Grippe in seiner Wohnung in der Viktoriastraße.<br />

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• Wartung Öl/Gas<br />

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Altbausanierung<br />

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Journal 5 | 2010<br />

Königsteinorden<br />

33<br />

„ Es gibt<br />

außer<br />

Grabreden<br />

keine<br />

Prosa, die<br />

nicht durch<br />

Humor<br />

gewänne.“<br />

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34 Journal 5 | 2010<br />

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<strong>Ritter</strong> kurz gefragt Mario Adorf<br />

Haben Sie, Herr Adorf, als frisch<br />

gekürter <strong>Ordens</strong>ritter in den vergangenen<br />

zehn Monaten seit der Verleihung<br />

<strong>des</strong> <strong>Ordens</strong> WIDER DEN TIE­<br />

RIScHEN ERNST öfter als in früheren<br />

Jahren an Karneval, speziell den Öcher<br />

Fastelovvend oder an die Stadt Aachen<br />

selbst gedacht? Welche Momente Ihres<br />

Aachen­Aufenthalts sind besonders in<br />

Ihrer Erinnerung haften geblieben?<br />

Zum einen hat mir die fantastische<br />

und ganz besondere Atmosphäre sowohl<br />

in der Probewoche als auch am<br />

Tag der Festsitzung in Aachen sehr<br />

gut getan. Ich werde mich daran gerne<br />

erinnern.<br />

Einen Wermutstropfen muss ich in<br />

den Wein gießen, nämlich das von mir<br />

gesungene Lied über Alemannia Aachen.<br />

Leider ist der etwas negative Zustand<br />

immer noch aktuell und für die<br />

Alemannia kann ich nur hoffen, dass<br />

man schnell an frühere Erfolge anknüpft.<br />

Wann beginnen Sie mit der<br />

Ausarbeitung Ihrer Laudatio auf den<br />

neuen <strong>Ordens</strong>ritter Dr. Jürgen Rüttgers,<br />

Ministerpräsident von Nordrhein­Westfalen?<br />

Können Sie dazu auf<br />

Gespräche oder Erlebnisse bei gemeinsamen<br />

Begegnungen zurückgreifen,<br />

oder werden Sie sich beide zuvor zu<br />

einem Smalltalk begegnen?<br />

Ich kenne den Ministerpräsidenten<br />

Dr. Jürgen Rüttgers aus einigen Gesprächen,<br />

auch nicht zuletzt in Sachen<br />

Haus der Musik für die Stadt Aachen.<br />

Natürlich sind wir in Gesprächen, aber<br />

dies bleibt alles geheim.<br />

„ Es mag zwar<br />

bessere Tenöre<br />

geben als mich,<br />

aber wenige so<br />

eindrucksvolle …“<br />

In welchen Rollen werden wir<br />

Sie in absehbarer Zeit auf der Bühne,<br />

im Film oder Fernsehen erleben? Hat<br />

Ihre glänzende Darstellung <strong>des</strong> humor­<br />

und espritvollen Redners in der Bütt<br />

Regisseure eventuell veranlasst, Ihnen<br />

daraufhin eine durchweg heitere Rolle<br />

anzubieten, oder ließen sie sich mehr<br />

von Ihrem souveränen Auftritt als italienischer<br />

Tenor beein drucken?<br />

Regisseure oder Drehbuchautoren<br />

hat es nicht veranlasst, mir neue Rollen<br />

zu geben, aber die Resonanz war<br />

sehr positiv. Ich darf mich an dieser<br />

Stelle nochmals für die sehr lieben<br />

Worte <strong>des</strong> ehemaligen Außenministers<br />

Dr. Genscher bedanken, aber<br />

auch bei den vielen Fernsehzuschauern,<br />

die mich als rheinischen Karnevalsjecken<br />

sehr angenommen haben.<br />

Es mag zwar bessere Tenöre geben als<br />

mich, aber wenige so eindrucksvolle,<br />

so hörte ich es zumin<strong>des</strong>t.<br />

Interview mit <strong>Ritter</strong> Mario Adorf<br />

Journal 5 | 2010<br />

35


36 Journal 5 | 2010<br />

Am 17. Januar<br />

2010 besteigt<br />

Jan I. Moreau den<br />

Märchenthron<br />

Kaffeevisite 1962<br />

180 Jahre Kaffeevisite<br />

Die traditionsreiche <strong>AKV</strong>-Kaffeevisite<br />

Am Karnevalssonntag, 14. Februar<br />

2010, haben die Öcher Kenger wieder<br />

im närrischen Treiben das Sagen.<br />

Um die Mittagszeit verbleiben allen<br />

Fastelovvendsjecke gerade noch<br />

60 Stunden bis es wieder heißt: „Am<br />

Aschermittwoch ist alles vorbei …“.<br />

Während die Erwachsenen an diesen<br />

drei letzten, tollen Tagen das Rasen<br />

<strong>des</strong> Uhrzeigers gern etwas stoppen<br />

möchten, genießen die Öcher Ströpp<br />

unbeschwert ihren großen Tag. Wie<br />

ein kunterbunter Lindwurm zieht ihr<br />

Kinderkostümzug mit Märchenprinz<br />

Jan I. Moreau durch die Aachener Innenstadt.<br />

Danach aber geht’s wie in<br />

jedem Jahr mit Mama und Papa, Oma<br />

und Opa, Tanten und Onkeln auf zur<br />

<strong>AKV</strong>-Kaffeevisite in das Alte Kurhaus,<br />

das für dieses närrisch-jecke Familientreffen<br />

nicht immer das Ziel war.<br />

Vor 180 Jahren, an jenem 26. Februar<br />

anno 1829, hatte die <strong>AKV</strong>-Muttergesellschaft<br />

„Florresei“ für den Nachmittag<br />

zu ihrer Vollversammlung in<br />

Form einer ersten Kaffeevisite noch<br />

in das Rosenbad eingeladen, um anschließend<br />

„bei beginnender Dunkelheit<br />

mit einem Fackelzug durch die<br />

Straßen Burtscheids zu ziehen“.<br />

Die Macher <strong>des</strong> Kaffeevisite-Teams<br />

von heute erwarten ihre kleinen und<br />

großen Gäste bereits ab 13.30 Uhr im<br />

Alten Kurhaus. Ab 14.30 Uhr beginn t<br />

im Ballsaal und in der Klangbrücke<br />

das fröhliche, abwechslungsreiche<br />

Unterhaltungs- und Mach-mit-Programm.<br />

„Die Kaffeevisite ist die einzige<br />

<strong>AKV</strong>-Veranstaltung, die in jedem<br />

powered by<br />

Jahr neue Besucher und neue Freunde<br />

für den jungen Karneval gewinnen<br />

muss, wachsen doch die kleinen Jecke<br />

schnell wieder aus dem Kinderkarneval<br />

heraus“, ist sich Teamchef<br />

Horst Neundorf bewusst. Nicht hoch<br />

genug ist daher das Engagement der<br />

STAWAG einzuschätzen, die in dieser<br />

Session als Hauptsponsor der Kaffeevisite<br />

auftritt. Dadurch erst wird überhaupt<br />

diese beliebte Veranstaltung<br />

für die ganze Familie in einer so vielseitigen,<br />

attraktiven Form ermög licht.<br />

Denn tatsächlich finden immer wieder<br />

viele Kinder von Generation zu<br />

Generation im Öcher Fastelovvend<br />

ein erstrebenswertes Freizeithobby.<br />

Die Augen strahlen bei den Tanzmariechen,<br />

wenn die Stimmung im Saal<br />

siedet und sie im Applaus baden. Und<br />

einmal mehr werfen sich die jungen<br />

Spielmannsleute in die Brust, wenn<br />

sie beim Einmarsch mit ihrem Musikzug<br />

bewundernde Blicke auf sich<br />

spüren. Aller Stress und Trainingsfleiß<br />

eines ganzen Jahres haben sich gelohnt<br />

und sind dann vergessen.<br />

Am Karnevalssonntag<br />

haben die<br />

Öcher Kenger im<br />

närrischen Treiben<br />

wieder das Sagen!


Journal 5 | 2010<br />

ein generationenübergreifen<strong>des</strong> Familientreffen<br />

Das Kaffeevisite-Team, dem neben<br />

Oberbürgermeister Marcel Philipp,<br />

Horst Neundorf, Guido Hoss, Rolf Gerrards,<br />

Willi Schillings, Melanie und Andreas<br />

Collet angehören, ist wieder an<br />

seinem Lausbuben-Kostüm zu erkennen.<br />

„Wir sind zwar ein kleines Team,<br />

aber oho!“ ist Horst Neundorf stolz.<br />

Das beweist auch wieder der Programmablauf.<br />

Während in der Klangbrücke<br />

der Circus Gioco mit Fakiren<br />

und Zauberern in die Welt der Magie<br />

entführt, jagt auf der Hauptbühne im<br />

Ballsaal eine Attraktion die andere. In<br />

der Moderation von Guido Hoss treten<br />

unter anderem die Kindergruppen<br />

der Stadtwache Oecher Börjerwehr<br />

und der KG Eulenspiegel auf, mit dabei<br />

sind die Mädchen und Jungen der<br />

Domsingschule, Bauchredner Jens,<br />

die neuen Zentis-Preisträger vom St.<br />

Ursula Gymnasium, zwei Stepp- und<br />

Breakdance tanzende Mädchen sowie<br />

auch „Barki“ – das liebe, kuschelige<br />

<strong>AKV</strong>-Maskottchen. Für viel Musik<br />

sorgt Peter Gilbert. Zum absoluten<br />

Highlight wird wie immer der Besuch<br />

<strong>des</strong> großen Karnevalsprinzen Dirk IV.<br />

Trampen und <strong>des</strong> Märchenprinzen<br />

Jan I. Moreau.<br />

Kartenvorverkauf ab Montag, 1. Februar<br />

2010: Geschäftsstelle <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>,<br />

Kurhausstr. 2c, Fleischerei Gerrards,<br />

Hartmannstr. 16 und Blumen-Nicolay,<br />

Vaalser Straße 334 oder im <strong>AKV</strong>-Ticketshop<br />

unter www.akv.de. Sonst an<br />

der Tageskasse. Erwachsene: 8,- Euro,<br />

Kinder 3,50 Euro<br />

Nach dem Zug<br />

geht’s wie in jedem<br />

Jahr mit Mama<br />

und Papa, Oma<br />

und Opa, Tanten<br />

und Onkeln auf zur<br />

<strong>AKV</strong>­Kaffeevisite in<br />

das Alte Kurhaus.<br />

ST CHPROBE<br />

Gesina Pfau • Schneiderin<br />

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38 Journal 5 | 2010<br />

Zentis-Kinderkarnevalspreis<br />

18. Zentis-Kinderkarnevalspreis<br />

geht an das st. Ursula Gymnasium<br />

„Selvs noh<br />

150 Johr<br />

jet os et Let<br />

net uus“<br />

„Wenn man in Aachen etwas mit den<br />

Attributen ‚erstmalig‘ und ‚einmalig‘<br />

versehen kann, dann ist dies der<br />

A achener Kinderkarneval“, schrieb<br />

1997 der damalige <strong>AKV</strong>-Geschäftsführer<br />

und Präsident <strong>des</strong> Ausschusses Aachener<br />

Karneval, Helmut Strack.<br />

Er erinnerte an den ersten Kinderkostümzug<br />

in Deutschland, den Jacques<br />

Königstein bereits 1937 in Aachen<br />

initiiert hatte und auch nach dem<br />

Krieg 1950 die Öcher Ströpp wiederum<br />

aufrief, sich am Karnevalssonntag<br />

für einen Umzug zu kostümieren.<br />

Den ers ten organisierten Kinderkostümzug<br />

erlebte dann im darauffolgenden<br />

Jahr der erste Märchenprinz<br />

Rolf I. Pirnay.<br />

Seit 40 Jahren nehmen die Schülerinnen<br />

<strong>des</strong> St. Ursula Gymnasiums bereits<br />

als Gruppen im Unilook an den<br />

Zügen teil. Bei der <strong>AKV</strong>-Festsitzung<br />

zur Verleihung <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong> WIDER<br />

DEN TIERISCHEN ERNST am 30. Januar<br />

2010 erhalten sie für ihre gelungenen<br />

Gestaltungsideen und ihre legendären<br />

Karnevalsveranstaltungen<br />

an Wiverfastelovvend den nun 18.<br />

Zentis-Kinderkarnevalspreis. Helmut<br />

Strack hatte 1992 die Initiative ergriffen,<br />

den Aachener Kinderkarneval<br />

wieder mit in das Programm der Festsitzungen<br />

aufzunehmen. Er wandte<br />

sich an Heinz-Gregor Johnen, den damaligen<br />

Geschäftsführer <strong>des</strong> größten<br />

Konfitürenherstellers in der Europäischen<br />

Union, der Aachener Firma<br />

Zentis. Er war als großzügiger Sponsor<br />

zur Förderung von Kultur, Sport und<br />

Sozialem bekannt. Sofort fand Strack<br />

bei ihm Verständnis, um auch an Kinder<br />

einen Preis für besondere karnevalistische<br />

Aktivitäten verleihen zu<br />

können. „Wenn es für Kinder ist, rennt<br />

man bei mir sofort offene Türen ein“,<br />

erklärte rückschauend der „Herr der<br />

Konfitüren“. Er habe den Kinderkarneval<br />

immer sehr geliebt. Es sei wichtig,<br />

auch in schwierigen Zeiten die Tradition<br />

<strong>des</strong> Aachener Karnevals fortzusetzen,<br />

der im Ausland starke Beachtung<br />

findet. Traditionell wird der mit<br />

3333 Euro dotierte Preis vom amtierenden<br />

Märchenprinzen überreicht.<br />

Es ist Jan I. Moreau (11), der dann gerade<br />

zwei Wochen zuvor, am 17. Januar<br />

2010, seinen Märchenthron bestiegen<br />

hat.<br />

Mehrfach erhielten die Schülerinnen<br />

von St. Ursula bei den Kostümprämierungen<br />

der Züge erste Preise, mussten<br />

sogar einmal aussetzen, um auch<br />

anderen größere Chancen einzuräu-<br />

men. 200 Schülerinnen waren es regelmäßig<br />

in den letzten Jahren, die in<br />

einheitlichem Outfit mitzogen. Dabei<br />

standen die Kostüme und das eigene<br />

Gruppenmotto immer in Bezug zum<br />

Motto <strong>des</strong> Märchenprinzen. „Mit viel<br />

organisatorischem Geschick hatte sich<br />

Anfang der 90er Jahre unsere heutige<br />

Direktorin Josefine Marsden für die<br />

Teilnahme unserer Schülerinnen an<br />

den Zügen eingesetzt und auch ein<br />

engagiertes Mütterteam zur Vorbereitung<br />

aufgebaut“, berichtet Monika<br />

Ochel, Lehrerin an St. Ursula. Sie selbst<br />

übernahm anschließend diese Aufgabe<br />

für elf Jahre. Sie erzählt von der Begeisterung<br />

der Schülerinnen, mit der<br />

sie alljährlich eine eigene Karnevalssitzung<br />

am Fettdonnerstag gestalten,<br />

professionelle Castings dazu durchführen<br />

und in Handarbeit auch „Sessionsorden“<br />

herstellen.<br />

Unter Anleitung von Rita Kupczyk-Joeris,<br />

ebenfalls Lehrererin am Gymnasium,<br />

laufen die aktuellen Vorbereitungen<br />

mit dem Mütterteam bereits<br />

auf vollen Touren. Über das Kostüm ist<br />

längst entschieden: die Mädchen werden<br />

2010 als „Schmetterlinge“ mit dabei<br />

sein. Als Modell war im Dezember<br />

ein Kostüm vorgestellt worden. Danach<br />

konnten die Mütter zum Selbstnähen<br />

ihre Bestellungen für Stoffe<br />

und Applikationen abgeben. Wer keine<br />

Talente zum Schneidern hat, dem<br />

helfen wie eh und je andere Mütter<br />

bei gemeinsamen Nähnachmittagen<br />

oder Basteltreffen zur Anfertigung der<br />

Kopfbedeckungen. „Wir sorgen dafür,<br />

dass je<strong>des</strong> Kind ein Kostüm hat“,<br />

versichert Rita Kupczyk-Joeris, die seit<br />

fünf Jahren die Karnevalsaktivitäten<br />

betreut. Im vergangenen Jahr waren<br />

es die lustigen „Pilze“ die mitzogen,<br />

in den Jahren davor Schneemänner,<br />

Glühlampen, Frösche, Chinesen.<br />

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.<br />

Dass St. Ursula auch eine Oase<br />

für’s Öcher Platt ist, bewies schon<br />

so manches Motto: „Henger Öcher<br />

Klos termure luese Pilze stönt än luure“,<br />

„Selvs noh 150 Johr jet os et Let<br />

net uus“ oder aktuell: „Endlich entlarvt<br />

– danze, senge, sprenge die geschlüpften<br />

Schmetterlinge“


Puppenbrunnen<br />

in Aachen,<br />

Krämerstraße.<br />

Gestiftet von der<br />

Aachener Bank<br />

im Jahr 1974 zum<br />

75-jährigen Bankjubiläum.<br />

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />

Es gibt Werte, die sind unbezahlbar. Und doch muss sie jemand finanzieren.<br />

Kunst, Kultur, Soziales, Sport und Bildung... für uns ist Sponsoring keine lästige<br />

Verpflichtung sondern ein wichtiger Teil unserer Identität.<br />

Getreu unserem Grundsatz »Mitten Drin« übernehmen wir soziale Verantwortung<br />

und unterstützen die Aktivitäten der Menschen in unserer Region.<br />

Seit 111 Jahren in Aachen.<br />

www.aachener-bank.de info@aachener-bank.de<br />

Brauchtum, Kultur, Kunst, soziales Engagement.<br />

Journal 5 | 2010<br />

39


40 Journal 5 | 2010<br />

2. <strong>AKV</strong> Oldtimer-Rallye am 29. Mai 2010<br />

„The Race 2010“ on Tour<br />

2. <strong>AKV</strong> Oldtimer-rallye am 29. Mai 2010<br />

Begeistert zurückgekehrt waren die<br />

Teilnehmer der 1. Oldtimer-Rallye<br />

<strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s im Mai 2009 von ihrer gelungen<br />

organisierten Tour durch die<br />

reizvolle Landschaft. Aus Anlass seines<br />

150-jährigen Bestehens hatte der<br />

Aachener Karnevalsverein erstmals<br />

Oldtimerfreunde zu einer Rallye eingeladen.<br />

Bei einem spektakulären,<br />

von zahlreichen Schaulustigen verfolgten<br />

Start zu Füßen <strong>des</strong> Eäzekomp<br />

auf dem Markt hatten <strong>AKV</strong>-Präsident<br />

Horst Wollgarten und Achim Krott die<br />

noblen „Schätzchen“ mit ihrem blinkenden<br />

Chrom und poliertem Lack<br />

selbst mit on Tour geschickt.<br />

Schon gibt es eine Neuauflage. Der<br />

<strong>AKV</strong> lädt für Samstag, 29. Mai 2010<br />

zur 2. Oldtimer-Rallye mit Orientierungs-<br />

und Zeitprüfungen ein, die für<br />

die Fahrer und ihre Co-Piloten eine<br />

fahrerische Herausforderung darstellen.<br />

Die Teilnahme ist auf 9 x 11 Fahrzeuge<br />

begrenzt. Startbeginn ist um<br />

11.00 Uhr.<br />

Auch in diesem Jahr lockt eine interessante<br />

Strecke durch die Region. Vom<br />

Markt aus geht es über Eupen – Malmedy<br />

– Monschau – Aache n/Lous berg<br />

– zurück zum Markt. Die Kaffeepause<br />

wird dabei in Malmedy eingelegt.<br />

Zu den Wertungsprüfungen gehören:<br />

Orientierungsaufgaben, Sollzeit- und<br />

Gleichmäßigkeitsprüfungen sowie zum<br />

Abschluss als „Lousberg-Classic“ eine<br />

Zeitprüfung. Startzeit der „Lousberg<br />

Classic“ ist um 15.30 Uhr. Die Zieleinfahrt<br />

ab 16.00 Uhr. Die Siegerehrung<br />

erfolgt anschließend am Samstagabend<br />

bei einem Essen in gemütlicher<br />

Runde.<br />

„The Race“ <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s ist eine Oldtimerrundfahrt<br />

für Automobile bis Baujahr<br />

1979. Die Fahrtunterlagen bestehen<br />

aus Chinesenzeichen und Kartenausschnitten<br />

mit eingedruckter Streckenführung.<br />

Neben Sichtkontrollen<br />

(Stumme Wächter) sind Sollzeit- und<br />

Gleichmäßigkeitsprüfungen vorgesehen.<br />

Geschicklichkeitsprüfungen und<br />

Fragen sind nicht Bestandteil der Veranstaltung.<br />

Die Aufgaben haben ausdrücklich<br />

keinen motorsportlichen<br />

Charakter. Alle Aufgaben werden in<br />

den Fahrtunterlagen eindeutig erläutert.<br />

Die Fahrer müssen im Besitz einer<br />

gültigen Fahrerlaubnis und die<br />

Fahrzeuge älter als 30 Jahre und im<br />

Sinne der StVZO zugelassen sein.<br />

Auch in diesem<br />

Jahr lockt eine interessante<br />

Strecke<br />

durch die Region!


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Interessenten, die an der 2. Oldtimer-<br />

Rallye <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s teilnehmen möchten,<br />

melden sich bitte bei der <strong>AKV</strong>-<br />

Geschäftsstelle unter 02 41/47 03 11-0,<br />

Kurhausstr. 2c oder per E-Mail unter:<br />

info@akv.de.<br />

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4<br />

Alle Transporter von Fiat Professional<br />

haben auch in den neu geschaffenen<br />

Innenstadtumweltzonen freie Fahrt.<br />

Journal 5 | 2010<br />

4<br />

41<br />

Alle Transporter von Fiat Professi<br />

haben auch in den neu geschaffe<br />

Innenstadtumweltzonen freie Fah<br />

Alle Transporter Immer von mehr Fiat Professional<br />

Innenstädte werden zur Umw<br />

Damit diese für Sie nicht zur Problemzone w<br />

Alle<br />

haben<br />

Transporter<br />

auch in den<br />

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neu<br />

Fiat Fiat<br />

geschaffenen<br />

Strada, Professional der Fiat Fiorino, der Fiat D<br />

haben<br />

Innenstadtumweltzonen<br />

auch in der den Fiat neu Scudo geschaffenen<br />

freie Fahrt.<br />

und der Fiat Ducato die Eu<br />

Innenstadtumweltzonen Immer mehr Innenstädte werden freie zur Fahrt. Umweltzone.<br />

Damit diese für Sie nicht zur Problemzone werden, erfüllen<br />

Immer der Fiat mehr Strada, Innenstädte der Fiat Fiorino, werden der zur Umweltzone.<br />

Fiat Doblò Cargo,<br />

Damit der Fiat diese Scudo für Sie und nicht der zur Fiat Problemzone Ducato die Euro-4-Norm.<br />

werden, erfüllen<br />

der Fiat Strada, der Fiat Fiorino, der Fiat Doblò Cargo,<br />

der Fiat Scudo und der Fiat Ducato die Euro-4-Norm.<br />

Immer mehr Innenstädte werden zur Umweltzone.<br />

Damit diese für Sie nicht zur Problemzone werden, erfüllen<br />

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Neuenhofstraße 125 • 52078 Aachen<br />

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Tel.: 02 41/9 28 28-0 • Fax: 02 41/9 28 28-51<br />

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42 Journal 5 | 2010<br />

Veranstaltungen | termine<br />

Prinzenproklamation 2010<br />

8. Januar 2010, ab 19.30 Uhr<br />

Prinzenproklamation <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s am 8. Januar 2010. Es gibt<br />

verschiedene Kartenkategorien, z.B. Saal- und Ballkarten.<br />

Informationen dazu gibt es in der Geschäftsstelle.<br />

<strong>Ritter</strong> Nacht 2010<br />

29. Januar 2010, Einlass ab 18.00 Uhr<br />

Alljährlich findet die <strong>Ritter</strong> Nacht am Vortag der <strong>Ordens</strong>verleihung<br />

statt. Diese Veranstaltung ist den Mitgliedern,<br />

Sponsoren, geladenen Gästen und den Medienvertretern<br />

vorbehalten.<br />

<strong>60.</strong> Verleihung <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong><br />

WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />

30. Januar 2010, ab 20.15 Uhr<br />

Die <strong>60.</strong> Verleihung <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong> WIDER DEN TIERISCHEN<br />

ERNST im Eurogress Aachen<br />

Carnevale by BMW Kohl<br />

5. Februar 2010, Einlass ab 18.30 Uhr<br />

Aachens wahrscheinlich größte Karnevalsfete vereint Jahr<br />

für Jahr bis zu 4.000 der jüngeren Jecken; gefeiert wird in<br />

der Albert-Vahle-Halle.<br />

Open-Air <strong>AKV</strong> 2010<br />

Veranstaltungskalender und Termine<br />

6. Februar 2010, ab 10.30 Uhr<br />

Der <strong>AKV</strong> lädt zur Open-Air-Sitzung auf dem Holzgraben ein.<br />

NEWSLETTER<br />

Abonnieren und nichts mehr verpassen!<br />

Florresei Palast 2010<br />

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13. Februar 2010, ab 20.00 Uhr<br />

Die berühmt-berüchtigte Karnevalsparty der <strong>AKV</strong> Ehrenhüte,<br />

hier bleibt kein Auge trocken – im Barocksaal <strong>des</strong> Alten<br />

Kurhauses wird gefeiert bis zum Abwinken.<br />

<strong>AKV</strong> Kaffeevisite 2010<br />

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14. Februar 2010, ab 14.30 Uhr<br />

Am 14. Februar feiern Kids mit ihren Eltern – ein Familienfest<br />

für Jung und Alt im Alten Kurhaus – direkt nach dem<br />

Kinderzug. Stargast: das <strong>AKV</strong>-Maskottchen „Barki“<br />

Theaterball 2010<br />

Festvorstellung und Schlussball<br />

16. Februar 2010, ab 20.00 Uhr<br />

<strong>AKV</strong>-Abschlussball mit Verabschiedung <strong>des</strong> Prinzen im<br />

Theater Aachen<br />

2. <strong>AKV</strong> Oldtimer-Rallye<br />

„The Race 2010“<br />

29. Mai 2010, ab 11.00 Uhr<br />

Nostalgie pur macht sich wieder breit, wenn vor historischer<br />

Kulisse am 29. Mai die 2. Oldtimer-Rallye <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s<br />

auf dem Markt ihren Anfang nimmt.<br />

weitere Informationen: www.akv.de<br />

Sie möchten gerne über Sonderangebote bzw. Neuigkeiten informiert werden?<br />

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Journal 5 | 2010<br />

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44 Journal 5 | 2010 Menschen beim <strong>AKV</strong><br />

Achim Floegel –<br />

der theatermacher am Veilchendienstag<br />

Joachim Floegel (47) ist ein Mann, der<br />

für den klaren Durchblick sorgt. Und<br />

das als staatlich geprüfter Augenoptiker<br />

schon von Berufs wegen. Wer aber<br />

hätte gedacht, dass er, den der organisierte<br />

Karneval nie interessiert hatte,<br />

vor fünf Jahren von einem Tag zum anderen<br />

als ein „Till Eulenspiegel“ die totale<br />

Kehrtwende machen würde. Dazu<br />

muss man wissen, dass „Achi m“, wie<br />

ihn seine Freunde nennen, eine große<br />

Begabung besitzt: Er organisiert gerne.<br />

Das macht auf ihn aufmerksam.<br />

„Egal wo und was, immer versuche ich<br />

das Beste herauszuholen und nie einfach<br />

nur mitzu schwimmen“, erzählt<br />

er. Deshalb habe er sich 1995 auch mit<br />

seinem Fachgeschäft selbständig gemacht.<br />

Und das „am schönsten Platz<br />

von Aachen – am Markt“, schmunzelt<br />

er. Hautnah erlebt er hier seitdem an<br />

jedem Karnevalssonntag und Rosenmontag,<br />

wenn die Züge gehen, das<br />

närrische Treiben der Öcher Jecke aus<br />

erster Hand, und längst ist es zur Tradition<br />

geworden, hier mit ihm und<br />

seinem Team „zesamme Fastelovvend<br />

ze fiere“.<br />

Mag’ sein, dass ihn der Virus Carnevalis<br />

dabei so befallen hat, dass er es nicht<br />

sofort entschlossen ablehnte, als er<br />

gefragt wurde, ob er im Hofstaat von<br />

Dirk III. Chauvistré mitmachen wolle.<br />

Beim ersten Treffen stellte er aber<br />

fest, dass viele der Hofstaatler Mitglieder<br />

der Noppeney-Garde waren.<br />

„Nein, sagte ich. Es sei denn, ich dürfte<br />

der Till Eulenspiegel sein. Davon hatte<br />

ich schon als i-Dötz geträumt“, blickt<br />

Achim Floegel zurück. In der Session<br />

2005 sah man ihn dann als ausgelassenen<br />

Hofnarren durch die Säle ziehen.<br />

„Kannte ich bis dahin den <strong>AKV</strong><br />

nur durch die Übertragung der Festsitzung<br />

im Fernsehen und eine einmalige<br />

Assistenz beim <strong>AKV</strong>-Familienfest<br />

„Kaffee, Kids & Kokolores“, so<br />

lernte ich nun liebe, nette Menschen<br />

aus dem Elferrat persönlich kennen“,<br />

plaudert er. Zehn Monate später wurde<br />

Achim Floegel vom <strong>AKV</strong> zum Elferratsbeirat<br />

berufen und avancierte<br />

2007 zum Elferratsherren.<br />

Übertragen wurde ihm nun die Planung<br />

und Organisation der jährlichen<br />

Theatervorstellung zum Sessionsausklang<br />

am Veilchendienstag.<br />

Als Vorsitzender der Kulturinitiative<br />

Korneli münster, der er zehn Jahre lang<br />

angehörte, war Achim Floegel jetzt<br />

auch beim <strong>AKV</strong> wieder in seinem Element.<br />

„Der Theaterabend muss meine<br />

Handschrift kriegen“, spornte er sich<br />

selbst an. Mit vollem Erfolg. Er führte<br />

intensive Gespräche mit dem Dramaturgen<br />

<strong>des</strong> Stadttheaters zur Auswahl<br />

der jeweiligen Theaterproduktion, besuchte<br />

– immer auf der Suche nach<br />

neuen Talenten – die Sitzungen anderer<br />

Karnevalsvereine oder, wie auf der<br />

Durchreise nach Australien in Köln, für<br />

eine Stunde schnell den Weihnachtsmarkt<br />

und entdeckte dort die Eifeler<br />

Alphornissen, bei einer anderen Gelegenheit<br />

wiederum die Blechhornissen,<br />

machte mit ihnen und klassischen<br />

Interpreten aus dem Öcher<br />

Fastelovvend einen bunten Mix, und<br />

ließ damit das Publikum außer Rand<br />

und Band geraten.


Achim Floegel verzichtet bei den<br />

Thea tervorstellungen am Veilchendienstag<br />

auf Moderatoren, gibt dem<br />

Präsidenten nur zwei Minuten Zeit<br />

zur Begrüßung und den scheidenden<br />

Prinzen müssen 20 Minuten zur Verabschiedung<br />

genügen. „Ich bin sehr, sehr<br />

streng und rigoros, und Pünktlichkeit<br />

geht mir über alles“, gibt Achim Floegel<br />

ehrlich zu und ergänzt: „Man kann<br />

sich auf mich verlassen, da möchte ich<br />

mich auch auf andere verlassen können“.<br />

Dem Ensemble <strong>des</strong> Theaters<br />

macht die Zusammenarbeit mit ihm<br />

und dem <strong>AKV</strong> unheimlich viel Freude.<br />

Obwohl der Ablauf <strong>des</strong> Theaterstücks<br />

an diesen Abenden stark vom Drehbuch<br />

abweicht, brauchen die Künstler<br />

nur eine Stunde, um klar zu kommen.<br />

„Viel, viel Spaß macht mir die Einstudierung<br />

der Elferratsauftritte. Manchmal<br />

kann da auch etwas total verrückt<br />

ausfallen“, lacht der Theatermacher<br />

vom Veilchendienstag. Das löse dann<br />

sofort beim Publikum das gewohnte<br />

Tröten und Luftschlangenwerfen aus.<br />

Er selbst stand bei den bisher drei<br />

Thea terabenden in eigener Regie nur<br />

einmal auf der Bühne. Zusammen mit<br />

Boris Bongers, Rolf Gerrards und Udo<br />

Dümenil sang und steppte er als „Die<br />

4 aus 11“ zur Parodie „Waddehaddedudeda“.<br />

Applaus war dem Quartett sicher.<br />

Dass auch kleine Dinge Furore machen<br />

und sogar Sammlerwert erhalten<br />

können, zeigt sich an den<br />

„Westen taschenprogrammheften“,<br />

die eben falls eine der vielen Neuerungen<br />

Achim Floegels sind. Praktisch<br />

während <strong>des</strong> Theaterabends unterzubringen,<br />

bieten sie darüber hinaus<br />

auch die Möglichkeit, schon am Abend<br />

selbst Karten für das nächste Jahr zu<br />

bestellen. Die schließlich, sind alljährlich<br />

heiß begehrt und umgehend ausverkauft.<br />

Hat der Theatermacher selbst einmal<br />

daran gedacht, Prinz Karneval zu werden?<br />

„Ja und nein“, lautet die Antwort.<br />

Vielleicht direkt nach der Hofstaatzeit<br />

„<br />

Egal wo und was,<br />

immer versuche<br />

ich das Beste herauszuholen<br />

und nie<br />

einfach nur mitzuschwimmen“<br />

– ja! Immerhin war sein Großpapa<br />

einmal Präsident einer Karnevalsgesellschaft<br />

und Sohn Moritz (15) war<br />

Kinderprinz in Venwegen. Die karnevalistischen<br />

Ambitionen von Gattin<br />

Birgit und Tochter Julia (18) hingegen<br />

beschränken sich auf den Besuch von<br />

Veranstaltungen <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s. Achim Floegel<br />

ist nicht nur ein Schöngeist, der<br />

leidenschaftlich gern tanzt, ein Fan<br />

von Oldtimern ist, sich Italien und<br />

Rom zu seinen Lieblingsreisezielen<br />

erkoren hat, sondern ebenso ein Lebensoptimist<br />

von mitreißendem Charisma.<br />

Entsprechend lautet sein Motto:<br />

„Das Leben genießen – immer!“<br />

Ein Blick in seine sprechenden Augen<br />

lässt ihm glauben.<br />

Journal 5 | 2010<br />

„zesamme Fastelovvend ze fiere“.<br />

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46 Journal 5 | 2010<br />

<strong>Ordens</strong>ritter seit 1950<br />

Der Orden WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />

und seine ritter<br />

1950 JAMES A. DUGDALE<br />

Er entließ als britischer Militärstaatsanwalt<br />

1950 in Aachen einen Verurteilten<br />

während der Karnevalstage<br />

aus der Haft, weil er es dem Delinquenten<br />

nicht zumuten wollte, „die<br />

höchsten Feiertage im Rheinland“<br />

hinter Gittern zu verbringen.<br />

1952 JULES VON JOUANNE<br />

Der damalige Regierungsrat ließ in<br />

der Eulenspiegel-Stadt Mölln den versammelten<br />

deutschen Finanzministern<br />

die festlich gedeckte Tafel wieder<br />

abräumen und Eintopf servieren.<br />

Denn: „Schleswig-Holstein ist arm.“<br />

1953 HANS SACHS<br />

Als Staatsanwalt identifizierte er sich<br />

in Nürnberg mit seinem berühmten<br />

poetischen Namensvetter, indem er<br />

eine ihm zugesandte Schmähschrift<br />

auf Bun<strong>des</strong>kanzler Konrad Adenauer<br />

mit Knit tel versen im Stil <strong>des</strong> Schuster-<br />

Poeten an den Kläger zurücksandte.<br />

1954 LEO M. GOODMAN<br />

Der US-Chefrichter in der Bun<strong>des</strong>republik<br />

begründete ein Urteil gegen<br />

eine Deutsche und einen Italiener, die<br />

sich wegen einer Portion Ra violi mit<br />

einem Amerikaner geprügelt hatten,<br />

juristisch brillant und umwerfend kabarettistisch.<br />

1955 DR. AUGUST DRESBACH<br />

Dem Bun<strong>des</strong>tagsabgeordneten gelang<br />

es, bei einer durchaus ernsthaften<br />

Debattenrede laut Protokoll<br />

46mal „Heiterkeit“ oder sogar „stürmische<br />

Heiterkeit“ hervorzurufen.<br />

1956 WILLEM BARON<br />

MICHIELS VAN KESSENICH<br />

Der Bürgermeister von Maastricht<br />

entwaffnete durch ein humorvolles<br />

Telegramm an den Kriegsminister, der<br />

einen Fußballplatz beschlagnahmen<br />

wollte. Der General kapitulierte mit<br />

Humor vor dem Humor.<br />

1957 MAX BECKER<br />

Der Vizepräsident <strong>des</strong> Deutschen<br />

Bun <strong>des</strong>tages pflegte Gästen die provisorische<br />

Bun<strong>des</strong>hauptstadt so zu erklären:<br />

„Bonn ist die Oase, in der die<br />

Regierungskarawane […] lagert auf ihrem<br />

Weg zum […] Ziel Berlin.“<br />

1958 DR. CARLO SCHMID<br />

Der Bun<strong>des</strong>tagsvizepräsident wurde<br />

als einer der geistreichsten und schlagfertigsten<br />

Redner ausgezeichnet.<br />

1959 KONRAD ADENAUER<br />

Der Bun<strong>des</strong>kanzler war ein Meister<br />

der Vereinfachung: Mit wenigen, aber<br />

treffenden kölschen Worten erklärte<br />

er die Probleme der Nation. Er war<br />

der Prototyp <strong>des</strong> rheinischen Humorikers<br />

und fröhlichen Spötters, der auch<br />

über sich selbst lachen konnte.<br />

1960 RUDOLF EBERHARD<br />

Als höchst unkonventioneller und unbürokratischer<br />

bayerischer Finanzminister<br />

trat er in München öffentlich<br />

als Raubritter auf und regte ein „Trostbüchlein“<br />

für Steuerzahler an.<br />

1961 DR. BRUNO KREISKY<br />

Der österreichische Außenminister<br />

parierte den Wunsch der über München<br />

verärgerten Stadt Burgau nach<br />

Anschluß an Österreich mit brillantwitziger<br />

Diplomatie.<br />

1962 ROCHUS SPIEKER<br />

Der Dominikanerpater war als humorvoller,<br />

streitbarer Kanzelredner, Publizist<br />

und Drehbuchautor ein moderner<br />

Nachfahre <strong>des</strong> Abraham a Santa Clara.<br />

1963 HENRY CHAUCHOY<br />

Der Professor erwarb sich als Kulturbeauftrag<br />

ter der französischen Besatzungsmacht<br />

Meri ten in der Mainzer<br />

Bütt. Seine Maxime: „Karneval ist<br />

für die Deutschen heilsam, weil sie<br />

den Behörden etwas am Zeug flicken<br />

und durch Lachen den Untertanengeist<br />

mindern können.“<br />

1964 DR. EWALD BUCHER<br />

Der Bun<strong>des</strong>justizminister glossierte in<br />

den von ihm herausgegebenen „Blauen<br />

Briefen der Bun<strong>des</strong>regierung“ mit<br />

geistreicher Ironie die Bonner Politszene.<br />

1965 PAUL MIKAT<br />

Der nordrhein-westfälische Kultusminister,<br />

Geisteswissenschaftler und<br />

Professor für Staatsrecht begrüßte<br />

bei Festversammlungen illustre Gäste<br />

nicht namentlich, sondern spitzzüngig:<br />

„Meine lieben Titel...“.


1966 PIETRO QUARONI<br />

Der Präsident der Radio Televisione<br />

Italiana erhielt den Orden für sein<br />

Wirken als „lachender Diplomat“ – ein<br />

Titel, den er sich in seiner Botschafterzeit<br />

erwarb.<br />

1967 KARL-GÜNTHER VON HASE<br />

Auf dem glatten Parkett der Bun<strong>des</strong>pressekonferenzen<br />

meisterte der<br />

„Bun<strong>des</strong>pressechef“ selbst schwierigste<br />

Situationen durch Selbstironie,<br />

beredtes Nichtssagen und entwaffnende<br />

Schlagfertigkeit.<br />

1968 PER HAEKKERUP<br />

Der dänische Landwirtschaftsminister<br />

ließ sich wegen seiner Leibesfülle<br />

als erster <strong>Ritter</strong> mit Käse aufwiegen.<br />

1969 HERMANN HÖCHERL<br />

Der B un<strong>des</strong>landwirtschaftsminister<br />

war das Politoriginal seiner Zeit. Von<br />

seinem Dienstherrn Adenauer als<br />

„Schlitzohr“ und „Bauernspitz“ tituliert,<br />

war er leiblichen Genüssen<br />

durchaus zugetan.<br />

1970 DENIS W. HEALEY<br />

Zahlreiche Anekdoten zeugen von<br />

dem schier unerschöpflichen Vorrat<br />

an Bonmots <strong>des</strong> Schatzkanzlers Ihrer<br />

Majestät auf dem internationalen politischen<br />

Parkett.<br />

1971 JOSEF ERTL und<br />

FRANZ XAVER UNERTL<br />

Landwirtschaftsminister der eine, Abgeordneter<br />

der andere, waren sie ein<br />

urbayerisches Dioskurenpaar, das mit<br />

viel Mutterwitz Heiterkeit in die Bun<strong>des</strong>tagsdebatten<br />

brachte.<br />

1972 HELMUT SCHMIDT<br />

Als Verteidigungsminister erlaubte<br />

er den Soldaten die damals modische<br />

Haarlänge. Sein „German Hair Force“-<br />

Erlass ging in die Geschichte der Bun<strong>des</strong>wehr<br />

ein.<br />

1973 LANCE POPE<br />

Der britische Botschafter, der als<br />

Englishman so plattelte und jodelte,<br />

dass waschechte Bayern neidisch<br />

wurden, verband den sprichwörtlichen<br />

englischen Humor mit deutscher<br />

Fröhlichkeit.<br />

1974 WALTER SCHEEL<br />

Dem Außenminister, der sich selbst als<br />

„Scheel mit dem Eulenspiegelblick“<br />

bezeichnete, gelang es stets, auf dem<br />

schwierigen diplomatischen Parkett<br />

mit rheinisch-fröhlicher Offenheit der<br />

Freiheit eine Gasse zu schaffen.<br />

1975 DR. WILLFRIED GREDLER<br />

Der österreichische Botschafter komponierte<br />

diplomatische Sonaten und<br />

verlieh mit Wiener Esprit nicht nur<br />

dem Europarat rhetorischen Glanz.<br />

1976 CONSTANTIN FREIHERR<br />

HEEREMAN VON ZUYDTWYCK<br />

Der Präsident <strong>des</strong> Deutschen Bauernverban<strong>des</strong><br />

bewies, dass man auch als<br />

Lobbyist handfeste In teressen mit Humor<br />

vertreten kann. Herzhaft sein Kern,<br />

die Schwarte rauh, nobel das Etikett.<br />

1977 DR. RAYMOND BROGER<br />

Der Landamtmann <strong>des</strong> Kantons Appenzell-Innerrhoden<br />

wehrte sich gegen<br />

irrige Vorlagen statt mit Hand<br />

und Fuß mit dem Kopf.<br />

1978 EPHRAIM KISHON<br />

Der israelische Schriftsteller machte<br />

besonders das Spannungsfeld Bürger<br />

– Behörde zum Thema seiner satirischen<br />

Betrachtungen.<br />

1979 HANS-DIETRICH GENSCHER<br />

Der verschmitzte Außenminister hätte<br />

den Orden gleich mehrfach verdient.<br />

Er erhielt ihn jedoch als Dienstherr<br />

<strong>des</strong> real nicht existierenden<br />

Ministerialdirigenten Edmund Draeker,<br />

<strong>des</strong>sen Kapriolen das Auswärtige<br />

Amt noch lange in Atem hielten.<br />

1980 RICHARD STÜCKLEN<br />

Der <strong>AKV</strong> nahm den Bun<strong>des</strong>tagspräsidenten<br />

beim Wort, der in seiner Antrittsrede<br />

den Parlamentariern mehr<br />

Humor in politischen Debatten empfohlen<br />

hatte, getreu seiner Maxime:<br />

„Humor ist der Mutterboden der Demokratie.“<br />

1981 HEINZ WERNER KETZER<br />

Der wegen seiner humorvollen Predigten<br />

weit über Köln hinaus bekannte<br />

Dompropst war ein klassisches Beispiel<br />

für die Vereinbarkeit kirchlicher<br />

Autorität mit rheinischem Frohsinn.<br />

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<strong>Ordens</strong>ritter seit 1950<br />

Der Orden WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />

und seine ritter<br />

1982 MANFRED ROMMEL<br />

Der Stuttgarter Oberbürgermeister,<br />

Musterbeispiel eines Philosophen,<br />

verbindet die schwäbische Mentalität<br />

mit hintergründigem Humor.<br />

1983 DR. BERNHARD VOGEL<br />

Als Ministerpräsident von Rheinland-<br />

Pfalz nahm er durch seinen subtilen<br />

Humor auch politische Gegner für<br />

sich ein. In der zum „Vogelhaus“ umbenannten<br />

Staatskanzlei veranstaltete<br />

er „närrische Vogelschauen“.<br />

1984 FRIEDRICH NOWOTTNY<br />

Der Mann vom „Bericht aus Bonn“<br />

verstand es, als Moderator auf deutschen<br />

Bildschirmen zu der Erkenntnis<br />

beizutragen, dass auch „hohe Tiere<br />

nur Menschen sind“.<br />

1985 DR. NORBERT BLÜM<br />

Der Bun<strong>des</strong>minister für Arbeit und Sozialordnung<br />

ist eine der eigenwilligsten<br />

Persönlichkeiten <strong>des</strong> Kabinetts.<br />

Dem ständigen Balanceakt zwischen<br />

vielen Stühlen wird er mit Beharrlichkeit<br />

und Heiterkeit gerecht.<br />

1986 JOHANNES RAU<br />

„Bruder Johannes“ oder „der gute<br />

Mensch aus Wuppertal“ – so wird der<br />

nordrhein-westfälische Ministerpräsident<br />

gerne genannt. Er vereinte mit<br />

milder Ironie und leisem Humor die<br />

Rollen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>vaters und <strong>des</strong> Regierungschefs.<br />

1987 PROF. AUGUST EVERDING<br />

„Schlaugust“ verfügt über Witz, Ironie,<br />

Esprit und komödiantenhaften<br />

Schalk, ohne jemals zu vergessen,<br />

dass Humor eine Sache <strong>des</strong> Herzens<br />

ist. Als Generalintendant der Bayerischen<br />

Staatstheater verband er Kunst<br />

und Kommerz, Managertum, Pädagogik<br />

und Glauben in sich.<br />

1988 PROF. GERTRUD HÖHLER<br />

Die Professorin für allgemeine Literaturwissenschaft,<br />

erste <strong>Ordens</strong>ritterin,<br />

propagierte den Einsatz <strong>des</strong> Lachens<br />

als humane Strategie. Ihr Motto: „Wissen<br />

kann man nur vermitteln, wenn<br />

man unterhält.“<br />

1989 FRANZ JOSEF STRAUSS<br />

Der bayerische Ministerpräsident<br />

stand als politisches Original im sauren<br />

Wald der angepassten Polit-Fichten<br />

sturmerprobt als knorrige Eiche.<br />

Intellektuelle Schärfe paarte sich bei<br />

ihm mit rauflustiger Kumpelhaftigkeit.<br />

1990 LOTHAR SPÄTH<br />

Das schwäbische Cleverle, damals<br />

hauptberuflich Ministerpräsident von<br />

Baden-Württemberg, profilierte sich<br />

als pfiffiger Zugführer der schwäb’schen<br />

Eisenbahn, die unter ihm zu einem<br />

Transrapid mutierte.<br />

1991/92 DR. DR. JACK LANG<br />

Als französischer Kulturminister war er<br />

der Paradiesvogel im Pariser Kabinett.<br />

Der Juraprofessor und Theaterdirek tor<br />

schaffte es, eine ganze Nation zu unterhalten,<br />

indem er die Welt als Bühne<br />

und Politik als eine besondere Form<br />

von Theater sah. (1991 fiel der närrische<br />

Staatsakt wegen <strong>des</strong> Golfkrieges aus.)<br />

1993 DR. RUUD LUBBERS<br />

Der niederländische Regierungschef<br />

erfand das perfekte Inkognito: Im<br />

Maastrichter Karneval mischte er sich<br />

mit seiner eigenen Maske unter das<br />

närrische Volk.<br />

1994 RENATE SCHMIDT<br />

„Mut zur Menschlichkeit“ charakterisiert<br />

die frühere Vizepräsidentin <strong>des</strong><br />

Deutschen Bun<strong>des</strong>tages. Von Herzen<br />

zu lachen, ohne sich zum Narren zu<br />

machen, und weinen, ohne ein Clown<br />

zu sein: Die beiden Seiten der Renate<br />

Schmidt und <strong>des</strong> <strong>Ordens</strong> „WIDER DEN<br />

TIERISCHEN ERNST.“<br />

1995 DR. HEINER GEISSLER<br />

Als „Hofnarr“ der Union hält der stellvertretende<br />

CDU/CSU-Frak tions vorsitzen<br />

de seinen Par teifreunden den<br />

Spiegel vor: „Narren sind die wahren<br />

Humanisten. Sie lieben die Menschen,<br />

und nur <strong>des</strong>halb dürfen sie ihnen<br />

auch wehtun.“<br />

1996 BERNARD HENRICHS<br />

Der Kölner Dompropst leistete Fürbitte<br />

für einen stadtbekannten Sünder<br />

aus dem Milieu zum Dank für <strong>des</strong>sen<br />

Hilfe bei der Wiederbeschaffung eines<br />

gestohlenen Domschatz-Kreuzes.


1997 DR. THEO WAIGEL<br />

Der Bun<strong>des</strong>finanzminister bewies als<br />

„Theo gegen den Rest der Welt“ in<br />

Zeiten von Steuerreform, Sparpaketen<br />

und Erfüllung der Maastrichter Konvergenzkriterien<br />

unerschütterlichen<br />

Humor und Schlagfertigkeit.<br />

1998 HEIDE SIMONIS<br />

Die Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein<br />

eroberte als dritte Frau<br />

den Aachener Narrenkäfig: Als wortgewaltige<br />

rote Freibeuterin von der<br />

Ostsee trat die sturmerprobte Regierungschefin<br />

aus dem Norden an.<br />

1999 JOHN C. KORNBLUM<br />

Der Botschafter der Vereinigten Staaten<br />

von Amerika setzte im politischen<br />

Alltag erfolgreich auf eine ganz besondere<br />

Strategie: Humor. Als Cowboy<br />

im Narrenkäfig griff er daher nicht<br />

zum Colt, sondern hielt dem Gastland<br />

den Spiegel vor.<br />

2000 DR. EDMUND STOIBER<br />

Auch als Narr machte Edmund Stoiber,<br />

bayerischer Ministerpräsident<br />

und CSU-Vorsitzender, Ernst: „Der Humor<br />

ist mir verreckt.“ So trat er im Aachener<br />

Narrenkäfig erfolgreich an.<br />

2001 DR. GUIDO WESTERWELLE<br />

Fit for fun ist der Bun<strong>des</strong>vorsitzende<br />

der FDP zu jeder Gelegenheit. Als<br />

muskelbepackter Mister 18 Prozent<br />

hatte Guido Westerwelle im Aachener<br />

Narrenkäfig alle Fitnessfreaks und<br />

Frohnaturen auf seiner Seite.<br />

2002 DR. THOMAS BORER<br />

Dem klassischen Bild eines Diplomaten<br />

entspricht er wenig: bei Thomas<br />

Borer ist man vor keiner Überraschung<br />

sicher. „Botschafter Lustig“<br />

nennen ihn Schweizer Kritiker, die<br />

deutsche Presse kommentiert hingegen<br />

begeistert den Bogen vom Alphorn<br />

nach Hollywood.<br />

2003 DR. WENDELIN WIEDEKING<br />

Spitzbübisch beruhigte der forsche<br />

Porsche-Primus die Konkurrenz: „Ja,<br />

ich weiß, liebe Wettbewerber, auch Ihr<br />

baut schöne Automobile. Aber so wenig<br />

Nutzen wie ein Porsche kann so<br />

schnell keiner in die Waagschale werfen“<br />

(manager magazin).<br />

2004 DR. HENNING SCHERF<br />

Allüren sind dem Nordlicht fremd:<br />

Bescheiden heit und Warmherzigkeit<br />

prägen seinen Stil, an steckender Optimismus<br />

und Entschlossenheit sein Handeln.<br />

Er trinkt heißes Wasser statt Kaffee<br />

oder Bier, fährt Fahrrad statt Dienstlimousine;<br />

sein Hang zum Unkonventionellen<br />

ist sein Markenzeichen.<br />

2005 PROF. DR. DR.<br />

KARL KARDINAL LEHMANN<br />

Er gilt vielen als der derzeit populärste<br />

Geistliche in Deutschland. Sein Vorname<br />

bedeutet im Althochdeutschen<br />

„freier Mann“, und diesem Wortsinn<br />

ist er im Laufe seiner beeindruckenden<br />

Karriere oft gerecht geworden:<br />

„Ich möchte meinen Weg gehen, ob<br />

gelegen oder ungelegen.“<br />

2006 FRIEDRICH MERZ<br />

Mit Friedrich Merz bekommt das<br />

Wort ‚Vergnügungssteuer‘ eine völlig<br />

neue, zutiefst karnevalistische Bedeutung.<br />

Sein Vorschlag, Steuererklärungen<br />

künftig auf Bierdeckeln abzugeben,<br />

entspannt die verzerrten Züge<br />

<strong>des</strong> deutschen Steuerzahlers und gibt<br />

ihm ein menschliches Gesicht zurück.<br />

2007 JOACHIM HUNOLD<br />

Auch bei Fehlern geht der Pilot mit<br />

(privater) Fluglizenz nicht gleich in<br />

die Luft. „Wenn man etwas falsch gemacht<br />

hat, es aber nicht mehr ändern<br />

kann, dann kann man darüber nur<br />

noch herzhaft lachen. Das gilt auch<br />

für mich selbst, wenn ich Blödsinn gemacht<br />

habe. Allerdings: Dasselbe darf<br />

nicht noch einmal passieren.“<br />

2008 I.D. FÜRSTIN GLORIA VON<br />

THURN UND TAXIS<br />

Sie riss die Karnevalsgesellschaft mit<br />

ihrer launigen Rede über Gleichberechtigung<br />

von den Stühlen. „Welcome<br />

Powerfrau – Schneewittchen<br />

ade!“ rief sie aus und entledigte sich<br />

gekonnt ihres Prinzessinnenlooks …<br />

2009 MARIO ADORF<br />

Er kam, sah und siegte: Mario Adorf<br />

begeisterte als Narr, der seine Narrenfreiheit<br />

voll auskostete und den Großen<br />

dieser Welt den Spiegel vor’s Gesicht<br />

hielt, voller Satire, Melancho lie,<br />

Komik und lausbubenhaftem Humor.<br />

Journal 5 | 2010<br />

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Die <strong>AKV</strong>-Sessionsorden<br />

2010<br />

„Was zog einst durch Aachen für<br />

eine Gestalt mit Orden geschmückt<br />

und Ehrenzeichen …“ Dieses von Aachener<br />

Karnevalisten immer wieder<br />

voller Inbrunst gesungene Lennet-<br />

Kann-Lied drückt die stille Begehrlichkeit<br />

der Aktiven aus, durch die<br />

Verleihung eines Karnevalsordens<br />

Anerkennung zu finden. Mit stolz geschwellter<br />

Brust stellen die Mannslü<br />

heute auf den Jackenrevers Sticker<br />

um Sticker zur Schau. Mag der eine<br />

nur abwehrend von „Trööeteblech“<br />

sprechen, so weiß der wahre Karnevalist<br />

den Wert dieser Auszeichnung<br />

richtig einzuschätzen, wird doch damit<br />

seinem Einsatz Respekt gezollt,<br />

anderen Freude zu bringen.<br />

Um seinen Mitgliedern, verdienten<br />

Aktiven, Sponsoren und Freunden<br />

würdigen Dank zu sagen, sind die<br />

jährlichen Sessionsorden <strong>des</strong> <strong>AKV</strong>s<br />

mehr und mehr zu dekorativen<br />

Schmuckstücken geworden, insbesondere<br />

die zierlich gehaltenen Damenorden,<br />

während die Herrenorden<br />

auf die Persönlichkeit <strong>des</strong> jeweiligen<br />

<strong>Ordens</strong>ritters abgestimmt sind. So<br />

auch wieder in diesem Jahr.<br />

Unser Dank gilt den Sponsoren<br />

Der Herrenorden 2010<br />

Der Herrenorden besteht aus zwei<br />

Teilen. Der obere, durchbrochene Teil<br />

zeigt die Lippische Rose, den <strong>AKV</strong>-<br />

Schriftzug und die Jahreszahl 2010.<br />

Im Mittelpunkt <strong>des</strong> unteren, neun<br />

Zentimeter großen Teils prescht,<br />

verschmitzt lachend auf galoppierendem,<br />

westfälischem Ross <strong>Ordens</strong>ritter<br />

Dr. Jürgen Rüttgers heran. Auf<br />

dem Kopf trägt er die <strong>AKV</strong>-Mütze.<br />

Sein Namenszug ziert die rheinische<br />

Seite <strong>des</strong> NRW-Wappens, während<br />

die westfälische die Signatur:<br />

„60 Jahre WIDER DEN TIERISCHEN<br />

ERNST“ trägt. Beide Lan<strong>des</strong>teile werden<br />

nicht durch die Lippische Rose,<br />

sondern durch das A achener Stadtwappen<br />

miteinander verbunden.<br />

Der Damenorden 2010<br />

Der Damenorden ist vierteilig, zeigt<br />

als Grundmodell die Lippische Rose<br />

aus dem NRW-Wappen, deren Kranz<br />

mit 20 Strasssteinen besetzt ist. An<br />

ihr hängen an mattversilberten Kettchen<br />

drei Anhänger: in der Mitte plattiert<br />

der Namenszug Dr. Jürgen Rüttgers,<br />

links bzw. rechts die Jahreszahl<br />

2010 und der Narrenkäfig, die ebenfalls<br />

von Strasssteinen geziert werden.<br />

Der Orden ist 4.5 cm x 4.3 cm<br />

groß und mit Zaponlack überzogen,<br />

damit er nicht oxydiert und seinen<br />

Mattglanz behält. Sowohl Herren-,<br />

als auch Damenorden wurden bicolor<br />

mattgold- und mattsilberfarbig<br />

gestaltet.<br />

Ein herzliches<br />

Dankeschön<br />

den sponsoren!<br />

Genau deine Airline.<br />

Casino Aachen


„Für jede Jeck<br />

die richtje Streck!“<br />

airberlin wünscht allen Jecken<br />

eine bunte Session 09/10!<br />

Journal 5 | 2010<br />

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52 Journal 5 | 2010<br />

Die Belfrutta Auslese in 11 fruchtigen, unwiderstehlichen Sorten.<br />

Das ist köstliche Vielfalt und Abwechslung für jeden Geschmack.

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