Mehrmarkenhandel 2011 - F&C
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1 Problemstellung<br />
1<br />
Kaum eine andere Branche steht in Deutschland derart im Mittelpunkt des Interesses<br />
wie die Automobilbranche. Diese durchläuft gegenwärtig einen tiefgreifenden Veränderungsprozess.<br />
Globalisierung, Marktsättigung, technologischer Fortschritt, veränderte<br />
Kundenbedürfnisse sowie Konsolidierungen auf der Zulieferer-, Hersteller- und<br />
Handelsebene sind nur einige Trends, die für jeden einzelnen Akteur innerhalb der<br />
automobilen Wertschöpfungskette große Herausforderungen darstellen. Insbesondere<br />
die Handelsebene wird von der aktuellen Entwicklung stark getroffen. Ein geringfügiger<br />
Umsatzanstieg sowie ein deutlicher Rückgang der Kfz-Betriebe geben im<br />
Vergleich zu den anderen Sektoren der Branche Hinweise auf die missliche Lage der<br />
Händler. Waren im Jahr 2000 noch 47.000 Kfz-Betriebe am Markt tätig, konnten<br />
2004 nur 41.700 statistisch erfasst werden (vgl. o. V., 2005a, S. 45). Diese Entwicklung<br />
erscheint bei näherer Betrachtung nicht verwunderlich. Der durchschnittliche<br />
Neufahrzeugpreis in Deutschland stieg von 19.225 € im Jahr 1998 auf 24.090 € im<br />
Jahr 2004 an, wobei dies mit einer weiteren Senkung der Rendite im Automobilhandel<br />
auf 0,5 % einherging (vgl. o. V., 2005b, S. 7 f.).<br />
Obwohl Untersuchungen zeigen, dass sich die Pkw-Nutzung als relativ robust gegenüber<br />
politischen Eingriffen erweist (vgl. Aberle, 2003, S. 11), werden aktuelle Entwicklungen<br />
wie die Kürzung der Pendlerpauschale, die Mehrwertsteuererhöhung sowie<br />
die Belastung durch weiterhin steigende Preise für Treibstoff die wirtschaftliche<br />
Situation der Händler mitnichten verbessern. Bereits seit dem Jahr 2000 weist der<br />
deutsche Automarkt eine äußerst schwache Nachfrage privater Käufer auf. Diese<br />
schlägt sich in der Statistik der Neuzulassungen in Deutschland deutlich nieder. Im<br />
Jahr 2005 lagen diese mit rund 3,3 Mio. selbst unter den konservativen Prognosen<br />
des Verbandes der Automobilindustrie und damit mehr als 13 % unter dem Niveau<br />
des Jahres 1999 (vgl. Dietzel, 2006, S. 39; www.destatis.de).<br />
Hinzu kommt, dass der Wettbewerb durch die rechtlichen Rahmenbedingungen der<br />
Kfz-Branche, welche auf dem europäischen Wettbewerbsrecht basieren, extrem verstärkt<br />
wird (vgl. John, 2005, S. 15). Am 1. Oktober 2002 trat die aktuelle GVO<br />
1400/2002 als Nachfolgeverordnung der GVO 1475/95 vollständig in Kraft. Der Entschluss<br />
der Europäischen Kommission, eine neue eigenständige branchenspezifische<br />
GVO zu schaffen, löste schon vor deren Inkrafttreten kontroverse Diskussionen