Mehrmarkenhandel 2011 - F&C
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in der Vermeidung externer Vertriebskosten und in der Sicherstellung eines markenspezifischen<br />
Einkaufsstättenimages. Nachteilig erweisen sich hingegen die zusätzliche<br />
Kapitalbindung und die vollständige Übernahme von Absatzrisiken.<br />
Die dominierende Vertriebsstrategie in der deutschen Kfz-Branche ist allerdings bisher<br />
der indirekte Vertrieb2 , bei dem Absatzmittler in den Absatzweg eingeschaltet<br />
werden (vgl. Hess, 1994, S. 44; Meffert, 2000, S. 615). Gehen Automobilhersteller<br />
dauerhaft angelegte vertragliche Bindungen mit Automobilhändlern ein, spricht man<br />
von einem Vertragshändlersystem. Ein Vertragshändler kann demzufolge als ein<br />
selbständiger Gewerbetreibender definiert werden, der „aufgrund eines Vertrages<br />
ständig damit betraut ist, im eigenen Namen und auf eigene Rechnung Waren zu<br />
vertreiben, und verpflichtet ist, sich für deren Absatz nach der Konzeption des Herstellers<br />
einzusetzen“ (Ahlert, 1996, S. 215). Diese klassische Vertriebsform verliert<br />
gegenwärtig jedoch zunehmend an Bedeutung. Neben dem Vertragshändler als Eigenhändler<br />
gibt es den Agenten als Absatzmittler. Bei diesen handelt es sich rechtlich<br />
gesehen um Handelsvertreter nach § 84 HGB handelt, d. h. sie verkaufen Waren<br />
in „fremden Namen und auf fremde Rechnung“ (vgl. Müller-Hagedorn, 2005, S. 4;<br />
Institut für Handelsforschung, 2006, S. 30). Der Unterschied zu den Vertragshändlern<br />
liegt in der unterschiedlichen Verteilung der Rechte und Pflichten (vgl. Diez, 2001, S.<br />
322 f.). Der Status der Agenten ist einerseits durch eine höhere Bindungsintensität<br />
gegenüber dem Hersteller gekennzeichnet, andererseits werden diese wiederum von<br />
bestimmten Leistungen freigestellt und erhalten daraufhin eine geringere Provision.<br />
Darüber hinaus existieren Mischformen, die Elemente des direkten und des indirekten<br />
Vertriebs miteinander verbinden. 3<br />
1 Zu den Akteuren des Automobilvertriebs zählen die Automobilhersteller, -händler und -kunden. Die<br />
Gesamtheit der Organe, die am Vertrieb beteiligt sind, wird als Vertriebssystem bezeichnet, dessen<br />
zentrale Subsysteme das Logistik- und das Absatzkanalsystem sind. Während das Logistiksystem<br />
die Institutionen umfasst, die sich mit der physischen Distribution befassen, bezieht sich<br />
das Absatzkanalsystem auf die Institutionen, die primär in akquisitorische Prozesse eingebunden<br />
sind. Zur weiteren begrifflichen Abgrenzung vgl. Florenz, 1992, S. 6 ff. und Specht, 1998, S. 13 ff.<br />
2 Beim indirekten Vertrieb wird zwischen dem einstufigen Vertrieb, bei dem eine Direktbelieferung der<br />
Händler durch die Hersteller erfolgt, und dem zweistufigen Vertrieb unterschieden. Der zweistufige<br />
Vertrieb ist dadurch gekennzeichnet, dass neben den Haupthändlern Unterhändler bzw. Vertragswerkstätten<br />
in den Vertriebsweg eingeschaltet sind.<br />
3 Mischformen liegen bspw. vor, wenn Automobilhersteller Neuwagenverkäufe mit bestimmten Automobilbedarfsträgern<br />
direkt abwickeln (z. B. Großabnehmergeschäfte) und parallel im Rahmen<br />
des indirekten Vertriebs auch alle anderen potentiellen Nachfrager ansprechen.