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Hallesche Immobilienzeitung Ausgabe 73 Mai 2018

Sollen städtische Wohnungsbestände verkauft werden, um Kommunen zu entschulden? Das Institut der deutschen Wirtschaft sieht dieses Szenario positiv! Wie haben sich die Immobilienpreise 2017 in Damaschkestraße und Gesundbrunnen entwickelt? Erfahren Sie mehr in der aktuellen Ausgabe der Halleschen ImmobilienZeitung!

Sollen städtische Wohnungsbestände verkauft werden, um Kommunen zu entschulden? Das Institut der deutschen Wirtschaft sieht dieses Szenario positiv! Wie haben sich die Immobilienpreise 2017 in Damaschkestraße und Gesundbrunnen entwickelt? Erfahren Sie mehr in der aktuellen Ausgabe der Halleschen ImmobilienZeitung!

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2 <strong>Hallesche</strong>Immobilien<br />

I m m o b i l i e n z e i t u n g f ü r H a l l e u n d d e n S a a l e k r e i s<br />

<strong>73</strong>. <strong>Ausgabe</strong>: <strong>Mai</strong> <strong>2018</strong><br />

käufe strikt ab. „Wohnungspolitisch<br />

wäre das einer der größten<br />

Fehler überhaupt“, moniert der<br />

Verband. Kommunale Wohnungsgesellschaften<br />

sicherten bezahlbare<br />

Mieten. „Privatisierungen<br />

würden die Wohnungsnot noch<br />

verschärfen.“<br />

HWG und GWG vermieten zusammen 27.800 Wohnungen. Ein Verkauf ist in Halle aber kein Thema.<br />

Das Tafelsilber der Kommunen<br />

Damit könnte die Zinslast gesenkt<br />

und Mittel für Investitionen<br />

in die soziale Infrastruktur<br />

freigesetzt werden, etwa für die<br />

Sanierung von Schulen, die Einrichtung<br />

von Kitas, den Erhalt und<br />

Ausbau des ÖPNV oder auch für<br />

die Feuerwehr und die Polizei.<br />

Der Deutschen Mieterbund hält<br />

dagegen. Verkäufe kommunaler<br />

Wohnungen an Investoren seien<br />

angesichts der Wohnungsnot ein<br />

großer Fehler und historisch überholt.<br />

Große Verkäufe in den 2000er<br />

Jahren<br />

Tatsächlich hatten in den 2000er<br />

Jahren vor allem Bund und Länder<br />

verkauft. Damals war der Verkauf<br />

eine Option, Finanzinvestoren<br />

boten sehr viel Geld. Die öffentliche<br />

Hand hat zwischen 1999 und<br />

2011 ihren Wohnungsbestand um<br />

ungefähr 550.000 Wohnungen<br />

oder rund 17 Prozent reduziert.<br />

Der Großteil der Bestandsreduktion<br />

entfiel dabei mit 323.000 Wohnungen<br />

auf Bund und Länder.<br />

Neben zahlreichen Werkswohnungen<br />

verkaufte unter anderem<br />

die Stadt Dresden ihre komplette<br />

Wohnungsgesellschaft. Sachsens<br />

Landeshauptstadt wurde zur ersten<br />

schuldenfreien Großstadt<br />

Deutschlands, weil die eingenommenen<br />

987 Millionen Euro ausschließlich<br />

zur Tilgung der 741,4<br />

Millionen Euro Schulden des kommunalen<br />

Haushaltes verwendet<br />

wurden.<br />

Vor allem Bund und Länder<br />

trennten sich von Beständen<br />

Während sich der Bund und die<br />

Länder fast vollständig von ihren<br />

Beständen trennten, verfügen<br />

insbesondere die Kommunen<br />

laut GDW, dem Bundesverband<br />

deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen,<br />

im Jahr 2017<br />

noch über rund 2,3 Millionen<br />

Wohnungen. Die Kommunen besitzen<br />

damit etwa zwölf Prozent<br />

aller vermieteten Wohnungen in<br />

Deutschland.<br />

„Wohnungspolitisch wäre der Verkauf einer der<br />

größten Fehler überhaupt“<br />

Axel Gedaschko<br />

(Bundesverbands deutscher Wohnungsund<br />

Immobilienunternehmen)<br />

Laut Professor Michael Voigtländer<br />

beträgt ihr Wert in den Bilanzen<br />

städtischer Wohnungsgesellschaften<br />

fast 138 Milliarden Euro.<br />

Er stützt sich auf Daten aus dem<br />

Jahr 2015, seither dürfte der Wert<br />

...Fortsetzung von Seite 1<br />

mit dem Anstieg der Immobilienpreise<br />

noch deutlich gewachsen<br />

sein. So besitze beispielsweise<br />

die kommunale LWB in Leipzig im<br />

Geschäftsjahr 2016 über knapp<br />

35.000 Wohnungen und erziele<br />

jährliche Mieteinnahmen von 1<strong>73</strong><br />

Millionen Euro.<br />

Verkauf in Halle kein Thema<br />

In Halle ist der Verkauf kein Thema.<br />

Anfang August vergangenen<br />

Jahres lag die Verschuldung der<br />

Stadt bei 425,85 Millionen Euro<br />

aus Investkrediten und Liquiditätskrediten<br />

(310 Millionen Euro).<br />

Die beiden städtischen Wohnungsgesellschaften<br />

vermieten<br />

zusammen 27.800 Wohnungen.<br />

Auch Halle könnte mit Verkäufen<br />

ihre Schulden zumindest deutlich<br />

senken. Wegfallende Mieteinnahmen<br />

stünden dann gesparten<br />

Schuldzinsen in den städtischen<br />

Haushalten gegenüber. Mit den<br />

Verkaufserlösen ließen sich etwa<br />

neue Viertel erschließen, schreiben<br />

die Forscher des Instituts der<br />

deutschen Wirtschaft.<br />

Der Mieterbund lehnt solche Ver-<br />

Axel Gedaschko, Präsident des<br />

Bundesverbands deutscher Wohnungs-<br />

und Immobilienunternehmen,<br />

sieht einen Verkauf kommunaler<br />

Wohnungen kritisch. Die<br />

Hoffnung, damit städtische Haushalte<br />

zu sanieren, sei selten erfüllt<br />

worden, da einmalige Erlöse nicht<br />

dauerhaft fehlende Einnahmen<br />

hätten ersetzen könnten. Zudem<br />

bräuchten Kommunen Wohnungsgesellschaften<br />

als Steuerungsinstrument.<br />

„Für viele Städte<br />

sind ihre Wohnungsunternehmen<br />

die letzte Möglichkeit, gefährdete<br />

Quartiere zu stabilisieren.“<br />

So saniert beispielsweise die HWG<br />

in Halles Innenstadt Wohnungen<br />

nur energetisch, um so auch im<br />

Zentrum günstigere Wohnungen<br />

„Der Wert der Wohnungsbestände strebt seinem<br />

Höchststand entgegen, ein Verkauf wäre günstig.“<br />

Prof. Michael Voigtländer<br />

(Institut der deutschen Wirtschaft)<br />

anbieten zu können. Eine solche<br />

„wohnungspolitische“ Steuerung<br />

in Quartieren können nur kommunale<br />

Wohnungsgesellschaften<br />

leisten.<br />

Dresden ist mahnendes Beispiel<br />

Das hat man auch in Dresden erkannt.<br />

Doch es gab nach dem Verkauf<br />

der WOBA an einen Finanzinvestor<br />

immer wieder Streit um<br />

Mieterschutzklauseln. Schwierig<br />

war es auch mit zunehmend fehlenden<br />

Sozial-Wohnungen in der<br />

boomenden Stadt.<br />

Nun wurde wieder eine eigene<br />

kommunale Wohnungsgesellschaft<br />

gegründet, im <strong>Mai</strong> 2019<br />

sollen die ersten städtischen<br />

Wohnungen der WIBA vermietet<br />

werden.

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