Belval
Portrait eines völlig neuen Stadtviertels zum Wohnen und Arbeiten mit der dazu notwendigen Infrastruktur und einer hochästhetischen Architektur. Belval gehört zu Esch-sur-Alzette, einer luxemburgischen Stadt an der Grenze zu Frankreich, und zwar zu Lothringen, einer traditionell von Stahlindustrie geprägten Region. Im Gegensatz zu vielen andern gleichartigen Regionen hat man hier die Konversion zu einem gemischten Wohn-, Arbeits-, Universitäts- und Kulturviertel augenscheinlich konsequent in Angriff genommen.Mich hat die Architektur mit ihrem spannungsreichen Gegensatz aus alter Industrie-Ästhetik und moderner Architektur im besten Sinne jedenfalls überzeugt: Belval ist einen Besuch wert.
Portrait eines völlig neuen Stadtviertels zum Wohnen und Arbeiten mit der dazu notwendigen Infrastruktur und einer hochästhetischen Architektur. Belval gehört zu Esch-sur-Alzette, einer luxemburgischen Stadt an der Grenze zu Frankreich, und zwar zu Lothringen, einer traditionell von Stahlindustrie geprägten Region. Im Gegensatz zu vielen andern gleichartigen Regionen hat man hier die Konversion zu einem gemischten Wohn-, Arbeits-, Universitäts- und Kulturviertel augenscheinlich konsequent in Angriff genommen.Mich hat die Architektur mit ihrem spannungsreichen Gegensatz aus alter Industrie-Ästhetik und moderner Architektur im besten Sinne jedenfalls überzeugt: Belval ist einen Besuch wert.
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Einer von zwei übriggebliebenen Hochöfen<br />
Ein Samstagmorgen im April; wunderschönes Wetter. Ich<br />
beschließe, einen Ausflug in unser Nachbarland Luxemburg zu<br />
machen. Hier interessiert mich der ehemalige Industriekomplex<br />
<strong>Belval</strong> bei Esch-sur-Alzette an der Grenze zu Lothringen. Heute<br />
ist hier ein ganz neues Stadtviertel mit u. a. Universität, Bürogebäuden,<br />
Kultureinrichtungen und Wohngebieten sowie Park und<br />
Sportstätten entstanden. Da ich nur einen Vormittag Zeit habe,<br />
beschränke ich mich auf die nächste Umgebung der ehemaligen<br />
Anlagen zur Stahlproduktion.
Alte Leitungsrohre, die<br />
dem Gastransport dienten
Zunächst bestaune ich die<br />
gewaltigen Dimensionen des<br />
alten Stahlwerks und ihre<br />
spezielle Ästhetik
Beeindruckende Höhe…
… und Ausdehnung
Alte Überwachungsanlage<br />
Beim Gang durch Teile des alten Stahlwerks fällt eine sehr gelungene Mischung aus<br />
musealen Anteilen und einer Funktionsumwidmung ins Auge: Auch diese alten Anteile<br />
dienen heute nicht mehr der Produktion, sondern bereits der Reproduktion, sprich<br />
Erholung der jetzigen und zukünftigen Produktivkräfte, also der Angestellten der umliegenden<br />
Büros und der Studenten und Uniangehörigen Wer hier allerdings diese<br />
Möglichkeiten wirklich nutzt, kann ich nur raten, denn heute am Samstag herrscht<br />
hier eine gähnende Leere mit allerdings sehr angenehmer Ruhe.
Neue Relaxanlage
Faszinierend sind die vielen<br />
Fluchten und Durchblicke
Durchblicke auch nach oben
Weitere Blicke<br />
gen Himmel<br />
Inmitten der der übriggebliebenen<br />
Bestandteile des alten<br />
Stahlwerks, unter den zwei<br />
Hochöfen, wurden Gelegenheiten<br />
zum Sitzen - zum Ausruhen<br />
oder Nachdenken? -<br />
geschaffen.
Diese sind aber heute, am<br />
Samstag, allesamt nicht in<br />
Benutzung – das Unileben<br />
macht heute wohl Pause.
Auch Touristen sind<br />
noch nicht da, die<br />
die Service-Container<br />
nutzen
Die Mischung der alten Stahl- und Kupferkonstruktionen mit<br />
unterschiedlichstem Baudesign, sowohl was Form als auch Material<br />
und Farbe der Universitätseinrichtungen betrifft, ergibt überall<br />
spannende Kontraste
Detailansichten der<br />
alten Hochöfen
Auch ohne die Mischung mit neuen Baustilen zeigen die einzelnen<br />
Teile des Stahlwerks spannende Strukturen und Farbverläufe
Die Bestandteile des ehemaligen Stahlwerks<br />
erfordern ständige Pflege
Besonders der Metallmantel der Kupferkessel chargiert in unterschiedlich strahlenden Farbtönen
Selbst Weiß- und Grauwerte ergeben durch unterschiedliche Zeichnung einerseits und Relief-<br />
bildung des klaren Weiß andererseits eine ruhige und doch gegensätzliche Kontrastierung.
Zum anfänglichen Grau-Weiß-Wechsel kommt das Grün sowohl der<br />
hier wachsenden Pflanzen als auch der Ruheplätze, der Bänke, hinzu.
Ein neues, sehr aufregendes, farbliches Element taucht auf:<br />
das knallige und doch auch wieder ruhige Rot des Bankgebäudes und der<br />
„Rockhal“, eines hier angesiedelten Konzert- und Veranstaltungshauses.
Auch die Farbe der Busse, die auch heute am Samstag<br />
das Viertel regelmäßig anfahren, fügt sich gut ein.
Auch wenn man die Farbigkeit<br />
nicht beachtet, bleiben jede<br />
Menge harmonische und dabei<br />
abwechslungsreiche Strukturen<br />
und Muster, die das Ensemble<br />
gleichzeitig ruhig-erhaben und<br />
auch lebendig erscheinen lassen.<br />
Hier bringt einmal eine menschliche<br />
Figur einen anderen Aspekt<br />
mit hinein.
Bäume und Skulpturen lockern die strenge<br />
Geometrie der Gebäude auf,…<br />
…die durch die noch ziemlich tief stehende<br />
Sonne erzeugten Schatten unterstreichen sie.
In speziellen Perspektiven bestimmter Fassaden<br />
wiederum braucht es eine „Störung“,…<br />
…während in der Schrägsicht der Kontrast zwischen alt<br />
und unregelmäßig, mit Wildbewuchs sowie neu und<br />
streng geometrisch für die nötige Lebendigkeit sorgt.
Mitten in dem gelungenen, sehr gepflegten Ensemble<br />
stehen als historischer Kontrast diese Ruinen<br />
Im Rekreationsbereich sorgen großformatige<br />
Fotos von Schneelandschaften neben teller-<br />
förmigen Skulpturen ebenfalls für kühle Ruhe
Ein fast ironischer, eigentlich nicht vorgesehener, Farbkontrast ergibt sich<br />
durch Gebrauchsbehausung der Bauarbeiter
Während hier einmal<br />
tatsächlich Menschen<br />
bei der Arbeit (fast) zu<br />
sehen sind,…
…agiert hier lediglich<br />
die Sonne.
Hier entsteht bei mir<br />
der Wunsch, es sollten<br />
Menschen das Ganze<br />
beleben – wohl hervorgerufen<br />
durch die<br />
Wohnhäuser rechts.
Immerhin – es<br />
gibt ja doch etwas<br />
Leben hier..
Digitale Technik an altem Industriebau:<br />
Mobilfunkantennen
Ab und zu wird die hochästhetische Ordnung durch<br />
provisorisch wirkende Zweckbauten wie diese Brücke aufgebrochen.
Hier wird die eigentliche<br />
Ödnis einer rein<br />
zweckorientierten<br />
Industrielandschaft<br />
noch einmal „lebendig“<br />
– mit den üblichen<br />
Graffiti, die solche<br />
Fassaden heute fast<br />
immer – mehr oder<br />
weniger – bereichern.
Und noch einmal:<br />
blühende Architektur
Autor/Fotograf: Lutz Stegemann<br />
Kamera: Sony a 6000<br />
Objektiv: Zeiss für Sony e-mount,<br />
16-70mm/F 1:4