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3 Herstellung der Rohre, Formstücke und Zubehörteile

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E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/1<br />

04.2008<br />

3 <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>,<br />

<strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong>


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/2<br />

3 <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong><br />

Der Gr<strong>und</strong>stoff des Eisengusses ist das Roheisen; es wird mit Hilfe von Koks aus<br />

Eisenerzen im Hochofen reduziert (Eisen erster Schmelzung). In den meisten<br />

Fällen wird dieses Eisen in fester Form („Roheisenmasseln“) in den Eisengießereien<br />

weiterverarbeitet. Vereinzelt wird das flüssige Roheisen auch direkt<br />

zu <strong>Rohre</strong>n <strong>und</strong> <strong>Formstücke</strong>n weiterverarbeitet.<br />

Üblicherweise erschmelzen die Gießereien<br />

ihr Eisen im Kupolofen aus Roheisen,<br />

Gussbruch <strong>und</strong> Stahlschrott. Dabei<br />

ist Koks, Erdöl o<strong>der</strong> Erdgas <strong>der</strong> Brennstoff;<br />

Reduktionsarbeit wird nicht geleistet.<br />

Vereinzelt sind auch Elektroöfen in<br />

Gebrauch.<br />

Die Kristallisation des im flüssigen Eisen<br />

gelösten Kohlenstoffes in Form von<br />

Graphitkugeln wird durch Zugabe von<br />

Magnesium zur Schmelze bewirkt.<br />

<strong>Rohre</strong> werden heute ausschließlich im<br />

Schleu<strong>der</strong>gießverfahren erzeugt, bei welchem<br />

die Zentrifugalkräfte die Rohrwand<br />

erzeugen. Die dabei angewandte Schnellkühlung<br />

macht eine Wärmebehandlung<br />

<strong>der</strong> <strong>Rohre</strong> erfor<strong>der</strong>lich, damit sie das ver-<br />

04.2008<br />

formbare Gr<strong>und</strong>gefüge erhalten. <strong>Formstücke</strong><br />

werden in Sandformen gegossen,<br />

hier ist die Abkühlgeschwindigkeit gering<br />

genug, sodass keine thermische Nachbehandlung<br />

erfor<strong>der</strong>lich wird.<br />

Im Stofffluss <strong>der</strong> Fertigung schließt<br />

sich die Auskleidung, meistens mit<br />

Zementmörtel, <strong>und</strong> die Applikation des<br />

Außenschutzes an. Über dem gesamten<br />

Fertigungsablauf liegt ein Netz von Kontrollen<br />

<strong>und</strong> Prüfungen zur Sicherung <strong>der</strong><br />

vorgegebenen Produkteigenschaften einschließlich<br />

<strong>der</strong> Kennzeichnung.<br />

3.1 Erschmelzen des Eisens<br />

Eisen zur <strong>Herstellung</strong> von <strong>Rohre</strong>n <strong>und</strong><br />

<strong>Formstücke</strong>n kann gr<strong>und</strong>sätzlich auf zwei<br />

Wegen erzeugt werden:<br />

Entwe<strong>der</strong> als Roheisen erster Schmelzung<br />

im Hochofen o<strong>der</strong> als Recyclingwerkstoff<br />

aus Stahlschrott, Gussbruch, Gussschrott<br />

<strong>und</strong> Gießereiroheisen.<br />

3.1.1 Der Hochofenprozess<br />

Der Hochofen ist ein Aggregat zur<br />

Reduktion von Eisenerz mit Hilfe von<br />

Kokskohle <strong>und</strong> Kalkstein. Das flüssige<br />

Roheisen (Bild 3.1) mit Temperaturen<br />

zwischen 1.350 <strong>und</strong> 1.450 °C wird in wärmeisolierten<br />

Pfannen zur Gießerei transportiert<br />

– dies kann u. U. über mehrere<br />

Kilometer Entfernung geschehen – <strong>und</strong><br />

dort meist in Elektroinduktionsöfen<br />

auf die gewünschte Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> Temperatur zur Weiterverarbeitung<br />

gebracht. Häufig ist eine Entschwefelung<br />

zwischengeschaltet, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> aus dem<br />

Koks stammende, unerwünschte Schwefel<br />

entfernt wird.


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/3<br />

Bild 3.1:<br />

Hochofenabstich<br />

3.1.2 Das Schmelzen im Kupolofen<br />

Der Kupolofen ist das typische Schmelzaggregat<br />

<strong>der</strong> Eisengießerei; es ist ein aufrecht<br />

stehen<strong>der</strong> Schachtofen, <strong>der</strong> von oben<br />

mit den Rohstoffen Stahlschrott, Gussbruch,<br />

Kreislaufmaterial, <strong>und</strong> Koks als<br />

Brennstoff beschickt wird. Von unten wird<br />

erwärmte Luft eingeblasen, mit <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Koks verbrennt. In <strong>der</strong> damit erzeugten<br />

Hitze schmilzt <strong>der</strong> metallische Einsatz<br />

<strong>und</strong> tropft im unteren Teil das Schachtes<br />

zur Eisenschmelze zusammen. Sie fließt<br />

kontinuierlich mit etwa 1.450 °C über eine<br />

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Rinne in ein Sammelgefäß, den Mischer,<br />

aus dem das Eisen chargenweise entnommen<br />

<strong>und</strong> entschwefelt wird.<br />

Der Kupolofenprozess zeichnet sich<br />

durch eine sehr gute Ökobilanz aus, weil<br />

hier <strong>der</strong> metallische Einsatz bis zu 100 %<br />

aus Schrott bestehen kann. Der Kupolofen<br />

ist ein Allesfresser, selbst lackierte<br />

Autoschrottpakete, verrostete Stahlträger<br />

o<strong>der</strong> ausgegrabene Graugussrohre<br />

werden problemlos wie<strong>der</strong>verwertet,<br />

wobei organische Verunreinigungen verbrannt<br />

werden <strong>und</strong> somit zur Energiebilanz<br />

beitragen. Zink aus den heutzutage<br />

immer häufiger verwendeten verzinkten<br />

Karosserieblechen verdampft, verbrennt<br />

zu Zinkoxid, welches mit den an<strong>der</strong>en<br />

Stäuben aus dem Abgasstrom des Ofens<br />

herausgefiltert <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwertung<br />

zugeführt wird.<br />

Der im Kupolofen verwendete Koks enthält<br />

immer einen geringen Anteil an<br />

Schwefel, <strong>der</strong> sich im flüssigen Eisen löst<br />

<strong>und</strong> die mechanischen Eigenschaften des<br />

Eisens negativ beeinflussen kann. Somit<br />

muss sich an die Erzeugung des flüssigen<br />

Eisens ein Schritt anschließen, in welchem<br />

<strong>der</strong> Schwefel entfernt wird. Dies<br />

geschieht mit Hilfe geeigneter Rohstoffe,<br />

z. B. Kalziumkarbid, an die <strong>der</strong> Schwefel<br />

chemisch geb<strong>und</strong>en wird. Die Reaktionsprodukte<br />

schwimmen als Schlacke auf<br />

<strong>der</strong> Eisenschmelze <strong>und</strong> können so abgetrennt<br />

werden.<br />

3.1.3 Der Elektroofen<br />

Ein ebenfalls gebräuchliches Schmelzaggregat<br />

in Eisengießereien ist <strong>der</strong> elektrische<br />

Induktionsofen. Sein feuerfest<br />

ausgekleidetes zylindrisches Gefäß ist<br />

mit einer Spule umgeben, durch die ein<br />

Wechselstrom fließt, <strong>der</strong> im Kern des<br />

metallischen Einsatzes einen Sek<strong>und</strong>ärstrom<br />

induziert. Damit wird <strong>der</strong> rein<br />

metallische Einsatz erhitzt <strong>und</strong> aufgeschmolzen.<br />

An<strong>der</strong>e Energieträger, z. B.<br />

Koks, werden nicht benötigt. Energiezufuhr<br />

<strong>und</strong> Temperatur lassen sich leichter<br />

<strong>und</strong> schneller regulieren als im Kupolofen.


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/4<br />

3.2 Magnesium-Behandlung<br />

Das im Hochofen o<strong>der</strong> Kupolofen er-<br />

schmolzene Eisen würde ohne zusätzliche<br />

Behandlung eine überwiegend lamellare<br />

Graphitausbildung bekommen. Erwünscht<br />

ist aber die typische, kugelige Graphitausbildung<br />

des duktilen Gusseisens. Diese<br />

erreicht man überwiegend durch Zugabe<br />

von Magnesium. Entscheidend ist dabei<br />

die hohe Affinität des Magnesiums zu<br />

Sauerstoff <strong>und</strong> Schwefel. Das Magnesium<br />

reduziert fast alle in <strong>der</strong> Schmelze vorhandenen<br />

Oxide <strong>und</strong> bindet den Schwefel<br />

als Magnesiumsulfid. Die spezifisch sehr<br />

leichten Magnesiumoxide <strong>und</strong> erhebliche<br />

Mengen des Magnesiumsulfides steigen<br />

im flüssigen Eisen an die Oberfläche <strong>und</strong><br />

werden dort als Schlacke abgezogen.<br />

Es ist trotz umfangreicher Forschung<br />

auch heute noch nicht eindeutig geklärt,<br />

über welchen Mechanismus die Magnesiumbehandlung<br />

letztlich zur Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Graphitkugeln führt. Favorisiert wird<br />

die Modellvorstellung, wonach durch die<br />

Entfernung des Schwefels bis auf wenige<br />

ppm die Grenzflächenspannung zwischen<br />

<strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> sich bildenden<br />

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Graphitkristallkeime <strong>und</strong> dem flüssigen<br />

Eisen erhöht wird, was die Graphitkristalle<br />

zu einem kugelförmigen Wachstum<br />

mit kleinster Grenzfläche zwingt.<br />

Es existieren verschiedene Verfahren,<br />

z. B. wird Magnesium rein o<strong>der</strong> legiert<br />

in keramischen Tauchglocken auf den<br />

Boden einer mit flüssigem Eisen gefüllten<br />

Pfanne gedrückt, o<strong>der</strong> Magnesium wird<br />

in sogenannten Konvertern in eine Kammer<br />

gegeben <strong>und</strong> durch Kippen im abgedeckten<br />

Konverter unter das flüssige<br />

Eisen gebracht. Eine weitere Möglichkeit<br />

ist <strong>der</strong> Einsatz eines mit Magnesium<br />

gefüllten Drahtes.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Herstellung</strong> von <strong>Formstücke</strong>n<br />

im Sandguss-Verfahren hat sich die<br />

Magnesium-Behandlung in <strong>der</strong> Gießform<br />

(Inmoldverfahren) bewährt.<br />

Bei allen Verfahren verdampft das Magnesium<br />

im Eisenbad, durchwirbelt dieses<br />

<strong>und</strong> reagiert so optimal mit Sauerstoff <strong>und</strong><br />

Schwefel <strong>und</strong> wird in geringen Mengen<br />

im Eisen gelöst.<br />

3.3 Gießverfahren<br />

3.3.1 Rohrherstellung nach dem<br />

Schleu<strong>der</strong>guss-Verfahren<br />

Der Gedanke, <strong>Rohre</strong> durch Schleu<strong>der</strong>n<br />

von Gusseisen in Metallformen herzustellen,<br />

geht auf ein Patent des Ingenieurs<br />

Eckhardt im Jahre 1809 zurück.Diese<br />

Erfindung konnte sich aber wegen des<br />

fehlenden Bedarfs <strong>und</strong> unzureichen<strong>der</strong><br />

technischer Voraussetzungen nicht durchsetzen.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Schwierigkeit<br />

bestand in <strong>der</strong> Zuteilung des flüssigen<br />

Eisens in die um ihre waagerechte Drehachse<br />

rotierende Gießform dar.<br />

1910 erfand Otto Briede aus Benrath die<br />

bewegliche Gießmaschine. Seine Idee<br />

wurde von dem Brasilianer de Lavaud<br />

verwirklicht, nach dem das heute in aller<br />

Welt verbreitete Rohrschleu<strong>der</strong>verfahren<br />

,,De-Lavaud-Verfahren“ genannt wird.<br />

Geschleu<strong>der</strong>te Gussrohre wurden in<br />

Deutschland erstmalig 1926 hergestellt.


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/5<br />

Es haben sich im Wesentlichen zwei<br />

Arbeitsweisen durchgesetzt:<br />

1) Schleu<strong>der</strong>n in Metallformen (Kokillen)<br />

nach dem De-Lavaud-Verfahren<br />

(Bild 3.2) <strong>und</strong><br />

2) Schleu<strong>der</strong>n in Metallformen mit<br />

Auskleidung nach dem Wetspray-<br />

Verfahren.<br />

Die Rohraußenkontur wird bei beiden<br />

Verfahren durch eine metallische Form<br />

(Kokille) vorgegeben. Die Kokille befindet<br />

sich in einem längsverfahrbaren Maschinengehäuse.<br />

Sie ruht an mehreren Stellen<br />

auf Laufrollen <strong>und</strong> wird durch obere<br />

Andruckrollen in ihrer Lage gehalten.<br />

Wasser sorgt für die Kühlung von außen.<br />

Durch einen Elektromotor angetrieben,<br />

rotiert die Kokille um ihre Längsachse. In<br />

die muffenseitige Aufweitung <strong>der</strong> Kokille<br />

wird ein entsprechend <strong>der</strong> Muffeninnenform<br />

des <strong>Rohre</strong>s ausgebildeter Kern, <strong>der</strong><br />

aus Sand <strong>und</strong> Bindemittel gefertigt ist,<br />

eingesetzt. Dieser Kern schließt gleichzeitig<br />

die Kokille ab.<br />

An <strong>der</strong> Seite des Einsteckendes <strong>der</strong><br />

Kokille ist ein etwa <strong>der</strong> Wanddicke des<br />

<strong>Rohre</strong>s entsprechen<strong>der</strong> Kragen angebracht.<br />

Die so ausgerüstete Gießmaschine<br />

ist zur Muffenseite hin geneigt <strong>und</strong> auf<br />

04.2008<br />

Bild 3.2:<br />

Rohrschleu<strong>der</strong>verfahren in Metallformen nach de Lavaud<br />

Video_03.01_schleu<strong>der</strong>giessmaschine<br />

Laufschienen längsverfahrbar angeordnet.<br />

Am oberen Ende des Rahmens<br />

befindet sich die Gießeinrichtung mit<br />

<strong>der</strong> Zuteilungspfanne, die die Flüssigeisenmenge<br />

für ein o<strong>der</strong> mehrere <strong>Rohre</strong><br />

aufnehmen kann. Durch eine geregelte<br />

gleichmäßige Kippgeschwindigkeit wird<br />

erreicht, dass während des Gießvorganges<br />

eine konstante Eisenmenge pro Zeiteinheit<br />

über die Gießlippe <strong>der</strong> Zuteilungspfanne<br />

in das Gießhorn <strong>und</strong> von da aus<br />

in die Gießrinne fließt. Die Rinne ragt bei<br />

Gießbeginn fast bis zum Muffenende in<br />

die Kokille hinein. Vor dem Einfließen des<br />

Eisens wird die Kokille in Rotation versetzt.<br />

Das an <strong>der</strong> Gießrinnenspitze ausfließende<br />

Eisen wird von <strong>der</strong> sich drehenden<br />

Kokille erfasst, füllt zunächst den Raum<br />

zwischen Muffenkern <strong>und</strong> Kokille aus <strong>und</strong><br />

bildet anschließend beim Längsverfahren<br />

<strong>der</strong> Gießmaschine infolge <strong>der</strong> Zentrifugalkraft<br />

den Rohrschaft (Bild 3.2).


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/6<br />

Das Eisen legt sich durch die Überlagerung<br />

<strong>der</strong> Bewegungen spiralförmig an die<br />

Kokillenwand <strong>und</strong> verläuft im flüssigen<br />

Zustand zu einem homogenen Rohr. Eine<br />

dickere o<strong>der</strong> dünnere Rohrwand ergibt<br />

sich durch Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eisenmenge für<br />

den Gießvorgang.<br />

Die Umdrehungszahl <strong>der</strong> Kokille wird so<br />

gewählt, dass eine Zentrifugalkraft von<br />

15 bis 30 g auf das flüssige Eisen einwirkt.<br />

Durch die Zentrifugalkraft <strong>und</strong> durch die<br />

gerichtete Erstarrung <strong>der</strong> Rohrwand von<br />

<strong>der</strong> Kokillenseite zur Rohrinnenseite hin<br />

bildet sich ein beson<strong>der</strong>s dichtes Gefüge<br />

aus. Die Zentrifugalkraft bewirkt ferner,<br />

dass die während des Gießvorganges<br />

Bild 3.3:<br />

Rohr wird aus Gießmaschine gezogen<br />

04.2008<br />

entstehenden Oxidationsprodukte <strong>und</strong><br />

eventuell mitgerissene Schlacke aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer Wichte nach innen abgedrängt werden<br />

<strong>und</strong> beim späteren Putzen leicht zu<br />

entfernen sind.<br />

Durch die Abkühlungsgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> die bei <strong>der</strong> Verfestigung auftretende<br />

Volumenvermin<strong>der</strong>ung des flüssigen<br />

Eisens löst sich das Rohr von <strong>der</strong><br />

Kokillenwand <strong>und</strong> kann zur Muffenseite<br />

aus <strong>der</strong> Kokille herausgezogen werden<br />

(Bild 3.3).<br />

3.3.2 <strong>Rohre</strong> in metallischer Form<br />

ohne Auskleidung<br />

(De-Lavaud-Verfahren)<br />

Die Kokille wird bei diesem Verfahren<br />

von außen durch Wasser gekühlt. Ihre<br />

Innenoberfläche erhält durch Hämmern<br />

kalottenartige Vertiefungen. Diese Kaltverformung<br />

erhöht die Festigkeit <strong>der</strong><br />

Oberfläche <strong>und</strong> unterstützt die Mitnahme<br />

des flüssigen Eisens bei <strong>der</strong> Rotationsbewegung<br />

<strong>der</strong> Kokille. Die in metallischen<br />

Formen geschleu<strong>der</strong>ten Gussrohre erhalten<br />

so die für sie typische Oberfläche.<br />

Während o<strong>der</strong> kurz vor dem Gießvorgang<br />

wird ein pulverförmiges Impfmittel in die<br />

Kokille gegeben.<br />

Das Verfahren ermöglicht extrem kurze<br />

Taktzeiten, weil das sehr schnell erstarrte<br />

Rohr innerhalb weniger Sek<strong>und</strong>en gezogen<br />

werden kann; unmittelbar danach<br />

kann das nächste Rohr gegossen werden.<br />

Allerdings ist die Beanspruchung<br />

<strong>der</strong> Kokille durch die ungedämpften<br />

Temperaturwechsel hoch, wodurch ihre<br />

Standzeit begrenzt wird.<br />

3.3.3 <strong>Rohre</strong> in metallischer Form<br />

mit Auskleidung<br />

(Wetspray-Verfahren)<br />

In nicht ausgekleideten Kokillen unterliegt<br />

die Innenoberfläche <strong>der</strong> Kokille<br />

erheblichen Wärmebeanspruchungen<br />

durch Temperaturwechsel:<br />

n außen, die im Vergleich zur Innenoberfläche<br />

nur gering schwankende<br />

Wassertemperatur,<br />

n innen, die Gießtemperatur des flüssigen<br />

Eisens, ca. 1.300 °C.<br />

Zwischen zwei Gießvorgängen kann die<br />

Innentemperatur auf 200 °C <strong>und</strong> tiefer<br />

absinken.


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/7<br />

Bei diesem Verfahren wird die Kokille<br />

gekühlt, entwe<strong>der</strong> durch ein Wasserbad<br />

o<strong>der</strong> durch Sprühkühlung. Die Kokilleninnenform<br />

bestimmt die Außenform des<br />

<strong>Rohre</strong>s.<br />

Beim Wetspray-Verfahren erhält die<br />

Kokille eine ca. 0,5 mm dicke Auskleidungsschicht.<br />

Diese Schicht (mit Bentonit<br />

geb<strong>und</strong>enes Quarzmehl) wird vor<br />

jedem Gießvorgang nass aufgespritzt. Das<br />

Verfahren stammt aus dem englischen<br />

Sprachraum <strong>und</strong> trägt die allgemein<br />

gebräuchliche Bezeichnung Wetspray<br />

(wet = nass, spray = spritzen).<br />

Durch die dünne Auskleidung werden<br />

die Amplituden <strong>der</strong> Temperaturwechsel<br />

in <strong>der</strong> Kokillenwand verringert, was <strong>der</strong><br />

Standzeit <strong>der</strong> Kokille zugute kommt. Allerdings<br />

muss die Auskleidung nach jedem<br />

Abguss erneuert werden; dadurch verlängert<br />

sich die Taktzeit entsprechend.<br />

04.2008<br />

3.3.4 <strong>Rohre</strong> <strong>und</strong> <strong>Formstücke</strong> nach<br />

dem Sandguss-Verfahren<br />

Mit dem Schleu<strong>der</strong>gussverfahren lassen<br />

sich nur rotationssymmetrische Gegenstände<br />

mit zylindrischer bis konischer<br />

Außenkontur herstellen. Bauteile mit<br />

Krümmungen, Abzweigen o<strong>der</strong> mehreren<br />

Verbindungen (Muffen o<strong>der</strong> Flanschen)<br />

benötigen ein an<strong>der</strong>es Formgebungsverfahren.<br />

Hier werden Modelle aus Metall, Kunststoff<br />

o<strong>der</strong> Holz eingesetzt, welche die<br />

Außenkontur des Bauteils vollständig<br />

abbilden. Mit diesen Modellen werden<br />

Formen aus reinem Quarzsand, mit einem<br />

Bindemittel vermischt, als Negativ <strong>der</strong><br />

Außenkontur des Bauteils erzeugt. Diese<br />

Sandform hält dem Druck <strong>und</strong> <strong>der</strong> Temperatur<br />

des flüssigen Eisens stand, bis es<br />

erstarrt ist. Danach wird die Sandform<br />

zertrümmert, <strong>der</strong> Sand wird im Kreislauf<br />

wie<strong>der</strong> verwendet. Die Form ist bei jedem<br />

Abguss „verloren“.<br />

Die Innenkontur des <strong>Formstücke</strong>s wird<br />

ebenfalls nach diesem Verfahren gebildet,<br />

wobei <strong>der</strong> Quarzsand für den hier benötigten<br />

„Kern“ meist mit einem organischen<br />

Bindemittel seine Festigkeit erhält. Bei<br />

<strong>der</strong> Erstarrung des Gießmetalls verbrennt<br />

dieser Bin<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Kern verliert seinen<br />

Zusammenhalt, <strong>und</strong> <strong>der</strong> lose Sand kann<br />

aus dem abgekühlten Gussstück entfernt<br />

werden. Bild 3.4 zeigt die Formstückherstellung<br />

mit verlorenen Formen <strong>und</strong><br />

Kernen.<br />

Bild 3.4:<br />

Formstückherstellung mit<br />

verlorenen Kernen


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/8<br />

a) Verlorener Kopf<br />

b) Eingusstrichter<br />

c) Formkasten<br />

d) Formsand<br />

e) Kernspindelrohr<br />

f) Kern<br />

04.2008<br />

g) Strohseil- o<strong>der</strong><br />

Holzwolle-<br />

Umwickelung<br />

h) Muffenkern<br />

i) Muffenklappe<br />

k) Verschlussring<br />

3.3.5 <strong>Rohre</strong><br />

Der Sandguss ist die älteste <strong>Herstellung</strong>sart<br />

für gusseiserne <strong>Rohre</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Formstücke</strong>. Zur <strong>Herstellung</strong> von <strong>Rohre</strong>n<br />

wurden ursprünglich liegende zweiteilige<br />

Sandformen benutzt. Das Verfahren hatte<br />

wegen des starken Kernauftriebs beim<br />

Gießen eine Beschränkung <strong>der</strong> Rohrlänge<br />

zur Folge. Eine Weiterentwicklung war<br />

das Formen <strong>und</strong> Gießen in stehenden,<br />

nahtlosen Sandformen (Bild 3.5).<br />

Das Modell besteht aus Muffen- <strong>und</strong><br />

Schaftteil. Das Muffenmodell wird von<br />

unten in den senkrecht stehenden Formkasten<br />

eingesetzt <strong>und</strong> befestigt. Das<br />

Schaftmodell wird von oben eingeführt<br />

<strong>und</strong> mit einem konischen Zapfen im Muffenmodell<br />

zentriert.<br />

Der Formsand wird in den Hohlraum<br />

zwischen Modell <strong>und</strong> Formkasten eingebracht<br />

<strong>und</strong> verdichtet.<br />

Bild 3.5:<br />

Prinzip des vertikalen<br />

Standgusses von <strong>Rohre</strong>n<br />

Zur Steigerung <strong>der</strong> Produktivität wurden<br />

diese stehenden Formen in Karussells<br />

angeordnet (Bild 3.6). Je nach Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Formen <strong>und</strong> Kerne lassen sich glatte<br />

<strong>Rohre</strong> o<strong>der</strong> solche mit bis zu zwei Muffen<br />

o<strong>der</strong> Flanschen herstellen. Flanschrohre<br />

mit kürzeren Baulängen werden vorwiegend<br />

in zweiteiligen, liegenden Formen<br />

gefertigt. Des Weiteren gibt es Flanschrohre,<br />

die durch Vorschweißen o<strong>der</strong> Aufschrauben<br />

von gusseisernen Flanschen<br />

an geschleu<strong>der</strong>te, gusseiserne <strong>Rohre</strong> entstehen.<br />

Bild 3.6:<br />

Blick in die Gießhalle<br />

mit einem Rohrgießkarussell


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/9<br />

3.3.6 <strong>Formstücke</strong><br />

<strong>Formstücke</strong> werden in zweiteiligen, verlorenen<br />

(= nur einmal verwendbar) Formen<br />

gegossen. Für die Innenkonturen finden<br />

Kerne Verwendung.<br />

Großserienstücke werden auf Formmaschinen<br />

hergestellt. Die Modelle bestehen<br />

aus Kunststoff o<strong>der</strong> Metall. Als<br />

Formmaterial bevorzugt man tongeb<strong>und</strong>enen<br />

Quarzsand mit Beimengungen,<br />

meist Kohlenstaub. Der Formstoff wird<br />

durch Rütteln, Pressen o<strong>der</strong> Schießen<br />

verdichtet. Eine weitere Methode ist das<br />

kastenlose Formen. Dabei bildet ein aushärtendes<br />

Sand-Kunstharz-Gemisch den<br />

Formstoff.<br />

Ferner gibt es das Vakuumformverfahren.<br />

Hierbei erzielt man die Festigkeit des<br />

bin<strong>der</strong>losen Formsandes durch Unterdruck.<br />

Kleinere Serien <strong>und</strong> größere Teile werden<br />

in Formkästen geformt, wobei zur Verdichtung<br />

des Formsandes ein sogenannter<br />

Sandslinger zum Einsatz kommt. Er<br />

schleu<strong>der</strong>t mit hoher Geschwindigkeit<br />

den Formstoff auf das Modell <strong>und</strong> den<br />

04.2008<br />

bereits eingefüllten Sand. Dabei verfestigt<br />

sich das Sand-Ton-Gemisch. Die Modelle<br />

bestehen aus Holz o<strong>der</strong> Kunststoff.<br />

Kerne für <strong>Formstücke</strong> werden überwiegend<br />

aus Quarzsand mit kalt- o<strong>der</strong><br />

warmhärtenden Bin<strong>der</strong>n hergestellt.<br />

Sie müssen so fest sein, dass sie dem<br />

Gießdruck standhalten, <strong>der</strong> infolge <strong>der</strong><br />

Dichte des Eisens schon bei einer statischen<br />

Gießhöhe von 1,40 m etwa 1 bar<br />

erreicht.<br />

Die Kerne müssen außerdem <strong>der</strong> Gießtemperatur<br />

von über 1.300 °C wi<strong>der</strong>stehen.<br />

Dennoch müssen sie dem<br />

Schwindungsdruck bei <strong>der</strong> Erstarrung<br />

nachgeben, damit <strong>der</strong> Hohlkörper beim<br />

Aufschrumpfen auf den Kern nicht reißt.<br />

Schließlich sollen sie nach dem Erkalten<br />

des Stückes leicht entfernbar sein.<br />

3.4 Nachbehandlung<br />

Unter Nachbehandlung sind alle Vorgänge<br />

an <strong>Rohre</strong>n <strong>und</strong> <strong>Formstücke</strong>n zu verstehen,<br />

die nach dem Gießen stattfinden.<br />

3.4.1 Thermische Nachbehandlung<br />

Einige <strong>der</strong> beschriebenen <strong>Herstellung</strong>sverfahren<br />

für Rohrleitungsteile machen<br />

eine thermische Nachbehandlung notwendig.<br />

Der Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass sich <strong>der</strong> im<br />

flüssigen Eisen gelöste Kohlenstoff im<br />

festen Zustand entwe<strong>der</strong> als elementarer<br />

Graphit ausscheidet o<strong>der</strong> im Eisen gelöst<br />

bleibt.<br />

Je größer die Abkühlungsgeschwindigkeit<br />

ist, um so höher ist auch <strong>der</strong> Anteil an<br />

gelöstem Kohlenstoff im Eisen (Zementit).<br />

Dieses Gefüge hat eine hohe Härte<br />

<strong>und</strong> eine geringe Dehnung. Ein nachfolgen<strong>der</strong><br />

Glühprozess zerlegt den Zementit<br />

in Ferrit <strong>und</strong> Graphit, wobei die Form<br />

des Graphits beim duktilen Gusseisen<br />

kugelig ausfällt.


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/10<br />

Beim Sandguss ist im Regelfall die<br />

Abkühlungsgeschwindigkeit so gering,<br />

dass nach dem Erstarren ein weitgehend<br />

ferritisch-graphitisches Gefüge mit geringen<br />

Anteilen an Perlit vorliegt <strong>und</strong> die<br />

gefor<strong>der</strong>ten mechanischen Werte ohne<br />

Glühen erreicht werden.<br />

Eine schnelle Abkühlung ist hingegen<br />

charakteristisch für das Gießen von<br />

<strong>Rohre</strong>n in wassergekühlten Kokillen. So<br />

Bild 3.7:<br />

<strong>Rohre</strong> im Durchlaufglühofen<br />

04.2008<br />

entstandene <strong>Rohre</strong> müssen, im Hinblick<br />

auf die notwendige Bearbeitbarkeit <strong>und</strong><br />

Dehnung, geglüht werden. Das geschieht<br />

in meist gasbeheizten Durchlauföfen. Bei<br />

Temperaturen von ca. 920 bis 950 °C rollen<br />

die <strong>Rohre</strong> mit gesteuerter Geschwindigkeit<br />

durch den Ofen (Bild 3.7). Zur<br />

Fortbewegung dienen Mitnehmer, die an<br />

einer umlaufenden Kette befestigt sind.<br />

Die Glühzeit <strong>und</strong> die Temperatur sind in<br />

einem Zeit-Temperatur-Diagramm des<br />

Ofens festgelegt <strong>und</strong> werden automatisch<br />

gesteuert.<br />

Großrohre werden oft auf <strong>der</strong> Muffe stehend<br />

in Kammeröfen geglüht. So wird ein<br />

Ovalisieren des Schaftes beim Glühprozess<br />

vermieden.<br />

3.4.2 Putzen <strong>und</strong><br />

mechanische Bearbeitung<br />

Form- <strong>und</strong> Kernsand wird von den<br />

Gussstücken mit Hilfe von Drahtkorn<br />

abgestrahlt (Putzstrahlen) (Bild 3.8).<br />

Gussnähte, Anschnitte <strong>und</strong> Steigeransätze<br />

werden abgetrennt <strong>und</strong> beschliffen.<br />

Nach <strong>der</strong> Druckprüfung <strong>der</strong> Teile werden<br />

gegebenenfalls die Flansche <strong>und</strong> Einsteckenden<br />

bearbeitet.<br />

Bild 3.8:<br />

Putzstrahlen von <strong>Formstücke</strong>n<br />

3.5 Aufbringen <strong>der</strong> Umhüllungen<br />

<strong>und</strong> Auskleidungen<br />

3.5.1 <strong>Rohre</strong><br />

Zink- o<strong>der</strong> Zink-Aluminium-Überzug<br />

mit Deckbeschichtung<br />

Der Zink- o<strong>der</strong> Zink-Aluminiumüberzug<br />

wird auf die <strong>Rohre</strong> nach ihrer thermischen<br />

Behandlung aufgebracht. Bei<br />

<strong>der</strong> metallischen Spritzverzinkung wird


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/11<br />

ein Rein-Zink- o<strong>der</strong> Zink-Aluminium<br />

(Zn 85 Al 15 )-Draht in einer Flamme o<strong>der</strong><br />

in einem elektrischen Lichtbogen aufgeschmolzen.<br />

Durch einen Gasstrom gelangen<br />

die feinen metallischen Tropfen<br />

mit hoher Geschwindigkeit auf die zu<br />

beschichtende Oberfläche. Dies geht in<br />

automatisch arbeitenden Anlagen vor<br />

sich; dabei bewegt sich die Spritzpistole<br />

an dem sich drehenden Rohr vorbei. So<br />

wird <strong>der</strong> Zink- o<strong>der</strong> Zink-Aluminium-<br />

Überzug in einer Schraubenlinie aufgetragen.<br />

Dem Zink- o<strong>der</strong> Zink-Aluminium-Überzug<br />

folgt zunächst, auf vollautomatisierten<br />

Prüf- <strong>und</strong> Putzstrecken, die Prüfung <strong>der</strong><br />

<strong>Rohre</strong> auf Maßhaltigkeit <strong>und</strong> Dichtheit.<br />

Darüber hinaus gehört zu dieser Art des<br />

Rohrschutzes eine Deckbeschichtung,<br />

die durch Spritzen auf das sich drehende<br />

Rohr aufgetragen wird. Die Muffeninnenseite<br />

erhält dabei eine geson<strong>der</strong>te<br />

Behandlung.<br />

Der Zink- bzw. Zink-Aluminium-Überzug<br />

für <strong>Rohre</strong> aus duktilem Gusseisen ist in<br />

EN 545 genormt.<br />

04.2008<br />

Zementmörtel-Auskleidung<br />

Im Rotationsschleu<strong>der</strong>verfahren wird<br />

nach dem Einbringen des Frischmörtels<br />

(Sand-Zement-Wasser-Mischung)<br />

das Rohr auf eine so hohe Rotationsgeschwindigkeit<br />

gebracht, dass die Zentrifugalbeschleunigung<br />

mindestens das<br />

Zwanzigfache <strong>der</strong> Erdbeschleunigung<br />

beträgt. Durch diese Beschleunigung <strong>und</strong><br />

durch zusätzliche Rüttelkräfte erfährt <strong>der</strong><br />

Frischmörtel eine Verdichtung <strong>und</strong> Glättung<br />

(Bild 3.9).<br />

Bild 3.9:<br />

Rotationsschleu<strong>der</strong>n<br />

Beim Rotationsschleu<strong>der</strong>n wird ein Teil<br />

des Zugabewassers ausgetrieben. Zur<br />

Oberfläche <strong>der</strong> Zementmörtel-Auskleidung<br />

hin entsteht eine Anreicherung<br />

von Feinkorn <strong>und</strong> Feinbestandteilen. In<br />

Reifekammern härtet die Zementmörtel-<br />

Auskleidung bei definierter Luftfeuchte<br />

<strong>und</strong> Temperatur aus. Die ZM-Auskleidung<br />

von <strong>Rohre</strong>n aus duktilem Gusseisen ist in<br />

EN 545 genormt.<br />

Polyethylen-Umhüllung<br />

Die Polyethylen-Umhüllung besteht aus<br />

LDPE (Low-Density-Polyethylen). Sie<br />

wird unter Verwendung eines Weichklebers<br />

auf die <strong>Rohre</strong> aufgebracht; bis<br />

einschließlich DN 500 geschieht dies im<br />

Schlauchextrusions-Verfahren, ab DN 400<br />

einschließlich im Wickelextrusions-Verfahren.<br />

Die <strong>Rohre</strong> werden zunächst gesäubert<br />

<strong>und</strong> auf etwa 40 bis 50 °C erwärmt, um ein<br />

besseres Haften des Klebers sicherzustellen.<br />

Beim Schlauchextrusions-Verfahren<br />

sind die <strong>Rohre</strong> auf einer Transportstrecke<br />

mit entsprechenden Kupplungsstücken zu<br />

einem Strang zusammengeführt, wobei<br />

Muffe an Muffe <strong>und</strong> Einsteckende an


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/12<br />

Einsteckende liegt. Der Rohrstrang läuft<br />

durch einen Ummantelungskopf hindurch.<br />

An diesen sind ein Polyethylen-<br />

Extru<strong>der</strong> <strong>und</strong> ein Kleberspeisegerät<br />

angeschlossen. Beim Austritt aus dem<br />

Ringspalt wird <strong>der</strong> Polyethylenschlauch<br />

mit einem erwärmten Kleber beschichtet.<br />

Der so aus zwei Schichten bestehende<br />

Schlauch wird infolge <strong>der</strong> Geschwindi<br />

gkeitsunterschiede zwischen Schlauch<br />

<strong>und</strong> Rohr gereckt. Die dabei entstehenden<br />

Radialspannungen bewirken, dass sich<br />

<strong>der</strong> Schlauch mit <strong>der</strong> Kleberschicht fest<br />

an das Rohr anlegt (Bild 3.10).<br />

Bild 3.10:<br />

PE-Schlauchextrusion<br />

04.2008<br />

Eine Vakuumeinrichtung mit Abdichtung<br />

am <strong>Rohre</strong>intritt des Beschichtungskopfes<br />

verhin<strong>der</strong>t den Einschluss von<br />

Luftblasen unter <strong>der</strong> Beschichtung. Eine<br />

kombinierte pneumatisch-elektronische<br />

Steuereinrichtung stellt sicher, dass die<br />

<strong>Rohre</strong> geradlinig <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> vorgeschriebenen<br />

Geschwindigkeit die Anlage durchlaufen.<br />

Die Rohrgeschwindigkeit wird verringert,<br />

wenn die Muffen in den Beschichtungsbereich<br />

kommen, damit auch hier<br />

die Polyethylenschicht die Mindestdicke<br />

nicht unterschreitet.<br />

Beim Wickelextrusions-Verfahren werden<br />

die vorgewärmten rotierenden <strong>Rohre</strong><br />

mit Haftvermittler besprüht <strong>und</strong> in Achsrichtung<br />

an einer Breitschlitzdüse vorbeigeführt.<br />

Dabei wird <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Düse<br />

austretende Folienstreifen gereckt <strong>und</strong><br />

in mehreren, sich überlappenden Lagen<br />

auf das Rohr gewickelt.<br />

Eine speziell konstruierte Andrückrolle<br />

unterstützt das Verschweißen <strong>der</strong> Einzellagen<br />

zu einer homogenen Schicht.<br />

Im Gegensatz zur Schlauchextrusion,<br />

die für jede Nennweite einen geson<strong>der</strong>ten<br />

Ummantelungskopf verlangt,<br />

können bei <strong>der</strong> Wickelextrusion mit<br />

einer einzigen Breitschlitzdüse <strong>Rohre</strong><br />

mehrerer Nennweiten beschichtet werden.<br />

Die unterschiedliche Schichtdicke<br />

<strong>der</strong> Polyethylen-Umhüllung entsteht<br />

durch eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> geregelten<br />

Vorschubbewegung des <strong>Rohre</strong>s. Nach<br />

dem Beschichtungsvorgang wird die<br />

Umhüllung zunächst auf Porenfreiheit<br />

geprüft. Die durch den Beschichtungsvorgang<br />

von <strong>der</strong> Muffenstirnseite bis<br />

zum Einsteckende reichende Polyethylen-Umhüllung<br />

wird nach dem Erkalten<br />

des Polyethylens am Einsteckende<br />

abgeschält. Das freigeschälte Ende erhält<br />

eine Lackbeschichtung. Messungen <strong>der</strong><br />

Schichtdicke <strong>und</strong> des Schälwi<strong>der</strong>standes<br />

schließen die Fertigung ab.<br />

Die PE-Umhüllung von <strong>Rohre</strong>n aus<br />

duktilem Gusseisen ist in EN 14628<br />

genormt.


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/13<br />

Polyurethan-Umhüllung<br />

Die Polyurethan-Umhüllung ist eine<br />

organische Umhüllung, die als Mischung<br />

zweier Komponenten (Harz <strong>und</strong> Härter)<br />

flüssig auf die Oberfläche <strong>der</strong> sich drehenden<br />

<strong>Rohre</strong> aufgespritzt wird. Art <strong>und</strong><br />

Menge <strong>der</strong> beiden Ausgangskomponenten<br />

sind so beschaffen, dass die Polymerisation<br />

zu einem mechanisch belastbaren<br />

Film in kürzester Zeit abgeschlossen ist.<br />

Die Polyurethan-Umhüllung von <strong>Rohre</strong>n<br />

aus duktilem Gusseisen ist in EN 15189<br />

genormt.<br />

Zementmörtel-Umhüllung<br />

Die Zementmörtel-Umhüllung (ZM-<br />

Umhüllung) ist eine mehrschichtige<br />

Rohrumhüllung mit folgendem<br />

Schichtaufbau (Bild 3.11):<br />

n Zink-Überzug,<br />

n Zwischenschicht (Zwei-Komponenten-Kunstharzbeschichtung),<br />

n Zementmörtelschicht.<br />

Die Zementmörtelschicht ist eine Schicht<br />

faserhaltigen Zementmörtels auf <strong>der</strong><br />

Basis von Hochofenzement, <strong>der</strong> kunststoffmodifiziert<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> pigmentiert<br />

04.2008<br />

sein darf <strong>und</strong> mit einem Bandagierstoff<br />

umhüllt sein kann. Die Zwischenschicht<br />

kann entfallen, wenn ein kunststoffmodifizierter<br />

Zementmörtel verwendet<br />

wird. Die dem Mörtel beigemischten<br />

Fasern können Glas- o<strong>der</strong> Kunststoff-<br />

Fasern sein.<br />

Für die Applikation <strong>der</strong> Zementmörtel-<br />

Umhüllung kommen zwei Verfahren zum<br />

Einsatz. Beiden Verfahren ist gemein-<br />

sam, dass in den kunststoffmodifizierten<br />

Mörtel, <strong>der</strong> aus dem Zwangsmischer<br />

kommt, eine bestimmte Menge auf Länge<br />

geschnittene Fasern eingemischt wird.<br />

Der Mörtel wird anschließend zu einer<br />

kreisförmigen Spritzdüse (Spritzverfahren)<br />

o<strong>der</strong> einer Breitschlitzdüse (Extrusionsverfahren)<br />

gepumpt.<br />

Zementmörtel-Auskleidung Zementmörtel-Umhüllung<br />

Duktiles Gusseisen<br />

Zinküberzug<br />

(200 g/m 2 )<br />

Zwischenschicht<br />

Zementmörtelschicht<br />

Bild 3.11:<br />

Schichtaufbau eines <strong>Rohre</strong>s mit Zementmörtel-Umhüllung <strong>und</strong> Zementmörtel-Auskleidung


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/14<br />

Beim Spritzverfahren wird <strong>der</strong> Mörtel<br />

mit Pressluft auf das sich drehende<br />

Rohr gespritzt (Bild 3.12 a). Die Spritzdüse<br />

ist auf einem Support montiert <strong>und</strong><br />

fährt langsam am Rohr vorbei. Eine Glättvorrichtung<br />

reduziert anschließend die<br />

Zementmörtel-Umhüllung auf die vorgegebene<br />

Schichtdicke.<br />

Beim Extrusionsverfahren tritt <strong>der</strong><br />

Zementmörtel aus einer stationären<br />

Breitschlitzdüse aus <strong>und</strong> wickelt sich in<br />

gleichmäßiger Schichtdicke bandförmig<br />

um das rotierende, langsam an <strong>der</strong> Düse<br />

vorbeifahrende Rohr. Synchron mit dem<br />

Mörtelauftrag erhält dieser eine PE-Netzgewirk-Bandage.<br />

Fast zeitgleich mit <strong>der</strong><br />

Bandagierung findet über eine ebenfalls<br />

stationär angebrachte Glättvorrichtung<br />

eine Nachglättung <strong>der</strong> Mörteloberfläche<br />

statt. Nach diesem Vorgang ist das PE-<br />

Netzgewirk vollkommen von einer dünnen<br />

Mörtelschicht überdeckt ( Bild 3.12 b).<br />

Mörtelför<strong>der</strong>leistung, Rohrumfangsgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> Vorschubgeschwindigkeit<br />

sind bei beiden Verfahren so<br />

aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt, dass die Nennschichtdicke<br />

für die Zementmörtel-<br />

Umhüllung über die gesamte Rohr-<br />

04.2008<br />

Bild 3.12:<br />

Zementmörtel-Umhüllung<br />

Bild 3.12a: Aufspritzverfahren<br />

schaftlänge den Wert von 5 mm einhält.<br />

Muffenstirn <strong>und</strong> <strong>Rohre</strong>insteckende bleiben<br />

frei von Zementmörtel. Diese Partien<br />

haben ebenfalls einen Zinküberzug <strong>und</strong><br />

werden nach dem Erhärten <strong>der</strong> Zementmörtel-Umhüllung<br />

mit einer Deckbeschichtung<br />

versehen.<br />

Die ZM-Umhüllung von <strong>Rohre</strong>n aus<br />

duktilem Gusseisen ist in DIN 30674-2<br />

genormt, sie wird durch die DIN EN 15542<br />

im Laufe des Jahres 2007 ersetzt werden.<br />

Bild 3.12b: Extrusionsverfahren<br />

3.5.2 <strong>Formstücke</strong><br />

Epoxidharzbeschichtung<br />

Ähnlich wie bei den Armaturen gewinnt<br />

die Pulverbeschichtung von <strong>Formstücke</strong>n<br />

mit Epoxydharzpulver eine immer größere<br />

Bedeutung. Nach EN 545 sind <strong>der</strong>art<br />

umhüllte <strong>Formstücke</strong> für Böden aller<br />

Aggressivitätsklassen geeignet.<br />

Die <strong>Formstücke</strong> werden zu diesem<br />

Zweck zunächst einer Oberflächenbehandlung<br />

durch Strahlen (Reinheitsgrad<br />

SA 2,5) unterzogen. Danach werden die<br />

Teile auf eine Objekttemperatur von<br />

ca. 200 °C erhitzt <strong>und</strong> in einem Wirbelsinterbecken<br />

mit Epoxydharzpulver<br />

getaucht (Bild 3.13) o<strong>der</strong> mit Hilfe einer<br />

Sprühpistole elektrostatisch beschichtet<br />

(Bild 3.14).<br />

Dabei werden porenfreie Schichtdicken<br />

von mehr als 250 µm erreicht. Je nach<br />

Anlagentyp kann <strong>der</strong> Beschichtungsvorgang<br />

automatisiert werden. Die<br />

abgekühlten <strong>Formstücke</strong> werden an den<br />

Aufhängepunkten nachgebessert, geprüft<br />

<strong>und</strong> verpackt.


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/15<br />

Bild 3.13:<br />

Epoxidharzpulverauftrag mit Roboter im<br />

Wirbelsinterverfahren<br />

Bild 3.14:<br />

Elektrostatischer Epoxidharzpulverauftrag<br />

mit Sprühpistole<br />

04.2008<br />

Laufende Überwachung des Beschichtungsfilms<br />

in Bezug auf Vernetzung,<br />

mechanische Eigenschaften, Unterwan<strong>der</strong>ung<br />

<strong>und</strong> Schichtdicke sichern eine<br />

gleichbleibende Qualität.<br />

Die Epoxid-Pulverbeschichtung von<br />

<strong>Formstücke</strong>n aus duktilem Gusseisen ist<br />

in DIN EN 14901 genormt.<br />

Zementmörtel-Auskleidung<br />

<strong>Formstücke</strong> werden mit Zementmörtel<br />

nach EN 545 im sog. Anschleu<strong>der</strong>verfahren<br />

ausgekleidet. Bei diesem Verfahren<br />

wird <strong>der</strong> Zementmörtel mit Hilfe einer<br />

Schneckenpumpe durch einen Schlauch<br />

gepumpt <strong>und</strong> durch ein mit Pressluft<br />

angetriebenes Schleu<strong>der</strong>rad an die Wand<br />

geschleu<strong>der</strong>t <strong>und</strong> dabei verdichtet. Nach<br />

einer Reifung bei definiertem Raumklima<br />

werden die <strong>Formstücke</strong> weiterverarbeitet.<br />

In Abhängigkeit vom Einsatzfall kommen<br />

dabei im Allgemeinen Hochofenzemente<br />

bzw. bei aggressiven Abwässern Tonerdezement<br />

zum Einsatz. Bei dieser Art <strong>der</strong><br />

Mörtelapplikation kann kein überschüssiges<br />

Wasser ausgetrieben werden; die<br />

Verarbeitung des Mörtels mit dem erfor<strong>der</strong>lichen<br />

niedrigen Wasser-Zement-Wert<br />

wird durch Zugabe einer Kunstharzdispersion<br />

ermöglicht.<br />

Die Gesamtschichtstärke beträgt in<br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> Nennweite 2,5 mm<br />

bis 9 mm.<br />

Als Außenbeschichtung werden die mit<br />

Zementmörtel ausgekleideten Formteile<br />

üblicherweise mit einer Bitumenbeschichtung<br />

von ≥ 70 µm versehen. Im<br />

Einzelfall werden auch 2-Komponenten-<br />

Zinkstaubfarbe <strong>und</strong> eine Bitumendeckbeschichtung<br />

eingesetzt.<br />

Die ZM-Auskleidung von <strong>Formstücke</strong>n<br />

aus duktilem Gusseisen ist in EN 545<br />

genormt.<br />

Technische Emaillierung<br />

Technisches Email als Beschichtungsstoff<br />

findet dort sein Einsatzgebiet, wo<br />

Behälter, <strong>Rohre</strong> <strong>und</strong> Armaturen gegen<br />

chemische Belastungen, auch in teilweise<br />

extremer Ausprägung, geschützt werden<br />

müssen.


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/16<br />

Bild 3.15:<br />

Emailauftrag durch Fluten<br />

Bild 3.16:<br />

Emailauftrag durch Spritzen<br />

04.2008<br />

Mit duktilem Gusseisen als Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

bildet Email einen Werkstoffverb<strong>und</strong>,<br />

<strong>der</strong> sich durch eine Reihe wesentlicher<br />

Eigenschaften auszeichnet:<br />

n glatte, antiadhäsive Oberfläche,<br />

n hohe Härte,<br />

n glasartige vollständig anorganische<br />

Stuktur.<br />

Der Trägerwerkstoff wird häufig vor <strong>der</strong><br />

Emaillierung geglüht, um die Emaillierfähigkeit<br />

zu verbessern.<br />

Im Anschluss an die Glühbehandlung<br />

wird die Oberfläche gestrahlt (SA 2,5).<br />

Durch das Strahlen wird die Oberfläche<br />

gereinigt, aktiviert <strong>und</strong> eine bestimmte<br />

Oberflächenrauhigkeit erzielt. Außerdem<br />

wird die spezifische Oberfläche wesentlich<br />

vergrößert. Damit bietet sie im folgenden<br />

Emaillierprozess die Voraussetzung für<br />

den Aufbau des Werkstoffverb<strong>und</strong>es.<br />

Der Gr<strong>und</strong>stoff sind so genannte Emailfritten.<br />

Diese werden bei über 1.200 °C<br />

aus den natürlichen anorganischen Rohstoffen<br />

Quarz, Feldspat, Borax, Soda,<br />

Pottasche, Aluminiumoxid <strong>und</strong> weiteren<br />

Metalloxiden erschmolzen, abgeschreckt<br />

<strong>und</strong> gebrochen. Die Emailfritten werden<br />

mit Zusatzstoffen <strong>und</strong> Wasser zu einem<br />

Emailschlicker gemahlen. Die Schlicker<br />

werden durch Tauchen, Fluten (Bild 3.15)<br />

o<strong>der</strong> Spritzen (Bild 3.16) auf die Gussstücke<br />

aufgetragen <strong>und</strong> anschließend bei<br />

etwa 110 °C getrocknet. Daran schließt<br />

sich das eigentliche Brennen an, je nach<br />

Emailqualität im Temperaturbereich zwischen<br />

750 <strong>und</strong> 900 °C.<br />

Die Emaillierung von <strong>Formstücke</strong>n aus<br />

duktilem Gusseisen ist in DIN 3475<br />

genormt.<br />

3.6 Kennzeichnung<br />

Die Kennzeichnung von <strong>Rohre</strong>n <strong>und</strong><br />

<strong>Formstücke</strong>n ist in den Produktnormen<br />

EN 545 <strong>und</strong> EN 598 festgelegt.<br />

Die Kennzeichnungen des Werkstoffs, des<br />

Herstelldatums <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nennweite sind<br />

vertieft o<strong>der</strong> erhaben eingegossen.<br />

Das Kennzeichen für den Werkstoff<br />

,,duktiles Gusseisen“, das auch nach dem<br />

Einbau sichtbar sein muss, sind drei im<br />

Dreieck liegende, erhaben o<strong>der</strong> vertieft


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/17<br />

angebrachte Punkte o<strong>der</strong> drei parallele,<br />

kerbförmige Vertiefungen an <strong>der</strong> Muffenstirnfläche.<br />

Bei den nach dem Schleu<strong>der</strong>gussverfahren<br />

hergestellten Muffenrohren wird<br />

die Kennzeichnung gr<strong>und</strong>sätzlich in <strong>der</strong><br />

Muffe angebracht.<br />

Dabei sind Nennweite, Herstellerkennzeichen<br />

<strong>und</strong> Jahreszahl im Inneren <strong>der</strong><br />

Muffe vertieft eingegossen, wo sie die<br />

Funktion <strong>der</strong> Verbindung nicht stören.<br />

Farbliche Kennzeichnungen für die<br />

Wanddickenklasse sowie für die Art von<br />

Auskleidung <strong>und</strong> Umhüllung, aber auch<br />

zusätzliche Kennzeichnungen werden auf<br />

<strong>der</strong> Muffenstirn o<strong>der</strong> direkt hinter <strong>der</strong><br />

Muffe aufgebracht.<br />

<strong>Formstücke</strong> werden nach den Produktnormen<br />

wie folgt gekennzeichnet:<br />

n Kennzeichen des Herstellers,<br />

n Kennzeichen des Herstelljahres,<br />

n Kennzeichen für duktiles Gusseisen,<br />

n Nennweite DN,<br />

n Nenndruck PN bei Flanschen, wenn<br />

zutreffend,<br />

n die Gradstellung bei Bögen.<br />

04.2008<br />

Die Kennzeichnungen sind außen auf<br />

dem Formstückkörper aufgegossen.<br />

Folgende Kennzeichen können ebenfalls<br />

aufgegossen, mit Farbe aufgebracht o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Verpackung beigegeben werden:<br />

n Hinweis auf die maßgebende Norm<br />

(z. B. EN 545),<br />

n Kennzeichen <strong>der</strong> Zertifizierungsstelle<br />

(wenn zutreffend, z. B. DVGW).<br />

Bei Flanschrohren mit vorgeschweißten<br />

bzw. aufgeschraubten Flanschen wird<br />

die Kennzeichnung auf <strong>der</strong> Flanschrückseite<br />

eingegossen, bei gegossenen<br />

Flanschrohren ist sie auf dem Rohrschaft<br />

angebracht.<br />

Das Kennzeichen FGR® mit einer Zahl<br />

(die Zahl ist einem Hersteller zugeordnet),<br />

z. B. FGR® 2, weist darauf hin, dass dieser<br />

Hersteller Mitglied <strong>der</strong> Fachgemeinschaft<br />

Guss-Rohrsysteme (FGR®) e. V. / European<br />

Association for Ductile Iron Pipe<br />

Systems · EADIPS® ist.<br />

3.7 Prüfung<br />

3.7.1 Prüfung <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong><br />

Nach dem Glühprozess <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verzinkung<br />

werden duktile Gussrohre auf kombinierten<br />

Putz- <strong>und</strong> Prüfstraßen einer<br />

maßlichen Prüfung unterzogen. Zudem<br />

erfolgt eine Prüfung auf äußere <strong>und</strong><br />

innere Fehler durch visuelle Beobachtung.<br />

Wanddickenmessungen führt man<br />

zum Beispiel mit Schnelltastern durch.<br />

Die Muffen <strong>und</strong> Einsteckenden werden<br />

mit Grenzlehren überprüft. Zur nachträglichen<br />

Beurteilung des Glühprozesses<br />

dient die Härteprüfung. Aussagen über<br />

den Ferritisierungsgrad <strong>und</strong> die Duktilität<br />

(Dehnung) liefert die Ringfaltprüfung<br />

(Verformung eines zuvor abgeschnittenen<br />

Ringes) an <strong>der</strong> Putz- <strong>und</strong> Prüfstrecke; die<br />

Zusammendrückbarkeit ist ein Anhaltsmaß<br />

für die Dehnung.<br />

Statt <strong>der</strong> Ringfaltprüfung kann auch<br />

eine Kugeleindruckprüfung stattfinden.<br />

Die genauen mechanischen Festigkeitswerte<br />

(Zugfestigkeit, 0,2-%-Dehngrenze,<br />

Bruchdehnung <strong>und</strong> Brinellhärte) werden<br />

in Werkstofflabors ermittelt.


E-Book Guss-Rohrsysteme 3. Kapitel: <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Rohre</strong>, <strong>Formstücke</strong> <strong>und</strong> <strong>Zubehörteile</strong> 3/18<br />

Diese Werte werden an R<strong>und</strong>proben<br />

nachgewiesen, die aus <strong>der</strong> Rohrwand<br />

herausarbeitet sind.<br />

Alle <strong>Rohre</strong> werden werkseitig einer<br />

Innendruckprüfung mit Wasser unterzogen.<br />

Die Nachbesserung an <strong>Rohre</strong>n ist nur<br />

zulässig, wenn zweifelsfrei feststeht, dass<br />

dadurch die Gebrauchseigenschaften<br />

nicht nachteilig beeinflusst werden <strong>und</strong><br />

die Qualitätsmerkmale sich nicht än<strong>der</strong>n.<br />

An<strong>der</strong>enfalls werden die <strong>Rohre</strong> verworfen.<br />

Undichte <strong>Rohre</strong> werden aussortiert<br />

o<strong>der</strong> bei Fehlern im Bereich des Einsteckendes<br />

gekürzt.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Auskleidung<br />

mit Zementmörtel sowie die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Prüfungen sind in EN 545 festgelegt.<br />

Regelmäßige Prüfungen im Rahmen<br />

<strong>der</strong> DVGW-Zertifizierung nach GW 337<br />

stellen eine gleichbleibende Qualität<br />

sicher.<br />

04.2008<br />

3.7.2 Prüfung <strong>der</strong> <strong>Formstücke</strong><br />

Für <strong>Formstücke</strong> gelten ähnliche Prüfkriterien<br />

wie für <strong>Rohre</strong>. Abweichend von <strong>der</strong><br />

Vorgehensweise bei <strong>Rohre</strong>n kann man<br />

jedoch bei <strong>Formstücke</strong>n die Proben nicht<br />

aus dem Stück selbst entnehmen, ohne es<br />

zu zerstören. Die mechanischen Eigenschaften<br />

werden an r<strong>und</strong>en Zugproben<br />

nachgewiesen, die aus getrennt gegossenen<br />

U- o<strong>der</strong> Y-Proben herausgearbeitet<br />

sind; die Härte ist am Formstück selbst<br />

messbar. Zur Schnellprüfung <strong>der</strong> Duktilität<br />

dient die Schallgeschwindigkeits-<br />

Messung mittels Ultraschall, entwe<strong>der</strong><br />

am getrennt gegossenen Probestab o<strong>der</strong><br />

am Formstück selbst.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Prüfungen von <strong>Rohre</strong>n<br />

<strong>und</strong> <strong>Formstücke</strong>n bescheinigt, je nach<br />

Vereinbarung, ein Werkszeugnis o<strong>der</strong> ein<br />

Abnahmeprüfzeugnis nach EN 10204.

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