NACH CHRISTUS Die Rubrik für Biografien und Kirchengeschichte. Das Faktum der <strong>Auferstehung</strong> Text von Daniel Facius Illustration von Claudia Klein Wenn Theologen heute von der <strong>Auferstehung</strong> Jesu reden, dann hat der Begriff „<strong>Auferstehung</strong>“ für sie lediglich symbolische Bedeutung. Ob Jesus „für uns“ lebendig ist, soll sich dann daran entscheiden, ob uns seine Lehre überzeugt und wir ihr folgen. Wenn die Bibel von <strong>Auferstehung</strong> redet, dann meint sie vor allem eins: ein historisches Ereignis, ein leeres Grab, einen objektiv lebendigen Erlöser!
Der historische Anspruch der <strong>Auferstehung</strong>sberichte Im Unterschied zu anderen religiösen Texten berichten die Texte der Bibel von Ereignissen, die in Raum und Zeit stattgefunden haben. Sie erheben damit den Anspruch, historische Tatsachen zu berichten und machen sich, wo immer sie konkrete Daten und Fakten nennen, überprüfbar. 1 Auch die <strong>Auferstehung</strong>sberichte unterscheiden sich in erheblichem Maße von den Mythen und Sagen der damaligen Zeit. Sie verzichten auf jedes spektakuläre Element und berichten nur das, was die Augenzeugen auch tatsächlich gesehen haben. Norman Anderson schreibt: „Welcher Legendenstifter würde ausgerechnet Maria Magdalena, eine Frau ohne jedes Ansehen in der christlichen Kirche, das erste Gespräch mit dem auferstandenen Christus führen lassen? Hätte er diese Ehre nicht vielmehr Petrus, dem leitenden Apostel, oder Johannes, dem Jünger, den Jesus liebhatte, oder – noch wahrscheinlicher – Maria, der Mutter Jesu, zuteilwerden lassen? Und wer kann die Geschichte von der Erscheinung vor Maria Magdalena, den Zwischenfall, bei dem der auferstandene Christus zwei Jüngern erschien, die am Ostersonntagnachmittag nach Emmaus gingen, oder auch die Episode, laut der Petrus und Johannes gleichsam um die Wette zum Grab liefen, lesen und zu dem Schluss kommen, dass dies Legenden sind? Sie sind viel zu würdevoll und zurückhaltend; viel zu lebensecht und psychologisch stimmig.“ 2 Insbesondere fällt auf, dass keiner der Jünger und Chronisten behauptet, den Vorgang der <strong>Auferstehung</strong> selbst beobachtet zu haben – obwohl doch nichts näher gelegen hätte, als gerade dieses zentrale Ereignis ausführlich zu beschreiben. Hinzu kommt, dass das Versagen und der Unglaube der Jünger in großer Ehrlichkeit geschildert werden. Weder die Frauen noch die Jünger rechnen mit der <strong>Auferstehung</strong> Jesu, obwohl Jesus selbst sie oft genug angekündigt hat. Maria Magdalena vermutet statt dessen, dass jemand den Leichnam Jesu weggenommen habe, als sie das geöffnete Grab erblickt (Johannes 20,2). Als die Frauen den Jüngern von ihrer Begegnung mit dem auferstandenen Jesus berichten, notiert Lukas (Lukas 24,11) zur Reaktion der Jünger: „Und es erschienen ihnen diese Worte, als wär’s Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht“. Selbst nach dem Bericht der Emmaus-Jünger heißt es: „Aber auch denen glaubten sie nicht“ (Markus 16,13). 1 Vgl. zum Ganzen die gut lesbare Darstellung von Josh McDowell und Bill Wilson: „Jesus von Nazareth – Tatsachen und Argumente für die Wahrheit der Evangelien“, die sehr günstig erhältlich ist und im Internet unter ftp://bitflow.dyndns.org/german/JoshMcDowell/Jesus_Von_Nazareth_Tatsachen_Und_Argumente_ Fuer_Die_Wahrheit_Der_Evangelien_1995.pdf kostenlos heruntergeladen werden kann. 2 Norman Anderson. Jesus Christ: The Witness of History. Downers Grove, 1985. S. 123. Die Zeugen Alle <strong>Auferstehung</strong>sberichte gehen letztlich auf die Jünger Jesu zurück, die Jesu Lehren und Wirken drei Jahre lang miterlebt hatten und teilweise in außerordentlichem Umfang selbst daran beteiligt worden waren. Den biblischen Berichten zufolge hatten sie aber weder die göttliche Autorität hinter Jesu Leben noch die eigentliche Zielsetzung seines Wirkens und seiner Lehre wirklich erfasst. Die Begrenztheit ihrer Vollmacht und ihres Verständnisses ist schon zu Jesu Lebzeiten offensichtlich. Mit Jesu Verhaftung schwanden dann Vollmacht und Hoffnung, und nach seiner Kreuzigung hatten die Jünger den letzten Rest von Kraft und Mut verloren – und versteckten sich angstvoll in ihren Löchern. Wie kommt es dann, dass die Jünger kurz darauf in Jerusalem, Samaria und bis an die Enden der Erde von der <strong>Auferstehung</strong> Jesu berichtet und damit innerhalb weniger Tage nach dem Tod ihres Herrn die wichtigste geistliche Bewegung ins Rollen gebracht haben, die die Welt jemals gesehen hat? Die Jünger waren keineswegs naive, leichtgläubige Zeitgenossen, sie hatten vielmehr dieselben Zweifel, die auch bei heutigen Hörern ihrer Botschaft entstehen. Zwei Fakten waren es, die aus den niedergeschlagenen und skeptischen Jüngern überzeugte Botschafter des Evangeliums machten – zwei Fakten, die auch heute noch aus Zweiflern Gläubige machen. Fakt Nr. 1: Das leere Grab Alle Evangelien berichten, dass die Jünger wenige Tage nach der Kreuzigung Jesu die Botschaft verbreiteten, er sei von den Toten auferstanden. Lukas berichtet in der Apostelgeschichte, dass der rote Faden in der Verkündigung der Jünger die stereotyp wiederholte Behauptung war: „Diesen Jesus, den ihr habt kreuzigen lassen, den hat Gott aus den Toten auferweckt.“ Hier ist noch anzumerken, dass die Behauptung einer lediglich geistig zu verstehenden „<strong>Auferstehung</strong>“ sowohl die religiösen Führer als auch das Volk völlig kalt gelassen hätte. Als Juden hatten sie den Begriff „<strong>Auferstehung</strong>“ aber genau so verstanden, wie er gemeint war – als körperliche <strong>Auferstehung</strong> aus dem Grab. Nur das konnte sie so provozieren, dass sie binnen Kurzem zu Mördern an den Überbringern dieser Botschaft wurden, weil sie deren Verbreitung anders nicht mehr zu bekämpfen wussten. Hätte der Leichnam Jesu noch im Grab gelegen, hätten es die römischen oder zumindest die jüdischen Autoritäten nicht versäumt, den Jüngern selbst und ihren Zuhörern den toten Körper des Gekreuzigten zu präsentieren. Hierzu ist es unzweifelhaft nicht gekommen. Auch die Feinde Jesu haben vielmehr sofort realisiert, dass sein Leichnam nicht mehr auffindbar war (vgl. Matthäus 28,11ff.) Selbst die kritischsten Theologen müssen deshalb zugeben, dass das Grab Jesu tatsächlich leer gewesen ist. Weil sie den Bericht der Bibel ablehnen, nach dem Gott Jesus 17