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Timotheus Magazin #16 - Predigt

Inhalt Editorial Hörst du richtig? (Thomas Reiner) – Von der Verantwortung des Hörers bei der Predigt. Wie predigten die Apostel? (Daniel Facius) – Die Predigten der Apostelgeschichte als Beispiel. Predige auslegend! (Thomas Hochstetter) – Warum der Mangel an Ausgelungspredigt zur Hungersnot in der Gemeinde führt. Warum ist geistliche Unterweisung wichtig? (Waldemar Dirksen) – Nicht modern und doch unabdingbar! Die berühmteste Predigt aller Zeiten (Ludwig Rühle) – Die Bergpredigt Jesu. Predigt im Alten Testament (Andreas Münch) – Die Predigt existierte schon im AT und weist grundlegende Prinzipien auf. Wahre Reformation … führt zu echtem Gottesdienst (Jochen Klautke) – König Josia als Beispiel für wahre Anbetung. Die Predigt der Urchristen (Brian H. Edwards) – Wie die Urchristen predigten und was es über das heutige Christentum aussagt. Buchvorstellungen

Inhalt
Editorial
Hörst du richtig? (Thomas Reiner) – Von der Verantwortung des Hörers bei der Predigt.
Wie predigten die Apostel? (Daniel Facius) – Die Predigten der Apostelgeschichte als Beispiel.
Predige auslegend! (Thomas Hochstetter) – Warum der Mangel an Ausgelungspredigt zur Hungersnot in der Gemeinde führt.
Warum ist geistliche Unterweisung wichtig? (Waldemar Dirksen) – Nicht modern und doch unabdingbar!
Die berühmteste Predigt aller Zeiten (Ludwig Rühle) – Die Bergpredigt Jesu.
Predigt im Alten Testament (Andreas Münch) – Die Predigt existierte schon im AT und weist grundlegende Prinzipien auf.
Wahre Reformation … führt zu echtem Gottesdienst (Jochen Klautke) – König Josia als Beispiel für wahre Anbetung.
Die Predigt der Urchristen (Brian H. Edwards) – Wie die Urchristen predigten und was es über das heutige Christentum aussagt.
Buchvorstellungen

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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN · <strong>#16</strong> · 3/2014<br />

+<br />

Die <strong>Predigt</strong><br />

der Urchristen<br />

Die Rolle der <strong>Predigt</strong><br />

im ersten Jahrhundert<br />

S. 32<br />

+<br />

Hörst du<br />

richtig?<br />

Deine Verantwortung<br />

als Zuhörer<br />

S. 4<br />

Die <strong>Predigt</strong><br />

„Die Kirche steht und fällt<br />

mit ihrer <strong>Predigt</strong>.“


Editorial<br />

<strong>#16</strong> Die <strong>Predigt</strong> - 03/2014<br />

Auf dem Cover<br />

„Der Prediger“<br />

Luba Siemens (*1990) ist<br />

eine junge Grafik- und<br />

Kommunikationsdesignerin.<br />

Illustration ist ihre<br />

Leidenschaft. Das Cover<br />

entstand größtenteils im<br />

anaologen Verfahren.<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

der evangelische Pfarrer Wilhelm Busch sagte einmal:<br />

„Ich bin gewiss, dass die evangelische Kirche steht und<br />

fällt mit ihrer <strong>Predigt</strong>.“ Diese radikale Aussage bringt<br />

ziemlich genau auf den Punkt, was uns die Bibel über<br />

die <strong>Predigt</strong> sagt. Ohne <strong>Predigt</strong> gibt es keinen Glauben,<br />

keine Einheit und keine Gemeinde. Von der <strong>Predigt</strong><br />

hängt sehr viel ab. Gott hat nicht nur Menschen zum<br />

Glauben erwählt, sondern auch den Weg, durch den sie<br />

zum Glauben kommen sollen: „So kommt der Glaube<br />

aus der <strong>Predigt</strong>, das Predigen aber durch das Wort Christi“<br />

(in Römer 10,17 nach Luther 1984). Im Laufe der<br />

Jahrhunderte war die <strong>Predigt</strong> mehr oder weniger wichtig<br />

und einflussreich.<br />

Es gab sogar Zeiten, in denen bibeltreue <strong>Predigt</strong>en<br />

einen weitreichenden Einfluss auf die weltliche Gesellschaft<br />

hatten. Man denke nur an die Reformatoren, die<br />

britischen Puritaner oder an C.H. Spurgeon, dessen <strong>Predigt</strong>en<br />

in Zeitungen abgedruckt oder rezensiert wurden.<br />

Obwohl dies kein echter Bewertungsmaßstab für eine<br />

gute <strong>Predigt</strong> ist, sind diese Zeiten offensichtlich vorbei.<br />

Die <strong>Predigt</strong> spielt allerdings trotzdem in fast jedem<br />

christlichen Gottesdienst, unabhängig von Denomination,<br />

Kultur oder Prägung noch immer eine Rolle. Ganz<br />

nüchtern betrachtet, ist jedoch trotz der zunehmenden<br />

Professionalisierung der Verkündigung ein deutlicher<br />

Verfall der <strong>Predigt</strong>kultur zu beobachten.<br />

Nicht nur die Darbietungsform lässt oft am Inhalt<br />

zweifeln, auch der Inhalt selbst bewegt sich immer weiter<br />

vom eigentlichen Evangelium weg.<br />

Auch wird sie im Gottesdienst selbst<br />

mehr und mehr von anderen Darbietungsformen<br />

wie Musik, Schauspiel<br />

und Film verdrängt (nicht das Musik,<br />

Schauspiel und Film per se „schlecht“<br />

wären). An Stelle einer gründlichen<br />

und nüchternen Betrachtung der biblischen<br />

Wahrheiten ist ein weltlicher<br />

Pragmatismus getreten, gemäß dem<br />

Motto „wenn es funktioniert, ist es<br />

„biblisch“ und gut“. Doch es wäre nur<br />

zu leicht auf den derzeitigen evangelikalen<br />

Zustand einzudreschen und<br />

lieblose Kritik zu üben. Das wollen<br />

wir in jedem Fall vermeiden. Das Ziel<br />

dieses Heftes ist lediglich aufzuzeigen, welcher Status<br />

der <strong>Predigt</strong> in der heiligen Schrift wirklich zukommt.<br />

Darüber hinaus richtet sich das Heft auch und vor allem<br />

an Nicht-Prediger. Die <strong>Predigt</strong> bleibt leer verhallt<br />

im Raum zurück, wenn sie nicht vom Hörer in der Praxis<br />

angewendet oder zumindest im Herzen bewegt wird.<br />

Der Hörer muss genauso wie der Prediger wissen, was<br />

die biblischen Prinzipien der Verkündigung sind. Nur<br />

so kann er im Zweifel einen Irrlehrer ausmachen und<br />

Recht von Unrecht unterscheiden. Es ist längst nicht alles<br />

„fromm“ was „fromm“ klingt. Es ist längst keine gute<br />

<strong>Predigt</strong>, wenn sie gut unterhält und es ist längst keine<br />

schlechte <strong>Predigt</strong>, wenn sie dich gelangweilt hat.<br />

Letztlich wurde das <strong>Predigt</strong>amt von Gott selbst ins<br />

Leben gerufen. Daraus folgt eine enorme Verantwortung<br />

für den Prediger und den Zuhörer. Am Ende ist<br />

die <strong>Predigt</strong> kein Selbstzweck, sondern das Mittel zur<br />

Verbreitung der besten Botschaft der Welt, dem Evangelium.<br />

In diesem Sinne,<br />

viel Freude beim Lesen und herzliche Grüße,<br />

Die Redaktion<br />

PS: Wir freuen uns über deine Meinung oder Fragen<br />

zum Heft. Melde dich per Email (siehe Impressum) oder<br />

die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter. Jede<br />

Rückmeldung ist wichtig und hilft uns das <strong>Magazin</strong><br />

weiter zu verbessern. Besuche auch unsere neu gestaltete<br />

Webseite www.timotheusmagazin.de. Vielen Dank!<br />

Ohne <strong>Predigt</strong> gibt es<br />

keinen Glauben, keine<br />

Einheit und keine<br />

Gemeinde. Von der<br />

<strong>Predigt</strong> hängt sehr viel<br />

ab.<br />

2


Warum ist<br />

geistliche<br />

Unterweisung<br />

wichtig? S. 18<br />

Inhalt<br />

Inhalt<br />

S. 4<br />

S. 12<br />

S. 24<br />

4<br />

Hörst du richtig?<br />

THOMAS REINER<br />

Warum der Hörer ein wichtiger<br />

Teil der <strong>Predigt</strong> ist und eine enorme<br />

Verantwortung trägt.<br />

8<br />

Wie predigten die Apostel?<br />

DANIEL FACIUS<br />

Anhand der Apostelgeschichte sehen<br />

wir deutlich wie die Apostel<br />

predigten. Ein Vorbild für uns.<br />

12<br />

Predige auslegend!<br />

THOMAS HOCHSTETTER<br />

Warum der Mangel an Auslegungspredigten<br />

zur „Hungersnot“<br />

in der Gemeinde führt.<br />

18<br />

Warum ist geistliche<br />

Unterweisung wichtig?<br />

WALDEMAR DIRKSEN<br />

Geistliche Unterweisung ist nicht<br />

modern, aber trotzdem biblisch.<br />

20<br />

Die berühmteste <strong>Predigt</strong><br />

aller Zeiten!<br />

LUDWIG RÜHLE<br />

Eine Reflektion der wohl berühmtesten<br />

und „perfektesten“<br />

<strong>Predigt</strong> aller Zeiten.<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion Waldemar Dirksen,<br />

Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann,<br />

Peter Voth, Hans-Werner Deppe<br />

Art Direktor Peter Voth ∙ vothpeter@yahoo.de<br />

Lektorat Tanja Mirau<br />

Abo-Service Michael Töws ∙ mtoews@betanien.de<br />

Verlag Betanien Verlag e.K. ∙ Imkerweg 38<br />

D-32832 Augustdorf ∙ info@betanien.de<br />

Online www.timotheusmagazin.de<br />

Shop www.cbuch.de/timotheus<br />

Erscheinungsweise Erscheint als<br />

Quartalsmagazin seit Oktober 2010<br />

alle drei Monate: Januar (Winter) · April<br />

(Frühling) · Juli (Sommer) · Oktober (Herbst).<br />

Preise Einzelausgabe ∙ €2,90 (zzgl.Versand)<br />

Jahresabo ∙ €11,60 (D) (zzgl. Versand)<br />

24<br />

<strong>Predigt</strong> im Alten Testament<br />

ANDREAS MÜNCH<br />

Die <strong>Predigt</strong> existierte bereits im<br />

Alten Testament und weist einige<br />

grundlegende Prinzipien auf.<br />

28<br />

Wahre Reformation ... führt<br />

zu echtem Gottesdienst!<br />

JOCHEN KLAUTKE<br />

Auch über den „echten“ Gottesdienst<br />

lernen wir von König Josia.<br />

32<br />

Die <strong>Predigt</strong> der Urchristen<br />

BRIAN H. EDWARDS<br />

Warum die Umstände der<br />

Urchristen den unsrigen<br />

frappiernd ähneln.<br />

3


Hörst du<br />

richtig?<br />

Text: Thomas Reiner — Foto: Death to Stock<br />

Die meisten Gottesdienstbesucher haben sich schon Gedanken<br />

darüber gemacht, was eine gute <strong>Predigt</strong> ausmacht. Hast du schon<br />

einmal darüber nachgedacht, ob du ein guter Hörer bist?


Der junge Samuel ist ein Beispiel dafür, dass<br />

Menschen zwar Gottes Wort hören, aber<br />

doch nicht verstehen, was ihr Schöpfer von<br />

ihnen erwartet. Der Knabe musste lernen,<br />

dass Gott zu ihm spricht und wie er auf<br />

diese Stimme reagieren soll (1. Samuel 3). Du täuschst<br />

dich, wenn du meinst, dass Hören eine leichte Sache sei,<br />

die jeder ganz selbstverständlich beherrscht. Du täuschst<br />

dich, wenn du meinst, der Prediger trage alleine die Verantwortung<br />

dafür, dass du Gottes Wort verstehst und<br />

im Glauben wachsen kannst. Du täuschst dich, wenn<br />

du meinst, dass bloß der Mann hinter der Kanzel üben<br />

muss, seine Aufgabe gut zu erfüllen. Es reicht nicht,<br />

wenn du bloß im Gottesdienst anwesend bist und darauf<br />

wartest, dass jemand etwas für dich tut. Gott will,<br />

dass du genau hinhörst und darauf achtest, was er dir zu<br />

sagen hat.<br />

Sicher hast du eine ziemlich genaue Vorstellung davon,<br />

was eine gute <strong>Predigt</strong> ist. Du nimmst an, dass sie<br />

sorgfältig vorbereitet werden muss. Der Prediger hat die<br />

Bibel gründlich zu studieren. Nach dem Studium muss<br />

darauf geachtet werden, dass die biblische Botschaft<br />

nicht in der Vergangenheit bleibt. Menschen sollen<br />

direkt angesprochen werden. Im Internet finden sich<br />

viele lebendige <strong>Predigt</strong>en. Da gibt es Videos von Paul<br />

Washer, der Gott beim Wort nimmt und wie kein anderer<br />

von Gottes Heiligkeit zu reden weiß. John Piper<br />

legt sein ganzes Herz in seine Botschaft und lässt seine<br />

Hörer spüren, wonach sie sich im Innersten sehnen. R.<br />

C. Sproul legt biblische Wahrheiten in einer eindrücklich<br />

logischen Art und Weise dar. Leider – so magst<br />

du bei diesen Zeilen denken – schafft es der Prediger<br />

meiner Gemeinde nicht, mir Gottes Heiligkeit vor Augen<br />

zu stellen. Er trägt seine <strong>Predigt</strong> so vor, dass man<br />

meint, sein Herz sei unendlich weit von seinen Worten<br />

entfernt. Seiner <strong>Predigt</strong> fehlt jede Logik und es fällt dir<br />

schwer, seinen Gedanken zu folgen. So kommt es, dass<br />

du am Sonntag statt gestärkt und ermutigt, enttäuscht<br />

oder bestenfalls unberührt vom Gottesdienst nach Hause<br />

gehst. Es scheint, als ob dein Prediger eine Schulung<br />

braucht, damit sein Vortrag besser werden kann.<br />

In diesem Artikel will ich mich nicht deiner Klage<br />

anschließen, sondern mit dir darüber nachdenken, wie<br />

du durch die Botschaft, die du am Sonntag zu hören bekommst,<br />

gestärkt und ermutigt werden kannst. Ich will<br />

dir zeigen, dass die Erwartungen, die du an deinen Prediger<br />

hast, eigentlich auch dir gelten. Wenn der Hörer<br />

nicht vorbereitet ist, wird er kaum regelmäßig Gewinn<br />

aus einer <strong>Predigt</strong> schöpfen können. Bleib nicht passiv,<br />

sondern mach dich wie Samuel auf und lerne, auf Gott<br />

zu hören!<br />

Glaube, um zu hören!<br />

Ganz selbstverständlich erwarten wir, dass der Prediger<br />

an Christus glaubt. Er soll Zeuge sein und davon erzählen,<br />

was er wirklich kennt. Wer Gott nur vom Hörensagen<br />

kennt, hat kaum etwas zu berichten.<br />

Was auf den Prediger zutrifft, gilt auch für den Hörer.<br />

Gott richtet sein Wort an dich. Wenn Gott dir fremd ist,<br />

kannst du genau wie der junge Samuel nicht verstehen,<br />

wovon in der <strong>Predigt</strong> geredet wird. Alle Sendschreiben<br />

in der Offenbarung (Offenbarung 2–3) schließen mit<br />

den Worten: „Wer Ohren hat zu hören, der höre, was<br />

der Geist den Gemeinden sagt!“ Eine <strong>Predigt</strong> ist eine<br />

geistliche Angelegenheit. Der Hörer soll nicht menschliche<br />

Gedanken, Ansichten und Lebensweisheiten zu hören<br />

bekommen, sondern das, was Gottes Geist sagt (1.<br />

Korinther 2,3-5). Darum schreibt der Apostel Paulus (1.<br />

Korinther 2,14): „Der natürliche Mensch aber vernimmt<br />

nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er<br />

kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt<br />

werden.“ Der natürliche Mensch ist der Mensch, der<br />

ohne Gott leben will. Sein natürliches Interesse an der<br />

Bibel und an einer <strong>Predigt</strong> ist gering. Jeder Mensch wird<br />

in diesen natürlichen Zustand hineingeboren. Um von<br />

einer <strong>Predigt</strong> profitieren zu können, musst du ein geistlicher<br />

Mensch werden. Geistlich sind all die Menschen,<br />

die sich Gott zuwenden und erkennen, dass Christus die<br />

Strafe für ihre Rebellion gegen ihren Schöpfer auf sich<br />

genommen hat. Sie sind geistlich, weil Gottes Geist in<br />

ihnen wohnt (Römer 8,9).<br />

• Prüfe dich, ob du im Glauben stehst (2. Korinther<br />

13,5) und Gott dir seinen Geist geschenkt hat (1.<br />

Korinther 2,12).<br />

• Gib dich nicht mit einer Ahnung zufrieden (Hiob<br />

42,5), sondern bitte Gott darum, dass er dir durch<br />

seinen Geist die Gewissheit schenkt, dass du von<br />

deiner Sünde erlöst bist (Römer 8,14–16).<br />

• Frag deinen Prediger um Rat, wenn du dir in dieser<br />

Sache unsicher bist.<br />

Bete, um zu hören!<br />

Weil eine <strong>Predigt</strong> eine geistliche Angelegenheit sein soll,<br />

kann sie nicht ohne Gebet vorbereitet werden. Wir erwarten,<br />

dass der Prediger darum bittet, dass er Gottes<br />

Wort verstehen kann und dass es ihm gelingt, es richtig<br />

an die Gemeinde weiterzugeben.<br />

Diese Arbeit ist schwer für einen einzelnen Mann.<br />

Es ist nötig, dass du dich dem Gebet deines Predigers<br />

anschließt. Selbst der Apostel Paulus bat die Empfänger<br />

seiner Briefe um Gebet (Kolosser 4,3): „Betet zugleich<br />

auch für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue<br />

und wir das Geheimnis Christi sagen können.“ Dein<br />

Prediger braucht eine offene Tür, damit er das Wort<br />

Gottes verstehen kann. Und ebenfalls genau wie Paulus<br />

braucht er eine offene Tür, damit das Wort, das er von<br />

seinem Herrn erbeten hat, von den Hörern angenommen<br />

wird.<br />

Eine Tür ist bei dir und deinem Herzen. Gott spricht<br />

durch die <strong>Predigt</strong> zu dir. Auch dein Herz soll durch das<br />

Gebet vorbereitet werden. Du musst bereit werden, von<br />

Gott und seinem Wort verändert zu werden. Gott will<br />

ein herrliches Werk an dir tun. Der Apostel Paulus beschreibt<br />

es folgendermaßen (Römer 8,29): „Die er ausersehen<br />

hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie<br />

gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser<br />

der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Du wirst<br />

dich niemals selbst so verändern können, dass du genauso<br />

wie Jesus bist. Bete darum, dass Gott dir seinen<br />

Geist gibt (Lukas 11,13), der dieses gute Werk an dir tut<br />

(Titus 3,4–7).<br />

5


• Danke Gott, dass du sein Wort zu hören bekommst<br />

(Römer 10,14–17).<br />

• Bete täglich für deinen Prediger und seinen Dienst<br />

(2. Thessalonicher 3,1).<br />

• Bete darum, dass du Gottes Wort in der <strong>Predigt</strong><br />

hören kannst und dass du dadurch zu Gottes Ehre<br />

verändert wirst (1. Thessalonicher 2,13).<br />

Studiere die Schrift, um zu hören!<br />

Ein Prediger muss die Bibel gründlich studieren. Damit<br />

er nicht einfach seine eigenen Gedanken an seine Hörer<br />

weitergibt, muss er sich wirklich mit Gottes Wort<br />

beschäftigen und darin Gottes Willen erkennen lernen.<br />

Vielleicht erwartest du, dass der Prediger diese Arbeit<br />

für dich übernimmt. Er ist doch dazu da, dass er<br />

dir Gottes Wort auslegt und erklärt. Wenn du mit dieser<br />

Haltung einen Gottesdienst besuchst und dich selbst<br />

die ganze Woche nicht mit der Bibel beschäftigt hast,<br />

gleichst du einem ausgetrockneten Schwamm. Wenn ein<br />

solcher Schwamm mit Wasser übergossen wird, perlt es<br />

von ihm ab. Um Wasser aufnehmen zu können, muss<br />

der Schwamm zuerst angefeuchtet werden. Am meisten<br />

Gewinn aus einer <strong>Predigt</strong> kannst du dann ziehen, wenn<br />

du dich mit dem, wovon der Prediger redet, bereits beschäftigt<br />

hast und wenn du an Gedanken anknüpfen<br />

kannst, die du bereits bewegt hast. Jesus sagte zu seinen<br />

Jüngern (Lukas 8,18): „So seht nun darauf, wie ihr<br />

zuhört; denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber<br />

nicht hat, dem wird auch das genommen, was er meint<br />

zu haben.“ Wer sein Herz mit Gottes Wort vorbereitet,<br />

wird noch mehr Trost, Stärkung und Ermutigung aus<br />

der <strong>Predigt</strong> erhalten. Wer aber ausgetrocknet hören will,<br />

wird enttäuscht werden.<br />

• Lies regelmäßig in der Bibel. Bring dabei nicht einfach<br />

die Kapitel hinter dich, die du dir vorgenommen<br />

hast, sondern sei mit Kopf und Herz dabei<br />

(Apostelgeschichte 8,30).<br />

• Verwende Hilfsmittel (Kommentare, Lexika,<br />

Inhalte aus dem Internet), um zu verstehen, was du<br />

gelesen hast. Dein Prediger wird dir sicher gerne<br />

entsprechende Hilfen empfehlen.<br />

• Lies den <strong>Predigt</strong>text bereits vor der <strong>Predigt</strong>. Notiere<br />

dir, was dir nicht klar ist und was dich besonders<br />

freut.<br />

Wende an, um zu hören!<br />

Der Prediger soll nicht nur erklären, wie ein Text der Bibel<br />

zu verstehen ist, sondern soll zeigen, was diese Worte<br />

mit unserem Leben zu tun haben. Eine <strong>Predigt</strong> soll nicht<br />

bloß ein Vortrag sein, sondern eine Botschaft, die mitten<br />

in unser Leben spricht.<br />

Wieder kannst du erwarten, dass der Prediger diese<br />

Arbeit für dich tut. Aber sieh dich im Gottesdienst um.<br />

Neben, vor und hinter dir sitzen weitere Hörer. Sie alle<br />

haben ihre eigenen Zweifel und haben mit ihren eigenen<br />

Sünden zu kämpfen. Es ist schlicht unmöglich, dass der<br />

Prediger in einer Botschaft für alle seine Hörer konkre-<br />

te Anweisungen weitergibt. Manchen Predigern fällt es<br />

schwer, eine Anwendung zu finden. Trotzdem ist es nicht<br />

vergebens, ihnen zuzuhören. Das Wort, das du von Gott<br />

hörst, soll dein Herz erreichen und dich verändern. Das<br />

gelingt dir besser, wenn du bereits gewohnt bist, Bibeltexte<br />

auf dein Leben anzuwenden. Gottes Wort will<br />

mehr an dir tun, als dein Wissen zu vergrößern. Davon<br />

schreibt Paulus an <strong>Timotheus</strong> (2. <strong>Timotheus</strong> 3,16–17):<br />

„Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur<br />

Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung<br />

in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen<br />

sei, zu allem guten Werk geschickt.“ Das Ziel<br />

von Gottes Wort ist dein Tun. Darum musst du dich<br />

selbst an diesem Wort prüfen und ihm entsprechend<br />

handeln. Erst was du tust, hast du wirklich begriffen.<br />

Erst wenn du es tust, gehört das, was du erkannt hast,<br />

wirklich zu deinem Leben (Matthäus 7,24–27).<br />

• Frage dich bei jedem Bibeltext, wie du ihn auf dein<br />

eigenes Leben anwenden kannst (Psalm 111,10).<br />

• Mache dir Notizen während der <strong>Predigt</strong>. Statt<br />

aufzuschreiben, was der Text bedeutet, notiere dir,<br />

wie du den Abschnitt in der kommenden Woche<br />

anwenden kannst.<br />

• Rede mit anderen Christen darüber, wie Gottes<br />

Wort, das ihr gehört und gelesen habt, euer Leben<br />

verändert.<br />

Sei begeistert, um zu hören!<br />

Viel lieber hören wir einem Prediger zu, der ganz in seiner<br />

Botschaft lebt, als einem, der seine <strong>Predigt</strong> trocken<br />

vorträgt. Wie herrlich ist es, wenn man spüren kann,<br />

dass es für jenen Mann in diesem Augenblick nichts Besseres<br />

gibt, als die Botschaft, die er vorbereitet hat, an<br />

seine Gemeinde weiterzugeben.<br />

Mit der gleichen Haltung wirst du als Hörer den<br />

größten Gewinn aus einer <strong>Predigt</strong> ziehen. Wenn du dir<br />

nichts Besseres vorstellen kannst, als auf Gottes Wort zu<br />

hören und mit ganzem Herzen dabei bist, wirst du bestimmt<br />

nicht ohne eine Ermutigung, ohne einen Trost<br />

oder ohne eine Erkenntnis nach Hause gehen, für die du<br />

Gott danken kannst (Psalm 119,162). Es ist nicht leicht,<br />

jeden Sonntag mit einer solchen Haltung in den Gottesdienst<br />

zu kommen und sie während der ganzen <strong>Predigt</strong><br />

zu behalten. Leicht werden Hörer von Gedanken<br />

abgelenkt, die sie schon lange beschäftigen. Leicht gehen<br />

die Blicke zu anderen Gottesdienstbesuchern und man<br />

denkt an die letzte Begegnung, die man mit ihnen hatte.<br />

Leicht übermannt die Hörer die Müdigkeit und die Augen<br />

fallen zu, weil sie in der vorangegangenen Nacht zu<br />

wenig geschlafen haben oder von einer anstrengenden<br />

Arbeitswoche erschöpft sind. Weil alle diese Dinge ganz<br />

leicht passieren, musst du gegen sie ankämpfen. Denk<br />

daran, was du verpasst, wenn du abgelenkt bist. Der<br />

Herr von Himmel und Erde richtet sein Wort an dich.<br />

In diesem Moment gibt es nichts Besseres, als aufmerksam<br />

zuzuhören.<br />

6


Nimm es nicht einfach<br />

hin, dass deine<br />

Gedanken beim Zuhören<br />

abschweifen. Übe dich<br />

darin, dich immer besser<br />

auf die <strong>Predigt</strong> zu<br />

konzentrieren.<br />

• Überlege dir, was dich daran hindert, der <strong>Predigt</strong><br />

aufmerksam zuzuhören – suche den Grund bei dir<br />

– und wie du die Ablenkung in Zukunft überwinden<br />

kannst.<br />

• Nimm es nicht einfach hin, dass deine Gedanken<br />

beim Zuhören abschweifen. Übe dich darin, dich<br />

immer besser auf die <strong>Predigt</strong> zu konzentrieren.<br />

• Sorge dafür, dass du ausgeruht bist, um der <strong>Predigt</strong><br />

aufmerksam folgen zu können.<br />

Liebe, um zu hören!<br />

Der Prediger muss sich darum bemühen, dass sein Handeln<br />

nicht sein Verkündigung zunichte macht. Darum<br />

soll er ein vorbildliches Leben führen, an dem man sehen<br />

kann, dass er seinen Herrn und die Menschen liebt.<br />

Auch dein Verhalten beeinflusst, ob du aus einer <strong>Predigt</strong><br />

etwas lernen kannst. Wenn du wenig von deinem Prediger<br />

hältst, wirst du bestimmt wenig von ihm erhalten.<br />

Wenn du dich über ihn geärgert hast, wirst du ihm nicht<br />

mit der gleichen Aufmerksamkeit und mit dem gleichen<br />

Wohlwollen folgen können, wie wenn er dir eine Freude<br />

gemacht hätte. Nun magst du einwenden, dass gerade<br />

diese Dinge etwas mit dem Verhalten des Predigers zu<br />

tun haben. Wenn du davon ausgehst, dass Gott durch<br />

diesen Mann zu dir sprechen will, ist es klug, alles daran<br />

zu setzen, dass du ihm zuhören kannst. Sprich ihn an,<br />

wenn er dich geärgert hat und schaff die Unstimmigkeit<br />

aus der Welt (Epheser 4,26–27; Matthäus 5,23–24).<br />

Sag deinem Prediger, wenn ein Teil seiner <strong>Predigt</strong><br />

dich besonders ermutigt oder herausgefordert hat. Es ist<br />

gut für dich, wenn er weiß, dass er dir helfen konnte. Er<br />

wird seinen Dienst mit mehr Freude tun. Von diesem<br />

Effekt ist im Hebräerbrief die Rede (Hebräer 13,17):<br />

„Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie wachen<br />

über eure Seelen – und dafür müssen sie Rechenschaft<br />

geben –, damit sie das mit Freuden tun und nicht<br />

mit Seufzen; denn das wäre nicht gut für euch.“<br />

• Prüfe, ob deine Haltung, die du deinem Prediger<br />

gegenüber hast, der Bibel entspricht (1. Thessalonicher<br />

5,12–13; 1. <strong>Timotheus</strong> 5,17).<br />

• Überlege dir, wie du deine Beziehung zu deinem<br />

Prediger verbessern kannst (Römer 13,8).<br />

• Sag deinem Prediger, wenn seine Botschaft dir geholfen<br />

hat. Das ist der wahre Lohn für seine Arbeit<br />

(1. <strong>Timotheus</strong> 5,18).<br />

Thomas Reiner (*1970) ist verheiratet und Vater von vier<br />

Kindern. Pfarrer der ERKWB (Evangelisch-reformierte Kirche<br />

Westminster Bekenntnisses) Winterthur in der Schweiz.<br />

7


Wie predigten<br />

die Apostel?<br />

Text: Daniel Facius — Foto: Joe Alblas<br />

Wenn, wie die Bibel sagt, der Glaube aus der <strong>Predigt</strong> kommt, dann<br />

kann es kaum etwas Wichtigeres geben als die Frage, wie und<br />

worüber wir eigentlich predigen sollen. Wie die ersten Christen und<br />

Apostel diese Frage beantwortet haben, das hat Lukas in seiner<br />

Apostelgeschichte aufgezeichnet.


Alle Christen sind Prediger<br />

Dabei muss gleich zu Anfang vor einem<br />

Missverständnis gewarnt werden. Unter<br />

„<strong>Predigt</strong>“ sollte nämlich nicht nur die sehr<br />

spezielle Form der Unterweisung im Gottesdienst<br />

verstanden werden, sondern viel<br />

allgemeiner die Verkündigung des Evangeliums. Dann<br />

nämlich sind nicht nur Pastoren und theologische Experten<br />

angesprochen, sondern alle Christen. Wenn Jesus<br />

sagt: „Geht in die ganze Welt und verkündigt der ganzen<br />

Schöpfung das Evangelium“ (Markus 16,15), dann sind<br />

nicht nur die damaligen Jünger gemeint, sondern auch<br />

die heutigen. Wie sieht sie nun aber aus, diese Verkündigung<br />

des Evangeliums? Lukas, der Arzt und Reisebegleiter<br />

des Apostels Paulus, hat in seiner Apostelgeschichte<br />

dokumentiert, wie die ersten Jünger und Apostel diesen<br />

Befehl Jesu verstanden haben. Daraus folgt nun nicht,<br />

dass wir die Art und Weise, wie Petrus und Paulus gepredigt<br />

haben, heute exakt kopieren müssen. Wohl aber<br />

kann es nützlich sein, sich an den Schwerpunkten zu<br />

orientieren, die der Heilige Geist den Aposteln eingab<br />

und Lukas hat aufzeichnen lassen.<br />

Die <strong>Predigt</strong>en in der<br />

Apostelgeschichte<br />

Der Dienst der frühen Apostel bestand nicht nur in<br />

der Mission. Wir erfahren, dass die ersten Gemeinden<br />

„beständig in der Lehre der Apostel blieben“ (Apostelgeschichte<br />

2,42, im Folgenden „Apg.“) und dass Paulus im<br />

Rahmen seiner Missionsreisen immer wieder in die von<br />

ihm gegründeten Gemeinden zurückkehrte, um sie im<br />

Glauben zu stärken. In Korinth verweilte Paulus 18 Monate,<br />

um die Gemeinde zu lehren, in Ephesus sogar zwei<br />

Jahre. Lukas überliefert uns von dieser Lehrtätigkeit des<br />

Paulus keine Inhalte, dafür aber umso mehr Missionspredigten,<br />

zum Beispiel die Pfingstpredigt des Petrus<br />

(Apg. 2,14-40), die <strong>Predigt</strong> in der Halle Salomos (Apostelgeschichte<br />

3,12-26), die <strong>Predigt</strong> im Haus des Kornelius<br />

(Apg. 10, 34-43), die <strong>Predigt</strong> in der Synagoge in<br />

Antiochia (Apg. 13,16-41), die <strong>Predigt</strong> auf dem Areopag<br />

(Apg. 17,22-32) und die <strong>Predigt</strong> vor Agrippa und Festus<br />

(Apg. 26). Anlass und Publikum dieser <strong>Predigt</strong>en sind<br />

dabei höchst unterschiedlich.<br />

Die Pfingstpredigt des Petrus ist die erste uns überlieferte<br />

christliche <strong>Predigt</strong>. Hier predigt Petrus zu den Juden<br />

und zu allen, die in Jerusalem wohnen (Apg. 1,14).<br />

Anlass ist schlicht und einfach die Sendung des Heiligen<br />

Geistes, deren Folgen so erstaunlich sind, dass sie einer<br />

Erklärung bedürfen. In eine ähnliche Kategorie fällt die<br />

<strong>Predigt</strong> in der Säulenhalle Salomos. Hier ist die Heilung<br />

eines seit seiner Geburt gelähmten Mannes der Anlass,<br />

den Petrus zu einer Verkündigung des Evangeliums<br />

nutzt. Sein Publikum dürfte vornehmlich aus Juden bestanden<br />

haben, wie die Anreden in Apg. 3,17 und Apg.<br />

3,25 nahelegen. Erstmals stehen in Apg. 10 Heiden im<br />

Mittelpunkt. Hier predigt Petrus dem gottesfürchtigen<br />

römischen Hauptmann und seinem Haus das Evangelium,<br />

eine Ungeheuerlichkeit in jüdischen Augen, zu<br />

der es nur kam, weil Gott Petrus durch eine Vision und<br />

einen direkten Befehl dazu aufforderte. In Apg. 13 ist<br />

die Heidenmission<br />

schon<br />

mehr ins Blickfeld<br />

geraten,<br />

als Paulus von<br />

seiner Heimatgemeinde<br />

auf<br />

eine Missionsreise<br />

ausgesandt<br />

wird. Anknüpfungspunkt<br />

für<br />

seine <strong>Predigt</strong><br />

in Antiochia<br />

in Pisidien ist<br />

allerdings wiederum<br />

die Synagoge,<br />

wo er zunächst<br />

zu Juden<br />

spricht, bevor er<br />

sich den Heiden<br />

zuwendet. In Apg. 17 ist es dann<br />

ein nahezu ausschließlich heidnisches<br />

Publikum, mit dem es Paulus<br />

in Athen zu tun bekommt. Mit<br />

der <strong>Predigt</strong> des Paulus in Apg. 26<br />

erfüllt sich schließlich erstmals die<br />

Ankündigung Gottes, dass Paulus<br />

dazu ausersehen ist, das Evangelium<br />

auch „vor Könige“ zu bringen<br />

(Apg. 9,15). Hier predigt er vor<br />

dem König Judäas, Herodes Agrippa<br />

dem Zweiten sowie dem römischen<br />

Statthalter Festus. Während<br />

Agrippa offenbar sehr gut über die<br />

Vorgänge um Jesus informiert und<br />

im jüdischen Glauben verwurzelt<br />

ist (Apg. 26, 3 und 27), hat Festus,<br />

der sein Amt erst vor kurzem angetreten<br />

hatte, keine Kenntnis von<br />

den Vorgängen, die zur Anklage<br />

des Paulus geführt haben.<br />

So unterschiedlich die Anlässe<br />

der <strong>Predigt</strong>en und so ungleich das<br />

Publikum der beiden Apostel gewesen<br />

sind, so lassen sich doch einige<br />

Gemeinsamkeiten finden, die<br />

einen Hinweis darauf geben können,<br />

was eine christliche <strong>Predigt</strong><br />

ausmacht.<br />

Verankerung in der<br />

Heiligen Schrift<br />

Der erste Punkt: eine christliche<br />

<strong>Predigt</strong> ist gegründet in der Heiligen<br />

Schrift. Es ist von zentraler<br />

Bedeutung, dass die Apostel nie<br />

für sich in Anspruch nahmen, etwas<br />

völlig Neues zu verkünden.<br />

Zwar war der Tod Jesu am Kreuz<br />

Es ist von<br />

zentraler<br />

Bedeutung,<br />

dass die<br />

Apostel nie<br />

für sich in<br />

Anspruch<br />

nahmen, etwas<br />

völlig Neues zu<br />

verkünden.<br />

FOTO: THE BIBLE SERIES © 2014 LIGHTWORKERS MEDIA. ALL RIGHTS RESERVED.<br />

9


und seine Auferstehung natürlich<br />

etwas völlig Unerhörtes, nie Dagewesenes,<br />

absolut Einmaliges.<br />

Was die Apostel jedoch betonen,<br />

ist die Gründung dieser Ereignisse<br />

in der Heiligen Schrift der Juden,<br />

unserem Alten Testament. Die<br />

Pfingstpredigt des Petrus beginnt<br />

mit einem Schriftzitat: „Das ist’s,<br />

was durch den Propheten Joel gesagt<br />

worden ist“ (Apg. 2,16). Petrus<br />

betont den Ratschluss Gottes, der<br />

hinter den aktuellen Geschehnissen<br />

steht, und zitiert Psalmen Davids,<br />

um die Mission Jesu zu beschreiben:<br />

„Da er nun ein Prophet war,<br />

hat er’s vorausgesehen und von der<br />

Auferstehung des Christus“ berichtet<br />

(Apg. 2, 30 +31). Als Petrus die<br />

Heilung des Gelähmten erklären<br />

soll, redet er von der Kreuzigung<br />

Christi auf diese Weise: „Gott aber<br />

hat erfüllt, was er durch den Mund<br />

aller seiner Propheten zuvor verkündigt<br />

hat: dass sein Christus leiden<br />

sollte“ (Apg. 3,18) und zitiert<br />

aus den Schriften des Mose, der<br />

das Kommen Jesu bereits tausende<br />

Jahre zuvor angekündigt hatte.<br />

Bei der <strong>Predigt</strong> im Haus des Kornelius<br />

überliefert Lukas uns keine<br />

direkten Schriftzitate, was damit<br />

zusammenhängt, dass Petrus es mit<br />

überwiegend heidnischen Hörern<br />

zu tun hatte. Gleichwohl ist auch<br />

hier der Versuch erkennbar, auf die<br />

Schrift hinzuweisen, wenn Petrus<br />

von Jesus sagt: „Von diesem bezeugen<br />

alle Propheten, dass durch<br />

seinen Namen alle, die an ihn glauben,<br />

Vergebung der Sünden empfangen<br />

sollen“ (Apg. 10, 43).<br />

Auch der Apostel Paulus geht<br />

nicht anders vor. Seine <strong>Predigt</strong> in<br />

Antiochia in Pisidien ist durchzogen<br />

von Schriftzitaten. „Wir verkündigen<br />

euch“, sagt Paulus, nichts<br />

Neues, sondern „die Verheißung,<br />

die an die Väter ergangen ist, dass<br />

Gott sie uns, ihren Kindern erfüllt<br />

hat, indem er Jesus auferweckte“<br />

(Apg. 13, 32). Bei seiner <strong>Predigt</strong><br />

in Athen, die sich an ein heidnisches<br />

Publikum richtet, ist die<br />

Verankerung in der Schrift etwas<br />

schwerer zu erkennen, da Paulus<br />

auf direkte Zitate verzichtet. Dem<br />

Inhalt nach aber referiert er etwa<br />

aus dem ersten Buch Mose, wenn<br />

er davon berichtet, dass Gott „die<br />

Welt gemacht“ (Apg. 17,24) und<br />

„aus einem Menschen das ganze<br />

Menschengeschlecht gemacht hat“<br />

(Apg. 17,26). Und vor Agrippa<br />

und Festus fehlen zwar direkte Zitate<br />

aus der Thora, der inhaltliche<br />

Bezug ist aber unverkennbar: „Nun<br />

stehe ich hier und werde angeklagt<br />

wegen der Hoffnung auf die Verheißung,<br />

die unsern Vätern von<br />

Gott gegeben ist“ (Apg. 26,6). Zusammengefasst:<br />

die Apostel sagen<br />

„nichts, als was die Propheten und<br />

Mose vorausgesagt haben“ (Apg.<br />

26,22). So sollten auch wir nichts<br />

anderes sagen als das, was geschrieben<br />

steht.<br />

Anknüpfungspunkte im<br />

Leben der Zuhörer<br />

Die Apostel sind bemüht, Anknüpfungspunkte<br />

für ihre <strong>Predigt</strong><br />

zu finden, seien es Dinge, die sich<br />

gerade vor aller Augen ereignen,<br />

seien es Erkenntnisse, zu denen die<br />

Zuhörer bereits gekommen sind.<br />

Soweit es der Form nach möglich<br />

ist, stellen sie sich auf ihre Zuhörer<br />

ein. Das ist es, was Paulus im<br />

1. Korintherbrief beschreibt, wenn<br />

er sagt, dass er den Juden wie ein<br />

Jude, denen ohne Gesetz wie einer<br />

ohne Gesetz, den Schwachen ein<br />

Schwacher, letztlich „allen alles geworden“<br />

ist (1. Korinther 9,20-22).<br />

So nimmt Petrus die Ausgießung<br />

des Geistes und die Heilung des<br />

Gelähmten zum Anlass, um über<br />

das Evangelium zu reden, und er<br />

tut das seinem jüdischen Publikum<br />

gemäß mit vielen Zitaten und einer<br />

Betonung der Abstammung seiner<br />

Zuhörer (zum Beispiel, wenn er<br />

sie als „Söhne der Propheten und<br />

des Bundes“ bezeichnet). Im Haus<br />

des Heiden Kornelius wählt Petrus<br />

weder direkte Schriftzitate, noch<br />

spricht er über die Erwählung Israels,<br />

sondern geht auf sein Publikum<br />

wie folgt ein: „Nun erfahre<br />

ich in Wahrheit, dass Gott die<br />

Person nicht ansieht, sondern in<br />

jedem Volk, wer ihn fürchtet und<br />

recht tut, der ist ihm angenehm“<br />

(Apg. 10,34f.).<br />

Auch Paulus spricht zunächst<br />

zu seinen jüdischen Zuhörern<br />

durch Schriftzitate und betont den<br />

jüdischen Hintergrund des Evangeliums,<br />

wenn er Gott etwa als den<br />

„Gott dieses Volkes Israel“ (Apg.<br />

13,17) bezeichnet und auf die ge-<br />

meinsame Geschichte Gottes mit<br />

seinem Volk Bezug nimmt. Als die<br />

Juden seine Botschaft ablehnen,<br />

betont er dagegen mehr die Berufung<br />

der Heiden: „Denn so hat uns<br />

der Herr geboten: ‚Ich habe dich<br />

zum Licht der Heiden gemacht‘“<br />

(Apg. 13,47). Das beste Beispiel für<br />

diese Methode der Apostel, sich bei<br />

der Vermittlung ihrer – immer gleichen(!)<br />

– Botschaft an ihre Zuhörer<br />

anzupassen, ist die <strong>Predigt</strong> auf dem<br />

Areopag in Athen. Hier hat es Paulus<br />

mit Heiden zu tun, die völlig<br />

andere Weltbilder besaßen, sei es,<br />

weil sie im Glauben an die heidnischen<br />

Gottheiten um Zeus verharrten,<br />

sei es, weil sie philosophischen<br />

Lehren wie denen Epikurs 1 oder<br />

Zenons 2 anhingen. Als Anknüpfungspunkt<br />

für seine <strong>Predigt</strong> wählt<br />

Paulus hier den Altar für den unbekannten<br />

Gott und beginnt mit Ansichten,<br />

von denen er annehmen<br />

konnte, dass sie auch von seinen<br />

Zuhörern geteilt wurden, wenn er<br />

etwa von der Schöpfung der Welt<br />

und der Menschen spricht. Zudem<br />

scheut er sich nicht, griechische<br />

Dichter zustimmend zu zitieren:<br />

„Denn in ihm leben, weben uns<br />

sind wir; wie auch einige Dichter<br />

bei euch gesagt haben: Wir sind<br />

seines Geschlechts“ (Apg. 17,28). 3<br />

Bei seiner <strong>Predigt</strong> vor Agrippa und<br />

Festus schließlich knüpft Paulus<br />

erstaunlich direkt an die Kenntnisse<br />

und den Glauben Agrippas<br />

an: „Glaubst du, König Agrippa,<br />

den Propheten? Ich weiß, dass du<br />

glaubst“ (Apg. 26,27 und vorher<br />

Vers 3). Auch wir sollten uns bemühen,<br />

unsere Zuhörer zu kennen<br />

und die Weltbilder, denen sie anhängen,<br />

zu verstehen, damit wir<br />

verständlich mit ihnen reden und<br />

es vermeiden können, unnötigen(!)<br />

Anstoß zu erregen.<br />

1 Epikur ging von der Sterblichkeit der<br />

Seele aus und lehrte die Erreichung von<br />

Lust als höchstes Lebensziel, wobei hier<br />

nicht nur Sinneslust, sondern auch Gemütsruhe<br />

gemeint war, die etwa durch<br />

philosophische Überlegungen gewonnen<br />

werden konnte.<br />

2 Zenon ist der Begründer der „Stoa“, einer<br />

philosophischen Richtung, für deren<br />

Anhänger Selbstbeherrschung und<br />

Gelassenheit die Mittel auf dem Weg zu<br />

einer angestrebten Ruhe der Seele waren.<br />

3 Hier zitiert Paulus aus dem Gedicht<br />

„Cretica“ des Kreters Epimenides und<br />

aus dem Werk „Phaenomena“ des kilikischen<br />

Dichters Aratus.<br />

10


Persönliches Zeugnis<br />

Gerne übersehen und häufig unterschätzt<br />

wird die Rolle des persönlichen<br />

Zeugnisses. Die Gründung<br />

in der Schrift ist zentral, die<br />

historischen Fakten sind wichtig,<br />

aber die glaubwürdig vermittelte<br />

persönliche Betroffenheit kann von<br />

erheblicher Bedeutung sein. Einen<br />

Hinweis auf diese Tatsache liefert<br />

bereits die Nachwahl des zwölften<br />

Apostels. Kriterium für die Wahl<br />

war es nämlich, dass der Kandidat<br />

„die ganze Zeit über, als der Herr<br />

Jesus unter uns ein- und ausgegangen<br />

ist“, persönlich miterlebt<br />

hat (Apg. 1,21). So verwundert es<br />

nicht, dass sich die Apostel auch<br />

darauf berufen, den Inhalt ihrer<br />

Verkündigung persönlich bestätigen<br />

zu können. Petrus spricht<br />

nicht lediglich von der Auferstehung<br />

Jesu, er sagt: „Diesen Jesus<br />

hat Gott auferweckt; dessen sind<br />

wir alle Zeugen“ (Apg. 2,32, und<br />

fast wortgleich im Tempel in Apg.<br />

3,15). Gegenüber Kornelius erklärt<br />

er: „Und wir sind Zeugen für alles,<br />

was er getan hat im jüdischen Land<br />

und in Jerusalem“ (Apg. 10,39; siehe<br />

auch Vers 41 in Bezug auf die<br />

Auferstehung).<br />

Paulus befindet sich, was die<br />

Zeugenschaft angeht, in einer etwas<br />

anderen Situation als Petrus, da er<br />

das Leben Jesu nicht direkt miterlebt<br />

hat. Deswegen beruft sich Paulus<br />

in Antiochia zunächst auf das<br />

Zeugnis der Apostel: „Aber Gott<br />

hat ihn auferweckt von den Toten;<br />

und er ist an vielen Tagen denen erschienen,<br />

die mit ihm von Galiläa<br />

hinauf nach Jerusalem gegangen<br />

waren; die sind jetzt seine Zeugen<br />

vor dem Volk“ (Apg. 13,31). Auf<br />

dem Areopag wird Paulus unterbrochen,<br />

als er auf die Auferstehung<br />

Jesu zu sprechen kommt, wobei<br />

man davon ausgehen kann, dass<br />

er die dennoch Interessierten später<br />

auf die zahlreichen Zeugen für seine<br />

Botschaft hingewiesen hat. Vor<br />

Agrippa schließlich berichtet Paulus<br />

von seiner eigenen Begegnung<br />

mit dem auferstandenen Jesus, so<br />

dass er zusammenfassen kann: „Ich<br />

stehe nun hier und bin sein Zeuge<br />

bei Groß und Klein“ (Apg. 26,22).<br />

Am Beispiel des Paulus lässt sich<br />

schön ersehen, dass das persönliche<br />

Zeugnis nicht auf die Jünger<br />

beschränkt ist, die das irdische<br />

Leben Jesu mitverfolgt haben. Natürlich<br />

können wir weder die Bergpredigt<br />

noch die Kreuzigung aus<br />

erster Hand bezeugen. Was aber,<br />

wie Paulus, alle Christen bezeugen<br />

können, ist die eigene, persönliche<br />

Begegnung mit dem auferstandenen<br />

Jesus. Wir sollten nicht nur die<br />

Berichte der Evangelien referieren<br />

und die Lehren der apostolischen<br />

Briefe entfalten, sondern selbst<br />

bezeugen, wie uns Jesus begegnet<br />

ist, wie Er uns Licht geschenkt hat,<br />

wie Er uns reinigt und verändert in<br />

sein Bild hin, wie Er täglich gegenwärtig<br />

ist und welche zahlreichen<br />

Wunder Er in unserem Leben tut.<br />

Christus hat uns als Zeugen berufen,<br />

nicht als Geschichtsdozenten.<br />

Die Botschaft von<br />

Jesus<br />

Es versteht sich eigentlich von<br />

selbst, und wird doch häufig missachtet:<br />

zentraler Inhalt unserer<br />

<strong>Predigt</strong> muss die Botschaft von<br />

Jesus sein. Und um das noch etwas<br />

präziser zu formulieren: die<br />

Botschaft des menschgewordenen<br />

Gottessohns, der für unsere Sünden<br />

am Kreuz gestorben ist und so<br />

die Versöhnung mit Gott möglich<br />

macht. Die Botschaft des auferstandenen<br />

Christus, der uns zur<br />

Umkehr ruft und im Glauben an<br />

ihn ewiges Leben verheißt. Die<br />

Botschaft eines tragisch gescheiterten<br />

Wanderpredigers mit einer revolutionären<br />

Liebesethik ist nicht<br />

die Botschaft über den biblischen<br />

Jesus, ist nicht das Evangelium,<br />

das die Apostel verkündigt haben.<br />

Die Apostel haben nicht zur Beendigung<br />

der (zahlreichen) Kriege<br />

aufgerufen. Sie haben nicht die<br />

Befreiung der Sklaven und die Beseitigung<br />

sozialer Missstände verlangt.<br />

Sie haben nicht einmal die<br />

abenteuerliche Korruption und<br />

Willkür der römischen Herrschaft<br />

angeprangert. Petrus predigt zu<br />

Pfingsten vielmehr über Kreuz<br />

(Apg. 2,23) und Auferstehung (V.<br />

24) und ruft zu Buße und Umkehr<br />

auf (V. 38). Im Tempel predigt<br />

er über Kreuz und Auferstehung<br />

(Apg. 3,15) und ruft zu Buße und<br />

Umkehr auf (V. 26). Im Haus<br />

des Kornelius predigt Petrus über<br />

Kreuz und Auferstehung (Apg.<br />

10,39f.) und redet vom kommenden<br />

Gericht und der Vergebung der<br />

Sünden (V. 42f.). Paulus hingegen<br />

predigt in Antiochia, genau, über<br />

Kreuz und Auferstehung (Apg.<br />

13,29f.) und warnt vor den Folgen<br />

fehlender Buße (V. 40f.). In Athen<br />

läuft seine <strong>Predigt</strong> auf einen zentralen<br />

Punkt zu – auf Kreuz und Auferstehung<br />

(Apg. 17,31), wobei er<br />

zur Buße aufruft (V. 30). Und vor<br />

Agrippa redet Paulus zu guter Letzt<br />

– über Kreuz und Auferstehung<br />

(Apg. 26, 23) und ruft zu Buße<br />

und Bekehrung auf (V. 20). Diese<br />

klaren Schwerpunkte der apostolischen<br />

<strong>Predigt</strong> sollten wir nicht aus<br />

dem Blick verlieren. So berechtigt<br />

das Anprangern bestimmter Missstände<br />

im Einzelfall auch sein mag:<br />

eine <strong>Predigt</strong> ohne die Botschaft von<br />

Kreuz und Auferstehung Jesu kann<br />

sich kaum auf die Apostel berufen.<br />

Daniel Facius (*1981) ist Ehemann, Vater<br />

von zwei Kindern und setzt sich im Ständigen<br />

Ausschuss des Bibelbundes für die<br />

Zuverlässigkeit der Bibel ein. Er is als<br />

Jurist tätig.<br />

11


Predige<br />

auslegend!<br />

Text: Thomas Hochstetter — Portrait: William Hamilton (1751-1801)<br />

Die westlichen Gemeinden stehen vor einer<br />

Hungersnot. Gottes Wort ist kaum noch zu<br />

hören! Dadurch bedingt ist das Leben<br />

vieler Christen „hin- und hergeworfen und<br />

umhergetrieben von jedem Wind der Lehre“<br />

(Epheser 4,14). In dem Artikel wollen wir die<br />

Frage beantworten: Was benötigen wir, um<br />

diese geistliche Hungersnot wieder<br />

abzuwenden?


Ein Hunger nach Gottes Wort<br />

„Siehe, es kommen Tage, spricht Gott, der Herr, da werde<br />

ich einen Hunger ins Land senden; nicht einen Hunger<br />

nach Brot, noch einen Durst nach Wasser, sondern danach,<br />

das Wort des Herrn zu hören. Da wird man hin und her<br />

wanken von einem Meer zum anderen und umherziehen<br />

vom Norden bis zum Osten, um das Wort des Herrn zu<br />

suchen, und wird es doch nicht finden“<br />

Amos 8,11-12<br />

Wir leben in einer Fastfood-Gesellschaft.<br />

Das „goldene M“, die Kette<br />

mit der Krone oder auch (für mich<br />

ganz lokal) die Dönerbude stehen<br />

für schnelles Essen aus der Retorte.<br />

Ernährungstechnisch ist aber nicht viel goldenes oder<br />

königliches an dieser Art der Ernährung, wie auch die<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2003 schon besorgt<br />

meldete. Es gibt nun eine schockierende Parallele<br />

zwischen der Fehlernährung durch Fastfood & Co. und<br />

dem, was Gott durch Seinen Propheten Amos hat voraussagen<br />

lassen, nämlich: eine geistige Fehlernährung<br />

von Seinem Volk. Gott sagte für Israel eine geistliche<br />

Hungersnot voraus, in der sie Gottes Wort suchen, aber<br />

nicht finden werden. Wir leben in dieser Hungersnot.<br />

Gottes Wort ist in den Kanzeln der westlichen Welt immer<br />

weniger zu hören. Es gibt immer weniger Gemeinden,<br />

die eine klare Stellung zu Gottes Offenbarung beziehen.<br />

Dort hört man dann alles Mögliche. Aber nicht<br />

Gottes Wort.<br />

Die Notwendigkeit der <strong>Predigt</strong><br />

Heutzutage hat das Verb „predigen“ einen faden Beigeschmack<br />

bekommen. Wenn ich jemandem „predige“,<br />

dann hat das etwas negatives, etwas herrisches. Das<br />

Predigen ist nicht mehr im Trend der Zeit. Wir sollen<br />

die Menschen doch lieber mit Medien, Musik, Schauspiel<br />

und gesellschaftsrelevanten Aktionen erreichen.<br />

Aber bitte nicht predigen, ja? Das ist so alt. So ineffektiv.<br />

So autoritär. Es passt einfach nicht mehr in unsere<br />

Zeit. Wenn eine <strong>Predigt</strong> zumutbar ist, dann bitte nur<br />

als 5-Minuten-Ausschnitt auf YouTube. Im Gegensatz<br />

zu dieser Entwicklung steht Gottes Offenbarung. Gott<br />

hat das „Verkündigen der Torheit“ (1. Korinther 1,21)<br />

als primäres Transportmittel für die Wahrheit eingesetzt.<br />

Es fängt bei der wichtigsten Aufgabe an, nämlich der<br />

Errettung zum Glauben:<br />

„Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht geglaubt<br />

haben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie<br />

nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne einen<br />

Verkündiger? Wie sollen sie aber verkündigen, wenn sie<br />

nicht ausgesandt werden? Wie geschrieben steht: »Wie<br />

lieblich sind die Füße derer, die Frieden verkündigen, die<br />

Gutes verkündigen!“<br />

Römer 10,14-15<br />

In dem Abschnitt alleine kommt das Wort „verkündigen“<br />

schon viermal vor (3x als Verb, 1x als Nomen)! Wir<br />

sehen die Notwendigkeit und den Rang der Verkündi-<br />

gung aber auch in der Apostelgeschichte. Die Gemeinde<br />

Christi fängt mit einem lauten Knall an, als an Pfingsten<br />

3000 Leute auf einen Schlag zum Glauben kommen<br />

(siehe Apostelgeschichte 2,41). Was ging dem voraus?<br />

Eine <strong>Predigt</strong> von Petrus (Apostelgeschichte 2,14-36).<br />

Was Petrus hier tat, war lediglich das, was er bei Jesus<br />

gesehen hatte. Es ist der Modus Operandi der Verkündigung.<br />

Es ist die erste Aufgabe der großen Aufgabe mit<br />

der uns Jesus zurück gelassen hat:<br />

„So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und<br />

tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und<br />

des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch<br />

befohlen habe“<br />

Matthäus 28,19-20<br />

Wie sollen wir gehen und zu Jüngern machen? Indem<br />

wir alle Welt lehren, das zu halten, was Jesus befohlen<br />

hat! Jesus predigte. Petrus predigte. Paulus predigte. Jakobus<br />

predigte. Barnabas predigte. In fast jedem Kapitel<br />

der Apostelgeschichte hören wir von jemandem, der<br />

predigt. Es ist der Auftrag, den die Gemeinde von Gott<br />

bekommen hat. Es gibt auf dieser Welt keinen höheren<br />

Ruf als sich voller Mut und voller Geist vor Menschen<br />

mit „empfindlichen Ohren“ zu stellen, um Gottes<br />

Wahrheit zu verkündigen! Es ist Gottes Lösung zu jeder<br />

geistlichen Hungersnot, auch in diesem Land! Wenn<br />

also die Verkündigung von Gottes Wort durch die <strong>Predigt</strong><br />

so notwendig und primär ist, stellt sich sogleich die<br />

Frage, wie diese Verkündigung aussehen soll.<br />

Voraussetzungen<br />

Es gibt nun einige Voraussetzungen, damit wir eine<br />

Verkündigung biblisch nennen können. Die offensichtlichste<br />

davon ist, dass der Inhalt dieser <strong>Predigt</strong> Gottes<br />

Worte wiedergibt. Es ist das Predigen von Seinem Wort,<br />

welches in den 66 Büchern der Bibel festgehalten ist.<br />

Das mag als überflüssige Erinnerung klingen. Ist es aber<br />

nicht. Wir leben in einer Zeit, in welcher die <strong>Predigt</strong><br />

oft dazu missbraucht wird, Ideen und Philosophien<br />

von Menschen weiterzugeben. So finden wir politische<br />

Themen, psychologische Gedankenspiele, „Pep Talks“,<br />

persönliche Meinungsoffenbarungen, Lehrstunden in<br />

Dogmatik oder (wie schon persönlich erlebt) Vorträge<br />

aus dem Gemeindegästebuch. Aber das alles ist keine<br />

biblische <strong>Predigt</strong>, denn es gibt nicht Gottes Worte wieder,<br />

sondern bestenfalls einen Schatten davon. Es ist wie<br />

bei der Ernährung durch Fastfood: man ist mit Essen<br />

beschäftigt, aber man ernährt sich sehr einseitig und fehlerhaft.<br />

Welches Predigen gibt dann Gottes Worte wieder?<br />

Wie können wir für eine nahrhafte und ausgewogene<br />

Ernährung durch Gottes Wort sorgen? Das bringt<br />

uns nun zu dem Kern unseres Themas.<br />

13


Die Notwendigkeit der<br />

Auslegungspredigt<br />

<strong>Predigt</strong>stile<br />

Die Verkündigung von Gottes Wort kann verschiedene<br />

Formen annehmen, wobei eine davon am Ende klar als<br />

erhaben hervorsticht. Tim Challies macht 5 grundlegende<br />

<strong>Predigt</strong>stile aus:<br />

• Anekdotisch – das Predigen basiert hauptsächlich<br />

auf Geschichten, um einen moralischen Punkt<br />

zu setzen<br />

• Biographisch – die <strong>Predigt</strong> zeigt das Leben eines<br />

Gläubigen auf und zieht moralische Lehren aus<br />

dessen Beispiel<br />

• Thematisch – der Prediger hat ein Thema vor<br />

Augen und sucht sich dann die dazugehörigen<br />

Bibelstellen aus<br />

• Textbasierend – die <strong>Predigt</strong> benutzt einen Text<br />

aus der Bibel, ist aber nicht auf die Hauptaussage<br />

des Textes aufgebaut<br />

• Auslegend – der Prediger macht die Hauptaussage<br />

des Textes zur Hauptaussage der <strong>Predigt</strong><br />

Wir können jetzt nicht jeden dieser Stile besprechen,<br />

aber wir wollen doch eine wichtige Frage stellen: wie<br />

haben denn die Prediger in der Bibel Gottes Wort gepredigt?<br />

Gibt es überhaupt Beispiele? Ich denke ja. Und<br />

wir werden sehen, dass diese Prediger (inkl. Jesus selbst)<br />

im Grunde auslegend gepredigt haben.<br />

Auslegung im Alten Testament<br />

Ein Beispiel aus dem Alten Testament finden wir mit<br />

Esra in Nehemiah 8:<br />

„Und sie lasen aus dem Buch des Gesetzes Gottes deutlich<br />

vor und erklärten den Sinn, sodass man das Gelesene<br />

verstand“<br />

Nehemiah 8,8<br />

An der Spitze dieser Ausleger stand Esra, ein Mann, der<br />

Jahre zuvor eine zweite Gruppe aus dem babylonischen<br />

Exil wieder zurück nach Jerusalem geführt hatte (Esra<br />

7-10). Durch sein Wirken brach eine große Erweckung<br />

unter den Hebräern aus. In Esra 7,10 lesen wir, wie Esra<br />

beschaffen war:<br />

„Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des<br />

Herrn zu erforschen und zu tun, und in Israel Gesetz und<br />

Recht zu lehren“<br />

Esra 7,10<br />

Die Erweckung in Jerusalem hatte einen Prediger zur<br />

Grundlage, der Gottes Wort sehr ernst nahm. Sein Leben<br />

bestand daraus, Gottes Wort zu erforschen, zu tun und<br />

zu lehren. Esra studierte Gottes Wort, lebte es aus und<br />

lehrte das Resultat seines Studiums. In Nehemia 8 steht<br />

nun das Volk vor den Priestern und will Gottes Wort<br />

hören. Wen rufen sie? Esra natürlich. Denn Esra war mit<br />

seinem gesamten Leben für diesen Moment vorbereitet.<br />

Was Esra und die Leviten dann taten, ist das, was die<br />

Auslegungspredigt beschreibt. Es geht dabei darum, den<br />

ursprünglichen Sinn so zu erklären, dass er verstanden<br />

wird. Diese Passage ist sehr lehrreich, da wir sehen, dass<br />

eine <strong>Predigt</strong> nicht nur eine Informationsschleuder sein<br />

soll. Vielmehr soll sie darauf abzielen, dass Menschen<br />

Gottes Wort besser verstehen, um es zu befolgen. Das<br />

war Esras Anliegen. Und um das zu erreichen, musste<br />

er dem Volk Gottes Gesetz lehren und zwar so, dass sie<br />

verstehen konnten, wie sie es befolgen sollten.<br />

Auslegung im Neuen Testament<br />

Das herausragende Beispiel eines auslegenden Predigers<br />

finden wir aber in Jesus. Wir sehen zwar nicht, dass Jesus<br />

sich für drei Jahre hinsetzte und durch diverse AT Bücher,<br />

Vers für Vers, predigte. Seine Zeit war knapp. Sein<br />

Dienst weit verteilt. Seine Aufgabe klar. Und dennoch<br />

sehen wir in Seinen <strong>Predigt</strong>en das Muster einer Auslegungspredigt,<br />

die fest auf Gottes Offenbarung beruht.<br />

Belege dafür können wir zum Beispiel in der Bergpredigt<br />

finden, in welcher Jesus keine neuen Gesetze erlässt,<br />

sondern die schon existierenden auslegt und allen<br />

aufzeigt, welche Bedeutung diese schon immer hatten.<br />

Ein weiteres Beispiel finden wir in Lukas 4, als Er in<br />

der Synagoge Jesaia 61:1-2 vorlas. Nach der Auffassung<br />

zahlreicher Ausleger 1 griff Lukas hier nur den Beginn<br />

einer Lehrstunde auf, da es klar war, dass Er dort auch<br />

den Text auslegte. Wir wollen uns aber mit einem dritten<br />

Beispiel ein wenig detaillierter beschäftigen, nämlich<br />

mit Lukas 24,25-27. Am Ende dieses Abschnittes, in<br />

dem Jesus Kleopas und seine Mitreisenden dafür tadelt,<br />

dass sie nicht beide Seiten der Messianischen Prophetie<br />

erkennen konnten, begann Er „bei Mose und bei allen<br />

Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was<br />

sich auf ihn bezieht“ (Lukas 24,27). 2 Jesus tat das, was<br />

auch schon Esra tat: Er erklärte den Menschen, ausgehend<br />

von den Schriften, Gottes Worte. Das ist, was eine<br />

Auslegungspredigt ausmacht.<br />

Auslegung und Inspiration<br />

Frage: Weshalb ist es wichtig, dass wir den Hauptgedanken<br />

des ursprünglichen Autors zum Hauptgedanken unserer<br />

<strong>Predigt</strong> machen? Oder anders gefragt: Wieso ist ein<br />

auslegendes Predigen der einzige Weg, der den gesamten<br />

Ratschluss Gottes an die Gläubigen bringen kann?<br />

Antwort: Weil die Auslegungspredigt der einzige<br />

Weg ist, um ernsthaft mit der Inspiration der Schrift<br />

umzugehen. Tim Kelly schreibt dazu Folgendes: „In<br />

der Auslegungspredigt kommt Gott zu Wort! Nur die<br />

Auslegungspredigt bleibt bei dem Vorhaben Gottes in<br />

dem Text. Gott allein weiß, was wir benötigen. Gott<br />

weiß, was für ihn wichtig ist. Wir wollen den Text unsere<br />

Botschaft für heute bestimmen lassen und nicht unsere<br />

Gefühle oder menschliche Weisheit. Denn bei der<br />

Auslegungspredigt werden Gottes Gedanken und seine<br />

Weisheit weitergegeben (Jesaia 55,8-11; 2. Petrus 3,15-<br />

1 Abendroth, 146-147<br />

2 Ibid., 149<br />

14


16).“ Die Prediger des Alten und des Neuen Testaments<br />

predigten auslegend, weil sie völlig überzeugt waren,<br />

dass Gottes Wort irrtumslos und im Ganzen völlig Sein<br />

Wort ist:<br />

„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur<br />

Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur<br />

Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes<br />

ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“<br />

2. <strong>Timotheus</strong> 3,16-17<br />

Zuerst ist es „alle Schrift“, die von Gott eingegeben ist<br />

(das griechische Wort beschreibt ein „Einhauchen“).<br />

Dazu ist diese eingehauchte Offenbarung noch „nützlich“.<br />

Wozu ist Gottes Wort nützlich? Damit jeder Gläubige<br />

zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet ist! Jedes<br />

Werk. Völlig ausgerüstet. Wessen bedarf es mehr? Petrus<br />

beschreibt in seinem zweiten Brief die Sicherheit, Allgenügsamkeit<br />

und Fehlerlosigkeit dieser Offenbarung, indem<br />

er es mit seiner außergewöhnlichen Erfahrung auf<br />

dem Berg der Verklärung (Matthäus 17:1-6) vergleicht,<br />

um dann zu dem noch erstaunlicheren Schluss zu kommen:<br />

„Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen<br />

Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten<br />

als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis<br />

der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren<br />

Herzen. Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine<br />

Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist.<br />

Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen<br />

Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben<br />

haben die heiligen Menschen Gottes geredet“<br />

2. Petrus 1,19-21<br />

Diese Einstellung beschreibt die Prediger im Neuen Testament.<br />

Sie waren unumstößlich davon überzeugt, dass<br />

Gottes Worte tatsächlich Seine eigenen Worte sind; dass<br />

diese ohne Fehler durch den Geist niedergeschrieben<br />

wurden und dass diese Worte fester stehen als selbst die<br />

außergewöhnlichsten Erfahrungen.<br />

Vorteile der Auslegungspredigt<br />

Eine auslegende Methodik bringt auch viele Vorteile mit<br />

sich:<br />

• Sie schützt den Prediger davor, seine eigenen Gedanken<br />

und Vorhaben in den Text zu importieren.<br />

• Sie ermöglicht es dem Zuhörer, die Botschaft an<br />

Hand des Textes zu prüfen.<br />

• Sie hat Autorität, da die Botschaft klar aus dem<br />

Text kommt.<br />

• Sie zwingt einen Prediger dazu, den ganzen Ratschluss<br />

Gottes zu predigen.<br />

• Sie motiviert den Leib Christi dazu, selbst die<br />

Schrift zu lesen und zu bewerten.<br />

Aufruf<br />

Was benötigen wir dann, um diese geistliche Hungersnot<br />

wieder abzuwenden? Was müssen wir tun, „damit<br />

der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten<br />

Werk völlig ausgerüstet“? Was bringt geistliche Reife<br />

und Wachstum im Glauben? Wie können wir als Prediger<br />

zusammen mit Paulus sagen: „Ich habe nichts verschwiegen,<br />

sondern habe euch den ganzen Ratschluss<br />

Gottes verkündigt“? (Apostelgeschichte 20,27). Der einzige<br />

Weg dahin ist durch eine sorgfältige, in Gebet getränkte,<br />

auslegende Herangehensweise, welche Kontext,<br />

Grammatik, historischen Hintergrund und ursprüngliche<br />

Bedeutung als führendes Geländer benutzt. Es ist<br />

eine <strong>Predigt</strong>, die darauf aus ist, Gottes Gedanken – und<br />

nicht unsere – zu Gehör zu bringen.<br />

„Daher bezeuge ich dir ernstlich vor dem Angesicht Gottes<br />

und des Herrn Jesus Christus, der Lebendige und Tote<br />

richten wird, um seiner Erscheinung und seines Reiches<br />

willen. Verkündige das Wort!“<br />

2. <strong>Timotheus</strong> 4,2<br />

Aufgaben zum Bibelstudium<br />

• Schau dir noch einmal den Missionsbefehl in Matthäus<br />

28,19-20 an und schreibe alle Befehle auf.<br />

Was ist das Ziel der ganzen Befehle (und somit des<br />

großen Auftrags)?<br />

• Such dir in der Apostelgeschichte alle Worte, die<br />

mit Verkündigung zu tun haben, heraus und liste<br />

sie (inkl. Versreferenz und die involvierten Personen)<br />

in einer Tabelle auf.<br />

• Lies dir Jesaia 55,8-11 durch und achte besonders<br />

auf die Verse 8 und 11. Was sagen diese Verse über<br />

unsere Art der Verkündigung aus?<br />

• Lies dir Nehemiah 8 durch und achte darauf, was<br />

Esra und die Leviten alles erklären konnten. Welche<br />

3 Eigenschaften machten das Leben Esras aus<br />

(siehe Esra 7)?<br />

Bibliographie<br />

Abendroth, Mike. Jesus Christ: The Prince of Preachers. 1st ed. Leominster:<br />

Day One Publications, 2008.<br />

Azurdia, Art. “Spirit Revived Community,” 2014. http://trinityportland.com/resources/trinity-portland-sermons/?sermon_id=373<br />

Challis, Tim. “Expository Preaching”, 2004. http://www.challies.com/<br />

general-news/expository-preaching.<br />

Lawson, Steven J. Die Hungersnot - Ein Leidenschaftlicher Ruf Nach<br />

Auslegungspredigt. Dübendorf: Verl. Mitternachtsruf, 2007<br />

MacArthur, John. Biblisch Predigen: Eine praktische Anleitung zur<br />

Auslegungspredigt. Auflage: 1. Oerlinghausen: Betanien, 2008.<br />

“Preaching Jesus of Nazareth,” 2014. http://www.gty.org/resources/sermons/44-9/preaching-jesus-of-nazareth.<br />

Robinson, Haddon. Predige das Wort: Vom Bibeltext zur lebendigen<br />

<strong>Predigt</strong>. Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 2013.<br />

Thomas Hochstetter (*1977) ledig, arbeitet derzeit im<br />

Europäischen Bibel Trainings Centrum (EBTC) als Dozent<br />

(Hermeneutik, Homiletik) und Administrator.<br />

15


Warum ist<br />

geistliche<br />

Unterweisung<br />

wichtig?


Text: Waldemar Dirksen — Gemälde: Rembrandt van Rijn (1606-1669)<br />

Geistliche Unterweisung durch die Auslegung der Schrift ist der<br />

bewährte Weg, um geistliches Feuer in den Herzen der Gläubigen zu<br />

entfachen. Strebe danach, im Wort Gottes unterwiesen zu werden!


in der Lage, Jesu Worte in ihrer<br />

Bedeutung zu erfassen. Diese geistliche<br />

Verblendung ist nicht außergewöhnlich,<br />

sondern für den natürlichen<br />

Menschen normal. „Der<br />

natürliche Mensch aber nimmt<br />

nicht an, was vom Geist Gottes ist;<br />

denn es ist ihm eine Torheit, und<br />

er kann es nicht erkennen, weil es<br />

geistlich beurteilt werden muss“ (1.<br />

Korinther 2,14).<br />

Wir sollten uns heute nicht anmaßen,<br />

in einer geistlich besseren<br />

Verfassung zu sein als damals die<br />

Emmausjünger. Wir mögen die<br />

Bedeutung des Kreuzes verstehen,<br />

aber das heißt noch lange nicht,<br />

dass wir geistlich verständige Menschen<br />

sind und über einen gesunden<br />

Glauben verfügen. Man mag<br />

an dieser Stelle einwenden, dass die<br />

Begegnung Jesu mit den Emmausjüngern<br />

noch vor Pfingsten stattfand<br />

und daher die geistlich klare<br />

„Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser<br />

Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Weg, und<br />

als er uns die Schriften öffnete?“ Lukas 24,32<br />

Als zwei Jünger auf dem<br />

Weg nach Emmaus<br />

waren, nahte sich Jesus<br />

ihnen und kam mit<br />

ihnen ins Gespräch,<br />

ohne dass sie ihn erkannten. Beide<br />

Jünger waren tief betrübt. Ihre<br />

Hoffnung auf die Befreiung Israels<br />

von der Herrschaft der Römer hat<br />

sich in Luft aufgelöst. Jesus reagierte<br />

auf ihre Betrübnis nicht mit tröstenden<br />

Worten, sondern mit einer<br />

scharfen Zurechtweisung, indem<br />

er das Problem ihrer Betrübnis an<br />

der Wurzel packte: „O ihr Unverständigen,<br />

wie ist doch euer Herz<br />

träge, zu glauben an alles, was die<br />

Propheten geredet haben“ (Lukas<br />

24,25). Mangelndes geistliches<br />

Verständnis und schwacher Glaube<br />

im Herzen waren die Ursache<br />

ihrer Betrübnis. Die Kreuzigung<br />

Jesu war nur ein Anlass ihrer Trauer.<br />

In seiner aufrüttelnden Ermahnung<br />

verknüpft Jesus scheinbare<br />

Gegensätze: Verstand und Glaube.<br />

Rechtes Verständnis und gesunder<br />

Glaube gehören zusammen.<br />

Schriftgemäßer Glaube schaltet das<br />

Denken nicht aus. Im Gegenteil:<br />

Gesunder Glaube erfordert geistlich<br />

klares Denken.<br />

Im Alten Testament wird mehrfach<br />

prophezeit, dass der Messias<br />

leiden, sterben und auferstehen<br />

wird. Außerdem hat Jesus dies<br />

mehrfach angekündigt. Lukas berichtet<br />

in seinem Evangelium, wie<br />

Jesus dreimal den Jüngern sein Leiden<br />

ankündigte. Zudem beschreibt<br />

Lukas die Wirkung dieser Ankündigungen<br />

auf die Jünger: „Und sie<br />

verstanden nichts davon, und dieses<br />

Wort war ihnen zu geheimnisvoll,<br />

und sie begriffen das Gesagte<br />

nicht“ (Lukas 18,34). Also nicht<br />

nur die Emmausjünger, sondern<br />

auch die zwölf Jünger waren geistlich<br />

unverständig. Sie waren nicht<br />

Sicht fehlte. Aber nach Pfingsten<br />

schreibt zum Beispiel Paulus an die<br />

Gläubigen in Galatien: „O ihr unverständigen<br />

Galater, wer hat euch<br />

verzaubert, dass ihr der Wahrheit<br />

nicht gehorcht, euch, denen Jesus<br />

Christus als unter euch gekreuzigt<br />

vor die Augen gemalt worden ist? ...<br />

Seid ihr so unverständig? Im Geist<br />

habt ihr angefangen und wollt es<br />

nun im Fleisch vollenden?“ (Galater<br />

3,1 und 3). Christen können<br />

nach Pfingsten wie die Emmausjünger<br />

geistlich verblendet sein.<br />

Aus diesem Grund sollten wir uns<br />

hüten, zu meinen, dass unser geistlicher<br />

Zustand besser ist als der der<br />

Emmausjünger nach der Auferstehung<br />

Jesu. Unsere Sorgen und Betrübnisse<br />

sind doch meist auf eine<br />

geistlich verschwommene Sicht<br />

zurückzuführen. Unsere geistlichen<br />

Niederlagen zeugen doch von einem<br />

erbärmlichen Glauben. Und<br />

die verderblichen Vorgänge in un-<br />

serem Inneren zeigen, wie sehr uns<br />

an Gottesfurcht mangelt. James I.<br />

Packer schreibt dazu: „Wir müssen<br />

lernen, uns selbst recht zu beurteilen,<br />

nicht im Blick auf unser Wissen<br />

über Gott, nicht in Bezug auf<br />

unsere Gaben und unsere Stellung<br />

in der Gemeinde, sondern im Blick<br />

auf unser Gebetsleben und auf das,<br />

was in unserem Herzen vorgeht.<br />

Ich fürchte, dass viele von uns keine<br />

Vorstellung davon haben, auf<br />

welch niedrigem Niveau wir hier<br />

leben. Lasst uns den Herrn bitten,<br />

uns hierfür die Augen zu öffnen.“1<br />

Hiob erkannte am Ende seiner<br />

Leidenszeit, wie unzureichend<br />

er Gott kannte, obwohl er vor<br />

seinem schweren Leiden als ein<br />

untadeliger und rechtschaffener<br />

„Mann, der Gott fürchtet und das<br />

Böse meidet“, galt (Hiob 1,8). Er<br />

beugte sich ehrfürchtig vor Gott<br />

mit folgenden Worten: „Von Hörensagen<br />

hatte ich von dir gehört,<br />

aber nun hat mein Auge dich gesehen“<br />

(Hiob 42,5). Es ist wunderbare<br />

Gnade, wenn sündige Menschen<br />

einen tiefen Einblick in die<br />

Weisheit, Macht und Souveränität<br />

Gottes erhalten. Ich vermute, dass<br />

die meisten von uns Gott nur von<br />

Hörensagen kennen. Sollen wir uns<br />

damit abfinden? Nein! Lasst uns<br />

mit Eifer und Ernst nach wahrer<br />

Gotteserkenntnis streben.<br />

Der Ausweg aus der<br />

geistlichen Not<br />

Die Emmausjünger befanden sich<br />

offenkundig in einer geistlichen<br />

Not. Jesus hat ihre geistliche Not<br />

nicht nur diagnostiziert, sondern<br />

auch mit einer ausführlichen Unterweisung<br />

darauf reagiert: „Musste<br />

nicht der Christus dies erleiden<br />

1 Packer, James I., Gott erkennen,<br />

Heroldverlag, 2014, S. 36<br />

18


Rembrandts Bildnis des<br />

Mennonitenpredigers<br />

Cornelis Claesz Anslo<br />

und seiner Frau.<br />

und in seine Herrlichkeit eingehen?<br />

Und er begann bei Mose und<br />

bei allen Propheten und legte ihnen<br />

in allen Schriften aus, was sich<br />

auf ihn bezieht“ (Lukas 24,26-27).<br />

Ausgehend von den Schriften hat<br />

er dargelegt, dass das, was in den<br />

letzten Tagen geschah, von Gott<br />

gewollt war.<br />

Es war nicht das erste Mal, dass<br />

Jesus auf die geistliche Not von<br />

Menschen mit geistlicher Unterweisung<br />

reagierte. Vor der „Speisung<br />

der Fünftausend“ war Jesus<br />

wegen der geistlichen Not des Volkes<br />

bekümmert: „Und Jesus stieg<br />

aus und sah die große Menge; und<br />

sie jammerten ihn, denn sie waren<br />

wie Schafe, die keinen Hirten haben.<br />

Und er fing eine lange <strong>Predigt</strong><br />

an“ (Markus 6,34). Er sorgte für<br />

das geistliche Wohl einer großen<br />

Volksmenge durch geistliche Unterweisung.<br />

Die Emmausjünger beschreiben<br />

mit eigenen Worten die Wirkung<br />

der Unterweisung auf ihre<br />

Herzen: „Brannte nicht unser Herz<br />

in uns, als er mit uns redete auf dem<br />

Weg, und als er uns die Schriften<br />

öffnete?“ (Lukas 24,32). Jesus hat<br />

durch die Auslegung der Schriften<br />

ein Feuer in ihren Herzen angezündet.<br />

Geistliche Empfindungen<br />

entstehen durch Erleuchtung des<br />

Verstandes. Wir müssen nicht neue<br />

Methoden zur Anregung von geistlichen<br />

Emotionen erfinden. Geistliche<br />

Unterweisung in Form der<br />

Schriftauslegung ist der bewährte<br />

Weg, um beim Volk Gottes geistliches<br />

Feuer zu entfachen. Heilige<br />

Empfindungen in der Gemeinde<br />

Gottes können nicht per Knopfdruck<br />

hervorgerufen werden und<br />

sollen auch nicht künstlich erzeugt<br />

werden. Geistlich wirksame Unterweisung<br />

führt Gläubige zum Frieden<br />

und zur Freude in Gott.<br />

Nachdem die Israeliten aus ihrer<br />

Gefangenschaft heimgekehrt<br />

waren, haben die Leviten das Volk<br />

ebenfalls unterwiesen und zwar im<br />

Gesetz, indem „sie [...] das Buch<br />

des Gesetzes Gottes klar und verständlich<br />

aus[-legten], so daß man<br />

verstand, was gelesen worden war“<br />

(Nehemia 8,8). Wie reagierte das<br />

Volk auf die Auslegung des Gesetzes?<br />

Es heißt im nachfolgenden<br />

Vers: „alles Volk weinte, als sie die<br />

Worte des Gesetzes hörte“ (Vers 9).<br />

Geistliche Betrübnis war die Wirkung<br />

der Unterweisung. Während<br />

dieser heilsamen Betrübnis ermunterte<br />

Nehemia das Volk mit den bekannten<br />

Worten: „Und seid nicht<br />

bekümmert; denn die Freude am<br />

Herrn ist eure Stärke“ (Vers 10).<br />

Im Anschluss feierte das Volk ein<br />

Freudenfest (Vers 11). Die Schriftauslegung<br />

darf nicht unterschätzt<br />

werden. Sie war in der Vergangenheit<br />

ein Mittel, um Menschen auf<br />

den rechten Weg zu führen. Heute<br />

soll sie denselben Stellenwert haben.<br />

Die klare Schriftauslegung ist<br />

von Gott gewollt. Die Urgemeinde<br />

blieb beispielsweise beständig in<br />

der Lehre der Apostel (Apostelgeschichte<br />

2,42).<br />

Ausgehend von der Erfahrung<br />

der Emmausjünger können wir<br />

festhalten: Der Ausweg aus einer<br />

geistlichen Notlage ist geistliche<br />

Unterweisung. Wenn geistlich<br />

wirksame Unterweisung unterbleibt,<br />

verkümmert das Volk Gottes.<br />

Schon im Alten Testament<br />

heißt es: „Mein Volk geht zugrunde<br />

aus Mangel an Erkenntnis“ (Hosea<br />

4,6). Jemand sagte auch: Eine Gemeinde<br />

steht und fällt mit der <strong>Predigt</strong>.<br />

Die geistliche Not in unseren<br />

Gemeinden ist groß. Gläubige sind<br />

oft geistlich unterernährt. Die Auslegung<br />

der Schrift, wie Jesus und<br />

die Leviten es taten, ist der Weg aus<br />

dieser Notlage.<br />

Lieber Leser, bleib niemals<br />

in deiner geistlichen Not einfach<br />

stecken! Lass dich geistlich unterweisen<br />

im Wort Gottes! Höre aufmerksam<br />

zu, wenn Gottes Wort<br />

ausgelegt wird! Lies selbst regelmäßig<br />

Gottes Wort! Denk darüber<br />

nach! Wende es auf dein Leben an!<br />

Sei nicht gleichgültig, wenn mangelndes<br />

geistliches Verständnis und<br />

schwacher Glaube dein geistliches<br />

Leben kennzeichnen. Geistliche<br />

Unterweisungen vermitteln uns ein<br />

geistliches Verständnis und stärken<br />

unseren Glauben.<br />

Fragen<br />

• Nenne weitere Beispiele aus<br />

der Bibel, die die Wirkung der<br />

Schriftauslegung veranschaulichen.<br />

• Welche Rolle spielt der Heilige<br />

Geist für das Verständnis der<br />

Heiligen Schrift?<br />

• Was unternimmst du, wenn du<br />

wie die Emmausjünger in einer<br />

geistlichen Not steckst?<br />

Waldemar Dirksen (*1982) ist Lehrer<br />

an einem Berufskolleg in Bonn. Als Mitgründer,<br />

Mitherausgeber und Redakteur<br />

gehört er zu den regelmäßigen Autoren<br />

von <strong>Timotheus</strong>.<br />

19


Die berühmteste<br />

<strong>Predigt</strong> aller Zeiten!<br />

Text: Ludwig Rühle — Gemälde: Carl Bloch (1834-1890)<br />

Jesus Christus ist das fleischgewordene Wort Gottes. Wir können<br />

darum davon ausgehen, dass Jesus nicht nur sehr wortgewandt,<br />

sondern dass er der größte Prediger aller Zeiten war. In diesem<br />

Artikel wollen wir uns die berühmteste <strong>Predigt</strong> des größten Predigers<br />

aller Zeiten ansehen, die Bergpredigt.


Die Menschen hörten Jesus gerne, so berichtet<br />

uns die Bibel, weil er mit Vollmacht, das<br />

heißt mit sehr großer Autorität zu ihnen<br />

sprach. Nicht so, wie sie es von den Schriftgelehrten<br />

gewöhnt waren. Jesus war ganz<br />

anders (Matthäus 7,29). Viele denken vielleicht, dass<br />

so gewaltige Massen zu Jesus strömten, weil er Wunder<br />

tat und Kranke heilte. Ja, deshalb kamen sie auch. Aber<br />

der erste Antrieb war, dass sie Jesus hören wollten (Lukas<br />

6,17). Die Bergpredigt, die tausende von Menschen<br />

hörten, wird uns von Matthäus und Lukas überliefert.<br />

Aufgrund der Unterschiede zwischen den beiden Evangelien<br />

kann man darauf schließen, dass Jesus entweder<br />

diese <strong>Predigt</strong> in ähnlicher Weise mehrfach gehalten hat<br />

oder dass die beiden Evangelisten verschiedene Schwerpunkte<br />

beim Aufschreiben gesetzt hatten. Diesem Artikel<br />

liegt die Bergpredigt im Lukasevangelium zugrunde.<br />

Den Menschen damals oder uns heute verkündet Jesus<br />

durch seine <strong>Predigt</strong> sehr deutlich, dass in seiner Nachfolge<br />

oberflächliche Begeisterung nicht ausreicht. Hier<br />

geht es um mehr. In der Nachfolge geht es um alles! Um<br />

dein ganzes Leben. Um deine innerste Gesinnung, deine<br />

Entschiedenheit, deine Liebe, deine Taten. Es geht nicht<br />

nur um deine Beziehung zu Gott, sondern auch zum<br />

Nächsten. Es geht nicht nur darum, Jesu Worte zu kennen,<br />

sondern auch zu tun.<br />

Und noch etwas macht Jesus in jedem Teil der Bergpredigt<br />

deutlich: das Leben in der Nachfolge basiert auf<br />

ganz anderen Grundsätzen als das Leben in der Welt.<br />

Jesus hat dies seinen Gegnern schon vorher anhand des<br />

Gleichnisses von neuen Flicken und neuem Wein erklärt<br />

(Lukas 5,33.39). Er ist nicht gekommen, um das bestehende<br />

Glaubens- und Wertesystem der Pharisäer und<br />

Schriftgelehrten zu flicken und zu verbessern, sondern<br />

um etwas ganz Neues zu bringen. Mit ihm kommt das<br />

Reich Gottes: wahre Befreiung von Sünden und Gemeinschaft<br />

mit dem dreieinigen Gott. In diesem Licht<br />

müssen wir die Seligpreisungen und Wehrufe lesen.<br />

Bergpredigt erster Teil Lukas 6,20-<br />

26 - Deine Beziehung zu Gott<br />

Jesus spricht im ersten Teil der Bergpredigt, in den Seligpreisungen<br />

und Wehrufen, von Reichen und Armen.<br />

Doch es geht ihm nicht nur um materiellen Reichtum,<br />

nicht nur um das Leben in dieser Welt, sondern um die<br />

ewige Seligkeit und Verdammnis. Glückselig zu sein bedeutet,<br />

von Gott gesegnet und gerettet zu sein. Unter<br />

dem Wehruf zu stehen bedeutet, unter Gottes Zorn zu<br />

sein.<br />

Zu Jesu Zeit ging man davon aus, dass reiche Menschen<br />

besonders von Gott gesegnet sind und deshalb<br />

auch unter seiner Gnade stehen. Es herrschte das Reichtumsideal.<br />

Heute ist eher das Armutsideal verbreitet.<br />

Jesus schlägt sich mit seinen Seligpreisungen nicht auf<br />

die eine oder andere Seite. Er will vielmehr deutlich machen,<br />

dass es eben nicht um arm oder reich geht, nicht<br />

um deine Stellung in der Gesellschaft, sondern um deine<br />

Stellung zu Christus. Das war damals und ist auch heute<br />

radikal. Es kommt nicht auf deine äußeren Umstände,<br />

sondern auf dein Herz an. Armut und Reichtum haben<br />

deshalb hier auch eine tiefere geistliche Bedeutung. Arm<br />

und Reich sind mit einer bestimmten inneren Einstellung<br />

zu Gott verbunden. Es geht um die Armut vor<br />

Gott. Das heißt, gerade nicht auf sich, seine Stellung<br />

und sein Geld zu vertrauen, sondern seine Abhängigkeit<br />

von Gott zu erkennen und alles von ihm zu erwarten.<br />

Im Zentrum der Seligpreisungen und Wehrufe wird<br />

diese tiefere Bedeutung am deutlichsten. Hier wird die<br />

neue Grundlage deiner Beziehung zu Gott und des Segens<br />

in Deinem Leben verkündet:<br />

„Glückselig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen,<br />

und wenn sie euch ausschließen und schmähen<br />

und euren Namen als einen lasterhaften verwerfen um<br />

des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tag<br />

und hüpft! Denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel.<br />

Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht“<br />

(Lukas 6,22-23).<br />

Diese Verse sind das Zentrum unseres Abschnittes.<br />

Alle anderen Aussagen führen darauf hin. Das heißt,<br />

21


dass wir alle bisherigen mit dieser Aussage verbinden<br />

müssen: Auch wenn du arm bist, wenn du jetzt hungern<br />

musst, wenn du weinst, ja wenn du gehasst wirst – bist<br />

du glückselig, wenn es um des Menschensohnes, um<br />

Christi willen geschieht!<br />

Es kommt nicht auf deine Armut oder deinen Reichtum<br />

noch auf sonstige Äußerlichkeiten an, sondern auf<br />

Christus !<br />

Durch diese Verse wird auch offensichtlich, dass<br />

Christen mit Widerstand rechnen müssen, und der<br />

Grund dafür ist ganz einfach. Sie wollen nicht mehr<br />

nach den Grundsätzen dieser Welt, sondern nach denen<br />

des Reiches Gottes leben. Doch trotz allem Leid, Verfolgung<br />

und Verführung, die Christen deswegen erfahren,<br />

dürfen, ja sollen sie sich mit aller Kraft freuen. Sie sollen<br />

sogar vor Freude in die Luft springen (Lukas 6,23), denn<br />

sie gehören zu Christus und werden von ihm reichen<br />

Lohn empfangen.<br />

Und das ist nicht nur eine dieser Vertröstungen auf<br />

das Jenseits. Jesus sagt: „glückselig seid ihr!“ Christen<br />

dürfen den Segen und den Lohn Gottes schon in dieser<br />

Welt schmecken. Damit meine ich, dass wir schon hier<br />

Gemeinschaft in der Familie Gottes, Sündenvergebung<br />

und Befreiung erfahren. Wir sind befreit dazu, Jesus zu<br />

folgen und den Nächsten, ja sogar unsere Feinde zu lieben.<br />

Wir müssen nicht mehr nach den Dingen streben,<br />

die in dieser Welt als Glück verkauft werden wie Schönheit,<br />

Reichtum und Selbstverwirklichung, sondern dürfen<br />

darauf vertrauen, dass Gott uns annimmt, versorgt<br />

und glückselig macht, wie auch immer unsere äußeren<br />

Umstände aussehen. Diese neue Einstellung zu Gott<br />

führt deshalb zu einer neuen Einstellung zum Nächsten.<br />

Bergpredigt zweiter Teil Lukas 6,27-<br />

42 – Deine Beziehung zum Nächsten<br />

Jesus will uns im zweiten Teil der Bergpredigt kein moralisches<br />

Regelwerk zum Leben geben, sondern wiederum<br />

deutlich machen, dass wir als seine Nachfolger nach<br />

neuen Grundsätzen leben müssen. Der Maßstab für unser<br />

Handeln ist die Barmherzigkeit Gottes, die Er uns<br />

in Christus gezeigt hat. Christus hat uns nicht nur in<br />

Worten geliebt, sondern in Taten. Er ist Mensch geworden<br />

und für unsere Schuld ans Kreuz gegangen. Er hat<br />

dieses Erlösungswerk für uns getan, ohne Bedingungen<br />

zu stellen. Er ist für uns gestorben, als wir noch seine<br />

Feinde waren. Diese Liebe soll auch unsere Einstellung<br />

zum Mitmenschen prägen. Jesus verlangt nicht in erster<br />

Linie, dass wir Liebesgefühle entwickeln, sondern dass<br />

wir etwas für unseren Nächsten tun sollen. Wir haben<br />

die Pflicht, Gutes zu tun, zu segnen, zu geben und zu<br />

vergeben. Und das selbstlos und bedingungslos, ohne<br />

darauf zu hoffen, etwas zurückzubekommen. Diese<br />

selbstlose Liebe kommt nicht aus uns selbst, sie muss<br />

uns von Gott geschenkt werden. Wir können allein aus<br />

Gottes Barmherzigkeit barmherzig sein: „Darum seid<br />

barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Das ist<br />

der zentrale Vers aus dem zweiten Teil der Bergpredigt.<br />

Wie schwer ist es, deinen Mitmenschen nicht zu<br />

verurteilen, sondern ihm aus Liebe zu vergeben (Lukas<br />

6,37-38)? Wie schwer ist es, mit dir selbst ins Gericht<br />

zu gehen, dem anderen aber barmherzig zu begegnen<br />

(Lukas 6,41-42)? Wie schwer ist es, dem etwas Gutes zu<br />

sagen, der schlecht über dich spricht (Lukas 6,28)? Wir<br />

müssten an diesen Geboten verzweifeln, wenn die Bergpredigt<br />

nicht mit den Seligpreisungen beginnen würde.<br />

Jesus macht uns armen und elenden Menschen deutlich,<br />

dass Gott uns zuerst beschenken will, dass er barmherzig<br />

zu uns ist. Aus dieser Barmherzigkeit müssen wir leben.<br />

Mit anderen Worten ausgedrückt heißt das, dass wir aus<br />

der Liebe Jesu leben müssen, aus dem, was er für uns getan<br />

hat. Wir können vergeben, weil uns vergeben wurde,<br />

schenken, weil wir beschenkt wurden und Menschen zu<br />

Christus führen, weil wir ihn erkennen durften (Lukas<br />

6,37-39).<br />

Doch dieser Umstand befreit uns nicht von unserer<br />

Verantwortung. Im Gegenteil! Weil Christus uns reich<br />

beschenkt, haben wir umso größere Verantwortung, ihm<br />

zu folgen. Weil wir das Evangelium der Liebe, Barmherzigkeit<br />

und Vergebung kennen, haben wir umso größere<br />

Verantwortung, dieses Evangelium auszuleben. Und<br />

darum beendet Jesus seine Bergpredigt mit einem sehr<br />

ernsten Wort: „Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr«<br />

und tut nicht, was ich sage?“ (Lukas 6,46).<br />

Bergpredigt dritter Teil Lukas<br />

6,43-49 – Deine Beziehung zu Gott<br />

bestimmt deine Beziehung zum<br />

Nächsten<br />

Im dritten Teil der Bergpredigt verbindet Jesus die ersten<br />

beiden Teile und schlussfolgert: Deine Beziehung zu<br />

Gott muss deine Beziehung zum Nächsten bestimmen.<br />

Mit anderen Worten: deine innere Haltung zu Gott bestimmt<br />

dein äußeres Handeln. Wenn Christus wirklich<br />

dein Herr ist, dann muss sich das in deinem Leben zeigen!<br />

Jesus vergleicht uns mit Bäumen und unsere Taten<br />

mit den Früchten der Bäume. So wie die Frucht Aufschluss<br />

über die Art und Qualität des Baumes gibt, so<br />

geben unsere Taten Aufschluss darüber, wie unser Inneres,<br />

unser Herz beschaffen ist: „Der gute Mensch bringt<br />

aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor,<br />

und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz seines<br />

Herzens das Böse hervor“ (Lukas 6,45). Deine innere<br />

Haltung bestimmt deine äußere Handlung. Vielleicht<br />

kannst du eine ganze Weile den Schein wahren, doch<br />

wenn du unter Druck gerätst, dann wird genau das herauskommen,<br />

was in dir ist. Wie bei einer Orange, die<br />

zerdrückt wird. Ist sie voll süßen Saftes, fließt süßer Saft<br />

heraus. Ist sie voll sauren Saftes, fließt saurer Saft heraus.<br />

„Denn wovon sein Herz voll ist, davon redet der Mund“<br />

(Lukas 6,45). Womit ist dein Herz gefüllt? Was kann<br />

aus deinem Herzen überlaufen? Ist es Christus und sein<br />

Wort?<br />

Im abschließenden Gleichnis vom klugen und törichten<br />

Baumeister fordert uns Jesus eindringlich dazu<br />

auf, seine Worte nicht nur zu hören, sondern auch zu<br />

tun. Doch das müssen wir beachten: Es geht ihm auch<br />

hier in erster Linie nicht um dein Handeln, sondern um<br />

dein Herz. Nicht dein Handeln bestimmt dein Herz,<br />

sondern dein Herz bestimmt dein Handeln! Doch das<br />

wird durch Jesu Worte offensichtlich, dein Handeln<br />

zeigt, womit dein Herz gefüllt ist.<br />

22


Unsere Taten sind folglich kein Gegenpol zur Gnade,<br />

auch kein Zusatzprogramm, um wirklich gerettet zu<br />

werden. Die Taten sind das Prüfsiegel unserer Herzenshaltung,<br />

unseres Glaubens.<br />

Wer Jesus wirklich von Herzen folgt, wessen Herz<br />

mit seinen Worten und seinem Geist erfüllt ist, der wird<br />

nicht mehr nach den Maßstäben dieser Welt leben, sondern<br />

wird die Maßstäbe der Bibel zu seinem Ziel setzen.<br />

Er wird alles daransetzen, um Jesu Worte umzusetzen!<br />

Und wer nur hört und nicht tut, was Jesus sagt,<br />

dessen Glaube wird auf Dauer und vor allem unter den<br />

Stürmen des Lebens keinen Bestand haben, weil es kein<br />

wahrer Glaube, keine wahre Herzensüberzeugung ist.<br />

Es geht hier nicht darum, dass du perfekt sein musst.<br />

Keiner ist perfekt, keiner lebt, ohne zu sündigen (1. Johannes<br />

1,8). Es geht hier nicht um Gesetzlichkeit oder<br />

Heiligungsstress! Es geht darum, ob du wirklich von<br />

Herzen Jesus folgst. Wenn es so ist, muss es immer mehr<br />

von außen erkennbar werden. Auch als Christ wirst du<br />

immer wieder sündigen. Aber Christus vergibt dir deine<br />

Sünden und hilft dir immer wieder auf den rechten<br />

Weg.<br />

Jesus beendet seine <strong>Predigt</strong> mit dem Gleichnis vom<br />

klugen und törichten Baumeister. Die Botschaft ist<br />

eindeutig: Wir dürfen seine Lehre nicht auf die leichte<br />

Schulter nehmen. Das hätte katastrophale Folgen. Im<br />

Glauben geht es nicht nur darum, Jesus super zu finden,<br />

es geht darum, ihm mit seinem ganzen Leben zu folgen.<br />

Von dieser gewaltigen <strong>Predigt</strong> können wir nicht nur<br />

lernen, wie wir Jesus nachfolgen, sondern auch, wie wir<br />

selbst das Wort Gottes weitergeben und verkündigen<br />

sollen:<br />

• Richtige Verantwortung: Wer Jesu Worte kennt,<br />

trägt nun die Verantwortung, sie zu tun! Hörer des<br />

Evangeliums können nicht neutral gegenüber Jesus<br />

bleiben.<br />

In der berühmtesten <strong>Predigt</strong> aller Zeiten, der Bergpredigt<br />

Jesu, liegt für Christen ein zweifacher Auftrag. Sie<br />

sollen selber die Botschaft Jesu ausleben, und sie sollen<br />

sie durch ihr Zeugnis in Tat und Wort weitergeben.<br />

Aufgaben zum Bibelstudium<br />

• In der Bergpredigt geht es offensichtlich um mehr<br />

als um Lebensregeln zu Sitte und Moral. Was<br />

bedeutet es, Jesus als Herrn zu haben in deiner Beziehung<br />

zu Gott und zum Nächsten? (1. Johannes<br />

2,1-17).<br />

• Die Grundlage der Bergpredigt bilden Jesus und<br />

sein Heilswerk. Wie sieht die konkrete Verbindung<br />

zu seinem Tod und seiner Auferstehung aus? (Lukas<br />

9,20-27).<br />

• Lies zum Vergleich andere <strong>Predigt</strong>en von Jesus und<br />

prüfe, ob und wie auch dort Jesus selbst das Zentrum<br />

der Botschaft bildet! (Lukas 12,1-59; 14,25-<br />

34; 21,8-36; 24,25-27).<br />

• Richtige Reihenfolge: Erst die Beziehung zu Gott,<br />

dann zum Nächsten! In der Nachfolge Jesu und im<br />

Reich Gottes kommt es zu allererst auf die Beziehung<br />

und Einstellung zu Gott an. Worauf vertraut<br />

man, worauf baut man? Auf menschliche Kraft,<br />

Weisheit, Reichtum und Ansehen oder auf Jesus<br />

und das, was er für uns getan hat? Wer seine Armut<br />

vor Gott erkennt und von ihm gesegnet wird, der<br />

ist in der Lage, diesen Segen seinem Mitmenschen<br />

weiterzugeben.<br />

• Richtiges Zentrum: Es geht immer um Jesus! Wer<br />

um Jesu Namen willen leidet, empfängt reichen<br />

Lohn. Wer seine Liebe erfahren hat, kann seinen<br />

Nächsten, ja sogar seinen Feind lieben. Wessen<br />

Herz mit ihm und seinen Worten gefüllt ist, kann<br />

diese Worte auch tun. Die Bergpredigt ist nicht<br />

nur eine berühmte <strong>Predigt</strong> von, sondern auch über<br />

Jesus. Kein einziges Wort dieser <strong>Predigt</strong> ist ohne das<br />

Evangelium zu denken. Christus bildet die Grundlage<br />

und den Inhalt unseres Glaubens. Deshalb dürfen<br />

wir die Bergpredigt oder jede andere Stelle der<br />

Bibel und das Werk Jesus am Kreuz nicht getrennt<br />

voneinander betrachten.<br />

• Richtiges Ziel: Es geht um das Herz! Bei Gott kommt<br />

es nicht auf den sozialen Stand, Reichtum oder<br />

Ansehen an. Ja, es kommt nicht mal auf die Taten<br />

eines Menschen an. Es geht um sein Herz.<br />

Ludwig Rühle (*1979) ist Pastor der BEG Osnabrück<br />

(www.beg-os.de). Er studierte an der ART in Hannover. Mit seiner<br />

Frau Katharina hat er zwei und während Du diese Ausgabe liest<br />

wahrscheinlich schon drei Kinder. Regelmäßiger Blogger für<br />

www.josiablog.de.<br />

23


SCHRIFTGELEHRT<br />

Die Rubrik zum<br />

Alten Testament.<br />

<strong>Predigt</strong> im<br />

Alten Testament<br />

Text: Andreas Münch — Foto: Joe Alblas<br />

Weltweit wird jeden Sonntag Gottes Wort gepredigt. Je nach Kultur<br />

sind Länge, Aufbau und Beispiele einer <strong>Predigt</strong> ganz unterschiedlich.<br />

Doch die fundamentalen Prinzipien biblischer Verkündigung entspringen<br />

direkt dem Alten Testament. In diesem Artikel möchte ich<br />

dir gerne die „Geschichte der <strong>Predigt</strong>“ anhand des ersten Teiles der<br />

Bibel aufzeigen.


FOTO: THE BIBLE SERIES © 2014 LIGHTWORKERS MEDIA. ALL RIGHTS RESERVED.<br />

Der <strong>Predigt</strong>dienst der Priester<br />

Gott überließ die <strong>Predigt</strong> Seines Wortes<br />

nie dem Zufall. Durch Mose, den ersten<br />

großen Prediger (das ganze 5. Buch<br />

Mose könnte man als eine große <strong>Predigt</strong><br />

betrachten), gab Gott Israel Sein autoritatives<br />

Wort. Da Mose, der geistliche Führer Israels, kurz<br />

vor seinem Tod stand, wurde die Verantwortung der<br />

Lehre und <strong>Predigt</strong> in die Hände der Priester gegeben.<br />

So lesen wir in 5. Mose 31,9: „Und Mose schrieb dieses<br />

Gesetz auf und gab es den Priestern, den Söhnen Levi,<br />

die die Lade des Bundes des HERRN trugen, und allen<br />

Ältesten von Israel“.<br />

Die Aufgabe der <strong>Predigt</strong> für die Zukunft im verheißenen<br />

Land war also die Verantwortung des Stammes<br />

Levi und insbesondere die der Priester, die aus der Familie<br />

von Aaron hervorgingen.<br />

Dreimal im Jahr sollte jeder männliche Israelit vor<br />

dem Angesicht des HERRN erscheinen (vgl. 2. Mose<br />

23,17; 34,23 und 5. Mose 16,16), das heißt, er sollte<br />

bewusst zur Stiftshütte und später zum Tempel pilgern,<br />

um sich an die Weisungen Gottes zu erinnern. Alle sieben<br />

Jahre sollte dann das ganze Volk ohne Ausnahme<br />

vor Seinem Gott erscheinen: „Und Mose befahl ihnen<br />

[den Priestern] und sagte: Am Ende von sieben Jahren,<br />

zur Zeit des Erlassjahres, am Fest der Laubhütten,<br />

wenn ganz Israel kommt, um vor dem HERRN, deinem<br />

Gott, an der Stätte zu erscheinen, die er erwählen wird,<br />

sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel ausrufen lassen,<br />

vor ihren Ohren. Versammle das Volk, die Männer und<br />

die Frauen und die Kinder und deinen Fremden, der<br />

in deinen Toren wohnt, damit sie hören und damit sie<br />

lernen und den HERRN, euren Gott, fürchten und darauf<br />

achten, alle Worte dieses Gesetzes zu tun! Und ihre<br />

Kinder, die es nicht wissen, sollen zuhören, damit sie<br />

den HERRN, euren Gott, fürchten lernen alle Tage, die<br />

ihr in dem Land lebt, in das ihr über den Jordan zieht,<br />

um es in Besitz zu nehmen“ (5. Mose 32,10-13).<br />

Hier finden wir bereits wichtige Prinzipien biblischer<br />

Verkündigung: 1) Die Grundlage der <strong>Predigt</strong> ist<br />

das ganze Wort Gottes 2) Gott beruft Menschen zum<br />

Predigen 3) Jeder aus Gottes Volk soll sich ohne Ausnahme<br />

unter die <strong>Predigt</strong> von Gottes Wort begeben 4) Das<br />

Ziel der Verkündigung ist ein Leben in der Furcht Gottes.<br />

Als der Apostel Paulus an <strong>Timotheus</strong> die bekannten<br />

Worte aus 2. <strong>Timotheus</strong> 3,16-17 schrieb: „Alle Schrift<br />

ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur<br />

25


Überführung, zur Zurechtweisung,<br />

zur Unterweisung in der Gerechtigkeit,<br />

damit der Mensch Gottes<br />

richtig sei, für jedes gute Werk<br />

ausgerüstet“, dann hatte er dabei<br />

vor allem die Schriften des Alten<br />

Testamentes im Sinn, weil sie die<br />

Bibel der ersten Christen war, bis<br />

der Kanon – d.h. die autoritativen<br />

Schriften – des Neuen Testamentes<br />

fertiggestellt wurde.<br />

Leider ist das biblische Zeugnis<br />

über die rechtmäßige <strong>Predigt</strong> für<br />

die darauffolgenden Jahrhunderte<br />

recht finster. Obwohl die Priester<br />

Gottes Wort hatten und es ihre Verantwortung<br />

war, das Volk darin zu<br />

unterweisen, so scheinen sie – bis<br />

auf wenige Ausnahmen - ihrer Verantwortung<br />

nicht gerecht geworden<br />

zu sein. Denn Gott erweckte<br />

eine weitere Gruppe von Predigern,<br />

die dem Volk kompromisslos den<br />

Spiegel von Gottes Wort vor Augen<br />

hielt – die Propheten des Alten<br />

Testaments.<br />

Der <strong>Predigt</strong>dienst der<br />

Propheten<br />

Über die Jahrhunderte hinweg war<br />

Gott Seinem Volk gnädig, indem<br />

Er sie durch berufene Propheten<br />

an Seinen Bund erinnerte. Die<br />

Propheten mussten die Priester immer<br />

wieder daran erinnern, dass sie<br />

ihren Job als Lehrer und Prediger<br />

versäumt hatten. So lesen wir in 2.<br />

Chronik 15,3: „Und Israel war lange<br />

Zeit ohne den wahren Gott und<br />

ohne belehrende Priester und ohne<br />

Gesetz“.<br />

Einer von Israels größten Propheten,<br />

Jeremia, schrieb ganz zu<br />

Anfang seines Buches: „Die Priester<br />

sagten nicht: Wo ist der HERR?<br />

Und die das Gesetz handhabten,<br />

kannten mich nicht; und die Hirten<br />

haben mit mir gebrochen“ (Jeremia<br />

2,8a).<br />

Auch der Prophet Hosea predigte<br />

gegen die Priester und bringt<br />

dabei das Hauptresultat ihres Versäumnisses<br />

auf den Punkt: „Mein<br />

Volk kommt um aus Mangel an<br />

Erkenntnis. Weil du die Erkenntnis<br />

verworfen hast, so verwerfe ich<br />

dich, dass du nicht mehr als Priester<br />

dienst. Du hast das Gesetz deines<br />

Gottes vergessen, so vergesse auch<br />

ich deine Kinder“ (Hosea 4,6). Die<br />

Priester hatten die wundervolle<br />

Aufgabe erhalten, Gottes Volk über<br />

Sein Wesen und Seine Ordnungen<br />

zu unterrichten. Doch sie taten es<br />

nicht und damit brachten sie eine<br />

geistliche Hungersnot über Israel.<br />

Leider war das Volk durch<br />

jahrhundertelangen Götzendienst<br />

zum Großteil soweit abgestumpft,<br />

dass sie nicht mehr für die <strong>Predigt</strong><br />

der Propheten empfänglich waren.<br />

So ermahnte Gott durch den<br />

Propheten Sacharja: „Seid nicht<br />

wie eure Väter, denen die früheren<br />

Propheten predigten und sprachen:<br />

„So spricht der HERR Zebaoth:<br />

Kehrt um von euren bösen Wegen<br />

und von eurem bösen Tun!“, aber<br />

sie gehorchten nicht und achteten<br />

nicht auf mich, spricht der HERR“<br />

(Sacharja 1,4 Luther 1984).<br />

Es mangelte dem Volk also<br />

nicht an berufenen Predigern, doch<br />

im Großen und Ganzen stieß ihre<br />

<strong>Predigt</strong> auf taube Ohren. Interessant<br />

dabei ist, dass Gott bereits im<br />

Alten Testament seine Propheten<br />

als Prediger zu anderen Völkern<br />

schickte, die keine Israeliten waren.<br />

Das bekannteste Beispiel dürfte der<br />

Prophet Jona sein.<br />

Anfangs hatte dieser wenig Lust<br />

an seinem Auftrag, doch Gott ließ<br />

nicht locker. Schließlich fand sich<br />

Jona in einer der größten Metropolen<br />

des alten Vorderen Orients –<br />

Ninive – wieder und predigte dort<br />

die Worte Gottes. Die Bewohner<br />

von Ninive taten daraufhin Buße<br />

(vgl. Jona 3). Jesus verweist auf diese<br />

Generation und stellt ihre Reaktion<br />

der Seiner Zuhörer gegenüber:<br />

„Männer von Ninive werden<br />

aufstehen im Gericht mit diesem<br />

Geschlecht und werden es verdammen,<br />

denn sie taten Buße auf die<br />

<strong>Predigt</strong> des Jona; und siehe, mehr<br />

als Jona ist hier“ (Matthäus 12,41).<br />

Auch hier gibt es wieder einige<br />

Prinzipien für uns zu entdecken:<br />

1). Wenn Gottes Volk - sei es Israel<br />

zur Zeit des Alten Testaments oder<br />

die neutestamentliche Gemeinde<br />

– nicht Gottes Wort gepredigt<br />

bekommt, dann wird es geistlich<br />

zugrunde gehen 2). Auch wenn<br />

viele Prediger ihrer Verantwortung<br />

nicht nachkommen, so wird Gott<br />

doch immer dafür sorgen, dass<br />

es eine kleine Minderheit unter<br />

Seinen Leuten gibt, die den Mut<br />

aufbringt, den ganzen Ratschluss<br />

Gottes zu verkündigen 3). Gottes<br />

Wort muss den Menschen gepredigt<br />

werden, damit sie gerettet werden<br />

können. Jedoch gab es einige<br />

erwähnenswerte Erweckungsbewegungen<br />

unter dem Volk.<br />

Zeiten der Erweckung<br />

So lesen wir von dem gottesfürchtigen<br />

König Joschafat, dass er die<br />

geistliche Obrigkeit des Volkes<br />

zum Predigen im Südreich Juda<br />

losschickte: „Und sie lehrten in<br />

Juda, und sie hatten das Buch des<br />

Gesetzes des HERRN bei sich und<br />

zogen in allen Städten Judas umher<br />

und lehrten das Volk“ (2. Chronik<br />

17,9). Die Folge davon war, dass<br />

Gott Seinen Segen über diese Generation<br />

brachte und ihr den Sieg<br />

über ihre Feinde schenkte. Ungefähr<br />

zweihundert Jahre später gab<br />

es eine ähnliche Erweckung, bei<br />

der die <strong>Predigt</strong> eine entscheidende<br />

Rolle spielte.<br />

Während der Regierung des<br />

jungen Königs Josia fand man bei<br />

Ausbesserungen am Tempel in Jerusalem<br />

Abschriften vom Gesetz<br />

Mose. Anscheinend war der Inhalt<br />

zum größten Teil neu für die damalige<br />

Generation, denn sie waren<br />

erschüttert über die Dinge, die sie<br />

dort geschrieben fanden. Josia erkannte<br />

den Ernst der Lage und<br />

sorgte dafür, dass Gottes Worte<br />

wieder dem Volk gepredigt wurde:<br />

„Und der König sandte hin und<br />

versammelte alle Ältesten von Juda<br />

und Jerusalem. Und der König ging<br />

hinauf in das Haus des HERRN,<br />

und alle Männer von Juda und<br />

die Einwohner von Jerusalem und<br />

die Priester und die Leviten und<br />

alles Volk, vom Größten bis zum<br />

Kleinsten. Und man las vor ihren<br />

Ohren alle Worte des Bundesbuches,<br />

das im Haus des HERRN<br />

gefunden worden war. Und der<br />

König stand auf seinem erhöhten<br />

Standort und schloss den Bund<br />

vor dem HERRN, dem HERRN<br />

nachzufolgen und seine Gebote<br />

und seine Zeugnisse und seine<br />

Ordnungen zu bewahren mit ganzem<br />

Herzen und mit ganzer Seele,<br />

um die Worte des Bundes zu tun,<br />

die in diesem Buch aufgeschrieben<br />

sind (2. Chronik 34,29-31). Josias<br />

Bemühungen trugen reiche Früchte,<br />

denn wir lesen als Ergebnis<br />

26


dieser Erweckung: Alle seine Tage<br />

wichen sie nicht von der Nachfolge<br />

des HERRN, des Gottes ihrer Väter<br />

ab“ (2. Chronik 34,33b).<br />

Diese Situationen haben sich<br />

auch in der christlichen Kirche wiederholt.<br />

Gottes Volk erlebte dann<br />

eine Erweckung, wenn die Wahrheiten<br />

der Bibel im Mittelpunkt<br />

des Gemeindelebens standen.<br />

Nichtsdestotrotz wandte sich<br />

das Volk mit der Zeit wieder von<br />

Gott ab, so dass dieser das Strafgericht<br />

in Form des babylonischen<br />

Exils sandte. Israel musste für siebzig<br />

Jahre in die Gefangenschaft ziehen.<br />

Doch dabei blieb es nicht.<br />

Ein Neuanfang<br />

Ein Großteil der Juden durfte aufgrund<br />

der Gnade Gottes wieder in<br />

die Heimat ziehen. Unter ihnen<br />

war auch ein Priester namens Esra.<br />

Von ihm lesen wir: „Und er war<br />

ein kundiger Schriftgelehrter im<br />

Gesetz des Mose, das der HERR,<br />

der Gott Israels, gegeben hatte“<br />

(Esra 7,6a). Was Esra besonders<br />

im Alten Testament hervorhebt,<br />

ist seine Einstellung in Bezug auf<br />

das Wort Gottes. Denn wir lesen<br />

weiter: „Denn Esra hatte sein<br />

Herz darauf gerichtet, das Gesetz<br />

des HERRN zu erforschen und<br />

zu tun und in Israel die Ordnung<br />

und das Recht des HERRN zu lehren“<br />

(Esra 7:10). Diese Lebensausrichtung<br />

brachte seit jeher große<br />

Prediger hervor wie etwa George<br />

Whitefield, Charles Haddon Spurgeon,<br />

Martyn Lloyd-Jones und viele<br />

weitere mehr. Gottes Volk fing<br />

nach dem Exil in jeder Hinsicht<br />

neu an. Sie mussten ihre Häuser<br />

neu bauen und ihre Felder neu bestellen.<br />

Doch am wichtigsten für<br />

ihr Überleben war ein geistlicher<br />

Neuanfang. Und Esra spielte dabei<br />

eine Schlüsselrolle.<br />

Ein gewisser Arthur T. Pierson<br />

hat einmal folgende Aussage gemacht:<br />

„Ein Menschenleben, erfüllt<br />

mit der Gegenwart und Kraft Gottes,<br />

ist eine der kostbarsten Gaben<br />

Gottes an seine Gemeinde und an<br />

die Welt.“ 1 Auf Esra, vielleicht der<br />

erste große Auslegungsprediger der<br />

1 Arthur T. Pierson, Georg Müller – Sein<br />

Leben und Werk, TELOS-Bücher,<br />

1985, S.9.<br />

Geschichte, traf dies ohne Zweifel<br />

zu. Von seinem <strong>Predigt</strong>dienst lesen<br />

wir in Nehemia 8. Nehemia war<br />

ein Zeitgenosse Esras und war der<br />

politische Führer zu dieser Zeit.<br />

Gemeinsam versammelten sie das<br />

Volk in Jerusalem und Esra begann<br />

zu predigen. „Und er las daraus vor<br />

auf dem Platz, der vor dem Wassertor<br />

war, vom ersten Tageslicht<br />

bis zum Mittag in Gegenwart der<br />

Männer und Frauen und aller, die<br />

es verstehen konnten. Und die<br />

Ohren des ganzen Volkes waren<br />

auf das Buch des Gesetzes gerichtet.<br />

Und Esra, der Schriftgelehrte,<br />

stand auf einem Holzgerüst, das<br />

man zu diesem Zweck hergestellt<br />

hatte“ (Nehemia 8,3-4). Hier war<br />

nun wieder ein Priester, der Seine<br />

Verantwortung vor Gott und dem<br />

Volk wahrnahm. Gottes Volk hörte<br />

wieder Worte Gottes. Unterstützt<br />

wurde Esra dabei von verschiedenen<br />

Leviten: „...die Leviten, belehrten<br />

das Volk über das Gesetz.<br />

Dabei stand das Volk an seiner<br />

Stelle. Und sie lasen aus dem Buch,<br />

aus dem Gesetz Gottes abschnittsweise<br />

vor und gaben den Sinn an,<br />

sodass man das Vorgelesene verstehen<br />

konnte“ (Nehemia 8,7-8).<br />

Das war deswegen nötig, weil Esra<br />

sehr wahrscheinlich auf Hebräisch<br />

vorlas. Das Volk hatte im babylonischen<br />

Exil hauptsächlich sein<br />

Hebräisch gegen Aramäisch eingetauscht,<br />

so dass die Leviten die <strong>Predigt</strong><br />

Esras übersetzten. Wir können<br />

jedoch davon ausgehen, dass die<br />

Leviten zusätzlich zur Übersetzung<br />

noch den Praxisbezug herstellten.<br />

Hier sehen wir ein weiteres<br />

Prinzip für uns: Eine <strong>Predigt</strong> muss<br />

verständlich sein! Das heißt, dass<br />

Gottes Volk Sein Wort in einer verständlichen<br />

Sprache zur Verfügung<br />

haben muss und dass sie Gottes<br />

Wort so ausgelegt bekommen, dass<br />

sie verstehen, was es für ihren Alltag<br />

bedeutet.<br />

Zusammenfassung<br />

Im Alten Testament finden wir<br />

nicht nur Prinzipien des <strong>Predigt</strong>dienstes,<br />

sondern auch Vorbilder<br />

dafür, was einen Prediger auszeichnen<br />

sollte. Insbesondere Esras<br />

Hingabe an das Studium der Bibel<br />

mit der Absicht, es kompromisslos<br />

zu predigen ist dabei von großer<br />

Bedeutung. Wenn du das nächste<br />

Mal eine <strong>Predigt</strong> hörst, dann achte<br />

einmal darauf, ob der Prediger<br />

eine Begeisterung für Gottes Wort<br />

ausstrahlt oder nicht. Wer nicht<br />

von Gottes Wort ergriffen ist, sollte<br />

sich nie anmaßen auf eine Kanzel<br />

zu steigen.<br />

Doch die wichtigste Lektion<br />

für uns heute ist diese, dass das Alte<br />

Testament selber gepredigt werden<br />

will, angefangen von Genesis<br />

bis Maleachi. Das Alte Testament<br />

scheint für viele Gemeinden wie<br />

ein Löwe zu sein, der zu mächtig<br />

brüllen könnte, als dass wir es ertragen<br />

würden. Und so lässt man<br />

den Löwen lieber schlafen. Es<br />

braucht wieder mutige Männer, die<br />

sich als Werkzeuge gebrauchen lassen,<br />

damit die Verheißung aus Joel<br />

4,16 in unseren Gemeinden Realität<br />

wird: „Wie Löwengebrüll, wie<br />

Donnergrollen schallt vom Zionsberg<br />

in Jerusalem die Stimme des<br />

Herrn und lässt Himmel und Erde<br />

erzittern. Doch für sein Volk Israel<br />

ist der Herr eine sichere Zuflucht<br />

und eine schützende Burg“ (Gute<br />

Nachricht Bibel).<br />

Für die Praxis<br />

• Lies dir Nehemia 8 in Ruhe<br />

durch. Welche Parallelen<br />

findest du dort zu unseren<br />

Gottesdiensten?<br />

• Schlage vor, im Hauskreis mal<br />

ein alttestamentliches Buch<br />

durchzunehmen. Die kleinen<br />

Bücher eignen sich oftmals<br />

besonders dafür.<br />

• Es ist Gott wichtig, dass du regelmäßig<br />

Sein Wort gepredigt<br />

bekommst. Ist das bei dir der<br />

Fall? Wenn nicht, was hindert<br />

dich?<br />

Andreas Münch (*1984) ist Ehemann,<br />

Pastor der MBG Lage und Autor des vielbeachteten<br />

Buches ‚Der Wahre Gott der<br />

Bibel‘. Schreib Andreas auf Twitter:<br />

@AndreasMuench<br />

27


JOSIA<br />

Die Rubrik für<br />

junge Leute.<br />

Wahre Reformation<br />

... führt zu echtem<br />

Gottesdienst<br />

Text: Jochen Klautke — Illustration: Luba Siemens<br />

Im letzten Artikel der Serie über den jungen König Josia und seine<br />

Reformbewegung hatten wir gesehen, wie das Buch des Gesetzes<br />

bei Ausbesserungsarbeiten am Tempel wiedergefunden worden war.<br />

Josia hatte sich aus dem Buch vorlesen lassen und sofort danach<br />

Maßnahmen ergriffen, um das Gesetz Gottes im Leben seines Volkes<br />

umzusetzen. Dabei musste er verkraften, dass Gott ihm durch eine<br />

Prophetin verkündigen ließ: „Es gibt vorerst keine Hoffnung mehr<br />

für das Volk.“ Das Gericht würde also unvermeidlich kommen. Doch<br />

auch davon ließ Josia sich nicht von seinem Eifer für Gott abbringen,<br />

sondern arbeitete unbeeindruckt weiter an einer Reformation, einer<br />

Neuausrichtung auf den einzig wahren Gott. Was er danach tat, lesen<br />

wir heute in 2. Chronik 34,31-35,19 und 2. Könige 23,3.21-22.


Was tun Menschen, wenn sie Gott<br />

erkannt haben - wenn sie begriffen<br />

haben, wie groß, mächtig, gnädig,<br />

gerecht, liebevoll, zornig, heilig, gütig<br />

und wunderbar er ist?<br />

Sie feiern Gottesdienst.<br />

Das heißt sie nehmen sich ganz bewusst Zeit, um<br />

auf der einen Seite von Gott zu lernen und ihm auf der<br />

anderen Seite die Ehre zu geben. In dieser Zeit hören sie<br />

auf sein Wort, feiern seine Feste, beten ihn an, singen<br />

und dienen den Menschen, die mit ihnen Gottesdienst<br />

feiern. Genau das tat Josia hier.<br />

Der Gottesdienst, den Josia damals mit dem Volk<br />

feierte, war so vorbildlich, dass der Heilige Geist dem<br />

Schreiber der Chronikbücher den Auftrag gab, diese<br />

Feier sehr ausführlich in allen Einzelheiten aufzuschreiben<br />

(2. Chronik 35,1-17). Das ist sehr hilfreich für uns,<br />

denn dadurch können wir einiges darüber lernen, was<br />

es auch heute heißt, Gottesdienst zu feiern. Wir müssen<br />

zwar immer wieder bedenken, dass Josia im Alten<br />

Bund lebte und es dort teilweise andere Vorschriften<br />

und Handlungen gab als wir das heute aus dem Neuen<br />

Testament und unseren Gemeinden kennen. Aber trotzdem<br />

sind die Prinzipien des Gottesdienstes über all die<br />

Jahrhunderte dieselben geblieben. Aus diesem Grund<br />

können wir als junge Christen auch für unsere Gottesdienste<br />

im 21. Jahrhundert einiges von Josia lernen.<br />

Ganz konkret lernen wir von Josia 6 Prinzipien über<br />

echten Gottesdienst.<br />

Die Grundlage des Gottesdienstes:<br />

Das Wort Gottes<br />

Nachdem Josia sich aus dem Wort Gottes hatte vorlesen<br />

lassen, waren seine Anweisungen unmissverständlich:<br />

„Feiert dem Herrn eurem Gott das Passah, wie es in diesem<br />

Bundesbuch geschrieben steht“ (2. Könige 23,21).<br />

Der Gottesdienst war die logische Folge einer tiefen<br />

Gotteserkenntnis aus dem Wort Gottes heraus. Aber<br />

wenn wir Gott erkannt haben, sollen wir nicht einfach<br />

Gottesdienst feiern, so wie es uns in den Sinn kommt<br />

oder wie wir uns gerade fühlen. Denn auch für die Art<br />

und Weise wie wir Gottesdienst feiern, muss die Bibel<br />

die Grundlage sein.<br />

Josia und das Volk feierten den Gottesdienst ganz<br />

genau so, wie es in den fünf Büchern Mose angeordnet<br />

war. Dieser Punkt ist so wichtig, dass die Bibel ihn gleich<br />

drei Mal wiederholt (2. Chronik 34,31; 35,6; 35,12).<br />

Wie schon gesagt, haben sich für uns Christen seitdem<br />

einige äußere Formen geändert. Wir opfern nicht mehr<br />

und feiern auch nicht das Passahfest. Aber eine Sache<br />

ist auf jeden Fall gleich geblieben: Das Wort Gottes war<br />

und ist die prägende Grundlage der Gottesdienste. Deswegen<br />

ist es auch heute so schade, wenn in einem Gottesdienst<br />

von 60 bis 90 Minuten Länge oft nur wenige<br />

einzelne Bibelverse vorgelesen werden. Paulus ermahnte<br />

seinen Schüler <strong>Timotheus</strong>: „Bis ich komme, fahre fort<br />

mit Vorlesen…!“ (1. <strong>Timotheus</strong> 4,13). An anderer Stelle<br />

sagt er: „Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung,<br />

die Verkündigung aber durch Gottes Wort“<br />

(Römer 10,17). Wenn wir uns nur von den Einflüssen<br />

der gottlosen Umgebung prägen lassen, werden diese<br />

Einflüsse irgendwann auch unsere Gottesdienste prägen.<br />

Spielt jedoch das Wort des lebendigen Gottes eine<br />

zentrale Rolle in unserem Leben, dann werden unsere<br />

Gottesdienste dieselbe Grundlage haben wie damals bei<br />

Josia.<br />

Der Ablauf des Gottesdienstes: Eine<br />

Ordnung nach den Anweisungen<br />

Gottes<br />

Bevor Josia anfing, den Gottesdienst zu feiern, ließ er<br />

ihn in allen Einzelheiten vorbereiten. Die ersten zehn<br />

Verse von 2. Chronik 35 berichten uns ausschließlich<br />

von den Vorbereitungen für die Feier, um sicher zu gehen,<br />

dass alles so ablief, wie Gott es haben wollte. Das<br />

Fazit des siebentägigen Gottesdienstes ist dann auch wenig<br />

überraschend: „Der Dienst des Herrn vollzog sich in<br />

Ordnung“ (2. Chronik 35,16 –Schlachter 51).<br />

Anders als im Alten Testament haben wir heutzutage<br />

keine detaillierte Vorschrift mehr, wie wir Gottesdienst<br />

feiern sollen. Das heißt aber nicht, dass wir deswegen<br />

heute so feiern können, wie es uns gefällt. Stell dir vor,<br />

du bereitest eine Überraschungsfeier für deinen besten<br />

Freund oder deine beste Freundin vor. Ist es dann wichtiger,<br />

dass die Feier dir gefällt oder dass sie ihm oder ihr<br />

gefällt? Die Antwort ist klar: Es zählt das, was die Person<br />

will, um die sich die Feier dreht.<br />

Wenn wir eine Feier veranstalten, um zu feiern, wer<br />

Gott ist und was er für uns getan hat, dann gilt das natürlich<br />

noch viel mehr. Viele Christen sind heute der<br />

Meinung, dass es egal ist, wie wir Gottesdienst feiern.<br />

Hauptsache Gott steht im Zentrum und wir sind von<br />

ganzem Herzen dabei. Das ist zwar insofern richtig, dass<br />

es tatsächlich absolut zentral ist, mit welcher Herzenshaltung<br />

wir Gott begegnen. Aber dennoch sollte auch<br />

die äußere Form so gestaltet sein, dass sie in erster Linie<br />

Gott gefällt. Und auch wenn das Neue Testament uns<br />

nirgends eine genaue Liste von Dingen gibt, die zu einem<br />

echten Gottesdienst gehören, können wir doch aus<br />

dem Neuen Testament herauslesen, was Gott gefällt.<br />

Zentral steht das Wort Gottes beziehungsweise die<br />

<strong>Predigt</strong> (2. <strong>Timotheus</strong> 4,2). Wir haben das unter dem<br />

ersten Punkt bereits gesehen. Daneben möchte Gott,<br />

dass wir zusammen singen (Kolosser 3,16), taufen (Matthäus<br />

28,19), Abendmahl feiern (1. Korinther 11,23-<br />

26), beten (1. Thessalonicher 5,17) und Gemeinschaft<br />

als Christen haben (Hebräer 10,24-25), wo wir einander<br />

dienen (1. Korinther 14,26). Apostelgeschichte 2,42<br />

gibt uns eine gute Zusammenfassung über die Gottesdienste<br />

der ersten Gemeinde: „Und sie blieben beständig<br />

in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und<br />

im Brotbrechen und in den Gebeten.“<br />

Wenn wir das vor Augen haben, dann fällt uns auf,<br />

wie ähnlich die Gottesdienste im Neuen Testament dem<br />

Gottesdienst Josias waren. Gott ist heute noch derselbe,<br />

der er damals war. Und deswegen wird Josia nicht nur<br />

für seinen ordentlichen Gottesdienst gelobt (2. Chronik<br />

35,16), sondern Paulus ermahnt viele Jahre später<br />

die Gemeinde in Korinth: „Lasst alles anständig und ordentlich<br />

zugehen!“ (1. Kor 14,40).<br />

29


Die Teilnehmer des Gottesdienstes:<br />

Menschen nach dem Herzen Gottes<br />

Trotz seiner genauen Ordnung und Planung war der<br />

Gottesdienst kein Programm, das einfach vor den<br />

Leuten abgespult wurde. Der Gottesdienst wurde von<br />

Menschen gefeiert, die auf Gott ausgerichtet waren und<br />

ihm dienen, ihn loben und anbeten wollten. Nun kann<br />

man das nicht äußerlich sehen, ob jemand wirklich von<br />

Herzen dabei ist, denn im Gegensatz zu Gott können<br />

wir nicht in das Herz eines Menschen hineingucken.<br />

Aber aus ihren Taten kann man oft ablesen, wie sie zu<br />

Gott stehen, und ob es ihnen wirklich wichtig ist oder<br />

ob sie einfach nur Gottesdienst feiern, weil es eben die<br />

Freunde oder die Familie tun. Über die Teilnehmer dieses<br />

Gottesdienstes wird berichtet, dass sie „freiwillig Gaben<br />

stifteten“ (2. Chronik 35,8). „Freiwillig“ heißt hier<br />

nicht, dass man zum Gottesdienst geht oder eben auch<br />

nicht nach dem Motto: „Komm ich heut‘ nicht, komm<br />

ich morgen.“ „Freiwillig“ heißt, mit ganzem Herzen dabei<br />

zu sein. Hinzu kam, dass die Mitglieder des Volkes<br />

durch ihre Ausrichtung auf Gott aufeinander ausgerichtet<br />

wurden. Das klingt vielleicht erst einmal verwunderlich.<br />

Aber je mehr wir uns auf Gott ausrichten und<br />

von der Selbstlosigkeit und Liebe Gottes geprägt werden,<br />

desto mehr wachsen wir in der Liebe zu unserem<br />

Nächsten. Der Gottesdienst drehte sich um Gott und<br />

deswegen waren die Menschen füreinander da (2. Chronik<br />

35,13-15).<br />

Der Leiter des Gottesdienstes: Ein<br />

Mann Gottes<br />

Jeder Gottesdienst - damals wie heute - braucht einen<br />

Leiter. Das ist ein Mann, der ganz genau weiß, was es bedeutet,<br />

Gott zu begegnen und der andere dabei anleiten<br />

kann. Bei diesem Gottesdienst war der König Josia selbst<br />

der Leiter. Er stammte zwar nicht aus einer Priesterfamilie<br />

und somit durfte er selbst nicht die verschiedenen<br />

gottesdienstlichen Handlungen im Tempel durchführen.<br />

Und trotzdem hatte er die Gesamtleitung und auch<br />

die Gesamtübersicht über den Gottesdienst. Zuerst trat<br />

er vor allen anderen in den Bund mit Gott ein (2. Chronik<br />

34,31). Anschließend erklärte er den Priestern und<br />

den Leviten, wie der Gottesdienst ablaufen sollte. Er ermutigte.<br />

Er richtete die Menschen auf Gottes Wort aus.<br />

Er ging mit gutem Beispiel voran. (2. Chronik 35,1-7).<br />

Hirten prägen ihre Schafe zum Guten oder zum<br />

Schlechten. Über die Zeit Josias heißt es: „Solange er<br />

lebte, wichen sie nicht von dem Herrn, dem Gott ihrer<br />

Väter“ (2. Chronik 34,33). Ziemlich bald nachdem Josia<br />

einige Jahre später gestorben war, fiel das Volk zurück<br />

in alte Verhaltensmuster (2. Könige 23,31f; 2. Chronik<br />

36,14). Aus diesem Grund ist es auch heute noch so unglaublich<br />

wichtig, dass es in unseren Gemeinden gute<br />

Hirten gibt. Paulus schreibt an seinen Schüler Titus, der<br />

selbst Gemeindeleiter war: „In allem mache dich selbst<br />

zu einem Vorbild guter Werke. In der Lehre erweise Unverfälschtheit,<br />

würdigen Ernst, Unverderbtheit, gesunde,<br />

untadelige Rede, damit der Gegner beschämt wird,<br />

weil er nichts Schlechtes über euch sagen kann“ (Titus<br />

2,7-8).<br />

Der Rahmen des Gottesdienstes: Der<br />

Bund mit Gott<br />

Wenn wir im Gottesdienst Gott begegnen, dann ist das<br />

nicht so, als würden wir einem guten alten Bekannten<br />

über den Weg laufen. Die Bibel beschreibt unsere Beziehung<br />

zu Gott als eine Bundesbeziehung. Der Unterschied<br />

zwischen einer „normalen“ Beziehung und einer<br />

Bundesbeziehung ist so ähnlich, wie der Unterschied<br />

zwischen einer platonischen Freundschaft und einer Ehe.<br />

Bei einer gewöhnlichen Freundschaft basiert die Beziehung<br />

auf der gegenseitigen Sympathie oder Zuneigung.<br />

Lässt das nach, dann endet oft auch die Freundschaft.<br />

Das ist zwar schade, aber so funktionieren menschliche<br />

Freundschaften sehr oft.<br />

Unsere Beziehung zu Gott ist anders. Sie wird in der<br />

Bibel oftmals mit einer Ehe verglichen (Epheser 5,22-<br />

33). Denn Gott hat sich durch ein Versprechen verpflichtet,<br />

uns treu zu sein und uns zu erretten, zu begleiten,<br />

zu tragen, zu heiligen und schlussendlich zu sich zu<br />

nehmen. Das kann er nicht einfach rückgängig machen,<br />

er hat einen Bund gemacht und sich damit an sein Wort<br />

gebunden. Deswegen kann niemand uns Christen von<br />

der Liebe Gottes trennen (Römer 8,35-39).<br />

In dieser Bundesbeziehung, die wir als Gottes Kinder<br />

mit Gott haben, haben wir nicht nur Rechte und<br />

Vorteile, sondern es werden auch Dinge von uns verlangt.<br />

Auch darum geht es in der Schriftrolle, im fünften<br />

Buch Mose (5. Mose 29-30). Josia hatte das verstanden.<br />

Und deswegen erneuert er den Bund mit Gott, indem er<br />

ganz neu mit dem gesamten Volk verspricht, Gott treu<br />

zu sein. So hatten es vor ihm schon andere große Männer<br />

Gottes gemacht: Josua, David und auch sein Urgroßvater<br />

Hiskia. Aber wie wir beim letzten Mal schon<br />

gesehen haben: Der Bund mit Gott hatte einen großen<br />

Haken. Denn der Segen kam nur über das Volk, solange<br />

sie gehorsam waren (5. Mose 30,16). Für Ungehorsam<br />

waren schlimme Strafen angedroht worden (5. Mose<br />

30,17-18). Das Volk verpflichtete sich zum Gehorsam,<br />

aber wenn wir aus der Vogelperspektive darauf blicken,<br />

merken wir, dass das Volk dabei war, sich das Gericht<br />

Gottes selbst zuzuziehen. Denn das Volk war nie gehorsam<br />

gewesen. Der Ungehorsam unter Josias Großvater<br />

Manasse war sogar so schlimm gewesen, dass Gott ankündigte,<br />

dass die Bundesflüche nicht mehr vom Volk<br />

abgewendet werden konnten (2. Könige 21,12-15).<br />

Und Josia wusste das, denn Gott hatte das unwiderruflich<br />

bestätigt (2. Chronik 34,24-25).<br />

Es brauchte jemanden, der diesen Bund für die<br />

Menschen halten würde. Es brauchte jemanden, der es<br />

irgendwie möglich machen würde, dass die Flüche doch<br />

noch vom Volk abgewendet werden würden. Josia war<br />

klar, dass er selbst das niemals tun könnte. Und deswegen<br />

versammelte er das Volk, das mit Gott in diesem<br />

Bund stand (2. Chronik 35,3) und feierte einen Gottesdienst<br />

mit der Person im Zentrum, die viele hundert<br />

Jahre später der Gnade Gottes zum Durchbruch verhelfen<br />

würde. Das bringt uns zum sechsten und letzten<br />

Punkt.<br />

30


Das Zentrum des Gottesdienstes: Das<br />

Evangelium vom Lamm Gottes<br />

Auf uns Christen heute im 21. Jahrhundert wirkt Josias<br />

Gottesdienst von der Form her etwas gewöhnungsbedürftig.<br />

Aber es war trotz allem ein Gottesdienst, in dem<br />

eine Person im Mittelpunkt stand: Jesus Christus.<br />

Bestimmt fragst du dich jetzt, wie das sein kann.<br />

Schließlich dauerte es von Josia bis zu Jesus noch mehr<br />

als 600 Jahre. Aber Jesus selbst machte immer wieder<br />

deutlich, dass es auch schon im Alten Testament um ihn<br />

ging. Kurz nachdem er gestorben und wieder auferstanden<br />

war, war er mit zweien seiner Jünger unterwegs. Die<br />

beiden hatten keine Ahnung, wer das war, der da neben<br />

ihnen lief. Und Jesus gab sich ihnen zunächst auch nicht<br />

zu erkennen. Stattdessen erklärte er ihnen, dass das gesamte<br />

Alte Testament schon von ihm und seinem Tod<br />

am Kreuz für die Menschen berichtete (Lukas 24,26-<br />

27).<br />

In diesem Gottesdienst sehen wir das sehr deutlich.<br />

Denn in seinem Zentrum standen zwei Handlungen,<br />

die uns das Evangelium von Jesus Christus schon Jahrhunderte<br />

im Voraus sehr deutlich vor Augen malen: Das<br />

Brandopfer (2. Chronik 35,12.16) und das Passahfest<br />

(2. Chronik 35,1.11.13.17).<br />

Beim Brandopfer ging es darum, dass ein Tier getötet,<br />

gehäutet und anschließend vollständig verbrannt<br />

wurde. Dadurch bekannte die Person, die opferte, dass<br />

sie schuldig vor Gott war und dass jemand den Fluch,<br />

der auf der Sünde und dem Ungehorsam liegt, auf sich<br />

nehmen muss (3. Mose 1,4). Ähnlich war es beim Passahfest.<br />

Dort wurde ein Lamm geschlachtet und gegessen,<br />

um daran zu erinnern, dass Gott damals in Ägypten<br />

nur die erstgeborenen Söhne der Ägypter getötet hatte<br />

und an den Häusern der Israeliten vorbeigegangen war<br />

(2. Mose 12). Das hatte er nicht getan, weil die Israeliten<br />

bessere Menschen waren, sondern weil ihre Sünde auf<br />

dem Lamm lag.<br />

Was hat das nun mit dem Evangelium von Jesus<br />

Christus zu tun? Im Hebräerbrief lesen wir: „Denn unmöglich<br />

kann das Blut von Stieren und Böcken Sünden<br />

hinwegnehmen!“ (Hebräer 10,4). Das heißt, dass alle<br />

Opfer und Passahfeste im Alten Testament nur Symbole<br />

waren für das wahre Passahlamm und das wahre Brandopfer<br />

Jesus Christus. Er ist der, der nicht nur für uns,<br />

sondern auch für Josia und seine Zeitgenossen am Kreuz<br />

ein für alle Mal die Schuld auf sich nahm.<br />

Zu einer Zeit, als Jesus gerade angefangen hatte, in<br />

Israel zu predigen, sagte Johannes der Täufer über ihn:<br />

„Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“<br />

(Johannes 1,29). Und Paulus schreibt einige<br />

Jahre später: „Denn unser Passahlamm ist ja für uns<br />

geschlachtet worden: Christus“ (1. Korinther 5,7).<br />

Was heisst das für dich?<br />

Zusammengefasst kann man sagen: Gegründet auf das<br />

Wort Gottes organisierte Josia einen Gottesdienst, der<br />

gut geplant und strukturiert war, der das Evangelium im<br />

Zentrum hatte und der von Menschen gefeiert wurde,<br />

die von ganzem Herzen dabei waren. Auch heute - mehr<br />

als 2500 Jahre später - gehören diese Dinge zu den absolut<br />

wichtigsten biblischen Prinzipien für das Feiern<br />

von Gottesdiensten! Nun sind die meisten Leute in der<br />

Gemeinde keine Leiter, sondern ganz normale Christen,<br />

die Sonntag für Sonntag Gottesdienst feiern und unter<br />

der Woche ein ganz normales Leben führen. Dabei stehen<br />

wir immer wieder vor der Herausforderung, auch<br />

in unserem Alltag Jesus die Ehre zu geben. Aber vielleicht<br />

fragst du dich: Was heißt all das jetzt praktisch für<br />

mich als ganz normalen Christen, wenn ich in meiner<br />

Gemeinde doch sowieso nichts am Gottesdienst ändern<br />

kann?<br />

Deine Aufgabe ist es ganz sicher nicht, den ganzen<br />

Gottesdienst deiner Gemeinde zu verändern. Das ist die<br />

Aufgabe deiner Gemeindeleiter, falls der Gottesdienst<br />

nicht schon nach biblischen Kriterien durchgeführt<br />

wird. Aber es ist trotzdem wichtig, dass du dir immer<br />

wieder Gedanken machst, was echter Gottesdienst eigentlich<br />

ist, damit du dir selbst darüber klar wirst,<br />

was du Sonntagsmorgens da eigentlich machst. Deine<br />

Hauptaufgabe ist es nämlich, dass du selbst mit einer<br />

Einstellung Gottesdienst feierst, die Gott Ehre macht.<br />

Denk dran: Wahre Reformation beginnt immer erst einmal<br />

bei dir selbst!<br />

Der Gottesdienst von Josia und dem Volk war ein<br />

Gottesdienst, den wir uns zum Vorbild nehmen sollten.<br />

Die Bibel bewertet diesen Gottesdienst dann auch fast<br />

begeistert:<br />

„Es war aber kein derartiges Passah in Israel gefeiert<br />

worden seit der Zeit des Propheten Samuel; und keiner<br />

der Könige von Israel hatte ein solches Passah veranstaltet,<br />

wie Josia es hielt mit den Priestern und Leviten und<br />

mit ganz Juda und mit allen, die von Israel anwesend<br />

waren, auch mit den Einwohnern von Jerusalem“ (2.<br />

Chronik 35,18).<br />

Das Volk hatte zu Gott zurückgefunden. Es hätte<br />

alles so gut sein können. Aber Josia wusste ganz genau,<br />

dass das Gericht Gottes nicht mehr aufzuhalten war.<br />

Gott hatte es klipp und klar gesagt (2. Chronik 34,25-<br />

28). Und so war Josia mit seinen erst 26 Jahren zwar<br />

auf dem Höhepunkt seiner Macht, doch auch ihm war<br />

wahrscheinlich nicht entgangen, dass die politische Lage<br />

um sein kleines Königreich herum immer bedrohlicher<br />

wurde. Sowohl im Süden als auch im Norden rüsteten<br />

mächtige Könige und Pharaonen ihre Truppen auf, die<br />

mehr als zehnmal so groß waren wie das Heer Josias.<br />

Was das für Gottes Volk bedeutete und welche Rolle der<br />

junge König dabei spielte, das sehen wir im nächsten<br />

und gleichzeitig letzten Teil der Serie.<br />

Jochen Klautke (*1988) ist Referendar in Gießen. Nebenbei<br />

Theologiestudent an der ART in Hannover. Regelmäßiger Blogger<br />

für www.josiablog.de.<br />

31


NACH CHRISTUS<br />

Rubrik für Biografien<br />

& Kirchengeschichte<br />

Dieses Gemälde des polnischen Malers Henryk<br />

Siemiradzki trägt den bezeichnenden Titel »Die<br />

zukünftigen Opfer des Kolosseums«. Es zeigt<br />

Urchristen zur Zeit des römischen Reiches<br />

(Bild: Gemeinfrei).


Die <strong>Predigt</strong><br />

der Urchristen<br />

Text: Brian H. Edwards<br />

Gemälde: Henryk Siemiradzki (1843-1902)


Die Welt<br />

des ersten<br />

Jahrhunderts<br />

Die Gemeinde<br />

des 1. Jahrhunderts<br />

wuchs in einer<br />

Gesellschaft<br />

heran, die ihre großen<br />

technischen und kulturellen<br />

Errungen- schaften<br />

durch eine unersättliche<br />

Lust nach Macht und Vergnügen<br />

verprasste. Rom<br />

war ein blühendes Reich,<br />

dessen Frieden, Wohlstand<br />

und Glanz den halben Erdkreis<br />

prägte. Die Macht<br />

des Römischen Reiches<br />

bestand fast tausend Jahre,<br />

und als die Barbaren sein<br />

Licht beinahe auslöschten,<br />

überlebte der Einfluss des<br />

römischen Gedanken- und<br />

Kulturguts die tausend<br />

Jahre des finsteren Mittelalters,<br />

um dann in der<br />

Renaissance im 14. Jahrhundert<br />

wiederbelebt zu<br />

werden. Als Petrus und Paulus das Evangelium verkündigten,<br />

war bereits offensichtlich, dass etwas mit dem<br />

großen Reich Rom nicht stimmte. Politische Intrigen<br />

und Unsicherheit wurden als Preis des Fortschritts akzeptiert,<br />

und Krieg, Rebellion und Gewalt waren der<br />

tägliche Tratsch auf dem Marktplatz. Die verbreitetste<br />

Religion war der Aberglaube, was zu einem schlimmen<br />

Verfall der Moral führte.<br />

Es war eine Generation der Freizeit. Roms ständige<br />

militärische Erfolge sorgten dafür, dass der Markt regelmäßig<br />

mit Sklaven beliefert wurde. Warum selber arbeiten,<br />

wenn es andere billig für dich tun? Die Politiker,<br />

vom Kaiser angefangen, führten immer mehr Feiertage<br />

ein und veranstalteten häufig kunstvolle Shows, um politische<br />

Anerkennung zu erlangen. Im 2. Jahrhundert n.<br />

Chr. nahmen öffentliche Festtage bis zu 135 Tage im<br />

Jahr ein!<br />

Für die, die lesen konnten, gab es reichlich Literatur.<br />

Während Paulus über das Kreuz predigte, las das<br />

Reich die Äneis von Vergil, die Gedichte des Horaz,<br />

die Geschichten Ovids und die Dramen Senecas. Die<br />

Satiriker und Novellendichter waren sehr gefragt. Wer<br />

nicht gern las, besuchte lieber die Pantomime, und wer<br />

musikalische Abende vorzog, für den gab es das Theater<br />

und ihre kleine Schwester, das Odeum, wo regelmäßig<br />

Orchester- und Chor-Konzerte mit Rezitationen<br />

und Schauspielen angeboten wurden. Allerdings sollte<br />

man sich zuerst die Probevorstellung ansehen, da manche<br />

ausschweifenden Szenen und lustvollen Gewaltakte<br />

auf der Bühne nicht jedermanns Geschmack waren. Es<br />

war tatsächlich schwierig ein Schauspiel zu finden ohne<br />

Oft wird behauptet, die Welt im<br />

1. Jahrhundert, das Umfeld der<br />

Urgemeinde, sei derart anders als<br />

die Welt von heute, dass wir eine<br />

völlig neue Art und Weise der<br />

Evangelisation und Anbetung<br />

entwickeln müssten. Mit dieser<br />

Annahme werden oft ausgefallene<br />

neue Ideen gerechtfertigt. Wir<br />

können fast alles tun, und wenn<br />

man uns auffordert, eine biblische<br />

Begründung vorzuweisen,<br />

können wir uns bequem auf das<br />

Argument stützen, dass »heute<br />

alles anders ist«. Diese Behauptung<br />

wollen wir jetzt unter die<br />

Lupe nehmen. Das geht schnell<br />

und wird uns zu einer unbequemen<br />

Schlussfolgerung führen.<br />

offene oder verdeckte Obszönitäten.<br />

Korinth war<br />

das pralle Leben par excellence<br />

und das wahre Zentrum<br />

des Lebens. Die Stadt<br />

rühmte sich eines Theaters,<br />

eines Odeums und eines<br />

Amphitheaters. Und diese<br />

alle wetteiferten um deine<br />

Denare. Das Amphitheater<br />

mit seiner großen Arena<br />

fachte eine sadistische und<br />

brutale Blutrünstigkeit<br />

an. Vor Zigtausenden Zuschauern<br />

kämpften dort<br />

Raubtiere gegeneinander<br />

und gegen Gladiatoren<br />

und oft wurden Christen<br />

von Löwen in Stücke zerrissen.<br />

Die Menge liebte<br />

es; je blutiger desto besser.<br />

Doch auch in den Theatern<br />

gab es diesen Realismus<br />

und, so wurde bei der<br />

Aufführung von »Der Tod<br />

des Herkules« der Held<br />

tatsächlich vor den Augen<br />

des Publikums verbrannt.<br />

Wer das jedoch nicht<br />

verkraften konnte, für den<br />

gab es eine Fülle von Alternativen. Man ging zu den<br />

Rennen und setzte Wetten ein. Man wurde von den<br />

Händlern auf dem Jahrmarkt ausgebeutet, bestaunte die<br />

dressierten Zirkustiere, interessierte sich intensiv für die<br />

Stars, befasste sich mit Magie, las die kursierende Pornografie<br />

und besuchte die Nachtclubs der Innenstadt.<br />

Tanz, Theater und Musik wurde im Überfluss angeboten.<br />

Es war eine Gesellschaft der Reichen und Unbesorgten<br />

und der Armen und Ungebildeten. Im Allgemeinen<br />

lebte jeder für seine momentanen sinnlichen Vergnügungen.<br />

Hinter jeder Lebensweise steht eine Denkweise.<br />

Was also dachte Rom, als die ersten Christen ins Reich<br />

strömten und ihr Evangelium vom gekreuzigten Christus<br />

mitbrachten? Wo immer das Banner des Evangeliums<br />

gehisst wurde, geschah das in einer Gesellschaft,<br />

die einen von drei Wegen beschritt bzw. eine Mischung<br />

aus allen dreien. Das Römische Reich konnte unterteilt<br />

werden in Heiden, Philosophen und Juden; obwohl die<br />

Teilung oft nicht so klar war; Heiden und Philosophen<br />

überschnitten sich und auch die Juden waren unter den<br />

beiden anderen Gruppen vermischt.<br />

Unter dem Heidentum verbargen sich eine Menge<br />

von Glaubensrichtungen und Bräuchen, angefangen<br />

vom ländlichen Animisten, der in jedem Stein und<br />

Baum seinen Gott sah, bis zum angesehenen und kultivierten<br />

Polytheisten, dessen zahlreiche Götter und Hunderte<br />

von Legenden alle seinem Standesdünkel dienten.<br />

Sogar die Kaiser riefen sich selbst als Götter aus. Magie<br />

und alle Formen des Okkultismus waren weit verbreitet.<br />

Abergläubische Zaubersprüche und Talismane waren<br />

34


eliebt. Die Philosophen liebten Menschenweisheit und<br />

setzten voraus, der Mensch sei – mit oder ohne die Götter<br />

– imstande, den Sinn des Lebens zu finden und sein<br />

eigenes Schicksal zu meistern. Die Philosophen des Römischen<br />

Reiches wetteiferten darin, einander zu widersprechen<br />

und haben heute alle ihr neuzeitliches Gegenstück.<br />

Die Kyniker, inspiriert von Antisthenes, hatten<br />

alle überkommenen Konventionen und Traditionen verworfen<br />

und lebten einen ungehobelten Individualismus<br />

(z.B. der in einer Tonne lebende Diogenes). Sie gingen<br />

ihren eigenen Weg und scherten sich wenig darum, was<br />

andere dachten. Sie schockierten die ältere Generation.<br />

Die Anhänger Platos waren Intellektuelle, die darauf<br />

vertrauten, dass ihre eigene Weisheit und Intelligenz sie<br />

erlösen werde. Die Gnostiker rühmten sich ihrer speziellen<br />

inneren Erleuchtung und Einsicht, während die<br />

Skeptiker alle Moralmaßstäbe dem letztgültigen Test der<br />

persönlichen Erfahrung unterzogen. »Wenn es dir Spaß<br />

macht, ist es o.k.«, lautete ihr Motto. Das ganze Reich<br />

war ein Gewirr von Stimmen und Ideen. Man konnte an<br />

einem x-beliebigen Tag aufs Forum gehen, wie z.B. auf<br />

den Areopag in Athen, und den Philosophen zuhören,<br />

die ihre Weisheiten öffentlich verkündeten und ihre Unwissenheit<br />

verbreiteten.<br />

Die Juden waren gespalten. Natürlich warteten<br />

die meisten Juden auf einen Messias und die meisten<br />

glaubten an die Auferstehung und an Geistwesen, aber<br />

die Sadduzäer verwarfen alles Übernatürliche als unvernünftigen<br />

Unsinn. Die meisten glaubten an die Gnade<br />

Gottes und an Sündenvergebung, doch die Pharisäer<br />

hatten Religion reduziert auf Rechtfertigung durch Gehorsam<br />

gegenüber ihren pedantischen Auslegungen des<br />

Gesetzes. Für sie kam es an auf eine strenge Einhaltung<br />

der Regeln – ihrer Regeln – aus eigener Kraft. Die Juden<br />

waren sich noch nicht einmal über die Schriften<br />

einig. Neben dem Alten Testament studierten die Pharisäer<br />

mit großer Verehrung die Lehren ihrer Väter. Die<br />

Sadduzäer hingegen akzeptierten das Alte Testament<br />

nur zum Teil (das Gesetz) als endgültige Autorität und<br />

lehnten den Rest (die »Schriften« und die Propheten) als<br />

wenig wertvoll ab. Einige Juden, wie z.B. die Essener,<br />

kapselten sich von der Gesellschaft ab und andere, wie<br />

z.B. die Zeloten, operierten als extremistische Terrorgruppen.<br />

Die Zeloten waren völlig gegen die Sadduzäer,<br />

die Hand in Hand mit der römischen Besatzungsmacht<br />

kooperierten. Das Judentum des 1. Jahrhunderts war<br />

eine komplexe Mischung aus Tradition und Philosophie,<br />

von Konservativen und Liberalen.<br />

Wie in aller Welt sollten die ersten Christen das<br />

Evangelium in einer solchen Gesellschaft verbreiten? Ein<br />

heute beliebter Ausdruck ist das Wort »Kommunikation«.<br />

Wenn einer Gemeinde geistliche Kraft fehlt, liegt<br />

das angeblich immer an ihrer Unfähigkeit, das Evangelium<br />

auf relevante und effektive Weise zu vermitteln;<br />

sie kann ihre Botschaft nicht »kommunizieren«. Darauf<br />

reagiert die Gemeinde mit einer aufgeregten Suche<br />

nach neuen Methoden. Dabei treten leider oft zwei Extreme<br />

zutage. Einerseits wird der Inhalt der Botschaft<br />

abgewandelt und so verwässert, dass sie für Leute von<br />

heute schmackhaft ist. Als Ergebnis stehen Männer auf<br />

der Kanzel, die etwas sagen, aber nichts zu sagen haben.<br />

Sünde und Jenseits, Buße und Versöhnung, Heiligkeit<br />

und Hölle bekommen entweder eine neue Bedeutung<br />

verliehen oder werden stillschweigend unterschlagen.<br />

Auf der anderen Seite – und das ist die besondere Tragödie<br />

der Evangelikalen heute – wird <strong>Predigt</strong> nahezu über<br />

Bord geworfen. Sie wird reduziert auf ein kurzes Nachwort<br />

am Ende eines glanzvollen Spektakels mit Musik,<br />

Theater, Show und Tanz. An die Stelle der <strong>Predigt</strong> treten<br />

Programme, Konzerte, Aufführungen, Beschallungsanlagen,<br />

Aktionsgruppen, Scheinwerfer und ein blendendes<br />

Drumherum. Unter dem brillanten Glanz der Darbietungen<br />

ist das Evangelium an sich oft wie verborgen.<br />

Im 1. Jahrhundert gelang es einer kleinen unbedeutenden<br />

Gruppe nicht besonders gebildeter Leute, mit<br />

ihrer offensiven Botschaft der Auferstehung eines als kriminell<br />

verurteilten Gekreuzigten sowohl gebildete Juden<br />

als auch intellektuelle bzw. traditionsversessene Heiden<br />

zu erreichen! Sie sprachen noch nicht einmal die Sprache<br />

ihrer ersten Zuhörer. Paulus gab zu, dass die ganze<br />

Sache eine törichte Unmöglichkeit war (1Kor 1,23).<br />

Doch sie machten es und stellten die Welt auf den Kopf.<br />

Der gesamte Lauf der Geschichte wurde damals aus den<br />

Angeln gehoben.<br />

Kommunikation war nicht ihr Problem und sollte<br />

nicht das Problem der Gemeinde von heute sein. Kommunikation<br />

war nie ein Problem für eine geistlich lebendige<br />

und evangelistisch eifrige Gemeinde. Bei all<br />

unseren heutigen Bemühungen erreichen wir kaum<br />

den Enthusiasmus und die Effektivität der Gemeinde<br />

des 1. Jahrhunderts. Die Gesellschaft von heute gleicht<br />

der damaligen in bemerkenswerter Weise, was Herz und<br />

Denken betrifft, nur das äußere Bild hat sich gewandelt.<br />

Und unsere Botschaft sollte sich überhaupt nicht gewandelt<br />

haben, denn noch immer gilt: »Kein anderer Name<br />

unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem<br />

wir gerettet werden müssen« (Apg 4,12). Irgendwie waren<br />

es offenbar sie, die die bessere Kommunikationsmethode<br />

für das Evangelium hatten, und diese Methode<br />

steht auch uns noch zur Verfügung. Die ersten Christen<br />

evangelisierten das Römische Reich mit der effektivsten<br />

Waffe des Predigens, und sie beeinflussten die Gesellschaft<br />

so enorm, dass sie das Gesicht des ganzen Reiches<br />

veränderten. Die Gefahr heute besteht darin, dass die<br />

Welt das Gesicht der Gemeinde verändert!<br />

Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Wenn<br />

die Show das Wort erschlägt“ (Originaltitel: Shall We Dance?)<br />

von Brian H. Edwards. Der Titel ist im Betanien Verlag<br />

erschienen und u.a. auf www.cbuch.de erhältlich.<br />

Brian H. Edwards ist ein britischer Autor, Lektor und Prediger,<br />

der vor allem für seine historischen Biografien und<br />

theologischen Werke bekannt ist. Er ist mit Rosie verheiratet.<br />

35


Josia Konferenz 2014<br />

Eine Botschaft,<br />

die alles ändert!<br />

Es ist wieder soweit: Josia geht in die zweite Runde!<br />

Im heutigen Informationssturm muss man wichtige, weniger wichtige und unwichtige Botschaften voneinander unterscheiden.<br />

Die 2. Josia-Konferenz bringt euch ganz analog die wichtigste Botschaft der Welt – Eine Botschaft die alles<br />

ändert!<br />

Thema: Eine Botschaft, die alles ändert<br />

Quelle: Römerbrief<br />

Hauptredner: Pastor Matthias Lohmann<br />

Ort: August-Hermann-Francke Schule Giessen<br />

Datum: 2. Bis 4. Oktober 2014<br />

Die Anmeldung ist ab sofort über www.josiablog.de möglich! Auch alle weiteren Infos zur Konferenz und eine komplette<br />

Liste der Workshops und Infos zu den Referenten sind über die Websieite in Erfahrung zu bringen!<br />

Diesjährige Workshops<br />

Wir haben auch dieses Jahr wieder einige richtig spannende Themen für euch zusammengestellt und tolle Referenten<br />

gewinnen können, die sich eingehend damit auseinandergesetzt haben. Im folgenden detaillierte Infos zu jedem Workshop.<br />

Matthias Lohmann<br />

Gemeindemitgliedschaft – “Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“<br />

Die Frage nach dem Sein oder Nichtsein stammt aus William Shakespeares Tragödie „Hamlet“. In diesen Worten offenbart<br />

sich die Unentschlossenheit Hamlets, seiner Todessehnsucht nachzugeben. Wir als Christen hingegen können<br />

entschlossen sein, denn wir sind schon längst unserem alten, von der Sünde regierten Leben gestorben. Wir gehören<br />

nun Christus – dem Haupt – und sind Glieder an seinem Leib. Eine zwangsläufige und von Gott als Segen geplante<br />

Konsequenz davon ist es, dass wir als Kinder Gottes Mit-Glieder aneinander sind – wir gehören zusammen. Das sollte<br />

dadurch sichtbar werden, dass wir uns einer lokalen Gemeinde als „Mitglied“ anschließen – genau diese These soll im<br />

Workshop biblisch belegt werden.


Johannes Müller<br />

Als Christ leben<br />

Als Christ sind wir vor Gott heilig und tadellos. Wir können mit Sicherheit wissen, dass wir nicht mehr verdammt<br />

werden. Dennoch sündigen wir ständig; die kleine Notlüge hier, ein bisschen Lästern dort. Manchmal sind es auch<br />

nur unsere Gedanken. Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht einen anderen Bruder oder eine andere Schwester<br />

zu haben? In diesem Workshop wollen wir uns die Frage stellen, wie das beides zusammen passt. Wie kann ich auf der<br />

einen Seite vor Gott heilig seindas und auf der anderen Seite immer noch sündigen? Wie soll ich damit umgehen? Gibt<br />

es eine Lösung dafür?<br />

Benedikt Mankel<br />

Persönliche Evangelisation<br />

Zum Thema: In diesem Workshop werden folgende Fragen behandelt:<br />

Was ist persönliche Evangelisation (und was nicht)? Was ist das Evangelium (und was nicht)? Wer soll evangelisieren?<br />

Warum sollen wir evangelisieren? Falsche anschauliche „Motivationshilfen“ entlarvt. Warum evangelisieren wir nicht?<br />

Mehr als 10 Ausreden samt Lösungshilfen. Wie sollen wir evangelisieren? Wie messe ich (meinen) Erfolg? Was ist nach<br />

der Evangelisation zu tun?<br />

Der Blickwinkel und die Autorität des „Workshops“ soll biblisch sein, da der Referent nicht hauptsächlich mit eigenen<br />

Erfahrungen überzeugen will (und kann). Es handelt sich um einen Vortrag ohne Gruppenarbeiten oder Praxisübungen.<br />

Ludwig Rühle<br />

Aus der Wohlfühlzone in die Herausforderung – Do Hard Things!<br />

Jugendzeit ist Schonzeit – Du bist zwar kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Du musst nicht mehr tun,<br />

was Deine Eltern von Dir wollen, aber Du musst auch noch nicht richtig gerade stehen für das, was du tust. Die Gesellschaft<br />

und oft auch Deine Gemeinde erwarten nicht viel von Dir und sie trauen Dir auch nicht viel zu. Du wirst<br />

einfach nicht für voll genommen. Vielleicht hast Du Dich damit abgefunden, vielleicht genießt du sogar diese Unverbindlichkeit<br />

und es ist ganz ok für Dich – Für Jesus ist es nicht ok! In diesem Workshop soll es darum gehen, was Jesus<br />

von Dir erwartet und wie Du diese Herausforderung annehmen kannst.<br />

Lars Reeh<br />

Biblisch Beten<br />

Christen beten. Sollten sie zumindest. Gerade erinnere ich mich an die Worte eines älteren Bruders: “Ich kenne keinen,<br />

der nicht Probleme mit seiner stillen Zeit hat.” Warum ist das so? Warum beten wir so wenig? Wie kann sich das<br />

ändern? Was macht überhaupt ein gutes Gebet aus? Am Ende des Workshops wollen wir Antworten auf diese Fragen<br />

haben und mit einem Hunger nach Gebet weiterziehen.<br />

Außerdem finden folgende Workshops statt: „‚Mein Reli-Lehrer hat gesagt die Bibel sei ein Mythos‘<br />

– Wie wir der Bibelkritik begegnen können“ (Mario Tafferner), „Worship hart – oder: Musik im Gottesdienst“ (Jörn Hägele),<br />

„Ponyhof, Mr. Darcy und andere Lügen – Identität zwischen Erwartungen & Misserfolgen (Seminar für Frauen)“<br />

(Elke Rühle), „Mann-sein nach dem Herzen Gottes – Teil 1 (Freitag): Zur Freiheit befreit“ (Benjamin Tom), „Mann-sein<br />

nach dem Herzen Gottes – Teil 2 (Samstag): From boys to men – „… als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich<br />

war …“ (Tobias Glaum), „Wie erkenne ich den Willen Gottes für mein ganz persönliches Leben?“ (Gottfried Rühle),<br />

„Allein aus Glauben…oder gehört mehr dazu?“ (Jochen Klautke) und weitere. Mehr Infos: www.josiablog.de


NEUHEITEN & SONDERANGEBOTE JETZT ONLINE BESTELLEN<br />

CBUCH.DE<br />

Der standhafte<br />

Prediger Martin<br />

Luther<br />

STEVEN LAWSON<br />

Durch die Jahrhunderte<br />

hinweg hat Gott immer<br />

wieder gottgefällige<br />

Männer erwählt,<br />

die er auf mächtige<br />

Art und Weise in<br />

entscheidenden<br />

Momenten der<br />

Kirchengeschichte<br />

gebraucht hat. Diese<br />

Vorbilder sind es<br />

wert nachgeahmt zu werden, weil sie selbst treue<br />

Nachfolger Christi waren. Der berühmte, deutsche<br />

Reformator Martin Luther steht im Blickpunkt dieser<br />

Ausgabe. In einer Zeit, als die Kirche so dringend die<br />

Wahrheit hören musste, erschallte Luthers Stimme mit<br />

standhaftem Freimut durch ganz Europa. Inmitten<br />

dieser Zeit des Abfalls von der rechten Lehre, schwieg<br />

Luther nicht, sondern erklärte laut und deutlich seine<br />

treue Verbundenheit zur alleinigen Autorität der<br />

Heiligen Schrift.<br />

863948 – PAPERBACK, 158 SEITEN – € 12,50<br />

Mit Ausharren<br />

laufen<br />

THOMAS<br />

SCHREINER &<br />

ARDEL CANEDAY<br />

GIBT ES<br />

HEILSGEWISSHEIT<br />

OHNE HEILIGUNG?<br />

Dieses<br />

hochinteressante<br />

und wertvolle Buch<br />

wird die klassischen<br />

Diskussionen sowohl<br />

um die Sicherheit oder<br />

Verlierbarkeit des Heils<br />

als auch um “Lordship Salvation” versus angeblicher<br />

“freier Gnade” nicht nur neu aufleben lassen, sondern<br />

viel Licht in alte Denkstrukturen bringen. Vor allem<br />

aber wird es den ernsthaften Christen ermutigen,<br />

durch Gottes Gnade im Glauben auszuharren und<br />

ihm helfen, Gottes Heil und Gnade in Christus tiefer<br />

zu verstehen und wertzuschätzen.<br />

175990 – PAPERBACK, 350 SEITEN – € 7,90<br />

Weitere Schnäppchen unter: www.cbuch.de/guenstig<br />

Gott erkennen<br />

JAMES I. PACKER<br />

DEUTSCHE AUSGABE<br />

DES KLASSIKERS<br />

“KNOWING GOD”.<br />

Endlich ist der<br />

Klassiker, der sich<br />

weltweit über 1<br />

Millionen mal<br />

verkaufte, in einer<br />

neuen Übersetzung<br />

wieder erhältlich. Die<br />

Bibel wird auch heute<br />

noch gelesen. Doch<br />

immer mehr Bibelleser<br />

verstehen immer weniger Bibelverse. Das Ergebnis ist<br />

eine geistliche Hungersnot, denn wie kann der Glaube<br />

stark und fest sein, wenn es an Gotteserkenntnis<br />

mangelt? Dieses Buch entfaltet systematisch die<br />

Grundaussagen der Bibel über Gott. Es weist<br />

seelsorgerlich falsche Sicht- und Verhaltensweisen von<br />

heute auf und ermuntert, Gottes Wort als Leitfaden<br />

unseres Lebens anzuerkennen und ihm zu vertrauen.<br />

072075 – PAPERBACK, 370 SEITEN – € 12,90<br />

Der erste<br />

Johannesbrief<br />

JÖRG<br />

WEHRENBERG<br />

AUSLEGUNGS-<br />

PREDIGTEN<br />

Jesus aus Nazareth<br />

ist wirklich der<br />

menschgewordene<br />

Sohn Gottes, der mit<br />

Seinem Tod die Strafe<br />

für unsere Schuld auf<br />

sich genommen hat.<br />

Wer an Ihn glaubt<br />

erfährt Gottes Liebe<br />

und empfängt ein neues Leben. Er wird dazu befreit,<br />

Gott und den Mitmenschen zu lieben.Johannes beharrt<br />

im Ersten Johannesbrief auf diese zentralen Wahrheiten<br />

des Evangeliums. Er fordert die Christen seiner Zeit<br />

und uns heute dazu auf, an diesen Wahrheiten über<br />

Jesus festzuhalten. Wir sollen bei dem Jesus bleiben,<br />

wie er im Evangelium der Apostel verkündet wird.<br />

Denn mit ihm, dem Sohn Gottes, stehen wir in<br />

unverbrüchlicher Gemeinschaft mit Gott, dem Vater.<br />

875303 – MP3-CD, 276 MIN. – € 6,90<br />

38


TEL 05237-899090 EMAIL INFO@BETANIEN.DE<br />

ONLINE CBUCH.DE VERLAGSINFO BETANIEN.DE<br />

Erlöst in<br />

Christus<br />

TREVOR<br />

MCILWAIN<br />

& NANCY<br />

EVERSON<br />

AUF FESTEN<br />

GRUND GEBAUT 4<br />

Wie können<br />

Christen<br />

überzeugend in<br />

Familie und Beruf<br />

leben?<br />

Wie sieht ein Leben<br />

im Heiligen Geist<br />

aus? Was ist die Gemeinde, und wie ist die Beziehung<br />

der Gläubigen zueinander? Diese und andere Fragen<br />

beantwortet der Epheserbrief.<br />

Entdecken Sie in 13 Lektionen die Segnungen in Jesus<br />

Christus, die Ihnen im Alltag helfen und Sie ermutigen<br />

wollen. Lernen Sie die Kraft kennen, die wir in Jesus<br />

Christus zum Leben und zum Sieg im Kampf gegen<br />

Welt, Sünde und Teufel haben!<br />

682008 – PAPERBACK GROSSFORMAT, 136 SEITEN<br />

€ 15,95<br />

Revidierte<br />

Elberfelder<br />

Bibel - mit<br />

Schreibrand<br />

ITAL. KUNSTLEDER<br />

DUNKELBLAU<br />

Die Heilige Schrift in<br />

der exaktesten deutschen<br />

Übersetzung und<br />

besonderer Gestaltung.<br />

Der Text ist einspaltig<br />

in angenehmer<br />

Schriftgröße gesetzt,<br />

der Verweisstellenapparat erscheint in dieser Ausgabe<br />

am Seitenende. Der 37 mm breite Schreibrand bietet<br />

Raum für eigene Anmerkungen. Diese Ausgabe ist in<br />

italienischem Kunstleder gebunden. Eine Bibel zum<br />

persönlichen Studium, die keine Wünsche offen lässt.<br />

271201 – KUNSTLEDER, 1728 SEITEN – € 49,90<br />

Ungeküsst und doch Prinzessin<br />

CAROLYN MCCULLEY<br />

SINGLESEIN MIT GOTTES HOFFNUNG<br />

Wie kann eine unverheiratete Frau zur Ehre Gottes leben?<br />

Sollte sie hoffnungsvoll die Ehe anstreben oder in<br />

welcher anderen Weise kann sie ihre von Gott gegebene<br />

Weiblichkeit ausleben? Was ist mit Bildung, beruflicher<br />

Qualifikation oder gar Karriere? Wie kann sie sich am<br />

besten in der Gemeinde einbringen und ihre Begabungen<br />

ausüben wie z.B. in Form von Gastfreundschaft,<br />

Dienst an Kindern oder seelsorgerlichen und sozialen<br />

Aufgaben?<br />

Carolyn McCulley, selbst langjährige Singlefrau, gibt<br />

biblische Wegweisung gepaart mit praktischer Weisheit<br />

und einem feinen Humor. Mit ihrem Bibelstudium<br />

hilft sie, den Willen Gottes für unser Leben zu erkennen<br />

und vermittelt viel Gnade und Hoffnung. Dabei<br />

listet sie nicht nur eine Reihe Ratschläge aneinander,<br />

sondern zeigt Gottes großen Gesamtplan für unser<br />

Leben auf, ob wir nun (noch) Single sind oder nicht.<br />

„Carolyns offenes, einfühlsames und wunderbar hoffnungsvolles<br />

Zeugnis von Gottes freigiebiger Liebe wird<br />

jede Frau ermutigen, die den Segen und die Freude<br />

Gottes in ihrem Leben als Single entdecken möchte.“<br />

(Ken Sande, Peacemaker Ministries)<br />

175938 – PAPERBACK, 292 SEITEN – € 14,90<br />

39


„Ich bin gewiss, dass die<br />

evangelische Kirche steht und<br />

fällt mit ihrer <strong>Predigt</strong>.“<br />

Wilhelm Busch

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