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NaturGartenKunstErlebnis: 50 Jahre Merian Gärten in Brüglingen
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Aktuell<br />
Aktuell<br />
VON KUNST, KOMPOST UND KULTUREIERN<br />
Oder: Was die Kunst im<br />
ast Wer den neuen Hauptsitz der Christoph Merian<br />
Stiftung an der St. Alban-Vorstadt 12 betritt, wird<br />
vollzogen werden konnte. Dabei tun sich zwischen<br />
dem schweren Marmorporträt Christophs und dem<br />
Annäherung an die Wandlungen und Verwandlungen<br />
innerhalb der CMS wird Julia Steiners im Frühling 2018<br />
Bau der neuen CMS-<br />
zunächst einmal freundlich von den ‹Zwei› empfangen,<br />
einer Multimediainstallation des Basler Künstlers<br />
viel lichter und leichter wirkenden Plastik-Print Margarethas<br />
buchstäblich Welten auf: Sie vermessen den<br />
realisierte Wandarbeit ‹Circle in a thermal› zeigen,<br />
die sich vom Eingangsbereich her durch das Treppen-<br />
Räumlichkeiten macht<br />
Philipp Gasser, die sich als eloquente Hommage an<br />
das Stifter-Ehepaar versteht. Einer dem Fundus<br />
Raum und die Zeit zwischen damals und heute,<br />
zwischen den Anfängen der Stiftung und ihrem ge-<br />
haus über zwei Etagen nach oben schraubt: Die<br />
in schwarzer Lascaux-Acrylfarbe mit feinen Borsten-<br />
entnommenen Büste von Christoph Merian – aus<br />
genwärtigen Wirken, zwischen skulpturaler künstleri-<br />
pinseln an der Wand aufgetragenen dynamischen<br />
weissem Carrara-Marmor vom namhaften Schweizer<br />
scher Ausdrucksweise und den ephemeren, beinahe-<br />
Elemente zeigen, dass durch die Gemäuer der CMS<br />
Bildhauer Richard Kissling 1898 im Auftrag der noch<br />
dokumentarischen Erschaffungen der digitalen Welt.<br />
(und vielleicht auch durch die Gehirne ihrer Mitarbei-<br />
jungen CMS für den ersten Hauptsitz angefertigt – hat<br />
Hinter dem Paar fallen in einer farbigen Videoprojek-<br />
tenden) immer wieder einmal ein frischer Wind weht.<br />
der Künstler in einer Nische im Eingangsbereich einen<br />
tion animierte 3D-Abbildungen der Wand entlang: Es<br />
‹Circle in a thermal› hat sich von der Bewegung der<br />
3D-Print von Margaretha Merian-Burckhardt zur Seite<br />
sind «Explosionen des CMS-Universums», wie der<br />
Luftmassen inspirieren lassen, von Auf- und Fall-<br />
gestellt. Leicht versetzt zur Seite gestellt. Denn die<br />
Künstler nachdrücklich festhält, Porträts, Symbole<br />
winden, die durch Temperaturdifferenzen entstehen<br />
einem Bild von Margaretha nachskulptierte Büste<br />
und Detailaufnahmen der drei aktuellen Förderberei-<br />
– oder durch die Auf- und Abwärtsbewegung der<br />
steht eine halbe Schrittlänge vor ihrem Mann. Gasser<br />
che der Stiftung: Kultur, Natur und Soziales, die sich<br />
Passanten: der Mitarbeitenden. Für die Basler Künst-<br />
möchte mit dieser Anordnung der Objekte die lange<br />
hier in einem üppigen Tanz präsentieren.<br />
lerin ist das Treppenhaus ein Umschlagplatz der<br />
Zeit etwas im Schatten gebliebene Bedeutung Mar-<br />
Philipp Gassers Installation ist eines von fünf<br />
Aggregatszustände, «ein Ort der Bewegung und der<br />
garethas für die aktuelle CMS in den Vordergrund<br />
Kunst-am-Bau-Projekten, die die CMS bei Kunstschaf-<br />
Begegnung, des Vorübergehenden, sich ständig<br />
rücken: ihre Funktion als zweite Stiftungsgründerin,<br />
fenden der Region nach einem Wettbewerb für ihr<br />
Wandelnden». Julia Steiners Wandarbeit wird uns<br />
die nach dem frühen Tod ihres Mannes sorgsam dar-<br />
neues Domizil in Auftrag gegeben hat. Alle vier port-<br />
in Zukunft im ersten Obergeschoss an der Arbeit<br />
über wachte, dass das Vermögen zusammenblieb und<br />
rätieren die Arbeit der Stiftung in einer eigenwilligen,<br />
‹Four Transitions› des Digitalkünstlers Jürg Lehni<br />
dass sein letzter Wille mit der Gründung der Stiftung<br />
lebendigen und inspirierenden Weise. Eine poetische<br />
vorbeiführen, die sich mit der historischen Entwicklung<br />
der Displaytechnologie auseinandersetzt.<br />
Unser Gang durch den CMS-Sitz führt uns<br />
schliesslich ins Dachgeschoss, wo, von der Decke<br />
hängend, ein wilder «Dschungel der Verteilsysteme»<br />
auf uns wartet. Das international tätige Künstlerduo<br />
Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger hat die Arbeit der<br />
CMS unter die Lupe genommen und ist zum Schluss<br />
gekommen, dass ihre drei Abteilungen wie ein Verteilsystem<br />
funktionieren, das «Kompost in die Gesellschaft<br />
gibt, damit diese blüht und gedeiht». Steiner &<br />
Lenzlinger verwenden und transformieren Objekte,<br />
die mit den Abteilungen in losem Zusammenhang<br />
stehen, und kombinieren sie zu einem surrealen,<br />
schwankenden, schwebenden Assoziationsgeflecht,<br />
das, so die Künstler, «den Gedankenraum über<br />
den Arbeitsplätzen befruchten soll». Damit viele<br />
schmackhafte Kultureier ausgebrütet werden, die<br />
dann vielleicht auch wieder als Küken der Kunst zu-<br />
gutekommen werden.<br />
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