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NaturGartenKunstErlebnis: 50 Jahre Merian Gärten in Brüglingen NaturGartenKunstErlebnis: 50 Jahre Merian Gärten in Brüglingen
Das Magazin der Christoph Merian Stiftung NaturGartenKunstErlebnis 50 Jahre Merian Gärten in Brüglingen Das Gartenfest zum Jubiläum am 2. und 3. Juni 2018 Nr. 4 April 2018
- Seite 2: Editorial Inhalt 22 000 v. Chr. - 1
- Seite 6: 2011 - 2016 2018 2011 FINSTERE GESE
- Seite 10: 2018 A 2018 A Sie waren also vollko
- Seite 14: Aktuell Aktuell VON KUNST, KOMPOST
Das <strong>Magazin</strong> der Christoph Merian Stiftung<br />
NaturGartenKunstErlebnis<br />
50 Jahre Merian Gärten in Brüglingen<br />
Das Gartenfest zum Jubiläum am 2. und 3. Juni 2018<br />
Nr. 4 April 2018
Editorial<br />
Inhalt<br />
22 000 v. Chr. – 1839<br />
NaturGarten-<br />
KunstErlebnis<br />
50 Jahre<br />
Merian Gärten<br />
in Brüglingen<br />
Im Juni 2018 feiern wir einen runden Geburtstag. Vor fünfzig Jahren stellte<br />
die Christoph Merian Stiftung (CMS) in Brüglingen dreizehn Hektaren<br />
Land für einen zweiten botanischen Garten neben jenem beim Spalentor<br />
zur Verfügung. Was die Merian Gärten heute sind, verdanken sie<br />
zahlreichen glücklichen Fügungen: Christoph Merians Witwe Margaretha<br />
bestimmte im 19. Jahrhundert nach dem Tod ihres Mannes, dass Brüglinger<br />
Gut und Landschaftspark als Denkmal für ihren Mann erhalten<br />
werden sollten. Das zivilgesellschaftliche Engagement von Gartenliebhabern<br />
in den 1960er-Jahren regte die Einrichtung des Botanischen<br />
Gartens Brüglingen an. Die CMS hat ihn ermöglicht. Eine gemeinnützige<br />
Aktiengesellschaft hat ihn lange betrieben. Die nationale Gartenausstellung<br />
Grün 80 hat in ihm landschaftsgärtnerische Ideale der<br />
1970er-Jahre präsentiert. Seither haben sich das zu den Merian Gärten<br />
fusionierte Gut Unter Brüglingen und der botanische Garten weiterentwickelt:<br />
In ihnen gedeihen heute sieben international einzigartige<br />
Pflanzensammlungen mit grösster Sortenvielfalt. Weite Flächen mit<br />
reicher Biodiversität stehen unter Naturschutz. In den Nutzgärten werden<br />
alte Pflanzensorten von Pro Specie Rara kultiviert.<br />
Die Gärten sind pädagogischer Ausbildungsort für Schulen. Ein Kulturdenkmal<br />
mit den historischen Bauten, dem Skulpturenpark und den<br />
Relikten der Grün 80. Erholungsraum und Stadtpark mitten im urbanen<br />
Raum, der heute das ehemalige Meriansche Stammland umschliesst.<br />
Die Gärten sind damit heute vieles gleichzeitig: Künstlich gestalteter<br />
und natürlich wachsender ökologischer Raum. Kultur- und naturhistorisches<br />
Vermächtnis vom Mittelalter über die Merians bis hin zur<br />
Grün 80 und zur Gegenwart. Wissenschafts- und Ausbildungszentrum.<br />
Pflanzengarten und Refugium für geschützte Tiere. Samentresor. Idylle<br />
im Häusermeer.<br />
Gerade die historisch gewachsene Mischung macht die Qualität der<br />
Gärten aus. Die CMS trägt grosse Sorge zu diesem Erbe, ihrem grössten<br />
Engagement. Sie will aber nicht nur Bestehendes konservieren, sondern<br />
einen Schritt vorwärts gehen und die Gärten klarer positionieren. Sie hat<br />
seit 1. Januar 2018 den Betrieb von der Merian Gärten AG übernommen<br />
und wird mit grösseren Investitionen Vorder Brüglingen umgestalten,<br />
aufwerten und zum neuen Zentrum in den Gärten umgestalten. In diesem<br />
RADAR gibt Projektwettbewerbsgewinner Massimo Fontana Auskunft<br />
über die Pläne. Davor vermitteln wir Ihnen zum 50-Jahr-Jubiläum<br />
einen kurzen Überblick über die bewegte Geschichte der Gärten von der<br />
Eiszeit bis heute und eine Momentaufnahme eines ganz normalen Tages<br />
in den Gärten.<br />
Jubiläen sind immer auch eine Gelegenheit, allen Beteiligten eines<br />
erfolgreichen Projekts zu danken. Das will ich hier gerne tun. Wir danken<br />
allen Besucherinnen und Besuchern für die Wertschätzung unseres<br />
Kleinods in Brüglingen. Dem Team der Merian Gärten und allen Freiwilligen<br />
für ihren grossen Einsatz. Allen Gönnerinnen und Gönnern und<br />
dem Verein der Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen für die<br />
langjährige Treue und Unterstützung. Und all unseren Partnern und<br />
Nachbarn, mit denen wir seit Jahren eine fruchtbare Zusammenarbeit<br />
pflegen: der Merian Gärten AG, dem Team des Cafés/Restaurants Villa<br />
Merian, der Stiftung Pro Specie Rara, dem Zentrum für Brückenangebote,<br />
der Stadtgärtnerei, der Stiftung Park im Grünen, dem Kanton<br />
Baselland und der Gemeinde Münchenstein, den Robi-Spiel-Aktionen,<br />
der Dyychkorporation und dem Staatssekretariat für Migration. Zum<br />
Schluss: Einen herzlichen Dank an unsere Bienen, die unsere Pflanzen<br />
bestäuben und somit für den ‹Pflanzennachwuchs› und für unseren<br />
prämierten Honig besorgt sind.<br />
Besuchen Sie die<br />
Merian Gärten<br />
am Festwochenende<br />
2. und 3. Juni 2018!<br />
Informationen und Programm:<br />
www.meriangaerten.ch<br />
3 Bewegte Geschichte<br />
Rückblick: die Merian Gärten<br />
in Jahreszahlen und Bildern, von der<br />
Eiszeit bis heute<br />
7 Mehr als nur Gärten<br />
Standortbestimmung: das grösste<br />
Engagement der CMS und seine vielen<br />
Facetten<br />
8 Ganz schön was los<br />
Gartenalltag: von Mondviolen,<br />
Hirschkäfern, Bienen, einem<br />
Rohrbruch und kichernden Kids<br />
10 Zukunftsmusik<br />
Ausblick: Massimo Fontana,<br />
Gewinner des Studienauftrags,<br />
über seine Umgestaltungspläne<br />
in Vorder Brüglingen<br />
13 Digitale Plattformen<br />
Überblick: niederschwelliger Zugang<br />
zu Wissen – ein Service public der CMS<br />
14 Zum Staunen<br />
Rundgang Kunst im Bau:<br />
von schmackhaften Kultureiern und<br />
Plastiken aus dem 3D-Drucker<br />
22 000 v. Chr.<br />
DIE BIRS: SEGEN UND FLUCH<br />
Die Region Basel war während der maximalen Vergletscherung vor<br />
24 000 Jahren eisfrei. Es herrschte ein trocken-kaltes Klima mit einer<br />
Steppenvegetation ähnlich jener, die sich heute in Kasachstan findet.<br />
Die Birs formte nach der Eiszeit Terrassen und die Brüglinger Ebene.<br />
Der Fluss dient den Menschen der Neuzeit als Wasser- und Energielieferant,<br />
überschwemmt bis zur Flusskorrektur im 19. Jahrhundert<br />
aber auch Land und Höfe und richtet immer wieder grosse Schäden an.<br />
1444<br />
BLUTIGE SCHLACHT<br />
1444 ist das Gebiet rund um die heutigen Merian Gärten Schauplatz<br />
einer blutigen Schlacht. 1500 Eidgenossen kämpfen gegen 20 000<br />
Armagnaken bei St. Jakob an der Birs. Die Eidgenossen unterliegen<br />
zwar, sind danach aber begehrte Söldner auf dem ganzen Kontinent,<br />
werden später und vor allem während der geistigen Landesver-<br />
teidigung im Zweiten Weltkrieg als Helden verehrt und bis in die<br />
1960er-Jahre in der alten Landeshymne besungen.<br />
1775<br />
DER AGRARREFORMER<br />
Hieronymus Christ-Kuder (1729–1806), Landvogt von Münchenstein,<br />
kauft das Brüglinger Gut 1775. Der engagierte Agrarreformer setzt sich<br />
für einen gesteigerten Bodenertrag ein – auch, um die wachsende<br />
einheimische Bevölkerung besser versorgen und Armut und Hunger<br />
bekämpfen zu können. Er ersetzt die Dreifelderwirtschaft vermutlich<br />
durch eine ertragreichere Anbaumethode: die Bepflanzung der<br />
Brachen mit Futterpflanzen wie Klee und Rüben.<br />
1801<br />
JOHANN JAKOB THURNEYSEN-BISCHOFF (1763–1829)<br />
Der Basler Bandfabrikant erwirbt das Gut 1801, vergrössert es auf<br />
beinahe das Doppelte (41 Hektaren), baut die heutige Villa Merian<br />
vom Barockschlösschen zum frühklassizistischen Herrenhaus um und<br />
lässt vermutlich den englischen Landschaftsgarten anlegen. Im<br />
Krisenjahr 1811 geht Thurneysens Bandfabrik wie viele andere export-<br />
orientierte Basler Firmen als Folge der napoleonischen Kontinental-<br />
sperre in Konkurs.<br />
600 n. Chr.<br />
DIE ERSTEN BRÜGLINGER<br />
In römischer Zeit gibt es vermutlich zahlreiche Übergänge über<br />
die damals noch sehr verästelte Birs im Gebiet von St. Jakob. Die<br />
Namensforschung geht davon aus, dass der Name Brüglingen auf die<br />
alemannische Besiedlung im frühen Mittelalter zurückgeht und<br />
das Siedlungsgebiet eines Brugilo benennt. Das Suffix ‹-ingen› würde<br />
demnach den Ort bezeichnen, wo die Leute des Brugilo lebten. Überliefert<br />
ist allerdings nichts.<br />
17. Jahrhundert<br />
DER TEICH, DER EIN GEWERBEKANAL IST<br />
Der St. Alban-Teich/Dalbediich und sein Seitenarm, der Mühleteich/<br />
Mühlediich, fliessen heute durch die Merian Gärten. Der Gewerbeka-<br />
nal wird im 12. Jahrhundert künstlich angelegt und im 17. Jahrhundert<br />
bis nach Brüglingen verlängert. Er treibt Mühlen an, wird später für<br />
die Papierproduktion und den Buchdruck genutzt und ist damit die<br />
technische Voraussetzung für den Aufstieg Basels zu einem Zentrum<br />
des europäischen Humanismus.<br />
1811<br />
CHRISTOPH MERIAN-HOFFMANN (1769–1849)<br />
Der Vater von Stiftungsgründer Christoph Merian-Burckhardt, ein<br />
gewiefter Handelsmann und Bonvivant, verfügt trotz napoleonischer<br />
Kontinentalsperre über genügend Mittel, um 1811 vom Konkursiten<br />
Thurneysen das Brüglinger Gut zu kaufen und den Grundbesitz auf<br />
56 Hektaren zu vergrössern. In dieser Zeit beginnen auch die Birs-<br />
korrekturen.<br />
13. Jahrhundert<br />
KLIPPKLAPP<br />
An der Stelle der Mühle aus dem 16. Jahrhundert steht im 13. Jahrhundert<br />
noch der Vorgängerbau – wohl ein einfacher Holzbau. 1259 wird<br />
die Mühle erstmals urkundlich erwähnt. Heute setzen zweimal im<br />
Monat die ‹Müllersleut› in historischen Kostümen das Wasserrad in<br />
Betrieb und vermitteln Besucherinnen und Besuchern im heutigen<br />
Museum die bewegte Geschichte des Ortes.<br />
17. Jahrhundert<br />
TRÈS CHIC: FAMILIE LÖFFEL<br />
Die französische Immigrantenfamilie Cuiller, ‹Löffel›, erwirbt das<br />
Brüglinger Gut im 17. Jahrhundert und baut es vor den Toren der<br />
Stadt zu einem repräsentativen Sommersitz mit Hof, Scheune, Stall,<br />
Trotte, französischem Garten und einem barocken Landschlösschen<br />
aus. Das ehemalige Landschlösschen ist heute die Villa Merian, im<br />
19. Jahrhundert im frühklassizistischen Stil umgebaut.<br />
Fünfzig Jahre Merian Gärten – profitieren Sie von unserem ganzjährigen<br />
Veranstaltungsangebot und kommen Sie am Festwochenende vorbei<br />
und feiern Sie mit!<br />
16 Vernetzter Freilager-Platz<br />
Austausch: Diskussion und Interaktion<br />
auf dem Dreispitz<br />
1824<br />
CHRISTOPH MERIAN-BURCKHARDT (1800–1858)<br />
Christoph Merian junior heiratet 1824 die 18-jährige Industriellen-<br />
tochter Margaretha Burckhardt, erhält Gut und Villa von seinem Vater<br />
1833<br />
EIN GUT – ZWEI KANTONE<br />
Christoph Merian ist knapp zehn Jahre lang Gutsbesitzer, als die<br />
eidgenössische Tagsatzung 1833 nach der Niederlage der Stadtbasler<br />
1839<br />
STANDESBEWUSSTES STATEMENT<br />
Melchior Berri (1801–1854) baut als einer der bekanntesten Basler<br />
Architekten seiner Zeit im Auftrag von Christoph Merian 1837 ein<br />
als Hochzeitsgeschenk, sichert sich alle Weg- und Wassernutzungs-<br />
gegen die Landschäftler an der Hülftenschanz der Kantonstrennung<br />
Ökonomiegebäude in Vorder Brüglingen (Berrischeune), 1839 das<br />
Dr. Beat von Wartburg<br />
Direktor der Christoph Merian Stiftung<br />
16 Veränderte Freiräume<br />
Ab April: Ausstellung<br />
rechte und vergrössert den Besitz auf 311 Hektaren. In den 1830er-<br />
Jahren melioriert er das Schwemmland der Birs. Das Paar nutzt das<br />
Gut als Sommersitz. 1857 verfasst er sein Testament, wonach der<br />
zustimmt. Der Südteil seines Gutes liegt neu im damals noch fortschrittlichen<br />
Kanton Basel-Landschaft, dem er skeptisch begegnet.<br />
2012 wird die jüngste Wiedervereinigungsinitiative in den Merian<br />
Pächterhaus und plante auch die Orangerie im neoklassizistischen<br />
Stil von Berris Monumentalbau, dem heutigen Naturhistorischen<br />
Museum an der Augustinergasse. Ein standesbewusstes Statement<br />
und Begleitpublikation<br />
ganze Besitz des kinderlosen Ehepaars an eine Stiftung übergehen soll.<br />
Gärten lanciert – und scheitert erneut.<br />
Merians vor den Toren des Stadtkantons.<br />
3
1857–2007 1857–2007<br />
1857<br />
PRESTIGEOBJEKT ORANGERIE<br />
Gärtner Zipfel betreut im Dienst von Stiftungsgründer Christoph<br />
Merian die Orangerie in Unter Brüglingen und führt akribisch Buch:<br />
672 Pflanzenarten sind im noch erhaltenen Inventar aufgeführt.<br />
Orangerien mit nichteinheimischen Pflanzen sind seit dem 16. Jahrhundert<br />
Prestigeobjekte der adligen und bürgerlichen Oberschicht.<br />
Heute können die Räumlichkeiten für Seminare gemietet werden.<br />
1857<br />
ABSCHIEDSGESCHENK AN MARGARETHA<br />
Der vermutlich an Leberkrebs erkrankte Christoph Merian erteilt<br />
1857 dem Architekten Johann Jakob Stehlin (1826–1894) den Auftrag<br />
für die Renovation der Villa im Stil des Second Empire – mit ‹orientalischer›<br />
Ornamentik an der Aussenfassade, wie sie damals für Sommerhäuser<br />
modern war und bis heute erhalten blieb. Eine Art Abschiedsgeschenk<br />
an seine «innigst geliebte Ehegattin», wie er sie in seinem<br />
Testament mehrfach bezeichnet.<br />
1858<br />
DIE GRÜNDERIN DER MERIAN GÄRTEN<br />
1858 stirbt Stiftungsgründer Christoph Merian. Seine Witwe Margaretha<br />
(1806–1886), eine streng religiöse Frau, überlebt ihren Mann um<br />
fast dreissig Jahre, verwaltet den gemeinsamen Besitz und tätigt<br />
Schenkungen an zahlreiche soziale, konservativ ausgerichtete religiöse<br />
Institutionen. Sie verfügt, dass das Gut samt Villa als Andenken an<br />
ihren Mann erhalten werden solle. Ihr ist der Erhalt des englischen<br />
Gartens – heute Herzstück der Merian Gärten – zu verdanken.<br />
19. Jahrhundert<br />
DIE BAHN ZERSCHNEIDET DAS STAMMLAND<br />
Schweizer Eisenbahnprojekte des 19. Jahrhunderts haben die Merians<br />
schon zu Lebzeiten zu zahlreichen Landabtretungen an die damalige<br />
Centralbahn verpflichtet. Die Jurabahn nach Delémont bildet ab 1875<br />
die heutige Grenze der Merian Gärten nach Westen — im Osten verläuft<br />
die Grenze entlang der St. Jakob-Sportanlagen, die vor dem<br />
Zweiten Weltkrieg auf dem Stammland der Merians angelegt werden.<br />
1886<br />
DIE STIFTUNG TRITT IN KRAFT<br />
Margaretha Merian-Burckhardt stirbt 1886 und wird neben ihrem<br />
Mann in der Meriangruft in der von beiden gestifteten Elisabethen-<br />
kirche bestattet. Die Stiftung tritt in Kraft. 11 Millionen Franken in<br />
Form von Land und Vermögen gehen an die «liebe Vaterstadt» Basel.<br />
Die Erträge sollen zur «Linderung der Noth» und «zur Förderung des<br />
Wohles der Menschen» eingesetzt werden. Der Betrieb der Merian<br />
Gärten ist heute das grösste jährliche Engagement der Stiftung.<br />
1962<br />
ENGAGIERTE LOBBYISTEN<br />
Wegen des Neubaus der Unibibliothek scheint der Botanische Garten<br />
der Universität beim Spalentor Anfang der 1960er-Jahre gefährdet.<br />
1962 gründen engagierte Gartenfreunde deshalb den Verein der<br />
Freunde eines neuen Botanischen Gartens und fordern Ersatz. Der<br />
Verein ist noch heute aktiv; er unterstützt die Gartenpflege mit Bei-<br />
trägen und bereichert das Angebot der Gärten mit eigenen Veran-<br />
staltungen.<br />
1968<br />
BLÜHENDE DIVIDENDE<br />
Der Botanische Garten beim Spalentor bleibt bestehen. Trotzdem wird<br />
ein zweiter angelegt. 1968 stellt die CMS dafür dreizehn Hektaren –<br />
ganz Vorder Brüglingen und die Villa Merian mit Landschaftsgarten<br />
– zur Verfügung. Die Gründung des Gartens trennt Merians Land. Eine<br />
Aktiengesellschaft übernimmt den Betrieb. Unter Brüglingen bleibt<br />
landwirtschaftlich genutzt. Erst 2012 werden der Brüglingerhof und<br />
der botanische Garten zu den Merian Gärten zusammengeführt.<br />
1969<br />
DIE IRIS-MUTTER<br />
1969 vermacht die deutsche Gräfin Helen von Stein-Zeppelin (1905–<br />
1995) ihre über den Zweiten Weltkrieg hinübergerettete Irissammlung<br />
dem Botanischen Garten Brüglingen. Die Merian Gärten gelangen so<br />
in den Besitz einer umfassenden Sammlung von 1 500 Sorten. Die<br />
europaweit grösste öffentliche Sammlung historischer Bartiris wird<br />
von Wissenschaftlerinnen und Blumenliebhabern gleichermassen geschätzt.<br />
1972<br />
DER IRIS-VATER<br />
1972 beginnt die enge Zusammenarbeit mit dem Iris-Spezialisten<br />
Milan Blažek, dem langjährigen Direktor des Botanischen Gartens von<br />
Pruhonice in der Nähe von Prag. Zwischen Prag und Basel werden bis<br />
heute Pflanzen ausgetauscht. Auf Blažek geht auch die Struktur der<br />
Irissammlung in den Merian Gärten zurück, die heute mit ihren 1 500<br />
Sorten Bartiris europaweit einzigartig ist.<br />
1977<br />
VON DER TERRASSENLANDSCHAFT<br />
ZUR SWISS MINIATURE<br />
Der Gartengestalter und Bildhauer Kurt Brägger prägt 1977 die<br />
Neugestaltung des nördlichen Teils von Vorder Brüglingen: Auf die<br />
nationale Gartenausstellung Grün 80 hin wird die bisher flache<br />
Terrassenlandschaft zu einer Hügellandschaft umgestaltet, um<br />
die Schweizer Topografie nachzubilden.<br />
1978<br />
ZURÜCK ZU DEN URSPRÜNGEN<br />
1978 regt der renommierte Landschaftsarchitekt Dieter Kienast mit<br />
Mitfinanzierung des WWF im Hinblick auf die Grün 80 ein Trocken-<br />
biotop auf dem Hochplateau der heutigen Merian Gärten an. Auf<br />
dem Areal soll die ursprüngliche Birslandschaft mit naturnaher<br />
Vegetation rekonstruiert werden. Das Hochplateau besteht bis<br />
heute – mit einheimischen Trockenpflanzen.<br />
1978<br />
RHODODENDREN<br />
1978 übergeben die Gärtner des Frankfurter Lederfabrikanten und<br />
Kunstmäzens Robert von Hirsch den Merian Gärten eine umfang-<br />
reiche Rhododendrensammlung aus dessen Villengarten in der<br />
Basler Engelgasse. Von Hirsch ist 1933 vor dem Naziregime nach<br />
Basel geflüchtet und hat die Rhododendren nach seinem Tod 1977<br />
seinen Gärtnern vermacht. Mittlerweile wachsen 300 Pflanzen im<br />
Süden der Merian Gärten, im Rhododendrontal.<br />
1980<br />
GRÜN 80: RETOUR À LA NATURE<br />
Auf Initiative der Schweizer Gärtnermeister findet 1980 die zweite<br />
Schweizerische Ausstellung für Garten- und Landschaftsbau in Brüglingen<br />
statt. In einer Zeit, in der Umweltschutz zum grossen Thema<br />
wird, soll sie entfremdeten Städtern die Natur näherbringen. 3,6 Millionen<br />
Menschen besuchen die Grün 80. Relikte sind noch heute sichtbar:<br />
der Arzneipflanzengarten, der Wasserkanal zur Irissammlung oder<br />
etwa das Heckenlabyrinth.<br />
1980<br />
DIE QUEEN<br />
Am 1. Mai 1980 besucht Queen Elizabeth II. mit Prinzgemahl Philip<br />
die Grün 80. Mit Bundesrat Kurt Furgler und seiner Frau speist der<br />
illustre Tross in der Villa Merian (Spargeln und Gitzi) – und pflanzt danach<br />
vor der Villa eine Blutbuche. 80 000 Besucherinnen und Besucher<br />
winken dem hohen Gast begeistert zu. Die Queen, eine passionierte<br />
Gartenliebhaberin, soll «very amused» gewesen sein.<br />
1984<br />
DIE STADTGÄRTNEREI ZIEHT EIN<br />
1984 bezieht die Stadtgärtnerei Basel die umgebauten Ökonomie-<br />
und Logistikgebäude sowie die neu errichteten Gewächshäuser in<br />
Unter Brüglingen und kultiviert dort Pflanzen, die nach der Aufzucht<br />
die Strassen und Rabatten der Stadt verschönern.<br />
1984<br />
KUNST UND NATUR<br />
1984, vier Jahre nach der Skulpturenausstellung im Wenkenpark, er-<br />
öffnet der Basler Kunsthändler Ernst Beyeler (1921–2010) zusammen<br />
mit Reinhold Hohl und Marcel Schwander die zweite Ausstellung mit<br />
Skulpturen des 20. Jahrhunderts im ‹Merian Park›, wie er damals noch<br />
hiess. Markus Raetz’ ‹Kopf›, Enzo Cucchis an Schneckenfühler erinnernde<br />
Antennen und zahlreiche andere Kunstwerke sind noch heute<br />
in den Merian Gärten zu sehen.<br />
1992<br />
WIESE VON NATIONALER BEDEUTUNG<br />
Seit 1992 erhalten die Merian Gärten vom Kanton Basel-Landschaft<br />
finanzielle Beiträge für die sorgfältige Bewirtschaftung einer ihrer<br />
artenreichen Wiesen auf Münchensteiner Boden, auf dem Hochpla-<br />
teau. Wenig später wird die Wiese vom Bundesamt für Umwelt ins<br />
Inventar der Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung<br />
(TWW) aufgenommen. Das 2,6 Hektar grosse ‹TWW-Objekt 124› steht<br />
seither unter Naturschutz.<br />
1994<br />
KLASSENZIMMER IM FREIEN<br />
Das Pächterehepaar Serge und Marie-Rose Morel bewirtschaftet<br />
den Brüglingerhof bis 2012. Dann wird der Hof in die Merian Gärten<br />
integriert. Auf ihre Initiative hin wird ab 1994 das Programm ‹Schule<br />
& Landwirtschaft› angeboten. Bis heute nehmen jedes Jahr dreissig<br />
Schulklassen am Programm teil. Die Christoph Merian Stiftung<br />
erreicht damit rund sechzig Prozent der dritten Primarschulklassen<br />
im Kanton Basel-Stadt.<br />
1995<br />
EINE TECHNISCHE SENSATION<br />
Seit 1995 ziehen die Merian Gärten ihre Jungpflanzen im neuen Folienhaus<br />
auf. Die dreilagige Hightech-Folie ist durchlässig für UV-Strahlen,<br />
schafft ideale Bedingungen für Jungpflanzen und ist erst noch<br />
selbstreinigend – damals eine Sensation. In den alten Gewächshäusern<br />
überwintern heute die Kübelpflanzen. Sie müssen im Herbst nicht<br />
mehr wie früher mühsam in den Keller des Pächterhauses und im<br />
Frühling wieder herausgeschleppt werden.<br />
1999–2004<br />
ZÖLLNER MIT HERZ<br />
1999, 2002 und 2004 übergibt die Eidgenössische Zollverwaltung den<br />
Merian Gärten insgesamt 362 000 illegal importierte, geschützte<br />
Schneeglöckchen-Zwiebeln. Beschlagnahmte Pflanzen, die gemäss<br />
Artenschutzabkommen nur erschwert importiert werden dürfen. Sie<br />
zu vernichten bringen die Zöllner nicht übers Herz. Jetzt blühen die<br />
Pflänzchen im Winter verstreut in den Gärten – getrennt von der<br />
überwachten und dokumentierten Schneeglöckchensammlung.<br />
2006<br />
ROSEN FÜR ANNE FRANK<br />
Im Frühjahr 2006 kontaktiert der Basler Buddy Elias, ein Cousin<br />
des Holocaust-Opfers Anne Frank, die Merian Gärten. Und bittet sie,<br />
die letzten noch in Japan existierenden Exemplare der nach seiner<br />
Cousine benannten Rose aufzunehmen. Seither blüht die lachsfarbene<br />
Rose beim Bauerngarten und erinnert an das Mädchen, zu dessen<br />
Gedenken 1963 in Basel auch der Anne Frank Fonds gegründet wurde.<br />
2006<br />
ELEKTRISCH MOBIL<br />
Mit einem wendigen Elektromobil erreichen die Gärtnerinnen und<br />
Gärtner die abgelegensten Ecken. Mitfinanziert hat es Michaela Geiger,<br />
die ehemalige Präsidentin der Freunde des Botanischen Gartens. Der<br />
Naturliebhaberin liegen die Gärten sehr am Herzen. Nach ihrem Tod<br />
2014 vermacht sie den Merian Gärten den Fonds Pamina.<br />
2006<br />
MASTERPLAN FÜR DEN NEUSTART<br />
Der Brüglingerhof mit seinen nur noch vier Hektaren Gemüseanbau<br />
kann nicht mehr kostendeckend bewirtschaftet werden. Zusammen<br />
mit der damaligen Merian Park AG nimmt die Christoph Merian<br />
Stiftung 2006 einen Masterplan für einen Neustart und eine Neu-<br />
positionierung des Merianschen Stammlands in Angriff. 2012 werden<br />
der Brüglingerhof und der Merian Park zu den Merian Gärten vereint.<br />
2007<br />
ZERSTÖRERISCHE FALTER<br />
2007 taucht der Buchsbaumzünsler erstmals in der Region auf und<br />
befällt auch die Buchssträucher in Brüglingen. Eingeschleppt wurde<br />
der Falter, dessen Raupen ganze Bäume kahlfressen, vermutlich über<br />
Pflanzenimporte aus Ostasien. Die Gärtnerinnen und Gärtner müssen<br />
Sträucher vernichten und behandeln die gesunden heute aufwendig<br />
mit einer biologischen Bakterienmischung, die die Raupen tötet.<br />
4<br />
5
2011 – 2016<br />
2018<br />
2011<br />
FINSTERE GESELLEN<br />
2011<br />
VERY BRITISH: SCHNEEGLÖCKCHEN<br />
2012<br />
ERSTER GARTEN MIT BIO-LABEL<br />
DIE MERIAN GÄRTEN –<br />
EIN GESAMTKUNSTWERK<br />
2011 werden an einzelnen, weit über hundert Jahre alten Blutbuchen<br />
Die systematische Schneeglöckchensammlung verdanken die Merian<br />
2012 wird der damalige Merian Park zertifiziert und erhält das<br />
im Landschaftsgarten Lackporlinge, Brandkrustenpilze und andere<br />
Gärten der Britin Ingrid Dingwall aus Nuglar/SO. Sie vermacht ihnen<br />
Knospe-Label von Bio Suisse, das der Dachverband von 32 Organi-<br />
finstere Gesellen entdeckt: heimische Pilze, die alte und schwache<br />
schrittweise seit 2011 über sechzig Sorten. Die Merian Gärten ergänzen<br />
sationen für ökologisch bewirtschaftete Land- und Landwirtschafts-<br />
Bäume befallen. Die kranken Bäume werden gefällt und durch junge<br />
und dokumentieren sie. Zusammen mit Iris, Fuchsien, Clematis, Rho-<br />
flächen in der Schweiz nach strengen Kriterien vergibt. Der Merian<br />
ersetzt. Heute stehen noch drei der alten Blutbuchen im englischen<br />
dodendren, Pfingstrosen und Efeu sind Schneeglöckchen heute der<br />
Park ist damit europaweit der erste botanische Garten, der durch-<br />
Garten.<br />
siebte Sammlungsschwerpunkt der Gärten.<br />
wegs biologisch bewirtschaftet wird. Der Brüglingerhof wird schon<br />
seit 1992 biologisch bewirtschaftet.<br />
BH Die Merian Gärten auf dem ehemaligen<br />
mannstreu, die Bienen-Ragwurz oder die Aufrechte Trespe. Am GEO-Tag der Natur<br />
Landwirtschaftsgebiet von Stiftungsgründer<br />
Christoph Merian sind seit ihrer Gründung<br />
im Jahr 1968 ein botanischer Garten. Sie sind Erholungsraum,<br />
setzen sich für Naturschutz<br />
ein, engagieren sich in der Naturbildung,<br />
2017 haben Expertinnen und Experten innerhalb von 24 Stunden 1349 verschiedene<br />
Tier-, Pflanzen-, Flechten- und Pilzarten gefunden. Nur was man kennt, kann man<br />
auch schützen. Mit systematischen Pflegeplänen setzen sich die Merian Gärten<br />
dafür ein, dass die Lebensräume für die einheimische Flora und Fauna erhalten<br />
bleiben. Die Merian Gärten werden seit 2010 konsequent biologisch bewirtschaftet<br />
– als erster botanischer Garten der Schweiz.<br />
Mit ihrem Vermittlungsangebot fördern die Merian Gärten die differenzierte<br />
Wahrnehmung der naturnahen Lebenswelt. Führungen, Schulprogramme und<br />
2012<br />
AUS ZWEI MACH EINS<br />
Nach der Bio-Zertifizierung des Merian Parks ist der Weg frei für die<br />
Fusion mit dem Brüglingerhof zu den heutigen Merian Gärten.<br />
2012<br />
BETÖRENDER DUFT<br />
2012 wird der Bauern- und Zierpflanzengarten neu angelegt und nach<br />
historischen Vorbildern umgestaltet. Im Bauerngarten in Unter Brüglingen<br />
blühen auch Garten-Reseden (Reseda odorata) – einjährige<br />
Pflanzen, die schon zu Zeiten der Merians en vogue waren. Margaretha<br />
Merian-Burckhardt soll, so heisst es, frische Stängel von Reseden<br />
2012<br />
PRO SPECIE RARA<br />
2012 zieht diese 1982 gegründete Schweizer Stiftung, die sich zum Ziel<br />
gesetzt hat, gefährdete Nutztierrassen und Kulturpflanzen vor dem<br />
Aussterben zu bewahren, in die Merian Gärten ein. Sie hat seither<br />
ihren Hauptsitz gleich unterhalb der Villa Merian. Bis dahin war Pro<br />
Specie Rara in einem Aarauer Wohnquartier untergebracht.<br />
sind international vernetzt und arbeiten nach<br />
systematischen und wissenschaftlichen Richtlinien.<br />
Verschiedene Pflanzensammlungen<br />
und renommierte Landschaftsarchitekten<br />
haben die Gärten geprägt.<br />
Erlebniswochen finden draussen statt, bei jedem Wetter und in allen Jahreszeiten.<br />
Sie geben Einblick in die Besonderheiten der Merian Gärten, in ihre Geschichte,<br />
Pflanzensammlungen, Gartenanlagen und Lebensräume für Fauna und Flora. Bei<br />
den Schulprogrammen stehen die Erlebnisse in der Natur und die Sensibilisierung<br />
für Naturwerte im Vordergrund. Mit der Stärkung der Naturbeziehung fördern<br />
die Merian Gärten die Achtung vor der Natur und leisten damit einen Beitrag zum<br />
Erhalt unserer natürlichen Ressourcen.<br />
Als botanischer Garten sind die Merian Gärten Mitglied im Weltverband der<br />
wegen ihres betörenden Dufts zwischen ihre Wäsche gelegt haben.<br />
Botanischen Gärten BGCI, einem Netzwerk von über 500 Gärten in mehr als hundert<br />
Ländern. Die Merian Gärten orientieren sich bei ihrer täglichen Arbeit an den<br />
Für die breite Öffentlichkeit sind die Merian Gärten heute vor allem ein wichtiger<br />
internationalen Richtlinien und stehen im Austausch mit Partnerorganisationen.<br />
städtischer Erholungsraum. Sie sind aber mehr als nur öffentliches Grün. Auf dem<br />
In der Hortikultur, dem Gartenbau, ist Sortenvielfalt das Spezialgebiet der<br />
Areal mit seiner Kulturlandschaft, den historischen Gebäuden, den Garten- und<br />
Merian Gärten. Rückgrat sind die Zierpflanzensammlungen von zum Teil inter-<br />
Parkanlagen, den Skulpturen und Pflanzensammlungen ist auch die Entwicklungs-<br />
nationaler Bedeutung. So ist die Irissammlung der Merian Gärten mit rund 1500<br />
geschichte von der wilden Flusslandschaft bis hin zum botanischen Garten und zur<br />
Sorten historischer Bartiris in Europa die grösste öffentlich zugängliche Sammlung<br />
Grün 80 abzulesen. Hier überlagern sich Zeitschichten aus verschiedenen Epochen.<br />
ihrer Art. Die Sammlungen werden systematisch erhalten und weiterentwickelt,<br />
So sind die Merian Gärten heute nicht nur Sehnsuchtsort für Menschen, die sich<br />
was eine hohe Fachkenntnis des Gärtnerteams erfordert.<br />
vom hektischen Alltag erholen wollen. Sie sind auch Erinnerungsort und Kulturraum.<br />
In den Nutzgärten liegt der Fokus auf Pro-Specie-Rara-Sorten, also auf alten<br />
Gleichzeitig sind die Merian Gärten auch ein Ort der Zukunft. Das Umfeld<br />
und erhaltenswerten Gemüse-, Beeren- und Obstsorten. Dank der Anerkennung<br />
verändert sich laufend, und mit ihm die Gärten. Die Landschaft, die Gartenstruk-<br />
der Merian Gärten als wissenschaftliche Einrichtung durch das Bundesamt für<br />
tur, die Gäste, die Geräusche, die Nutzung und die Vegetation sind anders als<br />
Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen ist es auch möglich, weltweit mit<br />
2012<br />
GANZ BESONDERE SCHAFE<br />
Mit dem Einzug von Pro Specie Rara stellen die Merian Gärten bei ihren<br />
Nutztieren auf alte Rassen um, unter anderem auf die zähen ‹Bündner<br />
2012<br />
EIN GANZ BESONDERES HAUS<br />
2012 baut die CMS das Lehmhaus – ganz aus Holz und Lehm und entwor-<br />
fen vom Basler Büro Barcelo Baumann Architekten. Damit schliesst<br />
2013<br />
DAS ENDE EINER ILLUSION<br />
Die Stadt wächst und umzingelt das ehemals idyllische Stammland<br />
der Merians. 2013 bricht der Neubau der Hochschule für Gestaltung<br />
früher und werden morgen anders sein als heute.<br />
Rund vierzig Prozent der Fläche der Merian Gärten stehen unter Naturschutz.<br />
Sie sind damit auch ein wichtiger Lebensraum für wilde Tiere und Pflanzen. Fuchs,<br />
Dachs und Biber sind hier zu Hause, Nashorn- und Hirschkäfer, aber auch der Feld-<br />
anderen botanischen Gärten Samen und Pflanzen zu tauschen.<br />
Die Merian Gärten sind ein lebendes Gesamtkunstwerk mit vielfältigen<br />
gesellschaftlichen Aufgaben. Sie sind das grösste Einzelengagement der Christoph<br />
Merian Stiftung.<br />
Oberländer›-Schafe. Die kleinen, vitalen und robusten Tiere pflegen<br />
sie die Neugestaltung des Areals in Unter Brüglingen rund um den<br />
und Kunst HGK von Morger & Dettli endgültig die Illusion, in den<br />
die Weiden der Merian Gärten. Besucherinnen und Besucher können<br />
Brüglingerhof ab. Das prägnante Gebäude ist das Zentrum der Natur-<br />
Merian Gärten sei die Zeit vielleicht doch ein bisschen stehengeblieben.<br />
die Schafe bei einem Spaziergang beobachten.<br />
bildung der Merian Gärten. Es kann, wie viele andere Einrichtungen<br />
Hinter der Villa und der Baumkulisse des englischen Gartens ragt die<br />
der Gärten auch, samt Vorplatz für private Anlässe gemietet werden.<br />
mächtige Silhouette des HGK-Hochhauses empor.<br />
Die historischen Informationen stützen sich auf die Publikation<br />
‹Kapital und Moral – Christoph Merian – Eine Biografie› von Robert<br />
Labhardt, Christoph Merian Verlag, Basel 2011.<br />
2016<br />
WO DIE MERIANS EINST SASSEN<br />
2016<br />
WILLKOMMENE ABWECHSLUNG<br />
2016<br />
DER BIENENKÖNIG<br />
2017<br />
SIE SIND WIEDER DA!<br />
2017<br />
KLIMAWANDEL<br />
2016 rekonstruieren die Merian Gärten im Landschaftsgarten aus dem<br />
Seit 2016 arbeiten Asylsuchende, die im Empfangszentrum auf dem<br />
Imker René Blanchart, langjähriger Pächter der Bienenstöcke, betreut<br />
Angenagte Bäume und abgebissene Äste: ein untrügliches Zeichen<br />
Am GEO-Tag der Natur 2017 dokumentieren Tier- und Pflanzen-<br />
19. Jahrhundert bei der Villa Merian nach alten Plänen einen Sitzplatz.<br />
Bässlergut auf einen Verfahrensentscheid warten, in den Merian Gärten.<br />
mit viel Herzblut seit der Grün 80 die Bienenhäuser auf dem Areal des<br />
dafür, dass Biber am Werk sind. Und tatsächlich sind sie seit einigen<br />
kenner in den Merian Gärten zahlreiche Arten von bis anhin hier<br />
Und tatsächlich stossen die Gärtner bei den Vorbereitungsarbeiten<br />
Im vom Bund unterstützten Beschäftigungsprogramm helfen sie bei<br />
Trockenbiotops. Mit über achtzig Jahren hört er 2016 auf. Weil die<br />
Jahren wieder in den Merian Gärten heimisch. Im Januar 2017 knipst<br />
nicht heimischen Heuschrecken, Schaben, Spinnen und Käfern.<br />
auf alte Spuren. Was die Merians dort wohl alles besprochen haben?<br />
der Gartenpflege mit. Die Arbeit ist freiwillig, bei Asylsuchenden sehr<br />
Bienen der Merian Gärten doppelt so viel Honig sammeln wie anders-<br />
die Nachtkamera am Dalbediich gleich zwei wohlgenährte Exemplare,<br />
Auch von Pflanzen, die sonst nur in südlicheren Gefilden wachsen.<br />
Wir wissen es nicht. Über ihr Alltagsleben ist nichts überliefert.<br />
beliebt und wird auch entschädigt. Eine willkommene Abwechslung<br />
wo, gehen bei der Stiftung zahlreiche Bewerbungen ein. Die Merian<br />
die sich vergnügt im Wasser tummeln und Kleinholz sammeln.<br />
Die Fachleute sind sich einig, dass eine der Ursachen für die neuen<br />
zwischen Warten, Hoffen und Bangen.<br />
Gärten pflegen und betreuen die Bienen heute in Eigenregie.<br />
Gäste in den Merian Gärten der Klimawandel ist.<br />
6 7
1 Tag in den Merian Gärten<br />
1 Tag in den Merian Gärten<br />
Gärtnerhände<br />
3.15 Uhr<br />
Am Mühleteich, gleich unterhalb der Mühle, bewegt sich was! Die<br />
Nachtsichtkamera reagiert und schiesst fünf Fotos pro Sekunde. Was<br />
sie aufnimmt, ist eine kleine Sensation: Ein Biber nagt an einem<br />
Baumstamm. Dass sich die Nager schon länger in den Merian Gärten<br />
rumtreiben, war zwar bekannt. Vor die Linse bekommt man sie aber<br />
selten. Das Foto wird später auf der Website der Gärten publiziert.<br />
4.30 Uhr<br />
Es ist still in den Merian Gärten. Im hellen Mondlicht leuchten die<br />
zartvioletten Blüten der Mondviole am Teichuferweg unterhalb der<br />
Berrischeune. Die Silberblattpflanze verströmt ihren wunderbaren<br />
Duft nur in der Nacht. Tagsüber ist sie geizig und duftet kaum.<br />
6.30 Uhr<br />
Die Hähne krähen in Unter Brüglingen. Landwirtin Denise Marty<br />
verpackt Bruteier in Schachteln. Der Zivildienstleistende holt sie ab<br />
und fährt sie mit den Brutapparaten in verschiedene Basler Primarschulhäuser<br />
in Basel und Riehen. Dort werden Kinder in den nächsten<br />
drei Wochen die Eier beobachten und die Küken schlüpfen sehen. Später<br />
kommen die Küken zur Aufzucht zurück in die Merian Gärten.<br />
7 Uhr<br />
Das Gärtnerteam organisiert den Tag. Die Stadtgärtnerei liefert neuen<br />
Kompost und Hunderte von Setzlingen, die noch am selben Tag in den<br />
Bauerngarten gepflanzt werden müssen. Die Trockenwiese auf dem<br />
Hochplateau muss geschnitten werden und die in den Gärten arbeitenden<br />
Asylsuchenden werden die Wege rund um die Buchshecken<br />
jäten. Die freiwilligen Helferinnen machen eine Weiterbildung in<br />
biologischer Schädlingsbekämpfung.<br />
7.15 Uhr<br />
Gärtnerin Sabine Roth entdeckt die erste Rhododendronblüte, vielleicht<br />
eine ganz besondere: Vor sechzehn Jahren haben die Gärten für<br />
ihre Sammlung Samen vom Rhododendronpark in Bremen erhalten.<br />
Um sicherzugehen, dass es die Sorte Rhododendron makinoi ist,<br />
schneidet sie die Blüte ab und untersucht sie unter dem Mikroskop.<br />
Und ja: Es ist eine ‹Bremerin›! Die Nachbestimmung wird in der<br />
Pflanzendatenbank registriert.<br />
7.20 Uhr<br />
Gärtnerin Regula Strübin inspiziert die acht Sorten Radiesli im Gemüsegarten.<br />
Sie sind jetzt dick genug, um sie nächste Woche am Marktstand<br />
beim Brüglingerhof zu verkaufen. Frische Spargeln, Rhabarber<br />
und Schnittzwiebeln werden an das Restaurant in der Villa Merian<br />
abgegeben – alles bio, wie alle Gemüse und Früchte der Gärten. Regula<br />
Strübin erstellt die Verkaufslisten und organisiert den Vertrieb und<br />
den Marktstand um 10 Uhr.<br />
7.30 Uhr<br />
Hektik im Lehmhaus: Eine Klasse aus dem Voltaschulhaus ist schon<br />
auf dem Weg in die Gärten. Sabine Richli vom Vermittlungsteam<br />
ordnet das Arbeitsmaterial, stellt Schaufeln, Harken, Giesskannen,<br />
Becherlupen, Schubkarren und Pflug bereit, dazu Saatkartoffeln und<br />
Kürbis-Setzlinge. Wie fast jeden Tag durchs ganze Jahr hindurch<br />
besucht auch heute eine Basler Primarschulklasse den Kurs ‹Schule &<br />
Landwirtschaft›.<br />
8.15 Uhr<br />
Ein aufgeregter älterer Herr meldet sich bei Veranstaltungskoordinator<br />
Thomas Füglistaller am Empfang im Pächterhaus in Vorder Brüglingen.<br />
Auf seinem Morgenspaziergang im Trockenbiotop hat er beim Apfelbaum<br />
einen Bienenschwarm entdeckt. Das kommt in dieser Jahreszeit<br />
häufig vor. Thomas Füglistaller informiert Imkerin Sabine Richli<br />
– doch sie ist vorerst mit der Schulklasse beschäftigt. Die Bienen müssen<br />
warten.<br />
8.30 Uhr<br />
Reges Treiben im Gewächshaus. Mit Traktor und Schubkarren zügeln<br />
Gärtner Bernhard Eckert und Gartenmitarbeiter Bruno Schneider<br />
Hunderte von Töpfen mit Wandelrösli, Tomatenbäumen, Schönmalven,<br />
Fuchsien und Hammersträuchern wieder nach draussen, wo sie den<br />
Sommer über die Gärten verschönern. In den kalten Monaten haben<br />
die Pflanzen im Gewächshaus überwintert. Das leergeräumte Glashaus<br />
wird demnächst für Hochzeiten vermietet.<br />
9 Uhr<br />
Gekicher und Geschnatter auf dem Acker beim Brüglingerhof. Die<br />
Primarschüler des Voltaschulhauses haben Schaufeln und Harken in<br />
der Hand und betrachten durch Lupen Tiere im Erdreich – von denen<br />
die meisten Stadtkinder gar nicht wussten, dass es sie überhaupt gibt.<br />
Sie lassen sich vor den Pflug spannen und legen Kartoffeln in die<br />
Furchen: zuerst die gelben ‹Ditta›, dann die blauen ‹St. Galler›.<br />
9.15 Uhr<br />
Markus Bodmer, Präsident des Vereins Freunde des Botanischen<br />
Gartens Brüglingen, kommt in die Geschäftsstelle und trifft sich im<br />
Pächterhaus mit Bettina Hamel, der Leiterin der Merian Gärten. Sie<br />
besprechen die bevorstehende Generalversammlung des Vereins,<br />
die Zusammenarbeit mit den freiwilligen Helferinnen und Helfern und<br />
das grosse Fest zum 50-Jahr-Jubiläum der Gärten am 2. und 3. Juni<br />
2018.<br />
10 Uhr<br />
Markttag auf dem Brüglingerhof. Die Schülerinnen und Schüler der<br />
Schule für Brückenangebote, die in der Villa Merian zur Schule gehen,<br />
haben alle Hände voll zu tun. Sie betreuen den Marktstand und präsentieren<br />
die erntefrischen Krautstiele, Frühlingszwiebeln und Gurken.<br />
Um 10 Uhr kommen die ersten Käuferinnen und Käufer. Eine Frau fragt<br />
nach Radiesli. Die sind noch nicht so weit. Aber nächste Woche: ganz<br />
bestimmt!<br />
Treiben im Gewächshaus? Schubkarren etc?<br />
10.30 Uhr<br />
Alarm. Die Hauptwasserleitung unterhalb der Villa Merian, eine achtzig<br />
Jahre alte Gusseisenleitung, ist gebrochen. Der Keller der Mühle<br />
steht knöchelhoch unter Wasser. Alle Gebäude in Unter Brüglingen<br />
samt Café Merian müssen vorerst ohne Wasser auskommen. Betriebsleiter<br />
Laurent Dischler bietet Handwerker auf. Mit Bagger und Presslufthammer<br />
wird die Leitung freigelegt und repariert. Kurze Zeit später<br />
ist der Schaden behoben.<br />
13 Uhr<br />
Der Weideplatz der ‹Bündner Oberländer›-Schafe ist abgegrast. Landwirtin<br />
Denise Marty bugsiert die Tiere zusammen mit Mitarbeiterin<br />
Michelle Löliger in den mobilen Stallwagen, bricht den alten Zaun ab<br />
und baut ihn um ein neues, saftiges Wiesenstück herum wieder auf.<br />
Die Tiere werden rausgelassen und stürzen sich auf das schmackhafte<br />
Menu: kein mäh-mäh mehr, sondern ritsch-ratsch, genüssliches<br />
Kauen und aufgeregt wackelnde Schwänzchen.<br />
13.30 Uhr<br />
Imkerin Sabine Richli hat die Schulklasse verabschiedet und kümmert<br />
sich um den Bienenschwarm im Trockenbiotop. Sie klopft das Volk in<br />
eine Schwarmfangkiste und stellt diese unter den Apfelbaum. Ein Loch<br />
bleibt offen, damit auch Nachzüglerinnen zur Bienenkönigin finden.<br />
Der Schwarm hat sich vermutlich von einem Bienenvolk getrennt und<br />
ist einer neuen Jungkönigin gefolgt.<br />
14 Uhr<br />
Historiker und Merian-Biograf Robert Labhardt beginnt in Vorder<br />
Brüglingen eine öffentliche Führung. Er erläutert die Geschichte der<br />
Merian Gärten und des Stifter-Ehepaars, das der Stadt Basel im<br />
19. Jahrhundert sein immenses Vermögen samt den heutigen Gärten<br />
vermacht hat. Wie haben die Merians gelebt und gewirtschaftet, und<br />
weshalb diese Schenkung? Wer teilnimmt, erfährt auch viel über die<br />
Geschichte der Stadt Basel.<br />
14.30 Uhr<br />
Beim Mähen auf dem Hochplateau entdeckt Gartenmitarbeiter Marco<br />
Fredrich einen Hirschkäfer, der sich aus dem Boden gräbt. Nach sieben<br />
Jahren im dunklen Erdreich als Larve und erfolgreicher Verpuppung<br />
hat der Käfer es endlich geschafft. Die seltenen und geschützten Tiere<br />
fühlen sich auf den alten Eichen in den Merian Gärten besonders wohl.<br />
Fredrich wird seine Entdeckung später in die Beobachtungsliste der<br />
Gärten eintragen.<br />
15 Uhr<br />
Lisa Eggenschwiler, Leiterin Grundlagen Natur & Gartenkultur, hat<br />
Besuch vom Bio-Kontrolleur. Er prüft anhand der Dünger- und Pflanzenschutzaufzeichnungen,<br />
ob die Bio-Richtlinien eingehalten werden,<br />
ob die Hühner genug Auslauf haben und woher das Futter stammt.<br />
Anschliessend gibt er Tipps, welche Massnahmen zur Biodiversitätsförderung<br />
umgesetzt werden könnten. Der Kontrolleur ist sehr zufrieden:<br />
Alles bestens!<br />
15.30 Uhr<br />
Sammlungsbetreuerin Barbara Wüthrich vergleicht Blüten- und Blattmerkmale<br />
der Irispflanzen mit Informationen aus der Fachliteratur.<br />
Die europaweit einzigartige Bartirissammlung wird von den Merian<br />
Gärten wissenschaftlich betreut. Mit Gärtner Christian Loosli bespricht<br />
sie, welche Sorten gemäss der Sammlungsstrategie ergänzt<br />
werden könnten.<br />
16 Uhr<br />
Regula Merz und Thomas Füglistaller von der Geschäftsstelle organisieren<br />
die bevorstehenden Sonntagsmatineen im Juni – die Flyer sind<br />
bereits fertig. Bei einer der vier Hochzeiten im Gewächshaus und im<br />
Holzsaal müssen mit dem Brautpaar noch letzte Details besprochen<br />
werden. Für zwei der neun Führungen müssen noch Guides verpflichtet<br />
werden. Und für die drei Vorträge im Lehmhaus muss die benötige<br />
Infrastruktur noch bereitgestellt werden.<br />
17 Uhr<br />
Denise Marty beginnt ihre allabendliche Stallrunde. Sie streut den<br />
Hühnern Körner ein, holt Eier aus den Legenestern und wägt sie ab für<br />
den Verkauf am nächsten Tag. Und siehe da: Nachwuchs! Eine Glucke<br />
hat neun Küken ausgebrütet. Nicht nur das: Ein Kaninchen hat sechs<br />
Junge zur Welt gebracht. Bei den Schafen: kein Nachwuchs, aber alle<br />
zufrieden.<br />
18.30 Uhr<br />
Der Kurs ‹Faszinierende Baumwelt› der Volkshochschule beider Basel<br />
VHS beginnt im Lehmhaus – der erste von vier Vorträgen, die den<br />
Kursbesucherinnen und -besuchern umfassendes Wissen über eines<br />
der grössten und ältesten Lebewesen auf unserem Planeten vermitteln:<br />
Botanik, Aktuelles aus der Werkstofflehre, Naturheilkunde<br />
sowie Bezüge zu Religion, Geschichte und Literatur.<br />
20 Uhr<br />
Jetzt sind auch die letzten Bienen in die Schwarmfangkiste geschlüpft.<br />
Imkerin Sabine Richli schliesst den Schieber und bringt die Kiste in den<br />
kühlen, dunklen Rüstraum. Dort bleiben die Bienen drei Tage lang und<br />
haben Zeit, sich im neuen Volk zu organisieren, bis sie in das Bienenhaus<br />
im Trockenbiotop umziehen werden.<br />
22 Uhr<br />
Hauswart Philip Glatthaar macht einen letzten Rundgang. Der Volkshochschulkurs<br />
ist zu Ende, die letzten Besucher haben die Gärten<br />
verlassen. Auf einer Bank schmust ein Pärchen. Sie kichern verlegen<br />
und spazieren eng umschlungen zur Tramstation St. Jakob. Glatthaar<br />
schliesst die Tore und überlässt die Merian Gärten den Tieren, Pflanzen,<br />
dem Mondlicht und der Stille. Bald wird die Mondviole wieder<br />
betörend duften.<br />
8<br />
9
2018 A<br />
2018 A<br />
Sie waren also vollkommen frei?<br />
ÜBERSICHTLICHER, SINNLICHER<br />
UND EIN NEUES ZENTRUM:<br />
VORDER BRÜGLINGEN WIRD UMGESTALTET<br />
scy Das Basler Büro Fontana Landschaftsarchi-<br />
tektur hat den Studienauftrag für die Weiterent-<br />
wicklung von Vorder Brüglingen, des nördlichen<br />
Teils der Merian Gärten, gewonnen. Damit<br />
macht sich die CMS nach der Neugestaltung des<br />
Areals rund um den Brüglingerhof und dem<br />
gartendenkmalpflegerischen Konzept für den<br />
englischen Garten bei der Villa Merian an die<br />
Neukonzeption des letzten und dritten Teils<br />
Wir bekamen klare Vorgaben, was die Ökologie,<br />
den Naturschutz und die Erhaltung der Pflanzenvielfalt<br />
sowie die Sammlungen anbetraf. In<br />
Bezug auf die künftige Identität von Vorder<br />
Brüglingen und den Umgang mit den Relikten<br />
der Grün 80 waren wir weitgehend frei, ja. Die<br />
fünf ausgewählten Projektteams durften eigene<br />
kreative Antworten auf die vielen offenen Fragen<br />
finden und Vorschläge machen. Gerade das war<br />
für uns ausnehmend spannend.<br />
Sie haben den Zuschlag<br />
erhalten. Offenbar trifft Ihr<br />
Unternehmen den zeitgenössischen<br />
Geschmack?<br />
Es geht hier nicht um die Frage des Geschmacks,<br />
sondern vielmehr um die Frage, wie man an eine<br />
solche Aufgabe herangeht. Wir setzen uns immer<br />
intensiv mit dem jeweiligen Ort auseinander.<br />
Entwickeln unsere Konzepte aus dem Kontext<br />
heraus und versuchen, mit möglichst wenigen<br />
Mitteln spezifische und atmosphärische Räume<br />
zu schaffen.<br />
Was war für Sie die kniffligste<br />
Aufgabe?<br />
Wenn man vom Stadion St. Jakob her in die Merian<br />
Gärten hineinspaziert, steht man schnell<br />
beim ehemaligen Kutschenmuseum. Und wenn<br />
man dort steht, ist man gedanklich eigentlich<br />
schon bei der Villa Merian weiter südlich. Der<br />
nördliche Teil, Vorder Brüglingen, ist heute eine<br />
Art blinder Fleck. Was links und rechts und hinter<br />
einem ist, nimmt man gar nicht richtig wahr. Das<br />
muss man schon sehr aktiv aufsuchen, das er-<br />
Nehmen Sie uns doch einmal<br />
mit auf einen virtuellen<br />
Rundgang durch Ihr Konzept.<br />
Stellen wir uns vor: Ich spaziere<br />
als künftige Besucherin<br />
von St. Jakob her in die Merian<br />
Gärten. Was erwartet mich?<br />
Alle Zugänge zu den Merian Gärten sind heute<br />
schwer auffindbar und wenig attraktiv. Wir<br />
haben deshalb alle Zugänge, basierend auf den<br />
lokalen Besonderheiten, neu gestaltet. Also: Von<br />
St. Jakob her kommt man über eine umgestaltete<br />
Brücke über den Dalbediich auf den neuen<br />
Uferplatz – jenen Ankunftsort, der wahrscheinlich<br />
auch künftig am meisten benutzt wird. Dort<br />
Und wie geht’s vom Uferplatz<br />
weiter?<br />
Vom Uferplatz aus kommen Sie direkt auf den sogenannten<br />
Rundweg, der zentral ist in unserem<br />
Konzept. Der Rundweg erschliesst alle Räume<br />
von Vorder Brüglingen übersichtlich und einfach.<br />
Auf dem Rundweg können Sie weiter raufspazieren<br />
zum neuen Zentrum mit der Berrischeune.<br />
Auf dem Weg dahin liegt rechts der Baumpark<br />
mit neuen, einheimischen Baumgruppen. Die<br />
bestehenden Wege werden zugunsten einer bewegten<br />
Topografie zurückgebaut. Links ist neu<br />
die Pfingstrosensammlung – also sichtbar und<br />
nicht mehr versteckt. Da können Sie über Nebenwege<br />
mitten hineingehen, auch in den Bauerngarten.<br />
Vom Rundweg zweigen zahlreiche<br />
Nebenwege ab, die aber immer wieder zum<br />
Rundweg zurückführen. So können Sie mit viel<br />
besserer Orientierung ganz Vorder Brüglingen<br />
erkunden.<br />
Könnte man sagen,<br />
dass nach Ihrem Konzept<br />
die Sammlungen mehr<br />
‹ausgestellt› werden? In den<br />
Rabatten und in den<br />
begehbaren Sammlungen?<br />
Wir wollen eben gerade weg vom ‹Ausstellen› –<br />
hin zur Ermöglichung eines neuen Raumerlebnisses.<br />
Die Besucherinnen und Besucher sollen<br />
quasi Teil der Pflanzensammlungen werden.<br />
Ein anderes Beispiel: der Wald im westlichen Teil.<br />
Der grenzt heute das Areal zum Dreispitz ab.<br />
Heute ist das bloss Kulisse, Abgrenzung zum<br />
‹Bühnenraum› Vorder Brüglingen. Durch unsere<br />
Hatten Sie Vorbilder für Ihr<br />
Konzept?<br />
Ja und nein. Antoni Gaudí, der katalanische<br />
Architekt, sagte einmal: «Nature is my master»<br />
(die Natur ist mein Lehrmeister). Auch wir gestalten<br />
Orte aus dem ästhetischen, räumlichen<br />
und ökologischen Verständnis der Landschaft<br />
heraus.<br />
Wie wird das neue Zentrum<br />
von Vorder Brüglingen aussehen,<br />
wenn ich an der Pfingstrosensammlung<br />
vorbeispaziert bin?<br />
Vor dem ehemaligen Kutschenmuseum soll es<br />
neu den sogenannten Lindenplatz geben, mit<br />
Kies, wie auf dem Münsterplatz. Es soll eine<br />
Art ‹Baumhalle› werden, ein Aufenthaltsort mit<br />
grosser Verweilqualität. Auf dem Lindenplatz<br />
sind Sie dann mitten im Zentrum, können im<br />
neuen Restaurant im ehemaligen Kutschenmuseum<br />
etwas essen oder trinken, mit Freunden<br />
plaudern, vielleicht in einem Shop etwas kaufen<br />
oder sich in einem Servicezentrum zusätzliche<br />
Informationen holen. Von diesem Zentrum aus<br />
können Sie in alle Richtungen auf Entdeckungsreise<br />
gehen durch ganz Vorder Brüglingen. Auf<br />
dem Rundweg in kürzerer Zeit – oder auf den<br />
vielen Nebenwegen.<br />
Wie sehen die anderen<br />
Zugänge aus?<br />
Vom Dreispitz her soll eine neue Brücke erstellt<br />
werden, wie es sie auch zu Zeiten Christoph Merians<br />
gab. Von dort aus kommt man zur Hangkante,<br />
wird neu auf einer Zickzack-Treppe mitten<br />
durch die Wiese geführt und kann so die mar-<br />
ihrer Merian Gärten. Vorder Brüglingen mit dem<br />
schliesst sich einem nicht direkt. Das war für uns<br />
die erste Erkenntnis: Hier müssen wir ansetzen<br />
haben wir einen mineralischen Belag vorgesehen,<br />
bei dem man das Gefühl haben soll, als sei man<br />
neuen Wege kann man neu mitten in die Böschung<br />
hinein. Oder die Clematissammlung: Das<br />
kante Topografie hautnah erleben.<br />
Der Eingang Walkeweg wird mit der Entwicklung<br />
Ensemble Berrischeune, dem ehemaligen<br />
Kutschenmuseum und den Relikten der Grün 80<br />
mit dem Ziel, Vorder Brüglingen als integralen<br />
Raum für möglichst viele Menschen erlebbar zu<br />
machen.<br />
in einer Art ursprünglicher Flussaue – mit grösseren<br />
Steinen, auf die Sie sich setzen und zum<br />
Beispiel auf jemanden warten können.<br />
sind heute einzelne Gerüste. Die Clematis betten<br />
wir in Haine ein, damit Besucher sie im natürlichen<br />
Kontext erleben können.<br />
der Nordspitze des Dreispitz an Bedeutung gewinnen.<br />
Von dort aus geht’s neu über einen Steg<br />
durch den Wald hinunter zum Rundgang.<br />
soll aufgewertet, landschaftlich umgestaltet<br />
und neu das Zentrum der Merian Gärten mit<br />
Gastronomie werden. Wie das aussehen könnte,<br />
erläutert Wettbewerbsgewinner Massimo<br />
Fontana im Interview mit RADAR.<br />
RADAR: Massimo Fontana,<br />
was sind die heutigen Merian<br />
Gärten für Sie eigentlich:<br />
ein Garten? Ein Park? Ist das<br />
Stadt oder Land? Ein Erinnerungsort?<br />
Ein Vergnügungs-<br />
park? Ein botanischer Garten,<br />
Was war für Sie die wichtigste<br />
Auflage der Stiftung?<br />
Aus dem ehemaligen Kutschenmuseum und dem<br />
Gebiet drum herum das neue Zentrum der Merian<br />
Gärten zu schaffen und dem Ort eine neue,<br />
eigene Identität zu geben, die im Dialog zu den<br />
angrenzenden Teilen steht.<br />
ein Pflanzenmuseum oder<br />
gar eine Art Ballenberg mit<br />
Bauernhöfen ohne Bauern?<br />
Massimo Fontana: Diese Fragen waren für uns<br />
sehr wichtig. Wir haben zuerst einmal einen Blick<br />
weit zurückgeworfen. Das ganze Gebiet ist ja Teil<br />
der Birslandschaft. Nach der Eiszeit haben sich<br />
verschiedene Schotterterrassen herausgebildet.<br />
Auf der oberen liegt heute die Stadt, auf der un-<br />
Welche Identität?<br />
Wir gehen davon aus, dass die Merian Gärten inklusive<br />
Vorder Brüglingen vor allem ein Erholungsraum<br />
für die städtische Basler Bevölkerung<br />
sein und bleiben sollen, samt den international<br />
bedeutenden Pflanzensammlungen. Deshalb<br />
war uns vor allem eine bessere Erschliessung<br />
wichtig.<br />
tersten fliesst heute noch die Birs, und Vorder<br />
Brüglingen liegt auf der Terrasse dazwischen.<br />
Nach dem Rückzug des Wassers kam die<br />
Vegetation, dann hat der Mensch die Landschaft<br />
bearbeitet und das fruchtbare Gebiet bewirt-<br />
Gab es Vorgaben, wie Sie mit<br />
dem historischen Erbe der<br />
jüngsten Zeit, den Relikten der<br />
schaftet – bis hin zur landwirtschaftlichen Nutzung<br />
des Gebiets durch die Merians. Der nächste<br />
grosse gartenhistorische Sprung war dann die<br />
Errichtung eines botanischen Gartens und die<br />
Grün 80. Erst im Zusammenhang mit der Grün 80<br />
hat man die Idee des botanischen Gartens weiter<br />
ausgebaut.<br />
Für unser Konzept war die Sicht auf genau<br />
diese zwei Aspekte wichtig: die landschaftliche<br />
und die gartenhistorische Entwicklung.<br />
Grün 80, umgehen sollten?<br />
Nein, da hatten wir keine präzisen Vorgaben. Das<br />
war sehr offen. Die CMS selbst war der Meinung,<br />
dass Vorder Brüglingen heute sehr heterogen<br />
daherkomme. Zu diesem Schluss kamen auch<br />
Vorstudien und ein gartendenkmalpflegerisches<br />
Gutachten zu den Überbleibseln der Grün 80,<br />
die als «sinnentleerte Strukturen» bezeichnet<br />
wurden, weil sie mehr als dreissig Jahre nach der<br />
Grün 80 heute nicht mehr genutzt und bespielt<br />
werden.<br />
Und? Was sind die Merian<br />
Gärten für Sie heute?<br />
Eine Art ‹Central Park› für den Metropolitanraum<br />
Basel mitten im Siedlungsgebiet: Landschaft,<br />
Naherholungsraum, botanischer Garten und Park<br />
gleichermassen.<br />
Die Umgestaltungspläne des Basler Büros<br />
Fontana Landschaftsarchitektur: Auf dieser<br />
Grundlage soll Vorder Brüglingen in den<br />
nächsten Jahren weiterentwickelt werden.<br />
10 11
2018 A<br />
www<br />
Für ein optimales Raumerlebnis und<br />
eine bessere Orientierung: Rundweg<br />
mit Nebenwegen für kleine und grosse<br />
Spaziergänge.<br />
VON DER CMS GEFÖRDERTE DIGITALE PLATTFORMEN<br />
– EIN HILFREICHER SERVICE PUBLIC<br />
ccl Die Digitalisierung bietet die Möglichkeit, Informationen bedarfsorientiert<br />
Die CMS ist seit 1973 für das Basler Stadtbuch verant-<br />
bündeln und unabhängig von Zeit und Ort abrufen zu können. Daher fördert<br />
wortlich und führt mit der Digitalisierung die bis 1879<br />
die Christoph Merian Stiftung aus Überzeugung Projekte, die ausschliesslich<br />
zurückreichende Tradition von Jahrbuch, Stadtbuch<br />
in digitaler Form existieren. Sie ermöglicht damit einen niederschwelligen<br />
und Chronik als Service public in die Zukunft. Die<br />
Zugang zu Wissen – allerdings im Bewusstsein, dass sich der Wert von Online-<br />
Stiftung finanzierte die Website mit 210 000 Franken<br />
Angeboten erst durch rege Benutzung etabliert.<br />
und unterstützt das digitale Basler Stadtbuch in den<br />
Jahren 2017 und 2018 mit jährlich 154 000 Franken.<br />
Die CMS unterstützt Websites mit Recherchefunktionen, auf denen nach Lust und<br />
Laune gestöbert und entdeckt werden kann. Hier können Interessierte ihr Wissen<br />
Lotse durch die sozialen Angebote:<br />
über die Region (regionatur.ch) oder die Stadt (baslerstadtbuch.ch) erweitern und<br />
SOZIALESBASEL.CH<br />
erhalten Antworten auf Fragen zu historischen und gegenwärtigen Entwicklungen<br />
Für die in der Stadt Basel am Existenzminimum leben-<br />
in und um unsere Stadt. Die Stiftung fördert weiter Online-Plattformen, die Infor-<br />
den Menschen existieren zwar viele Unterstützungs-<br />
mationen zu sozialen Angeboten (sozialesbasel.ch und alterswohnungen-basel.ch)<br />
angebote, sie waren jedoch bisher nicht immer leicht<br />
und Freizeitaktivitäten für Kinder (kinderstadtplan.ch) in Basel-Stadt bereitstellen.<br />
zu finden. Um diesen Missstand zu beheben, haben<br />
Diese Websites funktionieren wie Lotsen: Sie vermitteln im Internet gesuchte Infor-<br />
die CMS, die Gesellschaft für das Gute und Gemein-<br />
mationen gezielt und gebündelt und bieten eine strukturierte Orientierungshilfe.<br />
nützige Basel GGG und der Kanton Basel-Stadt im<br />
Jahr 2016 mit www.sozialesbasel.ch eine computer-<br />
Wandel von Natur und Landschaft:<br />
basierte Orientierungshilfe geschaffen. Diese daten-<br />
REGIONATUR.CH<br />
bankgestützte Website listet die sozialen Angebote<br />
Zur ersten Gruppe zählt die im Jahr 2015 lancierte Bil-<br />
im Kanton Basel-Stadt auf, zusammen mit einer kur-<br />
dungsplattform www.regionatur.ch. Sie veranschau-<br />
zen Beschreibung ihrer Arbeit. Jedem Eintrag sind<br />
licht und erklärt, wie sich Natur und Landschaft in<br />
thematische Schlagworte zugeordnet, welche die<br />
der Region Basel in den vergangenen 500 Jahren ver-<br />
Volltextsuche unterstützen und Gewähr bieten, dass<br />
ändert haben. Diesem Wandel kommt grosse Bedeu-<br />
Ratsuchende und beratende Fachpersonen einfach<br />
tung zu, sind heute doch Kulturlandverlust, Raumpla-<br />
und schnell das passende Angebot für ihre Fragestel-<br />
Was wird aus dem Spielplatz?<br />
Wir schlagen vor, den aufzuheben. Man hätte<br />
ihn aufgrund neuer Normen ohnehin sanieren<br />
müssen. Wir sind der Meinung: Es braucht keinen<br />
speziellen Spielplatz für Kinder, nichts Künstliches.<br />
Das natürliche Umfeld spielerisch zu<br />
erleben, im Einklang mit der Natur, erachten wir<br />
als viel wertvoller.<br />
Der grosse, weite Rasen<br />
zwischen dem neuen Zentrum<br />
Vorder Brüglingen bis zur<br />
Villa Merian soll noch grossflächiger<br />
mit Iris bepflanzt<br />
werden. Ist das nicht schade,<br />
diese weitläufige grüne Ebene<br />
zu beschneiden?<br />
Wir haben das Blumenrondell vor der Villa<br />
gestrichen, um Raum zurückzugewinnen. Neu<br />
werden Besucherinnen und Besucher aber die<br />
Möglichkeit haben, zwischen der Irissammlung<br />
hindurchzugehen, sich hinzusetzen, sich dort<br />
aufzuhalten – quasi auf Augenhöhe in die Blumenpracht<br />
einzutauchen, Teil davon zu werden.<br />
Und der übrige Rasen bis<br />
zur Villa, soll der gleichbleiben?<br />
Wir haben eine leichte Modellierung vorgeschlagen:<br />
An den Rändern zur Villa hin soll das Terrain<br />
angehoben werden – damit man auf dem Rasen<br />
etwas geschützter ist, sich dort hinlegen kann,<br />
Sie haben sehr viel Bestehendes<br />
der Grün 80 weggeräumt<br />
in Ihrem Konzept …<br />
Ja: das Heckenlabyrinth, das Wasserbecken mit<br />
dem Kanal in die Irissammlung, den Pflanzenlehrgarten<br />
und auch das Blumenrondell vor der<br />
Villa Merian. Wir haben einfach gemerkt: Diese<br />
Elemente sind dem neuen Zentrum und der<br />
neuen Nutzung im Weg. Also weg damit.<br />
Ist die Grün 80 für Sie<br />
historisch weniger wichtig als<br />
die vorangehenden Epochen?<br />
Ich bin selber als Bub durch die Grün 80 spaziert<br />
– und klar ist das eine wichtige Phase gewesen.<br />
Da ist zweifellos viel passiert für die Schweizer<br />
Landschaftsarchitektur. Wir haben das nicht<br />
leichtfertig ‹weggeräumt›. Claudia Moll, eine<br />
Spezialistin in Sachen Gartendenkmalpflege,<br />
hat uns beraten. Zusammen sind wir zum Schluss<br />
gekommen, dass unter Berücksichtigung der<br />
neuen Nutzung die Strukturen der Grün 80 an<br />
diesem Ort weder räumlich noch inhaltlich Sinn<br />
machen.<br />
Könnte man also zusammenfassen:<br />
Ihnen sind der<br />
Bezug zur Landschaftsstruktur<br />
und die künftige Nutzung<br />
wichtiger als die von Menschen<br />
geschaffenen historischen<br />
Strukturen, Stichwort Grün 80?<br />
Keineswegs. Aber der Erhalt der erwähnten<br />
Elemente hätte die Entwicklung dieses Ortes<br />
zum künftigen Zentrum der Merian Gärten verhindert.<br />
Sie haben den Studienauftrag<br />
gewonnen – jetzt wird das<br />
Konzept mit der CMS<br />
weiterentwickelt. Wie geht<br />
es weiter?<br />
Das liegt im Ermessen der CMS. Wir gehen davon<br />
aus, dass zuerst die Planung zum Umbau des<br />
Ökonomiegebäudes in die Wege geleitet wird.<br />
Und dass wir dann unser Konzept in Zusammenarbeit<br />
mit der CMS weiterentwickeln und<br />
hoffentlich dann schon bald umsetzen. Möglicherweise<br />
ähnlich wie beim Kannenfeldpark,<br />
bei dem wir mit der Stadt auch schrittweise die<br />
weiteren Entwicklungsstufen gemeinsam an die<br />
Hand genommen haben. Dort sind wir seit über<br />
zehn Jahren mit Erfolg eine Art ‹Götti› für die<br />
Weiterentwicklung.<br />
nung und Zersiedelung drängende Themen.<br />
Nutzerinnen und Nutzer der Website finden anhand<br />
von 270 Modulen mit Texten, Karten und Bildern anschaulich<br />
aufbereitete Informationen zu Geografie<br />
und Geschichte der Region sowie zur zeittypischen<br />
Flora und Fauna.<br />
Gedächtnis der Stadt:<br />
BASLERSTADTBUCH.CH<br />
Ebenfalls ein Tummelplatz für Wundernasen und<br />
Wissenshungrige ist der Online-Auftritt des Basler<br />
Stadtbuchs. In Wort, Bild, Ton und Film werden in<br />
informativen Dossiers Themen beleuchtet, welche<br />
die Stadt bewegt haben und bewegen. In die neue<br />
Plattform wurde auch die Basler Chronik mit ihren<br />
mehr als 30 000 Einträgen integriert, die seit dem Jahr<br />
1882 das städtische Leben in Kurzform dokumentiert.<br />
Zudem wurden die historischen Stadtbücher retro-<br />
digitalisiert. Interessierte können mittels Filterung<br />
Die Website erlaubt virtuelle Reisen durch Raum und<br />
Zeit und bietet Einblicke in tiefgreifende Verän-<br />
derungen der Landschaft. Damit leistet sie einen<br />
Beitrag zum Diskurs über Kulturgeschichte, Natur-<br />
bildung, Naturschutz und Stadtentwicklung und<br />
steht im Schnittpunkt mehrerer strategischer Förderschwerpunkte<br />
der Stiftung. Der Aufbau der Internetseite<br />
regionatur.ch sowie die Lancierung wurden<br />
durch die CMS mit 222 000 Franken gefördert. Den<br />
Unterhalt und den Ausbau unterstützt die Stiftung im<br />
Zeitraum 2015–2020 mit insgesamt 140 000 Franken.<br />
lungen und Anliegen finden. Die CMS beteiligte sich<br />
am Aufbau und den Betriebskosten der Datenbank<br />
mit insgesamt 101 000 Franken.<br />
Orientierungshilfe für das Leben im Alter:<br />
ALTERSWOHNUNGEN-BASEL.CH<br />
Ältere Menschen oder ihre Angehörigen hatten es<br />
bisher schwer, an Informationen über Angebote und<br />
Ansprechpersonen rund ums Wohnen im Alter zu<br />
gelangen. Die Informationsplattform www.alters-<br />
wohnungen-basel.ch schafft hier Abhilfe. Auf der<br />
Website lassen sich die verschiedenen Wohnangebote<br />
der 42 Siedlungen in Basel vergleichen. Ausgeklügelt<br />
ist die Filterfunktion, mit welcher die Nutzenden der<br />
Website ihre Präferenzen zu Lage und Anforderungen<br />
angeben können. Die Funktionalität der Seite ist auf<br />
die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet und<br />
soll eigenständig bedient werden können.<br />
Betrieben wird die Online-Präsenz von dem im Jahr<br />
2014 gegründeten Verein Zusammenarbeit Alters-<br />
siedlungen Basel-Stadt ZABS. Die CMS unterstützte<br />
den Verein ZABS mit 50 000 Franken, um das Angebot<br />
bekannt und zugänglich zu machen.<br />
Spiel & Spass für die Kleinsten:<br />
KINDERSTADTPLAN.CH<br />
An die Generation am Anfang des Altersspektrums<br />
richtet sich der Internetauftritt www.kinderstadtplan.ch.<br />
Auf einer virtuellen Karte von Basel lassen<br />
sich per Mausklick für Kinder relevante Angebote<br />
trotz des Publikumsverkehrs zur Villa.<br />
sämtliche bisherigen Stadtbücher und Chronikein-<br />
und Freizeitaktivitäten anzeigen. Mittels Filtern kön-<br />
träge nach Stichworten, Daten, Zeiträumen oder<br />
nen Erwachsene und Kinder sicherstellen, dass aus-<br />
Autoren durchforsten.<br />
schliesslich jene Aktivitäten angezeigt werden, die<br />
Dieses neue Stadtbuch ist das digitale Gedächtnis<br />
für sie von Bedeutung sind. Initiiert und mit 31 000<br />
der Stadt und steht einfach, schnell, kostenlos und<br />
Franken gefördert wurde der Kinderstadtplan durch<br />
jederzeit zur Verfügung. Die Inhalte lassen vergangene<br />
die Stiftung Nachkommen Zaeslin-Preiswerk, einer<br />
Zeiten aufleben, wecken Erinnerungen und stossen<br />
unselbstständigen Stiftung unter dem Dach der<br />
Diskussionen an, die sich auch auf die sozialen Medien<br />
CMS.<br />
ausweiten.<br />
12 13
Aktuell<br />
Aktuell<br />
VON KUNST, KOMPOST UND KULTUREIERN<br />
Oder: Was die Kunst im<br />
ast Wer den neuen Hauptsitz der Christoph Merian<br />
Stiftung an der St. Alban-Vorstadt 12 betritt, wird<br />
vollzogen werden konnte. Dabei tun sich zwischen<br />
dem schweren Marmorporträt Christophs und dem<br />
Annäherung an die Wandlungen und Verwandlungen<br />
innerhalb der CMS wird Julia Steiners im Frühling 2018<br />
Bau der neuen CMS-<br />
zunächst einmal freundlich von den ‹Zwei› empfangen,<br />
einer Multimediainstallation des Basler Künstlers<br />
viel lichter und leichter wirkenden Plastik-Print Margarethas<br />
buchstäblich Welten auf: Sie vermessen den<br />
realisierte Wandarbeit ‹Circle in a thermal› zeigen,<br />
die sich vom Eingangsbereich her durch das Treppen-<br />
Räumlichkeiten macht<br />
Philipp Gasser, die sich als eloquente Hommage an<br />
das Stifter-Ehepaar versteht. Einer dem Fundus<br />
Raum und die Zeit zwischen damals und heute,<br />
zwischen den Anfängen der Stiftung und ihrem ge-<br />
haus über zwei Etagen nach oben schraubt: Die<br />
in schwarzer Lascaux-Acrylfarbe mit feinen Borsten-<br />
entnommenen Büste von Christoph Merian – aus<br />
genwärtigen Wirken, zwischen skulpturaler künstleri-<br />
pinseln an der Wand aufgetragenen dynamischen<br />
weissem Carrara-Marmor vom namhaften Schweizer<br />
scher Ausdrucksweise und den ephemeren, beinahe-<br />
Elemente zeigen, dass durch die Gemäuer der CMS<br />
Bildhauer Richard Kissling 1898 im Auftrag der noch<br />
dokumentarischen Erschaffungen der digitalen Welt.<br />
(und vielleicht auch durch die Gehirne ihrer Mitarbei-<br />
jungen CMS für den ersten Hauptsitz angefertigt – hat<br />
Hinter dem Paar fallen in einer farbigen Videoprojek-<br />
tenden) immer wieder einmal ein frischer Wind weht.<br />
der Künstler in einer Nische im Eingangsbereich einen<br />
tion animierte 3D-Abbildungen der Wand entlang: Es<br />
‹Circle in a thermal› hat sich von der Bewegung der<br />
3D-Print von Margaretha Merian-Burckhardt zur Seite<br />
sind «Explosionen des CMS-Universums», wie der<br />
Luftmassen inspirieren lassen, von Auf- und Fall-<br />
gestellt. Leicht versetzt zur Seite gestellt. Denn die<br />
Künstler nachdrücklich festhält, Porträts, Symbole<br />
winden, die durch Temperaturdifferenzen entstehen<br />
einem Bild von Margaretha nachskulptierte Büste<br />
und Detailaufnahmen der drei aktuellen Förderberei-<br />
– oder durch die Auf- und Abwärtsbewegung der<br />
steht eine halbe Schrittlänge vor ihrem Mann. Gasser<br />
che der Stiftung: Kultur, Natur und Soziales, die sich<br />
Passanten: der Mitarbeitenden. Für die Basler Künst-<br />
möchte mit dieser Anordnung der Objekte die lange<br />
hier in einem üppigen Tanz präsentieren.<br />
lerin ist das Treppenhaus ein Umschlagplatz der<br />
Zeit etwas im Schatten gebliebene Bedeutung Mar-<br />
Philipp Gassers Installation ist eines von fünf<br />
Aggregatszustände, «ein Ort der Bewegung und der<br />
garethas für die aktuelle CMS in den Vordergrund<br />
Kunst-am-Bau-Projekten, die die CMS bei Kunstschaf-<br />
Begegnung, des Vorübergehenden, sich ständig<br />
rücken: ihre Funktion als zweite Stiftungsgründerin,<br />
fenden der Region nach einem Wettbewerb für ihr<br />
Wandelnden». Julia Steiners Wandarbeit wird uns<br />
die nach dem frühen Tod ihres Mannes sorgsam dar-<br />
neues Domizil in Auftrag gegeben hat. Alle vier port-<br />
in Zukunft im ersten Obergeschoss an der Arbeit<br />
über wachte, dass das Vermögen zusammenblieb und<br />
rätieren die Arbeit der Stiftung in einer eigenwilligen,<br />
‹Four Transitions› des Digitalkünstlers Jürg Lehni<br />
dass sein letzter Wille mit der Gründung der Stiftung<br />
lebendigen und inspirierenden Weise. Eine poetische<br />
vorbeiführen, die sich mit der historischen Entwicklung<br />
der Displaytechnologie auseinandersetzt.<br />
Unser Gang durch den CMS-Sitz führt uns<br />
schliesslich ins Dachgeschoss, wo, von der Decke<br />
hängend, ein wilder «Dschungel der Verteilsysteme»<br />
auf uns wartet. Das international tätige Künstlerduo<br />
Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger hat die Arbeit der<br />
CMS unter die Lupe genommen und ist zum Schluss<br />
gekommen, dass ihre drei Abteilungen wie ein Verteilsystem<br />
funktionieren, das «Kompost in die Gesellschaft<br />
gibt, damit diese blüht und gedeiht». Steiner &<br />
Lenzlinger verwenden und transformieren Objekte,<br />
die mit den Abteilungen in losem Zusammenhang<br />
stehen, und kombinieren sie zu einem surrealen,<br />
schwankenden, schwebenden Assoziationsgeflecht,<br />
das, so die Künstler, «den Gedankenraum über<br />
den Arbeitsplätzen befruchten soll». Damit viele<br />
schmackhafte Kultureier ausgebrütet werden, die<br />
dann vielleicht auch wieder als Küken der Kunst zu-<br />
gutekommen werden.<br />
14 15
Aktuell<br />
DER VEREIN IG<br />
FREILAGER-PLATZ<br />
VERNETZT DIE AKTEURE<br />
RUND UM DEN<br />
FREILAGER-PLATZ<br />
cme Seit rund acht Jahren wird rund um den<br />
Freilager-Platz nun nicht mehr nur gearbeitet,<br />
sondern auch gewohnt, Kunst gemacht, vermittelt,<br />
ausgestellt und studiert. Zu den Pionieren,<br />
die seit 2010 die Räumlichkeiten an der Oslo-<br />
Strasse 8–10 bezogen, gehörten Galerien, Fotostudios,<br />
Ateliers, das HeK (Haus der elektronischen<br />
Künste Basel) und Radio X. Damals war es<br />
mutig, an diesen Ort am Rande der Stadt zu<br />
ziehen, denn noch war überhaupt nicht klar, ob<br />
sich die ‹Vision Dreispitz› tatsächlich umsetzen<br />
liesse.<br />
Spätestens aber seit dem Neubau der<br />
Hochschule für Gestaltung und Kunst, dem<br />
Einzug des HeK in neue Räumlichkeiten (2014),<br />
dem Neubau Oslo Nord an der Oslo-Strasse 2<br />
(2015) und schliesslich dem zum Wohn- und<br />
Bürogebäude umgebauten Transitlager (2016)<br />
wurde der Freilager-Platz zum belebten ‹Innovationsraum›.<br />
Doch mehr Belebung bedeutet<br />
auch mehr nachbarschaftliche Herausforderungen<br />
unter den unterschiedlichen Interessengruppen.<br />
Die IG Freilager-Platz wird sich genau mit<br />
diesen unterschiedlichen Interessen auseinandersetzen.<br />
Die als Verein organisierten Akteure<br />
(im Vorstand sind Anwohnerinnen, Radio X, die<br />
Genossenschaft Ateliers Oslo und die Firmen<br />
fluxdock und ffbk Architekten) vertreten einhellig<br />
die Meinung, dass der Freilager-Platz enormes<br />
urbanes Potenzial besitzt. Die IG Freilager-Platz<br />
vernetzt die Anwohnerschaft (von über 160<br />
Wohnungen) mit den Firmen (mit rund 300<br />
Mitarbeitenden), den Kulturinstitutionen und<br />
der HGK (mit rund 800 Studierenden und 200<br />
Mitarbeitenden). Sie koordiniert Initiativen zur<br />
Belebung des Platzes und ruft gleichzeitig zum<br />
respektvollen Zusammenleben auf. Zu den<br />
Aktivitäten im öffentlichen Raum rund um den<br />
Freilager-Platz gehört auch das bereits erfolgreich<br />
etablierte jährliche Oslo-Night-Festival.<br />
Die Christoph Merian Stiftung hat den Verein<br />
mitinitiiert und begleitet ihn in der Startphase<br />
ideell und organisatorisch.<br />
Alle Nutzer dieses neuen Quartiers sollen<br />
die Möglichkeit haben, zur Entwicklung des<br />
Freilager-Platzes beizutragen. Je mehr Mitglieder<br />
aktiv teilhaben und mitgestalten, desto<br />
besser werden die Kommunikation und der Abgleich<br />
der Interessen in der jungen Nachbarschaft<br />
funktionieren.<br />
Interessierte Anwohner und Firmen erhalten unter<br />
der Email-Adresse ig-freilager-platz@fluxdock.io<br />
Informationen zu Verein und Mitgliedschaft.<br />
FREIRAUM<br />
IN BASEL<br />
SEIT 1968<br />
jje Die Ausstellung und die Begleitpublikation ‹Freiraum<br />
in Basel seit 1968› beleuchten die Entwicklung urbaner<br />
Freiräume und verfolgen deren Wandel. Diskutiert werden<br />
historische und aktuelle Beispiele praktischer Umsetzungen<br />
von Freiraum-Konzepten in und um die Stadt Basel in<br />
den vergangenen fünfzig Jahren.<br />
Sommercasino, Kaserne, Palazzo Liestal, Alte Stadtgärtnerei,<br />
Werkräume Schlotterbeck, Hafenareal: Das sind nur einige der<br />
Zwischen- und Umnutzungen, die das kulturelle, gesellschaftliche<br />
und politische Leben der Stadt Basel mit geprägt haben.<br />
2018 jähren sich zwei für die jüngere Geschichte der Region<br />
Basel wichtige Daten: zum einen das Jahr 1968, Symbol eines<br />
sozialen, politischen und kulturellen Aufbruchs, zum anderen das<br />
Jahr 1988, das für den Konflikt rund um die Nutzung des Kultur-<br />
areals Alte Stadtgärtnerei steht. Die Geschichte der damit ver-<br />
bundenen Freiräume sowie aktuelle urbane Entwicklungsprojekte<br />
werden anhand von Film-, Video- und Fernsehmaterial der letzten<br />
fünfzig Jahre gezeigt und zur Diskussion gestellt.<br />
Ausstellung:<br />
‹68–88–18. Freiraum in Basel. Filme und Videos›<br />
7. April bis 27. Mai 2018, Webergasse 34, Basel<br />
Claudio Miozzari, Dominique Rudin,<br />
Benedikt Wyss (Hg.)<br />
Freiraum in Basel seit 1968<br />
Menschen und Orte in Bewegung<br />
112 Seiten, 45 meist farbige Abbildungen,<br />
broschiert, 16 × 23 cm<br />
CHF 29.-/EUR 28,-<br />
ISBN: 978-3-85616-865-0<br />
Erscheint im April 2018<br />
Über die Jahrzehnte haben sich die Freiräume verändert, dies gilt<br />
für die physischen wie die medialen. Während Schmalspurfilm und<br />
Video seit den späten 1960er-Jahren zu Mitteln des politischen Ausdrucks<br />
wurden, in denen sich dokumentarisches Festhalten und<br />
kreative Freiheit verschränkten, haben die audiovisuellen Medien für<br />
die Freiraumdebatten der Gegenwart nicht mehr dieselbe Bedeutung<br />
und Funktion. Jeder kann heute ein Video aufnehmen und zur<br />
Diskussion stellen.<br />
Solche Entwicklungen und Veränderungen werden auch in<br />
Stellungnahmen und Erinnerungen ehemaliger und heutiger Aktivistinnen,<br />
Zwischennutzer, Politikerinnen, Anwohner und Konsumentinnen<br />
reflektiert und kontextualisiert. Diese speziell für die<br />
Ausstellung produzierten Interviews können ebenso wie Film- und<br />
Videomaterial über eine kostenlose App aus dem Buch direkt als<br />
Video auf das Smartphone gestreamt werden und laden dazu ein,<br />
über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Freiraum-Konzepten<br />
nachzudenken.<br />
Redaktion: Sylvia Scalabrino, scy, Basel, Carlo Clivio, ccl (Leiter Kommunikation a. i. CMS)<br />
Texte: Sylvia Scalabrino, scy, Basel, Bettina Hamel, BH (Geschäftsleiterin Merian Gärten), Christine Hug,<br />
chu (Mitarbeiterin Kommunikation Merian Gärten), Carlo Clivio, ccl (Leiter Kommunikation a. i. CMS),<br />
Dr. Alexandra Stäheli, ast (Projektleiterin Kultur CMS), Jessica Jecker, jje (Praktikantin Kultur CMS),<br />
Christoph Meneghetti, cme (Projektleiter Kultur CMS)<br />
Gestaltung: Beat Keusch Visuelle Kommunikation, Basel<br />
Korrektorat: Dr. Rosmarie Anzenberger, Basel<br />
Druck und Bildbearbeitung: Gremper AG, Basel/Pratteln<br />
Auflage: 7000 Exemplare; erscheint dreimal jährlich (April, August, Dezember)<br />
Bildnachweis: Die CMS hat sich bemüht, sämtliche Copyrightinhaber ausfindig zu machen und<br />
ihr Einverständnis zum Abdruck einzuholen. Falls Copyrightinhaber übersehen wurden, bitten wir die<br />
Betroffenen, sich mit uns in Verbindung zu setzen.<br />
Titelbild: Kathrin Schulthess; S. 3–7: Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt (Nr.1), Basler<br />
Stadtbuch 1980 (Nr. 26), Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 1937 (Nr. 7), Alexandra<br />
Baumeyer (Nr. 38), Friedrich Böhringer (Nr. 36), Feuerwerker-Gesellschaft 1812 (Nr. 2), Freunde des<br />
Botanischen Gartens in Brüglingen (Nr. 18), Grenzwache Basel (Nr. 32), Merian Gärten (29, 38, 49), pg<br />
Landschaften GmbH (Nr. 35), Giuseppe Reichmuth (Nr. 25), Kathrin Schulthess (Nr. 3, 12, 13, 17, 20,<br />
22–24, 28, 30, 31, 34, 42–44, 46, 47, 50), Daniel Spehr (Nr. 48), Stadtgärtnerei Kanton Basel-Stadt<br />
(Nr. 27), Peter Tschudin (Nr. 5); S. 8–9: Merian Gärten (1–4, 9, 16–18, 20), Kathrin Schulthess (Nr. 5, 7, 10,<br />
11, 14, 15, 19, 22–24); S. 11,12: Fontana Landschaftsarchitektur GmbH; S. 14, 15: Kathrin Schulthess; S. 16<br />
oben: Daniel Spehr; alle weiteren Bilder: freie Lizenz<br />
St. Alban-Vorstadt 12<br />
Postfach<br />
CH-4002 Basel<br />
T + 41 61 226 33 33<br />
www.cms-basel.ch<br />
16