Preisverleihung 1987 - Theodor-Heuss-Stiftung
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Schlußwort<br />
Hans-Jochen Vogel<br />
Sehr geehrte Damen und Herren!<br />
Wenn ein Redner als Sprecher des Schlußwortes<br />
angekündigt wird, knüpft sich daran die Hoffnung,<br />
daß die Sache bald ein Ende haben werde.<br />
Ich will diese Hoffnung, deren Erfüllung Sie<br />
sich redlich verdient haben, nicht enttäuschen.<br />
Deshalb beschränke ich mich auf zwei Bemerkungen:<br />
Erstens: Ich gratuliere der <strong>Stiftung</strong> und danke<br />
allen, die an und in ihr mitarbeiten. Viele reden<br />
vom Vermächtnis <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>. Hier wird es<br />
erfüllt, und zwar in einer Art und Weise, die für<br />
die politische Kultur unseres Landes stil bildend<br />
wirkt und hohe Maßstäbe setzt, Maßstäbe, die<br />
man sich andernorts gelegentlich in Erinnerung<br />
rufen sollte. Und wenn ich »man« sage, dann<br />
meine ich auch uns alle hier, wenn wir uns bei<br />
weniger feierlichen Gelegenheiten begegnen.<br />
Stellvertretend für viele gilt der Dank vor allem<br />
Ihnen, sehr geehrte Frau Kollegin Hamm-Brücher,<br />
weil Sie die <strong>Stiftung</strong> vom ersten Tage an<br />
verkörpern, weil Sie zugleich der Kopf und das<br />
Herz dieses Unternehmens sind und weil Sie vor<br />
Hindernissen, Schwierigkeiten und Mißverständnissen<br />
- und die gab es ja auch - nicht<br />
kapituliert haben. Das alles macht Ihnen so<br />
schnell keiner nach. Es macht Ihnen auch keiner<br />
nach, aus einer 21jährigen, dort geborenen<br />
Münchnerin - denn das war die <strong>Stiftung</strong> zur Zeit<br />
ihrer Übersiedlung - eine Stuttgarterin werden<br />
zu lassen - und das ganz ohne öffentliche Mißtöne.<br />
Aber ich muß einräumen, die neuen Adoptiveltern<br />
lassen es ja an Zuwendung - ich meine<br />
die ideele, deshalb die Einzahl, und auch an<br />
Zuwendungen - jetzt meine ich die materiellen<br />
- nicht fehlen . Und dafür entbiete ich der Stadt<br />
Stuttgart und dem Lande Baden-Württemberg<br />
ein gut Münchnerisches »Vergelt's Gott«.<br />
Zweitens: Ich beglückwünsche Sie, Herr Meyer<br />
Abich, und Sie, Herr Brunowsky und Herr<br />
Wicke, zur heutigen Verleihung des THEO<br />
DOR-HEUSS-PREISES. Es ist wahr - Sie ha-<br />
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ben die Verantwortung des Menschen für seine<br />
Mitwelt früher erkannt als andere, und Sie haben<br />
daraus Konsequenzen gezogen. Sie, Herr<br />
Meyer-Abich, indem Sie dargetan haben , daß<br />
auch moderne Industriegesellschaften zum Frieden<br />
und zur Versöhnung mit der Natur fähig<br />
sein können. Und Sie, Herr Brunowsky und<br />
Herr Wicke, indem Sie mit Ihrem Buch »Der<br />
Öko-Plan« dem Vorurteil entgegengetreten<br />
sind, Arbeit und Umwelt seien Gegensätze oder<br />
Wachstum sei nur auf Kosten der Umwelt möglich.<br />
Von Ihnen, meine Herren Preisträger, sind<br />
Bewußtseinsveränderungen gefördert worden ,<br />
deren Substanz der Bundespräsident, Herr von<br />
Weizsäcker, HEUSS-PREIS-Träger des Jahres<br />
1984, vor kurzem in einer Rede, die nicht weniger<br />
Aufmerksamkeit verdient, wie die zum<br />
8. Mai 1985, so umschrieben hat:<br />
»Ist die Erhaltung der Umwelt nur ein Kriterium<br />
neben anderen für unseren Standard an<br />
Lebensqualität?<br />
Über solche Relativierung geht die Entwicklung<br />
mit Macht hinweg. Die Frage lautet<br />
nicht mehr, ob wir uns aus Qualitätsbewußtsein<br />
eine mehr oder weniger schöne und saubere<br />
Umwelt schaffen oder auch zugunsten<br />
anderer Ziele darauf verzichten wollen. Die<br />
Umweltfrage ist selbst zur Überlebensfrage<br />
der Menschheit geworden. Das grundlegende<br />
Ziel ist es, die Schöpfung zu bewahren. Nur<br />
. wenn wir die Natur um ihrer selbst willen<br />
schützen, wird sie uns Menschen erlauben zu<br />
leben.«<br />
Ich gratuliere nicht minder herzlich den Empfängern<br />
der THEODOR-HEUSS-MEDAIL<br />
LEN. Sie alle haben sich im Sinne der soeben<br />
von mir zitierten Sätze mit Erfolg engagiert. Sie<br />
haben nicht nur von anderen etwas verlangt; sie<br />
haben selber etwas getan. Und Sie haben Beispiele<br />
gegeben, die von anderen aufgegriffen<br />
und übernommen werden können. Besonders