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Preisverleihung 1987 - Theodor-Heuss-Stiftung

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Dank und Berichte<br />

der Medaillenempfänger<br />

Dieter Menninger<br />

Rheinisch-Bergischer Naturschutzverein<br />

e. V.<br />

Sehr verehrte Frau Dr. Hamm-Brücher!<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren!<br />

1969 drehte ich den Filmbericht »Ausverkauf<br />

der Natur« gemeinsam mit Gottfried Gülicher<br />

für das erste Abendprogramm der ARD.<br />

260qkm Natur und Landschaft wurden damals<br />

jährlich für die Anforderungen unserer Industrie-<br />

und Zivilisationsgesellschaft für immer<br />

verbraucht. Die Trabantenstädte schossen auf<br />

der grünen Wiese in die Höhe. Die Naturschützer<br />

wurden als Naturapostel und Piepmatzideologen<br />

abgewertet. Die Begegnung mit diesem<br />

Thema hat mich persönlich nicht mehr losgelassen.<br />

Vor meiner Haustür im Bergischen Land,<br />

einer Bilderbuchlandschaft am Rande des BallungsraumesBonn-Köln-Leverkusen-Düsseldorf,<br />

beschloß ich, etwas gegen die Ausräumung<br />

unwiederbringlicher Natur und Landschaft<br />

zu tun. Zunächst versuchte ich mit Filmvorträgen,<br />

die bedrohlichen Probleme bewußt<br />

zu machen. Nach den Veranstaltungen schüttelten<br />

mir die Bürgermeister und Gemeindedirektoren<br />

dankbar die Hände und sahen mir treu in<br />

die Augen, aber es geschah und änderte sich<br />

nichts, und als der Druck auf unser Bergisches<br />

Land immer bedrohlicher wurde, gründeten wir<br />

mit Freunden den Rheinisch-Bergischen Naturschutzverein.<br />

Er war eine Notgemeinschaft. Es<br />

saßen die CDU-Abgeordneten neben dem<br />

SPD-Mitglied und neben ihm engagierte Liberale,<br />

und allen gemeinsam ging es um die tiefe<br />

Sorge: wie verhindern wir den Ausverkauf der<br />

Natur im Bergischen Land?<br />

Wir starteten mit Klinkenputzen und sammelten<br />

24000 Unterschriften gegen die Autobahn 31,<br />

die von Norden nach Süden das Bergische Land<br />

d.urchschneiden sollte. Wir erarbeiteten qualifizierte<br />

Argumente gegen diese Fehlplanung und<br />

trugen entscheidend dazu bei, ihren Bau zu<br />

verhindern.<br />

Gleichzeitig nahmen wir die wichtige Aufgabe<br />

in Angriff, die Naturschützer von ihrem Botanisiertrommelimage<br />

zu befreien. Wir führten die<br />

Vogelschützer, die Botaniker, die Ökologen,<br />

Schmetterlingskundier, die Ameisenbetreuer ,<br />

Käferspezialisten und Gewässerschützer, die<br />

Wissenschaftler und die Praktiker in Gummistiefeln,<br />

die in den siebziger Jahren noch linear<br />

denkend jeder für sich arbeiteten, im Bergischen<br />

Land zusammen und gründeten schon<br />

1975 im Blick auf einen langfristig wirksamen<br />

Naturschutz den Arbeitskreis Biologischer Garten-<br />

und Landbau.<br />

Wir bemühten uns, überall im Bergischen Land<br />

Freunde und Mitstreiter für den Naturschutz zu<br />

gewinnen. Mit Informationsständen und einem<br />

grün-weiß gespritzten Informationsbus, der von<br />

einer oberbergischen Firma ausrangiert und gespendet<br />

wurde, waren wir in Fußgängerzonen<br />

und vor Supermärkten präsent. In einer Kleinschule,<br />

die aufgegeben wurde, richteten wir ein<br />

Naturschutz-Informationszentrum Bergisches<br />

Land ein, in dem neben Weiterbildungsseminaren<br />

und Ausstellungen dem Bürger Rat und<br />

Hilfe für seine Probleme in Garten und Flur<br />

angeboten werden. Heute, <strong>1987</strong>, zählt der Rheinisch-Bergische<br />

Naturschutzverein etwa 3000<br />

Einzelmitglieder.<br />

Als weiteres wichtiges Ziel erkannten wir, damit<br />

Schluß zu machen, daß die Naturschützer ständig<br />

mit Blaulicht hinter den Planungen der Behörden<br />

herrasen mußten und stets mit vollendeten<br />

Tatsachen konfrontiert wurden. In mühseliger<br />

Kleinarbeit gründeten wir in jeder Gemeinde<br />

des Bergischen Landes einen wirksamen<br />

Ortsverband, der heute schon im Vorfeld der<br />

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