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Preisverleihung 1987 - Theodor-Heuss-Stiftung

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Wettbewerbern wahrhaftig nicht zu verstecken!<br />

Aber: Es ist eine völlig falsch verstandene Solidarität<br />

mit den wenigen wirklich schwarzen<br />

Schafen in den Reihen der Wirtschaft, wenn<br />

man eine sinnvolle, entbürokratisierte und automatisierte<br />

Kontrolle und eine verschärfte Haftung<br />

für Umweltsünden zu vermeiden trachtet.<br />

Es ist einfach unverantwortlich gegenüber der<br />

Umwelt und gegenüber den über 99% aller<br />

Firmen, die sich weitgehend umweltfreundlich<br />

verhalten, daß die schwarzen Schafe nicht oder<br />

nur durch Zufall erkannt werden können. Außerdem<br />

reduzieren diese relativ wenigen Umweltsünder<br />

- wie wir alle wissen - die Glaubwürdigkeit<br />

und die hohen Umweltschutzanstrengungen<br />

der Wirtschaft als Ganzes in den Augen<br />

der Öffentlichkeit bis auf Null.<br />

In der deutschen Umweltpolitik sollte allen Beteiligten<br />

klar werden: Die Umwelt braucht Glacehandschuhe.<br />

Die relativ wenigen deutschen,<br />

potentiell oder tatsächlich die Umwelt gefährdenden<br />

Firmen und Branchen, wie zum Beispiel<br />

manche Chemiefirmen, sind so robust, daß sie<br />

durchaus energische Politikerhände vertragen<br />

können!<br />

Eine wesentlich verbesserte, automatisierte<br />

Umweltkontrolle sorgt nicht nur für einen besseren<br />

Schutz der Umwelt, sondern ist auch zur<br />

zwingend notwendigen Beweissicherung nötig.<br />

Erst dadurch - und dies wird in der gegenwärtigen<br />

Diskussion oft schlicht übersehen - kann die<br />

verschärfte Umwelthaftung tatsächlich wirksam<br />

werden. Wenn wirklich alle Umweltschadenskosten<br />

getragen werden müssen, also auch die<br />

zur vollständigen Wiederherstellung des ökologischen<br />

Zustandes vor einem Umweltunfall,<br />

dann werden größere Umweltsünden bis zum<br />

Bankrott und Umweltkriminalität tatsächlich<br />

bis zu zehn Jahren Haft führen . Wenn alle sich<br />

selber schädigen, wenn sie dies mit der Umwelt<br />

tun, wird die Umwelt gerettet. Daran besteht<br />

kein Zweifel!<br />

Wird dieses Prinzip in die Tat umgesetzt, lohnt<br />

sich Umweltvorsorge plötzlich: Denn entweder<br />

man vermeidet existentielle Unternehmensrisiken<br />

oder man trägt extrem hohe Versicherungskosten.<br />

Dieses vollständige Verursacher- und<br />

Umweltvorsorgeprinzip hat in der Sozialen<br />

Marktwirtschaft eine genauso große Bedeutung<br />

wie die Prinzipien des Wettbewerbs und des<br />

Privateigentums! Letztere sind Prinzipien, die<br />

unter anderem durch die Bestimmungen des<br />

Kartellgesetzes und das Bürgerliche Gesetzbuch<br />

und die Strafgesetze durchgesetzt werden.<br />

3. und letztes Beispiel aus meinem Programm:<br />

Umweltschutz durch Eigennutz mit staatlicher<br />

»Nachhilfe« betrifft aber nicht nur die Wirtschaft,<br />

sondern auch uns selber, zum Beispiel<br />

uns als Autofahrer. Noch immer haben wir 23<br />

Millionen nicht entgiftete Altfahrzeuge, und alle<br />

Dieselfahrzeuge - mein eigenes eingeschlossen<br />

- haben keine Rußfilter. Diese Fahrzeuge<br />

müssen aber schnell sehr viel sauberer werden.<br />

Das läßt sich leicht bewerkstelligen. Wir brauchen<br />

nur die existierende Berliner Smog-Verordnung<br />

- verbessert - ins Bundesgebiet zu<br />

übertragen und deren Grundgedanken zu erweitern!<br />

Alle Benziner sollten eine große Umweltplakette<br />

erhalten, wenn sie einen geregelten<br />

oder ungeregelten Katalysator haben oder<br />

auf andere technische Weise ihren Schadstoffausstoß<br />

deutlich senken. Auch Diesel­<br />

Pkw mit Rußfilter erhalten diese Umweltplakette.<br />

Sie würde zu einem Markenzeichen<br />

für alle (relativ) umweltfreundlichen<br />

.Kraftfahrer.<br />

- Nur diese Fahrzeuge mit Plakette dürfen bei<br />

Smog-Alarm noch benutzt werden. In Berlin<br />

hat diese Regelung dazu geführt, daß im<br />

Winter 1985/86 siebenmal so viele Katalysatorautos<br />

gekauft wurden wie im übrigen<br />

Bundesgebiet.<br />

Nur die Autos mit der Umweltplakette dürfen<br />

wie bisher ohne Tempolimit fahren . Für<br />

alle anderen Autos würde Tempo 100 beziehungsweise<br />

80 auf Autobahnen und Landstraßen<br />

gelten!<br />

Ich bin sicher:<br />

Weil die deutschen Autofahrer auch weiter<br />

schnell fahren wollen, hätten auch ohne Steuervergünstigung<br />

innerhalb kurzer Zeit mindestens<br />

80% aller Autos die Umweltplakette, und plötzlich<br />

gäbe es auch die Diesel-Rußfilter in der<br />

Bundesrepublik, mit denen zum Beispiel Daimler-Benz<br />

in den USA so effektvoll wirbt!<br />

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