Preisverleihung 1987 - Theodor-Heuss-Stiftung
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gültigkeit überwinden können, die ja vornehmlich<br />
in den Verhaltensweisen, weniger im Umweitbewußtsein<br />
selbst zum Ausdruck kommt. In<br />
allen Umfragen rangiert der Umweltschutz als<br />
politische Aufgabe ganz oben. Aber in den Verhaltensweisen<br />
sind die Menschen weit in der<br />
Minderheit, die durch ihr Verhalten selbst einen<br />
aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten.<br />
Und hier setzt ja auch unser Öko-Plan an. Es<br />
genügt nicht, an das Umweltbewußtsein zu appellieren,<br />
so wichtig auch dies ist. Es kommt im<br />
Umweltschutz darauf an, Verhaltensweisen zu<br />
verändern. Und dabei kann die Ökonomie der<br />
Ökologie Hilfestellung leisten. In vielen Fällen,<br />
so hat sich etwa herausgestellt, lassen sich durch<br />
Umweltschutzmaßnahmen Kosten sparen. Diese<br />
Erkenntnis führt bei Unternehmen postwendend<br />
zu Verhaltensänderungen. Die ökonomischen<br />
Überlegungen, daß Umweltschutz gesamtwirtschaftlich<br />
keine Arbeitsplätze kostet,<br />
kann zu Verhaltensänderungen bei Politikern<br />
und Gewerkschaften führen. Ökonomische Modelle,<br />
die Umweltverschmutzung verteuern und<br />
damit zugleich Umweltschutz lohnend machen,<br />
können mit Hilfe der mobilisierten Marktkräfte<br />
eine ganze Welle von Verhaltensänderungen<br />
bewirken.<br />
Das Funktionieren ökonomisch rationaler<br />
Denkweisen setzt nun seinerseits auch ein<br />
marktwirtschaftliches organisiertes System voraus,<br />
in dem individuelle Freiheiten erhalten<br />
bleiben, zugleich aber gesellschaftliche Wertentwicklungen<br />
berücksichtigt werden, beispielsweise<br />
über schärfere Umweltgesetze.<br />
Unternehmen haften mit ihren Einkommen an<br />
den Wertentwicklungen der Zukunft, hat<br />
Schumpeter einmal geschrieben. Das gilt nicht<br />
nur für die Unternehmen, die mehr Umweltschutz<br />
berücksichtigen müssen, um künftig weiter<br />
produzieren zu können. Das gilt letztlich für<br />
uns alle.<br />
Wirtschaftsjournalisten kommt in diesem Zusammenhang<br />
eine sehr wichtige Funktion zu .<br />
Sie müssen den Unternehmen tagtäglich zeigen,<br />
daß Umweltschutz in die Vorstandsetagen gehört.<br />
Sie sind gegenüber den Unternehmen<br />
glaubwürdig, auch dann, wenn sie mehr Um-<br />
24<br />
weltschutz verlangen. Ich wünsche mir, daß jeder<br />
Wirtschaftsjournalist auch den Umweltschutz<br />
zu seinem Aufgabengebiet zählt. Und<br />
noch besser wäre es, wenn alle Wirtschaftsjournalisten<br />
konsequent mehr Umweltschutz verlangen<br />
würden.<br />
Die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie<br />
wird es wahrscheinlich nie in dem Sinne geben,<br />
daß Unternehmer und Umweltschützer Arm in<br />
Arm Bonner Lobby-Politik betreiben. Aber es<br />
gibt schon viele Beispiele dafür, daß Umweltschützer<br />
ökonomische Argumente in den Dienst<br />
ihrer Sache stellen und Unternehmer den Umweltschutz<br />
zu ihrer Sache machen. Diese Entwicklung<br />
wird hoffentlich weitergehen und den<br />
Weg für eine durchaus spannungsgeladene, aber<br />
auch Perspektiven zeigende Saohauseinandersetzung<br />
ebnen. Eine Auseinandersetzung mit<br />
dem Ziel , mit den vorhandenen und neuen Mitteln<br />
so viel Umweltschutz wie nur irgend möglich<br />
zu erreichen.<br />
Wir Wirtschaftsjournalisten sollten den Politikern<br />
Mut zu ehrgeizigen Zielen im Umweltschutz<br />
machen.<br />
Die "Wirtschaftswoche" hat diesen Weg schon<br />
seit einiger Zeit eingeschlagen, und sie wird ihn<br />
im Interesse der Unternehmen fortsetzen . Der<br />
TIIEODOR-HEUSS-PREIS <strong>1987</strong> ist dafür eine<br />
großartige Unterstützung.<br />
Vielen Dank<br />
Lutz Wicke<br />
Die Soziale Marktwirtschaft in der<br />
umwelt politischen Bewährungsprobe<br />
Meinen Vortrag - gleichzeitig der Dank für die<br />
Verleihung des THEODOR-HEUSS-PREISES<br />
<strong>1987</strong> für meine » ... Bemühungen um die Versöhnung<br />
von Ökologie und Ökonomie« - habe<br />
'ich unter das Thema gestellt »Die Soziale<br />
Marktwirtschaft in der umweltpolitischen Bewährungsprobe«<br />
.