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Die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) - Karch

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BÖLL SUSANNE<br />

Zur Populationsdynamik und Verhaltensökologie einer Rhöner<br />

Freilandpopulation von <strong>Alytes</strong> <strong>obstetricans</strong> <strong>obstetricans</strong><br />

In Bayern beschränkt sich das Vorkommen der <strong>Geburtshelferkröte</strong> auf Populationen im<br />

Vorrhön- und Hochrhöngebiet (300m – 750m); der derzeitige Kenntnisstand ihrer<br />

dortigen Verbreitung basiert auf einer Kartierung des LFU/ München von 1988.<br />

1987/88 wurde eine <strong>Alytes</strong>-Population auf einem Truppenübungsplatz nahe<br />

Mellrichstadt in<br />

insgesamt 158 Nächten untersucht; die Tiere wurde individuell markiert. Insgesamt<br />

wurden 1987 87 Männchen, 16 Weibchen und 26 Tiere unbekannten Geschlechts,<br />

1988 96 Männchen, 24 Weibchen und 44 Tiere unbekannten Geschlechts gefangen.<br />

<strong>Die</strong> Größenverteilungen unterschieden sich in den beiden Untersuchungsjahren<br />

statistisch nicht und lagen für die Männchen bei 42.5 ± 3.1 mm und die Weibchen bei<br />

45.3 ± 2.5 mm.<br />

<strong>Die</strong> minimale Überlebensrate betrug für adulte Männchen 47%; das entspräche – bei<br />

einer jährlich gleichbleibenden Überlebensrate – einer “turnover” Rate der männlichen<br />

Population von 7 Jahren. Es wurde versucht, anhand der vorhandenen Phalangen<br />

individuell markierter Tiere die Altersstruktur der Population skeletochronologisch zu<br />

untersuchen. Mehrjährige Versuche mit Tieren, die mit Fluoreszenzmarkern, die sich im<br />

Knochengewebe anlagern, behandelt wurden, zeigten allerdings, dass die<br />

Skeletochronologie bei der <strong>Geburtshelferkröte</strong> keine zuverlässige Altersbestimmung<br />

zulässt (Böll et al. 1997). <strong>Die</strong>s hängt möglicherweise mit dem besonderen<br />

Knochenwachstum dieser Art zusammen.<br />

Kartierung: Probleme und Möglichkeiten<br />

In den Untersuchungsjahren 1987/88 erstreckte sich die Fortpflanzungsperiode von<br />

April bis August. <strong>Die</strong> Anzahl rufender Männchen betrug im Schnitt 5%, die maximale<br />

Anzahl rufender Männchen 10% aller adulten Männchen. Das bedeutet, dass in kleinen<br />

Populationen über viele Nächte keinerlei rufende Männchen zu hören sind und<br />

entsprechende Populationen in Standardkartierungen wahrscheinlich häufig nicht<br />

erfasst werden. Neben besonders häufigem Aufsuchen potentieller <strong>Alytes</strong>- Standorte<br />

gibt es jedoch noch weitere Kartierungsmöglichkeiten:<br />

- Nachweis von <strong>Alytes</strong>-Quappen im Laichgewässer, am besten unter Rotlicht nachts, da<br />

die Quappen im Normalfall sehr lichtscheu sind.<br />

- Nachweis metamorphosierender <strong>Geburtshelferkröte</strong>n am Gewässerrand (nachts unter<br />

Rotlicht); diesjährige im Oktober, Überwinterte Ende Juni/ Anfang Juli.<br />

- Fischweiher, die als <strong>Alytes</strong>-Laichgewässer gelten, im Herbst beim Ablassen auf<br />

überwinternde Kaulquappen untersuchen und gegebenenfalls Rettungsmaßnahmen<br />

ergreifen.<br />

Fischbesatz, auch mit sog. Friedfischen (Bsp. Schleie) führt meines Erachtens zum<br />

drastischen Rückgang einer <strong>Alytes</strong>-Population, wie anhand eines Beispiels demonstriert<br />

wird.<br />

Böll, S., Erben, R.G., Linsenmair, K.E. 1997. Wie zuverlässig ist die<br />

skeletochronologische Altersbestimmung bei der <strong>Geburtshelferkröte</strong> <strong>Alytes</strong><br />

<strong>obstetricans</strong>? Mertensiella 7, S.315-327.<br />

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