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EDITORIAL<br />
Was hätte eigentlich<br />
Knigge zu unserer heutigen<br />
Erziehung gesagt?<br />
Seit einigen Jahren nimmt die Verwunderung über den Verfall von<br />
Benimm-Kultur zu. Das digitale Zeitalter macht den Weg frei für<br />
superschnelle, manchmal unüberlegte oder auch freche Kommentare<br />
zu allem und gegenüber jedem. Email statt Brief, SMS statt<br />
Gespräch. Unpersönlich. Das birgt enorme Gefahren. Höflichkeiten<br />
werden zur Mangelware und laufen Gefahr, ganz zu verschwinden.<br />
Verrohung droht. Das ist auch in der Politik feststellbar. Aus Vernunftsregeln<br />
werden Regulierungen. Gebote werden zu Verboten.<br />
Widerspruch wird dem Mainstream untergeordnet und neutralisiert<br />
oder sogar im Keime erstickt. Der erwachsene Mensch verliert große<br />
Teile seiner Wertevorstellung auf schleichendem Weg.<br />
iebe Leserinnen und Leser,<br />
zunächst mag Ihnen die Überschrift meines Editorials etwas seltsam<br />
vorkommen. Aber vielleicht macht es Sie ja auch neugierig? Das<br />
würde mich freuen.<br />
Die Benimm-Lehre von Knigge ist ja nicht ohne Widerspruch, wie<br />
wir alle wissen, aber sie begleitete zumindest lange Zeit mehrere<br />
Generationen. Generationen, die heute einen nicht unwesentlichen<br />
Anteil unserer Gesellschaft ausmachen. Und diese Menschen sind<br />
heute erwachsen, haben ihr Lebenswerk weitestgehend gestaltet<br />
und dürfen sich über mehr Zeit freuen. Zeit zum genießen, Zeit für<br />
die schönen Dinge im Leben. Ich darf Sie, verehrte Leserinnen und<br />
Leser dieser Zeitschrift, gerne zu dieser Zielgruppe rechnen.<br />
Bestimmt gibt es sie noch, die stilsicheren und höflichen Menschen,<br />
die zuhören können und sich dadurch eine Meinung bilden. Danach<br />
teilen sie sich dann mit und man hört ihnen zu. Akzeptanz entsteht<br />
eben durch Kompetenz und Klasse. Die, die sofortige Beachtung und<br />
Recht haben wollen, bedienen sich heute allerdings meist schnellerer<br />
und oberflächlicher Kommunikationsarten. Da werden Shitstorms<br />
entfacht, weil man Ideologien durchpeitschen will. Da werden öffentlichkeitswirksame<br />
Klagen geführt, um Gesellschaft und Politik zu<br />
erziehen. Ich bin einfach mal so frei, die überstrengen Regulierungen<br />
von Tabakprodukten, die ideologisch geprägte Diesel-Debatte samt<br />
Fahrverboten und sogar die überstürzte Energiewende ohne intelligente<br />
Übergangsfristen in einen Topf zu werfen. Da wurde flugs entschieden,<br />
obwohl viele Maßnahmen kritisch gesehen wurden und<br />
wissenschaftlich oder wirtschaftlich fundierte Gegenargumente existierten.<br />
Es gewinnt derzeit die Getriebenheit. Getrieben von Interessen,<br />
beschleunigt durch den Einsatz von digitalen und manipulativen<br />
Einflüssen. Dabei ist ganz wenig Benehmen, ganz wenig Zuhören und<br />
auch ganz wenig Höflichkeit zu erkennen. Vielmehr wurde eine neue<br />
Benimm-Regel entworfen: die political Correctness. Ich entdecke darin<br />
sehr viel Potenzial für Manipulation, Populismus und ideologische<br />
Gesellschaftserziehung. Und deshalb würde ich mir wünschen, dass<br />
die nachfolgenden Generationen wieder etwas enger an die Werte<br />
herangeführt werden, die ein gutes Miteinander fördern und der<br />
Vernunft wieder einen höheren Stellenwert einräumen. Auf Moderne<br />
muss dabei nicht verzichtet werden. Auch nicht auf Tempo und<br />
Rasanz. Aber ich bin mir sicher, dass alles viel mehr Spaß macht und<br />
bessere Chancen für jeden entstehen, wenn gutes Benehmen wieder<br />
einen wichtigen Platz in Politik und Gesellschaft einnimmt.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine angenehme Lektüre dieser<br />
Zeitschrift, die Ihnen wieder zahlreiche Themen über Genuss und<br />
Lebensfreude höflich ans Herz legt. Und wenn Sie Wünsche an uns<br />
richten wollen, so hören wir Ihnen sehr gerne zu und werden bemüht<br />
sein, Ihnen diese Wünsche zu erfüllen. Daran haben wir Spaß.<br />
Ihr<br />
Bodo Meinsen<br />
Verleger und Herausgeber<br />
Fine Tobacco<br />
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