TheaterCourier April 2018
TheaterCourier April 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Lange Nacht der Dresdner Theater - Christian Thielemann - Aktionswochen Zusammen gegen Rassismus - Ausstellung Kernfusion - Radeberger Biertheater - Jekyll & Hyde - Unsere Frauen - DISKO IM FOYER - Interview Robert Jentzsch - Theaterkalender - Premieren - Ausstellung Tod & Ritual - Leipziger Typotage - Geigenbaumeister Joachim Zimmermann - Film Stars Don't Die in Liverpool Filmkritik - Der seidene Faden - Steig.nicht.aus! - Kolumne Holger Böhme uvm.
TheaterCourier April 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Lange Nacht der Dresdner Theater - Christian Thielemann - Aktionswochen Zusammen gegen Rassismus - Ausstellung Kernfusion - Radeberger Biertheater - Jekyll & Hyde - Unsere Frauen - DISKO IM FOYER - Interview Robert Jentzsch - Theaterkalender - Premieren - Ausstellung Tod & Ritual - Leipziger Typotage - Geigenbaumeister Joachim Zimmermann - Film Stars Don't Die in Liverpool Filmkritik - Der seidene Faden - Steig.nicht.aus! - Kolumne Holger Böhme uvm.
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www.theatercourier.de<br />
<strong>April</strong> <strong>2018</strong> | Seite 13<br />
MUSIK<br />
Ich baue Geigen, das ist ein ganz bodenständiger handwerklicher Beruf<br />
Erst die Menschen, die<br />
darauf spielen, machen<br />
etwas Wundervolles –<br />
sagt Geigenbaumeister<br />
Joachim Zimmermann<br />
Der Ohrwurm „Und der Himmel hängt<br />
voller Geigen“ stammt aus der Feder von<br />
Operettenkomponist Leo Fall (1873-1925).<br />
In der Dresdner Werkstatt von Geigenbauer<br />
Joachim Zimmermann hängen<br />
zumindest einige (ungenutzte) Geigen<br />
von der Decke. Es riecht ein wenig nach<br />
Holz, Leim – und es sieht nach viel Arbeit<br />
aus. „Ja, oftmals müssen wir spontan<br />
auf Kundenwünsche reagieren, wenn ein<br />
Instrument kaputt ist, aber schnell wieder<br />
gebraucht wird. Die Anforderungen<br />
haben sich mit den Jahren geändert. Haben<br />
wir früher vorwiegend Geigen neu<br />
gebaut, kümmern wir uns heute mehr<br />
um Reparaturen, Restaurierung und die<br />
Wartung darf man auch nicht vergessen“,<br />
schätzt der 57-Jährige, der in Reichenbach/Vogtland<br />
geboren wurde, ein.<br />
Was heißt neu gebaut? „Da gibt es zwei<br />
Möglichkeiten, entweder man kopiert<br />
eine alte Geige oder man fängt an, auf<br />
dem Papier eine neue zu konstruieren.“<br />
Er freut sich, dass in der Musikstadt<br />
Dresden zunehmend mehr junge, aber<br />
auch ältere Menschen sich für das Erlernen<br />
eines Instrumentes begeistern. Der<br />
Kundenkreis ist breit gefächert, dazu gehören<br />
vor allem Berufsmusiker aus der<br />
Philharmonie, der Staatsoperette, Schüler<br />
der großen und kleinen Musikschulen,<br />
Musiker aus den zahlreichen Laienorchestern<br />
und eben jeder, der für sich die<br />
Streichinstrumente entdeckt hat.<br />
Als Siebenjähriger hat er selbst Cello gelernt,<br />
allerdings so zum Spaß. Weil er aus<br />
politischen Gründen in der DDR kein<br />
Abitur machen durfte, hat er sich für einen<br />
handwerklichen Beruf entschieden<br />
und lernte in Markneukirchen Geigenbauer.<br />
„Allerdings bin ich nicht vorbelastet,<br />
mein Vater war eher ein Denker.“<br />
Und grinsend fügt er hinzu: „Bei einem<br />
Eignungstest hätte man mich sicher wegen<br />
meiner geringen handwerklichen<br />
Fähigkeiten durchgewunken.“ Also nicht<br />
der Traumberuf? „Ich habe die Ausbildung<br />
gemacht und nach zwei, drei Jahren<br />
im Beruf gab es einen Punkt, an dem ich<br />
mir sagte: Das isses – und von da an bin<br />
ich losgezogen!“<br />
Das heißt, er machte 1984 seine Meisterprüfung,<br />
eröffnet 1986 in Bad Brambach<br />
seine erste eigene Werkstatt und zog mit<br />
Frau und Kindern Anfang der Neunziger<br />
Jahre nach Stade in Niedersachsen, um<br />
Geigenbaumeister Joachim Zimmermann bei der Restaurierung<br />
sich dort in einer Geigenbauwerkstatt<br />
weiterzubilden. 1994 eröffnet er die jetzige<br />
Werkstatt in Dresden-Strehlen. Unterstützt<br />
wird er dort von seinem Mitarbeiter<br />
Andreas Thümmler, der ganz<br />
frisch die Meisterprüfung in der Tasche<br />
hat und gerade einen Bogen mit sibirischem<br />
Rosshaar neu bespannt.<br />
Und wie ist das mit der Mär vom jahrhundertealten<br />
Holz für den Geigenbau?<br />
Zimmermann lacht: „Man kann kein<br />
Holz aus dem Großen Garten nehmen,<br />
aber zehn Jahre alt gelagerte Fichte für<br />
die Decke und Ahorn für alles andere,<br />
schön langsam im Hochgebirge gewachsen,<br />
ist üblich.“ Seine vier Kinder treten<br />
nicht in seine Fußstapfen – „das ist völlig<br />
© Regine Eberlein<br />
in Ordnung“ – und haben von ihrem Vater<br />
jeder zum Schulabschluss ein selbstgebautes<br />
Instrument bekommen. Kein<br />
kleines Geschenk – denn es sind bis zu<br />
250 Stunden Arbeit nötig, ehe in ausschließlich<br />
handwerklicher Arbeit ohne<br />
Verwendung von maschinell gefertigten<br />
Elementen aus über 60 Teilen eine Geige,<br />
Bratsche oder ein Cello wird...<br />
Regine Eberlein<br />
Geigenbaumeister<br />
Joachim Zimmermann<br />
www.geigenbau-zimmermann.de<br />
Die vier Jahreszeiten<br />
Diese vier Violinkonzerte<br />
lassen einem förmlich ein<br />
ganzes Jahr durchleben<br />
01. | 02. | 08. & 28.04.18<br />
www.concerts-dresden.de<br />
ZUM LETZTEN MAL!<br />
www.boulevardtheater.de<br />
Antonio Vivaldis Stück zählt bis heute zu<br />
den bekanntesten Stücken der europäischen<br />
Musikgeschichte. Bei den Dresdner<br />
Residenz Konzerten können Sie den<br />
Jahresreigen musikalisch miterleben. Ein<br />
Klangerlebnis bei dem die Virtuosität der<br />
Solisten genauso beeindruckt wie die zunächst<br />
zarte, doch klangvolle und später<br />
kraftvoll donnernde Orchesterbegleitung.<br />
Dresdner Residenz Orchester<br />
© Robert Jentzsch<br />
UND DIE SCHNECKEN<br />
VON EASTWICK<br />
Akkordeonale <strong>2018</strong><br />
Internationales Akkordeonfestival<br />
in der Dreikönigskirche<br />
Dresden<br />
Zum zehnten Mal lädt der Initiator<br />
der Akkordeonale, Servais Haanen, zu<br />
einer reichhaltigen Portion Kultur à<br />
la Welt: meisterhafter Rembetiko und<br />
Balkan-Jazz treffen auf leidenschaftlichen<br />
brasilianischen Forro, Bandoneon-Magie<br />
aus Buenos Aires vereint sich<br />
mit niederländischer Klangästhetik...<br />
10.04.18<br />
www.akkordeonale.de<br />
Youssra El Hawary, ägyptische Akkordeonistin © Bashir Wagih<br />
30. APRIL – 12. MAI<br />
KARTEN 0351 – 26 35 35 26 · MATERNISTRASSE 17 · 01067 DRESDEN