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Sinnfrage und gesundes Führen

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Vortrag | Seminar<br />

Wozu arbeiten wir?<br />

s<br />

Die Bedeutung der<br />

<strong>Sinnfrage</strong> für<br />

ges<strong>und</strong>es <strong>Führen</strong><br />

Dr. Helmut Graf<br />

Vom krankmachenden Zeitgeist in der Arbeitswelt<br />

<strong>und</strong> wie man ihn überwindet.


Vom Sinnlosigkeitsgefühl unserer Zeit<br />

Der krankmachende Zeitgeist<br />

Den Menschen in seiner „eigentlichen geistigen Not<br />

schauen“ war Viktor Frankl, dem Begründer der<br />

Logotherapie <strong>und</strong> Existenzanalyse, der dritten Wiener<br />

psychotherapeutischen Schule, ein zentrales Anliegen: In<br />

diesem Zusammenhang spricht er von der „Pathologie<br />

des Zeitgeistes“, dem „Sinnlosigkeitsgefühl“, dem<br />

„negativen Zeitgeistdenken“, das mit einem „Leergefühl“<br />

einhergeht <strong>und</strong> auch als „existenzielles Vakuum“ im<br />

(Arbeits-)Leben bezeichnet wird.<br />

Die Frage, woran die Pathologie des Zeitgeistes –<br />

besonders im Management - zu erkennen ist, hat Viktor<br />

Frankl mit dem Phänomen des Konformismus, Totalitarismus<br />

<strong>und</strong> Reduktionismus erklärt. Diese haben eines<br />

gemeinsam: Das Sinnbedürfnis wird systematisch<br />

geleugnet oder erst gar nicht bedacht. Im neoliberalen<br />

<strong>und</strong> sozial-darwinistischen Menschenbild ist das Letztere<br />

der Fall, mit den bekannten fatalen Auswirkungen.<br />

Die Frage nach dem Sinn in der<br />

Führungskultur <strong>und</strong> im (Arbeits-)Leben<br />

Sinn ist nicht nur der stärkste Motivator, Sinn hat vor<br />

allem psychosozialen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Charakter. Die Frage nach dem generellen Sinn ist<br />

jedoch zu vage, wenn damit nicht konkret je meine<br />

Existenz, meine Arbeit, unsere Führungskultur gemeint<br />

ist. Genauso wie es nur für eine bestimmte Figurenkonstellation<br />

beim Schach den besten Zug gibt, gibt es<br />

für eine konkrete Arbeits- oder Lebenssituation den<br />

konkreten Sinn: je Person – im Hier <strong>und</strong> Jetzt, den es zu<br />

entdecken gilt.<br />

Frankl hat dieser Motivationsfrage eine kopernikanische<br />

Wende verliehen. Das (Arbeits-)Leben selbst ist<br />

es, das auch den Mitarbeiter(innen) <strong>und</strong> nicht nur dem<br />

Management Fragen stellt. Wir haben nicht selbst zu<br />

fragen. Wir sind vielmehr von der konkreten<br />

Arbeitssituation her die Befragten, die jetzt aufgerufen<br />

sind, zu antworten, ja noch mehr, die das (Arbeits-)-<br />

Leben, die Entscheidungen zu verantworten haben.<br />

Unser gegenwärtiger Entwurf des Wirtschaftens<br />

fordert seinen Preis: die kollektive Neurose. Dabei<br />

handelt es sich nicht um eine Krankheit im klinischen<br />

Sinn. Auch gibt es diese Neurosen nicht in Reinkultur.<br />

Doch lassen sich krankmachende Symptome erkennen,<br />

die belegbar das existenzielle Dasein (meine Arbeit <strong>und</strong><br />

ich), das Wozu im Arbeitsleben (was ist mein Auftrag,<br />

meine Mission?) sowie die Rollenidentität am Arbeitsplatz<br />

beeinflussen <strong>und</strong> dazu führen, dass die <strong>Sinnfrage</strong><br />

<strong>und</strong> das Werteempfinden am Arbeitsplatz nachhaltig<br />

gestört werden.<br />

Bei der kollektiven Neurose geht es um eine<br />

unkritische Übernahme von Denkweisen <strong>und</strong> Haltungen,<br />

die von der Pathologie des Zeitgeistes stark geprägt<br />

werden: Sei es der Mythos, dass die Globalisierung an<br />

allem schuld ist, sei es die Killerphrase: „Das funktioniert<br />

bei uns nicht“. Ein Viertel des Managements, so eine<br />

Studie, ist durch ihr „existenzielles Vakuum“ so stark<br />

beeinflusst, dass ihre Arbeitsqualität nachweislich<br />

darunter leidet.<br />

Aber noch mehr: Der Stress Marke „Eigenbau“ - die<br />

innerseelische Stressdynamik - ist fast bei jeder zweiten<br />

Führungsperson so massiv ausgeprägt, dass deren<br />

Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, eingeschränkt<br />

ist. Das heißt in der Praxis: Je stärker diese<br />

kollektiven Neurosen <strong>und</strong> Stressdynamiken (Stress<br />

Marke „Eigenbau“) vorhanden sind, desto geringer ist<br />

die Motivation, desto geringer das Sinnerleben in der<br />

Arbeit.<br />

Kein ges<strong>und</strong>es <strong>Führen</strong> ohne<br />

Sinnorientierung<br />

Psychosoziale Ges<strong>und</strong>heit ist die Voraussetzung<br />

dafür, dass die Anforderungen <strong>und</strong> die Flexibilität, die<br />

vom Markt gefordert werden, überhaupt erfüllt werden<br />

können. So muss Arbeit wieder jene Bedeutung bekommen,<br />

die diese ursprünglich hatte: Arbeit ist Identitäts-


stiftung <strong>und</strong> -gewinnung, bietet Chancen zur Sinnfindung<br />

<strong>und</strong> Sinnentfaltung.<br />

Dazu bedarf es eines Paradigmenwechsels <strong>und</strong> die<br />

Herausforderung lautet: Rehumanisierung der Arbeitswelt!<br />

Das bedeutet: Entfaltungsmöglichkeiten in der<br />

Arbeit fördern, soziale Anerkennung pro aktiv leben <strong>und</strong><br />

über lebensdienliche Einstellungen bei unveränderlichen<br />

Situationen verfügen. Das ist übersetzt die <strong>Sinnfrage</strong><br />

in der Welt des Managements.<br />

Die <strong>Sinnfrage</strong> steht am Anfang, wenn es um die<br />

Beseitigung der Nöte der Zeit geht. Nur wer ein Wozu im<br />

Arbeitsleben <strong>und</strong> Unternehmenskultur hat, erträgt fast<br />

jedes Wie, erträgt die Pathologie des Zeitgeistes, ja - er<br />

überwindet sie.<br />

Der Vortrag. Die Themenschwerpunkte.<br />

Vom krankmachenden Zeitgeist unserer Zeit <strong>und</strong> wie man ihn überwindet.<br />

Wie Sinnkrisen auch Führungspersonen erschüttern <strong>und</strong> wie man sie vermeiden kann.<br />

Alle wissen, warum sie arbeiten. Die wenigsten wissen, wozu sie arbeiten.<br />

Führungskultur: Die Frage nach dem Sinn steht am Anfang, oder:<br />

Die sinnorientierte Management-Gr<strong>und</strong>haltung: Ein Weg zur nachhaltigen Motivaton.<br />

Nicht: Was ist ges<strong>und</strong>es <strong>Führen</strong>?<br />

Sondern: Was wollen wir unter ges<strong>und</strong>er Führung verstehen?<br />

Ges<strong>und</strong>es <strong>Führen</strong> heißt, die Bedeutung der <strong>Sinnfrage</strong> im (Arbeits-)Leben erkennen <strong>und</strong><br />

Sinndissonanzen entgegenwirken.<br />

- Warum viele Menschen innerlich kündigen <strong>und</strong> nur mehr funktionieren.<br />

- Das Krankmachende in der Arbeit: Wenn nur mehr der Zweck der Arbeit erfüllt wird.<br />

Warum kollektive Neurosen im Management <strong>und</strong> Stress Marke „Eigenbau“ ein Sinn- <strong>und</strong><br />

Wertevakuum in der täglichen Führungsarbeit verschärfen.<br />

Die Herausforderung: Ein Paradigmenwechsel ist angesagt.<br />

- Neufokussierung der Sozial- <strong>und</strong> Selbstkompetenz im Management <strong>und</strong> bei Mitarbeiter(innen).<br />

- Von der Selbstverwirklichung zur Selbstfindung.<br />

Appell: Die Arbeitswelt ist nicht heil, aber sie ist heilbar.<br />

- Übernahme von (Eigen-)Verantwortung auf allen Ebenen.<br />

- Pro-aktives Handeln versus fatalistischer Lebenseinstellung <strong>und</strong> Arbeitshaltung.


Der Vortragende: Helmut Graf<br />

Jahrgang 1954, Dr. Mag. Mag.<br />

Studium der Theologie,<br />

Pädagogik <strong>und</strong> Psychologie.<br />

Psychotherapeut, Arbeits- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitspsychologe,<br />

Klinischer Psychologe<br />

Unternehmensberater <strong>und</strong><br />

Sachbuchautor<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Vortragsschwerpunkte:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Etablierung von sinn- <strong>und</strong> werteorientierten Managementstrategien.<br />

Persönlichkeits-Coaching von Führungspersonen in schwierigen Arbeitssituationen (Sinnkrisen,<br />

Betriebsübergaben).<br />

Krisen- <strong>und</strong> Konfliktmanagement.<br />

Betriebliche Ges<strong>und</strong>heitsförderung.<br />

Chronische Arbeitsüberlastung (Stress) <strong>und</strong> Burnout-Prävention.<br />

Entwicklung von eigenen psychometrischen Testverfahren, die u.a. in der Stress- <strong>und</strong> Burnout-Prävention (REHA-<br />

Klinik) Verwendung finden.<br />

Sachbuchautor:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Psychotherapie in der Arbeitswelt (2003, Springer Verlag)<br />

Betriebliche Ges<strong>und</strong>heitsförderung als Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung. (2003, Fonds Ges<strong>und</strong>es<br />

Österreich)<br />

Mit Sinn <strong>und</strong> Werten führen (Hrsg., 2005, LIT-Verlag)<br />

Die kollektiven Neurosen im Management – Viktor Frankl, Wege aus der Sinnkrise in der Chefetage (2006, Linde Verlag)<br />

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<strong>und</strong> Wirtschaftsmediation.<br />

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