Slavische Philologie - Archiv

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66 T. Matic, als von einer für die Kenntnis der nationalen Eigentümlichkeiten und der Dichtung der Morlaken wertlosen Mystifikation gesprochen, so daß ich glaube, die in der Guzla enthaltenen Übersetzungen von MiloS Kohilic und Hasan-uginica seien Miklosich nicht bekannt gewesen. Im Abschnitte über »andere Übersetzungen« (p. 459) erwähnt Miklosich (nach Pypin und Spasovic) eine Übersetzung dieser Ballade von Nodier, fügt aber hinzu, daß diese nicht zu existieren scheint: in dessen Werken sei sie nicht zu finden. Diese Übersetzung wird sowohl von Merimee in einer in der späteren Ausgabe der Guzla eingeschalteten Notiz i) als auch in der von der serbischen Akademie herausgegebenen Bibliographie der französischen Werke über Serben und Kroaten von N, S, Petrovic 2) unter dem Jahre 1821 erwähnt. In der noch zu Lebzeiten Nodiers 1832 erschienenen Ausgabe seiner Werke 3J findet sich in der Tat eine Übersetzung unserer Ballade. In dem bereits zitierten, in CpncKH kh>h- /KeBHH rJiacHHK (IV, 5) veröffentlichten Aufsatze erwähnt Dr. Skerlic (p. 3f)6) noch drei französische Übersetzungen der Hasan-agi/dca^ deren Entstehung in die Zeit vor der Erscheinung von Mörimees Guzla fallen würde. Die älteste unter diesen drei Übersetzungen wäre von der Übersetzerin Goethes M"** E. Panckoucke — die zwei jüngeren von Baron Eckstein in der Zeitschrift Le CatJiolique (Jahrgang 1826) und von M"® Belloc im Hauptorgan der französischen Romantiker Le Glohe (Jahrgang 1827). Im Jahrgange 1826 des CathoKque zitiertauch Petrovic in seiner Bibliographie Cliants du peuple serbe von Eckstein (t. I, p. 243— 269; t. n, p. 373—410) und im Glohe vom Jahre 1827 Traduction inedite de poesies scrvie?ittes tzj-ees du Recueil de M. Vuk Steplianowitch Karadjitch vo?i M""' Belloc (t. V, p. 322, 334, 345 und 356). In der Pariser Bibliotheque Nationale habe ich den von M® E. Panckoucke stammenden französischen Text der Hasan-aginica im kleinen Bändchen ihrer Übersetzungen aus Goethe Poesies de Goethe^ auteur de Wei-ther^ traduites pour la premiere fois de Vallemand par M^^ E. Panckoucke (Paris 1825) gefunden und als Anhang zu dieser Abhandlung mitgeteilt. In der Zeitschrift Le Catholique *) habe ») Guzla, p. .'Uü. 2) OrjieÄ *paniiycKe 6u6.Juorpa*uje o CpöiiMa ii XpBaiiiMa 1544— 1900. IIpHÖpao H cpcauo HHKda C. nerpoBiih. Eeorpaa 1900. 3) Oeuvres de Nodier, Paris 1832, t. lU, p. 149. *) Le Catholique. Pnblie sous la direction de M. le baron d'Eckstein. Paris 1^20.

: Prosper M^rimee's Mystifikation kroat. Volkslieder. 57 ich sowohl den Aufsatz Chants du peuple serhe als auch den ganzen Jahrgang 1826 durchgesehen, nirgends aber eine Übersetzung der Kasan-aginica finden können. Der in diesem Jahrgange enthaltene Aufsatz Chants du peuple serhe erschien ohne Unterschrift des Verfassers und war dazu bestimmt, das französische Publikum der damaligen Zeit auf unsere Volkspoesie aufmerksam zu machen. Der Aufsatz enthält auch einige Übersetzungen von kleineren Volksliedern und eine ausführliche Analyse des Gedichtes Zenidba Maksima Crnojevica. In Traduction inedite von M"^® BeUoc in Le Globe vom Jahre 1827 sind etliche kleinere und größere Volkslieder übersetzt — bezüglich der Ballade von der Gattin Hasan-Agas aber habe ich auch mit Glohe kein besseres Glück gehabt als mit CathoUque ^). Nach der Zeit ihrer Entstehung wäre die jüngste Übersetzung der Hasan-aginica diejenige von Dozon in Poesies populaires serbes traduites sur les originaux par Auguste Dozon, chancelier du consulat general de France ä Belgrad (Paris 1859). Unter allen bisher erwähnten französischen Übersetzungen ist das die einzige, die ohne Vennittlung Fortis' zustande kam und direkt auf dem Original beruht. Im ganzen wären mir also bisher fünf französische Texte der Ballade von der Gattin des Hasan-Aga bekannt : die Übersetzung aus dem Jahre 1778 im anonymen Berner Voyage, dann die Übersetzungen Nodiers (1821), Panckouckes (1825), Merimees (1827) und Dozons (1859). Es wurde schon gelegentlich hervorgehoben, daß Dr. Curcin in seiner bereits zitierten Monographie geneigt ist, die Berner französische Übersetzung von Fortis' Viaggio aus dem Jahre 1778 hauptsächlich auf die deutsche, 1776 erschienene Übersetzung desselben Werkes zurückzuführen. Was speziell Hasan-aginica anbelangt, so habe ich den Berner französischen Text mit der Übersetzung Fortis' und mit der bei Miklosich abgedruckten deutschen Übersetzung vom J. 1775 (die nach Miklosichs Aussage mit dem in der deutschen Übersetzung des Fortis'schen Werkes vom J. 1776 enthaltenen Texte identisch ist) verglichen und eigentlich wenig Momente gefunden, die direkt auf die deutsche Vorlage hinweisen würden, keineswegs aber absolut überzeugend sind 1) Die knapp bemessene Zeit meines Aufenthaltes zu Paris gestattete mir nicht, weitergehende Forschungen anzustellen, um diese Übersetzungen unserer Ballade ausfindig zu machen — falls sie überhaupt bestehen.

:<br />

Prosper M^rimee's Mystifikation kroat. Volkslieder. 57<br />

ich sowohl den Aufsatz Chants du peuple serhe als auch den ganzen<br />

Jahrgang 1826 durchgesehen, nirgends aber eine Übersetzung der Kasan-aginica<br />

finden können. Der in diesem Jahrgange enthaltene Aufsatz<br />

Chants du peuple serhe erschien ohne Unterschrift des Verfassers<br />

und war dazu bestimmt, das französische Publikum der damaligen Zeit<br />

auf unsere Volkspoesie aufmerksam zu machen. Der Aufsatz enthält<br />

auch einige Übersetzungen von kleineren Volksliedern und eine ausführliche<br />

Analyse des Gedichtes Zenidba Maksima Crnojevica. In Traduction<br />

inedite von M"^® BeUoc in Le Globe vom Jahre 1827 sind<br />

etliche kleinere und größere Volkslieder übersetzt — bezüglich der Ballade<br />

von der Gattin Hasan-Agas aber habe ich auch mit Glohe kein besseres<br />

Glück gehabt als mit CathoUque ^).<br />

Nach der Zeit ihrer Entstehung wäre die jüngste Übersetzung der<br />

Hasan-aginica diejenige<br />

von Dozon in Poesies populaires serbes traduites<br />

sur les originaux par Auguste Dozon, chancelier du consulat<br />

general de France ä Belgrad (Paris 1859). Unter allen bisher erwähnten<br />

französischen Übersetzungen ist das die einzige, die ohne Vennittlung<br />

Fortis' zustande kam und direkt auf dem Original beruht.<br />

Im ganzen wären mir also bisher fünf französische Texte der Ballade<br />

von der Gattin des Hasan-Aga bekannt :<br />

die Übersetzung aus dem Jahre<br />

1778 im anonymen Berner Voyage, dann die Übersetzungen Nodiers<br />

(1821), Panckouckes (1825), Merimees (1827) und Dozons (1859).<br />

Es wurde schon gelegentlich hervorgehoben, daß Dr. Curcin in<br />

seiner bereits zitierten Monographie geneigt ist, die Berner französische<br />

Übersetzung von Fortis' Viaggio aus dem Jahre 1778 hauptsächlich auf<br />

die deutsche, 1776 erschienene Übersetzung desselben Werkes zurückzuführen.<br />

Was speziell Hasan-aginica anbelangt, so habe ich den<br />

Berner französischen Text mit der Übersetzung Fortis' und mit der bei<br />

Miklosich abgedruckten deutschen Übersetzung vom J. 1775 (die nach<br />

Miklosichs Aussage mit dem in der deutschen Übersetzung des Fortis'schen<br />

Werkes vom J. 1776 enthaltenen Texte identisch ist) verglichen und<br />

eigentlich wenig Momente gefunden, die direkt auf die deutsche Vorlage<br />

hinweisen würden, keineswegs aber absolut überzeugend sind<br />

1) Die knapp bemessene Zeit meines Aufenthaltes zu Paris gestattete mir<br />

nicht, weitergehende Forschungen anzustellen, um diese Übersetzungen unserer<br />

Ballade ausfindig zu machen — falls sie überhaupt bestehen.

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