Slavische Philologie - Archiv

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634 Kleine Mitteilungen. darüber einen gedruckten »Bericht« vor (1870). Auf Vorschlag Grigorovics hielt er als »Amtsvertreter eines Dozenten« im Jahre 1872 an der Odessaer Universität seine Antrittsvorlesung. In den Jahren 1874— 1876 bereiste er nach dem Plane der russ. Slavisten aus den 40er Jahren den slavischen Westen und gab darüber in vier »Berichten« Rechenschaft. Nach dem Tode Grigorovics wurde er außerordentlicher und noch in demselben Jahre (1878) ordentlicher Professor der slavischen Philologie zu Odessa. Die Früchte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit veröffentlichte Kocubinskij in den seit 1878 unter seiner und des Prof. Jarosenko, später unter seiner alleinigen Redaktion stehenden SanncKu hmh. noBopocc. yHUB., im BE., ;KMHII, AfslPh. usw. Er bezeichnete selbst die slavische Philologie als den »Pionier, der den Weg des nationalen Bewußtseins Rußlands ebnete< und ließ sich von diesem »neuen Element« manchmal so leiten, daß der Gelehrte dem Patrioten unterlag. Er gehörte zu jenen ersten Slavisten Rußlands, die alle Gebiete der Slavistik zu umfassen trachteten. Wie manche andere Züge an Grigorovic suchte er auch dessen Pathos nachzuahmen. Von der Sprachwissenschaft nahm er in späteren Jahren Abschied; Uier fehlte ihm besonders eine tüchtige Schule. Seine erste philologische Arbeit »SByKi. A 0TjHTiaTe.3i.Han qepia ccp6- CKaro EOKaJHsMa« (San. 1870— 71) ist nur eine Reproduktion der Monographie über sekundäre Vokalisation im Kroatischen oder Serbischen von Jagic und seine Antrittsvorlesung »CjiaBHiicKia iiapiiia u cpaBHHTejiBHoe asBiKosBaiiie« (3an. 1S72) eine Reproduktion fremder Ansichten über das Wesen und die Aufgabe der neueren Sprachwissenschaft. Für die Dauer des russ. Supinums stellte er einige Beiträge zusammen ($irji.3an. 1872, IV) und besprach ausführlich die Leskiensche aksl. Grammatik (ibid. 1872, I—III). Als Doktordissertation schrieb er »K-l Bonpocy o BsaHMHtixx OTHOuiemax'B cjiaBaHCKiix'B Hapiqiu* (San. 1872), eine der Svarabhaktifrage gewidmete Arbeit mit dem verunglückten Grundgedanken, auf Grund der Verbindungen kons. + l, r + %,!> + kons, zu beweisen, das Russische sei der älteste Repräsentant der slavischen Familie. In der Anzeige der kleinrussischen Literaturgeschichte von Zitecki gab er der subjektiven Meinung Ausdruck, in der südruss. Literatur habe sich das Altkirchenslavische gegen Ende des XVI. Jahrh. zu einer neuen Literatursprache mit nationalem Charakter umgeformt (/KMHII. 1890, Nov.). Für das Polabische lieferte er einige geringfügige Beiträge in den »Polabani« (San. 1879). In dem Artikel »JIhtobckIü hshki u nama cTapHna« (Moskau 1893) machte er den mißlungenen Versuch, das altruss. öBpKOBtcKt mit Birka (Stadt unweit Upsala) und Druskä mit Truso-Drusen (Draunsee) in Zusammenhang zu bringen. das lit. In einer ethnographischen Abhandlung »TeppuTopia ÄOiicTopniecKoü JlüTBhi* (aCMHII. 1879, Jänner) suchte er den litauischen Stamm weit nach Süden ins Gouvernement Minsk zu schieben. Objektiv und mit Sachkenntnis besprach Kocubinskij die Nationalität der macedonischen Slaven (OAeccKiö BicTHHK'L 1890, No. 239, 242). Ein interessanter Beitrag sind seine »Maiepiajin a.ia 3THorpa*iH öOvirapt H3t apxuBa Hocopocc. renepaji-ryöepnaTopa (San. Ilivin. Oä. Oöm. HcT. u ÄpcBH. XV). Großes Ansehen bei seinen Landsleuten verschaffte ihm sein Interesse für seine Vaterstadt Akkerman (JlanuÄapuLia naÄ-

Die Kleine Mitteilungen. 635 nHcu XV CTOJiiTlfl u3Ti Ei^ropoAa . . . OACcca 1889; Typa (TypacT.)-BiJiropoÄi>- AKKepMaut H ero Hosaji . . . naÄniict ott. 1454 ro^a, OAecca 1901). Sein Hauptgewicht auf dem Gebiete der Ethnographie fällt ins Kapitel : Eussen Ungarns (Hax-sa rpaiiimti [Otuctm], als SA. erschienen Odessa, 1876; CaaBjiHCKifl pyKonHCH neuiTCKaro Mysea, P^I'B. 1881, 1; ^o6pi.iii iiacxtipi. u Aoöpaa iiuna, 3an. 1885; ^yHaöcKoe 3a.2iici.e, TpyÄbi VII Apxeoj. CLisÄa), wobei er das kleinrussische Element für die ältere Zeit in dem jetzt magyarischen und rumänischen Süden zu konstatieren und es mit der methodischen Nitra und dem Dnjepergebiet als ethnographische Einheit darzustellen trachtete. Trotz der guten Dosis nationaler Eitelkeit bergen diese Sachen fleißig gesammeltes und beachtenswertes Material. Aus der slavischen Geschichte interessierte sich KocubinskiJ insbesondere für die Anfänge der russophilen Idee bei den Südslaven und die Kämpfe der Cechen, deren großer Verehrer er war, um die Freiheit des Gedankens. Zur Erlangung des Kandidatentitels hat er >CiiouieiiiH Pocciii npu ITerpi ncpBOMt ci, lojKHUMu cjaBaHaMH H pyMynaMu« (MocKsa 1872) geschrieben, eine mit jugendlicher Begeisterung verfaßte Kompilation, die in einem großen Werke mit viel neuem Material >rpa*i, Anapiü HBaHOBHUt OciepMaH-i. h pasÄi.it Typuiii. Hsi. HCTopiH BOCTOiiiiaro Bonpoca. Bofiiia HaTH Jitii. (1735— 1739)« (Oaecca 1899) ihre Fortsetzung fand. Der cechischen Geschichte war seine Magisterdissertation >BpaTta-no;i.ouou u lemcKie KaiojuKu Bt iia^ajii XVII. BiKa (OÄCcca 1873) entnommen. KocubinskiJ schöpfte das zugängliche Material aus, hat aber jedenfalls den fremden Einfluß zu wenig berücksichtigt, um den Umsturz in Böhmen aus seiner Isoliertheit herauszureißen. Er kehrte zum Gegenstande in einer begeisterten Eede gelegentlich des 300jährigen Geburtstages Komenskys zurück (ÜHT. Amoct. KoMeHCKlü . . . OÄccca 1893) und zog eine Parallele zwischen Chelcicky und Komensky, welche beiden schon mehr der Literaturgeschichte angehören. Zur Literaturgeschichte meldete sich KocubinskiJ nur gelegentlich. besprach er unter Zugi-undelegung der Literaturgeschichte von Pypin die Literaturgeschichten von Grigorovic und Courriere und Brandts Osman mit zahlreichen Ergänzungen und Berichtigungen (HcTopuKii .üuxepaTypti Gji&Bamy, yKMHn. 1880, Mai) und berichtete über die damaligen neuesten Erscheinungen der österreichischen und der Donauslaven (Khhkulia mcÄomi, P$B. 18801. Der Idee nach verwandt sind »IIpaBaa acHoim h npaBja TBopieciBat zum Andenken Puskins (San. 1880) und »Roraanticka myslenka a skutecnost« zum Andenken Kollärs (Jan Kollär 1792—1852. VeVidni 1803). Zur Bibliographie älterer slavischen Literaturen lieferte KocubinskiJ außer den Anmerkungen in den »Berichten« und den »Slavischen Handschriften des Pester-Museums« und außer der ausführlichen Anzeige des Kotljarevskischen »Bibliographischen Versuches« in den »Ilroru ciaBJiucKoii a pyccKoü 'i-u.iojioriu (oan. XXXIIIj mit erwähnenswerten Hinweisen auch die Beschreibung einer serbischen Evangelienhandschrift aus Zeta vom Jahre 1436 (AfslPh. IX) und druckte die Geschichte des bolg. Mönches Paisij ab (3an.HMn.OÄecc.06m. Her. h 4peB. T.XVI). Seine Vermutung, daß die Suprasl. Handschrift ein cyrillisches Palimpsest sei So

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Kleine Mitteilungen. 635<br />

nHcu XV CTOJiiTlfl u3Ti Ei^ropoAa . . . OACcca 1889; Typa (TypacT.)-BiJiropoÄi>-<br />

AKKepMaut H ero Hosaji . . . naÄniict ott. 1454 ro^a, OAecca 1901). Sein Hauptgewicht<br />

auf dem Gebiete der Ethnographie fällt ins Kapitel : Eussen Ungarns<br />

(Hax-sa rpaiiimti [Otuctm], als SA. erschienen Odessa, 1876; CaaBjiHCKifl<br />

pyKonHCH neuiTCKaro Mysea, P^I'B. 1881, 1; ^o6pi.iii iiacxtipi. u Aoöpaa iiuna, 3an.<br />

1885; ^yHaöcKoe 3a.2iici.e, TpyÄbi VII Apxeoj. CLisÄa), wobei er das kleinrussische<br />

Element für die ältere Zeit in dem jetzt magyarischen und rumänischen<br />

Süden zu konstatieren und es mit der methodischen Nitra und dem<br />

Dnjepergebiet als ethnographische Einheit darzustellen trachtete. Trotz der<br />

guten Dosis nationaler Eitelkeit bergen diese Sachen fleißig gesammeltes und<br />

beachtenswertes Material.<br />

Aus der slavischen Geschichte interessierte sich KocubinskiJ insbesondere<br />

für die Anfänge der russophilen Idee bei den Südslaven und die Kämpfe<br />

der Cechen, deren großer Verehrer er war, um die Freiheit des Gedankens. Zur<br />

Erlangung des Kandidatentitels hat er >CiiouieiiiH Pocciii npu ITerpi ncpBOMt ci,<br />

lojKHUMu cjaBaHaMH H pyMynaMu« (MocKsa 1872) geschrieben,<br />

eine mit jugendlicher<br />

Begeisterung verfaßte Kompilation, die in einem großen Werke mit viel<br />

neuem Material >rpa*i, Anapiü HBaHOBHUt OciepMaH-i. h pasÄi.it Typuiii. Hsi.<br />

HCTopiH BOCTOiiiiaro Bonpoca. Bofiiia HaTH Jitii. (1735— 1739)« (Oaecca 1899) ihre<br />

Fortsetzung fand. Der cechischen Geschichte war seine Magisterdissertation<br />

>BpaTta-no;i.ouou u lemcKie KaiojuKu Bt iia^ajii XVII. BiKa (OÄCcca 1873) entnommen.<br />

KocubinskiJ schöpfte das zugängliche Material aus, hat aber jedenfalls<br />

den fremden Einfluß zu wenig berücksichtigt, um den Umsturz in Böhmen<br />

aus seiner Isoliertheit herauszureißen. Er kehrte zum Gegenstande in einer<br />

begeisterten Eede gelegentlich des 300jährigen Geburtstages Komenskys zurück<br />

(ÜHT. Amoct. KoMeHCKlü . . . OÄccca 1893) und zog eine Parallele zwischen<br />

Chelcicky und Komensky, welche beiden schon mehr der Literaturgeschichte<br />

angehören.<br />

Zur Literaturgeschichte meldete sich KocubinskiJ nur gelegentlich.<br />

besprach er unter Zugi-undelegung der Literaturgeschichte von Pypin die<br />

Literaturgeschichten von Grigorovic und Courriere und Brandts Osman mit<br />

zahlreichen Ergänzungen und Berichtigungen (HcTopuKii .üuxepaTypti Gji&Bamy,<br />

yKMHn. 1880, Mai) und berichtete über die damaligen neuesten Erscheinungen<br />

der österreichischen und der Donauslaven (Khhkulia mcÄomi, P$B. 18801. Der<br />

Idee nach verwandt sind »IIpaBaa acHoim h npaBja TBopieciBat zum Andenken<br />

Puskins (San. 1880) und »Roraanticka myslenka a skutecnost« zum Andenken<br />

Kollärs (Jan Kollär 1792—1852. VeVidni 1803). Zur Bibliographie älterer<br />

slavischen Literaturen lieferte KocubinskiJ außer den Anmerkungen in den<br />

»Berichten« und den »<strong>Slavische</strong>n Handschriften des Pester-Museums« und<br />

außer der ausführlichen Anzeige des Kotljarevskischen »Bibliographischen<br />

Versuches« in den »Ilroru ciaBJiucKoii a pyccKoü 'i-u.iojioriu (oan. XXXIIIj mit<br />

erwähnenswerten Hinweisen auch die Beschreibung einer serbischen Evangelienhandschrift<br />

aus Zeta vom Jahre 1436 (AfslPh. IX) und druckte die Geschichte<br />

des bolg. Mönches Paisij ab (3an.HMn.OÄecc.06m. Her. h 4peB. T.XVI).<br />

Seine Vermutung, daß die Suprasl. Handschrift ein cyrillisches Palimpsest sei<br />

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