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Slavische Philologie - Archiv

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54 T. Matic,<br />

Mörimde selbst habe einmal zu Knin ein junges Mädchen gesehen, das<br />

vom bösen Blicke getroffen bewußtlos zu Boden gestürzt sei — ein anderes<br />

Mal sei dasselbe mit einem jungen Manne im DorfePoghosciamy geschehen.<br />

Man erzähle sogar von Leuten, die zwei Pupillen in einem Auge haben<br />

— die seien schon gar gefährlich. Als Gegenmittel gelten unter anderen<br />

Hörner von Tieren und Reliquien, die man immer bei sich tragen<br />

müsse.<br />

Eine andere Art »de jeter un sort consiste ä louer beaucoup une<br />

personne ou une chose.« In einem Dorfe am Flusse Trebignizza soll<br />

M^rimäe die Schönheit eines Kindes gepriesen haben. Die Mutter habe<br />

sich dadurch gar nicht geschmeichelt gefühlt, sondern habe ihn ganz<br />

ernst gebeten »de cracher au front de son enfant« — das soll als ein<br />

Gegenmittel gelten. Der letztere Aberglaube (urok) ist überall bei den<br />

Kroaten und Serben bekannt, während der vom bösen Auge nicht so allgemein<br />

ist, aber doch besteht. In der Ausgabe 1827 (später ausgelassen)<br />

sagt Merimee, er habe bei Jean-Baptiste Porta gefunden, daß Isigone bei<br />

den »lUyriens ou Sclavons« zwei Pupillen erwähne.<br />

Außerdem hat unser<br />

Dichter auch bei Calmet über die bösen Augen lesen können: »II y a une<br />

autre Sorte de fascination, qui consiste en ce que la vue d'une personne<br />

ou d'une chose, la louange qu'on lui donne, l'envie qu'on lui porte, produisent<br />

dans l'objet certains mauvais effets«^).<br />

In der neueren Zeit (nach<br />

der Erscheinung von Merimöes Guzla) hat Ida Düringsfeld den Glauben<br />

an den bösen Blick in den Vorstädten von Spalato konstatiert 2) und auch<br />

in der erwähnten Zeitschrift für österreichische Volkskunde wird der<br />

böse Blick erwähnt 3).<br />

Das Irrlicht ist ebenfalls den Südslaven bekannt. Diesen Aberglauben<br />

hat Mdrimee in der Ballade La flamme de Perrussich mit dem<br />

Motive der Wahlbruderschaft verknüpft.<br />

Um in seiner Mystifikation alle<br />

Spuren zu verwischen, die ihn vielleicht verraten könnten, hat der Dichter<br />

vielfach in seinen aufklärenden Notizen auf ähnliche Motive in anderen<br />

Literaturen aufmerksam gemacht — Motive, die natürlich ihm selbst vor<br />

Augen schwebten, als er die betreffenden Balladen schrieb. Im Gedichte<br />

Maxime et Zoe bittet das Mädchen den Geliebten, er möge doch einmal<br />

seinen Blick zu ihr wenden und sie umarmen, und Mörimöe bemerkt<br />

darauf: »On voit ici comment la fable d'Orphee et d'Eurydice a ^te travestie<br />

par le poete illyrien, qui, j'en suis sür, n'a jamais lu Virgile«*).<br />

1) Calmet, o. c, t. II, p. 261.<br />

2) Ida Düringsfeld, Aus Dalmatien. Frag 1857 (Bd. I, p. 92).<br />

3) Jg. VI, H. 1<br />

*) Guzla, p. 206.

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