Slavische Philologie - Archiv
626 Kleine Mitteilungen. Dorf Vukomeric besteht. Beachtenswert ist das Wort hrecinje, das in dieser Form im akad. Wörterbuch nicht eingetragen ist, aber offenbar mit hrecje in der Bedeutung sich deckt, d. h. stirpium copia bedeutet, wie es bei Stulli heißt. Es stellt sich darnach heraus, daß der Ausdruck hrek mit seinen Ableitungen, wozu hrecinje gehört, nicht bloß in den südlichen Gegenden des serbokroatischen Sprachgebietes, sondern vormals auch im Norden Kroatiens also an der Save bekannt gewesen sein muß und zuletzt sich wenigstens als Flurbenennung erhalten hat. Das Wort hrecinje ist so gebildet von h-ek in der Bedeutung eines Feldes, wo es viele hrek gibt, wie von krt (Maulwurf) das Wort krtinje existiert, das ich als Benennung eines Feldes kenne, wo ein Acker meiner Eltern lag. Etwas zweifelhaft ist mir dagegen das Wort 2^iifztioeja, oflenbar wird eher prifazaoga, d. h. prisasnoga (futuri) zu lesen sein, da der Ausdruck jrrtsju' in der Bedeutung »immerwährend« kaum damals dort bekannt gewesen sein wird. V. J. Posa. Novakovic sprach in seinem Aufsatze über noma jaaiiqapcKa im Archiv f. slav. Philologie fXXVIII, H. 1, S. 158 und 159) die Vermutung aus, daß noma orientalischen Ursprungs sei und hat sich darin nicht getäuscht. Dies nachzuweisen ist der Zweck der folgenden Zeilen. Schon Miklosich hatte in seiner Abhandlung: Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen (Wien 1^84) II, 43 serbo-kroat. posa mit türkisch ixJs zusammengestellt. Dabei ist aber eine lautliche Schwierigkeit ganz übersehen. Ein slavisches posa, neben dem die Wörterbücher eine wenn auch seltenere Form pose verzeichnen, deutet auf eines jener zahlreichen türkischen Substantiva mit dem Suffix -a bzw. -e 'in einigen Fällen -«) hin. Es ist hierbei für unsere Frage selbstverständlich gleichgültig, ob die mit dem genannten Suffix gebildeten Worte ihre Heimat in Persien oder in Arabien haben, denn sie sind eben erst durch Vermittlung der Türken in die südslavischen Sprachen eingedrungen und heimisch geworden. Belege für die Regel, daß die türkische Endung -a bzw. -e erhalten bleibt und daß umgekehrt serbo-kroatisches -a auf die entsprechende Endung des entlehnten Wortes zurückgeht, bietet jedes Wörterbuch, vor allem aber Miklosichs Zusammenstellung. So wird ja das türkische Mga zu serbo-kroat. hodza, das türkische tolama zu dolama, vulgärtürk. hazna oder hazne (arab. hazine) zu hasna, türkisch dihd, ein ursprünglich persisches Wort, zu diba usw. Nur ganz selten finden sich dagegen Beispiele, wo das türkische Stammwort durch den Znsatz des Suffixes -a erweitert ist. Der Grund für eine solche Erweiterung wird häufig in der femininen Gestalt oder Bedeutung des einheimischen Synonymons gesucht werden müssen. Nicht immer liegt freilich der Fall so klar, wie in serbo-kroat. kaduna »vornehme, türkische Dame«, das ans dem türkischen kddyn abzuleiten ist. Hier hat die Bedeutung die Suffixerweiterung veranlaßt und durch das angehängte -a dem Worte feminine Gestalt verliehen, ähnlich wie sie in deutschen Dialekten den Geschlechtswechsel von >das Fräulein« zu >die Fräulein« hervorgerufen hat. Anders
Kleine Mitteilungen. 627 steht es mit dem serbo-kroat. cefola, welches in der Gegend von Skutari für xl-alcavica »Meeräsche« gebraucht wird; dieses ist aus dem italienischen ccfalo in das Slavische übergegangen, während das türkische liefdl aus gricchiscli y.icpaXos entlehnt ist. Serbo-kroat. hcna »Dummkopf, dumm« gehört freilich zu türkisch höh (vgl. Youssouf Dictionnaire Turc-Francais de la langue usuelle, Constantinople 1S90), nicht etwa zu dem sclirifttürkischen hin »dumm«, wie bisher behauptet worden ist. Hier wird aber wohl eine Angleichung an das häufigere hudala vorliegen, oder vielmehr wird sich nach dem Vokativ hudalo ein heno gebildet haben, das dann seinerseits einen Nominativ bena erzeugte. Scheidet man nun Bildungen wie rupa, wo neben türkischem Ihip auch Uupa vorliegt, und den Plural laiburc »Sattelpistolen* neben dem lautgesetzlichen sg. kuhirr »Sattelpistole« aus. feTuerJahana, tÜTkisch Jäbchi, das wie tuda als Ergänzung zemlja fordert, so bleiben noch- 7rarp?os entlehnt ist, nämlich die Komposita ^ar/jos »eine Art Frauenmütze« und f'e/e;jos ((-e/eptis) »eine Mütze«. Wenn andrerseits dem türkischen ^j(/7>»s ein serbo-kroatisches jjcrpz
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Dorf Vukomeric besteht. Beachtenswert ist das Wort hrecinje, das in dieser<br />
Form im akad. Wörterbuch nicht eingetragen ist, aber offenbar mit hrecje in<br />
der Bedeutung sich deckt, d. h. stirpium copia bedeutet, wie es bei Stulli<br />
heißt. Es stellt sich darnach heraus, daß der Ausdruck hrek mit seinen Ableitungen,<br />
wozu hrecinje gehört, nicht bloß in den südlichen Gegenden des<br />
serbokroatischen Sprachgebietes, sondern vormals auch im Norden Kroatiens<br />
also an der Save bekannt gewesen sein muß und zuletzt sich wenigstens als<br />
Flurbenennung erhalten hat. Das Wort hrecinje ist so gebildet von h-ek in<br />
der Bedeutung eines Feldes, wo es viele hrek gibt, wie von krt (Maulwurf) das<br />
Wort krtinje existiert, das ich als Benennung eines Feldes kenne, wo ein<br />
Acker meiner Eltern lag. Etwas zweifelhaft ist mir dagegen das Wort 2^iifztioeja,<br />
oflenbar wird eher prifazaoga, d. h. prisasnoga (futuri) zu lesen sein, da<br />
der Ausdruck jrrtsju' in der Bedeutung »immerwährend« kaum damals dort bekannt<br />
gewesen sein wird. V. J.<br />
Posa.<br />
Novakovic sprach in seinem Aufsatze über noma jaaiiqapcKa im <strong>Archiv</strong> f.<br />
slav. <strong>Philologie</strong> fXXVIII, H. 1, S. 158 und 159) die Vermutung aus, daß noma<br />
orientalischen Ursprungs sei und hat sich darin nicht getäuscht. Dies nachzuweisen<br />
ist der Zweck der folgenden Zeilen. Schon Miklosich hatte in seiner<br />
Abhandlung: Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen<br />
Sprachen (Wien 1^84) II, 43 serbo-kroat. posa mit türkisch ixJs zusammengestellt.<br />
Dabei ist aber eine lautliche Schwierigkeit ganz übersehen. Ein slavisches<br />
posa, neben dem die Wörterbücher eine wenn auch seltenere Form pose<br />
verzeichnen, deutet auf eines jener zahlreichen türkischen Substantiva mit dem<br />
Suffix -a bzw. -e 'in einigen Fällen -«) hin. Es ist hierbei für unsere Frage<br />
selbstverständlich gleichgültig, ob die mit dem genannten Suffix gebildeten<br />
Worte ihre Heimat in Persien oder in Arabien haben, denn sie sind eben erst<br />
durch Vermittlung der Türken in die südslavischen Sprachen eingedrungen<br />
und heimisch geworden. Belege für die Regel, daß die türkische Endung -a<br />
bzw. -e erhalten bleibt und daß umgekehrt serbo-kroatisches -a auf die entsprechende<br />
Endung des entlehnten Wortes zurückgeht, bietet jedes Wörterbuch,<br />
vor allem aber Miklosichs Zusammenstellung. So wird ja das türkische<br />
Mga zu serbo-kroat. hodza, das türkische tolama zu dolama, vulgärtürk. hazna<br />
oder hazne (arab. hazine) zu hasna, türkisch dihd, ein ursprünglich persisches<br />
Wort, zu diba usw. Nur ganz selten finden sich dagegen Beispiele, wo das<br />
türkische Stammwort durch den Znsatz des Suffixes -a erweitert ist. Der Grund<br />
für eine solche Erweiterung wird häufig in der femininen Gestalt oder Bedeutung<br />
des einheimischen Synonymons gesucht werden müssen. Nicht immer<br />
liegt freilich der Fall so klar, wie in serbo-kroat. kaduna »vornehme, türkische<br />
Dame«, das ans dem türkischen kddyn abzuleiten ist. Hier hat die Bedeutung<br />
die Suffixerweiterung veranlaßt und durch das angehängte -a dem Worte feminine<br />
Gestalt verliehen, ähnlich wie sie in deutschen Dialekten den Geschlechtswechsel<br />
von >das Fräulein« zu >die Fräulein« hervorgerufen hat. Anders