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Slavische Philologie - Archiv

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Prosper Mörimee's Mystifikation kroat. Volkslieder. 53<br />

dieser Aberglaube in Dalmatien feste Wurzeln gefaßt, und schon vor<br />

Jahrhunderten finden wir es im Volke belegt. Lucius [De regno Dalmatiae<br />

et Croatiae) erwähnt einen gewissen Pavao Pavlovic, der zu<br />

Anfang des XV. Jhs. Bürgermeister von Zara war und in seinem Memoriale<br />

erzählt, im Juni 1403 habe auf der Insel Pasman eine Frau als<br />

Vampir die Bevölkerung geplagt,<br />

erlauben müssen, daß man ihr Grab öffne.<br />

und er habe als Bürgermeister endlich<br />

Als das einzige Rettungsmittel<br />

sei beschlossen worden: »infigere cugnum in pectus eins« ^).<br />

Ja, bis in die<br />

neueste Zeit hat sich dieser Aberglaube im Küstenlande in voller Kraft<br />

erhalten. Die Zeitschrift für österreichische Volkskunde 2) teilt eine<br />

merkwürdige mit »v. P. (c unterzeichnete Notiz Zur Vampir-Sage (I. Jg.,<br />

Heft 10) mit.<br />

Im Herbst 1888 fand man in der Nähe von Abbazia einen<br />

alten Sonderling am Tage nach seinem Tode mit durchbohrter Zunge,<br />

Hände und Füße mit großen Nägeln an den Sarg genagelt. Trotzdem<br />

man den Täter wegen Leichenschändung bestrafte, wurde einige Wochen<br />

nach der Tat auf dem Friedhofe nachts ein Grab geöffnet, der Tote aus<br />

dem Sarge gerissen, an ein mit Steinen beschwertes Brett gebunden und<br />

ins Meer versenkt. Alles das geschah bloß darum, weil der Volksglaube<br />

die Betreffenden als Vampire bezeichnete, sodaß die öffentliche Meinung<br />

für die Verbrecher Partei nahm. Nicht genug also, daß einzelne an die<br />

Vampire so wie<br />

an manche andere Überlieferungen der Väter glauben,<br />

ohne daraus die äußersten Konsequenzen zu ziehen, hier begegnen wir<br />

einem unüberwindlichen Eigensinn, der sich vor den verwerflichsten<br />

Handlungen nicht scheut — was jedenfalls ein Beweis ist, daß dieser<br />

Aberglaube die ganze Seele dieser einzelnen Individuen durchdrungen hat.<br />

In einem ziemlich nahen Verhältnisse mit den Vampiren steht der<br />

Glaube an die verderblichen Wirkungen eines bösen Auges.<br />

Diesen Aberglauben<br />

hat Merimee in Maxime und Zoe^ einer von seinen schönsten<br />

Balladen, als Grundmotiv genommen.<br />

vorausgeschickt, in der er erzählt,<br />

in Dalmatien der Aberglaube verbreitet ist<br />

Auch da hat er eine Art Einleitung<br />

daß überhaupt im Osten und besonders<br />

»que certaines personnes ont<br />

le pouvoir de jeter un sort par leurs regards .... souvent le malheureux<br />

fascine s'övanouit, tombe malade et meui-t etique en peu de temps«^).<br />

1) Zbomik za narodni zivot i obicaje juznih Slavena (izd. Jugosl. akademija),<br />

I. 224.<br />

2) über einen ähnlichen, im Juli 1882 ebenfalls in Abbazia vorgekommenen<br />

Fall cf. <strong>Archiv</strong> für slav. Phil. VI. 618.<br />

3) Guzla, p. 196.

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