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Slavische Philologie - Archiv

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Kritischer Anzeiger.<br />

bedeutet das Erscheinen dieses Buches nach den Arbeiten eines Drinov oder<br />

Matov, eines Miletic oder Sismanov. Die Theorie von der Slavinität der<br />

Hannen ist schon längst vor dem Tode ihres bulgarischen Verfechters —<br />

Gavril Kr^stjovic' begraben worden. Ganz unstichhaltig ist die »thrakische«<br />

Theorie des sonst verdienstvollen Gincev, die neuerdings von einem groben<br />

Dilettanten wie Nikola Jonkov-Wladikin wieder in Schutz genommen wurde.<br />

Und wenn Herr Dr. Cenov nicht nur diese, sondern auch mehrere andere Gespenster<br />

auferwecken will, wenn er heute aus reinem Chauvinismus und ungenügendem<br />

Studium jene ganz verfehlte, bei einem Rakovski doch verzeihliche<br />

Etymologie wieder zügellos betreiben will, so darf er keine Ansprüche auf<br />

Wissenschaftlichkeit erheben. Wer überall die Größe des bulgarischen Stammes<br />

entdeckt, wer nicht nur die Hunnen, sondern auch Skythen, Geten, Massageten,<br />

ja alle anderen Völker, die bei alten Historikern als auf der Balkanhalbinsel<br />

wohnend erwähnt werden, für Slaven und speziell für Bulgaren hält,<br />

wer die Bulgaren noch zur Zeit des Apostels Paulus um Thessalonik wohnen<br />

läßt, der müßte seine kühnen Thesen mit starken Argumenten unterstützen.<br />

Um das zu tun, führt Herr Cenov lange Zitate aus den »Urquellen«, an und<br />

durch das möglichst unkritische Kommentieren gelangt er immer zu den von<br />

seinem sonderbaren Patriotismus heiß ersehnten Resultaten. Nur ein Beispiel<br />

dafür. Nach einem in bulgarischer Übersetzung angeführten Zitat aus Priscus,<br />

wo uns u. a. etwas über die Stickerei von Attilas Hausgesinde berichtet wird,<br />

spricht unser Verfasser folgendermaßen : >Dieses Bild aus Attilas Haus zeigt<br />

noch im geringsten nicht, daß die Hunnen ein asiatisches Volk waren. Hier<br />

sehen wir echt slavischen Brauch und Sitte. Die Leinwandstickerei ist am<br />

meisten unter den Slaven und insbesondere unter den Bulgaren verbreitet«<br />

(40). Und damit glaubt er einen Beweis für seine Theorie erbracht zu haben.<br />

Bei den sprachwissenschaftlichen Fragen verfährt er noch unkritischer.<br />

Überall stößt man auf etymologische monstra horrenda. So sind die bekannten<br />

xctye^ vßvyr] der ältesten bulgarischen Inschriften echt slavische Wörter:<br />

man müsse nur annehmen, daß sie für K'KH/ftSii Bt/XHK'KIH stehen (147).<br />

Die Westgoten tragen echt slavischen resp. bulgarischen Namen, wie auch die<br />

Ostgoten: jene heißen »vissi goti« (= die höchsten Goten!) und diese »ostri<br />

goti« (= die scharfen Goten!) [145]. Im Namen des bulgarischen Caren Äsen<br />

stecken die nordgermanischen Äsen (142). Der Tarchan soll ein ganz gewöhnlicher<br />

slavisch-bulgarischer Dragan sein (148). Was die unbekannten Worte<br />

im Index der bulgarischen Fürsten (zuerst bei A. N. Popov, Obzor) anbelangt,<br />

so >zeigen sie deutschen Charakter« (155): »somor altem« ist ein altengl.<br />

sumor altem, das soviel als »visoki leta« bedeutet« (156). Slav. K'KH/ftSk<br />

sei aber kein germanisches Element, weil es im Deutschen nicht dieselbe Bedeutung<br />

habe wie im <strong>Slavische</strong>n (im Slav. bedeutet es auch >Priester«) und<br />

weil anl. k im Deutsehen ein h geben würde (145—146).<br />

Herr Cenov erwartet<br />

ein ahd. hotiimc/, da er das k im Slav. für uridg. hält! Die Gesetze der Lautverschiebung<br />

sind unserem Historiker, wie ersichtlich, ziemlich unklar. Und<br />

überhaupt hat unser Verfasser einen unbegreiflichen Widerwillen gegen jede<br />

Theorie von der gesetzmäßigen Entwicklung der Sprache und gegen jede vergleichende<br />

Sprachforschung. Der Terminus >turko-tatarische Sprache«, mit

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