Slavische Philologie - Archiv
52 T. Matic, en mangeant^). Derselbe Glaube soll auch in Deutschland verbreitet sein 2). Alle Zeichen des Vampirismus werden da registriert: ». . . . quand on les a tires de terre, ils ont paru vermeils, aj^ant les membres souples et maniables, sans vers et sans pourriture« ^) — und weiter: »la mobilite, la Souplesse dans les membres, la fluidit^ dans le sang, l'incorruption dans les chairs«^) .... »cadavres pleins d'un sang fluide dont la barbe, les cheveux et les ongles se renouvellent«^). Das in der Ballade La flamme de Perrussich vorkommende Irrlicht als ein Zeichen der Anwesenheit des Verstorbenen, folglich auch eine Art Vampirismus, wird ebenfalls von Calmet erwähnt: »II y avait environ trois ans qu'il etait enterr6; Ton vit sur son tombeau une lueur semblable ä celle d'une konnte man lampe, mais moins vive^^) — als man das Grab aufmachte, alle Anzeichen des Vampirismus konstatieren. zu Ende des XVII. Jhs. Diese Vampiromanie war so groß, daß man sich nach Calmet sogar an die Pariser Sorbonne gewendet haben soll, sie möge über diese Erscheinungen ihre Ansicht äußern. »Resolutio Doctorum Sorbonae« erschien 1693 im Anschluß an einen Fall in Polen, wo eine Mutter als Vampir ihre leibliche Tochter plagte — sie wurde natürlich ausgegraben und enthauptet. Sorbonne entschied folgendermaßen: ». . . . ad vitandam vexationem Daemonis, et recuperandam salutem .... manducatur panis cum illo sanguine factus, qui defluit ex cadaveribus, vel dum computatur caput defuncto in sepulchro jacenti. Unde ratio praesumenda est, quod hoc fiat per pactum cum Daemone, et unum maleficium expeUitur alio, quia ille panis sanguine mixtus, sicut etiam amputatio capitis, naturaliter non possunt restituere sanitatem personae morti proximae, et expellere Daemonem eam vexantem. Non potest etiam dici, quod tunc fiat a Deo miracnlum .... Haec cum ita sint non licet unum maleficium pellere alio« ']. Im Werke Calmets hatte also Merimee Gelegenheit genug, sich über die Erscheinungen der Vampire und über alles, was damit im Zusammenhange steht, zu unterrichten. Die paar Zeilen, die er über denselben Gegenstand bei Fortis fand, genügten ihm vollkommen, um die Geschichten Calmets auf die Morlaken zu übertragen. Die Ohne zu wissen, hatte er auf diese Weise das Richtige getroffen, denn die Ansichten der dalmatinischen Landbevölkerung über die Vampire entsprechen in der Tat fast durchwegs den Schilderungen Calmets. Von den ältesten Zeiten an hatte . 1) Calmet, o. c, t. II, p. IX. 2) ib., t. II, p. 213. 3) ib., t. IL p. 35. 4) Ib., t. II, p. 36. 5) Ib., t. II, p. 57. 6) Ib., t. II, p. 66. ') Ib., t. n, p. 308.
Prosper Mörimee's Mystifikation kroat. Volkslieder. 53 dieser Aberglaube in Dalmatien feste Wurzeln gefaßt, und schon vor Jahrhunderten finden wir es im Volke belegt. Lucius [De regno Dalmatiae et Croatiae) erwähnt einen gewissen Pavao Pavlovic, der zu Anfang des XV. Jhs. Bürgermeister von Zara war und in seinem Memoriale erzählt, im Juni 1403 habe auf der Insel Pasman eine Frau als Vampir die Bevölkerung geplagt, erlauben müssen, daß man ihr Grab öffne. und er habe als Bürgermeister endlich Als das einzige Rettungsmittel sei beschlossen worden: »infigere cugnum in pectus eins« ^). Ja, bis in die neueste Zeit hat sich dieser Aberglaube im Küstenlande in voller Kraft erhalten. Die Zeitschrift für österreichische Volkskunde 2) teilt eine merkwürdige mit »v. P. (c unterzeichnete Notiz Zur Vampir-Sage (I. Jg., Heft 10) mit. Im Herbst 1888 fand man in der Nähe von Abbazia einen alten Sonderling am Tage nach seinem Tode mit durchbohrter Zunge, Hände und Füße mit großen Nägeln an den Sarg genagelt. Trotzdem man den Täter wegen Leichenschändung bestrafte, wurde einige Wochen nach der Tat auf dem Friedhofe nachts ein Grab geöffnet, der Tote aus dem Sarge gerissen, an ein mit Steinen beschwertes Brett gebunden und ins Meer versenkt. Alles das geschah bloß darum, weil der Volksglaube die Betreffenden als Vampire bezeichnete, sodaß die öffentliche Meinung für die Verbrecher Partei nahm. Nicht genug also, daß einzelne an die Vampire so wie an manche andere Überlieferungen der Väter glauben, ohne daraus die äußersten Konsequenzen zu ziehen, hier begegnen wir einem unüberwindlichen Eigensinn, der sich vor den verwerflichsten Handlungen nicht scheut — was jedenfalls ein Beweis ist, daß dieser Aberglaube die ganze Seele dieser einzelnen Individuen durchdrungen hat. In einem ziemlich nahen Verhältnisse mit den Vampiren steht der Glaube an die verderblichen Wirkungen eines bösen Auges. Diesen Aberglauben hat Merimee in Maxime und Zoe^ einer von seinen schönsten Balladen, als Grundmotiv genommen. vorausgeschickt, in der er erzählt, in Dalmatien der Aberglaube verbreitet ist Auch da hat er eine Art Einleitung daß überhaupt im Osten und besonders »que certaines personnes ont le pouvoir de jeter un sort par leurs regards .... souvent le malheureux fascine s'övanouit, tombe malade et meui-t etique en peu de temps«^). 1) Zbomik za narodni zivot i obicaje juznih Slavena (izd. Jugosl. akademija), I. 224. 2) über einen ähnlichen, im Juli 1882 ebenfalls in Abbazia vorgekommenen Fall cf. Archiv für slav. Phil. VI. 618. 3) Guzla, p. 196.
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sein 2). Alle Zeichen des Vampirismus werden da registriert: ». . . . quand<br />
on les a tires de terre, ils ont paru vermeils, aj^ant les membres souples<br />
et maniables, sans vers et sans pourriture« ^) — und weiter: »la mobilite,<br />
la Souplesse dans les membres, la fluidit^ dans le sang, l'incorruption<br />
dans les chairs«^) ....<br />
»cadavres pleins d'un sang fluide dont la barbe,<br />
les cheveux et les ongles se renouvellent«^). Das in der Ballade La<br />
flamme de Perrussich vorkommende Irrlicht als ein Zeichen der Anwesenheit<br />
des Verstorbenen, folglich auch eine Art Vampirismus, wird<br />
ebenfalls von Calmet erwähnt: »II y avait environ trois ans qu'il<br />
etait enterr6; Ton vit sur son tombeau une lueur semblable ä celle d'une<br />
konnte man<br />
lampe, mais moins vive^^) — als man das Grab aufmachte,<br />
alle Anzeichen des Vampirismus konstatieren.<br />
zu Ende des XVII. Jhs.<br />
Diese Vampiromanie war<br />
so groß, daß man sich nach Calmet sogar an die<br />
Pariser Sorbonne gewendet haben soll, sie möge über diese Erscheinungen<br />
ihre Ansicht äußern.<br />
»Resolutio Doctorum Sorbonae« erschien 1693 im<br />
Anschluß an einen Fall in Polen, wo eine Mutter als Vampir ihre leibliche<br />
Tochter plagte — sie wurde natürlich ausgegraben und enthauptet.<br />
Sorbonne entschied folgendermaßen: ». . . . ad vitandam vexationem<br />
Daemonis, et recuperandam salutem .... manducatur panis cum illo<br />
sanguine factus, qui defluit ex cadaveribus, vel dum computatur caput<br />
defuncto in sepulchro jacenti. Unde ratio praesumenda est, quod hoc fiat<br />
per pactum cum Daemone, et unum maleficium expeUitur alio, quia ille<br />
panis sanguine mixtus, sicut etiam amputatio capitis, naturaliter non<br />
possunt restituere sanitatem personae morti proximae, et expellere Daemonem<br />
eam vexantem. Non potest etiam dici, quod tunc fiat a Deo miracnlum<br />
.... Haec cum ita sint non licet unum maleficium pellere alio« '].<br />
Im Werke Calmets hatte also Merimee Gelegenheit genug, sich über<br />
die Erscheinungen der Vampire und über alles, was damit im Zusammenhange<br />
steht, zu unterrichten. Die paar Zeilen, die er über denselben<br />
Gegenstand bei Fortis fand, genügten ihm vollkommen, um die Geschichten<br />
Calmets auf die Morlaken zu übertragen.<br />
Die<br />
Ohne zu wissen, hatte<br />
er auf diese Weise das Richtige getroffen, denn die Ansichten der dalmatinischen<br />
Landbevölkerung über die Vampire entsprechen in der Tat fast<br />
durchwegs den Schilderungen Calmets.<br />
Von den ältesten Zeiten an hatte<br />
. 1) Calmet, o. c, t. II, p. IX. 2) ib., t. II, p. 213. 3) ib., t. IL p. 35.<br />
4) Ib., t. II, p. 36. 5) Ib., t. II, p. 57. 6) Ib., t. II, p. 66. ') Ib., t. n, p. 308.