23.02.2018 Aufrufe

Slavische Philologie - Archiv

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Karäsek, <strong>Slavische</strong> Literaturgeschichte, angez. von Sutnar. 609<br />

nur teilweise dieser an. Viel zu wenig Gewicht wird hier der Kritik beigemessen,<br />

die doch in diesem Zeitabschnitte von Anfang an die Hauptrolle gespielt<br />

hat, denn gar nicht erwähnt ist H. G. Schauer, der Vorkämpfer der modernen<br />

cechischen Kritik, F. X. Salda usw.; auch die cechischen Literarhistoriker<br />

fanden [im Gegensatze zu den polnischen] keine Beachtung, obwohl so<br />

viel Raum an manchen ephemeren Belletristen der letzten Jahre verschwendet<br />

wurde; dasselbe gilt von den moderneu cechischen Slavisten [selbst Gebauer<br />

wird in Band I nur gelegentlich der lausitzisch-serbischen Literatur in der<br />

»Allgemeinen Charakteristik der slavischen Literaturen im 19. Jahrhundert«<br />

auf Seite 15(> und in Band II bloß auf Seite 40 in der Darstellung des vormürzlichen<br />

Schrifttums flüchtig berührt] und den cechischen Gelehrten der Neuzeit<br />

im allgemeinen. Dafür ist der modernen Kritik auf Seite 186 überflüssigerweise,<br />

dieser wohlgemeinte Eat zugedacht: »Den jungen Kritikern wäre zu<br />

empfehlen, sich auch an slavischen und germanischen Literaturen zu bilden<br />

und im böhmischen Geiste und in reiner Sprache zu schreiben, da der häufige<br />

Gebrauch französischer Wörter der Klarheit des Ausdrucks und dem Verständnisse<br />

ihrer Schriften schadet.« Nur genannt wird Brezina ; von den<br />

Frauen ist z. B. B. Vikovä-Kunetickä totgeschwiegen.)<br />

Zum Schlüsse dieses Abschnittes wird mir wohl noch gestattet werden,<br />

zwei Bemerkungen allgemeiner Natur hier folgen zu lassen:<br />

Erstens will ich<br />

ausdrücklich hervorheben, daß eine für deutsche Leser bestimmte Geschichte<br />

slavischer Literaturen unbedingt alle wichtigern deutschen Übersetzungen<br />

der darin<br />

behandelten Werke als unentbehrlichen praktischen Behelf anzuführen<br />

hat.<br />

(Deshalb vermisse ich da sehr ungern hauptsächlich die E. Albertschen<br />

Anthologien, denen die Deutschen gewiß lebhaftes Interesse entgegengebracht<br />

hätten: »Poesie aus Böhmen« [Wien 1S93], »Neuere Poesie aus<br />

Böhmen. Anthologie aus den Werken von Jaroslav Vrchlicky« [Wien 1893],<br />

»Neueste Poesie aus Böhmen« [Wien 1895; 2 Bände, I. »Die der Weltliteratur<br />

conformen Richtungen«, IL »Die nationalen Richtungen. Mit einem Anhange,<br />

Volkslieder enthaltend«], »Der Blumenstrauß von Karl Jaromir Erben« [Wien<br />

1900] und »Lyrisches und Verwandtes aus der böhmischen Literatur« [Wien<br />

1900].) Zweitens muß ich hier im Zusammenhange nach vollbrachter Zergliederung<br />

nochmals in Erinnerung bringen, wie wenig solch ein großes Material<br />

— ohne gewissenhafte Benützung aller vorhandenen Einzelforschungen —<br />

mit Erfolg bewältigt werden kann. (Hinsichtlich der alten und mittlem<br />

Periode hätte sich Karäsek enger an Vlceks gründliches Buch anschließen<br />

und bezüglich der neuen Epoche mehr an das bekannte groß angelegte<br />

Sammelwerk halten sollen ; namentlich in den letztern Kapiteln gibt es gar<br />

manches, was heftigen Widerspruch hervorrufen wird, aber wir sind einerseits<br />

— nicht ohne Nachteil unsrer Unbefangenheit — mit der dort besprochenen<br />

Zeit mehr oder weniger noch alle verkettet und besitzen anderseits [zum Unterschiede<br />

von den glücklichern Polen] noch immer fast keine größern Gesamtdarstellungen<br />

des nachmärzlichen Schrifttums [eine Ausnahme bildet z.B. ilächals<br />

verdienstvolle Schrift »0 ceskem romänu novodob6m. Sest prednäsek«<br />

(Praha 1902: Knihy pro kazd6ho 11)].)<br />

Trotz seiner zahllosen Mängel hat nun das Karäseksche Buch dennoch —<br />

<strong>Archiv</strong> für slavische <strong>Philologie</strong>. XXIX. 39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!