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Slavische Philologie - Archiv

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Über<br />

608 Kritischer Anzeiger.<br />

der Nähe vonNowogrodek geboren, also ähnlich wie Vrchlicky auf einer Reise;<br />

mit diesem und mit Puskin bildet er das Trifolium der größten slavischen<br />

Dichter . . .« Beide Stellen sollen als Belege dafür dienen, wie sich Karasek<br />

mitunter an Äußerlichkeiten klammert: Der — trotz seiner Allgemeinheit zumeist<br />

ziemlich instruktive — Abschnitt über Vrchlicky weiß demnach als den<br />

einzigen Berührungspunkt zwischen dem cechischen und dem polnischen<br />

Dichterfürsten nur den Umstand anzuführen, daß beide auf einer Reise zur Welt<br />

kamen.) Endlich erfahren wir ebenda bald darauf noch dieses: >Seit dem Jahre<br />

1892, da Vrchlicky Ehrendoktor und Professor der modernen Literaturen an<br />

der cechischen Universität geworden, wirkt er auch als Kritiker und Literarhistoriker<br />

. . .< (Sein erstes literarhistorisches Buch »Bäsnicke profily francouzske«<br />

ist doch bereits 1887 erschienen! Unangeführt blieb übrigens unter<br />

anderm die Mehrzahl deutscher Übersetzungen aus Vrchlicky.) Im nächsten<br />

Kapitel >Freunde und Epigonen Vrchlickys« heißt es auf Seite 131: >Gegen<br />

die heimatliebenden Schwärmer, die gerne einen hochtrabenden Ton anschlagen<br />

und politische Lieder anstimmen, erhob sich der urwüchsige Dichter<br />

Machar, ein Wiener Ceche, der Sinn für die Forderungen des fünften Wahlkörpers<br />

besitzt . . .« (Ist Machar etwa kein politischer Dichter? Karäsek fügt<br />

doch etwas später selbst ausdrücklich hinzu: »J. S. Machar [1864] ist der Vertreter<br />

des Realismus sowohl in politischer<br />

als auch in psychologischer [wahrscheinlich<br />

= literarischer] Beziehung, obgleich manches Gedicht aus früherer<br />

Zeit seine Neigung für den Romantismus verrät.« Übrigens gehören in diesem<br />

Paragraphen neben Machar J. Kvapil, Borecky und Sova zweifelsohne schon<br />

der Moderne an.) In der > Cechischen Prosa in den letzten Jahrzehnten« begegnet<br />

man auf Seite 13" folgender Stelle : >Eine cechische Besonderheit bUdet<br />

die klatschsüchtige Kleinstadt, in der sich die Bürger gegenseitig kennen,<br />

abends beim Biere zusammenkommen, politisieren, bei Wahlen und in Vereinen<br />

Ränke schmieden, Karten spielen, während der weibliche Teil Neuigkeiten<br />

sammelt und bei Kaffeegesellschaften oder Begegnungen zum besten<br />

gibt, sich mit Strümpfestricken unterhält, [138] seufzt und sich nach Unbestimmtem<br />

sehnt, aber immer und überall alles beredet . . .« (Genau so sieht<br />

sicherlich jede Kleinstadt zum mindesten in ganz Westeuropa aus; hat doch<br />

z.B. bereits 1803 Kotzebue in den »Deutschen Kleinstädtern« sein Krähwinkel<br />

als Sitz beschränkten Philistertums geschaffen! Mit Unrecht übergangen<br />

wurden gänzlich A. V. Smilovsky [Smilauer] und V. Kosmäk. Außerdem gibt<br />

es da eine große Reihe von Namen, die nur in den Rahmen der Moderne eingefaßt<br />

werden können. Auf die Schriftstellerinnen ist Karäsek im allgemeinen<br />

nach alter Sitte schlecht zu sprechen : eine Svetlä [Muzäkovä] wird nur<br />

auf Seite 143 nebenbei bemerkt daß bei ihr »der deutsche Einfluß merklich«<br />

sei [eigentlich ist ihr Platz schon in § 1 1 !i.)<br />

In der »<strong>Slavische</strong>n Moderne« lesen<br />

wir auf Seite 185: »Die cechische Moderne schloß sich an die Zeitschrift »Ceska<br />

Moderna« von Ernst Prochäzka an, der aus dem Französischen übersetzte und<br />

selbständig kritisierte. In der Wirksamkeit der Modernen überwiegt jetzt<br />

überhaupt die Kritik, wie dies am besten bei Georg (Jii-i) Karäsek von Lvovic,<br />

dem Führer dieser Bewegung, zu erkennen ist . . .< (Die Zeitschrift hieß<br />

»Moderni revue« [nicht: »Ceskä Modema«]; die Moderne schloß sich jedoch

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