Slavische Philologie - Archiv
606 Kritischer Anzeiger. Tyl . . .< statt: ». . . Kajetän Tyl und Vaclav (Wenzel) Klicpera . . .*, da Tyl Klicperas Schüler war] usw.) In der »Verjüngten böhmischen Literaturc steht fast gleich im Anfang auf Seite 110 dieses: »In den fruchtlosen fünfziger Jahren ragt nur eine Sammlung von Gedichten hervor, der beliebte »Blumenstrauß« von Karl J.Erben (1811— 1870) ; die im volkstümlichen Geiste geschriebenen Balladen überraschten durch Kürze und Bündigkeit des Ausdruckes und die dramatische Behandlung des Stoffes, wie z.B. das Gedicht »Das Brauthemd*, welches denselben Stoff wie Bürgers »Lenore«, aber mit versöhnendem Ausgange zum Inhalte hat. Erben, Archivar der Stadt Prag, war seinem Wesen nach Geschichtschreiber und Slavophile, der Nestors Chronik und Märchen in allen slavischen Sprachen herausgab und die »Nationallieder« und Sprüche sammelte, wodurch er der Vuk Karadzic der Cechen geworden ist . . .« (An die Spitze dieser Literaturepoche mit den Namen Hälek, Heyduk und Neruda im Vordergrunde wurde fälschlich — eigentlich gegen eine bessre Einsicht des Verfassers [vgl. auf Seite 111 die Worte bezüglich des »zeitlichen Marksteines für den Beginn des neuen Literaturabschnittes«!] — Erben gestellt, der wohl zweifellos noch im vormärzlichen Zeitraum seinen gebührenden Platz [etwa nach Öelakovsky] innehat; das berührte Gedicht heißt »Die Brauthemden« [nicht: »Das Brauthemd«]; übrigens war Erben Geschichtsschreiber natürlich nur seinem Berufe [nicht seinem Wesen] nach.) Ferner begegnet man dort noch auf Seite Hl folgenden Zeilen: »Die gediegenste und im Volke bekannteste Erscheinung, die zugleich den echt nationalen Stempel an sich trägt, ist die Erzählung »Großmutter«, mit der Bozena Nemcovä als erste Naturalistin in der böhmischen Literatur auftrat. Sie entwirft darin ein vollständiges Bild der Lebens- und Denkweise des böhmischen Landvolkes . . .« (Das Wort »Naturalistin« ist selbstverständlich als »Darstellerin des Landlebens« und nicht vielleicht im modernsten Sinn aufzufassen; nach meinem Dafürhalten hängt jedoch auch Nemcovä samt — ihrem geringern und hier gar nicht genannten Vorgänger in der Schilderung des Dorflebens — F. Pravda [V. Hlinka] noch mit allen Fasern ihres Wesens gleichwie Havlicek mit der vormärzlichen Zeit zusammen. Zudem fehlt in diesem Kapitel Fric, einer der Bahnbrecher der neuen Richtung, obwohl doch in Band I auf Seite 152 gelegentlich der Kroaten in der »Allgemeinen Charakteristik der slavischen Literaturen im 19. Jahrhundert« vom »Kreise Fric, Heyduk, Hälek, Neruda« die Rede war.) In der »Unerwarteten Blütezeit der cechischen Literatur« lesen wir auf Seite 120: ». . . Aus Überzeugung sind auch des Dichters [Cechs} politische Lieder hervorgegangen; wenn sie auch nicht den hohen Kunstwert der »Morgenlieder« und »Neuen Lieder« haben, wurden durch sie Tausende aus ihrer Stumpfheit aufgerüttelt. Die »Lieder eines Sklaven« erzielten einen aufsehenerregenden Erfolg, 28 Auflagen.« (Sind etwa die »Morgenlieder« und die »Neuen Lieder« keine politischen Gedichtsammlungen? Die »Lieder eines Sklaven« haben bis 1 905 neunundzwanzig Auflagen erlebt, ja sie sind unter anderm 1 S97 in vollständiger deutscher Übersetzung von J. Koutek zu Stuttgart erschienen.) darauf erfahren wir folgendes: epischen Gedichten wiederholt verwertet. Gleich »Die böhmische Geschichte hat Cech in seinen Die »Adamiten« (ein Seitenstück zu Hamerling8»KönigvonSion«), ein romantisches Epos, welches das Leben dieser
Karäsek, Slavische Literaturgeschichte, angez. von Sutnar. C07 religiösen Schwärmer darstellt, einen ehrenhaften Platz in der cechischen Literatur. sicherten Cech gleich nach seinem Auftreten Großartig und auf breiter Grundlage beruhend ist das [121] Gedicht »Dagmar«, welches die Schicksale der Tochter Ottokars darstellt, die mit dem dänischen Könige vermählt war. Ihre Reise in die neue Heimat gibt dem Dichter Veranlassung zur Schilderung des unglücklichen Geschickes der Obodriten, die einst die Insel Kügen bewohnten. »Vaclav z Michalovic« läßt uns einen Blick in die traurigste Periode der cechischen Geschichte werfen, in die Zeit nach der Schlacht auf dem Weißen Berge. In »Zizka« feiert er diesen cechischen Helden, während er in »Rohäc von Sion« und in anderen kleineren Gedichten seine Vorliebe für den hussitischen Zeitraum bekundet.« (Welcher Gesichtspunkt war denn bei Anordnung der eben besprochenen Dichtungen maßgebend? Man wird darin weder einen Innern [ideellen] noch einen äußern [mechanischen] Zusammenhang entdecken. Nach der Erscheinungszeit wäre nur diese Reihenfolge zulässig: »Adamiten« 1873, »Zizka« 1879, »Vaclav von Michalovic« 1880, »Dagmar« 1883, 1884, »Rohäc zu Sion« [Cechs einziges Drama!] 1898, 1899. Dasselbe gilt unter anderm auch von einer spätem Stelle, wo die »Morgenlieder« [1887] und die »Neuen Lieder« [1 8SS] erst nach den »Gebeten zum Unbekannten« [1896] folgen.) Weiter wird uns ebendaselbst auf Seite 122 mitgeteilt: ». . . Er [Cech] bereicherte in »Vaclav Zivsa« die cechische Literatur um eine Spezialität, den dem Cechischen angemessenen Hexameter.« (Dieser Satz strotzt von Unrichtigkeiten. Ist Cech etwa der Erfinder des quantitierenden Hexameters im Cechischen, um den es sich da handelt? Weiß überdies Kar^lsek nicht, daß die Fachliteratur über den cechischen quantitierenden Hexameter schon längst mit vollem Recht den Stab gebrochen hat? Warum wurde außerdem nicht gesagt, daß in vollständiger deutscher Übersetzung ferner neben andern Schriften auch die Dichtungen »Im Schatten der Linde« [Leipzig 1897 von J. J. Gregory (Rehäk)] und »Himmelsschlüssel« [Wien 1 892 von Z. Fux-Jelensky] herausgekommen sind?) An diese Stelle schließt sich unmittelbar noch folgendes an: »Wenn wir von Neruda sagten, daß er die öffentliche Meinung in Böhmen lenkte, so könnten wir Cech als den Sprecher des böhmischen Herzens bezeichnen; er ist der auserlesene Mann, der im Namen seines Volkes das erlösende Wort sagt, wenn Schmerz und Schwermut dessen Herz bedrückt und seine Pein sich zur Verzweiflung steigert. So kann man von dem seltenen, gesinnungstreuen Mann sagen: Tausende hat er veredelt und erhoben, niemanden verdorben.« (Die Ästhetik der zweiten Hälfte des allerletzten Satzes läßt wohl an Rückschritt kaum noch etwas zu wünschen übrig. Zudem ist der Dichter bereits in Band I auf Seite 149 in der »Allgemeinen Charakteristik der slavischen Literaturen im 19. Jahrhundert« ähnlich gezeichnet worden: »...Der Liebling der Lesewelt ist der Patriot und Epiker Svatopluk Cech, früher Romantiker, der letzte böhmische Byronist . . .« Ist Cech jetzt vielleicht kein Romantiker mehr?) In demselben Artikel lesen wir weiter auf Seite 123: »Er [Vrchlicky] wurde am 17. Februar 1853 auf dem Wege zwischen Laun und Schlau geboren — einen ähnlichen Fall mit dem unbestimmten Geburtsort findet man bei Mickiewicz und Thorwaldsen . . . « (Ähnliches schon auf Seite 1 4 gelegentlich des polnischen Schrifttums: »Adam Mickiewicz . . . wurde . . . auf dem Wege in
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606 Kritischer Anzeiger.<br />
Tyl . . .< statt: ». . . Kajetän Tyl und Vaclav (Wenzel) Klicpera . . .*, da Tyl<br />
Klicperas Schüler war] usw.) In der »Verjüngten böhmischen Literaturc steht<br />
fast gleich im Anfang auf Seite 110 dieses: »In den fruchtlosen fünfziger<br />
Jahren ragt nur eine Sammlung von Gedichten hervor,<br />
der beliebte »Blumenstrauß«<br />
von Karl J.Erben (1811— 1870) ; die im volkstümlichen Geiste geschriebenen<br />
Balladen überraschten durch Kürze und Bündigkeit des Ausdruckes und<br />
die dramatische Behandlung des Stoffes, wie z.B. das Gedicht »Das Brauthemd*,<br />
welches denselben Stoff wie Bürgers »Lenore«, aber mit versöhnendem Ausgange<br />
zum Inhalte hat. Erben, <strong>Archiv</strong>ar der Stadt Prag, war seinem Wesen nach<br />
Geschichtschreiber und Slavophile, der Nestors Chronik und Märchen in allen<br />
slavischen Sprachen herausgab und die »Nationallieder« und Sprüche sammelte,<br />
wodurch er der Vuk Karadzic der Cechen geworden ist . . .« (An die Spitze<br />
dieser Literaturepoche mit den Namen Hälek, Heyduk und Neruda im Vordergrunde<br />
wurde fälschlich — eigentlich gegen eine bessre Einsicht des Verfassers<br />
[vgl. auf Seite 111 die Worte bezüglich des »zeitlichen Marksteines für<br />
den Beginn des neuen Literaturabschnittes«!] — Erben gestellt, der wohl<br />
zweifellos noch im vormärzlichen Zeitraum seinen gebührenden Platz [etwa<br />
nach Öelakovsky] innehat; das berührte Gedicht heißt »Die Brauthemden«<br />
[nicht: »Das Brauthemd«]; übrigens war Erben Geschichtsschreiber natürlich<br />
nur seinem Berufe [nicht seinem Wesen] nach.) Ferner begegnet man dort<br />
noch auf Seite Hl folgenden Zeilen: »Die gediegenste und im Volke bekannteste<br />
Erscheinung, die zugleich den echt nationalen Stempel an sich trägt,<br />
ist die Erzählung »Großmutter«, mit der Bozena Nemcovä als erste Naturalistin<br />
in der böhmischen Literatur auftrat. Sie entwirft darin ein vollständiges Bild<br />
der Lebens- und Denkweise des böhmischen Landvolkes . . .« (Das Wort<br />
»Naturalistin« ist selbstverständlich als »Darstellerin des Landlebens« und<br />
nicht vielleicht im modernsten Sinn aufzufassen; nach meinem Dafürhalten<br />
hängt jedoch auch Nemcovä samt — ihrem geringern und hier gar nicht genannten<br />
Vorgänger in der Schilderung des Dorflebens — F. Pravda [V. Hlinka]<br />
noch mit allen Fasern ihres Wesens gleichwie Havlicek mit der vormärzlichen<br />
Zeit zusammen. Zudem fehlt in diesem Kapitel Fric, einer der Bahnbrecher<br />
der neuen Richtung, obwohl doch in Band I auf Seite 152 gelegentlich<br />
der Kroaten in der »Allgemeinen Charakteristik der slavischen Literaturen im<br />
19. Jahrhundert« vom »Kreise Fric, Heyduk, Hälek, Neruda« die Rede war.)<br />
In der »Unerwarteten Blütezeit der cechischen Literatur« lesen wir auf Seite 120:<br />
». . . Aus Überzeugung sind auch des Dichters [Cechs} politische Lieder hervorgegangen;<br />
wenn sie auch nicht den hohen Kunstwert der »Morgenlieder«<br />
und »Neuen Lieder« haben, wurden durch sie Tausende aus ihrer Stumpfheit<br />
aufgerüttelt. Die »Lieder eines Sklaven« erzielten einen aufsehenerregenden<br />
Erfolg, 28 Auflagen.« (Sind etwa die »Morgenlieder« und die »Neuen Lieder«<br />
keine politischen Gedichtsammlungen? Die »Lieder eines Sklaven« haben bis<br />
1 905 neunundzwanzig Auflagen erlebt, ja sie sind unter anderm 1 S97 in vollständiger<br />
deutscher Übersetzung von J. Koutek zu Stuttgart erschienen.)<br />
darauf erfahren wir folgendes:<br />
epischen Gedichten wiederholt verwertet.<br />
Gleich<br />
»Die böhmische Geschichte hat Cech in seinen<br />
Die »Adamiten« (ein Seitenstück zu<br />
Hamerling8»KönigvonSion«), ein romantisches Epos, welches das Leben dieser