Slavische Philologie - Archiv
: 600 Kritischer Anzeiger. dieses >goldenen€ Zeitalters für die Literatur überschätzt. Doch muß zugegeben werden, daß Veleslavin einen wichtigen Markstein in der cechischen Literatur bildet; nicht umsonst ist sein Tod von 33 Dichtern beklagt worden.« (Zur Steuer der Wahrheit ist hervorzuheben, daß diese 35 [nicht: 33] Dichter dem Lager der lateinischen Humanisten angehörten.) Schließlich heißt es in demselben Paragraphen auf Seite 67: »Auch große historische Werke entstanden, wie das vom Grafen Martinic — vom Prager Fenstersturz bekannt — im katholischen Sinne und das Werk des Paul Skala im protestantischen Geiste. Die >Re8publica Bojema« von Stränsky verbreitete das Interesse für die Böhmen auch in weiteren Kreisen und in der Fremde.« (Es ist richtig, daß Martinic beim Prager Fenstersturz in Mitleidenschaft gezogen wurde; das gilt jedoch auch vom Grafen V. Slavata z Chlumu a Kosumberka, der allein [also nicht Martinic] das erwähnte Werk verfaßte. Zudem war ausdrücklich zu bemerken, daß das Stränskysche Buch ebenfalls im nichtkatholischen Sinne gehalten ist.) Im nächstfolgenden Artikel über Komensky lesen wir auf Seite 68: >Sein [Komenskys] Ideal war, die Summe alles menschlichen Wissens zusammenzustellen, welches er in seinen pansophistischen Schriften niederlegte, die gewissermaßen den Gipfelpunkt der Weltweisheit bildeten und seinen toleranten Grundsätzen den Boden vorbereiteten ...» (Der Verfasser meint wohl die pansophischen [nicht: pansophistischen] Schriften Komenskys.) Auf Seite 69 erfahren wir ebenda noch folgendes: »Unter den cechischen Werken [Komenskys] ragt besonders >Das Labyrinth der Welt< und >Das Paradies des Herzens« hervor, in dem sich der Einfluß des protestantischen Predigers Johann Valentin Andreae und der Schrift »Die Tiefe der Sicherheit« bemerkbar macht.« (Was soll das heißen? »Das Labyrinth der Welt« und »Das Paradies des Herzens« ist bekanntlich ein einziges Werk Komenskys, und zwar aus dem Jahre 1623, und »Die Tiefe der Sicherheit« ist ebenfalls Komenskys eigenes Buch, undzwar vom Jahre 1625. Liegt hier etwa der Einfluß eines Jüngern Werkes auf ein älteres vor? Das ist wohl der Höhepunkt der Verwirrung! Wahrscheinlich wollte der Verfasser folgendes sagen: »Unter den cechischen Werken ragt besonders »Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens«, in dem sich der Einfluß des protestantischen Predigers Johann Valentin Andreae bemerkbar macht, und die Schrift »Die Tiefe der Sicherheit« hervor.« Auf Seite 70 heißt es überdies noch irrtümlich »Silva pansophia« statt »Silva pansophiae«.) den »Anfängen der polnischen Literatur« findet sich auf Seite 73 auch die Stelle vor: »Das älteste und bekannteste Denkmal ist das Lied »Die Gottesgebärerin«, welches eine fromme Überlieferung dem hl. Adalbert, einem Böhmen, zuspricht . . .« [Bekanntlich wurde dem später heilig gesprochenen böhmischen Fürstensohne Vojtech bei seiner Firmung durch den Magdeburger Bischof Adalbert der Name dieses Bischofs als zweiter Name beigelegt, und so kam es, daß sich die beiden Namen sozusagen decken. Trotzdem war es angezeigt, den cechischen Namen mindestens in der Klammer beizufügen, damit von vornherein jedem Mißverständnis vorgebeugt werde.]) In dem allgemeinen Kapitel über die »cechischen, polnischen und kroatischen Schauspiele im Mittelalter« begegnen wir auf Seite 99 dieser Stelle: ». . . Schon aus dem 14. Jahrhundert stammt ein Fragment aus dem »Quacksalber«, eine Szene aus (In
Karäsek, Slavische Literaturgeschichte, angez. von Sutnar. 601 einem Weihnachtsspiele; auch unter den Deutschen in böhmischen Ländern war diese Figur beliebt.« (Wir haben es da natürlich mit einem Oeterspiele [keinem Weihnachtsspiele] zu tun, das nach einer lateinischen Vorlage geschrieben sein soll; bei dem internationalen Charakter dieses Osterspieles war es wohl ganz überflüssig nachzutragen, daß auch die unter den Cechen lebenden Deutschen dieses liebgewonnen haben.) Im zweiten Band berichtet die »Wiedergeburt des cechischen Schrifttums« auf Seite 33 folgendes: ». . . Sobald die Öechen fühlten, daß der Druck von oben etwas nachgelassen hatte, schlug ihre Begeisterung für den Kaiser und für die cechische Sprache in heller Lohe empor — wie der Dampf emporströmt, wenn das Ventil geöffnet wird.« (Dieser Satz mag als warnendes Beispiel der Karjisekschen Vergleiche dienen, die nicht immer der Alltäglichkeit meilenweit aus dem Wege gehen und nicht überall dem edelsten Geschmack huldigen.) Weiter lesen wir dort auf Seite 34: >. . . Dobrovsky schrieb das klassische Werkchen »Böhmische Literaturgeschichte«, verfaßte ein Wörterbuch . . .< (Die zu Beginn erwähnte Schrift trug in erster Auflage [1792] den Titel »Geschichte der böhmischen Sprache und Litteratur« [nicht: »Böhmische Literaturgeschichte«], in zweiter [erweiterter und völlig umgearbeiteter] Ausgabe [181^] erhielt sie die Benennung »Geschichte der böhmischen Sprache und altern Literatur« ; das hierauf angeführte Wörterbuch ist deutsch-cechisch.) Auf Seite 36 machen wir uns ebenda mit folgenden Ausführungen bekannt: ». . . es kamen talentierte Männer wie der Pfarrer Puchmayer, dessen Gedichtchen und Fabeln sich fast 100 Jahre im Andenken erhielten. Neben diesem traten auch Verseschmiede auf den Plan, die sich gegenseitig als Horaz, Ovid, Pindar, Vergil bezeichneten, sich gegenseitig lasen und lobten und an allem Cechischen Freude hatten. Einzelne Gedichte wurden mit wahrer Begeisterung in ganz Böhmen gelesen, abgeschrieben, vorgetragen und entzündeten überall Funken vaterländischen Gefühls. Viele dieser sonst unbedeutenden Dichter kannten auch die polnische Literatur; gewöhnlich waren es Priester, die sich für die slavische Idee entflammten. Von dauerndem Kunstwerke kann bei den Dichtungen und Prosaschriften dieser Zeit wohl nicht die Eede sein, allein für die Entwicklung der Literatur waren sie von großer Bedeutung.« (Über den Puchmajerschen [richtig für: Puchmayerschen] Dichterkreis werden hier so viel Worte verschwendet, aber der pseudoklassischen Richtung ihrer Dichtungen wird mit keiner Silbe gedacht.) Gleich darauf wird uns mitgeteilt: »Eine erwähnenswerte Erscheinung bildet in den 20 er Jahren General Zdiraz Poläk, der in seiner Jugend ein großes Gedicht über die »Erhabenheit der Natur« schrieb, in dem er nach dem Muster englischer und der deutschen Dichter Haller und Chr. E. v. Kleist zum ersten Male die Natur schilderte und verherrlichte ; er ist Utilitarist ; sein poetisches Talent zeigt sich mehr in der Beschreibung Italiens . . .« (Der volle Name des Dichters lautet [Matej] Milota Zdirad Poläk. Vor diesen Schriftsteller war auch sein Meister zu setzen, der erst auf Seite 41 angeführte Jungmann, welcher gleich seinem Anhänger bereits hart an der Grenze von Aufklärung und Romantik steht. Mit Unrecht wurde da überdies J. Nejedly gänzlich übergangen.) Ferner erfährt man in demselben Paragraphen auf Seite 37 : »Auch des ge-
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dieses >goldenen€ Zeitalters für die Literatur überschätzt. Doch muß zugegeben<br />
werden, daß Veleslavin einen wichtigen Markstein in der cechischen Literatur<br />
bildet; nicht umsonst ist sein Tod von 33 Dichtern beklagt worden.« (Zur<br />
Steuer der Wahrheit ist hervorzuheben, daß diese 35 [nicht: 33] Dichter dem<br />
Lager der lateinischen Humanisten angehörten.) Schließlich heißt es in demselben<br />
Paragraphen auf Seite 67: »Auch große historische Werke entstanden,<br />
wie das vom Grafen Martinic — vom Prager Fenstersturz bekannt — im katholischen<br />
Sinne und das Werk des Paul Skala im protestantischen Geiste. Die<br />
>Re8publica Bojema« von Stränsky verbreitete das Interesse für die Böhmen<br />
auch in weiteren Kreisen und in der Fremde.« (Es ist richtig, daß Martinic<br />
beim Prager Fenstersturz in Mitleidenschaft gezogen wurde; das gilt jedoch<br />
auch vom Grafen V. Slavata z Chlumu a Kosumberka, der allein [also nicht<br />
Martinic] das erwähnte Werk verfaßte. Zudem war ausdrücklich zu bemerken,<br />
daß das Stränskysche Buch ebenfalls im nichtkatholischen Sinne gehalten ist.)<br />
Im nächstfolgenden Artikel über Komensky lesen wir auf Seite 68: >Sein<br />
[Komenskys] Ideal war, die Summe alles menschlichen Wissens zusammenzustellen,<br />
welches er in seinen pansophistischen Schriften niederlegte, die<br />
gewissermaßen den Gipfelpunkt der Weltweisheit bildeten und seinen toleranten<br />
Grundsätzen den Boden vorbereiteten ...» (Der Verfasser meint wohl<br />
die pansophischen [nicht: pansophistischen] Schriften Komenskys.) Auf Seite 69<br />
erfahren wir ebenda noch folgendes: »Unter den cechischen Werken [Komenskys]<br />
ragt besonders >Das Labyrinth der Welt< und >Das Paradies des<br />
Herzens« hervor, in dem sich der Einfluß des protestantischen Predigers Johann<br />
Valentin Andreae und der Schrift »Die Tiefe der Sicherheit« bemerkbar macht.«<br />
(Was soll das heißen? »Das Labyrinth der Welt« und »Das Paradies des<br />
Herzens« ist bekanntlich ein einziges Werk Komenskys, und zwar aus dem<br />
Jahre 1623, und »Die Tiefe der Sicherheit« ist ebenfalls Komenskys eigenes<br />
Buch, undzwar vom Jahre 1625. Liegt hier etwa der Einfluß eines Jüngern Werkes<br />
auf ein älteres vor? Das ist wohl der Höhepunkt der Verwirrung! Wahrscheinlich<br />
wollte der Verfasser folgendes sagen:<br />
»Unter den cechischen Werken ragt<br />
besonders »Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens«, in dem sich<br />
der Einfluß des protestantischen Predigers Johann Valentin Andreae bemerkbar<br />
macht, und die Schrift »Die Tiefe der Sicherheit« hervor.« Auf Seite 70 heißt<br />
es überdies noch irrtümlich »Silva pansophia« statt »Silva pansophiae«.)<br />
den »Anfängen der polnischen Literatur« findet sich auf Seite 73 auch die<br />
Stelle vor: »Das älteste und bekannteste Denkmal ist das Lied »Die Gottesgebärerin«,<br />
welches eine fromme Überlieferung dem hl. Adalbert, einem<br />
Böhmen, zuspricht . . .« [Bekanntlich wurde dem später heilig gesprochenen<br />
böhmischen Fürstensohne Vojtech bei seiner Firmung durch den Magdeburger<br />
Bischof Adalbert der Name dieses Bischofs als zweiter Name beigelegt, und so<br />
kam es, daß sich die beiden Namen sozusagen decken. Trotzdem war es angezeigt,<br />
den cechischen Namen mindestens in der Klammer beizufügen, damit<br />
von vornherein jedem Mißverständnis vorgebeugt werde.]) In dem allgemeinen<br />
Kapitel über die »cechischen, polnischen und kroatischen Schauspiele im<br />
Mittelalter« begegnen wir auf Seite 99 dieser Stelle: ». . . Schon aus dem<br />
14. Jahrhundert stammt ein Fragment aus dem »Quacksalber«, eine Szene aus<br />
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