Slavische Philologie - Archiv

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, 59g Kritischer Anzeiger. lebt hat; das Häkchen ^ [samt dem Bögelchen' und Strich ' j statt des Husischen Punktes 23) ist ja schon von den Brüdern in Umlauf gesetzt worden; die Serben der Oberlausitz nahmen die cechischen Schriftzeichen — gleich den mit lateinischen Lettern schreibenden Südslaven — bereits um die vierziger Jahre an [bedienen sich ihrer demnach nicht erst jetzt, was nur von den niederlausitzischen Serben gelten könnte]; übrigens dienen die cechischen diakritischen Zeichen auch zur Transkription der asiatischen und der amerikanischen [mithin nicht bloß: der afrikanischen] Sprachen, z.B. zur Umschreibung der iranischen Sprachen [also nicht nur: aus dem Sanskrit] usw., vor allem jedoch bekanntlich zur Transkription des Kirchenslavischen und der mit cyrillischen Buchstaben schreibenden südostslavischen Sprachen überhaupt.) Im folgenden Paragraphen >Hus8itismus und das 15. Jahrhundert in Böhmen« wurde C. Tovacovsky 23) Das Häkchen ^ z. B. in c ist ein — im Laufe der Zeit offenbar aus ästhetischen oder auch praktischen Gründen ein wenig umgestaltetes — i, das seit dem fünfzehnten Jahrhundert über den Konsonanten als Zeichen der Mouillierung übergeschrieben wird (zweifellos im Anschluß an die — nach dem Muster der lateinischen Paläographie gebildeten — deutschen Umlautzeichen usw.); und zwar haben wir da von der — damals auch bei den Cechen üblichen — gotischen Schrift auszugehen, der das Häkchen seine spitze Form verdankt. Dasselbe gilt von dem übergeschriebenen Bögelein ' z. B. in d' welches aus einem gotischen j (etwa seit dem fünfzehnten Jahrhundert j = i) hervorging; dieser Buchstabe j trat in Böhmen gleichzeitig auch in Gestalt eines übergeschriebenen Striches ' z. B. in z = z auf, der später bei den Polen in gleicher Eigenschaft Aufnahme fand und bekanntlich bis heute verwendet wird. (Im spanischen n dürften wir es jedoch mit keinem übergeschriebenen [liegenden] i zu tun haben.) Allerdings muß man sich dabei überall vor Augen halten, daß der i-Punkt (sowie natürlich der j-Punkt) gleichfalls erst ungefähr seit dem fünfzehnten Jahrhundert häufiger auftaucht; höchstwahrscheinlich deshalb faßte Hus —- gleich im Eingang des fünfzehnten Jahrhunderts — diesen Punkt als Symbol des i (und y = i) auf und bediente sich dieses übergeschriebenen Zeichens statt des nachgeschriebenen i oder y z. B. in n = (einst) ni, ny = (jetzt) h, das ursprünglich in der altcechischen (sodann auch in der altpolnischen) Graphik als Erweichungszeichen gedient hatte. Diese primitive Schreibweise der Cechen ist dann zu den Magyaren übergegangen, deren Graphik vor alters ebenfalls oft und viel aus der cechischen schöpfte. (Auf dieser ehemaligen urzuständlichen Stufe steht sie bekanntlich im wesentlichen auch noch in der Gegenwart.) Durch eine Ironie des Schicksals geriet nun der Kern dieses Glanzpunktes in der cechischen Kulturgeschichte in Vergessenheit und blieb seit mehr als drei Jahrhunderten für die >Nation der Philologen« — selbst für die Forscher ersten Ranges darin — in ein undurchdringliches Geheimnis gehüllt, was um so mehr zu bedauern war als die cechischen diakritischen Zeichen die engen Grenzen ihrer ursprünglichen Heimat schon längst überschritten und somit als internationales Gut an Bedeutung ungemein gewonnen haben. (In dieses Rätsel der cechischen Graphik war vielleicht noch J. Blahoslav 1571 als letzter eingeweiht.) Dies alles unter anderm will ich mit Hilfe von Faksimiles ausführlich und überzeugend in einem eigenen Aufsatz darstellen, den eines der nächsten Hefte dieser Zeitschrift bringen soll.

Karäsek, Slavische Literaturgeschichte, angez. von Sutnar. 599 z Cimburka mit Unrecht übergangen. Im nächsten Kapitel über Chelcicky lesen wir auf Seite 56 folgendes: »Durch die Postille reiht er [Chelcicky] sich Hus, Eokycana, Jakübek, also den ersten Theologen würdig an . . .« (Es darf nicht verschwiegen werden, daß der Name der letzten zwei »ersten Theologen« bloß hier auftritt.) Ferner stoßen wir ebendaselbst auf Seite 58 noch auf diese Bemerkung: »Die sozialen Anschauungen Cheloickys erregten in hohem Maße das Interesse des Grafen Tolstoj, der »Das Netz des Glaubens* (1892—93) schon aus den Aushängebogen las und von Chelcicky als einem der ersten Philosophen der Welt spricht.« (Mit dankbarem Verständnis nimmt man gewiß die Mitteilung entgegen, daß ein Tolstoj die Lehre Chelcickys so sehr zu schätzen weiß. Aber muß uns im engen Rahmen dieser Arbeit unbedingt auch berichtet werden, daß dem russischen Dichter von dem cechischen Buche bereits die Aushängebogen zur Verfügung standen?) In dem — der »böhmischen (mährischen) Brüdergemeinde« gewidmeten — folgenden Paragraphen sucht man umsonst nach einer Würdigung des von der Brüderschaft eigentlich untrennbaren Humanismus, des lateinischen mit B. Hasistejnsky z Lobkovic im Vordergrund und des cechischen mit V. K. ze Vsehrd an der Spitze. Das nächste Kapitel trägt — außer dem Nebentitel »Das goldene Zeitalter« — den Ilaupttitel »Das 1 0. Jahrhundert in der cechischen Literatur«, der mit der Überschrift des Schlusses auf S. 07 »Verfall der cechischen Literatur im 17. Jahrhundert« in Widerspruch steht. (Völlig vergessen wurde hier übrigens S. Lomnicky z Budce.) Weiter erfahren wir da auf Seite 63 : »Schon aus früheren Zeiten ist die Übersetzung der Reisebeschreibung von Marco Pauli (»Million« über China und Ostasien) . . . bemerkenswert.« (Offenbar ist hier der berühmte Venezianer Marco Polo [im Index heißt er wiederum Marco Paolo] gemeint.) Überdies begegnen wir ebendaselbst folgenden Mitteilungen auf Seite 63: »Im 17. Jahrhundert (in den dreißiger Jahren) machte sich Daniel Streyc (Vetterus), Lehrer der böhmischen [64] Sprache beim Sohne Friedrichs von der Pfalz, nach Island auf, das er beschrieb. Die »Islandia« ist auch im deutschen und polnischen Texte bekannt« und etwas später auf Seite 64: »Über die Türken und Konstantinopel las man in Böhmen besonders gern. Diese Beschreibungen strotzten von Gefahren und Abenteuerlichkeiten. Um das Jahr 1500 ließ der Serbe Michael Konstantinovic eine solche »Chroaik« polnisch niederschreiben (die Sprache ist mit serbischen Wörtern und Bohemismen vermengt); aus dem Polnischen wurde sie ins Böhmische übersetzt und als »türkische Chronik« 1565 und 1581 herausgegeben. 1865 erst fand ihre Übertragung ins Serbische statt . . .« (Diese zwei Stellen wurden mit Absicht vollständig wiedergegeben, um recht deutlich zu zeigen, wie das Buch Karäseks mitunter von Nichtigkeiten — natürlich zu großem Nachteile der wichtigern Erscheinungen — förmlich wimmelt. Denn mit ähnlichen wunderlichen Kleinlichkeiten ist einem modernen Deutsclien sicher blutwenig gedient. Nebenbei ist es doch selbstverständlich, daß ein um das Jahr 15uo entstandenes polnisches Denkmal serbischer Herkunft Serbismen und — bei der damaligen cechischen Vorherrschaft in der polnischen Literatur — auch Bohemismen aufweisen mußte.) Ferner steht hier auf Seite 66 geschrieben: »Veleslavins Sprache und Schreibweise galt lange als Muster; freilich wurde die Bedeutung

Karäsek, <strong>Slavische</strong> Literaturgeschichte, angez. von Sutnar. 599<br />

z Cimburka mit Unrecht übergangen. Im nächsten Kapitel über Chelcicky lesen<br />

wir auf Seite 56 folgendes: »Durch die Postille reiht er [Chelcicky] sich Hus,<br />

Eokycana, Jakübek, also den ersten Theologen würdig an . . .« (Es darf nicht<br />

verschwiegen werden, daß der Name der letzten zwei »ersten Theologen« bloß<br />

hier auftritt.) Ferner stoßen wir ebendaselbst auf Seite 58 noch auf diese Bemerkung:<br />

»Die sozialen Anschauungen Cheloickys erregten in hohem Maße<br />

das Interesse des Grafen Tolstoj, der »Das Netz des Glaubens* (1892—93)<br />

schon aus den Aushängebogen las und von Chelcicky als einem der ersten<br />

Philosophen der Welt spricht.« (Mit dankbarem Verständnis nimmt man gewiß<br />

die Mitteilung entgegen, daß ein Tolstoj die Lehre Chelcickys so sehr zu<br />

schätzen weiß. Aber muß uns im engen Rahmen dieser Arbeit unbedingt auch<br />

berichtet werden, daß dem russischen Dichter von dem cechischen Buche bereits<br />

die Aushängebogen zur Verfügung standen?) In dem — der »böhmischen<br />

(mährischen) Brüdergemeinde« gewidmeten — folgenden Paragraphen sucht<br />

man umsonst nach einer Würdigung des von der Brüderschaft eigentlich untrennbaren<br />

Humanismus, des lateinischen mit B. Hasistejnsky z Lobkovic im<br />

Vordergrund und des cechischen mit V. K. ze Vsehrd an der Spitze. Das nächste<br />

Kapitel trägt — außer dem Nebentitel »Das goldene Zeitalter« — den Ilaupttitel<br />

»Das 1 0. Jahrhundert in der cechischen Literatur«, der mit der Überschrift<br />

des Schlusses auf S. 07 »Verfall der cechischen Literatur im 17. Jahrhundert«<br />

in Widerspruch steht. (Völlig vergessen wurde hier übrigens<br />

S. Lomnicky z Budce.) Weiter erfahren wir da auf Seite 63 : »Schon aus früheren<br />

Zeiten ist<br />

die Übersetzung der Reisebeschreibung von Marco Pauli (»Million«<br />

über China und Ostasien) . . . bemerkenswert.« (Offenbar ist hier der berühmte<br />

Venezianer Marco Polo [im Index heißt er wiederum Marco Paolo] gemeint.)<br />

Überdies begegnen wir ebendaselbst folgenden Mitteilungen auf Seite 63: »Im<br />

17. Jahrhundert (in den dreißiger Jahren) machte sich Daniel Streyc (Vetterus),<br />

Lehrer der böhmischen [64] Sprache beim Sohne Friedrichs von der<br />

Pfalz, nach Island auf, das er beschrieb. Die »Islandia« ist auch im deutschen<br />

und polnischen Texte bekannt« und etwas später auf Seite 64: »Über die<br />

Türken und Konstantinopel las man in Böhmen besonders gern. Diese Beschreibungen<br />

strotzten von Gefahren und Abenteuerlichkeiten. Um das Jahr<br />

1500 ließ der Serbe Michael Konstantinovic eine solche »Chroaik« polnisch<br />

niederschreiben (die Sprache ist mit serbischen Wörtern und Bohemismen vermengt);<br />

aus dem Polnischen wurde sie ins Böhmische übersetzt und als<br />

»türkische Chronik« 1565 und 1581 herausgegeben. 1865 erst fand ihre Übertragung<br />

ins Serbische statt . . .« (Diese zwei Stellen wurden mit Absicht vollständig<br />

wiedergegeben, um recht deutlich zu zeigen, wie das Buch Karäseks<br />

mitunter von Nichtigkeiten — natürlich zu großem Nachteile der wichtigern<br />

Erscheinungen — förmlich wimmelt. Denn mit ähnlichen wunderlichen Kleinlichkeiten<br />

ist einem modernen Deutsclien sicher blutwenig gedient. Nebenbei<br />

ist es doch selbstverständlich, daß ein um das Jahr 15uo entstandenes polnisches<br />

Denkmal serbischer Herkunft Serbismen und — bei der damaligen<br />

cechischen Vorherrschaft in der polnischen Literatur — auch Bohemismen<br />

aufweisen mußte.) Ferner steht hier auf Seite 66 geschrieben: »Veleslavins<br />

Sprache und Schreibweise galt lange als Muster; freilich wurde die Bedeutung

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