23.02.2018 Aufrufe

Slavische Philologie - Archiv

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Karasek, <strong>Slavische</strong> Literaturgeschichte, angez. von Sutnar. 597<br />

cechischen Literaturc liest man auf Seite 38: >. . . König Vladislav II. suchte<br />

im Jahre 1080 ... um die päpstliche Genehmigung für die slavische Liturgie in<br />

Böhmen an, die er jedoch nicht erlangte.« (Es ist hier Vratislav II. [1061—<br />

1092] gemeint, da Vladislav II. den böhmischen Thron mehr als ein halbes<br />

Jahrhundert später [1140— 1173] bestieg.) Ferner erfahren wir dort auf<br />

Seite 39: >Ins Böhmische wurden damals übersetzt: der . . . »Streit der Seele<br />

mit dem Körper«, »Der Streit zwischen Wein und Wasser«, »Alan«, in welchem<br />

der Passus vorkommt, daß Judas ein Deutscher von Geburt war . . .«<br />

(Was hat solch ein »ethnographischer« Aufschluß aus der Finsternis des<br />

Mittelalters über Judas in unsrer so kurzgefaßten Literaturgeschichte zu<br />

suchen? Die Stelle kommt übrigens in einem andern Denkmal vor, das<br />

»Anselm« [nicht: »Alan«] genannt wird!) Auf Seite 41 begegnen wir ebendaselbst<br />

folgender Stelle: »In Böhmen wurde auch die Tierfabel behandelt.<br />

Smil<br />

Flaska aus Pardubitz schrieb sogar ein Kunstgedicht »Der neue Rat« . . .«<br />

(Flaska z Pardubic kann als Adliger deutsch nur Flaska von [nicht: aus^ Pardubic<br />

heißen [vgl. z. B. die Wenzigsche Übersetzung dieses »Neuen Eates«!].)<br />

. .<br />

Schließlich findet sich in demselben Paragraphen auf Seite 42 noch dieses:<br />

»Durch ihren deutschen Ursprung besonders interessant sind die Helden<br />

»Bruncvik und Stilfrid«, die zu der Ehre gelangten, böhmische Nationalhelden<br />

zu werden . Die Bearbeitungen der Sagen wurden als weitverbreitete Volksbücher<br />

unzähligemal in Böhmen gedruckt . . .« (Richtig ist nur die Reihenfolge<br />

»Stilfrid und Bruncvik«, denn Bruncvik war der Sohn Stilfrids.) Im<br />

Kapitel über Hus wird auf Seite 52 erzählt: »Hand in Hand mit der Ausgestaltung<br />

und Reinigung der Sprache ging bei Hus auch die Verbesserung der<br />

Rechtschreibung. Dort, wo man bisher bei der ungenügenden lateinischen<br />

Schreibweise zwei bis drei Buchstaben für lilitlaute schrieb, führte er Punkte<br />

ein. Allerdings drang diese Rechtschreibung nicht überall durch, weil die<br />

»böhmischen Brüder« ihre eigene Schreibweise hatten, aber in Einzelheiten<br />

wurde sie z.B. auch von dem Polen Parkosz im 16. Jahrhundert) für das z<br />

angenommen. — Am Beginne des 19. Jahrh. wurde der Rechtschreibungsgrundsatz<br />

des Hus maßgebend für die neue cechische Orthographie ;<br />

nur erscheint<br />

an Stelle des Punktes das Häkchen, welches auch die lateinisch<br />

schreibenden Südslaven angenommen haben und dessen sich jetzt auch die<br />

Ober-Lausitzwenden bedienen. Außerdem fand diese cechische Schreibweise<br />

Eingang in die vergleichende Sprachwissenschaft und dient zur Transkription<br />

aus dem Sanskrit, für afrikanische Sprachen und in neuester Zeit auch für die<br />

Aufstellung eines geeigneten albanischen Alphabetes.«<br />

(Diese Sätze bedürfen<br />

dringend eines berichtigenden Nachtrages : Die Schreibweise der Brüder ist<br />

im großen und ganzen die Orthographie des Hus, nur zum Teil verschlechtert<br />

und zum Teil unwesentlich verändert; der Buchstabe z [neben c, r und s] wurde<br />

meines Wissens erst von S. Zaborowski [1518]—] übernommen, nicht von Parkosz,<br />

der bereits im fünfzehnten Jahrhundert [also nicht: im sechzehnten] ge-<br />

22) Auch die Zaborowskischen Schriftzeichen d' und 1' sind cechisches<br />

Produkt, aber Jüngern Datums, wie wir aus der folgenden Anmerkung ersehen<br />

werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!