Slavische Philologie - Archiv
584 Kritischer Anzeiger. der Slaven zu einem möglichst organischen Ganzen zu verschmelzen, und auf eben das Ziel steuert sein Bestreben los, die Hauptströmungen des ganzen Schrifttums auf Schritt und Tritt — unter beständiger Vergleichung der einzelnen Literaturgebiete miteinander — stufenweise zu verfolgen und ihre wesentlichsten Charakterziige samt den verschiedenen Unregelmäßigkeiten zusammenhängend in Form kleinerer Abschnitte darzustellen; sein sjoichronistisches Verfahren wendet nunKaräsek nach einem Vierteljahrhundert tatenloser Zwischenzeit auf diesen seither bedeutend angeschwollenen Stoflf an, dessen abermaliger — auf der Höhe der Zeit in jeder Hinsicht wirklich stehender — Bewältigung viele Schwierigkeiten im Wege stehen, um so mehr als auch an die Behandlung eines derartigen Materials ein immer höherer Maßstab angelegt wird, denn bekanntlich gerade wieder in letzter Zeit sind die seitens der literarhistorischen Methodik gestellten Anforderungen erheblich gestiegen; leider wurde dem Werte dieser vergleichenden slavischen Literaturgeschichte schon von vornherein ein schwerer Schlag versetzt durch ein Machtwort des Verlegers, dem zufolge das Buch vom russischen Schrifttum — gleich der zweiten Auflage des Pypinschen Werkes — absieht. (So bekam sogar das Bild der für diese Auffassungsweise so hochwichtigen altkirchenslavischen Literatur eine starke Lücke.) 5) In der Theorie wären also nach den obigen Ausführungen beide konträren Methoden eigentlich gleich berechtigt. Was sagt jedoch die Praxis dazu? Bringt die neue Auffassung wirklich mehr Licht in den dargestellten Gegenstand, als dies bis jetzt der Fall war ? Darauf sollen die folgenden Zeilen Antwort geben. An der Spitze des Buches steht ein > Literaturverzeichnis«, welches jedoch in der Behandlung des gebotenen Materials keine Folgerichtigkeit zeigt: Ohne jeden triftigen Grund stehen hier die Vornamen der Verfasser bald in der Originalsprache, bald in deutscher Übersetzung, bald werden sie voll ausgeschrieben, bald abgekürzt (meistens nur mit den Anfangsbuchstaben), bald gänzlich weggelassen; die Zitnamen erhalten bald den ihnen gebührenden (Doktor-) Titel, bald keinen. (Diese Regellosigkeit wiederholt sich überall im Text und nicht weniger in den beiden Registern, wo unter den zumeist vornamenlosen Autoren z. B. einerseits Ban Matija, Cernin, Gundulic Ivan, Häjek Vaclav, Konäc Mikuläs, Ranjina Dinko, Szymonowicz Szymon, Sismanov Ivan, Vojnovid Ivo, Vraz Stanko usw. in Register I oder Ilijd Jovo, Milcetid Ivan, Nemcovji, Podlipskä usw. in Register II und anderseits Bla^ewski Martin, Cerny Johann, Häjek v. Häjek, Harant v. Polzic, Hieronymus [aus Prag], Jeräbek Franz, Kolär Georg, Lobkovic Johann, Martinius v. Drazov, Nikolaus [Täbor], in Nr. 238, aber bezüglich einer slavischen Sprachwissenschaft haben wir uns wahrscheinlich noch für lange Zeit mit Geduld zu wappnen. •'') Der russischen Literatur wurde bekanntlich schon früher (1902) vor der Karäsekschen Schrift (1906) ein eigenes Bändehen der »Sammlung Göschen« von einem andern Verfasser zu teil: »Geschichte der russischen Literatur von G. Polonskij.« — Vielleicht ist die »Erfindung« einer »slavischen Literaturgeschichte« überhaupt auf den laienhaften Buchhändler zurückzuführen, was jedoch Karäseks Verdienst der Initiative keineswegs schmälern soll.
Karäsek, Slavische Literaturgeschichte, aBgez. von Sutnar. 585 Palmotic Jakob, P. Junius, Prefat v. Vlkanov, Preise Gabriele, Sixt von Ottersdorf, Wocel, Zierotin, Zrinyi Peter, Z. Nikolaus usw. in Register I oder Karäsek Georg V. Lvovic, Kvapil Franz, Maciejowski Wenzel, Mrstik Wilhelm, Njegos Nikolaus I., Peter 11. Njegos [unter Peter !], Preiss G., Prochäzka Ernst usw. in liegister n nebeneinander stehenf-).) Die Büchertitel selbst werden in der Regel deutsch ohne Angabe der Druckorte angeführt (Bestandteile von Sammelwerken gewöhnlich auch ohne Bezeichnung der letztern). Sowohl die Vornamen der Verfasser als auch die Büchertitel hätten nach meinem Dafürhalten womöglich in der Originalsprache angeführt werden sollen, wie dies in allen großen Bibliographien schon längst gang und gäbe ist, unter Umständen mit der Übersetzung in Klammern, da die Übersetzung wegen ihres naturgemäßen Schwankens den Wert eines Zitats mehr oder weniger immer beeinträchtigt. Die somit ohnehin nicht einwandfreien bibliographischen Angaben widersprechen mitunter sogar der Wahrheit; außerdem wimmelt es darin nach allen Seiten hin von Lücken, denn auf keinen Fall hätten hier — schon der Vollständigkeit halber — die Werke von P. J. Safarik, Talvj (T. A. L. Robinson), V. Grigorovic, A. Mickiewicz, G. Krek (über alle slavischen Literaturen) fehlen dürfen, was man auch immer jetzt von ihnen halten mag'') ; so kann auch die Übersicht über die Verfasser einzelner Monographien am Schlüsse des >Literaturverzeichnisses« keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen, da sie eine Reihe hervorragender Literarhistoriker der Gegenwart vermissen läßt^). 6) Die Serben Radicevic undMilutinovid kommen in demselben Register II zweimal vor, das eine Mal als Branko Radicevic (unter Branko! auch Vuk Karadzic unter Vuk in beiden Registern!) und als Cubro Coikovic (Milutinovic) und das andre Mal als Radicevic Branko und als Milutinovic Sarajlija. ') Dasselbe gilt u. a. von den Arbeiten folgender Schriftsteller: H. Biegeleisen (polnisches Schrifttum^, P. J. Safarik (Literatur der Südslaven), Z.P.Simic (Literatur der Serben), 0. Ohonovskij (ruthenisches Schrifttum). Von &. Surmin wird zwar »Die Geschichte der kroatischen und serbischen Literatur (kroatisch)« genannt, aber nicht das Buch »Hrvatski preporod« (Zagreb 1903, 19u4); von demselben Verfasser wird außerdem der im »Ottüv slovnik naucny« (dil 13, 1898, 421— 503, nicht »Heft 281, 282«, weil die Lieferungen in gebundenen Exemplaren nicht erkennbar) abgedruckte Beitrag »Die Südslaven« (eigentlich »Jihoslovane«. »Dejiny literatury srbsko-chorvatske«) erwähnt, gewiß mit Recht, aber man hätte dann auch den ebendaselbst erschienenen und diesem Artikel unmittelbar vorangehenden (403— 421) Beitrag M. Murkos »Dejiny slovinske literatury« keineswegs übersehen sollen. Von P. Chmielowski werden wohl die Werke »Umriß der neuesten polnischen Literatur . . . (polnisch)« und »Das polnische Drama der neuesten Zeit (polnisch)« aufgezählt, aber nicht die mindestens ebenso wichtigen Bücher: »Nasi powiesciopisarze . . .« (Krakow 1887), »Historya literatury polskiej . . .« iWarszawa 1899, 1900, in 6 Bänden), »Najnowsze pr^dy w poezyi naszej« (Lwöw 1901: Wiedza i iycie. Rok II. Tom 6) und »Dzieje krytyki literackiej w Polsce« (Warszawa 1902). Von W. Feldmans angeführter Schrift »Das polnische Schrifttum in den letzten zwanzig Jahren (polnisch)« (in 2 Bänden) ist jetzt bereits eine dritte Auflage unter dem Titel »Pismiennictwo polskie 1880— 1904 . . .< (Lw6w 1905, in 4 Bänden) erschienen. angedeuteten 8) Angesichts der hier bloß Dürftigkeit dieser bibliogra-
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Karäsek, <strong>Slavische</strong> Literaturgeschichte, aBgez. von Sutnar. 585<br />
Palmotic Jakob, P. Junius, Prefat v. Vlkanov, Preise Gabriele, Sixt von Ottersdorf,<br />
Wocel, Zierotin, Zrinyi Peter, Z. Nikolaus usw. in Register I oder Karäsek<br />
Georg V. Lvovic, Kvapil Franz, Maciejowski Wenzel, Mrstik Wilhelm, Njegos<br />
Nikolaus I., Peter 11. Njegos [unter Peter !], Preiss G., Prochäzka Ernst usw. in liegister<br />
n nebeneinander stehenf-).) Die Büchertitel selbst werden in der Regel<br />
deutsch ohne Angabe der Druckorte angeführt (Bestandteile von Sammelwerken<br />
gewöhnlich auch ohne Bezeichnung der letztern). Sowohl die Vornamen der<br />
Verfasser als auch die Büchertitel hätten nach meinem Dafürhalten womöglich<br />
in der Originalsprache angeführt werden sollen, wie dies in allen großen Bibliographien<br />
schon längst gang und gäbe ist, unter Umständen mit der Übersetzung<br />
in Klammern, da die Übersetzung wegen ihres naturgemäßen Schwankens den<br />
Wert eines Zitats mehr oder weniger immer beeinträchtigt. Die somit ohnehin<br />
nicht einwandfreien bibliographischen Angaben widersprechen mitunter<br />
sogar der Wahrheit; außerdem wimmelt es darin nach allen Seiten hin von<br />
Lücken, denn auf keinen Fall hätten hier — schon der Vollständigkeit halber<br />
— die Werke von P. J. Safarik, Talvj (T. A. L. Robinson), V. Grigorovic, A.<br />
Mickiewicz, G. Krek (über alle slavischen Literaturen) fehlen dürfen, was man<br />
auch immer jetzt von ihnen halten mag'') ; so kann auch die Übersicht über die<br />
Verfasser einzelner Monographien am Schlüsse des >Literaturverzeichnisses«<br />
keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen, da sie eine Reihe hervorragender<br />
Literarhistoriker der Gegenwart vermissen läßt^).<br />
6) Die Serben Radicevic undMilutinovid kommen in demselben Register II<br />
zweimal vor, das eine Mal als Branko Radicevic (unter Branko! auch Vuk<br />
Karadzic unter Vuk in beiden Registern!) und als Cubro Coikovic (Milutinovic)<br />
und das andre Mal als Radicevic Branko und als Milutinovic Sarajlija.<br />
') Dasselbe gilt u. a. von den Arbeiten folgender Schriftsteller: H. Biegeleisen<br />
(polnisches Schrifttum^, P. J. Safarik (Literatur der Südslaven), Z.P.Simic<br />
(Literatur der Serben), 0. Ohonovskij (ruthenisches Schrifttum). Von &. Surmin<br />
wird zwar »Die Geschichte der kroatischen und serbischen Literatur (kroatisch)«<br />
genannt, aber nicht das Buch »Hrvatski preporod« (Zagreb 1903, 19u4); von<br />
demselben Verfasser wird außerdem der im »Ottüv slovnik naucny« (dil 13,<br />
1898, 421— 503, nicht »Heft 281, 282«, weil die Lieferungen in gebundenen<br />
Exemplaren nicht erkennbar) abgedruckte Beitrag »Die Südslaven« (eigentlich<br />
»Jihoslovane«. »Dejiny literatury srbsko-chorvatske«) erwähnt, gewiß mit<br />
Recht, aber man hätte dann auch den ebendaselbst erschienenen und diesem<br />
Artikel unmittelbar vorangehenden (403— 421) Beitrag M. Murkos »Dejiny slovinske<br />
literatury« keineswegs übersehen sollen. Von P. Chmielowski werden<br />
wohl die Werke »Umriß der neuesten polnischen Literatur . . . (polnisch)« und<br />
»Das polnische Drama der neuesten Zeit (polnisch)« aufgezählt, aber nicht die<br />
mindestens ebenso wichtigen Bücher: »Nasi powiesciopisarze . . .« (Krakow<br />
1887), »Historya literatury polskiej . . .« iWarszawa 1899, 1900, in 6 Bänden),<br />
»Najnowsze pr^dy w poezyi naszej« (Lwöw 1901: Wiedza i iycie. Rok II.<br />
Tom 6) und »Dzieje krytyki literackiej w Polsce« (Warszawa 1902). Von W.<br />
Feldmans angeführter Schrift »Das polnische Schrifttum in den letzten zwanzig<br />
Jahren (polnisch)« (in 2 Bänden) ist jetzt bereits eine dritte Auflage unter<br />
dem Titel »Pismiennictwo polskie 1880— 1904 . . .< (Lw6w 1905, in 4 Bänden)<br />
erschienen.<br />
angedeuteten 8) Angesichts der hier bloß Dürftigkeit dieser bibliogra-