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Slavische Philologie - Archiv

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582 Kritischer Anzeiger.<br />

dings bildeten anderseits die Literaturen der Süd- und Ostslaven miteinander<br />

bis tief in die Neuzeit hinein ein unzertrennbares Ganzes ; auch bei den Nordwestslaven<br />

ging es natürlich nicht ohne Wechselbeziehungen ab, wovon schon<br />

die — durch Befruchtung seitens der cechischen Literatur ins Leben gerufenen<br />

— altpolnischen Schriftdenkmäler lautes Zeugnis ablegen ; eine gewisse Vermittlerrolle<br />

zwischen diesen im römischen und jenen im byzantinischen Kulturlager<br />

stehenden Volksgenossen fiel einem Teile der Südslaven (den westlichen<br />

Serbokroaten und den Slovenen) zu, dem es an Berührungspunkten im Schrifttum<br />

(zurReformationszeit) ebenfalls nicht mangelt usw. Mit der gegen Ende des<br />

achtzehnten Jahrhunderts stattgefundenen nationalen Wiedergeburt gerieten<br />

alle slavischen Literaturen ohne Unterschied nach und nach in das Fahrwasser<br />

des alle Volkseigentümlichkeiten eindämmenden Westeuropäertums, und dennoch<br />

begegnen wir bei den Slaven auch da stellenweise gegenseitigen Einflüssen<br />

auf literarischem Boden (vgl. z.B. den cechischen Einfluß auf denlllyrismus!).<br />

Auf welche Weise ging nun die Wissenschaft diesem verwickelten Problem<br />

zu Leibe, wie suchte sie dieser schwierigen Aufgabe Herr zu werden? Einer<br />

wahrhaft systematischen Behandlung hat diesen Gegenstand in seiner Gesamtheit<br />

bisher eigentlich bloß A. N. Pypin als erster und letzter (im Verein mit<br />

W. Spasowicz für den polnischen Teil) unterzogen in seinem berühmten Werke,<br />

das jedoch wohl erst in seiner gänzlich umgestalteten und sehr stark vermehrten<br />

zweiten Auflage zur vollen Entfaltung gelangen konnte 2). Welchen methodischen<br />

Weg schlägt nun Pypin in seiner Arbeit ein? Schon der Titel seines<br />

Werkes in beiden Auflagen spricht von »slavischen Literaturen« ; damit stimmt<br />

natürlich auch der Text vollkommen überein, der (in der zweiten Auflage) —<br />

abgesehen von den zwei allgemein gehaltenen Abschnitten zu Anfang und zu<br />

Ende des Buches — eine Reihe gänzlich selbständiger und durchaus unabhängiger<br />

Literaturgeschichten der einzelnen slavischen Volksstämme (mit Ausnahme<br />

der Großrussen) — natüilich unter stetigem Hinweis auf die mit<br />

peinlichster Gewissenhaftigkeit registrierten jeweiligen Wechselbeziehungen<br />

zwischen den Schwesterliteraturen — in ihrer Gesamtheit mechanisch nebeneinander<br />

stellt 3). Pypin war in seiner Nebeneinanderstellung slavischer Lite-<br />

2) In erster Auflage erschien das Buch nur russisch und führte den Titel<br />

>Obzor istorii slavjanskich literatur« (S. -Peterburg 186.5). Die zweite Aufläge<br />

kam in zwei Bänden unter dem geänderten Titel: »Istorija slavjanskich literatur«<br />

(S. -Peterburg 1879, 1881) heraus; sie erschien auch cechisch (»Historie<br />

literatur slovanskych. . . prelozil A. Kotik« VPraze 1880, 1S82), deutsch (»Ge-<br />

schichte der slavischen Literaturen . . . übertragen von T. Pech« Leipzig 1880,<br />

1883/1884) und französisch (»Histoire des litteratures slaves. Traduit .<br />

E.Denis« Paris 1881 [nur Band 1]); zum Unterschiede von der ersten Auflage<br />

erhielt die zweite keinen großrussischen Teil, der erst nach Jahren als selbständiges<br />

Werk in vier Bänden (nur russisch) herausgegeben wurde: »Istorija<br />

russkoj literatury« (S.-Peterburg 189S, 189!)).<br />

3) Zum Zweck einer Vergleichung des Gesamtplanes im Pypinschen Werke<br />

mit demjenigen im Karäsekschen Buche wird hier der Grundriß der »Geschichte<br />

der slavischen Literaturen« (nach der — von Pypin mit einem eigenen Vorwortausgestatteten<br />

— deutschen Übersetzung) angeführt: »Einleitung. (l.Eth-

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