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Slavische Philologie - Archiv

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Ein Brachst, von Molieres George Dandin in derÜbers. F.K.Frankopans. 541<br />

seinen Gedichten der kroatischen Sprache zu bedienen? Meines Erachtens<br />

wollte Frankopan die wenig schmeichelhafte Rolle eines betrogenen Ehemannes<br />

nicht seinem Landsmanne zuweisen, sondern wählte dazu den<br />

nächsten Nachbarn, einen Slovenen, während die jedenfalls vorteilhaftere<br />

Rolle des Liebhabers und Verführers einem kroatischen Edelmann,<br />

»zlahtan gospud z horvackega ursaga«, zugedacht war. Solche lokalen<br />

Bosheiten sind eben eine alltägliche Erscheinung, und was speziell ihre<br />

Rolle in der älteren kroatischen Literatur anbelangt, haben wir eine<br />

schöne Parallele zu Frankopans Verfahren in den Komödien des Ragusaners<br />

Marin Drzic (f 1567), der dem Kotoranin (Einwohner der benachbarten<br />

Stadt Cattaro) gegenüber den Ragusanern eine nicht geradezu<br />

ehrenvolle Stelle eingeräumt hat. Insbesondere in der fünften Komödie<br />

(nach der Ausgabe der Agramer Akademie in Start jnsci), deren Sujet<br />

auch sonst so sehr an Molieres George Dandin erinnert i),<br />

spielt Tripce<br />

aus Cattaro die Rolle des betrogenen Ehemannes, also die RoUe des Slovenen<br />

Jarne bei Frankopan. In der zu Ragusa in der ersten Hälfte des<br />

XVIU. Jahrb. zustande gekommenen Bearbeitung von Molieres George<br />

Dandin finden yAx dagegen keine Spuren von diesen lokalen Sticheleien,<br />

sondern die Gegensätze beruhen einzig und allein auf dem Unterschiede<br />

der Gesellschaftsklassen der kleinen Republik, was auch dem französischen<br />

Original besser entspricht.<br />

Von Molieres George Dandin hat Frankopan nur die drei ersten<br />

Szenen und einige Zeilen der vierten Szene des ersten Aktes übersetzt.<br />

Der Übersetzer hatte eben seine Arbeit kaum begonnen, als ihm durch<br />

die traurigen Schicksale seines Lebens die Fortsetzung verwehrt wurde.<br />

Frankopan ist sozusagen mitten in einem Satze stehen geblieben : er hatte<br />

bereits den Namen der an die Reihe kommenden Person niedergeschrieben,<br />

1) Eine direkte gegenseitige Beeinflussung kann nicht angenommen werden,<br />

da einerseits Drzic im XVI. Jahrh. lebte und Moliere anderseits kroatisch<br />

nicht verstand. Gerade deshalb ist es interessant, daß einige Punkte dieses —<br />

um von anderen Sammlungen abzusehen — bereits in den Novellen Boccaccios<br />

vorkommenden Motivs nur Drzic und Moliere gemeinsam sind und in den<br />

übrigen bekannten Varianten bisher wenigstens nicht konstatiert werden<br />

konnten. Es ist ohne Zweifel eine Vermittlung Italiens, wahrscheinlich der<br />

Commedia deir arte anzunehmen. Diese Frage wurde von Prof. Popovic (Hs<br />

KituHceEuocTu, Eeorpaj 1906; behandelt und apäter auch in meiner Studie<br />

über die Bearbeitungen von Molieres Komödien in Eagusa im XVIII. Jahrh,<br />

Rad der Agramer Akademie, Bd. 166) berührt.

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