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Slavische Philologie - Archiv

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Ein Brachst, von Molieres George Dandin in der Übers. F.K.Frankopans. 535<br />

so sehr an die italienischen canti carnascialeschi. Zu Zvire ko svit<br />

zdrzuje finden wir ein Vorbild in dem bereits erwähnten, in den Papieren<br />

Frankopans erhaltenen italienischen Gedichte Dowze Jiaggio icno preaente<br />

(im Konvolutum b sub 1 2 von Frankopan selbst und sub 6 von einer<br />

anderen Hand geschrieben). Dieses Gedicht erinnert aber anderseits<br />

stelleuAveise an Canto dcl zihetto^ ein canto carnascialesco von einem<br />

unbekannten Dichter (herausgegeben von Olindo Guerrini in Canti cariiascialesclti^<br />

trionß^ carri e masclierate. Milano fS83). Auch zu<br />

Frankopans JRazgovor med muzem i zenom (handschriftlicher GarÜic<br />

p. 94— 104), wo eine untreue Gattin die Verdachtsgründe ihres Mannes<br />

durch eine manchmal recht sonderbar klingende Rechtfertigung zu entkräften<br />

sucht, findet sich im Konvolutum a ein italienisches Vorbild Dialogo<br />

fra moglie e marito, welches ebenfalls von der Hand Frankopans<br />

herrührt.<br />

Aus diesen bei einer bloßen Durchsicht der Papiere Frankopans<br />

wahrgenommenen Tatsachen sieht mau, daß in seinem literarischen Nachlasse<br />

noch manche mit Vorsicht zu behandelnden Fragen einer Beantwortung<br />

harren. Vor allem wird man den Umfang des wirklichen literarischen<br />

Eigentums Frankopans feststellen müssen: wenn wir einmal genau<br />

wissen, wo er fremden Fußstapfen folgt und wo seine eigene dichterische<br />

Persönlichkeit zum Ausdrucke kommt, dann wird man erst ein Bild<br />

Frankopans als Dichter entwerfen können. Seine Übersetzungen und<br />

Nachbildungen fremder Produkte können uns zwar einen Einblick in seinen<br />

literarischen Geschmack und in die geistige Sphäre, in welcher er lebte,<br />

gewähren, aber für die Beurteilung seiner literarischen Individualität<br />

haben ähnliche Produkte eine sehr geringe oder gar keine Bedeutung.<br />

II.<br />

Das in den Papieren Frankopans erhaltene Bruchstück George<br />

Dandins gehört zu den ältesten Übersetzungen aus Molieres Werken.<br />

Da die erste Ausgabe dieser Komödie 1669 erschien (die erste Aufführung<br />

fand zu Versailles im Juli 1668 statt), Frankopan aber bereits am 30. April<br />

1671 zu Wiener Neustadt hingerichtet wurde, so muß die Entstehung unseres<br />

Bruchstückes in die Zwischenzeit (1669— 1671) fallen, — jedenfalls<br />

also kam die Übersetzung noch zu Lebzeiten Molieres (f 1673) zustande.<br />

Soviel ich aus den Angaben in Lacroix' Bibliographie molieresque<br />

(Paris IS 75) und in Las grands ecrivains de la France^ Oeuvres de

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