Slavische Philologie - Archiv

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44 Norbert Jokl, mangeln. Für ihn ist Zusammenhang mit *tiei-^ *tä- zwei ganz unzweifelhaft. Viel weniger unzweifelhaft ist aber diese Zasammenstellung für Walde (Lt.E.W. s. v. viginti und virga) und für Uhlenbeck, E.W. der ai. Spr. S. 272. Übrigens läßt sich sogar das Gegenteil, nämlich die Nicht-Zugehörigkeit zu wee-, ui- sehr wahrscheinlich machen. Denn die substant. mit m^.-tvh sind, wie die Sammlung bei Miklosich, Gr. U, 182 lehrt, durchwegs von Verben abgeleitete nomina actionis und es gibt keinen Grund, warum ksl. v^tvh^ c. vSiev anders zu beurteilen sein sollte als c. pletev Zaunrute (: pUsti), slov. ohutev calcei (: obuti), hritev novacula (: hriti)^ zetev messis {\ieti) u.s.w. Ist also an dem verbalen Ursprung von vHvb ramus festzuhalten, so könnte es andererseits zweifelhaft sein, welchem Verb das Wort zuzuweisen ist. Zugehörigkeit zu ai. vayati flicht, ksl. viti circumvolvere findet sich bei Uhlenbeck (E.W\ d. ai. Spr. 272) und Krusevskij (Russ. fil. vestn. 5, 92), Zugehörigkeit zu ksl. vSjati, c. mii^ väti wehen, die Arch. XXVUI, 1 1 angenommen wurde, jetzt bei Vondräk, Vergl.sl. Gr. 1,399, wo als weitere Parallele %.-kx.hvoja Zweig u.s.w. : böhm. cJtvHi, chvitl wallen, erzittern angeführt wii-d. Man vgl. noch frz. hrandons grüne Reiser : hrandir schwingen. Daß vHth — und nur von diesem war Arch. XXVIII, 11 die Rede — ein gleichbedeutendes v^ja neben sich hat, spricht natürlich nicht für die Ableitung beider von we?-, xii- zwei (wiewohl Charpentier diesen Grund für durchschlagend zu halten scheint). Denn ist vHvh^ wie gezeigt, an einen Verbalstamm anzuknüpfen, so ist es andererseits möglich, dies auch für v^ja zu tun; so jetzt auch tatsächlich Vondrak, 1. c. Gegenüber der Archiv XXVIII, 11, 12 gegebenen Erklärung von ksl. drqchh morosus, tristis, languidus, klr. drjäclilyj zitternd, ksl. dreseh, drqs^h> beruft sich Charpentier auf Osthoff, Etym. Parerga I, 163 Anm., der diese Wörter zu lt. tristis stellt, setzt somit eine Grundform *drhfis{e)l- (/-Reihe) an. Allein bei dieser Etymologie bleibt das gleichbedeutende ar. dritchh völlig unerklärt, ja unerklärlich. Ferner erheben sich gegen sie die gleichen Einwendungen wie die Arch. 1. c. gegen die Zusammenstellung mit d^quovg geltend gemachten. Man begreift erstens in lautlicher Hinsicht gar nicht, warum die Gruppe nsl einmal ihr s behielt, das andere mal in ch übergehen läßt, begreift ferner nicht das .^'^rphologische Verhältnis von dreseh, drechh zu drcs^k^. — Die bei den bisherigen Erklärungen bestehende lautliche Schwierigkeit, drechh und drqseh zu vereinigen, sah auch Meillet, i^tud. s. l'ötym. 11,412, und suchte sie dadurch zu beseitigen, daß er für dr^seh eine Grundform

Ein urelavisches Entnasalierungsgesetz. 45 "^drechoh anzusetzen versuchte, welche Form dann nach Baudouins Gesetz zu dreseh geworden wäre. Doch ergibt sich hierbei die neue Schwierigkeit, daß suff. -olo- sonst nicht nachweisbar ist, was übrigens Meillet selbst hervorhebt. Alle diese Schwierigkeiten schwinden bei verbaler Ableitung (zu r. drjagäth zucken), unrichtig ist die Behauptung Charpentiers, daß lit. dritgys Fieber mit der nasallosen Form von sl. dreng-y also r. drögnuth zittern, c. drJiati beben lautlich nicht zu vereinbaren sei. Die Fälle, wo der reduzierte Vokal im Lit. durch u vertreten ist, sind vielmehr bekannt und zahlreich genug (Jagic, Arch.X, 194, Wiedemann, Lit. Präterit. S. 12 f., Handbuch der lit. Spr. S. U). Die Zusammenstellung von lit. drugTjS und r. drögtiuih u.s.w. findet sich denn aiich bei Fick I*, 4 68, Gebauer, Hist. mluvn. I, 63, Zupitza, Gutt. 169. Semasiologisch ist sie der Verbindung von drugys mit anord. draugr Gespenst, Wehrwolf (so zuerst Zubaty, BB. 17, 324), wie man wohl zugeben wird, vorzuziehen. Ganz anders als Zubaty urteilen über anord. draugr Kluge, E.W. 6, s. v. Trug, Fick I*, 75, ühlenbeck, E.W. d. ai. Spr. s. v. dhruk. Daß ksl. ckrestbkh cartilago zwar zu lit. kremsU Knorpel gehören soU, wie dies auch Charpentier zugibt, trotzdem aber und ti'otz c., r. chrusi[h) Knorpel nicht ursprüngliches e, sondern ?n enthalten, ist natürlich unerweisbar. Für welche von den beiden Arch. XXVUI, 14 für brezdati, breztiqti sonare angeführten Erklärungsmöglichkeiten man sich entscheidet, ist für die Frage des q vor 5, z unentscheidend; bei beiden ergibt sich ursprüngliches e in e i). Wenn aber Charpentier gegen die Verbindung der genannten sl. Verba mit lt.freniere, gr. ßQsutOj ahd. breman, p. brzmiec geltend machen zu können glaubt, daß lt. mr ^ 6r, nicht fr wkd, so ist einfach zu erwidern, daß ein solcher lat. Lautwandel bei dieser Zusammenstellung (die der von Walde, Lt. E.W, S. 244 angeführten zweiten Möglichkeit entspricht), überhaupt nicht in Betracht kommt, — Hingegen hat Nehring, IF. 4, 400 brezdati mit lett. bräsu verglichen, was für das slav. Verbum eine dazu im Ablautverhältnis stehende Grundform mit e ergibt, somit *brenzdati. Gestützt wird diese Erklärung, wie bei dieser Gelegenheit bemerkt sei, durch p. brazg Schall, ^.-kx.jezgra Kern wurde 1) Die Vergleichung von brezdati mit lit. hrizdeti rührt nicht von Nehring, wie ea Arch. XXVIII, 14 infolge eines sehr bedauerlichen Versehens heißt, sondern von Walde (KZ. 34, 509) her.

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mangeln. Für ihn ist Zusammenhang mit *tiei-^ *tä- zwei ganz unzweifelhaft.<br />

Viel weniger unzweifelhaft ist aber diese Zasammenstellung<br />

für Walde (Lt.E.W. s. v. viginti und virga) und für Uhlenbeck, E.W. der<br />

ai. Spr. S. 272. Übrigens läßt sich sogar das Gegenteil, nämlich die<br />

Nicht-Zugehörigkeit zu wee-, ui- sehr wahrscheinlich machen. Denn die<br />

substant. mit m^.-tvh sind, wie die Sammlung bei Miklosich, Gr. U, 182<br />

lehrt, durchwegs von Verben abgeleitete nomina actionis und es gibt<br />

keinen Grund, warum ksl. v^tvh^ c. vSiev anders zu beurteilen sein sollte<br />

als c. pletev Zaunrute (: pUsti), slov. ohutev calcei (: obuti), hritev novacula<br />

(: hriti)^ zetev messis {\ieti) u.s.w. Ist also an dem verbalen Ursprung<br />

von vHvb ramus festzuhalten, so könnte es andererseits zweifelhaft<br />

sein, welchem Verb das Wort zuzuweisen ist. Zugehörigkeit zu ai. vayati<br />

flicht, ksl. viti circumvolvere findet sich bei Uhlenbeck (E.W\ d. ai. Spr.<br />

272) und Krusevskij (Russ. fil. vestn. 5, 92), Zugehörigkeit zu ksl. vSjati,<br />

c. mii^ väti wehen, die Arch. XXVUI, 1 1 angenommen wurde, jetzt bei<br />

Vondräk, Vergl.sl. Gr. 1,399, wo als weitere Parallele %.-kx.hvoja Zweig<br />

u.s.w. : böhm. cJtvHi, chvitl wallen, erzittern angeführt wii-d. Man vgl.<br />

noch frz. hrandons grüne Reiser : hrandir schwingen. Daß vHth —<br />

und nur von diesem war Arch. XXVIII, 11 die Rede — ein gleichbedeutendes<br />

v^ja neben sich hat, spricht natürlich nicht für die Ableitung<br />

beider von we?-, xii- zwei (wiewohl Charpentier diesen Grund für durchschlagend<br />

zu halten scheint). Denn ist vHvh^ wie gezeigt, an einen<br />

Verbalstamm anzuknüpfen, so ist es andererseits möglich, dies auch für<br />

v^ja zu tun; so jetzt auch tatsächlich Vondrak, 1. c.<br />

Gegenüber der <strong>Archiv</strong> XXVIII, 11, 12 gegebenen Erklärung von<br />

ksl. drqchh morosus, tristis, languidus, klr. drjäclilyj zitternd, ksl. dreseh,<br />

drqs^h> beruft sich Charpentier auf Osthoff, Etym. Parerga I, 163<br />

Anm., der diese Wörter zu lt. tristis stellt, setzt somit eine Grundform<br />

*drhfis{e)l- (/-Reihe) an. Allein bei dieser Etymologie bleibt das gleichbedeutende<br />

ar. dritchh völlig unerklärt, ja unerklärlich. Ferner erheben<br />

sich gegen sie die gleichen Einwendungen wie die Arch. 1. c. gegen die<br />

Zusammenstellung mit d^quovg geltend gemachten. Man begreift erstens<br />

in lautlicher Hinsicht gar nicht, warum die Gruppe nsl einmal ihr s behielt,<br />

das andere mal in ch übergehen läßt, begreift ferner nicht das<br />

.^'^rphologische Verhältnis von dreseh, drechh zu drcs^k^. — Die bei<br />

den bisherigen Erklärungen bestehende lautliche Schwierigkeit, drechh<br />

und drqseh zu vereinigen, sah auch Meillet, i^tud. s. l'ötym. 11,412, und<br />

suchte sie dadurch zu beseitigen, daß er für dr^seh eine Grundform

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