Slavische Philologie - Archiv
524 Jaromir K. Dolezal, licherweise auch Fehler, dies oder jenes könnte besser übersetzt sein, aber als Ganzes stehen alle diese grandiosen Werke im Cechischen eben so hoch wie die Originale. Auffallend ist, daß Kr. fast lauter Byronisten gewählt hat; da sie sich mit ihnen während ihrer ganzen literarischen Tätigkeit befaßte, ist es ein Wunder, daß sich in ihrer eigenen Produktion dieser Einfluß nicht deutlicher bemerkbar macht, als im Stil, der immer erhaben, hochschwingend, majestätisch und prophetisch sein will, bis er oft in ein allzu rednerisches, hohles Pathos übergeht. Hohe Ideale der Humanität wurden anfangs auch von Kr. besungen, klangvolle Titel »Der Sänger der Freiheit«, »Erbe des Geistes«, die sie gewählt hat, zeigen das schon an —• aber schließlich blieb sie doch nur in den Grenzen des engen Patriotismus. Vom slavischen, philologischen Standpunkte wäre es interessant, hier wenigstens die Übersetzungen aus Mickiewicz und Puskin näher zu besprechen, Mickiewicz war schon seit seinen frühesten Anfängen in der cechischen literarischen Welt bekannt. Der erste Romantiker K. H. Mächa hat mit der größten Begeisterung polnische Dichter gelesen, V. Bolemir Nebesky hat in seinen »Protichüdci« in der Schilderung der Pestfrau die gespenstische Erscheinung der Pestjungfrau im Vajdelotsliede aus Konrad Wallenrod du-ekt nachgeahmt. Auch J. K. Chmeleusky , früher ein Gegner Byrons, ist in die Reihen der Verehrer des polnischen Byi'on übergegangen, ja er war sogar der erste Übersetzer Mickiewicz's, indem er im C.C.M. 1828 acht Sonette von ihm veröffentlichte. Mehr als siebzig Jahre hat die Übersetzung des ganzen M. gedauert und daran haben sich mehr als 3 1 cechische Literaten beteiligt, mit mehr, weniger oder gar keinem Glück, so daß manches auf diese Weise zweimal und dreimal übersetzt werden mußte; bedeutendere von diesen sind: V. S. Stulc, Koubek, Havlicek, Goll, J. Jirecek, Mokry, Jung, Kvapil, Muzik, Slädek, Vrchlicky imd Kräsnohorskä. Das Verhältnis M.s zu Böhmen war schon von Kvapil in Osveta (1898) folgendermaßen erörtert: M.hat »nicht schlecht cechisch gekonnt«, wie er selbst im Jahre 1840 dem Fürsten Czartoryjskij schrieb, als er zum Professor für slav. Literaturen auf dem College de France vom Minister Cousin designiert wurde. Im Jahre 1829 ist er absichtlich deswegen nach Prag gefahren, um die dortigen Philologen und Literaten kennen zu lernen; aber dieser Besuch hatte keine besonderen Spuren bei M. hinter-
Eliska Kräsnohorskä. 525 lassen, vielleiclit deswegen, weil er zuerst mit Hanka bekannt wurde ^), Zänkereien Hankas mit anderen damaligen Schriftstellern verhinderten gewiß die Zusammenkunft M.s mit Palacky, Jungmann, Celakovsky, Chmelensky. Aus dieser Zeit rührt vielleicht auch die Absicht M.s eine historische Epopöe aus der böhmischen Geschichte zu schreiben, deren Hauptheld Jan !^izka sein sollte, wie man aus dem Briefe M.s an Hanka vom 5. V. 1832 entnehmen kann; »Kuryer Polski« vom 4. XI. 1830 berichtet zwar, daß M. im Auslande ein Gedicht »Zizka« beendet hätte, Aber weiter ist darüber nichts bekannt. Von allen Werken M.s ist die Übersetzung seines Meisterwerkes >Pan Tadeusz« von allen Revues und Blättern auf das lebhafteste begrüßt und als eine glänzende literarische Tat, als ein Ereignis bezeichnet worden ''), und nicht mit Unrecht. Denn es war notwendig, die cechische poetische Form in der Schule der neuen Weltpoesie zuerst zu vervollkommnen, dann konnte man den nationalen polnischen Geist und das nationale Leben in seiner künstlerisch vollkommensten Erscheinung in eine dichterische Sprache von eben solcher Pracht und Kraft einhüllen. Dieser Aufgabe widmete Kr. ihre ganze, glänzende künstlerische Schaffenskraft und malte das großartige Bild des Lebens auf der »Litwa« mit cechischen Farben ebenso schön, wie das Original, bis in die kleinsten und feinsten Nuancen der Gedanken und Worte durchgearbeitet. Dieses Lob können einige Mängel, die auch vorkommen, nicht schwächen — wenn man bedenkt, daß das Epos beinahe 10 OOU jambische, sechsfüßige Verse mit doppeltem Reim verbunden enthält. — Wahrscheinlich wegen des Rhythmus hat Kr. die Titulaturen einigemal geändert (im V. Ges. 271 ist pan Tadeäs statt pan Soplica, X. Ges. 306 Gervasi statt pane klicnik, X. 307 almuznikem statt Robäkem, wodurch auch die Etymologie und das Wortspiel robak = cerv verloren gehen mußte; VHL 391 pani Telimena ist noch »panna Telimena« angesprochen. Aus dem Vers 515 im Schlachtgesang IX ist Wielbik verschwunden). Das Verbum »kochac« benützt Kr, auch im Cechischen unrichtig im Sinne »lieben« ; ebenso sind Polonismen: >podkomoi'anky bavit« I. 322, kone ve stäj däno I. 144, listnate ji berly HI, Seite 97, ungewöhnlich: zäraz, snady, brozdil, tropit' (aus dem niss. 8) Welchem er auch den zweiten Band seiner Poezye widmete und im J. 1834 seinen Tadeusz aus Paris schickte mit folgender Dedikation: Szanownemu Panu Hance poswi^ca jego przyjaciel i wielbiciel A.M. 9J Siehe C.C.M. 82, S. 297, Obzor 82 v. 5/11, Komensky 82, S. 595, Osveta 82, S. 930, Lumir 82, S. 448, Pokrok v. 30/9. 82 usw.
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Eliska Kräsnohorskä. 525<br />
lassen, vielleiclit deswegen, weil er zuerst mit Hanka bekannt wurde ^),<br />
Zänkereien Hankas mit anderen damaligen Schriftstellern verhinderten<br />
gewiß die Zusammenkunft M.s mit Palacky, Jungmann, Celakovsky,<br />
Chmelensky. Aus dieser Zeit rührt vielleicht auch die Absicht M.s eine<br />
historische Epopöe aus der böhmischen Geschichte zu schreiben, deren<br />
Hauptheld Jan !^izka sein sollte, wie man aus dem Briefe M.s an Hanka<br />
vom 5. V. 1832 entnehmen kann; »Kuryer Polski« vom 4. XI. 1830 berichtet<br />
zwar, daß M. im Auslande ein Gedicht »Zizka« beendet hätte,<br />
Aber weiter ist darüber nichts bekannt.<br />
Von allen Werken M.s ist die Übersetzung seines Meisterwerkes >Pan<br />
Tadeusz« von allen Revues und Blättern auf das lebhafteste begrüßt und<br />
als eine glänzende literarische Tat, als ein Ereignis bezeichnet worden ''),<br />
und nicht mit Unrecht. Denn es war notwendig, die cechische poetische<br />
Form in der Schule der neuen Weltpoesie zuerst zu vervollkommnen, dann<br />
konnte man den nationalen polnischen Geist und das nationale Leben in<br />
seiner künstlerisch vollkommensten Erscheinung in eine dichterische<br />
Sprache von eben solcher Pracht und Kraft einhüllen.<br />
Dieser Aufgabe<br />
widmete Kr. ihre ganze, glänzende künstlerische Schaffenskraft und malte<br />
das großartige Bild des Lebens auf der »Litwa« mit cechischen Farben<br />
ebenso schön, wie das Original, bis in die kleinsten und feinsten Nuancen<br />
der Gedanken und Worte durchgearbeitet. Dieses Lob können einige<br />
Mängel, die auch vorkommen, nicht schwächen — wenn man bedenkt,<br />
daß das Epos beinahe 10 OOU jambische,<br />
sechsfüßige Verse mit doppeltem<br />
Reim verbunden enthält. — Wahrscheinlich wegen des Rhythmus<br />
hat Kr. die Titulaturen einigemal<br />
geändert (im V. Ges. 271 ist pan Tadeäs<br />
statt pan Soplica, X. Ges. 306 Gervasi statt pane klicnik, X. 307<br />
almuznikem statt Robäkem, wodurch auch die Etymologie und das Wortspiel<br />
robak = cerv verloren gehen mußte; VHL 391 pani Telimena ist<br />
noch »panna Telimena« angesprochen. Aus dem Vers 515 im Schlachtgesang<br />
IX ist Wielbik verschwunden).<br />
Das Verbum »kochac« benützt Kr,<br />
auch im Cechischen unrichtig im Sinne »lieben« ; ebenso sind Polonismen:<br />
>podkomoi'anky bavit« I. 322, kone ve stäj däno I. 144, listnate ji berly<br />
HI, Seite 97, ungewöhnlich: zäraz, snady, brozdil, tropit'<br />
(aus dem niss.<br />
8) Welchem er auch den zweiten Band seiner Poezye widmete und im<br />
J. 1834 seinen Tadeusz aus Paris schickte mit folgender Dedikation: Szanownemu<br />
Panu Hance poswi^ca jego przyjaciel i wielbiciel A.M.<br />
9J<br />
Siehe C.C.M. 82, S. 297, Obzor 82 v. 5/11, Komensky 82, S. 595, Osveta<br />
82, S. 930, Lumir 82, S. 448, Pokrok v. 30/9. 82 usw.