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Slavische Philologie - Archiv

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Eliska Kräsnohorskä. 523<br />

sbor 1888. — In der zweiten Hälfte, wo sie mehr an der Frauenbewegung<br />

teilnahm, schrieb sie eine große Anzahl von hübschen Büchern erzieherischen<br />

und didaktischen Inhalts, mit welchen sie der falschen Erziehung<br />

entgegen treten und wieder auf eine nationale hinweisen wollte.<br />

Auch in der Literaturgeschichte hat sie das Ihrige geleistet. Unter<br />

ihren sehr vielen ernsten und belehrenden Essays finden wir literarische,<br />

kulturhistorische und soziologische Artikel, welche in verschiedenen Revues<br />

und Zeitschriften zu finden sind. Früher waren das : »Jary vek, Lumir,<br />

Zlatä Praha, Svetozor, C. C. Musea, Kvety, später ist sie nur Vlceks<br />

»Osveta« treu geblieben. Ihre Abhandlungen über literarische Größen<br />

sind nicht immer objektiv und einwandfrei, aber sie zeichnen sich doch<br />

durch warmes Verständnis für den Gegenstand ihrer Betrachtungen<br />

aus; oft haben intime SeelenVerbindungen, innige Freuudschaft, gemeinsame<br />

Ai'beit ihr das leichter gemacht (über Svetlä, Podlipskä, Bendl,<br />

Hälek, Smetana, Heyduk). Nenuenswert sind ihre Artikel über Tyl,<br />

Nemcovä, Neruda, Cech, Vrchlicky, Slädek, Luzickä, Vlcek, Jahn, Zola,<br />

Rieger, Erben und Schulz. Darunter sind ihre scharfsinnigen Kritiken<br />

der literarischen, zumeist poetischen Produkte der Neuzeit, in welchen<br />

sie den modernen Erscheinungen entweder auswich oder abweisend entgegentrat,<br />

konsequent und treu ihren Grundsätzen, obzwar sie in die<br />

neue Zeit nicht mehr hineinpassen.<br />

Weit größere Verdienste um die cechische Literatur hat sich Kr.<br />

durch ihre Übersetzungen erworben, man möchte beinahe sagen, daß sie<br />

als Übersetzerin höher dasteht als eigentliche Dichterin. Denn Werke<br />

wie »Pan Tadeusz« und »Childe Harolds Pilgrimage« kann ein mittelmäßiger<br />

Dichter nicht gut übersetzen und Kr.s Übersetzungen sind größtenteils<br />

so schwungvoll und schön wie die Originale selbst. Kr., genannt<br />

Meisterin des Verses, hat hier nicht nur ihre Kunst, sondern auch einen<br />

wirklichen Mut und eine seltene Ausdauer gezeigt, indem sie sich immer<br />

Meisterwerke auswählte, jahrelang daran fleißig arbeitete, um alle fremden<br />

Schönheiten möglichst getreu wiederzugeben. Bis zum Jahi-e 1882<br />

war sie mit Mickiewäcz's »Pan Tadeusz« fertig (II. Ausg. 1892), bis zum<br />

Jahre 1890 mit Byrons »Childe Harolds Pilgrimage«, bis zum Jahre 1895<br />

mit kleineren Gedichten Puskins und Hamerlings »König von Sion« (erst<br />

1901 erschienen) und schließlich mit Puskins »EopiicL ro;iyHOB'B (1905<br />

erschienen). Eine Autodidaktin, die keinen Schritt ins Ausland machte,<br />

übersetzt aus vier Sprachen, überwindet alle Schwierigkeiten der fremden<br />

Laute, Reime, Verse und meistens sehr glücklich. Man findet begreif-

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