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Slavische Philologie - Archiv

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518 Jaromir K. Dolezal,<br />

geltend zu machen. Dies tat Kr. in ihren Schriften und half nicht weniger<br />

mit der Hand, mit der Tat, als Seele des großartigen »Zensky vyrobni<br />

spolek v'Praze«; sie hat den größten Anteil an der Errichtung des ersten]<br />

Mädchengymnasiums >Minerva« in Prag (im Jahi-e 1890, des ersten viel-<br />

leicht in ganz Mittel-Europa, wo Griechisch und Latein vorgetragen wurde),<br />

j<br />

aus welchem dann die ersten Universitätshörerinnen und weiblichen Doktoren<br />

hervorgingen.<br />

Kl-, hat es selbst bitter erlebt, wie schwer sich damals ein Mädchen<br />

die nötigen wissenschaftlichen Kenntnisse verschaffen konnte; und dem<br />

abzuhelfen, machte sie sich zum Ziele, was ihr auch vollständig gelang.<br />

Dagegen stieß sie mit ihrer literarischen Tätigkeit manchmal auf Schwierig-<br />

keiten und hatte nicht gleiches Glück. Sie versuchte sich, wie schon erwähnt,<br />

in allen Richtungen, aber etwas großes, wie »Pan Tadeusz«,<br />

»Boris Godunov«, »Childe Harolds Pilgrimage«, »König von Sion«, die<br />

sie vortrefflich übersetzte, schuf sie leider nicht.<br />

Einen sehr schönen und viel versprechenden Anlauf hat sie hingegen<br />

genommen in ihrer ersten größeren Idylle » Vlastovicky « (1883), die zu<br />

ihren besten Arbeiten gehört. Hier zeigt sich, daß unsere hochbegabte<br />

Dichterin auf diesem Gebiete viel mehr leisten könnte, wenn sie nicht eben<br />

eine wahre, für ihr Vaterland so begeisterte Cechin der Gegenwart wäre.<br />

E. Kr. würde der cechische Frangois Coppee sein 2], wie Karolina Svetlä<br />

die cechische G. Sand geworden ist.<br />

Aber die erste Periode Kräsnohorskäs literarischer Tätigkeit (seit 1871<br />

mit »Z mäje ziti«) fiel in die 70er Jahre, in die Zeit, wo die jungcechische<br />

Partei im Entstehen war; und das gab ihrer ganzen literarischen Arbeit<br />

den Stempel des Patriotismus, welchem sie bis zur letzten Stunde treu<br />

blieb. Die liberaleren Jungen waren mit der passiven Politik der Alten<br />

unzufrieden, weil das Volk weniger Nutzen davon hatte und in einer<br />

dumpfen Lethargie lebte, ganz unbekümmert um das Schicksal irgend<br />

einer Literatur, welche dann darunter natürlich auch nicht gedeihen<br />

konnte; da sprach man feurige Worte zum Volke. Das bewog damals<br />

auch Svetlä zur Änderung ihrer Ansichten; sie gab zu, daß sie sich wie<br />

ihre Zeitgenossen geirrt habe, wenn sie glaubte, daß nationale Fragen eine<br />

schon längst abgetane Sache seien und wandte sich von nun an auch<br />

mehr der patriotischen Volksaufklärung zu 3), aber doch nicht in dem<br />

I<br />

2) Siehe Tereza Noväkovä in »Osveta« 1897, S. 1134.<br />

3) Siehe Leander Cech: Karolina Svetlä 1907, S. 51.

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