Slavische Philologie - Archiv

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516 Aleksa Ivic, Beiträge zur Kulturgeschichte des serbischen Volkes. die Rechnung für die > Schulordnung« , welche Ende 1776 erschienen war *). Bald darauf, am 24. Juli 17 77, bittet Kurzböck ihm die Summe von 143 Gulden für zwei neugedruckte Bücher, von welchen das eine »Psko- BOACTBO K TiecTHOCTH H npaBocTH« (Methodeubuch) und das andere »üpaBHJia MOHamecKafl< war, zu bewilligen 2]. Dadurch wird die Vermutung Safariks, daß diese »üpaBH.ia« im Jahre 1777 gedruckt sind, bestätigt 3). Die andere Absicht der österreichischen Regierung, durch die Gründung der Kurzböckschen Buchdruckerei das serbische Volk zur Union zu verleiten, verfehlte ihi'en Zweck gänzlich. Der Katechismus der linierten, den sie in serbische Schulen und Kii-chen einführen wollte, mußte von der Regierung zurückgezogen werden 4). Und als später die Regierung ganz unbedeutende Änderungen an dem Katechismus von JovanRajic vornahm, geriet das ganze Volk in solche Aufregung, daß die Regierung gezwungen war, eine Verordnung zu erlassen, nach welcher zukünftig die Religionslehre nicht mehr nach diesem Katechismus von Rajic gelehrt wird. Kurzböck, bei dem der Katechismus im Auftrage der Regierung gedruckt war, wendete sich jetzt an die Regierung, sie möge ihm den Schaden wegen der unverkauften Katechismen ersetzen. Dadurch entstand eine sehr interessante Diskussion zwischen den österreichischen Behörden, wer eigentlich verpflichtet sei, dem Kurzböck den erlittenen Schaden zu ersetzen. Hiermit wird ein zehnjäkriges Kapitel aus der serbischen Schulgeschichte und Kurzböckschen Buchdruckerei, das ich auf dem Grunde des Archivmaterials zusammengestellt habe, abgeschlossen. Es war nicht meine Absicht, hier die damalige Schul- und Buchdruckereigeschichte zu schreiben. Ich wollte nur das bis jetzt noch unbekannte Material über diesen Gegenstand ans Licht bringen, um damit demjenigen die Aufgabe zu erleichtern, der es einmal unternehmen wird, die Geschichte selbst zu schreiben. Band 96. ») Fin. Arch., Hung., Fase. 41, Nr. 120. 2) 1. c. Nr. 99. 3) Ct. HoBaKOBHh, CpncKa Eii6.morpa*uja, pag. 17. *) ^HM.PjTBapaii, ApxuMaHÄpHx JoBaHPajuh und üexonuc »MaiimeCpncKec Wien, den 24. Mai 1907. Aleksa Ivic.

517 Eliska Kräsnohorskä. Unter den slavischen Literaturen kann nur die cechische und polnische so bedeutende weibliche Dichter aufweisen, wie Svetlä, Orzeszkowa, oder Konopnicka, Kräsnohorskä, deren Erscheinungen sich würdig den männlichen Repräsentanten dieser Literaturen anreihen. Die zwei letztgenannten sind sich in mancher Hinsicht so ähnlich, daß man unwillkürlich zu einer Parallele verleitet wird i). Beide sind so vielseitig tätig, beide stehen im Vordergninde der Frauenbewegung und so wie Konopnicka im vorigen Jahre ihr sechzigjähriges Jubiläum gefeiert hat, ebenso feiert Kräsnohorskä heuer am 18. November ihren 60. Geburtstag; aus diesem Anlasse sei hier kurz etwas über ihre Bedeutung in der cechischen Literatur gesagt. Kr. ist eine der ersten cechischen Dichterinnen (aber nicht der Dichter) und ihre umfangreiche Tätigkeit auch auf anderen Gebieten sichert ihr einen ehrenvollen Platz in der cech. Literaturgeschichte. Ihre Vielseitigkeit hat beinahe etwas ähnliches mit der Vrehlickys : denn sie schrieb Gedichte in allen möglichen Formen, sie schrieb Novellen, Dramen, sie übersetzte so wie Vrchlicky aus dem Englischen, Deutschen, Polnischen und auch Russischen ; sie schrieb literarische Essays und Abhandlungen, sie beteiligte sich so heftig und eifrig an allen literarischen Polemiken wie Vrchlicky — nur mit dem Unterschiede, daß sie im Jahre 1S78— 80 gegen üm^ im Jahre 1895—6 mit ihm kämpfte. Außerdem stand sie mit der Karolina Svetlä im Vordergrunde der Frauenbewegung seit den 70er Jahren und in den 90er Jahren übernahm sie die Führung selbst — in welcher Hinsicht sie viel geleistet hat. Sie redigiert seit dem Jahre 1875 die (damals einzige) Frauenzeitschrift »Zensk6 listy« und hier war und ist ihr zweites Forum zur Verbreitung des nationalen Selbstbewußtseins in den Reihen der damals so vernachlässigten, fremdsprachig erzogenen cechischen Mädchen und Frauen, dort kämpfte sie später füi* die Befreiung des Weibes aus den Fesseln, welche ihr nicht erlaubten, sich in sozialen, geistigen und materiellen Verhältnissen gehörig Siehe J. Karäsek, Slavische Literaturgeschichte, 11. Teil, S. 178.

516 Aleksa Ivic, Beiträge zur Kulturgeschichte des serbischen Volkes.<br />

die Rechnung für die > Schulordnung« , welche Ende 1776 erschienen war *).<br />

Bald darauf, am 24. Juli 17 77, bittet Kurzböck ihm die Summe von<br />

143 Gulden für zwei neugedruckte Bücher, von welchen das eine »Psko-<br />

BOACTBO K TiecTHOCTH H npaBocTH« (Methodeubuch) und das andere<br />

ȟpaBHJia MOHamecKafl< war, zu bewilligen 2]. Dadurch wird die Vermutung<br />

Safariks, daß diese »üpaBH.ia« im Jahre 1777 gedruckt sind,<br />

bestätigt 3).<br />

Die andere Absicht der österreichischen Regierung, durch die Gründung<br />

der Kurzböckschen Buchdruckerei das serbische Volk zur Union zu<br />

verleiten, verfehlte ihi'en Zweck gänzlich. Der Katechismus der linierten,<br />

den sie in serbische Schulen und Kii-chen einführen wollte, mußte von<br />

der Regierung zurückgezogen werden 4). Und als später die Regierung<br />

ganz unbedeutende Änderungen an dem Katechismus von JovanRajic vornahm,<br />

geriet das ganze Volk in solche Aufregung, daß die Regierung gezwungen<br />

war, eine Verordnung zu erlassen, nach welcher zukünftig die<br />

Religionslehre nicht mehr nach diesem Katechismus von Rajic gelehrt wird.<br />

Kurzböck, bei dem der Katechismus im Auftrage der Regierung gedruckt<br />

war, wendete sich jetzt an die Regierung, sie möge ihm den Schaden wegen<br />

der unverkauften Katechismen ersetzen. Dadurch entstand eine sehr interessante<br />

Diskussion zwischen den österreichischen Behörden, wer eigentlich<br />

verpflichtet sei, dem Kurzböck den erlittenen Schaden zu ersetzen.<br />

Hiermit wird ein zehnjäkriges Kapitel aus der serbischen Schulgeschichte<br />

und Kurzböckschen Buchdruckerei, das ich auf dem Grunde<br />

des <strong>Archiv</strong>materials zusammengestellt habe, abgeschlossen. Es war nicht<br />

meine Absicht, hier die damalige Schul- und Buchdruckereigeschichte zu<br />

schreiben. Ich wollte nur das bis jetzt noch unbekannte Material über<br />

diesen Gegenstand ans Licht bringen, um damit demjenigen die Aufgabe<br />

zu erleichtern, der es einmal unternehmen wird, die Geschichte selbst zu<br />

schreiben.<br />

Band 96.<br />

») Fin. Arch., Hung., Fase. 41, Nr. 120.<br />

2) 1. c. Nr. 99.<br />

3) Ct. HoBaKOBHh, CpncKa Eii6.morpa*uja, pag. 17.<br />

*) ^HM.PjTBapaii, ApxuMaHÄpHx JoBaHPajuh und üexonuc »MaiimeCpncKec<br />

Wien, den 24. Mai 1907.<br />

Aleksa Ivic.

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